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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2019

Eine literarische Herausforderung

Eine Stunde hinter Mitternacht
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Zum Inhalt:

Vor 120 Jahren veröffentlichte einer der bekanntesten Autoren Deutschlands, Hermann Hesse sein erstes Buch beim Verlag von Eugen Diederichs. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von neun ...

Zum Inhalt:

Vor 120 Jahren veröffentlichte einer der bekanntesten Autoren Deutschlands, Hermann Hesse sein erstes Buch beim Verlag von Eugen Diederichs. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von neun kleinen eher skizzenhaften Prosadichtungen, in denen er beeinflusst vom neuromantischen Stil schwärmerisch märchenhafte und traumähnliche Szenerien beschreibt. Damals noch unbekannt, war das Buch nicht wirklich erfolgreich, wurde aber viele Jahrzehnte später neu publiziert. Der Diederichs Verlag würdigt den Schreiber mit dieser Neuauflage in einem wunderschönen Hardcover.


Meine Leseerfahrung:

Die ersten Prosadichtungen von Hesse sind wahrlich keine leichte Kost und lassen sich in einigen Abschnitten sehr schwer lesen und verstehen. Zudem gehen einige schwärmerische Passagen hart an die Grenze der Erträglichkeit, als hätte Hesse sie in einem traumähnlichen Zustand niedergeschrieben oder gar wirklich geträumt. 

Wirklich gepackt hat mich die Euphorie des Autors nicht, allerdings kann das auch an der überaus alten Sprache liegen, was dazu führte, dass ich einige Sätze mehrfach lesen musste und gerätselt habe, wie man es in unserer heutigen Zeit denn ausgedrückt hätte. Dann wiederum sind wunderschöne Sätze enthalten, wie: "Denn ich liebe dich mit der Liebe, welche jeder Verwandlung fähig ist und keine höchste Stufe kennt." So klar und genau formuliert, wie man es auch von Hesse eigentlich kennt. Literarisch gesehen würde ich die ersten Schritte von Hesse nicht meisterhaft nennen, aber es ist interessant zu sehen, in welche Richtung er sich mit der Zeit entwickelt hat. 

Wer sich mit Schriften von Hermann Hesse befasst und seine Erstwerk auch anschaffen möchte, sollte sich für diese Neuausgabe entscheiden. Denn das Hardcoverbuch ist optisch ein kleines Schmuckstück in weiß mit Schrift und Verzierungen in glänzendem Blauton und soll an die Erstausgabe angelehnt sein. 


Fazit:

Für Hesse-Fans ist die Prosasammlung sicherlich ein Lesegenuss, für alle Anderen dagegen keine leichte Kost. Allerdings ein Schmuckstück für jedes Bücherregal!

Veröffentlicht am 09.09.2019

Lesespaß für Riverdale Fans 

RIVERDALE - Raus aus der Stadt
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Zum Inhalt:
Archie wurde wegen Mordes angeklagt. Seine Freunde Jughead, Betty und Veronica sind von seiner Unschuld überzeugt. Allerdings fehlen ihnen jegliche Beweise. Es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, ...

Zum Inhalt:
Archie wurde wegen Mordes angeklagt. Seine Freunde Jughead, Betty und Veronica sind von seiner Unschuld überzeugt. Allerdings fehlen ihnen jegliche Beweise. Es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als zum Tatort zurückzukehren, an dem das Unglück seinen Lauf nahm. Gemeinsam unternehmen die vier Freunde einen Roadtrip nach Shadow Lake zum Lodge Anwesen, um dort nach entlastenden Beweismitteln zu suchen. Der Ausflug gestaltet sich allerdings als sehr unheimlich und birgt seltsame Begegnungen...

