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Veröffentlicht am 28.09.2019

Ausgsteckt is...

Herbstblüten und Traubenkuss
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„Wie soll er das ohne dich schaffen?“ Sie lächelte. „Er kann das.“ Es sind nur diese drei kurzen Wörter, doch sie sagt sie so überzeugt, dass ich ebenfalls daran glaube.
Seite 276

Nachdem Mona ihren ...

„Wie soll er das ohne dich schaffen?“ Sie lächelte. „Er kann das.“ Es sind nur diese drei kurzen Wörter, doch sie sagt sie so überzeugt, dass ich ebenfalls daran glaube.
Seite 276

Nachdem Mona ihren Job und ihre Wohnung verloren hat, schläft sie im Kinderbett ihrer Freundin. Höchste Zeit, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen! Kurzerhand bewirbt sie sich in einer Detektei.
Ihr Auftrag und gleichzeitig ihre Bewährungsprobe: Oliver Feeberger wieder zurück ins großelterliche Weingut zu bringen.
Tatsächlich findet sie ihn schon nach kurzer Zeit, doch er weigert sich, ohne sie dorthin zu gehen. Und so beginnt für das Stadtkind Mona ein 2monatiges Praktikum im Familienbetrieb der Feebergers…

Dieses Buch hat mich wohl genau zur richtigen Zeit erreicht… Denn noch während des Lesens hat es mich in eine Weinregion verschlagen, in der ich als Kind viel Zeit verbracht habe und auch bei der Lese helfen durfte. Aber auch ohne diese Spaziergänge im Weingarten katapultiert „Herbstblüten und Traubenkuss“ den Leser sofort ins herbstliche Wien und bringt einem den Zusammenhalt in einem Familienbetrieb näher. Auch lernen wir viel Wein und über die kulinarischen Genüsse in einem Buschenschank – durchzogen von authentischen Rezepten. Eine Besonderheit, die mir nicht neu ist, die ich aber immer wieder gerne in Büchern sehe.
Mona ist ein herzensguter Mensch, fast etwas zu herzensgut und so wirkt es manchmal, als wäre sie schwach und würde sich herumschubsen lassen. Ich selbst habe sie als starke Frau empfunden, die die Chance hat, in ein Leben fernab von dem, in das sie geboren wurde, kennenzulernen. Und diese Chance auch nutzt.
Sie ist in einem lieblosen Haushalt mit zwei Zahnärzten als Eltern aufgewachsen, deren einzige Erwartung an sie es ist, ihre Nachfolge anzutreten. Der einzige Wunsch, den sie ihnen nicht erfüllen will, denn ihre Welt sind die Zahlen.
Was für eine Ironie, dass ausgerechnet Mona nun Oliver überreden soll, das familiäre Weingut zu übernehmen. Denn nach einem schweren Schicksalsschlag vor fünf Jahren hat dieser die Familie überstürzt und ohne ein Wort verlassen. Dennoch wird er von den meisten herzlichen aufgenommen und fühlt sich sofort wieder in seinen Weinbergen zu Hause. Ein Gefühl, das ich nur zu gut verstehen kann.
Doch das Leben wäre nicht das Leben ohne Überraschungen. Und so hält auch diese Geschichte einige Herausforderungen für die Protagonisten bereit, sorgt für Missverständnisse und Beschuldigungen, die Mona meist stoisch über sich ergehen lässt. So herzlich sie vom Großteil der Familie aufgenommen wird, so hinterhältig versuchen andere, sie zu vertreiben.
Hätte ich mir hier mehr Ellbogeneinsatz von ihr gewünscht, wie manch anderer Leser?
Nein, denn Mona ist eine ruhige, gelassene Person, die weiß, wann stiller Protest wirkungsvoller ist als lautes Gebrüll.
So wunderbar die Beschreibungen der Gegend, des Essens, der Arbeit in sengender Sonne und klirrender Kälte waren, bei den Personen hat mir dieses runde Bild etwas gefehlt. Auch wenn ich Monas Art schätze, warum sie Hals über Kopf alles zusammenpackt um mit Oliver zu gehen, habe ich nicht ganz nachvollziehen können. Hier hätte mir ein etwas längerer Einstieg besser gefallen.
Die Liebesgeschichte selbst entwickelt sich langsam und somit glaubwürdig, und auch wenn ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte, war ich froh, dass Emilia Schilling uns nicht mit rosaroten Zuckerwolken verwöhnt sondern durchaus ein Maß an Realität zutraut.

