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Veröffentlicht am 15.09.2016

spritzig, unterhaltsam, emotional

Ich und die Walter Boys
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Jackie verliert bei einem Unfall ihre Eltern und ihre Schwester. Als wenn das Schicksal nicht schon genug hart zugeschlagen hat, muss sie nun auch noch ihr Zuhause in New York verlassen und zur Familie ...

Jackie verliert bei einem Unfall ihre Eltern und ihre Schwester. Als wenn das Schicksal nicht schon genug hart zugeschlagen hat, muss sie nun auch noch ihr Zuhause in New York verlassen und zur Familie der Schulfreundin ihre Mutter, die nun ihr Vormund ist, nach Colorado ziehen. Die Pferderanch der Walters liegt völlig abgeschieden und Jackie muss plötzlich mit zwölf Jungs unter einem Dach leben.

Doch die Walter Boys empfangen Jackie gar nicht erfreut und zeigen ihr entweder die kalte Schulter oder machen Spässe auf ihre Kosten. Zum einen ist ihr diese wilde Jungswelt total fremd und zum anderen gibt es unter den Jungs einige Regeln, die sie noch nicht kennt. Doch nach und nach lernt sie die einzelnen Familienmitglieder besser kennen und an der Schule verhilft ihr der Umgang mit den Walters zu neuen Freunden.
Doch man kann sich gut vorstellen, was ein Mädchen in einem Haushalt voller pubertierenden Jungs anstellen kann ....

Jackie ist eine starke Protagonistin. Ihre Eltern waren sehr reich und sie ist somit Luxus gewöhnt. In ihren massgeschneiderten Kleidung hat sie immer eine Privatschule besucht und übers Wochenende ist man auch kurz zum Sonnentanken ans Meer geflogen. Somit muss sie nicht nur den Verlust ihrer Familie verkraften sondern sich auch noch in einer völlig ungewohnten Umgebung zurecht finden. Dabei muss sie lernen, ihren Kontrolldrang etwas zurückzuschrauben und ab und zu über ihren Schatten springen.

Ich hatte grossen Spass mitzuverfolgen, wie Jackie die Walter Boys nach und nach besser kennen- und schätzen lernt.
Es ist fast unglaublich, wie Ali Novak es schaffte, jedem ihrer Charaktere ein eigenes Gesicht zu geben und diese auch noch lebendig werden zu lassen. Bei so vielen Personen ist das wirklich eine grosse Kunst und "Ich und die Walter Boys" lebt genau von all diesen tollen Figuren und den Gefühlen und Spannungen zwischen ihnen.
Sehr praktisch ist, dass am Anfang und am Ende ein kurzer Steckbrief zu jedem Walter Boy notiert ist, so dass man sich da jeweils kurz orientieren kann, von wem nun die Rede ist.

Wo am Anfang des Buches das Kennenlernen und die Streiche im Vordergrund stehen, nehmen dann Jackies Gefühle immer mehr Raum ein. Es erstaunt nicht, dass Jackie auch in Sache Liebe den Kopf entscheiden lässt, doch das Hin und Her hat mich doch ein Wenig gestört.

Ali Novaks Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Sie erzählt ihre Geschichte aus der ich-Perspektive von Jackie, so dass man sich wirklich gut in die Protagonistin hineinversetzen kann.
"Ich und die Walter Boys" legt die nötige Portion Ernsthaftigkeit an den Tag, ist aber auch immer wieder humorvoll und sehr emotional. Kaum begonnen, entpuppt sich das Buch als ein richtiger Pageturner, den ich kaum noch aus der Hand legen konnte.

Fazit:
spritzig, unterhaltsam, emotional
"Ich und die Walter Boys" punktet vor allem mit seinen vielen tollen Charaktere und den zwischenmenschlichen Beziehungen. Ali Novak hat es geschafft, eine äusserst kurzweilige Geschichte amüsant, aber auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu verpacken, so dass man am liebsten gleich einen zweiten Band auspacken würde.
(4.5 Sterne)

Veröffentlicht am 15.09.2016

eindringlich, feinfühlig, stark

Flügel aus Papier
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Der polnische Journalist Marcin Szczygielski hat mit "Flügel aus Papier" sein erstes Kinderbuch geschrieben. Er findet, dass ein einfaches Buch eine Zeitmaschine sei und man dadurch ein Stück Vergangenheit ...

