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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2019

ein verzwickter Fall

Gieriger Zorn
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"Stumme Wut", der erste Fall für DCI Matilda Darke von Michael Wood hatte mich begeistert, deswegen war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt. Bei "Gieriger Zorn" geht es spannend los mit dem Auffinden ...

"Stumme Wut", der erste Fall für DCI Matilda Darke von Michael Wood hatte mich begeistert, deswegen war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt. Bei "Gieriger Zorn" geht es spannend los mit dem Auffinden eines brutal zusammengeschlagenen und erschossenen Mannes, die Frau an seiner Seite wurde ebenfalls angeschossen, lebt aber noch.

Matilda ermittelt mit ihrem Team im Fall, es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Im Vergleich zu Teil eins ist Matilda in einer viel besseren Verfassung. Sie hat ihren Alkoholkonsum im Griff, die regelmäßigen Gespräche mit ihrer Psychologin haben ihr sehr geholfen. Allerdings jähren sich gleich zwei Ereignisse, die Matilda zusetzen. Zum einen der erste Todestag ihres Mannes James, zum anderen ein alter Fall. Bei der Entführung eines kleinen Jungen ging vor einem Jahr vieles schief, die Geldübergabe scheiterte, Matilda gibt sich die Schuld daran. Die Presse nimmt den Fall wieder auf und weist auf das Versagen der Polizei, speziell Matilda, hin. Und dann hat sie auch noch das Gefühl, verfolgt zu werden, erhält anonyme Anrufe......

Der Fall ist verzwickt und wunderbar zum miträtseln. Er ist undurchsichtig, immer wieder gibt es neue Wendungen, so dass ich mal den einen, mal den anderen als potentiellen Täter im Fokus hatte. Mir aber nie sicher sein konnte und meine Meinung mehrmals geändert habe. Michael Wood versteht es, seine Leser zu fesseln, so dass fast bis zum Ende unklar ist, wer den Mord begangen hat. Auch wer Matilda verfolgt bleibt lange im Unklaren, wobei ich hier von Anfang an eine bestimmte Person im Fokus hatte. Die Handlung wirkt authentisch, es gibt einige Tote und auch traurige Szenen.

Die Protagonisten sind gut charakterisiert, Matilda gewinnt an Tiefe, da man sie noch besser kennenlernt. Ich habe mit ihr mitgefiebert und gelitten.

Auch spannungstechnisch hat der Krimi einiges zu bieten, vor allem gegen Ende hin ist die Spannung kaum auszuhalten.

Fazit: Fesselnder zweiter Teil der Reihe, der dem ersten Teil in nichts nachsteht. Ich freue mich schon auf Matildas nächsten Fall.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Geheimnisse und Lügen

Lügenmeer
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Vor neunzehn Jahren ändert sich das Leben von Magnus drastisch. Im einen Moment feiert er mit seiner Freundin Milla und den anderen Jugendlichen der Clique eine heimliche nächtliche Geburtstagsparty im ...

Vor neunzehn Jahren ändert sich das Leben von Magnus drastisch. Im einen Moment feiert er mit seiner Freundin Milla und den anderen Jugendlichen der Clique eine heimliche nächtliche Geburtstagsparty im örtlichen Schwimmbad, im nächsten Moment ist Milla tot. Alle hatten Alkohol getrunken, was sich genau abspielte kann keiner wirklich sagen, außer Enno. Er beschuldigt Magnus, Milla gestoßen zu haben. Magnus muss seine Lehre abbrechen, seine Freunde und Eltern lassen ihn fallen, obwohl er aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird.

Jetzt kehrt er zurück in den Ort seiner Kindheit, er muss endlich Klarheit haben und herausfinden, was damals wirklich passiert ist. Er trifft die ehemaligen Freunde, doch weder Svenja noch Annik können sich erinnern. Sein ehemaliger Freund Enno tritt ihm feindselig entgegen, von ihm ist keine Hilfe zu erwarten. Wird Magnus herausfinden, was damals wirklich geschehen ist?

