Profilbild von Akantha

Akantha

Lesejury Star
offline

Akantha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Akantha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2019

Charaktere schwächeln verglichen mit Teil eins

Iron Flowers 2 – Die Kriegerinnen
0

„Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ ist der zweite und finale Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart (nach „Die Rebellinnen“). Nomi und Serina haben Furchtbares durchgestanden und ...

„Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ ist der zweite und finale Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart (nach „Die Rebellinnen“). Nomi und Serina haben Furchtbares durchgestanden und überlebt. Doch mit Asa als neuem Regenten geht es dem Königreich Viridia schlechter denn je. Eine letzte Schlacht ist zu schlagen – entweder für das eigene Leben oder für ein ganzes Land.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina im personalen Erzählstil geschildert. Zu Beginn ist dies für den Leser sehr interessant, um nochmal eine Rekapitulation der beiden Handlungsstränge vorzunehmen. Während die beiden allerdings beieinander sind, fand ich es häufig verwirrend zu erkennen, von dem ich gerade lese. Da die Kapitel zumeist nur wenige Seiten umfassen, fand der Wechsel der Perspektiven in sehr kurzen Abständen statt, was die Verwirrung nach verstärkt hat. Insgesamt ist es dennoch ein gutes Stilmittel, welches im weiteren Verlauf des Buches auch wieder sein volles Potenzial entfalten kann. Ihre Sorgen und Probleme, sowie ihre Motive werden eingehend beleuchtet, sodass man sich mit beiden verbunden fühlt.

Dies trifft auf die Nebencharaktere leider nach wie vor nicht zu. Serina und Nomi begannen jeweils ein völlig anderes Leben und trafen viele neue Menschen. Obwohl sie davon sprachen zu dieser oder jener Person eine Freundschaft aufzubauen, blieb dies sehr plastisch. Der Leser fühlte diese Freundschaften nicht und konnte somit auch seinerseits keine Verbindung zu diesen Personen aufnehmen. In Teil zwei hat Tracy Banghart, entgegen meiner großen Hoffnungen, in diesem Bereich nichts verbessert. Die Konsequenz ist, dass man die Nebencharaktere durch ihre Namen oder optische Auffälligkeiten unterscheidet, aber nicht durch die Gefühle, die man beim Lesen ihrer Namen empfindet.

In Band eins hat mir sehr gut gefallen, dass beide Protagonistinnen im Laufe des Romans eine beeindruckende Entwicklung durchmachten. Sie wuchsen über sich hinaus, ohne dass es übertrieben wirkte. Dies mitzuerleben war für den Leser sehr interessant. Allerdings scheint es jetzt so, dass die Entwicklung in „Die Rebellinnen“ vollkommen abgeschlossen wurde. Im zweiten Teil ist nichts mehr davon zu sehen. Stolz blicken sie auf das zurück, was sie erreicht haben und bewundern die jeweils andere für ihre Veränderungen, aber angesichts des bevorstehenden schwersten Teils ihres Kampfes gibt es keine Weiterentwicklung mehr. Das war sehr schade und wirkte beim Lesen so, als wäre das Feuer aus Teil eins erloschen.

Die Geschichten der Mädchen sind jede auf ihre unterschiedliche Art spannend. In der Mitte gab es wieder eine kleine Länge, in der keine der beiden Handlungen wirklich voranging. Dafür war das Finale wieder sehr fesselnd. Meine Erwartung eines unerwarteten Ereignisses oder einer Wendung blieb leider unerfüllt. Der Verlauf der Handlung ist daher sehr linear. Es wurde nicht mehr versucht, eine Überraschung einzubauen. Die Geschichte wurde etwas leidenschaftslos zu Ende erzählt.

Während ich bei Band eins noch gelobt habe, dass Liebesbeziehungen eher im Hintergrund stehen und der Fokus vermehrt auf den Zuständen der Gesellschaft liegt, kann ich das für den zweiten Teil leider nicht mehr bestätigen. Natürlich wird weiterhin geschildert, welche Gräuel in Viridia passieren, doch die romantischen Interessen der beiden Schwestern nehmen einen viel zu großen Teil der Geschichte ein. Es ähnelt nun doch wieder mehr der „Selection“-Reihe von Kiera Cass, was ich bei „Die Rebellinnen“ noch enthusiastisch abgeschmettert habe.

In Summe sind meine hohen Erwartungen an den finalen Band leider enttäuscht worden. Das Ende ist zwar spannend, vorher fehlen aber die Leidenschaft und das Feuer aus Band eins. Bei den Nebencharakteren gibt es keine Verbesserung und auch die starken Protagonistinnen Serina und Nomi schwächeln literarisch. Daher komme ich nur noch zu 3 von 5 Sternen. Schade!

