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Venatrix

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Veröffentlicht am 27.10.2019

Als das SChifahren nach Wien kam

Lottes Träume
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Dieser historische Roman der Wiener Autorin Beate Maly spielt zu Beginn der 20. Jahrhunderts. Wien ist noch die Hauptstadt eines Vielvölkerstaates. Das riesige Habsburgerreich zeigt langsam aber sicher ...

Dieser historische Roman der Wiener Autorin Beate Maly spielt zu Beginn der 20. Jahrhunderts. Wien ist noch die Hauptstadt eines Vielvölkerstaates. Das riesige Habsburgerreich zeigt langsam aber sicher Abnützungserscheinungen. In Wien regiert Bürgermeister Karl Lueger, der mit seinen antisemitischen Aussagen, so manchen Bewohner aus dem Herzen spricht. Die Bevölkerung ist in mehrere Klassen eingeteilt: Hier der Adel und das wohlhabende Bürgertum, dort die armen Fabriksarbeiter, die kaum das nötigste zum Leben haben. Die einen gehen Polo spielen, die anderen suchen in den Abfälle nach Nahrung. Soweit das historische Umfeld.

Lotte Seidl muss, um die Schulden, die die Krankheit des Vaters verursacht haben, nach seinem Tod den bisherigen Haushalt in Mürzzuschlag, einem kleinen Ort an der steirischen Seite des Semmerings, auflösen. Mit wenig Geld und großen Hoffnungen begibt sie sich nach Wien, um eine Stellung anzunehmen. Mit viel Glück ergattert sie, auf Grund ihrer Kenntnisse vom Schifahren und Bergsteigen, einen Job als Verkäuferin bei einer der wenigen selbständigen Geschäftsfrauen Wiens: Bei Mizzi Langer-Kauba in der Kaiserstraße nahe dem Westbahnhof. Mizzi verkauft Reitausrüstung und Reitbekleidung und als sie entdeckt, dass Lotte etwas vom Schifahren versteht, steigt sie, trotz vehementer Ablehnung durch ihren Ehemann, sofort auf Wintersport um.

Die Geschäftsbeziehung der beiden unterschiedlichen Frauen entwickelt sich trotz diverser Auffassungsunterschiede in eine zumindest für MIzzi profitable Richtung. Allerdings ist die Neue immer wieder Anfeindungen von Mila, der Senior-Verkäuferin und Bert, dem faulen Verwandten von Mizzi ausgesetzt. Trotz langer Arbeitstage lernt Lotte den jungen Arzt Jakob Sonnstein kennen, der als schwarzes Schaf seiner reichen, jüdischen Familie gilt. Die Sonnsteins sind Zuckerl-Fabrikanten und die soziale Ader des Arztes, der im Kinderkrankenhaus bis zur Erschöpfung arbeitet, ist ihnen unverständlich. Wenn er wenigstens reiche Privatpatienten behandeln würde, aber nein, verlauste, an Tuberkulose erkrankte Arbeiterkinder sind sein Klientel.

Lotte wird letztendlich Opfer einer von Mila gesponnenen Intrige und verliert, ohne sich rechtfertigen zu können, ihre Stellung bei Mizzi Langer-Kauba.

Meine Meinung:

Beate Maly ist ein buntes Bild der Zeit gelungen, in der einige wenige alles und andere nichts haben. Gut gelungen sind die Lebensumstände der Verkäuferinnen geschildert. Auch der Kampf von Mizzi, die ihr Geschäft de facto gegen den Willen ihres Ehemanns führt, gegen die Windmühlen der öffentlichen Meinung ist gut getroffen. Klasse ist auch Mizzis Erkenntnis, das auch negative Berichterstattung Werbung ist. Hauptsache man spricht über das Geschäft! Witzig finde ich die Szene, in der Mizzi und Lotte ins Warenhaus spionieren gehen und nach Schiausrüstung fragen.