Der polnische Journalist Marcin Szczygielski hat mit "Flügel aus Papier" sein erstes Kinderbuch geschrieben. Er findet, dass ein einfaches Buch eine Zeitmaschine sei und man dadurch ein Stück Vergangenheit kennenlernen könne. So hat er sich an historische Fakten gehalten. Auch Rafal hat es wirklich gegeben, jedoch nicht alle Abenteuer, die er erlebt hat. Vor allem hat der Autor noch einen überraschenden Aspekt eingewoben, der die Geschichte einzigartig macht.

Der achtjährige Rafal erzählt aus seinem Leben im Bezirk, dem Warschauer Ghetto. Er ist froh, mit seinem Grossvater zusammen in einem Zimmer zu wohnen, doch sein Leben ist geprägt von Hunger und Verlust. Doch er hat das Lesen entdeckt und so geht er regelmässig in die Bibliothek und leiht da schon sehr anspruchsvolle Literatur aus. So kommt er an "Die Zeitmaschine", ein Buch, das ihn prägen wird.

Rafal ist wirklich ein beeindruckender Protagonist. Er musste schon so viel Leid erfahren und doch ist er zufrieden mit dem, was er hat, erfreut sich an Kleinigkeiten und würde alles für seinen Grossvater tun. So erobert er das Leserherz im Sturm

Zu Recht wurde Marcin Szczygielski für „Flügel aus Papier“ mit dem Astrid-Lindgren-Manuskriptpreis ausgezeichnet, denn er hat wirklich ein sehr wichtiges Buch geschrieben. Eines der wenigen Kinderbücher ab 10 Jahren, das die damalige Situation der Juden realistisch schildert. Durch den kindlichen Blickwinkel wird einiges anders wahrgenommen, aber nicht beschönigt.
Und dann findet man ganz überraschend noch ein fantastisches Element in der Geschichte, das mich erst etwas irritiert hatte. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Wendung in einem so ernsten Thema gefällt, doch am Ende geht alles auf und das Zielpublikum wird bestimmt begeistert davon sein.

"Flügel aus Papier" wird ab 10 Jahren empfohlen, aber ich finde es wichtig, dass man die Kinder damit nicht alleine lässt. Es werden ganz bestimmt Fragen und Redebedarf auftauchen.

Fazit:
Ein einfaches Buch ist eine Zeitmaschine.
So verleihen Bücher Rafal Flügel, so dass er für einige Zeit sein hartes Leben im Warschauer Ghetto hinter sich lassen kann und uns zeigt "Flügel aus Papier" ein Stück Zeitgeschichte, das nicht vergessen werden darf. Eindringlich und feinfühlig erzählt Marcin Szczygielski Rafals Geschichte, seinem Leben im Bezirk und seiner Flucht.
(4.5 Sterne)

Veröffentlicht am 15.09.2016

1A Lesestoff und alles andere als 0815

Angelfall - Nacht ohne Morgen
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Sechs Wochen sind seit dem Angriff der Engel ins Land gezogen, bei dem die Welt total verwüstest und die Menschheit seither unterjocht wird. Gangs machen die Strassen unsicher und plündern nach und nach ...

Sechs Wochen sind seit dem Angriff der Engel ins Land gezogen, bei dem die Welt total verwüstest und die Menschheit seither unterjocht wird. Gangs machen die Strassen unsicher und plündern nach und nach die Häuser. Penryn macht sich mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Paige, die im Rollstuhl sitzt, auf, ihre Wohnung zu verlassen und sich auf die Suche nach einer sicheren Unterkunft zu machen, als sie auf eine Gruppe Engel stossen. Dabei wird Paige von einem der rachsüchtigen, geflügelten Wesen entführt.

Die Engel haben in diesem Buch nichts mit den sanftmütigen, Harfe spielenden Geschöpfen in weissen Roben zu tun. In "Angelfall" verkörpern sie das Böse, den leibhaftigen Horror. Sie haben Millionen von Menschen umgebracht und die Welt in Schutt und Asche gelegt.

Schnell realisiert Penryn, dass es nur eine Möglichkeit gibt, ihre Schwester zu retten, und zwar eine Teamarbeit mit dem Feind, in Form des Engels Raffe. So bilden die beiden eine Schicksalsgemeinschaft und machen sich auf den Weg nach San Francisco. Penryn ist sehr tough und alles andere als auf den Mund gefallen, Raffe ist arrogant und seine Sprüche triefen oft vor Sarkasmus. So sorgen heftige Wortgefechte für reichlich Schmunzelmomente beim Leser.

