Profilbild von Gelinde

Gelinde

Lesejury Star
offline

Gelinde ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gelinde über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jakobs Mantel

Jakobs Mantel
0

Jakobs Mantel, von Eva Weaver

Cover:
Ein kleiner Junge, der noch nicht weiß welches Grauen die Welt für ihn noch bereit hält.

Inhalt:
New York 2009. Bei einem Spaziergang mit seinem Enkel glaubt der ...

Jakobs Mantel, von Eva Weaver

Cover:
Ein kleiner Junge, der noch nicht weiß welches Grauen die Welt für ihn noch bereit hält.

Inhalt:
New York 2009. Bei einem Spaziergang mit seinem Enkel glaubt der alte Mika, auf einem Plakat einer Puppenspielbühne, den Mantel seines Großvaters Jakob zu erkennen.
Damit kehren die Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, an die lang verdrängten Schrecken des Warschauer Ghettos zurück.
Und er beginnt die Geschichte zu erzählen. Wie er zum Puppenspieler wird, wie er Max den deutschen Soldaten kennenlernt, wie er ein Doppelleben beginnt: einmal spielt er für kranke Kinder und die Waisen im Ghetto dann wieder für die deutschen Soldaten und Offiziere.
Auch Max bekommt die Gelegenheit von seinem Leben zu erzählen, von seiner Gefangenschaft im tiefsten Sibirien und seinen Leben das nie mehr zu einer „Normalität“ zurückkehrt.

Meine Meinung:
Der Einstig war für mich nicht einfach.
Der Erzählstil wirkte auf mich am Anfang recht distanziert, etwas zerrissen, sehr sprunghaft und dann wieder sehr poetisch an Stellen, an denen es für mich zu den schrecklichen Ereignissen überhaupt nicht passte. (Zitat: jetzt rollten ihr die Worte wie Murmeln aus dem Mund).

Der Mantel spielt eine ganz zentrale Rolle, immer wieder wird er mit seinen vielen Taschen und dem vielen Inhalt (u.a. Puppen) beschrieben. Und keiner merkt aber, dass dieser Mantel so viel enthält? Obwohl doch alle nur mit „Lumpen“ herumlaufen?

Auch die Abgrenzung/Trennung von Mika und Mika dem Puppenspieler, bzw. den einzelnen Puppen, die ein Eigenleben zu entwickeln scheinen, scheint mir recht unrealistisch.

Mein Verstand wehrt sich, doch bald übernehmen meine Gefühle und mein Herz läuft einfach über. Ich erlebe dieses unheimliche Grauen, diese Unmenschlichkeit, ich fühle Angst, Trauer und Hilflosigkeit. Was wurde diesen Menschen, in Warschau, im Ghetto (und an vielen anderen Orten) nur angetan? Den Familien, den Frauen, Kindern und Alten!!

Das kann man gar nicht alles in Worte fassen.

Auch die Kehrseite wird gezeigt. Wie junge Deutsche zu Soldaten wurden und in die Vernichtungsmaschinerie eingewebt wurden. Dann selber Gefangene wurden, ihre schreckliche Zeit in Sibirien und ihre Probleme bei ihrer Rückkehr.

Autorin:
Eva Weaver, in Deutschlang geboren, ging 1995 nach England und studierte dort Kunsttherapie.

Mein Fazit:
Ein Buch das nicht mit dem Verstand allein zu lesen ist, denn es gibt etliche Fehler und Widersprüche.
Aber das Herz und die Gefühle nehmen diese tragische und furchtbare Zeit auf und es fließen mehr als einmal Tränen.
Ein Mahnmal gegen Krieg in jeglicher Form. Hier wird speziell der Holocaust und die Gefangenschaft in Sibirien beleuchtet. Der Albtraum auf beiden Seiten.
Von mir 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Tage, die ich dir verspreche

Die Tage, die ich dir verspreche
0

Die Tage, die ich dir verspreche, von Lily Oliver

Cover:
Sehr zurückhaltend und doch wunderbar leicht. (Genau wie das Buch, trotz des sensiblen Themas).

Inhalt:
Gwen hatte Glück, sie hat ein Spenderherz ...

Die Tage, die ich dir verspreche, von Lily Oliver

Cover:
Sehr zurückhaltend und doch wunderbar leicht. (Genau wie das Buch, trotz des sensiblen Themas).

