Cover-Bild GIER - Wie weit würdest du gehen?
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blanvalet
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 25.02.2019
  • ISBN: 9783764506322
Marc Elsberg

GIER - Wie weit würdest du gehen?

Roman - Der neue Bestseller vom Blackout-Autor
Höher, schneller, weiter ... Bis eine gewaltige Krise ALLES infrage stellt!

Ein rasanter Thriller, der den Finger auf den wunden Punkt unserer Gesellschaft legt, vom »Meister der düsteren Vision.« ZDF
»Stoppt die Gier!«, rufen sie und »Mehr Gerechtigkeit!«. Auf der ganzen Welt sind die Menschen in Aufruhr. Sie demonstrieren gegen drohende Sparpakete, Massenarbeitslosigkeit und Hunger – die Folgen einer neuen Wirtschaftskrise, die Banken, Unternehmen und Staaten in den Bankrott treibt. Nationale und internationale Konflikte eskalieren. Nur wenige Reiche sind die Gewinner. Bei einem Sondergipfel in Berlin will man Lösungen finden.
Der renommierte Nobelpreisträger Herbert Thompson soll eine Rede halten, die die Welt verändern könnte, denn angeblich hat er die Formel gefunden, mit der Wohlstand für alle möglich ist. Doch dazu wird er nicht mehr kommen. Bei einem Autounfall sterben Thompson und sein Assistent – aber es gibt einen Zeugen, der weiß, dass es Mord war, und der hineingezogen wird in ein gefährliches Spiel. Jan Wutte will wissen, was hinter der Formel steckt, aber die Mörder sind ihm dicht auf den Fersen …

»Eine rasante Flucht durch die Berliner Hausbesetzer-Szene und Nobelhotels hält den Leser über 448 Seiten in Atem. Die komplexe Wirtschaftstheorie der britischen Wissenschaftler hat Elsberg dafür in eine simple Bauernfabel verpackt.« Deutschlandfunk Kultur

Lesen Sie auch den aktuellen Thriller von Marc Elsberg: °C - Celsius! Ein Klimathriller, der alles auf den Kopf stellt.

Außerdem erhätlich:
BLACKOUT. Morgen ist es zu spät. Auch als Premiumausgabe – mit einer exklusiven Kurzgeschichte von Marc Elsberg und weiteren Extras!
ZERO. Sie wissen, was du tust.
HELIX: Sie werden uns ersetzen.
Der Fall des Präsidenten

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2019

Jede Menge Denkanstöße

0

Ich mag Romane, die sich mit der gesellschaftspolitischen Realität auseinandersetzen und diese entsprechend belletristisch verarbeiten, weshalb mich die Ankündigung von Marc Elsbergs neuester Veröffentlichung ...

Ich mag Romane, die sich mit der gesellschaftspolitischen Realität auseinandersetzen und diese entsprechend belletristisch verarbeiten, weshalb mich die Ankündigung von Marc Elsbergs neuester Veröffentlichung „Gier“ neugierig werden ließ. Und wie bereits in den Vorgängern (Black Out, Zero, Helix) werden auch hier wissenschaftstheoretische Modelle mit einer fiktionalen Erzählung verquickt.

Die Welt steht vor einer neuen Wirtschaftskrise, die einmal mehr die „kleinen Leute“, die Abgehängten, ausbaden müssen. Für diese werden die Insolvenzen Massenarbeitslosigkeit und Armut nach sich ziehen, die Verursacher werden wie immer ungeschoren davonkommen. Wut keimt auf, es gibt Demonstrationen, Ausschreitungen. Bedeutende Wissenschaftler wollen bei einer Konferenz in Berlin nach Lösungen suchen. So auch Herbert Thompson, ein renommierter Nobelpreisträger für Wirtschaft, der seine Theorie vorstellen möchte, welche Wohlstand für alle verspricht. Ganz klar, dass daran nicht jedem gelegen ist, und so ist dessen gewaltsamer Tod auf der Hinfahrt nicht weiter verwunderlich. Sein im Sterben liegender Assistent kann jedoch dem zufällig zu dem Unfall hinzugekommenen Krankenpfleger Jan den Namen Fitzroy Peel zuflüstern. Jans Neugier ist geweckt, er macht sich auf die Suche nach Peel und findet sich bald in einem Szenario wieder, das jedem Regisseur von Verschwörungs- und Actionthrillern zur Ehre gereicht hätte…

