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Veröffentlicht am 13.10.2018

Eindrucksvolle Biografie

Queen Victoria
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Julia Baird beschäftigt sich in diesem 600 Seiten starken Werk mit Queen Victoria. 1819 geboren, rückt sie in der Thronfolge immer weiter nach oben, bis sie mit 18 Jahren den Thron besteigt. Als eigenwillige, ...

Julia Baird beschäftigt sich in diesem 600 Seiten starken Werk mit Queen Victoria. 1819 geboren, rückt sie in der Thronfolge immer weiter nach oben, bis sie mit 18 Jahren den Thron besteigt. Als eigenwillige, engagierte Königin prägt sie ein ganzes Zeitalter und gerät immer wieder mit den vorherrschenden Konventionen in Konflikte.

Königin Victoria ist die spannende Hauptfigur dieses Romans. Die Autorin beschreibt ihr Leben und ihre Person sehr feinfühlig und interessant. Es ist berührend von Victorias Verlusten, Erfolgen, schweren Entscheidungen, Zerwürfnissen und ihrem Glück zu Lesen, dass sie in der Ehe mit Albert erfährt. Die Erzählung ist logisch aufgebaut, beschäftigt sich kapitelweise mit den Lebensabschnitten der Queen. Zusätzlich werden das Wirken des Prinz Albert, der Angehörigen und politischen Weggefährten eindrücklich geschildert.

Als Sachbuch bzw. Biografie hat dieses Werk seine Stärken in der tiefgründigen und sehr ausführlich inhaltlichen Ausgestaltung. Es entsteht ein umfassendes Bild der viktorianischen Epoche. Die Erzählung um die Queen ist eingebettet in die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse dieser Zeit. Baird lässt die Atmosphäre Englands im 19. Jahrhundert aufleben, in der eine Frau zur Monarchin wird, neun Kinder großzieht und ein ganzes Land führt. Das Geschriebene lässt sich gut nachvollziehen. Durch die vielen Zitate aus den Tagebüchern der Queen und Aussagen anderer Personen wird die Erzählung sehr lebendig. Dadurch bleibt es bis zum Ende spannend.

Die meisten Kapitel sind schnell gelesen. Einige Teile des Buches sind dagegen langatmig und zu ausführlich erzählt. Es fällt zeitweise schwer die ganzen Personen einzuordnen und den Zeitsprüngen zu folgen. Neben der Begeisterung, die das Buch mit sich bringt, braucht es schon auch Interesse vonseiten der Lesenden, um dran zu bleiben.

Eine begeisternde und lehrreiche Biografie. Eindrucksvolle Einblicke in die viktorianische Epoche und das Leben und Wirken Queen Victorias.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Zauberhaft

Der Duft des Lebens
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Die Autorin hat unter ihrem Pseudonym Clara Maria Bagus den zweiten philosophischen Roman veröffentlicht. In „Der Duft des Lebens“ geht es um den Jungen Aviv, der mit einem weitreichenden Schicksal geboren ...

Die Autorin hat unter ihrem Pseudonym Clara Maria Bagus den zweiten philosophischen Roman veröffentlicht. In „Der Duft des Lebens“ geht es um den Jungen Aviv, der mit einem weitreichenden Schicksal geboren wird. Ein Mensch mit schwarzer Seele bedroht die Heimat des Jungen, alles verkommt und wird Seelenlos. Aviv soll den bösen Plan verhindern und wird dabei vom Jungen zum Mann.

Frau Bagus hat einen wunderbaren Roman mit Zügen eines Erwachsenenmärchen geschrieben, das sehr eindrücklich existenziellen Lebensfragen nachgeht. Es geht um Menschlichkeit in einer Gesellschaft, den Sinn des Lebens, die eigenen Träume und die Seele. Wie findet man seine Bestimmung? Wie wurde man zu dem, der man ist? Was macht das Mensch-sein aus? Wie lässt sich (Mit-)Menschlichkeit bewahren? Thematisch erinnert das Buch an „Momo“ von Michael Ende, die Reihe um „Hector“ von François Lelord und „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Ähnlich fantastisch entwickelt sich diese Geschichte.

Die Entwicklung des Jungen Aviv wird gemächlich und tiefgründig geschildert. Die Lesenden bekommen einen umfassenden Einblick in seine Empfindungen und Gedanken. Er gehört zu den sympathischen Figuren. Im Gegensatz zu dem abgrundtief bösen Kaminski, der seinen mörderischen Plan verfolgt. Dies lässt den Eindruck einer Märchenerzählung entstehen. Zwischen diesen platten und überzeichneten Gegensätzen versucht die Autorin jedoch zu vermitteln und die Schattierungen jedes Einzelnen aufzuzeigen. Die Sehnsüchte des Kaminski, die schlimmen Erlebnisse, die er gemacht haben muss, das zögerliche an Aviv. Damit macht Bagus eine Gratwanderung zwischen dem märchenhaft platt und eindeutigen gegenüber dem Versuch des vielschichtig und differenziertem. Die Geschichte bietet inhaltlich also eine interessante Mischung und geht über das Märchenhafte hinaus.