Die Geschichte wird komplett im Präsens aus der Sicht von Penryn erzählt. Sie ist eine wirklich ausserordentlich toughe, loyale Protagonistin und sie weiss sich mit Worten und Fäusten zu wehren. Um ihr Ziel, ihre Schwester zu befreien, zu erreichen, tut sie alles. Für einmal ist die Heldin nicht aus dem Nichts entsprungen sondern hat einleuchtende Hintergründe, auch wenn diese wirklich erschüttend sind.
An ihrer Seite finden wir den Engel Raffe, der alle gängigen Klischees sogar noch übertrifft: Er sieht noch besser aus, ist noch arroganter und selbstverliebter, er gibt sich unschlagbar und fühlt sich zu gut für diese Welt. Die Momente, in denen man einen kurzen Blick hinter seine Fassade werfen kann, sind wirklich selten gesät, doch diese reichen aus, um ihn sogleich ins Herz zu schliessen.

Susan Ee hat wahrlich sehr facettenreiche und spezielle Charaktere entworfen. Solch schräge Persönlichkeiten wie die Mutter von Penryn sind mir noch kaum untergekommen. Sie stösst einen Einkaufswagen mit leeren Flaschen und faulen Eiern durch die Gegend, fühlt sich von Dämonen verfolgt, verschwindet regelmässig spurlos und taucht an den scheinbar unmöglichsten Stellen plötzlich wieder auf. Dazu kommt, dass man einfach nicht weiss, woran man bei ihr ist und ich befürchte, dass sie total unterschätzt wird.

"Angelfall" ist nervenaufreibend spannend, vor allem aber auch äusserst brutal. Dessen muss man sich vor der Lektüre wirklich bewusst sein. Auch wenn man nicht zart besaitet ist, muss man Adrenalinschübe und Herzaussetzer in Kauf nehmen. Vor allem gegen das Ende häufen sich die Schockmomente und enden in einem gruseligen Horrorszenario.
Die Geschichte beinhaltet sowohl Elemente einer Dystopie, eines Endezeit-Romans, von Urban Fantasy und mindestens eine Szene könnte auch in einem Horrorbuch zu finden sein. Eine wirklich teuflische Mischung - dramatisch, brisant und mitreissend.

Der Schreibstil von Susan Ee hat mir ausserordentlich gut gefallen. Sie schafft den Spagat zwischen blumigen Beschreibungen und hochgradigen Schockmomenten perfekt. Mit ihren Beschreibungen baut sie eine enorm dichte und düstere Atmosphäre auf, lässt die Spannung immer weiter bis ins beinahe Unermessliche steigen und entwickelt einen so enormen Sog, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.

Fazit:
Was ist das Geheimrezept von "Angelfall"?
Man nehme die besten Attribute aus den Genres Dystopie, Endzeit-Roman und Urban Fantasy, füge reichlich Schockmomente, Gruseleffekte, Sarkasmus und eine Prise Liebesgeschichte dazu und fertig ist "Angelfall". Eine perfekte Mischung, 1A Lesestoff und alles andere als 0815 .... definitiv lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

gute Kurzgeschichten zu schreiben ist eine Kunst

Night of Cake and Puppets
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Zuzana war mir schon im ersten Band "Daughter of Smoke and Bone" ans Herz gewachsen und ohne sie wäre Karou wohl in "Days of Blood and Starlight" verloren gewesen. Oft war sie der einzige Lichtblick und ...

Zuzana war mir schon im ersten Band "Daughter of Smoke and Bone" ans Herz gewachsen und ohne sie wäre Karou wohl in "Days of Blood and Starlight" verloren gewesen. Oft war sie der einzige Lichtblick und schnell stand für mich fest, dass Zuzana die allerbeste Freundin ist, die man sich vorstellen kann. So freute ich mich riesig darauf, sie nun in "Night of Cake and Puppets" besser kennenzulernen.

Und auch Zuzana möchte jemanden besser kennenlernen, nämlich den Violinenspieler Mik. Doch obwohl sie sonst nicht auf den Mund gefallen ist, traut sie sich nicht recht, ihn anzusprechen. Und so organisiert sie für ihn eine geheimnisvolle Schnitzeljagd durch Prag. Sie möchte ihn unbedingt verzaubern und womit ginge das besser, als mit einigen Scuppies ihrer Freundin Karou?

Obwohl Zuzana gerade einmal 150cm gross ist, darf man die Puppenmacherin wirklich nicht unterschätzen. Sie ist kratzbürstig und tough, schlagfertig und manchmal sogar böse. Nur beim Geiger Mik wird sie plötzlich schüchtern und zurückhaltend.

Obwohl "Night of Cake and Puppets" ganz anders als die Trilogie und 'nur' eine Zusatzgeschichte ist, verströmt sie den gleichen Lesesog, den gleichen Zauber. Die Autorin versteht es auch auf gerade einmal 88 Seiten eine derart magische Atmosphäre zu kreieren, dass man sich Zuzanas Puppen, Miks Geigenspiel und Prag nicht entziehen kann.
Ich fand es sehr spannend, zu entdecken, wer Zuzana ist und warum sie so geworden ist.

