Solider Inselkrimi mit niederländischem Setting- leider auch recht spannungsarm geraten
Mord auf VlielandVlieland 1989:
Eine junge, verzweifelte Frau sieht nur einen Ausweg- sie will sich das Leben nehmen und geht ins Meer. Einen Tag später wird ihre Leiche ans Ufer geschwemmt…
Vlieland Gegenwart:
Nach ...
Vlieland 1989:
Eine junge, verzweifelte Frau sieht nur einen Ausweg- sie will sich das Leben nehmen und geht ins Meer. Einen Tag später wird ihre Leiche ans Ufer geschwemmt…
Vlieland Gegenwart:
Nach einer gefährlichen und eigenmächtig durchgeführten Polizeiaktion, die eine persönliche Tragödie für Kommissarin Griet Gerritsen nach sich zog, hofft die Ermittlerin nun, dass sie hier, fernab der Großstadt, Abstand gewinnen und wieder zu sich finden kann. Es ist ihre letzte Chance im Polizeidienst- ihr neuer Vorgesetzter nimmt diesbezüglich kein Blatt vor dem Mund und tatsächlich glaubt Griet ganz fest daran, dass dieser ihr absichtlich Steine in den Weg legen möchte, damit er sie schnell wieder los wird.
Als eine männliche Leiche in einem Schiffswrack geborgen wird, soll Griet, zusammen mit den beiden ihr zugewiesenen Kollegen Pieter und Noemi, Ermittlungen aufnehmen, denn der Tote, Vincent Bakker, entpuppt sich als Bewohner des Ortes. Schnell ist klar dass er ermordet wurde. Niedergestreckt durch einen Schuss. Doch warum nur hat man ihn in das Schiffswrack geschafft?
Vincent Bakker war ein mächtiger, sehr angesehener Hotelier im Ort, der seinen Mitmenschen beinahe alles abschwatzen konnte. Die ersten Beschreibungen seiner Person klingen positiv, doch warum nur hat jemand einen Mann, einen Macher wie ihn dann getötet?
Dessen Witwe erscheint nicht gerade am Boden zerstört zu sein, als sie vom Tod ihres Mannes erfährt und auch Vincents Stieftochter bleibt seltsam ungerührt. Haben die beiden Frauen etwas mit Vincents Ermordung zu schaffen?
Griet und ihre Kollegen stehen vor einem kniffligen Rätsel und die Zeit läuft gegen sie, denn ihr Vorgesetzter erwartet schnelle Ermittlungserfolge. Griets Befürchtungen, dass ihr Kollegenteam lediglich aus schwierigen oder zumindest eigenwilligen Eigenbrödlern besteht, bewahrheitet sich zwar nicht, denn besonders Pieter, dessen Gedanken eigentlich ständig ums Essen kreisen, erweist sich als fähiger Kollege. Und auch Noemi zeigt, dass sie alles andere als auf den Kopf gefallen ist. Doch Noemi hat auch eine andere Seite. Sie will unbedingt Karriere machen und prescht daher schon mal gerne eigenmächtig übers Ziel hinaus.
Die Ermittlungen zeigen, dass es auch andere Menschen gab, die ein Motiv hatten, Vincent zu töten, doch wer unter ihnen ist tatsächlich fähig zu morden?
Der Autor Jan Jacobs verbindet in seinem Debütroman gleich drei Dinge miteinander, für die ich eine Schwäche habe. Krimilektüre, das Meer und die Niederlande. Zudem sind Krimis mit niederländischem Setting auf dem deutschen Buchmarkt eher dünn gesät und der Klappentext suggeriert, dass man es hier womöglich mit einem interessanten Debüt zu tun bekommt.
Rein vom Schreibstil her, fand ich den Roman sehr gut, flüssig und solide geschrieben. Man kommt schnell hinein die die Story und die Figuren haben Potential.
Da wäre einmal Griet, die ihren Seelengefährten bei einem Polizeieinsatz verlor und die nun immer noch von Schuldgefühlen und Alpträumen heimgesucht wird. Griet ist eine clevere Ermittlerin, sehr gut in ihrem Job, doch in Gefühlsangelegenheiten sehr unsicher. Ihr Kollege Pieter ist ein gesetzter, gemütlicher Mann und Familienvater. Er ist gesellig, liebt die niederländische Küche und ist praktisch ständig am Essen in diesem Roman. Aber auch er beweist, dass mehr in ihm steckt. Noemi, das „Küken“, bleibt dagegen in „Mord auf Vlieland“ eher blass und fällt lediglich durch drei Dinge auf. Impulsivität, Ehrgeiz und Intelligenz, was ich ein wenig schade fand.
Der Roman spielt auf Vlieland, einer der fünf bewohnten westfriesischen Inseln und ich hatte im Vorfeld gehofft, dass der Autor viel Inselflair vermitteln kann. Das gelingt ihm, wie ich finde, leider nur bedingt. Die Naturbeschreibungen sind für meinen Geschmack zu kurz und knapp gehalten und das Stilmittel, dem Roman niederländisches Flair zu verleihen, in dem man lediglich einige niederländische Sätze, kursiv gesetzt hinzufügt oder die vielfache Erwähnung von bekannten niederländischen Speisen, empfand ich eher als störend. Es ist doch dazu unsinnig, da Griet schließlich ebenfalls eine Niederländerin ist.
Ein „Nicht-Niederländer“, hat schließlich schon genug damit zu tun, sich mit den, in unseren Ohren, ungewöhnlich klingenden Namen vertraut zu machen.
Der Kriminalfall ist schön undurchsichtig konstruiert, es gibt diverse Verdächtige und der Autor versäumt es dazu auch nicht, den Leser unterwegs auf falsche Fährten zu führen.
Dennoch und trotz der Tatsache, dass Jan Jacobs einen sehr flüssig zu lesenden Schreibstil besitzt, habe ich mich etwas durch die Story quälen müssen. Mir war der Roman einfach zu nüchtern, zu spannungsarm geraten. Im Buch findet der Leser übrigens am Ende, eine ungefähr vierzig Seiten lange Leseprobe vor, die zum zweiten Teil „Die Tote in der Gracht“ gehört, der im Oktober 2020 erscheinen wird.
Kurz gefasst: Solider Inselkrimi mit niederländischem Setting- leider auch recht spannungsarm geraten.
Tödliche Niederlande/ Griet Gerritsen Reihe:
1. Teil: Mord auf Vlieland
2. Teil: Die Tote in der Gracht (erscheint 10/20)