In kurzen nummerierten Kapiteln wird abwechselnd aus der Sicht von Aviv und Kaminski erzählt. Die Entwicklungen sind gut nachvollziehbar, wenn auch langwierig. Die Sprache ist sehr poetisch und bildreich. Die vielen Sprachbilder schaffen Atmosphäre und bleiben lange in Erinnerung. Es finden sich viele kluge Sprüche mit moralischen Botschaften, die in ihrer Menge fast schon übersättigend wirken. Die Sprache lädt also dazu ein sich darin zu verfangen und hängen zu bleiben, nachzudenken. Zudem stolpert der Text vereinzelt über deplatziert wirkende Wörter, wie „volles Bukett“, „glänzender Gagat“ und „panathenäische Preisamphore“. Insgesamt sprachlich eine ungewöhnliche Mischung, die auch irritierend wirken kann.

Trotzdem schafft es die Geschichte Spannung zu erzeugen, nimmt die Lesenden für sich ein und lässt sie darin abtauchen. Die Geschichte ist traurig, nachdenklich, macht ärgerlich und verzweifelt, erzeugt Hoffnung und Entsetzen. Emotional also vollkommen einnehmend.

Ein vielschichtiger Roman - mehr als ein Märchen. Mit großen Botschaften und einem Appell an die Menschlichkeit. Emotional einnehmend, sprachlich teilweise irritierend.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Gehaltvoll bis überladen

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden
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Der Journalist und Autor Christian Ankowitsch schreibt erneut ein Sachbuch zu menschlichen Grundsatzfragen. Diesmal befasst er sich mit dem Lösen von Problemen und zwar auf möglichst einfache Weise. In ...

Der Journalist und Autor Christian Ankowitsch schreibt erneut ein Sachbuch zu menschlichen Grundsatzfragen. Diesmal befasst er sich mit dem Lösen von Problemen und zwar auf möglichst einfache Weise. In drei Teilen geht er auf einfache Lösungen im Allgemeinen, dann auf konkrete Lösungsideen und abschließend auf den Wert von Problemen ein.

Ankowitsch schafft es schon auf den ersten Seiten seines Buches Interesse zu wecken. Obwohl das Buch teilweise langatmig wirkt und sich der Text ohne Unterbrechungen dahinzieht, kann der Inhalt immer wieder begeistern. Es gelingt dem Autor gut diesen Inhalt mit anschaulichen Beispielen zu durchsetzen. Zudem fördern einzelne hervorgehobene Sätze als Randbemerkung und die Endnoten den Lesefluss. Trotzdem ist es ein sehr „kopforientiertes“ Buch, das verstanden werden muss.

In dem Format des Sachbuches ist wohl begründet, dass der Text nur von den Überschriften unterbrochen wird. Das kann das Lesen herausfordernd machen. Anders als in Ratgebern, müssen die Lesenden selbst für „Verschnaufpausen“ sorgen. Denn: Hier wird Information an Information gereiht. Entsprechend nüchtern und gehoben ist die Sprache. Hat man sich daran gewöhnt, ließt sich der Text fließend.

Das Reizvolle an diesem Sachbuch ist die Bandbreite der angebotenen Lösungsansätze. Diese können zuerst banal erscheinen, werden von Ankowitsch jedoch immer verständlich und glaubwürdig in den Alltag eingeordnet. Weiter entsteht der Eindruck, dass die Lösungsansätze sinnhaft und praktikabel sind. Dies erreicht der Autor vor allem durch die vielen Experten, die er zitiert. Angenehm ist auch, dass Ankowitsch auf unaufdringliche Art überzeugt.

Das Buch ist sehr gehaltvoll und umfassend. In seiner Theorie zu einfachen Lösungen erfasst Ankowitsch die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Richtungen und gibt einen ausführlichen Überblick über Erkenntnisse aus Psychologie, Soziologie, Evolutionsbiologie, Wirtschaftwissenschaft, u.a. Das Lesen macht Spaß, da das eigene Wissen wiederholt und erweitert werden kann.

Ankowitsch gibt einen umfassenden Überblick über einfache Lösungsansätze aus den verschiedensten Wissenschaftsbereichen. Bewährtes anschaulich zusammengefasst. Informativ aber überladen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein ansprechender Ratgeber

Goodbye Beziehungsstress
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In ihrem zweiten Ratgeber zum Thema Partnerschaft verspricht Elena-Katharina Sohn den Abschied von Beziehungsstress. Dafür beschreibt sie in zwei Problem-analysierenden Kapiteln und einem Übungskapitel ...