Anhand dieser Ausgangssituation entwickelt Elsberg einen spannenden Plot, der sich mit wirtschaftspolitischen Theorien und Modellen auseinandersetzt, thematisch treffend in die heutige Zeit passend, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Man muss nur nach Frankreich schauen, wo sich aktuell die Wut der Massen auf der Straße entlädt. Gelöst werden könnten diese Konflikte nach Ansicht des Autors durch Kooperation anstatt Konkurrenz und (natürlich) einer gerechteren Verteilung des Wohlstands.

Es sind sehr interessante Ansätze, die Elsberg in „Gier“ anreißt. Allerdings wird das Tempo immer wieder durch theorielastige Erläuterungen ausgebremst. Das kommt oft sperrig und informationsüberfrachtet daher, und wird mit Sicherheit Leser, die einen spannenden Thriller erwarten und nicht an langatmigen Erklärungen von Zusammenhängen interessiert sind, unzufrieden zurücklassen wird. Mir hat der Roman auf alle Fälle viele Denkanstöße geliefert, und ich habe selten so viel gegoogelt wie nach dem Lesen des informativen Nachworts.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Eine neue Weltwirtschaftskrise?

0

"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil ...

"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil treu und widmet sich der nahen Zukunft, wobei viele seiner angesprochenen Themen bereits von der Wirklichkeit überholt werden. Diesmal geht es um das Aufkommen einer neuen Weltwirtschaftskrise und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.
Gewarnt durch einige Rezensionen wusste ich bereits, dass wir es zu Beginn mit vielen Figuren zu tun haben. So wappnete ich mich und versuchte zu lokalisieren, wer wichtig war. Das gelang mir ganz gut.
Im ersten Kapitel stellt sich der Autor bereits die Frage, wie es möglich wäre die Missverhältnisse zwischen den Reichen und den Armen zu ändern. Mit mathematischen Beispielen, die teilweise sogar gezeichnet sind, versucht Elsberg (auch mir Mathematik-Null) seine Formel für die Lösung dieses Problems zu erklären. Darauf folgt noch die mathematische Grundlage zur Spieltheorie, die er im Buch durch illegales Wettspiel so erklärt, dass auch ich es verstehe - hurra!
Bevor wir als Leser aber in einer Bar diesem Wettstreit verfolgen können, lernen wir den jungen Pfleger Jan kennen, der Zeuge eines Unfalls und eines darauffolgenden Mordes wird. Im Fond des Wagens, der verunglückte, saß der Nobelpreisträger Herbert Thompson und ein weiterer unbekannter Mann. Sie waren auf dem Weg zum Weltwirtschaftsgipel in Berlin. Einer der Männer überlebt den Unfall schwer verletzt. Zwei gehauchte Namen, der eines Mannes und einer Bar, konnte Jan noch von einem der Insassen vernehmen, da fliegt das Auto in die Luft und die Killer sind ihm auch schon auf den Fersen. Jan sieht sich in einer auswegslosen Situation, aus der ihm nur Fitzroy Peel helfen kann...der Name, den der unbekannte Tote geflüstert hat. Diesen trifft er in genau der Bar beim illegalen Kartenspiel, das ich vorhin erwähnt habe. Jan erfährt, dass Fitzroy, ehemaliger Investmentbanker, und der unbekannte Tote Freunde waren, als die Söldner wieder auftauchen....

