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Veröffentlicht am 31.10.2019

Historische Familiengeschichte mir unötigen Längen

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis
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Von einem Tag auf den anderen ist für Komtess Luise von Waldenberg nichts mehr , wie es war. Durch einen Sturz hat sie ihr Gedächtnis verloren und ihr Leben steht dadurch Kopf. Dadurch, dass sie ihre bisherigen ...

Von einem Tag auf den anderen ist für Komtess Luise von Waldenberg nichts mehr , wie es war. Durch einen Sturz hat sie ihr Gedächtnis verloren und ihr Leben steht dadurch Kopf. Dadurch, dass sie ihre bisherigen Gewohnheiten nicht wirklich kennt, sieht sie die Welt mit anderen Augen und erkennt, dass Lug und trug beim Hofadel an der Tagesordnung sind. Hier wird getuschelt, da wird gemauschelt, aber niemals kommt die Wahrheit ans Tageslicht.
Mit Zuckerbäcker Bruckner kommt nicht nur langsam Licht in die Klüngelei, sondern es ziehen auch süße Düfte durch seine Schokoladenküche, die nicht nur zum Naschen der kleinen Köstlichkeiten verführen...

Ich liebe historische Familienromane und sauge jedes Buch quasi auf wie ein Schwamm. Ulrike Schweikert ist für ihre gut recherchierten Historienromane bekannt und von daher habe ich mit voller Neugier in das Abenteuer Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts gestürzt.
Doch die Geschichte bringt mich nicht wirklich ins Schwärmen, denn ihr fehlt es irgendwie an Herzblut, denn der Funke der Begeisterung zündet nicht wirklich.
Wien ist mit all seinen Schönheiten beschrieben, verzaubert mit seinem Charme und entführt den Leser direkt vor Ort, aber die Figuren bewegen sich vor dieser traumhaft schönen Kulisse wie Komparsen, die keine große Rolle zugedacht bekommen haben und zudem noch Schwierigkeiten mit Text und Handlung haben.
Lässt mich nämlich der Klappentext im Glauben, dass es sich hier um eine romantische Geschichte zwischen Luise und ihrem Zuckerbäcker handelt und ich so auf ein süßes Happy-End im wahrsten Sinne des Wortes hoffe, so macht das Buch einen heftigen Schlenker in eine ganz andere Richtung - es werden immer mehr Krimielemente eingestreut und so verliert das Buch in meinen Augen an Glaubwürdigkeit.
Die Geheimisse innerhalb der Familie bieten so viel Potential für eine spannende Handlung, die wohl auch mit der kriminalistischen Gestaltung angedeutet werden soll, aber irgendwie verpufft alles und es bleiben zu viele Fragen offen.
Auch drückt das ewige Selbstmitleid von Luises Mutter die Stimmung des Romans - ja, es gibt viele tragische Ereignisse zu verkraften, aber wenn am Ende alles nur noch schwarz ist und kein Lichtblick zu sehen, finde ich das als Leser doch sehr bedrückend.
Die Wendung zum Schluss kommt aus dem nichts - es gibt für den Leser vorher keine Andeutungen, dass sich die Geschichte jetzt genau in diese Richtung entwickelt und daher passt das offen gehaltene Ende zum Rest des Buches - es ist eine historische Familiengeschichte mit unnötigen Längen und einigen unpassenden Passagen, die den Lesespaß trüben.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Erstens ist alles anders und zweitens als man denkt...

Der Tod tanzt in Graz
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Österreich hält im wahrsten Sinne des Wortes den Atem an, denn der Tod scheint unter den Künstlern des Landes sein Unwesen zu treiben. Erst wird per Fernschuss einem bekannten und beliebten Volksmusiker ...