Eine Liebesgeschichte, die uns in die Weingärten Wiens entführt und langsam wie die Trauben dort in der Sonne reift…

Veröffentlicht am 13.09.2019

Was wäre wenn...

Drei Leben mit dir
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„Sie sind eine starke Frau. Und doch nehmen Sie ihr Leben nicht in die eigene Hand.“
Seite 185

Was wäre wenn… du zu dem Zeitpunkt einer Entscheidung zurückreisen könntest und dieses Mal den anderen Weg ...

„Sie sind eine starke Frau. Und doch nehmen Sie ihr Leben nicht in die eigene Hand.“
Seite 185

Was wäre wenn… du zu dem Zeitpunkt einer Entscheidung zurückreisen könntest und dieses Mal den anderen Weg nehmen könntest? Aber bedenke: Nicht nur du bist von dieser Entscheidung betroffen – und sie kann für andere fatale Folgen haben!
Schon in ihrer Jugend waren sie ein unzertrennlich: Marc, Jonas und Rebecca. Doch mit dem Älterwerden kommen mehr als nur freundschaftliche Gefühle und Becca entscheidet sich für einen der beiden. Was sie nicht ahnt: Sie wird viel später zu diesem Zeitpunkt zurückkehren und einen anderen Weg einschlagen können!
Ein interessanter Gedanke hinter dieser Geschichte, es gibt sogar eine Art „Glaubensgemeinschaft“, die überzeugt ist, dass diese Art der „Zeitreise“ möglich ist.
Wie der Titel schon verrät, dürfen wir Rebecca über drei Leben begleiten, die sie mit Marc und Jonas verbringt. Sie ist eine liebenswürdige Protagonistin und in ihren wankelmütigen Zügen wird sich wohl die eine oder andere Leserin wiedererkennen. Es fällt ihr schwer, sich für einen der beiden zu entscheiden, dabei kennt sie noch nicht mal alle schrecklichen Fakten aus ihren vorherigen Versuchen.

Dieses Buch hat mich auf eine emotionale Achterbahn geschickt! Kerstin Böhm schaffte es, mich schon in den ersten Seiten ins Buch und in Rebeccas Gefühlswelt zu ziehen und mir Tränen zu entlocken. Man spürt die Anziehung zwischen den Protagonisten, wie schwer es Rebecca fällt, eine eindeutige Antwort zu geben und ihr Leben zu leben. Über weite Teile hat sie sich lenken lassen und es sich leicht gemacht, indem sie es anderen überließ, für sich zu entscheiden. Dadurch entwickelte sich eine Dynamik in ihren Beziehungen, die ich spannend zu lesen fand. Etwas gehadert habe ich mit der Rolle des „Buhmanns“ die ihrem Gegenüber zuteilwurde und mir der Erklärung für ihre „Zeitreisen“, die ich gar nicht gebraucht hätte und die sich dann ein wenig zog.

Fazit: Eine berührende Liebesgeschichte die altbekannte Frage an uns stellt „Was wäre wenn?!“

Veröffentlicht am 06.09.2019

in Lebensbericht über ein Jahr voller sieben Herausforderungen für die Autorin - und Herausforderungen sind für jeden etwas anderes.

Leben wird aus Mut gemacht
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Unten angekommen, klatschte die Inderin laut in die Hände, und ich zuckte zusammen. Sie drehte sich um und sagte zu mir: „Geschafft. Alles ist schwierig, bis man es einfach macht.“

Seite 151



Die 84jährige ...

Unten angekommen, klatschte die Inderin laut in die Hände, und ich zuckte zusammen. Sie drehte sich um und sagte zu mir: „Geschafft. Alles ist schwierig, bis man es einfach macht.“

Seite 151



Die 84jährige Emma kontaktierte die Autorin, um jemandem ihr Leben erzählen, alle Teile und nicht nur die einzelnen Fragmente, von denen manche ein wenig wussten.

Inspiriert durch ihre Lebensgeschichte beschloss Anika, sich ein Jahr lang ihren persönlichen Herausforderungen zu stellen und in sieben Geschichten darüber zu berichten.



Anika Landstein ist bekannt für ihren Reiseblog und ihren Podcast ÜberFrauen. Ich persönlich kannte sie noch nicht und war gespannt auf dieses Buch!

