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TochterAlice

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Dorfschönheit

Atemnot
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wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein ...

wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein überaus aktives Sexualleben mit zahlreichen wechselnden sowohl männlichen als auch weiblichen Partnern geführt hat, die teilweise sogar in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander stehen.

Da hat DCI Lou Smith, kürzlich erst zur Leiterin eines Ermittlungsteams ernannt worden, alle Hände voll zu tun. Sie ermittelt in alle Richtungen - und das sind unglaublich viele. Dadurch wird der ganze Fall ziemlich umständlich, ja sogar weitschweifig, auch wenn sie eigentlich eine sympathische Figur ist, der man gerne folgt - aber teilweise wird es leider richtig langweilig bzw. habe ich mehrfach den Faden verloren und musste zurückblättern.

Außerdem war Sex nicht nur beim Opfer ausgesprochen präsent, nein, auch im Ermittlungsteam knistert es - zwischen Lou und einigen männlichen Kollegen, vor allem nimmt aber einer von ihnen es mit der ehelichen Treue alles andere als genau und macht sich an alles Weibliche ran, das ihm über den Weg läuft. Und das ist einem mit Figuren förmlich überladenen Krimi - ein Thriller ist dies definitiv nicht, vielmehr ein guter, alter, englischer Whodunnit- nicht gerade wenig, es hat fast etwas von einem wiederkehrenden Element - aus meiner Sicht mit Nervpotential.

Fazit: ein Krimi mit aus meiner Sicht durchaus ansprechenden Ansätzen - aber soooo umständlich. Da geht der Spannung leider immer mal wieder die Puste aus.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Bedrohung einer Karrierefrau

Die Flügel, mein Engel, zerreiß ich dir
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Chloé hat es geschafft: den nervigen Ehemann ist sie los - auch wenn dieser das noch nicht so ganz zu begreifen vermag - die Karriereleiter in ihrer Werbeagentur weist steil nach oben und die Beziehung ...

Chloé hat es geschafft: den nervigen Ehemann ist sie los - auch wenn dieser das noch nicht so ganz zu begreifen vermag - die Karriereleiter in ihrer Werbeagentur weist steil nach oben und die Beziehung zum smarten Bertrand, um die sie viele beneiden, weist gerade so viel Nähe auf, wie sie es möchte bzw. ertragen kann. Doch dann tritt ein Schatten in ihr Leben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - sie wird beschattet bzw. verfolgt und zwar gerade dann, wenn es am grusligsten ist: mitten in der Nacht, in den dunkelsten Ecken - eben immer dann, wenn sie sich am verlassensten, am stärksten preisgegeben fühlt. Und dann beginnt er auch noch, Grenzen zu überschreiten, in ihre Wohnung einzudringen - nichts ist mehr, wie es war, ihr Innerstes ist angegriffen!

Wer kann das sein? Eine ganze Reihe von Kandidaten stünde hier zur Verfügung, sogar solche, die ihr eigentlich zugetan sind. Kann es sein, dass sie nur eine Fassade aufrechterhalten? Ich konnte mich schon nicht in Chloé hineinversetzen, empfand sie als zickig, mitunter sogar als verabscheuenswert, obwohl sie in ihrer Kindheit Traumatisches durchlebt hatte, was einiges verstehen ließ. Aber trotzdem...

Das alles wird ein einem typisch französischen, eleganten Stil geschildert: kurze, ja fast abgehackte Sätze, immer wieder gefolgt von ergänzenden Erläuterungen. Fast fühlt man sich wie in einem dieser ganz besonderen, atmosphärischen Filme von Louis Malle oder Francois Ozon. Doch ein klein bisschen zu glatt ist mir die Welt, in der das ganze stattfindet, ein wenig zu businesslike. Und ehrlich gesagt, mir persönlich ist der Stil auch zu anstrengend, ich fühle mich in dem Buch nicht so recht zu Hause, bis zum Schluss nicht. Und als originell habe ich zwar den Stil, nicht jedoch den Inhalt empfunden.