Österreich hält im wahrsten Sinne des Wortes den Atem an, denn der Tod scheint unter den Künstlern des Landes sein Unwesen zu treiben. Erst wird per Fernschuss einem bekannten und beliebten Volksmusiker das Licht ausgepustet und dann folgt gleich der zweite Mord hinterher. Das ruft Lemberg und Hinterher auf den Plan und die Ermittlungen beginnen....
Bisher sind mir Trost, Lemberg und Co als Ermittler unbekannt und ich bin quais quer in diese Krimireihe eingestiegen. Das war mein Fehler, denn mir fehlen so wichtige Hinweise, Hintergründe und Informationen, um mit den doch recht eigentümlichen und nicht gerade einfachen Figuren klarzukommen. Ohne dir Vorgeschichte zu kennen, ist der Einstieg dann recht holprig und mühsam und ich finde keinen Zugang zum Schreibstil des Autors, der recht deftig und mit brottrockenem Humor gewürzt ist. Das ist jetzt nicht wirklich mein Ding und ich habe schwer daran zu knabbern.
Die Figuren sind recht gut gewählt, sind mir aber, durch den fehlenden Zugang zur Geschichte, für die Dauer der Erzählung recht fremd geblieben. Es geht schon recht hart zu in der Volksmusikbranche und es ist nicht wirklich alles immer die heile Welt, die man von den Musikern, Gruppen und Akteuren vorgegaukelt bekommt. Dieser Einblick hinter die Kulissen von eitel Sonnenschein und Bergidylle finde ich gut gelungen und er zeigt auf, dass man ruhig etwas genauer hinsehen sollte, wenn mal wieder von Glückseligkeit, Bergheimat und Brauchtum die Rede ist. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und die macht Robert Preis für den Leser erkennbar.
Ansonsten muss ich hier recht neutral bewerten, denn der Autor kann nichts dafür, dass ich bisher die Vorgängerbände nicht gelesen habe. Für Fans seiner Krimi-Reihe ist dieses Buch sicherlich der Knaller - ich gebe neutrale drei Sterne

Veröffentlicht am 21.10.2019

Ich vermisse das Winterwunder

Winterwunder für die Liebe
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Charlie ist ein Grinch und mit Hunden hat sie es auch nicht so. Und doch muss sie die Weihnachtsfeiertage mit ganz vielen Hunden verbringen, denn ihre Cousine zieht es vor, zu ihrer aktuell großen Liebe ...

Charlie ist ein Grinch und mit Hunden hat sie es auch nicht so. Und doch muss sie die Weihnachtsfeiertage mit ganz vielen Hunden verbringen, denn ihre Cousine zieht es vor, zu ihrer aktuell großen Liebe an den Nordpol zu flüchten. Doch wie feiert man Weihnachten, wenn einem so gar nicht danach ist und es dann auch noch zwei Männer gibt, die das Herz von Charlie höher schlagen lassen? Ist es Zeit für Charlies persönliches Weihnachtswunder ?

"Winterwunder für die Liebe" verzaubert den Leser mit einem wundervoll gestaltetem Cover, das glitzert und funkelt und so ein bisschen Magie versprüht. Die Geschichte jedoch ist leider nicht ganz so magisch und voller Wunderfunkelzauber, wie das Cover vermuten lässt, denn bis auf Seite 245 passiert nicht wirklich viel. Man lernt den Alltag in der Hundepension in aller Ausführlichkeit kennen und darf den Tagesablauf in allen Details verinnerlichen. Das ist jetzt nicht wirklich das, was ich mir von einem Weihnachtsbuch erwarte. Hauptdarsteller sind die Hunde, die alle ihre Macken haben und trotzdem extrem liebenswert sind. Charlie und Co bleiben an manchen Stellen recht blass und die Hunde laufen ihnen den Rang ab. Die männlichen Figuren sind dabei recht klischeehaft dargestellt und das finde ich schade.
Der Roman zieht sich durch die ausufernde Gestaltung des Pensionsalltags recht in die Länge und ich frage mich die ganze Zeit, wann endlich die Romantik, das Knistern und das Weihnachtsflair Einzug halten. im letzten Drittel werde ich für meine Ausdauer belohnt, bekomme endlich die große Portion Liebe, die Geburt der Welpen geht ans Herz und sogar ein wenig Spannung und Action füllen die Seiten. Der Klappentext hat mir eine andere Geschichte versprochen, als ich sie letztendlich gelesen habe.
Die Idee zum Buch finde ich ganz toll, die Umsetzung ist aber leider nicht so gut gelungen. Denn ein Winterwunder für die Liebe zeichnet sich durch ganz viel Romantik im Schnee, einer zauberhaften Darstellung des Cottages und ganz viel Herzenswärme aus. Hier sind leider immer nur die Ansätze vorhanden, ohne dass sie vertieft wurden. Schade, so bleibt der Roman nur Mittelmaß - schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Gesellschaftspotrait einer ganzen Generation

