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Veröffentlicht am 26.02.2020

Mattias war

Nach Mattias
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Und ist nun nicht mehr - sein Leben hat geendet und es blieben welche übrig. Menschen, die mit ihm zu tun hatten. Seine Hinterbliebenen, mal mehr, mal weniger mit ihm verbunden.

Man erfährt ...

Und ist nun nicht mehr - sein Leben hat geendet und es blieben welche übrig. Menschen, die mit ihm zu tun hatten. Seine Hinterbliebenen, mal mehr, mal weniger mit ihm verbunden.

Man erfährt gar nicht in allen Details, wie und warum das Leben von Mattias so früh endete und was geschah. Und ich muss sagen, man erfährt auch nicht unbedingt, was den Hinterbliebenen widerfährt - es sind eher so ausgewählte Kleckereien, vornehmer gesagt: Petitessen, die hier herausgepickt werden. Natürlich, die Mutter, die Freundin - sie trauern. Aber so richtig an sie heran komme ich in diesem Buch nicht.

Ja, es ist ein interessanter Blickwinkel, zu überlegen, was passiert, wenn man nicht mehr existiert. Aber aus meiner Sicht wurde diese Perspektive und auch die Wahl der Protagonisten hier nur teilweise befriedigend gelöst. Mich jedenfalls konnte der kurze Roman nur bedingt erreichen und wird - so meine ich- auch nicht lange in meinem Gedächtnis nachhallen. Schade, denn Mattias hätte eigentlich mehr verdient. Ebenso wie die Hinterbliebenen.

Veröffentlicht am 23.01.2020

Eine bittersüße Liebesgeschichte

Das Licht vergangener Tage
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Beziehungszweise sind es gleich mehrere Geschichten - von Großmutter und Enkelin nämlich im Ungarn der 1950er Jahre und eine über mehrere Orte verteilte - also modern globale - in der Gegenwart.

Ich ...

Beziehungszweise sind es gleich mehrere Geschichten - von Großmutter und Enkelin nämlich im Ungarn der 1950er Jahre und eine über mehrere Orte verteilte - also modern globale - in der Gegenwart.

Ich war sehr gespannt auf das Buch, weil die Entwicklungen gleich nach dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn starten und die Geschehenisse bis nach dem 1956er Aufstand sozusagen als Kulisse dienen. Hier treffen sich István, ein mittelloser Kunststudent und Rebeka, eine junge Frau aus bisher gehobenen Verhältnissen zum ersten Mal und kommen nicht mehr voneinander los. Jedenfalls ist dies bei István der Fall, der Rebeka wieder zurücknimmt, nachdem sie ihn verlässt und ihr freiwillig in die Verbannung folgt, was sie ihm nur bedingt zu danken vermag. Die Liebesgeschichte der beiden steht sozusagen von Beginn an unter einem schlechten Stern. Und sind verflochten mit anderen Geschichten, Liebes- oder Zweckbeziehungen.

Die Enkelin Anna, eine Galeristin, stößt durch Zufall auf ihre Großmutter und deren Geschichte - Kontakt haben die beiden schon lange nicht mehr gehabt. Doch nun fließen die Biographien der alten und der jungen Frau wieder ineinander, obwohl Rebeka der Enkelin zunächst alles andere als warmherzig entgegentritt.

Insgesamt begegnen sich die Menschen in diesem Roman aus meiner Sicht oft auf negative Art und Weise, gehen nicht offen miteinander um, Neid, Missgunst und Zwietracht sind an der Tagesordnung, was einerseits in einem gestörten politischen System durchaus nachvollziehbar ist. Andererseits wäre das Leben so viel einfacher, wenn die Menschen zusammenhalten würden - ab und an blitzt eine Ahnung davon auf. Jedoch erfahren die Charaktere in diesem Roman fast alle großes Leid.

Insgesamt hatte ich während der Lektüre durchgehend ein sehr beklemmendes Gefühl, auch weil aus meiner Sicht die Atmosphäre weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart sonderlich gut rüberkam. Ein spannender und vielversprechender Ansatz, dessen Ausgestaltung mich leider nur teilweise berühren konnte.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Eine Art Spannungsroman

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Ein Buch mit einer ganz besonderen Protagonistin, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird: Clara nämlich, die an der Glasknochenkrankheit leidet und daher ihre Kindheit und Jugend innerhalb ...

Ein Buch mit einer ganz besonderen Protagonistin, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird: Clara nämlich, die an der Glasknochenkrankheit leidet und daher ihre Kindheit und Jugend innerhalb des Hauses verbringt, um die Gefahrenquelle für Brüche - die sie von jüngster Kindheit an kennt - so gering wie möglich zu halten. Wir schreiben das Jahr 1914, für die Krankheit liegen keine medizinischen Lösungen bzw. Erleichterungen vor

Clara ist klein und ihre Haare haben die faszinierende Farbe (so wird es dargestellt) von Phosphor. Sie lebt mit ihrer Mutter und deren Mann in London, das sie aus dem genannten Grund jedoch kaum kennt. Die Mutter stirbt früh und plötzlich und danach wird Clara aktiv - sie bewegt und zwar vor allem zum Botanischen Garten von Kew, wo sie alles über orientalische Pflanzen und Gewächshäuser lernt.

Bald erhält sie den Auftrag, ein Gewächshaus einzurichten und zwar in Shadowbrook, einem alten und sehr unheimlichen Haus, in dem sie das erste Mal mit fremden Menschen zusammenlebt. Dem Besitzer des Hauses, einem Mr. Fox, begegnet sie erst Monate später.