Immer wieder sind Jan und Fitzroy vor den muskelbepackten Killern und der Polizei auf der Flucht. Genau diese seitenlangen Verfolgungsjagden, die mich an amerikanische Actionfilme erinnern, habe ich schon in "Helix" bemängelt. Für Jan steht die Polizei, Kommissarin Maya Paritta mit dem sehr voreingenommenen Kollegen Jörn, auf der falschen Seite, denn er wird als Verdächtiger gehandelt. Nun folgen weitere Verfolgungsjagden - sogar über den Dächern von Berlin, Schießereien mit Profikillern, Entführungen.....für mich einfach TOO MUCH!

In einem anderen Handlungsstrang befinden wir uns auf dem Weltwirtschaftsgipfel inmitten hochrangiger Diplomaten und Minister aus dem In- und Ausland. Hier sind Milliardär Ted Holden und seine Assistentin Jeanne Dalli unsere wichtigsten Protagonisten. Ted erhofft sich aus dem erwarteten Zusammenbruch der Banken einen Gewinn für sich und weiteren spekulierenden Multimilliardären. Was planen diese Herrschaften?


Ein weiterer Handlungsstrang behandelt die Aktivisten und Demonstranten, die die Straßen von Berlin bevölkern. Sie fordern ihren Anteil am Wohlstand, den sich die Reichsten der Reichen einverleiben. Die drohende große Finanzkrise scheint den Mittelstand zu zerstören und die Kluft noch größer zu machen. Hier lernen wir einige Hausbesetzer kennen, bei denen Jan und Fitzroy Unterschlupf finden.

Die Wichtigkeit des Themas ist unumstritten, jedoch mangelt es etwas bei der Umsetzung. Es wird sehr wissenschaftlich erzählt, aber man muss dem Autor zugute halten, dass er die Thesen des sozialen Kapitalismus so anschaulich erklärt, dass es auch Laien wie ich verstehen, die mit Marktanalyse und dem Finanzmarkt nichts zu tun haben.

"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar." - ZITAT

Schreibstil:
Die Geschichthe ist rasant und wendungsreich, wobei der Schreibstil doch manchmal etwas holprig und abgehackt ist. Durch die vielen mathematischen Formeln und physikalischen Erklärungen entstehen manchmal einige Längen.
Die Charakter sind etwas stereotyp ausgefallen und bleiben ziemlich an der Oberfläche.

Fazit:
Marc Elsberg bietet mit seinen Themen immer wieder Diskussionsstoff und Denkanstöße. Das alleine ist schon ein Grund sich seinen Büchern zu widmen. Einordnen lässt sich "Gier" allerdings sehr schwer. Es ist weder ein reiner Thriller, keine dystopische Geschichte, aber auch kein Lehrbuch über Mathematik und Wirtschaft. Auch wenn mir seine anderen Thriller besser gefallen haben, hat "Gier" neben dem sehr actionlastigen Verfolgungsjagden und den wissenschaftlichen Themen auch zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu bieten. Aber vorallem regt es zum Nachdenken an, während Elsberg der breiten Masse zu erklären versucht wie man die Welt besser machen könnte...

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner.

0

Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein ...

Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein brandaktuelles Thema in einem rasanten Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner geschrieben. Zwar geht die Geschichte etwas in eine andere Richtung als ich das erwartet hätte aber dennoch konnte mich der Thriller überzeugen.

Das Cover ist in seiner Gestaltung recht aufgeregt mit dem aufgewühlten, schäumenden Meer im Hintergrund, das durch die weißen Gischteinsprengsel sehr dynamisch wirkt. Die roten Lettern des Titels stechen deutlich ins Auge und mit dem beladenen Containerschiff, welches das "I" bildet, ist sind die groben Grundthemen "Konsum", "Wirtschaft" und "Nachhaltigkeit" angerissen. Da sich die Handlung hier aber eher auf das Setting Berlin beschränkt und Mathematik und Wirtschaftstheorien in den Vordergrund treten, hätte ich mir aber doch ein etwas anderes Motiv gewünscht. Sehr passend sind jedoch die sieben Unterteilungen in Großkapitel, welche mit Symbolen und Zitaten verziert sind, welche an Stammbäume oder Baumdiagramme erinnern sowie die Zeichnungen und Diagramme, welche das Verständnis der dargestellten Theorien deutlich verbessern. Die Gestaltung wird dann durch das Lesebändchen in der passenden Farbe zum Titel noch abgerundet. Insgesamt also eine stimmige Gestaltung, die sich aber noch ein bisschen mehr auf das Thema hätte konzentrieren können.