Ja, all das passt zum Umfeld der Werbeagentur, doch ab und an fühlt sich der Leser selbst umworben, wenn auch nicht klar wird, welches Produkt er erwerben soll. Ach ja, es ist das vorliegende Buch! Aber das hat er doch bereits - wozu ist also dieses Getue nötig? Ein Thriller in einer Werbewelt, zwar enthüllend, doch auch immer wieder auf Distanz, bis zum Schluss. Auf jeden Fall etwas Ungewöhnliches für den Thrillerfreund, der, was den Stil angeht, beim Lesen neue Wege beschreiten will!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Schwanger mit fünfzehn

Fuck you Leben!
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ist nicht unbedingt etwas, das man sich oder nahestehenden Personen wünschen würde - Hannah passiert genau dies und zunächst vertraut sie sich nur ihrer Oma, ihrer Gran, wie sie sie als cooles englisches ...

ist nicht unbedingt etwas, das man sich oder nahestehenden Personen wünschen würde - Hannah passiert genau dies und zunächst vertraut sie sich nur ihrer Oma, ihrer Gran, wie sie sie als cooles englisches Kid nennt, an. Und diese reagiert ungewöhnlich verständnisvoll - ich zumindest bin sicher, dass mir von ausgerechnet dieser Seite alles andere als Verständnis entgegengekommen wäre. Aber natürlich ist es auch bei Hannah längst nicht so, dass ihr nur Verständnis entgegenschlägt. Vor allem, weil es etwas gibt, das sie niemandem anvertraut...

Überhaupt sollte man sich losmachen von so einigen moralischen Vorstellungen, die man - zumindest ich - so hegt: es entsteht der Eindruck, dass Hannah und ihre Freunde ein ausgesprochen aktives Sexualleben mit durchaus wechselnden Partnern pflegen, was weder bei mir, noch bei den Leuten, bei denen ich das bewerten kann und die teilweise jetzt gerade im entsprechenden Alter sind, der Fall war.

Doch entwickelt sich vieles in diesem Buch anders, als zunächst angenommen: Hannah ist schon ein ganz besonderes Mädchen, das vielen besonderen Menschen begegnet - wobei einige von ihnen zugegebenermaßen besonders unangenehm sind.

Macht man sich also wie ich frei von vorgefassten Meinungen, wird man hier von einem durchaus berührenden Roman überrascht, der so einiges über das Leben offenbart. Vor allem dies: Hilfe bzw. Zuspruch kommt häufig von unerwarteter Seite und man sollte nie meinen, man hätte schon alles erlebt.

Ein Buch für Jugendliche, die ihren Horizont erweitern oder auch erfahren wollen, wie es anderen so ergeht und wie diese ihre Probleme lösen - aber auch durchaus eines für Erwachsene, die offen sind.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Das Kind, das aus dem Keller kam

Kellerkind
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bzw. von der Polizei dort rausgeholt wurde, ist eigentlich schon ein Teenager und hat Blut an den Händen. Hat der Junge etwas mit dem Tod der überaus brutal ermordeten Frau in dem Haus zu tun, deren Leiche ...

bzw. von der Polizei dort rausgeholt wurde, ist eigentlich schon ein Teenager und hat Blut an den Händen. Hat der Junge etwas mit dem Tod der überaus brutal ermordeten Frau in dem Haus zu tun, deren Leiche entdeckt wurde, als ihr Blut pünktlich zur Abendbrotzeit durch die Decke der drunter liegenden Wohnung tropfte? Rasch stellt sich heraus, dass es sich um den 14jährigen Oliver Baptiste handelt und aufgrund diverser Verknüpfungen bleibt er auch langfristig im Visir der Ermittler - einem durchaus vielversprechenden 3er-Team, das irgendwo zwischen zünftigen Regionalermittlern mit humorigen Einsprengseln und schwermütigen Skandinaviern à la Arne Dahl angesiedelt ist. Und Heftiges, ja, Heftigstes kommt heraus, es geht um Missbrauch in vielerlei Hinsicht - wahrlich ein Krimi für hartgesottene Leser!