Die sozialkritischen Töne hätten für mich noch ein wenig schärfer sein können. Denn obwohl Lotte lange Arbeitszeiten hat, ist ihr Los gegenüber den Ziegelarbeiterinnen oder Fabriksarbeiterinnen fast schon luxuriös. Sie hat immerhin ein Dach über dem Kopf, mehrere Mahlzeiten am Tag und muss nicht wie andere ihren Körper feil bieten, um auch nur überleben zu können. Auch in der Fabrik von Joseph Mandl gehört sie eher zu den Privilegierten. Allerdings spielt sie diesen Vorteil nie aus, sondern versucht das Los anderer, wie z.B. von Fritz zu verbessern.

Beate Maly hat wieder gründliche Recherchen angestellt, so dass die Leser ein umfassendes Bild von den Lebensumständen der Menschen um die Jahrhundertwende bekommen. Vor allem das Fehlen von Krankenversicherungen und Absicherung der Hinterbliebenen machen einen großen Teil des Elends aus. Das ist auch Jakob klar, der mit seinem Idealismus und seinem Sendungsbewusstsein, auch mittellose Kranke zu behandeln, ständig im Clinch mit seinem Klinikchef liegt

Die Grenzen zwischen den Schichten sind kaum durchlässig. So ist es nur schwer glaubhaft, dass das Mädel vom Land, in die großbürgerliche Familie Sonnstein einheiraten kann. Allerdings, scheint Jakob einer der wenigen Idealisten zu sein, mit dem eine solche Verbindung möglich sein könnte.

Beate Malys Schreibstil ist angenehm zu lesen. Geschickt flicht sie historische Persönlichkeiten wie eben Mizzi Langer-Kauba, deren Ehemann und/oder Mathias Zdarsky ein. Die Charaktere sind recht gut angelegt. Einzig Lotte hätte ein wenig mehr Kontur vertragen können. Mizzi Langer-Kauba hat sich gehörig in den Vordergrund gedrängt.

Der Titel „Lottes Träume“ ist wieder ein bisschen so ein Fall in dem der Verlag das letzte Wort gesprochen hat. Denn eigentlich kommen Lottes Träume gar nicht zur Sprache.

Das Cover möchte ich noch besonders hervorheben. Es gibt im ober Teil eine Berglandschaft und unteren Bildabschnitt eine winterliche Ansicht von Wien wieder. Auch haptisch ist das Buch ein Erlebnis, da der in glitzernden Buchstaben gedruckte Titel, hervorgehoben ist.

Fazit:

Ein historischer Roman aus dem Wien des Fin de Siècle, der die Probleme von berufstätigen Frauen anreißt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Rechtsgeschichte von der Neuzeit bis in die Gegenwart

"Alles, was geschieht, geschieht mit Recht."
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Alles, was geschieht, geschieht mit Recht“ - dieser Titel ist ein Zitat aus Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“. Doch stimmt das überhaupt?

In seinem zweiten Buch zur Rechtsgeschichte befasst sich Alfred ...

Alles, was geschieht, geschieht mit Recht“ - dieser Titel ist ein Zitat aus Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“. Doch stimmt das überhaupt?

In seinem zweiten Buch zur Rechtsgeschichte befasst sich Alfred J. Noll mit dem Staat, dem Eigentum und dem modernen Sicherheitsfetischismus. Der Autor ist begeisterter Jurist und versucht in zehn Kapiteln den Lesern seine Leidenschaft zu vermitteln. ?

Eigentum: seit jeher und für immer?
Staat und Gesetz
Volkssouveränität: Das Beispiel Österreich
Demokratie als Perpektivenvielfalt
Parlamentarismus
Höchstgerichtsbarkeit und Justiz
Menschenrechtspolitik und Völkerrecht
Europa braucht eine Verfassung
Migration und Multikulturalismus
Sicherheit vor allem

Meine Meinung:

Wie schon das Vorgängerbuch „Wie das Recht in die Welt kam“ ist auch dieses hier mit großer Sachkenntnis geschrieben.
Schmunzeln musste ich beim Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, der ja nicht nur Dichter und Universalgelehrter war, sondern vornehmlich Jurist, der die Gesetzesflucht schon zu seiner Zeit anprangert: „Wenn man alle Gesetze studi[e]ren sollte, so hätte man keine Zeit sie zu übertreten.“ (S. 69).

