Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2020

Wie durch einen Nebel

Je tiefer das Wasser
0

Zwei halbwüchsige Mädchen, eine alleinerziehende labile Mutter, die versucht sich umzubringen und in einer psychiatrischen Klinik landet. Dazu der Vater der Mädchen, ein berühmter Schriftsteller, ...

Zwei halbwüchsige Mädchen, eine alleinerziehende labile Mutter, die versucht sich umzubringen und in einer psychiatrischen Klinik landet. Dazu der Vater der Mädchen, ein berühmter Schriftsteller, der die Familie verlassen hat, als die Kinder noch sehr klein waren, und der jetzt seine Töchter aus Louisiana zu sich nach New York holt. Was sind das für Mädchen? Wie verarbeiten sie das Geschehene? Wie begegnet der Vater der neuen, ungewohnten Situation? Das sind nur drei von ganz vielen Fragen, die sich mir stellen.
Ich muss gestehen, dass ich am Ende immer noch unbeantwortete Fragen habe, aber die Autorin Katya Apekina hat mich mit ihrem Buch „Je tiefer das Wasser“ aus dem Suhrkamp Verlag von Beginn an mitgerissen in das „wilde Wasser“, von dem die Familie umgeben ist. Dazu trägt nicht zuletzt der etwas ungewöhnliche, aber außerordentlich packende Schreibstil bei. Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, erzählt wird in der Ich-Form in kurzen Kapiteln. Allerdings ist es nicht eine bestimmte Person, die erzählt, sondern die Erzählenden, deren Namen über dem jeweiligen Kapitel stehen, wechseln. Da sind zum einen die beiden Schwestern Mae und Edith, die abwechselnd aus ihrem Leben berichten, über Vater und Mutter, aber auch viel über ihre eigene Gefühlswelt, in der keine klaren Grenzen erkennbar sind. Zum anderen sind es die Menschen, die eine Verbindung zur Familie haben, sei es in der Gegenwart oder in der Vergangenheit, die ihre Ansichten mitteilen. Auch der Vater und die Mutter kommen zu Wort. So wird aus vielen einzelnen Bausteinen eine Geschichte. Allerdings ist es keine fertige Geschichte, sondern es liegen irgendwo noch Bausteine, die eingefügt werden wollen, und alles wirkt zum Teil undurchsichtig und verschwommen. So würde ich es beschreiben.
Auf jeden Fall hat mich das Ende sehr überrascht und ich hätte nichts dagegen, mehr aus dem Leben dieser ungewöhnlichen, besonderen Menschen zu erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2020

Endlich ohne Zwilling!?

Ben und Teo
0

Das Buch „Ben und Teo“ von Martin Baltscheit ist illustriert von Sandra Brandstätter und erschienen bei Beltz & Gelberg. Es erzählt die Geschichte von zwei Jungen, die nicht nur Geschwister, sondern sogar ...

Das Buch „Ben und Teo“ von Martin Baltscheit ist illustriert von Sandra Brandstätter und erschienen bei Beltz & Gelberg. Es erzählt die Geschichte von zwei Jungen, die nicht nur Geschwister, sondern sogar Zwillinge sind. Im Vorwort erzählen Ben und Teo aus der Zeit, als sie zehn Monate Mieter einer kleinen WG waren – das war vor ihrer Geburt. Damals ging es noch recht höflich zu zwischen den Beiden. Doch das Cover zeigt, dass es wohl nicht immer so ganz freundlich zugeht. „Zwei sind einer zu viel“ heißt es in der Unterzeile, und betrachtet man die Zwillinge, dann sieht man doch, dass sie nicht unbedingt immer einer Meinung sind.

So gibt es immer wieder Gelegenheit eifersüchtig zu sein auf den Zwillingsbruder. Manchmal fällt sogar das Wort „Hass“ und nicht selten endet ein Streit mit Schimpfwörtern in einer handfesten Schlägerei.