In ihrem zweiten Ratgeber zum Thema Partnerschaft verspricht Elena-Katharina Sohn den Abschied von Beziehungsstress. Dafür beschreibt sie in zwei Problem-analysierenden Kapiteln und einem Übungskapitel ihre Erfahrungen aus der Beratung von Menschen in Liebesthemen. Angefangen mit zehn Beziehungsirrtümern geht es über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu glücklichen Partnerschaften und abschließend zum Erlernen der „Glücksherz-Methode“.

Elena-Katharina Sohn schafft es mit einer persönlichen Ansprache und vielen Beispielen die Lesenden mitzunehmen. Ihr Vorgehen von der Problembeschreibung zur Anleitung für einen neuen Umgang mit Partnerschaften wirkt dabei folgerichtig und gut strukturiert. Sohn erscheint kompetent und sympathisch, wodurch eine gewisse Nähe beim Lesen entstehen kann. Ihre Erfahrungen aus ihrer Arbeit klingen durchweg plausibel und sind gut nachvollziehbar.

Der Ratgeber lässt sich leicht lesen, ist gut verständlich. Mithilfe von Zusammenfassungen, Merksätzen und Abbildungen werden die Inhalte greifbarer und eindrücklicher. Das Lesen macht Spaß, es entsteht Interesse für das Thema und Motivation an sich selbst zu arbeiten. Das Buch liefert ein grobes Grundlagenverständnis und viele hilfreiche Ratschläge. Berührend sind die Beispiele, in denen bestimmte Verhaltensmuster klarer werden. Angenehm ist, das eine grundlegende Hoffnung und Wertschätzung vermittelt wird.

Nicht ganz so überzeugend ist das Punktesystem bei den Selbsttests, da es wenig aussagekräftig erscheint. Die Beschäftigung mit den Testfragen sollte ausreichen, um sich selbst und den eigenen Mustern näher zu kommen. Zudem ist die Nebenwirkung des starken Kategorisierens, das sich nicht Jeder angesprochen und gesehen fühlen kann.

Auch wenn es bereits eine Vielzahl von Ratgebern zu diesem Thema gibt, so sind die Schilderungen der Autorin doch interessant und hilfreich. Insgesamt ein lesenswerter Ratgeber mit ein paar Schwächen.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Ungewöhnliches Familienporträt

Familie und andere Trostpreise
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Der Amerikaner Sonny bekommt zu seinem 21. Geburtstag das Vermögen seines Vaters, des Guru Bim, vererbt. Sein Vormund Thomas überreicht ihm zeitgleich eine Liste mit Orten und Personen, die er in England ...

Der Amerikaner Sonny bekommt zu seinem 21. Geburtstag das Vermögen seines Vaters, des Guru Bim, vererbt. Sein Vormund Thomas überreicht ihm zeitgleich eine Liste mit Orten und Personen, die er in England aufsuchen soll, um seine Familiengeschichte zu ergründen. Sonny macht sich samt seinen ganzen Neurosen und seiner Drogenvergangenheit auf die Suche nach sich selbst.

Die Geschichte selbst ist reizvoll und ziemlich abgefahren. Die Begleitumstände der Situation und der Junge selbst sind merkwürdig und absurd. Es könnte alles in Abwegige abdriften bei der ganzen Esoterik, dem Zusammenleben in Kommunen, der ganzen Skurrilität. Tut es aber nicht. Die Autorin hat fast alles logisch und in vielen glaubwürdigen Details verpackt.

Nach und nach entsteht ein umfassendes Bild von Sonny und den anderen Personen. Dies ist insofern ganz angenehm, da es sowohl um positive als auch negative Eigenschaften der Beteiligten geht. Nur Sonny begegnet den großen Herausforderungen trotz seinen vielen Neurosen zu leicht – fügt sich zu leicht in die Geschichte. Immerhin war er drogenabhängig, hat viele Zwänge und Neurosen. Vielleicht passt dies aber auch zu der Art der Geschichte, die sich nicht allzu ernst nimmt und einen leichten Ton anschlägt.

Der Text liest sich fließend, ist in Briefform (der Junge schreibt an seine Mutter) geschrieben. Die Briefform ist günstig gewählt, da die Lesenden so Einblick in Sonnys Seelenleben und seine Gedanken bekommen. Die Erzählung ist sehr ausführlich und intensiv, hat eine kaum wahrnehmbare Spannung. Das Buch lässt sich deswegen zwischendurch immer wieder leicht weg legen. Die Lesenden sind gefordert immer wieder den Reiz der Geschichte zu erinnern, um das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Wenn das geschafft ist lässt sich der Faden jedoch leicht wieder aufnehmen. Am Ende des Briefes angekommen hat sich ein rundes Bild von der Familiengeschichte ergeben.

Die Autorin Martine McDonagh hat in „Familie und andere Trostpreise“ eine unterhaltsame nicht ganz leicht gängige Geschichte über die Suche eines jungen Mannes nach sich selbst geschrieben. Eine absurde Reise beginnt - mit vielen skurrilen Begegnungen, klugen und nachdenklichen Tönen.