Im Kapitel 4 - „Demokratie als Perspektivenvielfalt“ geht Alfred J. Noll mit den Medien hart ins Gericht. Er stellt die durchaus berechtigte, provokante These auf, dass die Medien die „Entstehung von Wissen sogar verhindern“. (S. 120)

Bedenklich kann einen stimmen, wenn, wie der Autor auf S. 179 ausführt, dass bei Eingabe des Wortes „Freiheit“ in die Stichwortsuche des RIS (Rechtsinfomationssystem), der Datenbank des österreichischen Bundeskanzleramtes, eingibt die Trefferanzahl 867 ergibt. Bei Eingabe des Suchwortes „Sicherheit“ erhöht sich die Trefferquote auf 9.450. Also ein Verhältnis 10:1 für die Sicherheit. Das gilt auch für die größte Internetsuchmaschine.

In seinem Postskriptum geht der Autor noch auf die Beziehung „Recht und Revolution“ ein. „Jedes Recht kommt durch Unrecht auf die Welt. Die Revolution stört die Ordnung, schafft Unrecht.“ (S. 200)

Wie schon im Vorgängerbuch geschrieben ist die umfassende Sachkenntnis gleichzeitig Stärke und Schwäche dieses Buches. Kaum jemand kann dem Autor ein x für ein u vormachen (ausgenommen ein Juristenkollege natürlich).

Das Buch, das vom Verlag als Essay bezeichnet wird, besticht durch die schier unerschöpfliche Sachkenntnis und einen beeindruckenden Schreibstil, der allerdings manchmal zu lange Sätze mit einer Wendung zu viel, beinhaltet. Wieder zitiert der Autor ausgiebig aus vielen anderen Werken. Doch Nicht-Juristen, denen die philosophischen Werk Hegels oder Karl Marx‘ nicht geläufig sind, müssen beinahe über diese Zitate hinweglesen.


Das Buch verfügt über eine gediegene Aufmachung: Als Hardcover mit einem Lesebändchen und abgerundeten Ecken. Die Schriftart und Schriftgröße sind augenfreundlich gewählt.

Fazit:

Dieses Buch zeigt viele Facetten des Rechtes seit der Bildung von Nationalstaaten bis in die Gegenwart und warum es nicht möglich ist, ohne Recht auszukommen. Ein paar Gesetze weniger wären auch genug (siehe J. W. von Goethe). Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.10.2019

EIne Anleitung zur Weiterentwicklung

Aufrichten!
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Die Grande Dame der österreichischen Psychotherapie hat ein leicht lesbares Buch darüber geschrieben, wie sich vor allem Frauen, nach kleinen oder größeren Schicksalsschlägen wieder aufrichten können.

Im ...

Die Grande Dame der österreichischen Psychotherapie hat ein leicht lesbares Buch darüber geschrieben, wie sich vor allem Frauen, nach kleinen oder größeren Schicksalsschlägen wieder aufrichten können.

Im Grunde erzählt sie wenig Neues. Eine Vielzahl der Ratschläge ist sattsam bekannt. Worin liegt also der Mehrwert dieses Buches? Zum einem können Ermunterungen nicht oft genug wiederholt werden und zum anderen sind die Beispiele, aus dem reichen Erfahrungsschatz der Autorin, so bildhaft dargestellt, dass es möglich ist, das eine oder andere für sich selbst zu adaptieren.

In acht Kapiteln zeigt uns Rotraut Perner wie es möglich ist, sich (wieder) Aufzurichten und eine andere Haltung einzunehmen:

Einige Vorbemerkungen
vom Boden empor
Blickrichtungen
Aufrichten
Haltungen
Bewegung
Selbstbestimmung
Wachsen in Schritten

Ergänzt wird das Buch durch Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis.

Interessant habe ich gefunden, dass sie das Buch ursprünglich „Haltung“ nennen wollte, und dann auf Grund des gleichnamigen Buches von Reinhold Mitterlehner davon Abstand genommen hat. Trotzdem geht es in diesem Buch um „Haltung“ - nämlich um „Kopf hoch, Bauch einziehen und gerader Rücken“. Wer dies schon selbst ausprobiert hat, merkt, dass diese nunmehr gestraffte Körperhaltung sich auch auf die Psyche auswirkt. Allerdings bedarf es einiger Übung, diese Haltung auch in kritischen Situationen des Alltags einzunehmen. Hier muss ich ein altes Sprichwort zitieren: „Gut Ding braucht Weile“. Auch die Autorin weist darauf hin, dass diese „Anleitung zum seelischen Wachstum“ nichts für Eilige ist.