Der Titel "Lügenmeer" ist passend gewählt, denn für Magnus ist klar, dass Enno damals gelogen hat. Er weiß, dass er Milla nicht gestoßen hat, nur wieso hat Enno gelogen? Aus der Sicht von Magnus, Svenja und Annik wird die Geschichte in der Gegenwart erzählt. Man lernt die Protagonisten kennen, die von der Autorin gekonnt gezeichnet sind. Immer wieder gibt es Rückblicke, eine Art Countdown bis zu Millas Tod. Dadurch bekommt man ein Feeling, in welcher Beziehung die Jugendlichen zueinander standen, wie fragil die Freundschaften waren. Milla war die schillernde Persönlichkeit der damaligen Clique, die gern über die Stränge schlug. Während Svenja mit ihrer mütterlichen Art der Ruhepol war und immer wieder zwischen Milla und Magnus zu vermitteln versuchte, wenn die beiden wieder einmal Streit hatten.

Nach und nach erfährt man, was damals geschehen ist und begleitet Magnus auf seiner Wahrheitsfindung. Es wird klar, dass Enno nicht der Einzige ist, der gelogen hat.

Die Stimmung ist eher düster, man kann das nahende Unheil erahnen, die Spannung steigert sich. Mir hat der Aufbau, die Dramatik sowie die Story sehr gut gefallen. Die Geschichte ist fesselnd und spannend auf der psychologischen Schiene. Gegen Ende hatte ich eine Ahnung, die sich dann auch als richtig herausgestellt hat.

Fazit: Eine Geschichte um Freundschaft und Geheimninsse, die unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Vergangenheit und Gegenwart im winterlichen Schweden

Der Gesang des Nordlichts
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Klappentext: "Claudia hat sich endlich ihren Traum vom eigenen Verlag erfüllt und kann durchstarten. Da erfährt sie, dass sie wieder schwanger ist. Mitten in ihr Gefühlschaos platzt die Einladung ihres ...

Klappentext: "Claudia hat sich endlich ihren Traum vom eigenen Verlag erfüllt und kann durchstarten. Da erfährt sie, dass sie wieder schwanger ist. Mitten in ihr Gefühlschaos platzt die Einladung ihres Vaters Gerhard zu einem Familienurlaub mit ihren Schwestern in sein Haus in Schweden. Obwohl ihr der Sinn gar nicht nach Schlittschuhlaufen und gemeinsamen Abenden steht, will Claudia ihm diesen Herzenswunsch nicht abschlagen.
Als sich schließlich alle in Schweden versammeln, stellt sich heraus, dass nicht nur Claudia etwas zu verbergen hat. In der Vergangenheit ihres Vaters gibt es ein Geheimnis, das ihn auf schmerzvolle Weise an dieses Haus bindet. Bald wird klar, dass keiner unverändert zurückkehren wird."

Eine Familiensaga die zu Herz geht, bei der es "menschelt". Wir begleiten Claudia mit ihrer Familie, wie sie nach Schweden fahren und dort zusammen mit ihrem Vater und ihren Schwestern Simone und Alexandra Weihnachten feiern. Unüblich, dass sich die gesamte Familie dort einfindet, aber der ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters. Schnell wird klar, dass jeder der Familienmitglieder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Claudias überraschende Schwangerschaft, die Beziehung von Alexandra und auch Claudias Vater hat etwas, das ihn bedrückt. Etwas, das er aufarbeiten muss. Und so erzählt er während der turbulenten Weihnachtstage mit Überraschungsbesuch, allerlei Streit und schönen Momenten seine Geschichte. Parallel zu Handlung wird seine Vergangenheit aufgerollt, wie er zu dem Haus in Schweden kam und welch tragische Geschichte er in der Nachkriegszeit erlebt hat.

Der Roman ist wunderbar geschrieben, die Figuren sind authentisch und sehr natürlich, Menschen, denen man im Real Life auch begegnen könnte. Viel Emotionen und Gefühle, viele bewegende Momente vor der idyllischen schwedischen Landschaftskulisse. Vor allem das Schicksal von Claudias Vater hat mich sehr berührt.

Fazit: Ein Roman über Familie, wie wichtig der Zusammenhalt ist und dazu ein bewegendes Schicksal, das in der Nachkriegszeit spielt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.12.2018

du wirst schon bald vor mir kriechen...

Die Essenz des Bösen
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"Die Essenz des Bösen" ist der fünfte Teil der Max-Wolfe-Reihe und befasst sich mit einem wieder mal sehr aktuellen Thema. Max befindet sich in einem Einkaufszentrum in London, als die Hölle losbricht ...

"Die Essenz des Bösen" ist der fünfte Teil der Max-Wolfe-Reihe und befasst sich mit einem wieder mal sehr aktuellen Thema. Max befindet sich in einem Einkaufszentrum in London, als die Hölle losbricht und er sich verwundet aus den Trümmern eines Flammeninfernos kämpfen muss. Der Absturz eines Rettungshubschraubers hat große Teile des Einkaufszentrums zerstört, viele Tote und Verletzte sind zu beklagen. Schnell steht fest, dass der Hubschrauber mittels einer Drohne zum Absturz gebracht wurde, die Suche nach den Attentätern läuft.

Eine Woche später ist Max Wolfe mit einem Einsatzkommando unterwegs, das Haus der Attentäter zu stürmen. Der Einsatz läuft schief, am Ende sind drei Menschen tot. Die Attentäter eröffnen das Feuer, DS Alice Stone wird vor den Augen ihrer Kollegen erschossen, auch die Attentäter überleben nicht. Die Straße wird zum Pilgerort für die Menschen, die um Alice trauern. Tagtäglich legen Trauernde Blumen nieder, doch auch Fanatiker bekommen hier ihre Plattform und versuchen, die Wut der Menschen auf die Familie der Terroristen zu lenken.

Tony Parsons hat mit diesem Krimi den Nerv der Zeit getroffen, nur allzu realistisch ist die Handlung. Dabei beleuchtet er sowohl den islamistischen Terror als auch die verblendeten Fanatiker, die die Tat für ihre Zwecke missbrauchen. Beide Seiten werden wertfrei beleuchtet, ohne erhobenen Zeigefinger. Mittendrin ist Max Wolfe, der mit seinem Team die Wogen glättet und versucht, weitere Opfer zu vermeiden.

Wo die Essenz des Bösen zu finden ist, ist die zentrale Frage dieses Krimis. Wenn man die vorigen Teile gelesen hat, kann man zu dem Schluss kommen, dass der Fall an sich nicht ganz so spektakulär wie die anderen ist. Trotzdem ist dieser Teil für mich einer der besten der Reihe. Wieso?

Was mich hier überzeugt hat ist das Gesamtpaket, dass sowohl der Fall als auch das Privatleben von Max eine Einheit bilden, untrennbar verwoben sind. Und Max muss dieses mal an allen Fronten kämpfen, nicht nur den Fall klären, sondern sich gegen Kollegen und die Dienstaufsicht behaupten. Auch privat muss er um seine kleine Familie kämpfen. Und hier wird es sehr emotional. Max hat im Verlauf charakterlich eine Entwicklung durchlaufen, er ist ein Sympathieträger, auch weil er sich treu bleibt und sich nicht verbiegen lässt. In diesem Teil beweist er Stärke und handelt selbstlos, man merkt dass ihm das Wohl seiner Tochter über alles geht. Neben Max sind auch alle anderen Protagonisten gekonnt charakterisiert, vielschichtig und für Überraschungen gut, sowohl die altbekannten, als auch die neuen. Für mich fühlt es sich inzwischen an wie nach Hause kommen, da ich die Reihe von Anfang an verfolgt habe.

