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Veröffentlicht am 02.07.2018

Kein einfaches Buch

Die Unruhigen
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„Die Unruhigen“ ist kein einfaches Buch. Ich musste mich mehrmals während des Lesens bremsen, kurz innehalten und dann weiterlesen, sonst hätte ich zwar die Worte gelesen, aber nichts verstanden. Es ist ...

„Die Unruhigen“ ist kein einfaches Buch. Ich musste mich mehrmals während des Lesens bremsen, kurz innehalten und dann weiterlesen, sonst hätte ich zwar die Worte gelesen, aber nichts verstanden. Es ist die Geschichte einer Familie, die immer nur aus zwei Personen zur gleichen Zeit besteht: Vater + Mutter, Mutter + Tochter, Vater + Tochter, zusammengesetzt aus Gegenwärtigem und Vergangenem. Die Mutter fällt vor allem in ihrer Abwesenheit auf, der Vater mit seinen Regeln und seiner Struktur.

Linn Ullmann beschreibt ihre Beziehung zu ihrem (sterbenden) Vater, später auch zu ihrer Mutter aus wechselnden Perspektiven. Teilweise schreibt sie von sich in der dritten Person, baut Distanz auf und reißt sie im nächsten Moment wieder ein. Die Sprache bleibt dabei aber immer klar und schnörkellos, einfach, aber trotzdem elegant. Der Wechsel zwischen Er/Sie- Perspektive und Ich-Perspektive ist kaum spürbar, erfolgt fließend und stört den Lesefluss überhaupt nicht.

Die Geschichte ist zerstückelt, springt ständig zwischen den Handlungssträngen und -zeiten. Aber durch die gleichbleibende Erzählstimme und die Konstanz des Schreibstils verliert die Leserin den Faden nicht und kann jederzeit wieder in die Geschichte einsteigen.
Gegen Ende bekommt das Buch aber auch Längen, verliert sich in Wiederholungen und teilweise auch unnötigen Details. Die Beschreibung der skandinavischen Landschaft und des Ferienhauses des Vaters ist sehr gut gelungen, sie wirken greifbar und sehr anschaulich.

Ein unruhiges Buch, das aber ruhig und konzentriert erzählt wird, und auch wenn die einzelnen Bestandteile relativ unverbunden nebeneinander stehen, zieht sich das Thema des Romans, nämlich die Beziehung der Tochter zu ihren Eltern, konsequent über 400 Seiten.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Wunderschöne Sprache!

Häuser aus Sand
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Häuser aus Sand ist die Geschichte einer Familie, erzählt über 50 Jahre, beginnend 1963 in Nablus. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Frauen der Familie, es beginnt mit Salma, am Vorabend der Hochzeit ...

Häuser aus Sand ist die Geschichte einer Familie, erzählt über 50 Jahre, beginnend 1963 in Nablus. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Frauen der Familie, es beginnt mit Salma, am Vorabend der Hochzeit ihrer Tochter Alia und endet mit Alia, als alte Frau und Großmutter von vier Enkeln.

Der Inhalt ist schwierig zu beschreiben, da mit jedem neuen Kapitel die Hauptfigur wechselt und die Leserin jedes Mal einer anderen Figur über die Schulter schaut. Der Wechsel erfolgt meistens unvermittelt, manche Dinge werden nur angedeutet und erst viele Kapitel später wieder aufgegriffen und zu Ende geführt. Trotzdem hat man als Leserin das Gefühl eine abgeschlossene Episode zu lesen.

Erzählt wird die Zerrissenheit der Familie, die Handlung wechselt immer wieder den Ort und die Zeit, es ist eine Flucht vor den Unruhen des Nahen Ostens, die mal näher, mal ferner erscheinen. Den Krieg nimmt der Leser vor allem aus dem Fernseher oder durch Erzählungen einzelner Figuren wahr, erst am Ende spürt man die direkten Auswirkungen, erzählt durch die Augen zweier Kinder. Vor allem die jüngere Generation weiß nicht mehr, was ihre Heimat ist: wo sie aufgewachsen sind oder wo ihre Eltern/Großeltern aufgewachsen sind.