Erste Sätze: "Die Straßen brannten. In dichten Schwaden zog Rauch über den Asphalt. Herabstürzenden Meteoren gleich, explodierten Molotowcocktails in Feuerbällen und schwarzem Qualm. Durch den Nebel jagten vereinzelt dunkle Gespenster, tauchten da unter und dort wieder auf. Aus dem Dunst wuchs eine dunkle Menschenfront. Köpfe, Schultern. Plakate, Transparente.
Stoppt die Gier! Wohnen: Ausspekuliert! Bedingungsloses Grundeinkommen! Ich kann mir keine Lobbyisten leisten! Friede jetzt! Tod dem Kapitalismus!"


Mit dieser chaotischen, apokalyptisch angehauchten Szene steigen wir nach einem kurzen Prolog in die Handlung ein. Als eine neue Wirtschaftsblase zu platzen droht, was Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen gefährden würde, gehen Tausende von Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße, ihren Anteil am Wohlstand einzufordern. Auch in Berlin, wo sich auf einem Krisengipfel die Reichen und Mächtigen treffen um eine Lösung zu finden und aus der Krise Profit zu schlagen, sind große Gegendemonstrationen geplant. Mitten in dem Chaos in dem sich Straßenschlachten mit friedlichen Blockaden abwechseln befinden sich der Wirtschaftstheoretiker und Nobelpreisträger Herbert Thompsen und sein Assistent Will Cantor, die auf dem Gipfel eine Rede halten sollen. Als ihr Auto von der Straße abkommt, auf einen Baum knall und völlig ausbrennt geht die Polizei von einem Unfall und der Entzündung durch einen Molotow-Cocktail aus. Doch der junge Zeuge Jan Wutte hat da etwas ganz anders beobachtet. Da ihm die Polizei seine verrückte Geschichte von Männern in grauen Anzügen nicht abkauft und schließlich sogar ihn selbst verdächtig, verschwindet er von der Unfallstelle und beschließt, die Ermittlung selber in die Hand zu nehmen. So kommt es, dass er zusammen mit dem Profispieler Fitzroy Peel und einigen gut organisierten Demonstranten hinter eine gefährliche Verschwörung kommt: die Rede der beiden scheint eine mathematische Formel zu enthalten, die die gesamte bisherige Wirtschaftstheorien auf den Kopf stellt und Wohlstand für alle garantieren könnte. Doch daran ist nicht allen gelegen - und es beginnt eine Verfolgungsjagd durch Berlin...


"Worum geht es denn jetzt?", wollte Jan ungeduldig wissen. "Um alles", sagte Jeanne mehr zu sich als zu ihnen. "Unser Menschenbild. Richtiges Entscheiden. Die Organisation unserer Gesellschaft. Sinnvolle Wohlstandsverteilung. Egoismus, Firmenmanagement, Konfliktlösung..."
"Wenn die beiden recht haben, erschüttert das unsere herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte in ihren Grundfesten."


Da Marc Elsberg in typischer Weise die personale Erzählperspektive von Absatz zu Absatz zwischen den Protagonisten wechseln lässt, ist von Beginn an klar, dass Jan Wutte Recht hat und hinter dem Mord an Thompson und Cantor etwas Größeres steckt. Wer genau der Auftraggeber des Mordkommandos ist und was dessen Motive sind bleibt jedoch lange unklar und so widmen wir uns mit den Protagonisten der rätselhaften Jagd nach der Wahrheit. Dabei erschafft Elsberg diesmal kein globales Weltuntergangsszenario und zieht seine Handlungsstränge nicht über die ganze Welt sondern beschränkt sich auf den Schauort Berlin.