Veröffentlicht am 03.08.2019

Keine starke Protagonistin im Finale

Die Bastardtochter
0

„Die Bastardtochter“ von Petra Schier ist der dritte Band ihrer Kreuz-Triologie (Band eins: „Die Eifelgräfin“, Band zwei: „Die Gewürzhändlerin“). Die Autorin selbst gibt am Ende zwar an, man könne die ...

„Die Bastardtochter“ von Petra Schier ist der dritte Band ihrer Kreuz-Triologie (Band eins: „Die Eifelgräfin“, Band zwei: „Die Gewürzhändlerin“). Die Autorin selbst gibt am Ende zwar an, man könne die Teile auch in umgekehrter Reihenfolge lesen, da würde ich jedoch nicht zustimmen. Im finalen Buch wurde auf sehr viele vergangene Ereignisse Bezug genommen, die wichtig für die Geschichte sind. Nicht zuletzt das Motiv des Antagonisten ist stark in der Vergangenheit verankert, aber erstmal zum Anfang:

Protagonistin ist Enneleyn, die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten. Er hat sie als Tochter anerkannt, sodass sie mit ihm und seiner Frau Elisabeth in seinem Haushalt in Koblenz lebt (Die Geschichte dieses Paares beinhaltet vor allem der erste Band der Reihe). Gesellschaftlich haftet Enneleyn jedoch immer noch ein Makel an und so ist sie mehr als bereit den charmanten Ritter Guntram von Eggern zu heiraten. Es dauert jedoch nicht lange, bis sich zeigt, dass ihr Ehemann, statt liebevoll und einfühlsam, brutal und hinterhältig ist. Enneleyn scheint nur eine Figur in seinem bösartigen Plan zu sein.

Der andere Protagonist, neben Enneleyn, ist Anton Bongert, der Bruder der Gewürzhändlerin Luiza (ihre Erlebnisse sind vor allem dem zweiten Band der Trilogie zu entnehmen) und selbst ein Kaufmann. Die Geschichte wird im Wechsel aus seiner und Enneleyns Perspektive erzählt. Diese Methode soll eigentlich dazu dienen, dass der Leser sich in diese beiden Charaktere gut einfinden kann. Bei mir hat das leider nicht geklappt.
Natürlich trägt allein Enneleyns Charakter, ihr Stolz und vor allem ihre Schicksalsergebenheit und Gottsfurcht die Geschichte. Doch ich war auf jeder Seite entsetzt, was sie über sich ergehen lässt, wie untätig sie ist und wie sie sich selbst immer tiefer in die Opferrolle fallenlässt. Entgegen entsprechender Komplimente, die sie erhält, war sie keine starke Frau, was ein krasser Gegensatz zu den ersten beiden Bänden der Reihe ist. Elisabeth und Luzia lassen sich darin nichts gefallen, treten für sich ein und sind wirklich stark. Enneleyn ist natürlich ob ihres Ehemannes nur zu bedauern, aber kein Charakter mit dem ich mich identifizieren oder ihn bewundern könnte.

Der Leser bleibt die ganze Zeit dran, weil er vor allem Guntrams Plan aufdecken will. Hierzu hat Petra Schier auch in schöner Regelmäßigkeit Hinweise eingestreut, sodass man sich nicht durch das Buch durchquälen muss. Aufgrund von Enneleyns Passivität zieht sich die Erzählung allerdings sehr in die Länge. Erst am Ende, als sie aktiv wird, wird es nochmal spannend und auf einmal geht alles ganz schnell. Trotzdem wäre es angenehmer, wenn man auch bei dem persönlichen Erzählstrang von Anfang an neugierig und voll freudiger Erwartung die Seiten umschlägt.

Als einen kleinen Missgriff empfinde ich außerdem die Sprache eines kleinen spanischen Jungen, der deutsch lernt. Vermutlich um die Authentizität zu erhöhen, gibt die Autorin seine deutschen Sätze exakt wieder, mit allen falschen Konjugationen, Aussprachen und auch wie er sich selbst korrigiert. Das ist bereits nach kurzer Zeit anstrengend und so nervig für den Leser, dass ich seine wörtliche Rede gerne überspringen wollte. Der Plan, dass es authentisch oder niedlich erscheinen könnte, ist an mir leider ins Gegenteil verkehrt.