Inhalt:
Gwen hatte Glück, sie hat ein Spenderherz bekommen und die Transplantation gut überstanden. „Alles wird gut“ ist der Satz den sie am meisten hört und den sie am meisten hasst. Denn für sie selber ist gar nichts gut.
Psychisch geht es ihr immer schlechter, sie hat Schuldgefühle ihren Mitkranken gegenüber die kein Spenderorgan bekommen, sie hat Schuldgefühle gegenüber dem Spender und dessen Familie, kurz sie fühlt sich einfach unwürdig mit dem neuen Herzen zu leben. Sie kann sich einfach nicht glücklich fühlen, sie gerät in eine tiefe Depression. Sie fasst den Plan, dieses Herz einem anderen würdigeren Patienten zu schenken.
In einem Internetforum bietet sie ihr Herz an. Noah, der Moderator, denkt erst, dies ist ein Fake. Erst als Gwen mitten in der Nacht vor ihm steht, merkt er wie verzweifelt sie wirklich ist.
Er setzt alles daran Gwen Tage abzuringen und sie unbemerkt umzustimmen. Doch dazu stürzt er von einer Lüge in die andere.
Wird es einen Weg aus dieser Sackgasse geben………

Meine Meinung:
Diese mitreißende Geschichte erzählt von einer unglaublichen Verzweiflung, Mutlosigkeit und Trauer, ich hab unentwegt Tränen in den Augen und möchte ins Buch rein springen und Gwen wachrütteln oder ihr die Augen öffnen und helfen. Aber ich denke ich wäre genauso hilflos wie ihre Familie und ihre Umgebung.
Und in dieser hochemotionalen und traurigen Atmosphäre schaffe es die Autorin, zwischen den Zellen, den Worten, den Handlungen, Liebe, Hoffnung, Freundschaft, Glück, Zuversicht und ein Lächeln zu zaubern. So dass ich voller Spannung und Vorfreude jede neue Seite umblättere und mir wünschen kann, dass endlich der Knoten platzt. Es entsteht eine Hoffnung und Leichtigkeit, die wie die Sterne am Himmel, immer wieder durchschimmert.
Das Gefühlschaos wird so tief und echt beschrieben, dass ich zeitweise Gänsehaut hatte und mich teilweise genauso ohnmächtig und hilflos fühlte, egal ob Gwen, Noah oder sonst ein Beteiligter.
Gwen und Noah sind so wunderbare Charaktere, so toll beschrieben (auch ihr Umfeld) das es total realistisch wirkt. Auch ihre Gefühle und Gedanken, die sie sich einfach nicht offen eingestehen können.
Die ganze Geschichte ist auf wenigen Wochen komprimiert und doch passiert so viel, dass man am Ende des Buches das Gefühl hat Gwen und Noah ewig lange Zeit begleitet zu haben.

Autorin:
Lily Oliver wurde 1980 geboren und ist in München aufgewachsen, wo sie mit ihrem Mann lebt. Sie hat eine besondere Leidenschaft für gefühlvolle und bewegende Geschichten, in denen sie gerne vielschichtige Themen wie Organtransplantation aufgreift, um sie anderen Menschen nahezubringen.

Mein Fazit:
Ein wunderbares Buch, so tief, so emotional, so bewegend, das mich mitten ins Herz getroffen hat.
Dieses Buch werde ich bestimmt noch ein paarmal verschenken.
Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung und 5 Sterne mit **

Veröffentlicht am 15.09.2016

Niemand weiß, wie spät es ist

Niemand weiß, wie spät es ist
0

Niemand weiß, wie spät es ist, von René Freund.

Cover:
Wirkt ein bisschen wie eine Kollage, aber macht neugierig!

Inhalt:
Bei der Testamentseröffnung ihres Vaters erlebt Nora eine gewaltige Überraschung. ...

Niemand weiß, wie spät es ist, von René Freund.

Cover:
Wirkt ein bisschen wie eine Kollage, aber macht neugierig!

Inhalt:
Bei der Testamentseröffnung ihres Vaters erlebt Nora eine gewaltige Überraschung. Er hat eine „Bedingung“ an das Erbe geknüpft, die Nora doch so einiges abverlangt. Aber ihr Vater kennt sie sehr gut und hat auch schon das richtige zu Abschreckung der Ablehnung parat.
Und so ist Nora kurze Zeit später mit einem roten Koffer und einer Urne mit der Asche ihres Vaters auf einer Wanderung in Österreich unterwegs.
Und da dies allein nicht schon kurios genug ist, hat sie auch noch einen notariellen Begleiter (Bernhard) an der Backe, der sich auch als ganz besonderes Exemplar entpuppt.
Die täglich unterschiedlichen Nachrichten, des schon toten Vaters, (u.a. Videobotschaften) sind schon grenzwertig.