Dabei liest sich die Handlung um das Gerüst wie ein typischer Agenten-Actionfilm. Endlose Verfolgungsjagden, bewaffnete Agenten, brenzlige Straßenschießereien, geheimnisvolle Notizen, plötzliche Entführungen und eine große Verschwörung - auch wenn all diese Elemente weder besonders neu noch wirklich außergewöhnlich sind, bringen sie viel Tempo in die Geschichte und bilden einen Gegenpart zum eher theoretischen, verkopften Herz der Geschichte. An manchen Stellen übertreibt Elsberg vielleicht ein wenig wenn Jan und Fitzroy aus Hotelfenstern auf Dächer klettern, bei einer Gruppe Hausbesetzern Unterschlupf suchen, gegen Profikiller kämpfen und sich selbst in Hochsicherheitsgebiete einschleusen und es scheint als wäre der Autor aus Angst, viele Leser durch die vielen Theorien nicht abzuholen, über das Ziel hinausgeschossen.


"Über den neuen Nationalismus dürfen wir uns nicht wundern. Wenn man jahrzehntelang den Staat zurückdrängt, bleibt vom Nationalstaat nur mehr national. Das fliegt uns jetzt um die Ohren. National. International. (…) Ich habe eine wichtige Rede zu halten", sagte er. "Die das alles hier beenden kann." Er klopfte ihm auf die Schulter. "Wie sagte Churchill? "Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter". Also: Fahren Sie!"


Ein weiterer interessanter Aspekt mit dem der Autor die Geschichte auskleidet und ihr eine besondere Atmosphäre verleiht ist das düstere, chaotische, apokalyptisch anmutende Setting einer Stadt im Ausnahmezustand. Mit seinem Bild um eine politische Konferenz und Demonstrationen zu einer aufkeimenden neuen Wirtschafts- und Finanzkrise bildet er meiner Meinung nach die aktuellen Denkmuster der Gesellschaft gut ab und bleibt mit der Beschreibung einer Situation ähnlich derer in 2008 nahe genug an der Realität um uns die Gefahr deutlich zu machen. Obwohl durch das Setting, die Demonstranten und auch durch die negative Darstellung der Investmentbanker und Staatschefs immer wieder klare politische Kritik mitschwingt, bleiben die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Politik dennoch mehr im Hintergrund als erwartet.

Im Zentrum der Geschichte liegt natürlich die neuartige Rechenart, die Cantor und Thompson auf dem Gipfel als Lösung präsentieren wollten und deren grobe Züge sich Fitzroy und Jan durch Notizen, Karteikarten und viel Hilfe erarbeiten. Durch die Erklärung der komplexen Mathematik mit einer Metapher und konkreten Beispielen, sind die Theorien durchaus laienkompatibel vermittelt, man sollte dennoch eine grundlegende Affinität zu Zahlen mitbringen, damit man nicht von den Zahlenspielen und Grundlagentheorien gelangweilt wird. Die gründlichen Recherchen und das viele Engagement das der Entwicklung der "Bauernfabel" und der erklärenden Zeichnungen zugrunde liegt, kann ich einfach nur bewundern und mir wurde sowohl die Brisanz als auch die Rechnung hinter der Formel verständlich erklärt.


"Wenn die Welt eine Fußballmannschaft arroganter Egoisten ist, wird diese Mannschaft - und damit jeder einzelne ihrer Spieler - auf Dauer gegen Klimawandel, Hunger, Armt, Gewalt und andere Gegner verlieren. Als Mannschaft aus Teamplayern dagegen wird sie langfristige Vorteile für alle schaffen."