Fazit:

Ein gutes Buch, um Bekanntes zu wiederholen und zu verinnerlichen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Ein Fall für Antoine Sturni

Pariser Enthüllungen - Kommissar Sturnis zweiter Fall
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In seinem zweiten Fall für den Elsässer Mordermittler Antoine Sturni präsentiert Autor Stefan Böhm gleich mehrere Themen: Zum einem der ambivalente Umgang mit Atomstrom in Frankreich, dem Schicksal der ...

In seinem zweiten Fall für den Elsässer Mordermittler Antoine Sturni präsentiert Autor Stefan Böhm gleich mehrere Themen: Zum einem der ambivalente Umgang mit Atomstrom in Frankreich, dem Schicksal der Immigranten und der sehr patriotischen Haltung im Elsass.

Sturni wird von seinem Chef nach Paris „weggelobt“, um in einer Gruppe von verschiedensten Ermittlern eine Untersuchungskommission zu bilden, die einen „Persil-Schein“ für die Atomlobby ausstellen soll. Denn die Atomkraftwerke in Frankreich sind längst nicht so sicher, wie die Betreiber das den Menschen vorgaukeln (wollen). Für viele Franzosen ist es wichtig, dass der Strom billig und stets aus der Steckdose kommt. Sicherheitsbedenken? Nicht bei uns in Frankreich. Schrottmeiler haben die anderen, die Russen, die Japaner usw.. Dass dem doch nicht so ist, und ausgerechnet das Atomkraftwerk im Elsass ein enormes Sicherheitsrisiko birgt, hat die junge ambitionierte Journalistin Zoé Le Coq herausgefunden. Wenige Minuten nachdem sie Sturni höchst brisante Informationen übergibt, wird sie mit ihrem Auto in die Luft gesprengt. Als dann noch die Untersuchungskommission aufgelöst und die Pariser Mordkommission hier nicht ermitteln darf, ist für Sturni klar, dass die Ermordete im Recht war. Und so begibt sich Antoine Sturni auf eine private Recherche. Mit von der Partie sind die Mitglieder seiner WG Sophia, Saba und Abdel.

Der zweite Handlungsstrang um die algerischen Immigranten Saba und Abdel, die es auf ähnliche Weise nach Paris, der Stadt ihrer Träume verschlagen hat, zeigt die Probleme der illegalen Einwanderer. Besonders Frauen wie Saba sind häufig sexuellen Angriffen durch ihre Arbeitgeber ausgesetzt.

Der dritte Handlungsstrang ist das komplizierte Privatleben Sturnis. Seit einem Jahr geschieden und mit seiner feschen Sekretärin Margeaux liiert, leidet er unter seiner dominanten Mutter Clothilde. Bei einem Besuch von Margeaux und Clothilde, die auch Sturnis Sohn Christian nach Paris mitbringen, kommt es zum Eklat.

Meine Meinung:

Wie schon im letzten Fall wird Sturni ein bisschen hinterwäldlerisch dargestellt, der in der großen weiten Welt verloren wirkt. So ist Antoine aber nicht. Bodenständig ja, er liebt seine Heimat das Elsass sehr und fühlt sich außerhalb anfangs nicht sehr wohl. Er ist durch und durch ein Genussmensch und so kann er über die lukullischen Speisen auch Paris etwas abgewinnen. Trotzdem, ein Gericht mit Elsässer Sauerkraut schmeckt ihm doch noch am besten.

Autor Stefan Böhm erzählt die Geschichte mit feinem Humor und die Eigenarten einzelner Personen lässt die Leser schmunzeln. Clothilde Sturni ist, wie wir aus Band 1 wissen, sehr, sehr bodenständig, und so trägt sie beim Paris-Besuch Elsässer Tracht und wird für eine Touristenattraktion gehalten. Über diese ihre Empörung habe ich herzlich lachen müssen. Sonst ist die Dame ziemlich nervig. Ihre „Jetzt-komm-ich“-Mentalität ist ziemlich überzogen. Mehrmals müssen sich Antoine und der siebenjährige Sohn für Clothilde genieren. Ich hätte sie ja von den Flics abholen lassen.