Meine Leseerfahrung:
Wer die Archie Comics kennt, ist mit den mysteriösen Gegebenheiten in der Story vertraut. Ich hatte bereits die Serie verfolgt und war neugierig auf das Taschenbuch. Es liest sich flüssig und ist auf Grund der ständigen Perspektivwechsel sehr abwechslungsreich. Jede Figur stellt die jeweilige Situation aus eigener Sicht dar, es wird immer in der Ich-Perspektive erzählt, wobei auch einige Nebencharaktere zu Wort kommen. Zudem gibt es vereinzelt Mitschnitte von Textnachrichten zwischen einigen Charakteren, die sehr zur gespannten Atmosphäre beitragen.

Meines Erachtens bietet sich das Buch eher für Riverdale-Fans an, denen bereits die einzelnen Charakteren bekannt sind und die sich auch mit der Hauptstory um Archie und Veronicas Vater auskennen. Zudem werden viele Aspekte aus der Vergangenheit angesprochen. Daher sollte man bereits Vorkenntnisse bezüglich vergangener Geschichten haben, um beim Lesen nicht ins Stocken zu geraten. 

Für Fans ist diese exklusive Story eine gute Unterhaltungsliteratur und sollte nicht im Regal fehlen. Für mich persönlich war es ebenfalls unterhaltend und ein leicht verdaulicher Lesespaß, wobei mir allerdings die Geschehnisse ziemlich in die Länge gezogen wurden und das Ende etwas zu abrupt kam und nicht wirklich befriedigend war. Das Buch schreit förmlich nach einer Fortsetzung, die hoffentlich einen Abschluss bringt.

Fazit:
Eine gute Unterhaltungsliteratur für Riverdale-Fans mit gewohnt spannenden und mysteriösen Szenen, die für amüsante Lesestunden sorgen.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Lebenshilfe nicht nur für Mütter

Mama, nicht schreien!
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Zum Inhalt:
Wer kennt nicht die Situation, wenn man mit zunehmendem Stress konfrontiert ist, nicht allen Terminen nachkommt, auch nicht allen Personen im eigenen Umfeld gerecht wird? Und dann hat man auch ...

Zum Inhalt:
Wer kennt nicht die Situation, wenn man mit zunehmendem Stress konfrontiert ist, nicht allen Terminen nachkommt, auch nicht allen Personen im eigenen Umfeld gerecht wird? Und dann hat man auch noch mit einem oder mehreren Kindern im Alltag zu kämpfen, die mit ganz anderen Bedürfnissen an Einen herantreten und womöglich auch noch übel gelaunt sind und nur noch herumquengeln. Dann brodelt es in Einem hoch und der Ärger ist vorprogrammiert. Doch was tun, damit die eigenen Kinder nicht zum Ventil werden, um Frust abzulassen? Jeannine Mik und Sandra Teml-Jetter erklären in ihrem Buch "Mama, nicht schreien!", wie man es dennoch schafft, in solchen Situationen trotz starker Gefühle weiterhin ruhig und besonnen zu reagieren und liebevoll mit den Kindern umzugehen.


Meine Leseerfahrung:
Ich hatte einen praktischen Ratgeber für kritische Situationen zwischen Eltern und Kindern erwartet. Doch dieses Buch ist weitaus mehr als das. Es beschäftigt sich nämlich hauptsächlich mit der eigenen Person und geht den starken Gefühlen auf den Grund, indem tiefe Ängste durchleuchtet werden und innere Belastungen und auch Ressourcen erforscht werden. 

Dabei finde ich den Titel doch eher irreführend, denn das Buch spricht gleichermaßen auch Väter an. Jeder hat seine eigenen Grenzen und seine Päckchen zu tragen. Entscheidend ist, dass man als Elternteil genug Reife besitzt, zu reflektieren und die Ursachen für Triggermomente bei sich selbst zu suchen. Beeindruckend fand ich hierbei die Erklärung mit der Prioritätenpyramide und der Vergleich mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug, die man in einer Notsituation zu allererst sich selbst anlegt, um dann anderen Personen helfen zu können. 