Was ich mir erwartete, war mehr über das Leben von Emma zu erfahren, die Beweggründe der Autorin, sich auf ihre eigenen Abenteuer zu begeben, eine Beschreibung, warum es genau jene sein sollten –und am Schluss ein wenig von dem Gefühl, es jetzt selbst auch anpacken zu wollen. Einen Kick, eine Motivation…

Zuerst sei gesagt, auch wir erfahren nur Eckpfeiler von Emmas Leben, da habe ich mir etwas mehr erhofft und erwartet, denn sie ist sicherlich eine bemerkenswerte Frau!

Auch warum es genau jene sieben Aufgaben wurden, war mir bis zum Ende hin nicht ganz klar.

Die ersten drei Herausforderungen waren, die Familiengeschichte erforschen, eine Reise nur für mich (also ohne viele Fotos und bloggen) und dem Tod ins Auge blicken… Das waren große Herausforderungen für mich zu lesen, da ich mir einerseits eben mehr von Emmas Leben erwartet habe – und andererseits mit den Aufgaben an sich nicht viel anfangen konnte. Irgendwie wirkten sie mir zu groß und zu klein in einem. Um das kurz zu erklären: Eine Reise ohne großartiges Teilen – das ist für mich jede. Die Reise führte zum Burning Man – organisatorisch und finanziell ein Ding der Unmöglichkeit, wohl nicht nur für mich. Nach diesen Abschnitten war ich kurz davor, das Buch abzubrechen – und bin froh, es nicht getan zu haben!

Denn das war der Moment, an dem ich das Buch bewusst aus der Hand legte und mich fragte, was das Wort „Herausforderung“ für mich bedeutet. Warum etwas für einen Menschen selbstverständlich und für den anderen schwierig ist. Und musste dabei für mich feststellen, dass es eher die mentalen Herausforderungen sind, die mich reizen - und das jeder Mensch seine eigene Geschichte hat, die ihm manches einfach und manches schwierig gestalten.

Die vierte Herausforderung, der sich Anika stellt, war eine Woche Schweigen im Ashram – und dieser Abschnitt hat mich regelrecht gefesselt! Von da weg hatte ich mich auf der eine Seite damit abgefunden, dass Emma eine Randfigur bleiben wird – und die Herausforderungen, denen sich die Autorin stellte, waren welche, die ich besser nachvollziehen konnte als die ersten. Und ihre Erkenntnisse daraus für mich dadurch auch verständlich und hilfreich.

Und so habe ich die zweite Hälfte des Buches dann doch noch genießen können, auch wenn es ganz anders war als erwartet!

Am Ende des Buches erwartet den Leser noch ein Mutmach-Manifest, das mir sehr gut gefallen hat!

Fazit: Ein Lebensbericht über ein Jahr voller sieben Herausforderungen für die Autorin - und Herausforderungen sind für jeden etwas anderes.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Interessante Liebesgeschichte im Theatermilieu

Puccini zum Frühstück
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„Für manche Menschen mochte der 15. Oktober 2017 ein ganz gewöhnlicher Tag sein. Für Charlotte Benedicte Katharina Sanders, die von allen Charlie genannt wurde, war es der Beginn einer neuen Ära.“

Charly ...

„Für manche Menschen mochte der 15. Oktober 2017 ein ganz gewöhnlicher Tag sein. Für Charlotte Benedicte Katharina Sanders, die von allen Charlie genannt wurde, war es der Beginn einer neuen Ära.“

Charly tritt ihren neuen Job in Marienburg an, als Dramaturgieassistentin, über 100 Kilometer von ihrem alten Leben und ihrer Familie, die sie gerne im Familienunternehmen gesehen hat, entfernt. Ich mochte sie von der ersten Seite weg, sie wirkt trotz ihres familiären Backgrounds wie das sympathische Mädchen von nebenan.
Als dann der Dramaturg kurz vor der Premiere ausfällt, hat sie die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen. Doch eine eigenwillige Regisseurin, technische Schwierigkeiten, personelle Ausfälle und nicht zuletzt ihre eigenen Gefühle stellen sich ihr in den Weg!