Es ist eine für sie und für den Leser sehr irritierende Zeit, denn es scheint in dem Haus zu spuken und der Ort lebt von Klatsch. Ein Phänomen, dem Clara aufgrund ihrer bisherigen abgeschiedenen Lebensform noch nicht begegnet ist, das sie nun jedoch mit voller Wucht trifft.

Es ist für sie - aber nicht nur für sie - fast unmöglich, herauszufinden, was Sein und was Schein ist. Eines erfährt man durch dieses Buch jedoch auf jeden Fall: wozu es durch Rufmord kommen kann und zwar in vielerlei Hinsicht.

Ich hatte zunächst den Eindruck, dies sei ein ausgesprochen atmosphärisches Buch mit einer sehr starken Protagonisten, doch das ist aus meiner Sicht nicht der Fall. So richtig kommt der Zauber des Buches nicht rüber, auch die Protagonistin und einige weitere Figuren bleiben blass und irgendwie unausgegoren, was auch damit zu tun hat, dass mir die Handlung teilweise recht unlogisch erschien und ich ihr nicht immer folgen konnte. Gleichwohl ich streckenweise durchaus gefangen war von der Spannung oder vielmehr von der Aussicht darauf. Dennoch bleibt am Ende der Eindruck, dass die Autorin nicht so richtig geschafft hat, einen dichten und farbigen Roman zuwege zu bringen.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Wer das Extreme mag

Der Regisseur
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Der ist mit diesem Thriller, der eine Mischung aus hart und schwungvoll aufweist, sicher gut bedient. Vom Aufbau her passt das Buch sehr gut zum Titel, denn die Handlung ist in Schnitte eingeteilt - also ...

Der ist mit diesem Thriller, der eine Mischung aus hart und schwungvoll aufweist, sicher gut bedient. Vom Aufbau her passt das Buch sehr gut zum Titel, denn die Handlung ist in Schnitte eingeteilt - also ein schneller, ja rasanter Wechsel per Klappe.

Dadurch braucht es aber auch seine Zeit, in die Handlung hineinzufinden - machtvolle Hauptfigur ist der Regisseur Vittorio Angelotti, der es liebt, die Handlung in jeder seiner Lebenslagen zu bestimmen, nicht nur in den Filmen, die er dreht.

Ich allerdings konnte seinen Charakter aufgrund der Darstellung im Thriller nicht recht erfassen und damit auch nicht nachvollziehen, aus welchem Grund ihm die Frauen reihenweise erlagen und alles mit sich machen ließen - wirklich alles. Überhaupt waren die Charaktere, auch die Frauen, für mich nicht greifbar.

Ich mag es gerne, wenn ich Stimmungen und Entwicklungen erfassen kann - hier hatte man gar keine Zeit dafür in den schnellen Abläufen. Also war es wohl einfach nicht das richtige Buch für mich - für Leser, die harte Thriller mögen, in denen Sex eine nicht unwesentliche Rolle spielt, ist dies sicher die richtige Lektüre.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Griechischer Wein

Made in Greece
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kommt in diesem Buch eher am Rande vor, auch wenn griechische Produkte im Zentrum stehen - statt dessen lernt der Leser Schnecken, Matratzen und (Künstler-)T-Shirts aus griechischer Herstellung kennen.

Und ...

kommt in diesem Buch eher am Rande vor, auch wenn griechische Produkte im Zentrum stehen - statt dessen lernt der Leser Schnecken, Matratzen und (Künstler-)T-Shirts aus griechischer Herstellung kennen.

Und trifft auf ein paar griechische Originale wie bspw. den Krimiautor Petros Makaris. Darauf hatte ich mich als langjähriger Fan vor allem seines Ermittlers Kostas Charitos, seiner Frau Adriani und ihrer gemeinsamen Mahlzeiten besonders gefreut, aber abgesehen von einem durchaus attraktiven Rezept für gefüllte Tomaten Konstantinopeler Art sprang da nicht allzu viel heraus, will sagen: das meiste war mir bereits ein Begriff.

Ansonsten habe ich dann doch so einiges erfahren vor allem über Menschen und ihre Geschäftsideen in Griechenland, aber ich muss sagen: so richtig gepackt hat es mich nicht! Weil es an Atmosphäre fehlte, an einer wirklich warmherzigen und eindringlich-einfühlsamen Schilderung des gesamten Settings.

Ich fühlte mich also nicht so, als ob ich mit dem Autor des Buches, Andreas Deffner, durchs Land streichen würde, sondern quälte mich stellenweise richtig beim Lesen. Und das bei einem Buch über Griechenland, einem Land, in dem ich über ein Jahr gelebt und gearbeitet habe und das ich wirklich sehr verehre!

Ein Highlight waren einige der integrierten Rezepte, wobei mich weder Schnecken noch Lerchen (ja, tatsächlich sind die Vögel gemeint, nicht das gleichnamige Marzipangebäck aus Leipzig) und auch nicht das Wundermittel Aloe Vera hinter dem Herd. Aber endlich entdeckte ich ein tolles Rezept für Soutsoukakia, jene länglich geformten, köstlich gewürzten Hackfleischgebilde in Tomatensauce, die ich ganz gewisse nachkochen werde.

Kein schlechtes Buch, aber eben auch kein gutes - wer schon richtig, richtig viel weiß über Griechenland weiß und Unbekanntes erfahren will, für den ist das sicher was, sonst kann man aber auch getrost die Finger davon lassen.