Lachen musste ich auch über die Abreiseszene und die Bahnreise. Der intensive Geruch des Munster-Käses die Mitreisenden aus dem Abteil vertreibt.
Sehr gut ist die katastrophale Wohnungsnot in Paris geschildert. Da werden klitzekleine Verschläge als Wohnungen vermietet. Denn in Paris entscheidet oft die Adresse, ob man einen Job erhält oder nicht. Eine Innenstadt-Adresse ist hui, eine in den Banlieus pfui.

Einen Stern muss ich trotzdem abziehen: Einiges wird mehrfach wiederholt. Auch wenn wir Leser manchmal mehrere Bücher parallel lesen, können wir uns Informationen merken. Ich hoffe, dass Clothilde im nächsten Fall, auf den ich mich übrigens freue, ein wenig zurecht gestutzt wird. Ihre Auftritte sind mir persönlich zu dominant.

Fazit:

Ein vergnüglicher Krimi mit ernsten Untertönen, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Klassiker im modernem Gewand

Ich bin Circe
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Circe ist die Tochter von Sonnengott Helios und der Okeaniden Perse. Sie gilt als hässlich, linkisch und steht im Schatten ihrer Geschwister Pasiphaë und Aietes - die genießen das Wohlwollen der Götter.
Die ...

Circe ist die Tochter von Sonnengott Helios und der Okeaniden Perse. Sie gilt als hässlich, linkisch und steht im Schatten ihrer Geschwister Pasiphaë und Aietes - die genießen das Wohlwollen der Götter.
Die aufmüpfige Circe wird von ihrem Vater auf die kleine Insel Aiaia verbannt. Dort verfeinert sie ihre Fähigkeiten als Kräuterhexe und lebt mit wilden Tieren und der ungezügelten Natur. Die Insel mausert sich im Laufe der Zeit als „Parkplatz“ für ungezogenen Nymphen. Doch auch Menschen landen an ihrer Küste. Eine alleinstehende Frau ist auch dann Freiwild, wenn es sich um die Tochter eines Gottes handelt...

Doch im Laufe der Zeit wird Circe weiser, setzt ihre Zauberkräfte gezielt ein und lernt auch die Gesellschaft von Sterblichen wie Odysseus zu schätzen. Damit stellt sie sich allerdings gegen diverse Vorschriften der göttlichen Familie.


Meine Meinung:

Eigentlich müsste der Titel ja „Kirke“ lauten, denn so hieß die Tochter des Helios auf altgriechisch. Es hat sich aber die latinisierte Form mit „C“ eingebürgert, die häufig auch Zirze geschrieben wird. Sei es wie es sei. Der Autorin ist ein gut lesbarer Fantasy-Roman gelungen. Angelehnt an die Griechischen Sagen des Altertum begegnen wir einer Vielzahl von Göttern, Halbgöttern, Nymphen, Hexen und Sterblichen.

Sehr gelungen finde ich die Idee, die Geschichte(n) aus Circes Perspektive zu erzählen. Der Schreibstil ist weit flapsiger als die Neubearbeitung der Sagen des Klassischen Altertums von Michael Köhlmeiers. Die Sprache ist stellenweise sehr modern und man begegnet Dingen, die in der Antike noch lange nicht bekannt waren, wie zum Beispiel den Paradeisern: „Hast du Tomaten auf den Augen?“ Das Nachtschattengewächs wurde erst mit Kolumbus & Co. so rund um 1500 n. Chr. nach Europa gebracht.

Mir hat Circe gut gefallen. Sie ist alles andere als unfehlbar. Sie hat mehr mit den Sterblichen gemeinsam, als ihr bewusst ist. Sie kränkt sich, sie ist wütend und manchmal unentschlossen. Sehr energisch geht sie vor, als Athene ihren Sohn bedroht: Wie eine Helikoptermutter der Gegenwart, räumt sie Telegonos alle möglichen Gefahren aus dem Weg.

Fazit:

Wer gerne klassischen Stoff auf moderne Art dargebracht, liest, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne.