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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2023

Trotz ernster Themen unterhaltsam

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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Sybille ist Pflegerin im Seniorenheim Haus Sonnenuntergang, dessen neuer Chef Otterle den Titel „Pflegeheim des Jahres“ anstrebt. Und das, obwohl sowieso schon Personalmangel herrscht und das Team Probleme ...

Sybille ist Pflegerin im Seniorenheim Haus Sonnenuntergang, dessen neuer Chef Otterle den Titel „Pflegeheim des Jahres“ anstrebt. Und das, obwohl sowieso schon Personalmangel herrscht und das Team Probleme hat, den Senioren gerecht zu werden. So müssen sie beispielsweise zwischen den verfeindeten Seniorengangs Bandidos und Rollator Angels schlichten, entlaufende Bewohner wieder einsammeln und sich zusätzlich gegen die verrückten Marketingideen des Chefs zur Wehr setzen. Für ein Liebesleben ist zwischen Schichtdienst und Pflegewahnsinn selbstredend kein Platz. Es sei denn, man nimmt die Senioren einfach mit zum Speeddating…

Es herrscht Chaos im Seniorenheim. Die alten Leutchen sind wirklich alle etwas besonderes und herrlich liebenswert. Da hat jede:r seine kleinen Schrullen, die für den oder anderen Lacher sorgen. Unter den Pflegekräften geht es ebenfalls hoch her, da wird es niemals langweilig. Natürlich wird vieles überspitzt dargestellt, was durchaus unterhaltsam ist, denn man kann manchmal schlichtweg nicht glauben was für ein Gaudi da grade abgeht. Absurd, einfach absurd.

Zum Thema Pflege: ich arbeite selber in dem Beruf und kann dementsprechend die angesprochenen Baustellen bestätigen. Personalmangel, hoher Krankheitsstand, einspringen und damit steigender Druck und mehr Arbeit für die, die noch da sind. Wenn ich dann solche Sätze schon höre, packt mich das kalte Grauen: „Ich will die Kollegen nicht hängen lassen.“ - „Niemand will ein Kollegenschwein sein.“ - „Sie müssen kommen, weil…“ - „Ich bin es dem Chef schuldig, dass der Laden läuft“… Ich kenne dieses schlechte Gewissen zur Genüge, aber genau eine solche Einstellung bewirkt eben auch, dass sich nichts ändert, denn es läuft ja trotzdem - irgendwie. Also ja, das Buch ist witzig, zeigt aber auch Problematiken der Pflege auf, die zum Nachdenken anregen und einfach traurig sind.

Sybille Bullatschek ist Comedian und tritt deutschlandweit mit ihrer Show auf, in der sie über die "Pfläge" berichtet. Sie selbst hat ein Jahrespraktikum in der Pflege gemacht. Leider hat die Schreibweise des schwäbischen Dialekts meinen Lesefluss irgendwie ziemlich gestört, daher habe ich das Buch letztendlich als Hörbuch gehört, was für mich besser funktioniert hat und ganz amüsant war.

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Veröffentlicht am 12.07.2023

Nette Geschichte für Zwischendurch

Bis du mit mir träumst
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Milo liegt mit einer schweren Schussverletzung im Krankenhaus. Die Kugel, die nur knapp seine Wirbelsäule verfehlt hat, sollte eigentlich seinen älteren Bruder Nico treffen. Nico und mit ihm der gesamte ...

Milo liegt mit einer schweren Schussverletzung im Krankenhaus. Die Kugel, die nur knapp seine Wirbelsäule verfehlt hat, sollte eigentlich seinen älteren Bruder Nico treffen. Nico und mit ihm der gesamte Giordino-Clan sind untröstlich und kümmern sich rührend um Milo. Dieser hat seinen ganz persönlichen Lichtblick gefunden: Krankenschwester Gianna hat ihm sofort den Kopf verdreht. Doch diese hat genug von Männern, nachdem ihr Verlobter die Hochzeit hat platzen lassen und ihr obendrein die ganzen Kosten für eben diese aufgebürdet hat. Und dennoch ist auch sie ganz angetan von ihrem Lieblingspatienten. Doch sie ist viel zu professionell, um etwas mit ihm anzufangen. Allerdings steht seine Entlassung kurz bevor..

Wir lernen die Familie Giordino kennen, deren Mitglieder man alle sofort ins Herz schließt. Sie lieben einander bedingungslos und sind immer füreinander da. Sie wirken wie die perfekte Familie. Diese besteht aus Krankenschwestern, Ärzten und Anwälten, die für das Gute einstehen. Jeder will jedem helfen und das am besten auch noch unentgeltlich. Alle waren mir irgendwie schon fast zu verständnisvoll und zu gut miteinander. Meinem Eindruck nach gab es in dieser Familie überhaupt keine Konflikte untereinander. Es wird sich gekabbelt und aufgezogen, aber auf eine liebevolle Art und Weise. Das Drama bringt einzig Gianna mit. Wobei die Rückblicke auf die anderen Bände durchaus vergangene Probleme und Tragödien durchscheinen lassen. Und auch am Ende geht es noch mal hoch her, was für mich allerdings doch etwas übertrieben und konstruiert erschien.

Ich mochte, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven geschrieben ist, so erhält man Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelten der einzelnen Familienmitglieder und natürlich der von Milo und Gianna. Letztere empfand ich als zunehmend anstrengend. Sie zweifelt die ganze Zeit und befindet sich gleich in mehreren Gedankenkarussellen. Insgesamt wurde auf den immer gleichen Themen herumgeritten: Giannas Ex und was er ihr angetan hat, der Unfalltod der Eltern, Giannas Aufopferung für ihre undankbaren Brüder, Nicos Schuldgefühle und noch einiges mehr.. Diese Wiederholungen führten durchaus zu einer gewissen Langatmigkeit. Versteht mich nicht falsch: ich kann all das gut nachvollziehen und es ist schlimm, was dort passiert ist. Aber das hab ich spätestens nach der zweiten Erwähnung verstanden und mich hineinversetzen können. Die anderen gefühlten 50 Mal brauchte ich persönlich jetzt nicht, sorry.

Schuldgefühle, Verlust, Trauer, Vertrauen(sprobleme) und Verrat spielen eine große Rolle. Aber es geht auch um Krankheit, Genesung und darum, das Leben wertzuschätzen und zu genießen. Auch wenn das Buch in Miami und später auch in einer Urlaubslocation spielt, hat es bei mir keine Urlaubsfeelings ausgelöst.

Es handelt sich um den 5. und letzten Band der Miami Nights Reihe. Man kann ihn unabhängig von den Vorgängern lesen und dennoch erfährt man einiges von deren Protagonisten und wie es mit ihnen weitergeht. Jeder von ihnen bekommt sogar einen kleinen Epilog, was ich einerseits schön finde, deren Inhalt mir andererseits aber definitiv etwas too much war. Dementsprechend enthält das Buch natürlich Spoiler zu den vorigen Bänden, daher würde ich empfehlen die Reihenfolge einzuhalten.

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Krimi trifft Science Fiction

Weesewiesen
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Immer mehr Menschen kommen auf grausame und mysteriöse Weise ums Leben. Polizistin Alexandra versucht mit ihren Kollegen Bär und Sergey die Todesfälle aufzuklären und stößt dabei schnell an ihre eigenen ...

Immer mehr Menschen kommen auf grausame und mysteriöse Weise ums Leben. Polizistin Alexandra versucht mit ihren Kollegen Bär und Sergey die Todesfälle aufzuklären und stößt dabei schnell an ihre eigenen Grenzen.

Wenn man es genau nimmt, sogar schon am Fundort der ersten Leiche. Dabei könnte man vermuten, dass sie in ihrer Laufbahn schon ähnlich schlimmes gesehen haben müsste… Der Klappentext behauptet zwar, Alexandra sei Polizistin aus Leidenschaft, davon konnte ich leider überhaupt nichts spüren. Stattdessen legt sie eigentlich sofort den Fall nieder und nimmt sich eine Auszeit. Warum genau bleibt offen. Es heißt zwar, sie wolle auf eigene Faust ermitteln, davon hört man aber nie wieder etwas.

Zeitgleich erfahren wir auch einiges aus einer Perspektive der etwas anderen Art. Die Idee hinter dem Buch fand ich auf jeden Fall spannend: Krimi trifft Science Fiction - Anomalien, schwarze Löcher, andere Galaxien, außerirdisches Leben. Cool, dachte ich. Aber irgendwie ist alles etwas verwirrend. So gibt es viele schnelle und relativ ungekennzeichnete Zeitsprünge. Dadurch wirkt alles ziemlich abgehackt. Die Charaktere waren mir im Prinzip alle unsympathisch und auch ihr Verhalten konnte ich meistens nicht nachvollziehen. Manche Szenen sind außerdem wirklich brutal und fast etwas verstörend, für schwache Nerven ist das Buch also nicht unbedingt geeignet. Die Erklärung für diese Episoden (welche zwar nicht explizit ausgesprochen wird, die man sich aber herleiten kann) finde ich allerdings gelungen. Auch das Ende hat mir gut gefallen. Es ist ein wenig gesellschaftskritisch, regt zum Nachdenken an und lässt Raum für eigene Spekulationen.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Zwiegestalten: Infos „Yay“, mentale Trainings „Nay“

Wohlfühlgewicht
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Durch intuitives Essen zum Wohlfühlgewicht, das klingt erstmal phantastisch. Doch was bedeutet das überhaupt? Anhand von vier Grundsätzen soll es ganz einfach sein, ohne Verzicht zu essen und dabei nebenbei ...

Durch intuitives Essen zum Wohlfühlgewicht, das klingt erstmal phantastisch. Doch was bedeutet das überhaupt? Anhand von vier Grundsätzen soll es ganz einfach sein, ohne Verzicht zu essen und dabei nebenbei sein Wohlfühlgewicht zu erreichen. Diese sind nun aber wirklich nichts neues oder innovatives, sollen aber der Schlüssel sein, um dem Körper mit dem zu versorgen, was er braucht. Das Wohlbefinden kommt also direkt von innen, denn der Körper weiß schließlich, was er braucht. Dadurch, dass es keine Verbote gibt, fühlt man sich weniger unter Zwang und Druck, was dieses Konzept von anderen Programmen der Diätindustrie abheben soll.

Neben diesen einfachen Grundlagen, gibt Frau Dr. Awe einem noch eine Vielzahl von Informationen sowie mentale Trainings und Übungen mit auf den Weg. Man erfährt, was im Körper während einer Diät passiert, dass Druck und schlechtes Gewissen wegen Ess-Sünden nur weiter dazu führen, dass man zunimmt. Bestimmte Glaubenssätze lassen uns unterbewusst „falsch“ handeln. Es müssen also bisherige Trampelpfade im Gehirn aufgebrochen, neue erkundet und geebnet werden. Eine positive innere Einstellung bezüglich des eigenen Körpers oder dem Essen gegenüber kann schon einen unterstützenden Effekt haben. Themen sind außerdem verschiedene Arten von Hunger und ein verfälschtes Körperbild durch äußere Einflüsse. Diese Informationen fand ich alle sehr spannend und aufschlussreich. Sie waren auch durch Schaubilder, Illustrationen oder Tabellen zusätzlich untermauert und gut dargestellt.

Leider kann ich mit mentalen Trainings scheinbar nicht so viel anfangen. Ich konnte mich nicht richtig darauf einlassen und kam mir eher total doof dabei vor. Davon waren einige im Buch vorhanden. Man fühlt sich förmlich erschlagen vom Umfang. Würde man all das tatsächlich so oft machen, wie von Frau Dr. Awe empfohlen, hätte man wahrscheinlich schlichtweg keine Zeit mehr zu essen... Ich hätte es außerdem besser gefunden, wenn man dazu noch jeweils eine Audio-Datei bekommen hätte. Einige Inhalte sind auch online verfügbar. Allerdings führen diese dann letztendlich auch zum kostenpflichtigen Coaching-Programm der Autorin. Die Ergebnisse eines Selbsttests hat man zum Beispiel nur gegen Angabe der e-Mail-Adresse zugeschickt bekommen. Kann man machen, aber sowas nervt mich immer. Am Ende des Buches erhält man zusätzlich den Zugangscode für einen kostenlosen Schnupperkurs für selbiges Programm. Ist bestimmt interessant, habe ich aber bisher nicht eingelöst. Möglicherweise erhält man dort Audio-Material zu den mentalen Trainings (?).

Für mich hat das Buch einige gute Ansätze, die sich mit dem Überwinden negativer Glaubenssätze, der Besinnung auf den eigenen Körper und dessen Bedürfnissen beschäftigen. Leider war das Thema Intuitives Essen nicht unbedingt etwas neues und die mentalen Trainings waren nicht wirklich meins. Auch das „Verteufeln“ der Diätindustrie, dabei aber gleichzeitig Werbung für das eigene kostenpflichtige Programm zu machen, kam mir ebenfalls ein wenig komisch vor.

