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Veröffentlicht am 28.08.2020

Eine sehr spezielle Familiengeschichte

Vaters Wort und Mutters Liebe
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In Tornedal, einem finnischen, abgelegenen Dorf, lebt die Großfamilie Toimi: Vater Pentti, Mutter Siri, 12 noch lebende Kinder und 2 tote. Sie bewirtschaften einen Bauernhof und leben sehr bescheiden. ...

In Tornedal, einem finnischen, abgelegenen Dorf, lebt die Großfamilie Toimi: Vater Pentti, Mutter Siri, 12 noch lebende Kinder und 2 tote. Sie bewirtschaften einen Bauernhof und leben sehr bescheiden. Gemeinsam ist allen Kindern die Furcht vor dem unberechenbaren Pennti. Er ist gewalttätig, verletzend und ohne jegliches Mitgefühl für seine Kinder und auch seine Frau. Die Mutter hält die Familie zusammen und ist im Gegensatz zum Vater liebevoll und geduldig. Schon früh verlassen die Kinder den Bauernhof, finden jedoch allesamt kein großes Glück und nur wenig echte Liebe. Der Vater prägte ihre Kindheit und fast jeder der Toimis trägt ein traumatisierendes Erlebnis in sich und manchmal auch mehrere. Gemeinsam ist ihnen allen, dass es sie immer wieder zurück nach Tornedal zieht.
Wieder kommen nun einmal alle zusammen und allen wird nach einem unglaublichen Vorkommnis klar, dass nun endlich auch das Leid der Mutter ein Ende haben muss.
Es muss endlich etwas passieren.

Nina Wähä erzählt in ihrer Buch die ganze Familiengeschichte der Toimis und haucht jedem Familienmitglied ein eigenes Leben ein. Sie geht bei den Charakteren in die Tiefe und als Leser kommt man den einzelnen Personen sehr nahe – ob man das nun möchte oder nicht. Auch die Blickrichtung wird immer wieder geändert, mal in die Vergangenheit, dann wieder in die Gegenwart. Wähä schreibt von der Verzweiflung, von der Trauer, der fehlenden Liebe, von Ängsten, von körperlicher und seelischer Gewalt und immer ist dieser Hauch von Melancholie spürbar. Es ist nicht immer leicht und angenehm zu lesen und manchmal vielleicht auch etwas zu ausufernd.

Nina Wähäs Buch „Vaters Wort und Mutters Liebe“, das 2020 im Heyne Verlag erschienen ist und 544 Seiten umfasst, konnte mich leider nicht so richtig packen. Es war für mich oft zu bedrückend und zu ausufernd.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Eine bedrückende Stimmung, verlassene Kinder – ein Leseerlebnis der besonderen Art!

Wir verlassenen Kinder
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Die Kinder werden gemeinsam mit ihren Großeltern in einem Dorf von ihren Eltern zurückgelassen. Sie sind auf sich alleine gestellt, derweilen sich die Eltern ein neues Leben aufbauen wollen und irgendwann ...

Die Kinder werden gemeinsam mit ihren Großeltern in einem Dorf von ihren Eltern zurückgelassen. Sie sind auf sich alleine gestellt, derweilen sich die Eltern ein neues Leben aufbauen wollen und irgendwann die Kinder zu sich holen wollen. Die Kinder verrohen, rotten sich zusammen, stellen eigene Regeln und Gesetze auf, es herrscht Unordnung und Gewalt, oft geschieht vieles ohne Verstand, ohne an die Folgen zu denken. Aber es gibt auch Außenseiter wie Mila, die nicht mitläuft.
Davon handelt der Debütroman „Wir verlassenen Kinder“ von Lucia Leidenfrost, der 2020 im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen ist und in der gebundenen Ausgabe 190 Seiten umfasst.
Der Roman ist in einem faszinierenden Schreibstil verfasst, denn Lucia Leidenfrost schafft es, in einer nüchternen, scheinbar einfachen Art so viel Atmosphäre zu schaffen, die mich gepackt hat, die mich bedrückt hat, die mich mitgenommen hat zu diesen verlassenen Kindern. Blitzlichtartig werden Situationen geschaffen, die die Verrohung der Kinder aufzeigen: ältere Kinder quälen und drangsalieren kleinere und teilweise auch die Großeltern, Langeweile und Frustration führen zu Gewalttätigkeit und Zerstörung, auf die Gelächter folgt… Ausweglosigkeit.
Als Leserin fragte ich mich oft, ist dies tatsächlich möglich? Ist dies denkbar? Lassen Eltern ihre Kinder zurück, um sich ein neues aufzubauen und holen die Kinder dann nicht nach – vergessen sie?
Der Roman bieten sehr viele Interpretationsmöglichkeiten und lässt den Leser am Schluss zurück - irgendwie verloren und geplättet, aber irgendwie auch sehr fasziniert.