Der Fall an sich geht unter die Haut, Max Kampf, der Versuch die Familie der Terroristen zu beschützen. Die Ermittlungsarbeit kommt authentisch rüber und eine gewisse Grundspannung zieht sich durch die gesamte Handlung, steigert und entlädt sich immer wieder in einzelnen Aktionen. Durch die Ich-Perspektive war ich ganz nah an Max, seinen Gedanken und Gefühlen dran, habe mit ihm mitgefiebert, gelitten, ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Die Story ist fesselnd, ich habe die häuslichen Szenen genossen, die eine kleine Verschnaufpause bieten. Das Ende hat es in sich, Leute, haltet die Taschentücher bereit!

Fazit: Ein Krimi der sehr nachdenklich macht, für mich einer der besten Teile der Reihe. Ein brisantes sowie aktuelles Thema, viel Spannung und Emotionen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.12.2018

geniales Thriller-Debüt

Ich weiß, wo sie ist
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Francines Tochter Autumn ist vor 10 Jahren verschwunden. Seitdem das Kind in einem Einkaufzentrum verschwunden ist, fehlt jede Spur. Die Ehe von Francine und Will zerbrach, Francine konnte den Schmerz ...

Francines Tochter Autumn ist vor 10 Jahren verschwunden. Seitdem das Kind in einem Einkaufzentrum verschwunden ist, fehlt jede Spur. Die Ehe von Francine und Will zerbrach, Francine konnte den Schmerz nur mit Alkohol ertragen. Inzwischen hat sie sich wieder im Griff, treibt exzessiv Sport und trinkt nur noch gelegentlich.

Als sie in ihrer Wohnung einen Zettel findet, wird sie von der Botschaft aus der Bahn geworfen. "Ich weiß wo sie ist" steht in krakeligen Buchstaben darauf, von einem Kind geschrieben oder jemand, der seine Handschrift absichtlich verstellt hat? Für Francine ist klar, dass die Botschaft nur ihre Tochter Autumn betreffen kann.

Als am nächsten Tag eine junge Frau neben ihrem Auto steht, erfährt sie, was wirklich mit ihrer Tochter passiert ist. Ihr fällt es zuerst schwer, der verwirrten Frau zu glauben, doch ihre Argumente überzeugen. Für Francine steht fest, dass sie alles tun wird, um ihre Tochter zurück zu bekommen.

Was für ein Pageturner! Es ist kaum zu glauben, dass es sich hier um ein Debüt handelt, sowohl was die Handlung, die Spannung als auch das Setting angeht. Das Thema geht unter die Haut, ist fesselnd, die Atmosphäre ist düster, bedrohlich. Der Autor beschreibt die Handlungen, die an Autumn und anderen Mädchen ausgeführt werden so plastisch, dass es schwer zu ertragen ist. Dabei aber auch sehr realistisch, also durchaus vorstellbar.

Francine ist gut charakterisiert, eine Mutter die über sich hinauswächst. Auch wenn einige Handlungen auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar sind, so sind sie doch verständlich, je weiter die Handlung voranschreitet. Ich denke, an ihrer Stelle hätte ich mich ähnlich verhalten. Sie muss ihre Tochter wieder bekommen, egal was es sie kostet, auch wenn ihr eigenes Leben in Gefahr gerät.

Ich habe hier mitgefiebert und gelitten, ein Wechselbad der Gefühle erlebt, ungläubig den Kopf geschüttelt über die unfassbaren Taten. Am Ende wird nicht alles detailliert geklärt, ich hoffe sehr dass es noch eine Fortsetzung geben wird.

Fazit: Genialer Thriller mit viel Atmosphäre und Spannung. Aber man braucht auch starke Nerven bei dieser Thematik. 5 verdiente Sterne.