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Veröffentlicht am 30.09.2020

Eine wilde Symphonie

Eine wilde Symphonie
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Ein Kinderbuch im Bücherhaus? Eigentlich sind diese Zeiten ja lange vorbei, aber wie es der Zufall wollte, hatte ich kurz bevor ich Eine wilde Symphonie entdeckte, mit einer Erzieherin gesprochen die in ...

Ein Kinderbuch im Bücherhaus? Eigentlich sind diese Zeiten ja lange vorbei, aber wie es der Zufall wollte, hatte ich kurz bevor ich Eine wilde Symphonie entdeckte, mit einer Erzieherin gesprochen die in einem Kindergarten arbeitet. Sie dürfen unter anderem nicht mehr singen, das ist schon an sich sehr schade aber im Hinblick auf die Sprachförderung noch mehr.
Ja und dann fiel mir Eine wilde Symphonie von Dan Brown in die Hand, ich sah die liebevollen Illustrationen und las die ersten Gedichte und war begeistert.
Meine Begeisterung stieg noch als ich mir die zum Buch gehörende, kostenlose App heruntergeladen hatte und die zum Text passende Musik gehört hatte, ich hatte keine so ausgefeilte und doch Kindgerechte klassische Musik erwartet.
Zu jedem Tier gibt es ein passendes Gedicht und dazu die passende Musik.
Ist jetzt aber meine Begeisterung maßgeblich?
Nur bedingt wie ich meine, also packte ich das Buch ein und brachte es in den ehemaligen Kindergarten meiner Kinder, vielleicht, so mein Gedanke haben die Kinder und die Erzieherinnen auch Freude daran.
Gemeinsam mit einer der Erzieherinnen blätterte ich das Buch nochmals durch und war mehr als erfreut als sie meinte, das es auch zur Sprachförderung eingesetzt werden könnte.

Ich mochte da

Das Schlaflied der Grillen am meisten:

Manchmal schau'n wir einfach bloß
(als wär 's ein Bilderbuch, nur groß)
Doch wenn wir lauschen in die Nacht,
dann öffnet sich die Welt mit Macht...

Die Erzieherin, mit der ich sprach, war von den tolpatschigen Kätzchen begeistert, beide konnten wir das plumpsen als eine von ihnen vom Gartenzaun fiel, in der Musik hören.

Eine wilde Symphonie, ist ein besonderes Kinderbuch, liebevoll illustriert von Susan Batori und übersetzt von Uwe_Michael Gutzschhahn, der auch die Gedichte neu schrieb.

Ich habe das Buch mit einem guten Gefühl im Kindergarten gelassen und hoffe sehr das die Kinder soviel Freude daran haben, wir Erwachsenen.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Lovecraft Country

Lovecraft Country
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Ein Brief seines Vaters Montrose lockt den 22.jährigen Korea Veteranen Atticus Turner von Florida zurück nach Chicago, dieser müsse nach Ardham, um das Vermächtnis von Atticus Vorfahren zu klären.

Auf ...

Ein Brief seines Vaters Montrose lockt den 22.jährigen Korea Veteranen Atticus Turner von Florida zurück nach Chicago, dieser müsse nach Ardham, um das Vermächtnis von Atticus Vorfahren zu klären.

Auf der schwierigen Fahrt, wir befinden und in den 50er Jahren, Rassentrennung und die damit einhergehende Diskriminierung der schwarzen Amerikaner sind an der Tagesordnung, hilft ihm der Safe Negro Travel Guide ein Reiseführer den sein Onkel George herausgibt und der die Adressen von Tankstellen, Motels und Restaurants in denen Afroamerikaner bedient und manchmal sogar freundlich behandelt werden. Atticus weiß, dass er sich mit dieser Reise in Gefahr begibt, die nicht nur von den weißen Bürgern, sondern auch von den Sheriffs und State Troppern ausgeht, jede Verkehrskontrolle könnte seinen Tod bedeuten.

Doch das ist alles nichts im Vergleich zu dem was ihn, seinen Onkel und seine Kindheitsfreundin Letitia Dandridges in Lovecraft Country erwartet.

Als er in Chicago eintrifft, erfährt Atticus, das sein Vater schon nach Ardham aufgebrochen ist, irritierenderweise in Begleitung eines Weißen, ein weiterer Hinweis darauf das etwas nicht stimmt.