Martin Baltscheit schreibt kurzweilig und – wenn es nicht gerade um Zank und Streit geht – mit viel Humor. Der Schreibstil lässt mich mal schmunzelnd oder lachend, manchmal aber auch nachdenklich nur so durch die Seiten fliegen. Mir hat es großen Spaß bereitet, Ben und Teo zu begleiten bei ihrem Versuch, endlich auch mal ohne Zwillingsbruder seine Zeit zu verbringen. Ein magischer Spiegel wird dabei zu einem ganz besonderen Helfer.

Das Buch ist sehr schön gestaltet, mehrere Kapitel werden in kurzen Abschnitten im Wechsel von Ben und Teo sehr lebendig erzählt. Das wird durch die vielen liebevoll gestalteten Illustrationen noch verstärkt – das heißt: Immer kann man sie nicht liebevoll nennen. Besonders denke ich dabei daran, wenn mal wieder die Fäuste fliegen. Doch auch diese Bilder sind sehr eindrucksvoll dargestellt.

Sind zwei wirklich einer zu viel? Lest diese Geschichte, die für Kinder ab 8 Jahren empfohlen wird, und ihr kommt aus dem Staunen nicht heraus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2019

Weihnachtsgeschichten zum Staunen

Neues aus Bethlehem
0

Das Buch „Neues aus Bethlehem“ von Markus Brunner ist erschienen im Verlag fontis. Das Hardcover zeigt den Titel in goldenen Buchstaben. Neben einer kleinen, eher unscheinbaren Hütte leuchtet am Himmel ...

Das Buch „Neues aus Bethlehem“ von Markus Brunner ist erschienen im Verlag fontis. Das Hardcover zeigt den Titel in goldenen Buchstaben. Neben einer kleinen, eher unscheinbaren Hütte leuchtet am Himmel ein goldener Stern und schickt seine Strahlen auf die Erde. Dazu macht der blaue gemalte Hintergrund das Buch zu einem besonderen Hingucker. „15 erstaunliche Weihnachtsgeschichten“ heißt es im Untertitel und tatsächlich sind es erstaunliche Weihnachtsgeschichten, die mich nicht nur lachen und staunen lassen, sondern mich auch immer wieder zum Nachdenken anregen. Ob es nun ein Professor ist, der glauben machen will, dass Weihnachten eine Zumutung für intelligente Menschen ist, ein erfolgreicher Mann, der erst durch die Erinnerung an seine Kindheit wieder an den Sinn der Weihnacht erinnert wird oder ob es Engel sind, die sich nicht gerade engelhaft verhalten, sondern ganz menschliche Züge erkennen lassen: Immer steht die Weihnachtsbotschaft im Fokus, die leider im Lauf der Zeit immer weiter verdrängt wird durch Tausende und immer mehr flackernde Lichter, Musik, die aus Lautsprechern dröhnt, Rentiere und Santa Claus, die in vielen Geschäften und Straßen anzeigen, dass Weihnachten naht. Ob da wohl der Teufel seine Hand im Spiel hat?
Das Buch ist all jenen gewidmet, die nach mehr suchen – auch an Weihnachten. Ich bin beeindruckt von den Geschichten, die immer auch auf entsprechende Bibelstellen hinweisen, ich habe „mehr“ gefunden und erkannt: Mein Weg, an „der“ Weihnachtsbotschaft festzuhalten, ohne viel Rummel und eher still und ruhig durch die Adventszeit der Weihnacht entgegenzugehen, ist weder „veraltet noch aus der Mode gekommen“. Ich wünsche mir, dass viele Leute durch „Neues aus Bethlehem“ den Sinn der Weihnacht wiederfinden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2019

Moses und Rebecca - Freunde fürs Leben

Das weiße Gold der Hanse
0

Ruben Laurin erzählt in „Das weiße Gold der Hanse“ aus dem Verlag Bastei Lübbe in zwei Zeitebenen die Geschichte eines Jungen, der bereits als Fünfjähriger mit seinem Vater zur See gefahren ist. Als er ...