Bei Kurzgeschichten bin ich normalerweise sehr skeptisch, doch hier habe ich für einmal gar nichts auszusetzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, ein ganzes Buch mit Zuzana im Mittelpunkt zu lesen ....

Laini Taylor kann einfach schreiben. Obwohl die Kurgeschichte 'nur' 88 Seiten umfasst, konnte sie mich damit fesseln und verzaubern. In zum Teil wunderschönen Sätzen und mit reichlich Sarkasmus, bringt sie einem Zuzana und Mik näher. Das schafft sie auch deshalb, weil wir die ich-Perspektive beider Protagonisten erleben.

Fazit:
Gute Kurzgeschichten zu schreiben ist eine grosse Kunst und auch die beherrscht Laini Laylor. Sie schafft es, "Night of Cake and Puppets" in eine ausserordentliche Atmosphäre zu packen und schenkt Zuzana und Mik einen unvergesslichen und magischen Abend.
Somit kann ich dieses E-Short alle Fans von 'Zwischen den Welten" nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannender Zukunftsthriller

Mind Games
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Auch "Mind Games" von Teri Terry spielt in der Zukunft. Die Menschen sind einen grossen Teil ihres Lebens online. Mit Hilfe eines Implantats können sie sich in der virtuellen Realität ausleben und der ...

Auch "Mind Games" von Teri Terry spielt in der Zukunft. Die Menschen sind einen grossen Teil ihres Lebens online. Mit Hilfe eines Implantats können sie sich in der virtuellen Realität ausleben und der Körper kann sich nebenbei sogar erholen.
Lunas Mutter war eine sehr berühmte Hackerin, doch seit sie wegen einem Online-Game starb, ist Luna eine Verweigerin. Das heisst, sie hat kein Implantat und ist nur sehr selten online. Da auch der gesamte Unterrichtsstoff online vermittelt wird und nur sehr wenige Schüler aus religiösen und medizinischen Gründen (für uns) 'normal' unterrichtet werden, ist Luna eine Aussenseiterin und oft einsam.

Die Geschichte ist aus der ich-Perspektive von Luna geschrieben, so dass man immer weiss, was sie denkt und fühlt.
Auch die beiden Hacker Hex und Gecko sowie Lunas Grossmutter, die alle verrückt halten, haben mir als Charakter sehr gut gefallen. Die Familie blieb mir dafür etwas zu blass, was aber für die Handlung nicht weiter tragisch war.

Die virtuelle Welt, die die Autorin entworfen hat, wird natürlich von Technik und Fortschritt dominiert. Trotzdem ist sie nicht so weit hergeholt, dass man sich nicht vorstellen kann, dass dies wirklich einmal so geschehen könnte.
Die meisten Menschen ab 10 Jahren können sich über ihr Implantat vernetzen und eine grosse Firma lenkt das ganze. Da ist es schon fast vorprogrammiert, dass diese enorme Macht missbraucht werden muss.

Teri Terry hat eine sehr komplexe Welt entworfen und gerade zu Beginn wird man etwas mit speziellen Wörtern, wichtigem Hintergrundwissen und Technikdetails bombardiert, so dass ich etwas Zeit brauchte, um mich zurecht zu finden. Doch sobald dies geschehen war, entwickelte die Geschichte einen derartigen Sog, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Der Spannungsbogen in "Mind Games" ist perfekt gespannt, nur am Ende ging mir dann alles ein bisschen gar schnell.

Richtig klasse fand ich, dass Teri Terry ihre Slated-Trilogie als virtuelle Welt 'Gelöscht 12' in dieses Buch einbaute. Ich habe mich auf jeden Fall riesig gefreut, einen weiteren Blick auf Kyla zu werfen, auch wenn es nur ein ganz kurzer war.

Zukunftsthriller? Science Fiction? Dystopie?
Muss man ein Buch eindeutig einem Genre zuordnen können? Wenn ein Buch so fesselnd wie "Mind Games" ist, spielt das keine Rolle. Hauptsache ich habe auch in Zukunft genug Zeit, in ihre futuristischen Welten abzutauchen.

Fazit:
Mit "Mind Games" beweist Teri Terry einmal mehr, dass sie durchdachte futuristische Welten entwerfen, interessante Charaktere skizzieren und vor allem sehr spannend schreiben kann. Ihre neuen Büche werden wohl alle von mir gelesen werden müssen.
(4.5 Sterne)