Denn es geht ganz schön brutal ab in Nicole Neubauers in München spielendem Krimidebüt: die Autorin hat hier einen überaus bildhaften Krimi - ich würde aufgrund des vielen Blutes fast dazu neigen, ihn als Thriller zu bezeichnen - geschaffen. Blutig und überaus wortreich! Die Autorin, durchaus eloquent, bedient sich bei ihren Ausführungen einer so reichhaltigen Sprache, dass es mir ab und an mal zu viel wurde. So viel Dichte, ein solcher Reichtum an Worten drückt durchaus auch mal auf die Spannung, was bei dem vielschichtigen, oft auch tiefsinnigen Plot nicht hätte passieren müssen und dem Leseeifer doch um einiges abträglich ist..

Ein interessanter Krimi, aber einer, der durchaus noch Potential hat: Luft nach oben, sagt man ja auch gern. Ich hoffe, die Serie mit diesem durchaus verheißungsvollen Ermittlerteam geht weiter - ein wenig professioneller und "zackiger", was den Schreibstil anbelangt. Nicole Neubauer - eine Autorin, die man sich auf jeden Fall merken sollte!

Veröffentlicht am 27.07.2018

So könnte es sein

Der Preis der Treue
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Ja, so könnte es sein, wenn ein Mann seine Frau betrügt - wobei "betrügen" hier eine Untertreibung sondergleichen ist: Er lebt nämlich faktisch mit seiner Geliebten Alix zusammen in Paris, seine Frau und ...

Ja, so könnte es sein, wenn ein Mann seine Frau betrügt - wobei "betrügen" hier eine Untertreibung sondergleichen ist: Er lebt nämlich faktisch mit seiner Geliebten Alix zusammen in Paris, seine Frau und seine Tochter sieht er nur am Wochenende in Marseille - und selbst dann nicht immer. Es ist also eher schon "richtige" Bigamie: der feine Herr, dessen Namen wir nicht kennenlernen, hat quasi zwei Familien, wobei Alix von der anderen Familie weiß, diese jedoch keine Ahnung hat - oder doch?

Der feine Herr - so will ich ihn nennen, denn einen Namen hat er nicht, hat in dem ganzen Buch nur Alix - alle anderen definieren sich nach Verwandtschaftsgraden wie Ehefrau, Tochter, etc. - betrügt seine Frau nicht nur, nein, er nutzt sie auch aus, denn in ihrer Obhut befindet sich auch sein Vater, der nicht mehr allein leben kann. Ihr obliegt die ganze Sorge um die Familie, Alix hingegen ist für das gemeinsame Leben in Paris zuständig, wo der feine Herr kaum einen Finger rührt.

Ein Filou also? Oder doch ein Mann wie jeder andere? Ich hoffe nicht, denn in der Haut seiner Ehefrau möchte ich nicht stecken. Aber sollte man ihr wirklich die Daumen drücken, dass die Entscheidung für sie fällt? Wird überhaupt eine Entscheidung fallen? Nun, verraten werden soll es nicht, denn der Leser sollte sich doch selbst einen Einblick verschaffen - wenn er es denn als lohnenswert empfindet.

Genau das ist nämlich die Frage!
Die junge Autor Diane Brasseur schreibt wunderbar: flüssig, elegant, stilvoll - aber nicht unbedingt originell. Und ob es realistisch ist, ist hier die Frage, denn sie schreibt als noch recht junge Frau aus der Perspektive eines Mannes in den besten Jahren. Rasch drängt sich dem Leser der Gedanke auf, ob sie, ob jemand aus ihrem Umfeld möglicherweise in einer ähnlichen Rolle gesteckt hat. Teilweise ändert sich die Sprache und ist sehr offen, teilweise gar vulgär, wodurch der gefällige Stil aus meiner Sicht stellenweise unterbrochen wird, auf unangenehme Art und Weise, wie ich finde.

Aber das ist Geschmackssache. Die Kernfrage aus meiner Sicht ist eher die folgende: Ist das Buch, ist seine Botschaft wichtig, ja ist sie "groß" genug, um dieses Buch zu einer lohnenswerten Lektüre werden zu lassen? Ich selbst beantworte sie mit einem "jein": ein ganz nettes Buch für zwischendurch. Eines, das man gelesen haben kann, aber nicht muss.