In Ardham angekommen, treffen die drei auf den

Adamitischen Orden der alten Morgenröte

einer Art Sekte die durch okkulte Rituale an die Weltherrschaft gelangen will, anegführt wird diese Sekte von Samuel Braithwhite der davon überzeugt, ist das, ausgerechnet Atticus Turner ein direkter Nachfahre des Sektengründers Titus ist, ein Umstand der dem Rassisten Braithwithe wohl fast schon körperliche Schmerzen bereiten muss. Schlimmer noch als Samuel aber ist Caleb, charmant, zuvorkommend, freundlich rettet er die Turners, denn der Teufel in Menschengestalt hat eigene Pläne.
Dieser erster Abschnitt ist der Auftakt zu weiteren unheimlichen Begegnungen die die Turners und Letitia haben, jedes der weiteren Kapitel stellt einen der Turners oder der Dandridges in den Mittelpunkt, unheimlicher Geschehnisse und in jedem spielt Caleb eine wichtige verbindende Rolle.


Trotz aller Monster und okkulter Rituale, der wahre Horror spielt sich in der realen Welt ab, einer Welt, in der es Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe verwehrt wurde, ein Haus in einer bestimmten Gegend zu kaufen, einen Kaffee in einem Diner zu trinken oder gar auf einem Gehweg zu bleiben, wenn einem ein Weißer entgegenkam. Oder dem Alltagsrassismus dem Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe auch heute noch überall auf der Welt begegnen, sei es in der Sprache (wobei das meiner Meinung nach, meist unbeabsichtigt geschieht) oder in Handlungen.


Nun könnte man denken Lovecraft Country wäre angesichts des Themas ein düsteres Buch, voller Enttäuschung, Verbitterung und Wut, doch weit gefehlt, ich habe noch nie ein Buch zu diesem Thema gelesen, das mich so amüsiert hat, Ruff schreibt mir einer Leichtigkeit die seines Gleichen sucht, ohne das Wesentlich aus den Augen zu verlieren.

Lovecraft Country, ist das erste Buch von Matt Ruff, das ich gelesen habe. Das muss ich zu meiner Schande gestehen, aber es wird nicht das letzte sein.

Was für ein Lesevergnügen einmal angefangen konnte ich es kaum noch aus der Hand legen.

Die zwiegespaltenen Gefühle die ich gegenüber Lovecraft hege, diesem herausragenden Schriftsteller und Rassisten, versuche ich bei Geschichten, die sich an seine anlehnen und natürlich auch bei seinen eigenen an die Seite zu schieben, er wusste es nicht besser oder anders ausgedrückt: Er war genauso unaufgeklärt und dumm, wie es Rassisten auch heute noch sind.

Ein Wort noch zu den Übersetzern: Ich kann mir kaum vorstellen wie schwierig es sein muss, ein Buch zu übersetzen, das in einer Zeit spielt, in der es normal war, Menschen zu beleidigen und zu beschimpfen ohne das ein Aufschrei durch die Leserschaft geht, weil vielleicht nicht jeder bedenkt, das diese Worte nicht die Ansichten des Autors wiederspiegeln, sondern einfach nur in eben diese Zeit gehören. Ich finde sie haben einen richtig guten Job gemacht.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Schatten der Welt

Schatten der Welt
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Thorn 1910 zur Zeit von Preußens Glanz und Gloria sind Carl und Arthur die besten Freunde, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, während Carl Friedländer der Sohn des örtlichen Schneiders eher ...

Thorn 1910 zur Zeit von Preußens Glanz und Gloria sind Carl und Arthur die besten Freunde, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, während Carl Friedländer der Sohn des örtlichen Schneiders eher ruhig und sanftmütig ist Arthur Burwitz ein Hallodri, der nur Streiche im Kopf hat und sich kontinuierlich Ärger einhandelt, auch mit einem versoffenen Vater der verlangt das sein Sohn die Wagnerei übernimmt, aber Arthur hat andere Pläne. Als sie die aufmüpfige Isi (Luise) Beese, die Tochter des Lehrers kennenlernen sind die Teenager hingerissen von dem Mädchen. Gemeinsam schmieden sie Pläne für die Zukunft, nicht ahnend das nicht das Auftauchen des Halleyschen Kometen alles verändern wird, sondern der Große Krieg, der auch bald seine Schatten vorauswirft.

Mit dem Krieg endet das unbeschwerte Leben der drei unwiederbringlich, Carl und Anton werden eingezogen Isi bleibt in Thorn zurück.



Wir begleiten die drei über acht Jahre, Jahre voller Glück und Freundschaft aber auch voller Trauer, Leid und Tränen.

Wir erleben wie Isi einen Streik anzettelt und scheitert, Carl dreht Propaganda Filme, die Beschreibung einer Vorführung hat mir die Macht der Bilder in Zusammenhang mit den richtigen Worten, eindrücklich vor Augen geführt und es zeigt sich, das man auch früher schon versuchte die Menschen zu manipulieren. Arthur wird von Oberleutnant Falk Boysen auf ein Himmelfahrtkommando geschickt, der Spross einer Gutsbesitzerfamilie, die in Thorn die Geschicke der Menschen lenken und sich für den Nabel der halten, rächt sich damit an Arthur, für Dinge, die längst vergessen sein sollten im Angesicht des Grauens das die Welt beherrscht.



Ich habe schon einige Bücher von Andreas Izquierdo gelesen, seine humorvollen, tiefsinnigen Werke, wie Der Club der Traumtänzer, das Glücksbüro oder auch Apocalypsia eines der großartigsten Fantasywerke, das ich jemals gelesen habe. Um so gespannter war ich auf seinen, meines Wissens nach, ersten historischen Roman. Durch den gewohnt flüssigen und bildhaften Schreibstil des Autors, war ich von der ersten Seite an, direkt bei Carl, ich sah ihn mit seinem Vater bei einer Beerdigung oder bei den morgendlichen Ritualen, ich spürte die Trauer über das was verloren ging in seinem Vater und die Hoffnung auf das was kommt. Und dieses Gefühl des dabei seins hatte ich während des gesamten Buchs.

Ich wurde also nicht enttäuscht, außer in dem Moment als ich das Buch zum letzten Mal schloss, denn damit musste ich Isi, Carl und Arthur verlassen und darauf warten das ihre Geschichte weitererzählt wird. Wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, wird sie das und darauf freue ich mich schon jetzt sehr.

Ich vergebe für

Schatten der Welt : Das Licht der dunklen Tage eine absolute Leseempfehlung.


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Veröffentlicht am 23.07.2020

Vaters Wort und Mutters Liebe

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Ich verzichte auf eine Vorstellung der handelnden Personen, bei 14 Menschen, 14 Schicksalen würde das den Rahmen sprengen. Nina Wähä erzählt uns in ihrem Roman von diesen 14 Menschen, einer Familie die ...

Ich verzichte auf eine Vorstellung der handelnden Personen, bei 14 Menschen, 14 Schicksalen würde das den Rahmen sprengen. Nina Wähä erzählt uns in ihrem Roman von diesen 14 Menschen, einer Familie die im finnischen Tornedal einen Bauernhof bewirtschaftet, die Kinder leben in ständiger Angst vor dem immer unberechenbarer werdenden Vater Pentti und so haben die meisten von ihnen den Hof so bald wie möglich verlassen. Doch sie kehren immer wieder nach Hause zurück, zurück zu der unverbrüchlichen Liebe ihrer Mutter der sanften Siri und den Geschwistern, dem Rattenkönig, wie Annie die älteste Tochter ihre Geschwister Schar nennt.

Das Buch enthält gleich zu Beginn eine deutliche Warnung der Autorin, das es manchmal schwierig sein könnte der Geschichte zu folgen, da so viele Menschen ihren Anteil daran haben, aber sie versichert uns auch das sie uns durch die Zeilen führen wird.
Diese Führung war auch nötig, aber nicht so sehr wie ich nach ihren Zeilen befürchtet hatte. Ich fand mich recht schnell zurecht in dieser Familie. Die Autorin gibt jedem genug Raum, um ihn kennenzulernen. Vor allem konnte Nina Wähä mich gleich auf den ersten Seiten einfangen, als sie Annie erzählen lässt, der ältesten noch lebenden Tochter.
Ich wusste schon zu Beginn, das Vaters Wort und Mutters Liebe, nicht nur die Geschichte einer Familie mit all ihrer Tragik und Liebe ist, sondern auch die Geschichte eines Mordes und so fieberte ich als Krimifan natürlich auch der tieferen Auflösung entgegen.