Lest einfach selbst – das empfehle ich auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Ein atmosphärischer und sehr gut recherchierter Liebesroman

Mit dir für alle Zeit
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Das Buch „Mit dir für alle Zeit“ von Lisa Grunwald ist im Jahr 2020 im Verlag Harper Collins erschienen. Der Roman umfasst in der broschierten Ausgabe 512 Seiten.

Joe arbeitet zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ...

Das Buch „Mit dir für alle Zeit“ von Lisa Grunwald ist im Jahr 2020 im Verlag Harper Collins erschienen. Der Roman umfasst in der broschierten Ausgabe 512 Seiten.

Joe arbeitet zur Zeit der Weltwirtschaftskrise als Stellwerkarbeiter für die Grand Central Station. Sein ganzes Leben dreht sich um seinen Beruf, doch eines Tages begegnet ihm auf dem Bahnsteig Nora. Sofort ist es um ihn geschehen und es entspinnt sich eine ganz spezielle Liebesgeschichte, denn Nora ist eine ganz besondere Frau…

Lisa Grunwald gelingt es in ihrem Roman den Leser durch einen sehr anschaulichen, atmosphärischen und dabei klaren Schreibstil in den Bann zu ziehen. Ich bin sehr davon beeindruckt, dass mich die Autorin so völlig in die Zeit und die Stadt New York der Weltwirtschaftskrise hineinziehen konnte. Oft habe ich mich einfach mitten in der Grand Central Station gesehen und ich habe den Flair dort sehr genossen. So viele Details der damaligen Zeit, wie beispielsweise dem Kleidungsstil, haben dazu beigetragen. Das ist einfach wunderbar gelungen.
Mit der Liebesgeschichte von Joe und Nora habe ich mich nicht so ganz anfreunden können, aber dies ist einfach meinem persönlichen Geschmack zuzuschreiben. Ich bin dafür wohl einfach zu sehr Realistin und auch das Ende war für mich etwas unerwartet und plötzlich. Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich und ich habe dennoch das Buch gerne gelesen. Die beiden Protagonisten hat Lisa Grunwald sehr fein aufgebaut und auch ausgearbeitet. Ganz warm geworden bin ich mit beiden jedoch nicht.
Das Setting des Bahnhofs, an dem sich so viele Menschen treffen, Abschied nehmen, sich loslassen, sich wieder in die Arme schließen usw., ist wirklich sehr gut getroffen.

Fazit: Eine etwas spezielle Liebesgeschichte vor einer sehr gut recherchierten Kulisse.

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Die ungewöhnlichen Glasschwestern

Die Glasschwestern
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Bei dem Buch „Die Glasschwestern“ handelt es sich um einen Familienroman von Franziska Hauser, der im Jahr 2020 im Eichborn Verlag erschienen ist und in der gebundenen Ausgabe 432 Seiten umfasst.

Die ...

Bei dem Buch „Die Glasschwestern“ handelt es sich um einen Familienroman von Franziska Hauser, der im Jahr 2020 im Eichborn Verlag erschienen ist und in der gebundenen Ausgabe 432 Seiten umfasst.