Besonders spannend daran finde ich, dass die Theorie auf den wissenschaftlichen Arbeiten des London Mathematical Laboratory aufbauen und deshalb sowohl mathematisch fundiert als auch hochaktuell ist. Wer jetzt aber glaubt, dass mit dieser neuen Denkart alle Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden können, ist auf der falschen Fährte. Vielmehr gibt die Geschichte den mathematischen Beweis für das, was den meisten Menschen ohnehin schon längst klar ist: Durch Kooperation und Teilen kann mehr Wachstum und somit mehr Wohlstand für alle erreicht werden als durch Wettbewerb. Das gibt einen Anreiz, ein wenig umzudenken und die Hoffnung, dass sich etwas ändern kann, wenn genügend Menschen verstehen, dass es so nicht weitergehen kann und auch nicht muss.


"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar."



Was mich jedoch immer wieder aufs Neue an Elsbergs Thrillern stört sind zum Einen seine recht oberflächlich charakterisierten Protagonisten und zum anderen sein abgehackter Stil. Natürlich ist mir klar, dass man auf 448 Seiten und etlichen Perspektivenwechsel keine hochkomplexen, mehrdimensionalen Charakter-Kunstwerke erwarten kann. Dass man aber leider nur sehr wenig über Jan, Fitzroy, Maja und Jeanne erfährt, macht es mir schwerer, ihre Gefahr wirklich nachzuempfinden. Dennoch denke ich, dass der Autor mit einem unterbezahlten Krankenpfleger, einem britischen Profispieler aus gutem Hause, einer schönen, ehrgeizigen Karrierefrau, einer engagierten, starrköpfigen Polizistin, einem ganzen Set aus Profikillern, einigen kommunistischen Demonstranten und einer liebenswürdigen, bodenständigen Omi mal wieder einen spannenden Protagonisten-Mix geschaffen hat, der den Leser abwechslungsreich durch die Geschichte führt.
Mit seinen kurzen Sätzen und teilweise seltsamen Formulierungen zu Beginn wollte der Autor wohl für Tempo sorgen, brachte bei mir aber leider eher ein Stirnrunzeln hervor. Gegen Ende nach einem spannenden Showdown, einer mitreißenden Rede und mit einem offenen Ausblick bleibt somit ein recht gemischter Eindruck übrig, der insgesamt aber doch auf einen spannenden, gelungenen Thriller verweist.



Fazit:


Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner. Zwar mit anderen thematischen Schwerpunkten und Handlungsrahmen aber dennoch intelligent, mitreißend, brisant und relevant!

Veröffentlicht am 18.03.2019

Realistische Idee mit viel Spannung, doch zu viel Theorie und seltsames Ende

0

Die Wirtschaftskrise von 2008 ist gerade einmal elf Jahre her, doch schon wieder befinden wir uns in einer Blase, die jederzeit platzen könnte. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. ...

Die Wirtschaftskrise von 2008 ist gerade einmal elf Jahre her, doch schon wieder befinden wir uns in einer Blase, die jederzeit platzen könnte. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.
In Gier demonstrieren wie beim Gipfel in Hamburg viele tausend Menschen. Doch diesmal sind die Probleme bereits greifbar und für Klärung soll der Sondergipfel in Berlin sorgen...
Ein Nobelpreisträger, der kurz vor seiner Rede das Leben verliert und ein angehender Pfleger, der zur falschen oder richtigen Zeit (wie man es nun nimmt) am falschen Ort ist.

Der Schreibstil ist mir bereits durch die vorherigen Romane "Blackout", "Zero" und "Helix" bekannt, sodass ich schnell hineinfinden konnte. Die vielen kurzen Kapiteln mit den unterschiedlichen Perspektiven bieten unterschiedlichste Eindrücke, die nach und nach zusammen geführt werden.

Leider verlaufen die ersten 100 Seiten selbst für wirtschaftlich nicht ganz uninteressierte Menschen etwas holprig, es fehlt hier und da einfach an Hintergrundwissen. In einem weiteren Abschnitt wird Hintergrundwissen mit der Erklärung sämtlicher Theorien, die teilweise sogar auf dem Gymnasium behandelt werden, etwas übertrieben und so werden einige eher überflogen, da es einfach zu viele sind. Auch wenn Alle wirklich anschaulich erklärt werden.