Wir sehen uns unter den Linden
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Susannes Vater war ihr immer ein Vorbild - er lehrte sie, dass der Sozialismus Halt und Stärke gibt und sie nicht in den Grundfesten erschüttert. Doch diese Einstellung hat ihn das Leben gekostet, denn ...

Susannes Vater war ihr immer ein Vorbild - er lehrte sie, dass der Sozialismus Halt und Stärke gibt und sie nicht in den Grundfesten erschüttert. Doch diese Einstellung hat ihn das Leben gekostet, denn er wurde kurz vor Kriegsende von den Nazis gnadenlos vor Susannes Augen erschossen. Dieses Erlebnis hat sie für immer geprägt und sie hat sich geschworen, seine Ideale aufrecht zu erhalten.
Doch als in Susannes Leben die Liebe Einzug hält, fängt ihr Weltbild an zu wanken und sie sieht, was der Sozialismus wirklich bedeutet. Das Leben an Kelmis Seite könnte so schön werden, wäre da nicht der 13. August, der mit dem Bau der Mauer ihr all die Möglichkeiten auf eine Alternative nimmt...

Mit "Wir sehen uns unter den Linden" zeichnet Charlotte Roth das Gesellschaftsportrait einer ganzen Generation und lässt für die nachfolgenden Jahrgänge die Geschichte Deutschlands lebendig werden, als nicht nur eine Mauer Deutschland teilte, sondern auch diese Mauer in den Köpfen und Herzen der Menschen zu finden war. Doch mit ihrer Romanze führt auch Roth dem Leser vor Augen, dass Liebe alle Mauern überwinden kann.
Die Erzählung lebt von der Figur Susanne, die durch die sozialistische Einstellung ihrer Eltern als Kind geprägt wurde. Gefestigt durch diesen Glauben soll sie durchs Leben gehen. Doch eben genau diese Einstellung fängt an zu wanken, als sie den West-Berliner Kelmi kennen und lieben lernt. Denn seine Weltanschauung unterscheidet sich doch sehr von den Idealen, die Susanne aufrecht erhält.
Charlotte Roth ermöglicht dem Leser den Einblick in Susannes Gefühls- & Gedankenwelt und so kann ich mit erleben, wie sich Susanne bald nicht mehr in ihrem eigenen Leben zurecht findet. Sie sitzt zwischen den Stühlen, weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, weiß nicht, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist und hadert mit ihr über das Schicksal. Irgendwie bleibt mir Susanne trotz all der Einblicke aber fremd - ich finde nicht wirklich Zugang zu ihr , kann mich nicht mit ihr identifizieren. Das liegt vielleicht auch daran, dass Susanne in meine Augen noch nicht wirklich "frei" ist. Sie wirkt auf mich manchmal richtig unnahbar, steif und verbohrt und daher vermittelt sie mir eher das Gefühl, einem störrischen Kind gegenüber zu stehen als einer jungen Frau, die gerade die große Liebe ihres Lebens getroffen hat.
Der historische Hintergrund ist von der Autorin wieder hervorragend recherchiert und für den Leser in tolle Bilder umgesetzt, aber diesmal gelingt es Roth nicht, das Buch zu einem echten Renner werden zu lassen. Mir sind es zu viele Informationen, die ich hier erhalte und das wirkt manchmal eher sachlich und kühl, anstatt mitreißend und voller Gefühl, wie ich es in den vielen Büchern, die ich bisher von der Schreibenden gelesen habe, gewohnt bin.
Der Roman hat seine guten Seiten, weiß mich an vielen Stellen zu begeistern, doch im Großen und Ganzen bleibt die Erzählung weit hinter den Erwartungen zurück. Charlotte Roth punktet hier noch einmal mit einer Überraschung zum Ende hin ,aber das reißt die mittelprächtige Gesamtwirkung leider nicht mehr herum.
Ich freue mich einfach auf das nächste Buch der Autorin :)