Erwähnenswert, aber ohne Einfluss auf meine Beurteilung, ist für die komplette Trilogie definitiv noch die mystische Komponente. Es gibt eine Reliquie, mit der Dinge geschehen und die Ereignisse auslöst, welche nicht rational erklärbar sind. Im besten Fall sollte dies etwaigen Leser gefallen, da es ein wichtiges Motiv der Geschichte ist. Mir sagt es nicht so sehr zu, aber die tollen Charaktere in den ersten beiden Bänden und die spannende Handlung konnte darüber hinwegtragen. In „Die Bastardtochter“ ist das leider nicht gelungen.

Abgesehen von einer Stadtkarte zu Beginn des Buches, findet sich zum Schluss noch ein Personenregister mit Hinweis auf historische Persönlichkeiten. Außerdem ist auf der letzten Seite ein mittelalterliches Rezept von einem Gericht angegeben, das im Buch vorkommt, sowie eine neuzeitliche „Übersetzung“, die das Nachkochen erleichtert. Eine hervorragende und amüsante Idee! Zu der Mahlzeit kann ich leider noch kein Feedback geben, werde es aber definitiv ausprobieren.

Insgesamt hat mir das Finale leider nicht so gut gefallen, wie die ersten beiden Bände. Enneleyn ist für meinen Geschmack keine interessante Protagonistin und durch ihren zurückhaltenden Charakter wurde die Geschichte stark gelähmt. Die Grundidee war allerdings spannend und ich habe mich gefreut, die Charaktere und ihren Humor wiederzutreffen. Daher komme ich zu 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Unverbrauchtes Thema, Schreibstil verbesserungsfähig

Dunkler Hass
2

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler ...

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler Falk Hagedorn um Hilfe. Dieser sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Gemeinsam kommen sie dem Täter immer weiter auf die Spur bis Hagedorns Tochter verschwindet.

Der Roman ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Zum einen ist es sehr angenehm zu lesen, da man immer mal ein Kapitel dazwischenschieben kann. Da mit den Kapiteln häufig Perspektive, Handlungsort und manchmal auch das Jahr der Handlung variiert, kann es aber auch anstrengend zu verfolgen sein. Mir persönlich hat dies keine Probleme bereitet. Im Gegenteil: Die Perspektiven der beiden Ermittler und vor allem die des Täters und seine Geschichte kennenzulernen, war sehr interessant und auf diese Art einfach zu erreichen. Da zu Beginn jedes Kapitels auch der Handlungsort und – falls abweichend von der Gegenwart – der Zeitpunkt in der Vergangenheit angegeben wird, konnte ich mich gut zurechtfinden.

Besonders positiv ist die Hintergrundgeschichte des Täters hervorzuheben. Diese war für mich neu und unverbraucht, der Täter dadurch nicht so klischeebehaftet, wie sonst in dem Genre. Der Autor hat die psychologischen Aspekte gut recherchiert, die Entwicklung ist dadurch glaubhaft und fast schon nachvollziehbar.

Etwas klischeehafter ist dafür Falk Hagedorn. Ein (körperlich) traumatisierter Kriminalbeamter, unhöflich und direkt, ein wenig verbittert, aber unfähig, die Arbeit hinter sich zu lassen. Trotzdem mochte ich ihn wirklich gerne. Bei ihm weiß man, woran man ist. Ich fand es außerdem für die Story sehr interessant, dass er im Rollstuhl sitzt. Nicht nur, dass es auf Barriere-Probleme des "normalen" Rollstuhlfahrers aufmerksam macht, auch schränkt es Hagedorn in seiner speziellen Arbeit immens ein. Er lässt sich aber nicht unterkriegen und macht das Beste draus. Das finde ich bewundernswert.

Im Vergleich dazu, hatte Marius Bannert leider etwas zu wenig Profil für mich. Gut gefallen hat mir der Aspekt, dass er eigentlich nicht führen und im Büro versauern will, sondern ein Praktiker, ein "Anpacker" ist - das macht ihn sympathisch. Darüber hinaus sind aber wenige andere Charakterzüge von ihm ans Licht gekommen. In einer eventuellen Fortsetzung würde ich mir hier noch etwas mehr Tiefe wünschen.

Direkt in den ersten Kapiteln, aber auch im weiteren Verlauf merkt man, dass Matthias Bürgel vom Fach kommt. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber die Polizeiarbeit erscheint durch gewisse Aspekte sehr viel realistischer als bei einigen seiner Autorenkollegen. Wenn es um die Leichenbeschreibung geht ist allerdings vorsichtig geboten: Nichts für schwache Mägen – auch wenn ich mich da eigentlich für abgehärtet halte.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Schreibstil. Die Dialoge wirken zum Teil künstlich, wie ein Schauspiel, das vor dem und für den Leser aufgeführt wird. Mehr als einmal habe ich gedacht „So redet doch niemand!“. Dies verhindert die Immersion in die Geschichte leider etwas. Hinzukommen einige Ausdrücke, die sich wiederholen und Erklärungen, die für den Leser unnötig sind. Es werden sehr früh Hinweise auf den Täter eingestreut, sodass dieser leider auch recht früh bekannt ist. Bezüglich Schreibstil und Unvorhersehbarkeit sehe ich daher noch großes Verbesserungspotenzial für die Zukunft.