Nichts Anderes ist es innerhalb einer Paarbeziehung und auch im Verhältnis zu unseren Kindern. Die gestärkte Verbindung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Geist führt zwangsläufig dazu, auch seine persönlichen Grenzen zu erkennen und sich selbst zu erden. Erst dann kann man seinem Umfeld auf vernünftige und gesunde Art und Weise begegnen. 

Wer tatsächlich detaillierte praktische Tipps zum Umgang mit schwierigen Kindern oder Wutausbrüchen innerhalb der Familie sucht, sollte sich noch anderweitige Literatur zulegen. Mit diesem Buch wird ein Elternteil größtenteils zur Selbstreflexion und zur Erforschung der eigenen Gefühlswelt eingeladen, und das teilweise  mit einigen praktischen Übungen, die einfach durchzuführen sind. Dies kann allerdings nur dann gelingen, wenn man auch offen zu den o.g. Themen steht.


Fazit:
Ein faszinierendes Buch zur Selbstfindung und Selbstreflexion, das als Lebenshilfe dient, die Elternschaft bewusster zu (er-)leben. Aber auch Nichteltern werden sicherlich zur aktiveren Gestaltung ihres eigenen Lebens einige Themenpunkte für sich verwenden können.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Außergewöhnlich gut für ein Debutroman

Der Kinderflüsterer
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Zum Inhalt:

Nach dem Tod seiner Frau zieht Tom Kennedy mit seinem kleinen Sohn Jake in das idyllische Featherbank, um neu beginnen zu können. Der Ort birgt allerdings eine düstere Vergangenheit, da hier ...

Zum Inhalt:

Nach dem Tod seiner Frau zieht Tom Kennedy mit seinem kleinen Sohn Jake in das idyllische Featherbank, um neu beginnen zu können. Der Ort birgt allerdings eine düstere Vergangenheit, da hier vor vielen Jahren mehrere Kinder entführt und getötet wurden. Der Täter, der als "Kinderflüsterer" bekannt war, wurde damals schließlich gefasst und befindet sich seitdem im Gefängnis. Nun nach etwa 20 Jahren verschwindet aber wieder ein Junge und wird erst nach 2 Monaten tot aufgefunden. Die Polizei vermutet entweder einen nie entdeckten Komplizen oder einen Nachahmungstäter. Als ob Tom nicht genug Probleme mit Jake hat, macht er sich nun auch um dessen  Sicherheit Sorgen. Denn auch Jake vernimmt das Flüstern an seinem Fenster, wie einst die verschwundenen Kinder...


Meine Leseerfahrung:

Alex North schreibt in einem flüssigen Stil und erzählt die Geschichte interessanterweise aus verschiedenen Perspektiven der jeweiligen Figuren. Nur die Abschnitte aus Sicht von Tom Kennedy werden in der Ich-Perspektive wiedergegeben. Alle anderen Handlungsstränge werden in der dritten Form erzählt, wobei völlig intensiver Einblick in ihre Gedanken- und auch Gefühlswelt gewährt wird. So erfahren wir als Leser die pure Verzweiflung Toms, als Vater völlig zu versagen und gleichzeitig, wie es in dem in sich gekehrten Jake aussieht und wie er das Verhalten seines Vaters für sich interpretiert. 


Alle Charaktere sind sauber und lebensecht ausgearbeitet worden. Selbst die Szenerien werden derart authentisch und lebhaft beschrieben, dass man sich absolut in die Örtlichkeiten und Situationen hineinversetzen kann. Zudem weiß der Autor ganz genau, wie und wann er für erstklassige Gänsehautmomente sorgt. Der mysteriös angehauchte Thriller über entführte und ermordete Kinder ist packend und erschreckend zugleich, wobei ich mir gegen Ende eine etwas weniger klischeehafte Aufklärung im Hinblick auf das Täterprofil gewünscht hätte. Trotzdem blieb die Spannung bis zum Abschluss jedoch konstant.