Das Buch ist durchweg fesselnd geschrieben, die Figuren lassen einen nicht mehr los und auch wenn es kein Buch ist, das man am Stück verschlingt, ist es definitiv spannend und lesenswert. Die Sprache der Autorin ist klar, poetisch und wunderschön. Man liest mit allen Sinnen, kann die Hitze spüren, die Farben sehen, die Früchte schmecken, die Düfte riechen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, aber mit vielen Rückblicken und Zeitsprüngen von bis zu zehn Jahren ausgestattet, die die Sprache abwechslungsreich machen. Es ist kein Buch zum Abschalten sondern eines zum Kennenlernen einer anderen Welt, eines das erinnert anstatt zu vergessen, ein Buch das bewusst macht.

Veröffentlicht am 02.09.2024

Wunderschön gestaltet

Das magische Funkeln
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In diesem Kinderbuch geht es um einen Bären, der sich nicht wie ein 'richtiger' Bär fühlt und sich auf eine Reise zu sich selbst begibt. Dabei hilft ihm eine Feder, die ihm dabei helfen soll.

Die ...

In diesem Kinderbuch geht es um einen Bären, der sich nicht wie ein 'richtiger' Bär fühlt und sich auf eine Reise zu sich selbst begibt. Dabei hilft ihm eine Feder, die ihm dabei helfen soll.

Die Illustrationen sind wunderschön! Farbenfroh, detailreich und super fantasievoll. Die Geschichte selbst spricht über Freundschaft, Verlust und Hoffnung – wichtige Themen, die auch Kinder gut verstehen können. Mir hat besonders der Illustrationsstil gefallen und wie fantastisch die Autorin die Bilder gestaltet hat. Besonders schön auch die goldenen Elemente! Auch die Geschichte ist wirklich schön und hat spannende Momente für Kinder und Erwachsene.

Insgesamt ist das Buch ein tolles Buch zum Vorlesen und Anschauen. Es bietet eine schöne Mischung aus tiefsinniger Botschaft und traumhaften Bildern, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen berühren. Ein echter Schatz für jedes Bücherregal!

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Witzig und neu

Verbrannte Gnade
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Eine lesbische, tättowierte Schwester, die Verbrechen aufklärt und ermittelt, das ist doch mal etwas ganz neues, was ich vorher noch nie gelesen habe!
Schwester Holiday ermittelt, als in der Klosterschule, ...

Eine lesbische, tättowierte Schwester, die Verbrechen aufklärt und ermittelt, das ist doch mal etwas ganz neues, was ich vorher noch nie gelesen habe!
Schwester Holiday ermittelt, als in der Klosterschule, in der sie unterrichtet, plötzlich Brände gelegt werden und irgendwie alle verdächtig sind.
Besonders gut haben mir die queeren Elemente gefallen, die immer wieder eingestreut werden und so eine Geschichte, die in der Vergangenheit vermutlich hetero erzählt worden wäre, auch auf queere Weise wunderbar darstellt.
Die Spannung in diesem Kriminalroman war jetzt nicht so riesig groß, aber ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt und auch die Nebenfiguren waren wirklich gut konstruiert und sehr interessant geschrieben.
Alles in allem ein wirklich interessanter Roman, mal ganz anders als bisher geschrieben und besonders durch die verschiedenen ungewöhnlichen Figuren lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Überzeugend

Sorry not sorry
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Anika Landsteiner erzählt von Scham, ihren Ursprüngen und warum besonders Frauen oft mit Scham zu kämpfen haben, wenn Männer dies nicht tun. Dabei geht es vor allem auch um Themen des Körpers und der Familie.
In ...

Anika Landsteiner erzählt von Scham, ihren Ursprüngen und warum besonders Frauen oft mit Scham zu kämpfen haben, wenn Männer dies nicht tun. Dabei geht es vor allem auch um Themen des Körpers und der Familie.
In verschiedenen Kapiteln werden sachbuchartig aber trotzdem einfach zu lesen verschiedene wissenschaftliche Hintergründe erläutert. Dazu beschreibt Anika Landsteiner immer wieder auch persönliche Erfahrungen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es lies sich flüssig lesen und war auch durchweg interessant. Einzig das Cover gefällt mir leider überhaupt nicht und wird der Qualität dieses Buches nicht gerecht.
Eine bessere Gestaltung hätte dem Buch sicher gut getan und einiges zur Lesefreude beigetragen.
Ansonsten würde ich das Buch allen empfehlen, die ein feministisches Interesse haben und sich gerne mit Gender Themen auseinandersetzen und dabei neues lernen möchten.

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