Ich habe mich lange Zeit schwergetan, ob ich 3 oder 4 Sterne vergebe. Die Hintergrundgeschichte des Täters und die unverbrauchte Thematik habe ich sehr begrüßt, allerdings konnten sie den Schreibstil nicht ausgleichen. Ich komme daher zu 3 von 5 Sternen, sehe aber sehr viel Potenzial in dem Autor, sodass ich für einen zweiten Teil offen wäre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.04.2019

Spannungsarmer Beginn, packendes Finale

König des Schicksals
0

„König des Schicksals“ ist der dritte Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) und ...

„König des Schicksals“ ist der dritte Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) und Teil zwei („Krieger des Friedens“) enthalten sein, nicht jedoch zu Band drei.

Dem Titel nach ist Robert endlich König Schottlands. Aber ohne Reich und Respekt ist es eine leere Bezeichnung. Nicht nur die Engländer Edwards I. setzen ihm weiter zu, auch unter den Schotten seines Reiches hat er viele Feinde nach seinem Mord an John Comyn. Sein fester Wille und wenige enge Getreue stehen ihm zur Verfügung, um sein Schicksal zu erfüllen.

Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Vordergründig ist in Band drei Roberts Verzweiflung. Häufig erscheint alles ausweglos und auch als Leser denkt man, es kann nicht schlimmer kommen, aber es wird immer noch schlimmer. Vergangene Niederlagen schüren Roberts Selbstzweifel und wiederkehrende „Alles oder nichts“-Entscheidungen lassen die Verantwortungen auf seinen Schultern schwer werden. Diese Menschlichkeit und Authentizität habe ich bereits in den beiden vorangegangenen Bänden bewundert und sie machen für mich den ganz großen Reiz der Reihe aus.

Wie schon in Teil eins und zwei gab es hier allerdings auch einige Einbußen den Spannungsverlauf betreffend. Während es zuvor noch zu 4 von 5 Sternen gereicht hat, habe ich mich diesmal entschlossen, nur 3 zu vergeben. Grund dafür ist, dass ich mich in der ersten Hälfte wirklich gelangweilt habe. Wie oben schon erwähnt, gab es viele Niederlagen für Robert, aber in dieser steten Abwärtsspirale lag wenig Fesselndes. Dazu bleibt es dabei, dass die Handlung zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben wird, auch wenn nicht viel passiert. Besonders schwer fiel es mir, mich durch die Rückblicke zu kämpfen. Diese kommen zwar nicht häufig vor, sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert.

Hinten im Buch findet sich nach wie vor das Personenverzeichnis, das ich wieder kaum benötigt habe, da ich alle drei Bände der Trilogie fast unmittelbar nacheinander gelesen habe. Mir waren sehr schnell wieder alle wichtigen Charaktere präsent. Darüber hinaus gibt es eine Karte von Schottland, ein kurzes Glossar und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin.

Wie bereits vorweggenommen, komme ich insgesamt zu 3 von 5 Sternen. Historisch lässt Robyn Youngs Werk nichts zu wünschen übrig und ich bin immer noch fasziniert davon, wie sie den schottischen Unabhängigkeitskrieg auch zu meiner persönlichen Schlacht gemacht hat und Robert Bruce zu einem lebendigen, nachvollziehbaren Menschen. Mit einem strafferen, spannenderen Schreibstil könnte sie mich definitiv auch für ihre anderen Reihen begeistern.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Wunderbare Idee, aber noch ein paar Schwächen

Sturmtochter, Band 1: Für immer verboten (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
0

„Sturmtochter – Für immer verboten“ ist der Auftakt zu Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. Es war mit eine ihrer ersten Ideen und doch hat es viele Jahre in der Schublade und viele Überarbeitungen ...

„Sturmtochter – Für immer verboten“ ist der Auftakt zu Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. Es war mit eine ihrer ersten Ideen und doch hat es viele Jahre in der Schublade und viele Überarbeitungen gebraucht bis zur Veröffentlichung in 2018.