Ich bin durch den ersten Roman von Alex North sehr positiv überrascht worden und hoffe, dass er uns noch mit weiteren spannenden Romanen dieser Art beglückt.


Fazit:

Alex North hat mit seinem ersten Werk, eine absolut ausgezeichnete Story abgeliefert, die dem Leser spannende Lesestunden mit ausreichend Nervenkitzel beschert. Der Debutroman verdient unbedingt seinen Platz neben anderen Bestsellern.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein guter Ratgeber zur Konfliktvermeidung auf juristischer Ebene

Kein Grund zur Klage!
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Zum Inhalt:
Ob es nun Nachbarstreitigkeiten sind oder familiäre Zwists, ob vertragliche oder persönliche Auseinandersetzungen, der Weg zum Anwalt führt leider nicht immer zu einer Einigung. Wenn dann auch ...

Zum Inhalt:
Ob es nun Nachbarstreitigkeiten sind oder familiäre Zwists, ob vertragliche oder persönliche Auseinandersetzungen, der Weg zum Anwalt führt leider nicht immer zu einer Einigung. Wenn dann auch noch beide Seiten unnachgiebig sind, ist der Klageweg vorprogrammiert. Wieso es meistens so weit kommt, wie die Prozesswelt tatsächlich aussieht und auf welche Weise ein Verfahren tatsächlich vermieden werden könnte, wird in diesem Buch umfänglich behandelt und mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht.


Meine Leseerfahrung:
In meinem Beruf als Rechtsanwältin habe ich oft genug erlebt, dass Mandanten mit den verschiedensten Klagebegehren einen Anwalt aufsuchen, ohne sich im Geringsten im Klaren darüber zu sein, was ein Verfahren denn eigentlich so mit sich bringt. Frau Reibold-Rolinger setzt genau da an und zeigt in ihrem Buch auf, dass der Gang zum Anwalt allein bei Weitem nicht ausreicht, um zu seinem Recht zu kommen. Stürzt man sich dann auch noch in einen Prozess, kann es viel Lebenszeit und auch Nerven kosten, bis man zu einem mehr oder weniger zufriedenstellenden Ergebnis gelangt. 

Die Kollegin schreibt ohne die trockene juristische Art aufzusetzen und ohne jeglichen Paragraphenwirrwarr flüssig und verständlich und überzeugt auch auf menschlicher Ebene, indem sie auf das Gefühlschaos der Mandanten hinweist. Denn grade die innere Haltung dieser Personen, insbesondere falscher Stolz und fehlende Kompromissbereitschaft führen meist dazu, Streitigkeiten bis an die Spitze zu treiben und sich wie in einer ausweglosen Sachgasse zu fühlen.

Ganz so ausweglos wie angenommen sind die Fälle allerdings nicht immer. Frau Reibold-Rolinger veranschaulicht mit zahlreichen Fallbeispielen aus der Praxis, wann und wie  ein Streitfall schief laufen kann und dass mit Schlichtung und Mediation bessere Ergebnisse erzielt werden können, als wenn man den Schritt in die "Prozesshölle" wagt. 

Für mich und meine Kollegen ist dies ein gutes Sachbuch, wie man Mandanten den Verfahrensweg am Verständlichsten begreiflich machen kann, für Privatpersonen ist es sicherlich ein guter Ratgeber, bevor sie sich in einem Streitfalle für den anwaltlichen Weg entscheiden. Die wichtigste Aussage dieses Buches war für mich, dass Streitigkeiten am Ehesten gelöst werden können, wenn Parteien eine klare Trennung zwischen ihren emotionalen und sachlichen Gründen vornehmen könnten. Die Praxis zeigt da leider oft genug, wie schwer das ist.


Fazit:
Die Autorin liefert mit diesem Sachbuch einen guten Überblick über die juristische Ebene von Streitigkeiten jeglicher Art und ist damit ein guter Ratgeber für all diejenigen, die sich in oder vor einem Streitfall befinden. Lesenswert von Anfang bis Ende!