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Veröffentlicht am 08.09.2019

Unterhaltsam, überzogen und aus dem Leben gegriffen

OMG, diese Aisling!
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Aisling wohnt mit 28 Jahren noch bei ihren Eltern und träumt von der großen Liebe und einem Ring am Finger. Doch ihr langjähriger Freund John hat da offenbar andere Pläne. Als ihr das klar wird, trennt ...

Aisling wohnt mit 28 Jahren noch bei ihren Eltern und träumt von der großen Liebe und einem Ring am Finger. Doch ihr langjähriger Freund John hat da offenbar andere Pläne. Als ihr das klar wird, trennt sie sich kurzerhand von ihm und zieht in eine WG in Dublin.

So weit, so gut. Für mich klang das nach einer starken Protagonistin, einem großen Abenteuer und einem Befreiungsschlag, um Träume zu verwirklichen. Nun ja, in dieser Hinsicht wurde ich leider enttäuscht. Aisling verhält sich so, dass sie dem Titel "OMG, diese Aisling!" mehr als gerecht wird. Denn wie oft habe ich über sie den Kopf geschüttelt, mir an den Kopf gefasst und gegen die Stirn geschlagen?

All ihre Freundinnen sind verlobt oder schon verheiratet. Und auch Aisling sieht ihre Zukunft schon rosarot vor sich: Traumhochzeit, Traumhaus auf dem Land und dann ließe auch der Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten. Als John ihre Träume dann durchkreuzt, macht sie aus heiterem Himmel, scheinbar völlig unüberlegt und ohne große Erklärung Schluss. In den nächsten Wochen lebt sie zwar zusammen mit neuen Freundinnen in einer Traumwohnung, aber das ist schließlich nicht das, was sie immer wollte. Und so reagiert sie dementsprechend verschnupft, wenn es Neuigkeiten von John gibt oder der sich eben nicht meldet. Beides passt ihr nicht. Obwohl Aisling bereits 28 Jahre alt ist und in vielen Dingen eine total spießige und altbackene Denkweise hat, führt sie sich auf der anderen Seite auf wie eine Pubertierende. Ständig beschäftigt sie sich mit Markenprodukten, Gratis-Essen oder Gratis-Proben und preist das tolle Aussehen von diesem oder jenem Typen an. Dabei ist sie stets für eine ordentliche Portion Klatsch und Tratsch zu haben und hat natürlich zu allem eine (meist herablassende und besserwisserische) Meinung. Tatsächlich wird sie in allem völlig überzogen dargestellt. Einige meiner Mitleser/innen bei der Leserunde haben hier Absicht vermutet und das dies eben der spezielle Humor des Buches sei. Teilweise fand ich es auch unterhaltsam und absurd, aber eben leider auch oft ein wenig nervig. Zum Glück macht sie im Verlauf der Geschichte eine Veränderung ins Positive durch, denn das durch sie dargestellte Frauenbild ist doch mehr als rückständig und hat mir überhaupt nicht gefallen. Letztendlich muss man sagen, dass hin und wieder wahrscheinlich eine kleine Aisling in jedem von uns durchschimmert. In dem ein oder anderen Punkt kann sich bestimmt jede Leserin zumindest ein wenig mit ihr identifizieren.

Große Abenteuer bestreitet Aisling im Buch zwar nicht, dennoch halten ihre neuen Mitbewohnerinnen sie ganz schön auf Trab. Sie durchlebt die Tiefen des Liebeskummers, mutiert zur Partylöwin, auf der Arbeit geht es drunter und drüber und bei den Eltern ist auch nicht alles wie man es sich wünschen würde. Außerdem scheint jemand ein Auge auf sie geworfen zu haben. Es sind eben die kleinen oder größeren Aufregungen des Alltags an denen die Autorinnen uns teilhaben lassen. Das macht Aisling zu einer von uns, denn ihre Probleme oder zumindest so ähnlich, haben wir alle bestimmt schon gehabt. Ob es am Ende zum Befreiungsschlag kommt, müsst ihr selber lesen ;)

"OMG, diese Aisling!" ist unterhaltsam, überzogen und aus dem Leben gegriffen. Die Protagonistin ist definitiv speziell und ab und zu ein wenig nervig. Dennoch hat das Buch seinen eigenen Charme.