Schottland wird von fünf Clans beherrscht, von denen jeder ein anderes Element kontrollieren kann. Die 17-jährige Avalee Coleman, kurz „Ava“, weiß nichts darüber, auch wenn ihr Elementarkräfte nicht fremd sind: Von ihrem Vater ausgebildet macht sie auf Skye Jagd auf gefährliche Elementare, häufig in Begleitung des geheimnisvollen Lance. Doch alles ändert sich an dem Tag, an dem sie feststellt, dass sie Wasser beeinflussen kann.

„Sturmtochter“ ist überwiegend aus Avas Perspektive geschrieben. Gerade in Fantasygeschichten, in denen jemand zuvor unbekannte Kräfte entdeckt, finde ich dies besonders gelungen. Der Leser kann so sehr gut nachempfinden, wie Ava die ganze Veränderung wahrnimmt und welche Sorgen sie hat. Wenige Kapitel aus anderen Perspektiven geben dem Leser gerade genug Informationen um neugierig zu werden und nicht zu viele, als dass diese Neugier wieder abebbt.

Was mich leider sehr an Ava gestört hat, war ein Großteil ihrer wörtlichen Rede. „Im Ernst?“, „Ernsthaft?“ und „Echt jetzt?“ (o.ä.) waren Ausdrücke, die sich sehr häufig wiederholt haben. Dabei war allerdings nicht nur die Wiederholung das Problem, sondern vor allem auch, dass es in den betreffenden Situationen sehr künstlich gewirkt hat. Es sollte vermutlich einen lustigen, coolen Eindruck erwecken, ich empfand es aber eher als deplatziert. In einem schwierigen Kampf, in dem sie hochkonzentriert vorgehen muss ist es unglaubhaft zum einen mit sich selbst zu sprechen, zum anderen dies vor allem in ironischer, lustiger Art und Weise zu tun. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass es einfach ihr Charakter sei, dann muss ich aber einwenden, dass es eine wenig nachvollziehbare Seite ihrer Persönlichkeit ist.

Mein Problem mit der wörtlichen Rede hat sich leider auch in einigen Dialogen gezeigt. Hier sollte Ava zum Teil auch einen lustigen, schlagfertigen Eindruck erwecken – so mein Empfinden -, aber ihre Aussagen wirkten auf mich künstlich, beziehungsweise als das, was sie waren: gescripted. Hier liegt nun die Kunst beim Schreiben: Es soll nicht abgelesen klingen, sondern natürlich. Dies ist während des Lesens leider selten so rübergekommen.

Zusätzlich hat mir ein bisschen der rote Faden gefehlt. Ava entdeckt ihre Kräfte, das ist wirklich aufregend geschildert. Kurz danach hat sie ein kleines Abenteuer vor sich um ein paar Antworten zu finden, aber danach läuft die Handlung ein wenig ins Leere. Man erkennt kein Ziel und keine klaren Aufgaben. Erst zum Ende hin ist wieder ein eindeutiger Ablauf zu verfolgen.

Total begeistert hat mich hingegen die Idee: Fünf Elemente, fünf Clans, jeder mit seinem eigenen Gebiet und alles im Verborgenen. Die Mischung aus moderner Gegenwart und Fantasy ist gut gelungen und auch der Hauch historisches Schottland ist perfekt eingewoben. Es entsteht ein gutes Gleichgewicht und der Eindruck einer Welt, die so theoretisch tatsächlich existieren könnte. Gerade das finde ich bei Contemporary Fantasy besonders wichtig.

Auch die einzelnen Charaktere mag ich sehr. Sie sind ganz unterschiedlich und liebevoll ausgearbeitet, jeder mit Stärken und Schwächen, sodass sich eine authentische Person ergibt. Ich freue mich schon darauf, in den weiteren zwei Bänden mehr über jeden von ihnen zu erfahren.

Bei der Bewertung habe ich lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Dann musste ich feststellen, dass es vor allem daran lag, dass ich das Buch mögen WOLLTE. Ich wollte den Hype nachempfinden, ich wollte das Universum in mich aufnehmen, ich wollte in der Trilogie aufgehen. Wenn ich mich allerdings ganz klassisch darauf besinne, was mir gefallen hat und was nicht, komme ich zu 3 von 5 Sternen. Für Teil 2 und 3 sehe ich dennoch sehr viel Potenzial. Gerade meine Kritik am fehlenden roten Faden könnte sich nach Band 1, welcher ja meistens eine Einführung und ein Aufwärmen ist, erledigen. Bezüglich der Dialoge kann ich eine Verbesserung nicht absehen, aber die Idee zur Geschichte gefällt mir so gut, dass sie mich befeuert, Teil 2 und 3 trotzdem lesen zu wollen.