544 Seiten, scheinen auf den ersten Blick viel zu sein, sehr viel, aber das Buch liest sich fast wie von selbst und die Seiten fliegen nur so dahin.

Die Autorin Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. 2007 debütierte sie mit dem Roman S som i syster (S wie in Schwester), drei Jahre später erschien Titta inte bakåt! (Schau nicht zurück!). Beide Romane wurden von der schwedischen Presse gefeiert. Nina Wähä lebt heute mit ihrer Familie in Stockholm.

Die Übersetzerin Antje Rieck-Blankenburg übersetzt aus den skandinavischen Sprachen und hat unter anderem Arne Dahl, Mats Strandberg und Fredrik Backman ins Deutsche übertragen. Sie lebt in Bühl und Frankfurt am Main.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Puppenspiel

Puppenspiel
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2040 hat sich das Leben grundlegend verändert, die Menschen sind vollständig und rund um die Uhr vernetzt, vieles im alltäglichen Leben wird von Technik bestimmt, bezahlt wird bargeldlos direkt am Tisch, ...

2040 hat sich das Leben grundlegend verändert, die Menschen sind vollständig und rund um die Uhr vernetzt, vieles im alltäglichen Leben wird von Technik bestimmt, bezahlt wird bargeldlos direkt am Tisch, Computerspiele werden in einer Virtuellen Realität gespielt, Smartphones von Datenbrillen abgelöst und sogar die Polizei arbeitet mit KI.
In dieser Welt ist der Rentner und Privatdetektiv Egidius Stahl ein lebender Anachronismus, er nutzt die moderne Technik, nur soweit es unbedingt sein muss und überlässt das Verständnis dafür seinen Mitarbeitern Bülent und Lizz.
Als die Detektei den scheinbar harmlosen Auftrag bekommt nach einer Katze zu suchen, die nach einem Einbruch verschwunden ist, ahnen sie nicht wie tief das Wespennest ist, in das sie stechen, denn plötzlich ist nicht nur ihr Leben und das ihrer Auftraggeberin Marion in Gefahr, auch der deutsche Außenminister steht auf einer Abschussliste.

Heute sage ich ausnahmsweise gleich zu Beginn etwas über das Cover, es zeigt eine Lumpenpuppe an Fäden, vor einem Orangefarbenen Hintergrund, den Namen des Autors, den Titel und den Verlag, sonst nichts, auf den ersten Blick ist es nicht wirklich ansprechend. Schaut man genauer hin, erkennt man das die Puppe nicht nur aus Lumpen besteht, sondern die Puppe eine Art Cyborg zu sein scheint. Ich kann mich nicht wirklich zwischen: Mag ich oder mag ich nicht entscheiden. Dafür machte mich der Klappentext um so neugieriger.

Egidius ist ein Ermittler der alten Schule, er observiert und recherchiert noch auf die herkömmliche Art, die Technik überlässt er so weit es geht seinen jungen Mitarbeitern und greift selber nur ungern darauf zurück.
Diese Kombination macht das Buch spannend und sehr interessant zu lesen. So manches Mal musste ich schmunzeln, wenn Egidius zum ersten Mal in seinem Leben in die virtuelle Spielewelt abtauchen muss oder Marion versucht eine Straftat zu melden und an dem Bürgernotfallservice scheitert, entbehrt das nicht einer gewissen Komik. Wir alle kennen die Sprachautomaten am Telefon, die grundsätzlich alles falsch verstehen.
Doch egal wie sehr sich die äußeren Lebensumstände verändert haben, unabhängig von Wegwerfkleidung aus dem 3 D Drucker und Hologrammen die so echt wirken, das man den Unterschied zu echten Menschen erst auf den 2. Blick erkennt, es geht auch in naher Zukunft um Macht, Gier und Geld. Die Methoden um eigene Interessen durchzusetzen mögen andere sein als heutzutage, die Beweggründe für Verbrechen bleiben wohl immer gleich.

Ich mochte das Buch sehr, es war unterhaltsam und brachte mich ab und an sogar etwas zum Nachdenken wie weit ich der modernen Technik erlauben soll, Einfluss auf mein persönliches Leben zu nehmen.

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