Während dieser Erklärung kommt es zu kleinen Spannungsbrüchen, die jedoch durch die Perspektivwechsel etwas verringert wurden. So fragt der Leser sich weiter nach dem Ziel und den fehlenden Zusammenhängen. Diese werden auf Grundlager von weiterer bereits existierender Theorien gegeben, jedoch blieb bei mir die Euphorie, welche bei den Charakteren auftauchte, etwas auf der Strecke. So denke ich an beide Seiten und finde das Ende etwas seltsam.

Insgesamt kann Elsberg auch mit "Gier" nicht an "Blackout" anknüpfen. Klasse war es dennoch in eine Welt einzutauchen, die wir alle praktisch morgen haben könnten und in bestimmten Bereichen auch schon heute haben. So bewerte ich diese realistische Idee mit viel Spannung, doch zu viel Theorie und einem seltsamen Ende mit 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Wirtschaftswunder

1

In Berlin entkommt der junge Pfleger Jan Wutte nur knapp einen Unfall. Eine Limousine kommt von der Straße ab und landet kopfüber auf dem Seitenstreifen. Jan versucht, zu helfen, doch zu spät. Er muss ...

In Berlin entkommt der junge Pfleger Jan Wutte nur knapp einen Unfall. Eine Limousine kommt von der Straße ab und landet kopfüber auf dem Seitenstreifen. Jan versucht, zu helfen, doch zu spät. Er muss mit ansehen wie das Wrack verbrennt. Mord. Doch keiner will Jan glauben, er gerät sogar selbst unter Verdacht. Die einzige Möglichkeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, besteht erstmal in einer Flucht. Derweil bereitet sich Berlin auf den großen Gipfel vor. Eine Wirtschaftskrise droht und unter anderem das hat viele Demonstranten an den Ort des Treffens gelockt. Von diesen sind die Teilnehmer des Gipfels gut abgeschirmt.

Widmet man sich nach der Lektüre auch dem Nachwort, so wird man feststellen, dass hier eine Wirtschaftstheorie in Romanform vorgestellt wird, wobei der Autor eng mit den Wissenschaftlern zusammengearbeitet hat. Bestimmt nicht so einfach, ein Theorem in eine so einfache und auch spannende Handlung zu kleiden, dass es vom Leser verstanden wird und der Leser gleichzeitig gut unterhalten wird. Nach den Wünschen des Autors kann man dieses Buch als Thriller oder auch als Utopie betrachten. Sicherlich ist es auch eine hervorragende Anregung, nachzudenken, über das, was schiefläuft in der heutigen Zeit und es gibt eine Anregung, wie man es besser machen könnte, bestünde nur die Möglichkeit viele Menschen von der Idee zu überzeugen.

Allerdings sind die erklärenden Ausflüge in die Wirtschaftstheorie und verschiedene andere mathematischen und anderen Erläuterungen schon manchmal etwas trocken. Auch wenn die Bauernfabel mit ihren in eine kleine Geschichte verpackten Erklärungen sehr plastisch ist, fragt man sich doch, ob die Sache eine Chance hätte. Tatsächlich ist der Thrillerteil der Handlung sehr spannend und gekonnt rasant geschrieben, während man der Utopie einer gerechteren Wirtschaft, einer gerechteren Verteilung, tatsächlich das Gelingen wünscht, beim Blick in die Zeitung oder ins TV-Programm aber eher trübe Gedanken aufkommen. Sicher bleibt jedem nur, bei sich selbst anzufangen. Geben ist seliger denn Nehmen heißt es schon in der Bibel und manchmal waren die Alten nicht so dumm. Es scheint eher als sei die heutige Gesellschaft auf den Hund gekommen.

Ein Buch mit einer Mission, das wohl eher bei denen etwas erreichen kann, die sowieso schon ihr Denken in sinnvolle Bahnen lenken.