Die Geschichte startet unmittelbar mit der Situation, dass die Männer der beiden Zwillingsschwestern Dunja und Saphie zeitgleich verstorben sind. Dunja und Saphie, die sehr verschiedenen von ihrem Charakter her sind und deren Leben auch bisher ganz ungleich verlaufen sind, gehen verständlicherweise auch mit ihrer Trauer und der ganzen Situation unterschiedlich um.
Dunja, die mit Winne verheiratet war und von ihm zwei Kinder hat, führte bisher ein eher konventionelles Leben. Saphie hingegen ist kinderlos geblieben und liebte schon immer das etwas Außergewöhnliche. Sie ist auch die Besitzerin eines Hotels.
Mit dem Tod ihrer Männer stehen die beiden „Glasschwestern“, wie sie in ihrem Heimatdorf aufgrund des Berufes ihres Vaters als Glasbläser genannt werden, vor einem Neubeginn.
Dunja beschließt im Hotel ihrer Schwester einzusteigen und Saphie steht zunehmend der Weg offen, sich von diesem abzunabeln.

Das Buch „Die Glasschwestern“ hat in meinen Augen Höhen und Tiefen. Als eine tolle Höhe sind sicherlich die beiden Schwestern und ihre Darstellung im Buch zu nennen. Ich konnte mir beide sehr gut vorstellen und die Entwicklung von beiden sehr gut nachvollziehen. Sie waren für mich stets greifbar und vor allem ab der Mitte des Buches wurden mir beide immer sympathischer.
Erwartet man von dem Roman viel Handlung und einen hohen Spannungsbogen, so wird man als Leser eher enttäuscht. Alles geht sehr langsam vonstatten und manchmal bringen die vielen Sprünge in den Gedanken der Personen und die Rückblicke zur Klärung der Gegenwart oftmals etwas Verwirrung in die Geschichte und stoppen den Lesefluss.

Fazit: Ein Roman der viel mehr Potential gehabt hätte, mich leider nicht sehr gepackt hat, aber dennoch nett zu lesen war.
Ich vergebe drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Anders als erwartet.

Milchmann
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„Milchmann“ - von Anna Burns verfasst - ist 2020 im Tropen Verlag erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 452 Seiten.

Der mächtige und erschreckend ältere Milchmann trifft wohl keinesfalls zufällig ...

„Milchmann“ - von Anna Burns verfasst - ist 2020 im Tropen Verlag erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 452 Seiten.

Der mächtige und erschreckend ältere Milchmann trifft wohl keinesfalls zufällig auf ein 18-jähriges Mädchen. In weiteren Begegnungen gibt er ihr zu verstehen, dass er sämtliche Informationen über sie hat, dass er einfach alles über sie weiß und sie sehr gut kennt. Die Gesellschaft wird aufmerksam und unterstellt dem Mädchen eine Affäre mit dem so viel älteren Milchmann.

Das Buch „Milchmann“ ist sicherlich keine leichte Kost und das nicht nur den Inhalt betreffend, sondern auch die Konzentration, die der Leser beim Lesen aufbringen muss. Anna Burns hat einen sehr speziellen Schreibstil, der hohe Anforderungen an die Leser stellt. Sie verfasst lange, komplexe Sätze, hält Distanz zum Leser durch die Nicht-Namensgebung. Dies wirkt kühl und weit weg – soll aber sicherlich so sein. Zudem schweift Anna Burns gerne in den Gedanken der Protagonisten ab und schafft in meinen Augen ein richtiges Gedankenkarussell, so dass es mir tatsächlich beim Lesen dann irgendwann zu viel wurde, mich sogar nervte, ich enttäuscht davon war und zeitweise das Buch weit weg von mir legen musste.
Gleichzeitig hat mich das Buch aber auch sehr beschäftigt und ich fand es doch auch faszinierend, wie viel eigene Interpretation ich in dieses Buch legte. Es steht so vieles zwischen den Zeilen, so viel Unausgesprochenes, so viel an Tiefe, so viel Grübelei. Vielleicht muss man dieses Buch nochmals lesen und es auch wirklich verstehen wollen… Seltsam, komisch…

Fazit: Ich habe mir sicherlich vom wunderschönen, warm wirkenden Cover und dem Klappentext etwas anderes erhofft und wurde für mich persönlich enttäuscht. Losgelassen hat mich dieses Buch aber nicht…
Ich vergebe nach dem ersten Lesen drei von fünf Sternen.

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