Charly ist eine ungewöhnliche junge Frau, die ihrer reichen Familie den Rücken gekehrt hat, um sich ihrer großen Leidenschaft, dem Theater zu widmen. Sie stellt sich mit Gespür und Selbstvertrauen ihren Aufgaben und scheut auch nicht davor zurück, sich selbst ins Abseits zu stellen, um das Stück voranzutreiben.
Doch dann begegnen ausgerechnet ihr, die noch nie verliebt war, zwei Männer, die sie jeder auf ihre eigene Art herausfordern.

Konstanze Harlan führt uns beim Lesen detailliert ins Theaterleben, man spürt ihre Liebe zu und ihre Erfahrung in dieser faszinierenden Welt! Ich habe mir vorher nie darüber Gedanken gemacht, was für eine große Planung und welches Timing erforderlich ist, um den Zuseher so ins Geschehen eintauchen zu lassen. Und welche riesigen Folgen ein kurzfristiger Ausfall auf den gesamten Ablauf hat!
Charlie übernimmt die Dramaturgie für „La Bohème“ und beim Lesen bekam ich große Lust, dieses wunderbare Stück wieder einmal zu erleben!

Dabei tritt die Liebesgeschichte ein wenig in den Hintergrund, die Protagonisten bleiben vor dieser enorm schillernden und für mich sehr exotischen Kulisse etwas flach und nicht immer „rund“. Schade, denn die Vergangenheit der Protagonisten gäbe einiges her!

Dennoch war es für mich eine interessante Geschichte, die mich fasziniert hat und bis zum Herzschlag-Finale über die nicht ganz ausgefeilten Charaktere hinweggetröstet hat!

Veröffentlicht am 09.07.2019

Eine berührende Geschichte über eine selbstbestimmte Frau, das Leben mit seinen Herausforderungen und die Liebe!

Mein Wunsch bist du
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„Ab sofort bestand Schmetterlingsverbot, und wenn sie jedem dieser Nervensägen in ihrem Bauch die Flügel einzeln ausrupfen musste.“

Lilli hat sich ihren Traum von einem Kind erfüllt – mit einer anonymen ...

„Ab sofort bestand Schmetterlingsverbot, und wenn sie jedem dieser Nervensägen in ihrem Bauch die Flügel einzeln ausrupfen musste.“

Lilli hat sich ihren Traum von einem Kind erfüllt – mit einer anonymen Samenspende in Dänemark. Allein zieht sie ihren 5jährigen Sohn Emil groß. Doch als er immer öfter nach seinem Vater fragt, beginnt sie, mit Hilfe des Journalisten Patrick, nach ihm zu suchen.
Als sie ihn dann kennenlernt, besteht sofort eine Verbindung zwischen ihnen und auch Emil mag ihn sehr gerne. Doch Hannes hat ein eigenes Leben und eigene Verpflichtungen – und auch Lilli hat Geheimnisse, vor ihm und auch vor ihren Freundinnen.

Juli Summer hat mit Lilli eine kluge, selbstbestimmte Frau geschaffen. Als mit Mitte Dreißig der perfekte Mann noch nicht in Sicht ist, sucht sie nach einem Weg, ein Kind zu bekommen. Sie meistert ihre Lage hervorragend, ist Emil eine tolle Mutter. Doch irgendwann vermisst er einen Vater – und auch Lilli beginnt nachzudenken.
Die Suche ist erstaunlich schnell erfolgreich, nicht zuletzt durch Patrick. Der scheint selbst ein Geheimnis mit sich zu tragen. Warum hat er solches Interesse an Lilli, wird manchmal fast fordernd und emotional, wenn es um sie geht?
Lilli selbst kämpft mit ihren eigenen Dämonen - und steckt mir dabei etwas zu oft den Kopf in den Sand. Damit hatte ich beim Lesen ein wenig zu kämpfen. Vor allem vor einem Problem läuft sie so unverantwortlich lange davon, hier wurde mir der Bogen etwas zu sehr überspannt.
Der kleine Emil ist entzückend und nimmt Hannes dankbar an. Ich hätte gerne ein ausführliches Gespräch mit ihm erlebt, etwas Information über seine Gefühle.
Dennoch: Die Geschichte hat mich gepackt und gerührt, ich habe mit Lilli mitgefiebert und mir Sorgen um sie gemacht! Ich war nicht mit allen ihren Entscheidungen einverstanden, aber hey – es ist ihr Leben!
Fazit: Eine berührende Geschichte über eine selbstbestimmte Frau, das Leben mit seinen Herausforderungen und die Liebe!