Veröffentlicht am 13.10.2019

Nette Weihnachtsgeschichte

Das Weihnachtslied
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Aus der Traum vom großen Weihnachtskonzert mit dem Schulchor, denn die sauertöpfische Direktorin hat Mia kurzerhand vor die Tür gesetzt und auch schon ein smarten Ersatzlehrer parat. Als wäre die Katastrophe ...

Aus der Traum vom großen Weihnachtskonzert mit dem Schulchor, denn die sauertöpfische Direktorin hat Mia kurzerhand vor die Tür gesetzt und auch schon ein smarten Ersatzlehrer parat. Als wäre die Katastrophe nicht schon groß genug, stirbt auch noch Mias Vater an einem Herzinfarkt. Mia muss ihre Zwillingsschwester Valerie vom Tod ihres Vaters in Kenntnis setzen und das fällt ihr nicht leicht. Wie wird es sein, wenn sich die beiden Schwestern nach so langer Zeit wieder gegenüberstehen ? Und was haben die Noten für ein Weihnachtslied mit all dem zu tun ?
"Das Weihnachtslied" ist ein netter Wohlfühlroman, der mit einigen Schwächen aufwartet und mich nicht richtig von ich begeistern kann. Die Geschichte ist recht einfach gehalten und trotz Wendungen, Familiengeheimnissen und Weihnachtsfeeling recht überschaubar gestaltet. Das Ende ist für den Leser schon nach wenigen Seiten absehbar und die weihnachtliche Wohlfühlatmosphäre vermag auch nicht mehr Glitzern und Funkeln zu versprühen, um den Leser bei der Stange zu halten.
Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt, plustert sich hier und da noch ein bisschen auf, aber das Wesentliche, nämlich das Weihnachtslied, kommt einfach zu kurz. Erst ab Ende des zweiten Drittels erfährt der Leser überhaupt von der Existenz des Liedes, dann verschwindet es wieder von der Bildfläche, um dann in den letzten drei Kapiteln den ganz großen Auftritt zu bekommen. Zwischendrin wird der Roman künstlich in die Länge gezogen, verliert sich in vielen Nebenschauplätzen und Handlungen, die es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht hätte. Der Schluß versöhnt wiederum mit dem ganzen Buch, denn hier bekommen noch einmal alle Figuren die Möglichkeit zu zeigen, was sie können...das ist im Verlauf des Buches nämlich immer wieder einmal untergegangen.
Das titelgebende Lied spielt leider nur eine minimale Rolle- schade, denn die Idee zum Roman finde ich sehr gelungen, ist Weihnachten doch das Fest der Liebe und der Familie, aber die Umsetzung ist recht einfach strukturiert und nach Schema F gestrickt. Eine Prise Herzenswärme und Geborgenheit ist zwar vorhanden, aber mir insgesamt zu wenig für einen echten Weihnachtsroman. Übrig bleibt eine nette Geschichte, die schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen ist.