Ruben Laurin erzählt in „Das weiße Gold der Hanse“ aus dem Verlag Bastei Lübbe in zwei Zeitebenen die Geschichte eines Jungen, der bereits als Fünfjähriger mit seinem Vater zur See gefahren ist. Als er acht Jahre alt ist – es ist zu Beginn der 1230er-Jahre – wird die Kogge von Piraten überfallen und das Leben des Jungen ändert sich dramatisch… Überschrieben ist das erste Kapitel mit „Das Ende“.
Es ist im Jahr 1275, als ein Lübecker Ratsherr beginnt, die Geschichte des kleinen Jungen zu erzählen, um einem jungen Maler damit neue Hoffnung für dessen Leben zu schenken. „Vom Leben nach dem Tod“ heißt es im Ersten Buch.
Etwas verwirrend und ungewöhnlich erscheint die Geschichte, die mit dem Ende beginnt. Doch schon bald wird Licht in das Dunkel gebracht. Spannend und mit einem packenden Schreibstil versteht es Ruben Laurin, den Leser mit hineinzunehmen in das Leben in der Hansezeit. Sklaverei, Schreckensherrschaft, Gräueltaten machten es für viele Menschen nicht leicht. Doch in allem Unglück gab es auch damals immer Menschen, die Gutes tun und immer wieder Hoffnung schenken. So auch für den kleinen Jungen, der in Rebecca eine mütterliche Freundin fürs Leben gewinnt. Viele unterschiedliche Charaktere, mal liebenswert, mal grausam und böse, mal undurchsichtig und mal ganz klar, tragen zu einer spannenden und unterhaltsamen Geschichte bei.
Das einzige, was sich mir nicht erschlossen hat, ist der Titel. „Das weiße Gold der Hanse“ habe ich vergeblich gesucht.
Am Anfang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, das Aufschluss gibt über historische und erfundene Personen. Dem Autor ist es gut gelungen, Realität und Fiktion miteinander zu verbinden. Ebenfalls zu Beginn informiert eine Zeittafel (von 1226 bis 1312) über wichtige geschichtliche Daten. Interessant sind auch die Landkarten aus dem Jahr 1300 n. Chr., die die nördlichen Länder mit den Orten zeigen, in denen der Handel stattfand. Ein Glossar auf den letzten Seiten des Buches erklärt mit kurzen, einfachen Worten viele Begriffe der Hansezeit. Das gefällt mir gut, weil es das Nachschlagen an anderer Stelle überflüssig macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Figuren
  • Thema
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.10.2019

I wish you will go on

My hort will go on
0

Das Cover zeigt einen Würfel, der bedruckt ist mit dem Titel „My hort will go on“ und lässt erkennen, dass der Autor Mad Köninger Satiren schreibt. Dabei ist es sein ganz alltägliches Leben, über das er ...

Das Cover zeigt einen Würfel, der bedruckt ist mit dem Titel „My hort will go on“ und lässt erkennen, dass der Autor Mad Köninger Satiren schreibt. Dabei ist es sein ganz alltägliches Leben, über das er in Tagebuchform berichtet. Auf dem Würfel sitzt der Eulenspiegel, der sein Zepter schwingt. Ein Narr, der Böses dabei denkt!
Schon bald merke ich, dass Mad der Schalk im Nacken sitzt. Im Vorwort spricht er von seinem ihm eingebauten Fettnäpfchen-Sensor, der sich mit absurden Zufällen paart.
Jetzt ist Mad in einem Hort angestellt. Klar, dass Kinder einen großen Raum einnehmen in seinen Erlebnissen und Tagebucheinträgen. Doch noch während er für die Kinder Ostereier versteckt, kann es schon vorkommen, dass er sich plötzlich mit einem Stromkasten unterhält – oder auch mit sich selbst. Natürlich dürfen Schnitzel auf keinen Fall fehlen, im Gegenteil, sie dürfen einfach gern immer wieder auftauchen.
Für mich ist dieses Buch keines, das ich am Stück lesen kann. Immer wieder ein paar Geschichten, die – so habe ich das Gefühl – immer komischer werden, je häufiger ich sie lese. Und wie versprochen bleiben weder meine Lachmuskeln noch die Mundwinkel verschont.
Nach der Lektüre, die mich wirklich gut unterhalten hat und oft zum Schlapplachen war, denke ich: Es ist gar nicht der Eulenspiegel, den wir alle kennen, sondern es ist der Eulenspiegel Mad Köninger, der auf dem Cover zu sehen ist.