Meine Meinung:
Seit langem wieder einmal ein ganz ausgezeichnetes Buch, bei dem ich nur ins Schwärmen gerate und von Superlativen berichten kann.
Der Einstieg ist schon super klasse, ich bin sofort mitten drin in der Geschichte, es ist super lustig (richtig zweideutig) und informativ.
Die Personen und Charaktere werden sehr schön eingeführt und sehr lebendig und einzigartig beschrieben, so dass ich von jedem sofort ein Bild vor Augen habe. Jeder ist auf seine Art ganz besonders.
Nora und Bernhard sind für mich reale Personen und auch z.B. die Freundin Lilly ist eine Person die ich sofort ins Herz geschlossen habe und bei der ich mir wünsche, auch so eine Freundin zu haben.
Klaus, der verstorbene Vater, ist wieder eine ganz andere Generation.

Der Autor hat ein unglaubliches Talent für die Dialoge (aber auch die Handlungen), sie sind so super witzig, dabei überhaupt nicht übertrieben. Es sind herrliche Wortspielereinen und eine unglaubliche Situationskomik. Es gibt auf jeder Seite etwas zum Schmunzeln oder laut auflachen.
Aber auch die nachdenklichen und emotionalen Themen kommen nicht zu kurz.
Und immer wieder gibt es neue Wendungen und Überraschungen.
Es ist ein gekonntes Wechselspiel zwischen Lachen und Weinen, mehr als einmal bin ich mir wie auf einer Achterbahn der Gefühle vorgekommen.

Und dann das Ende:
Ende Gut -Alles Gut! Und wie Gut!!
Kein kitschiges Happy End, sondern ein einfach rundes ganz normales Ende das einfach sooooo gut passt.


Ich kenne auch andere Bücher vom Autor („Liebe unter Fischen“ und „ Mein Vater, der Deserteur“), auch die waren schon sehr gut, aber dieses hier ist absolut der Hammer.

Autor: René Freund, geboren 1967, lebt als Autor und Übersetzter in Grünau im Almtal. Er studierte Philosophie Theaterwissenschaft und Völkerkunde.


Mein Fazit:
Ich bin einfach echt hin und weg, ich bin voll begeistert. So humorvoll und doch so emotional. Seit langem wieder ein Buch das mich restlos überzeugt.
Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung.
Das Buch bekommt von mir 5 Sterne **

Veröffentlicht am 15.09.2016

Manduchai

Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin
0

Manduchai – Die letzte Kriegerin, von Tanja Kinkel

Cover bzw. Schutzumschlag:
Wunderschön. Aus dem schwarzen Hintergrund sehen wir ein kleines Kind das aus einer Schale Milch trinkt. Der Schriftzug, des ...

Manduchai – Die letzte Kriegerin, von Tanja Kinkel

Cover bzw. Schutzumschlag:
Wunderschön. Aus dem schwarzen Hintergrund sehen wir ein kleines Kind das aus einer Schale Milch trinkt. Der Schriftzug, des Titels ist schön geschwungen und der Namenszug der Autorin glänzt in Gold.

Inhalt:
Asien im 15. Jahrhundert, China und die Mongolei.
Geboren in völliger Machtlosigkeit, steigen zwei Frauen unabhängig voneinander, jeweils in ihrem Land, zur höchsten Macht auf.
Was ist es, das ihnen dazu verhilft?
Ein unbeugsamer Wille? Die Liebe zu ihrem Volk? Die Gabe, eigene Wünsche, ja sogar die Liebe hinten an zu stellen? Klugheit und visionäre Gedanken?
Wohl von allem etwas!
Und so dürfen wir in diesem Epos den schweren und steinigen Weg der beiden Frauen begleiten.

Meine Meinung:
Ein unglaubliches Epos.
Beim Lesen konnte ich in eine wunderbare und doch fremde Welt eintauchen.
Eine Welt mit einer teilweise so ganz anderen Denkweise. Vor allem die politische Hierarchie und wer jetzt wann gegen wen und warum…, konnte ich nicht immer nachvollziehen.
Aber es war einfach phänomenal die beiden Frauen zu begleiten. Zu sehen wohin der Wille, es besser zu machen, führen kann. Vieles war hart und unverständlich und nicht mit unseren heutigen Werten zu messen, und doch stieg eine Hochachtung vor beiden Frauen in mir, bei der ich mir gedacht habe solch ein Rückgrat und solch einen festen und unbeugbaren Willen (zum Guten) sollte es auch heute noch öfters geben.

Der Schreibstil ist einfach mitreißend, informativ, emotional, oder dramatisch, ganz genau so wie er für das jeweils erzählte sein muss. Es entstehen Bilder und Handlungen in meinem Kopf wie wenn ein Film vor mir abläuft oder ich mitten drin wäre.

Autorin:
Tanja Kinkel, geb. 1969 in Bamberg, studierte in München. Ihre Romane wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt.

Mein Fazit:
Ich bin absolut fasziniert von dem Buch und es hat absolut alles was ein historischer Roman braucht. Eine brillant erzählte Zeitepoche, mit außergewöhnlichen Personen und Charakteren.
Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lügenmauer

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
0

Lügenmauer, von Barbara Bierach

Cover:
Das Cover passt absolut zur Story.

Inhalt:
Der erste Fall für Emma Vaughan führt in die jüngere Vergangenheit 1964.
Emma selber wird von den meisten Kollegen eher ...

Lügenmauer, von Barbara Bierach

Cover:
Das Cover passt absolut zur Story.

Inhalt:
Der erste Fall für Emma Vaughan führt in die jüngere Vergangenheit 1964.
Emma selber wird von den meisten Kollegen eher abgelehnt. Als geschiedene Protestantin und dann auch noch alleinerziehen weckt sie in einem zutiefst katholischen, männlichen Polizeicorps meist nur Misstrauen.
Und dann kommt ausgerechnet der Mord an einem hochrangigen Mitglied der Kirche auf ihren Schreibtisch. Der erste Verdacht führt zur IRA, aber bald wird Emma klar dass dies die falsche Spur ist.
Mysteriöse Briefe führen in die Vergangenheit, zu jungen Müttern die unehelich Kinder zur Welt bringen. Und in eine Zeit und Familie in der die Ehre und das Ansehen der Familie über alles gestellt wird.
Und die Kirche spielt hier eine rabenschwarze Rolle.
Emma trifft auf eisiges Schweigen.

Meine Meinung:
Einfach unglaublich!!!

Sofort nach den ersten beiden Seiten war ich voller Spannung in der Geschichte drin und hab mir gedacht: WOW was für ein toller Schreibstil. Tolle Wortwahl, außergewöhnlich konstruierte Sätze die die Stimmung, die Handlung, die Personen, einfach die ganzen Emotionen und alles super rüberbringen.
Am Anfang haben wir drei Handlungsstränge, die aber durch die vorangestellten Jahreszahlen klar zu erkennen sind und sich gekonnt verflechten.

Der Prolog beginnt mit einer Vergewaltigung, aber wir erfahren keine Namen.
Nach ersten Irrwegen, wird so nach und nach klar um wen es sich handelt.
Aber damit ist die Spannung in keinster Weise flacher geworden, nein umso spannender wird es wie dieses unglaubliche Konstrukt von Lüge und Demütigung, vor allem in dieser jungen Vergangenheit (bin ich doch selber 1960 geboren) weitergeführt und verheimlicht werden kann.

Emma, ist mir sehr ans Herz gewachsen, hat sie doch selber eine Menge Probleme, die sie sehr menschlich machen (am Ende musste ich mit ihr weinen). Unbedingt möchte ich mehr von dieser Ermittlerin lesen.

Das Ende ist für mich ein Knalleffekt.

Autorin
Barbara Bierach, geb. 1965 in Mannheim und aufgewachsen am Bodensee, arbeitete nach ihrem Studium zunächst beim Bayerischen Rundfunk und beim Burda-Verlag. Sie leitete jahrelang die Management-Berichterstattung der Wirtschaftswoche. Sie ist eine bekannte Journalistin und Sachbuchautorin. Nach Jahren als Auslandskorrespondentin in New York und Sydney lebt sie heute im irischen Sligo, wo auch ihr erster Krimi Die Lügenmauer spielt.

Mein Fazit:
WOW, WOW, WOW !
Eine Story die packt, ein Schreibstil der nicht besser sein könnte.
Ein Buch das man nicht aus der Hand legen kann.
Und am Ende sage ich: Ja, gut so (auch wenn es gesetzlich nicht korrekt ist).
Von mir eine absolute Kauf- und Leseempfehlung und 5 Sterne.