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Veröffentlicht am 27.04.2020

Vier Frauenschicksale, wehrlos von der Gesellschaft verstoßen - aufrüttelnde Story

Die Tanzenden
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„Die Tanzenden“ erzählt von dem berühmtesten Krankenhaus von Paris im 19. Jahrhundert, der Salpêtrière: „Eine Anstalt für Frauen, deren Empfindungen nicht den Erwartungen entsprachen. Ein Gefängnis für ...

„Die Tanzenden“ erzählt von dem berühmtesten Krankenhaus von Paris im 19. Jahrhundert, der Salpêtrière: „Eine Anstalt für Frauen, deren Empfindungen nicht den Erwartungen entsprachen. Ein Gefängnis für diejenigen, die sich einer eigenen Meinung schuldig gemacht hatten.“ Es geht um vier miteinander verstrickte Frauenschicksale in einer männlich dominierten Gesellschaft. Während manche sich ihrer Bestimmung fügen, werde andere aufmüpfig und leisten Widerstand.

Victoria Mas hat sich einprägsam eine Vorstellung davon gemacht, wie es zur damaligen Zeit in der Salpêtrière zugegangen sein könnte. Dabei schreibt sie so lebendig über die schauderhaften Ereignisse und das Leben in Paris, dass es wunderbar gelingt, sich beim Lesen in diese Zeit zurück zu versetzten. Sowohl schockiert, als auch zutiefst beeindruckend hat mich ihr Roman zurückgelassen.

Besonders gefallen hat mir der Perspektivenwechsel der Protagonisten, wobei die Autorin nicht, wie oft üblich, auf die Ich-Perspektive zurückgreift, sondern uns einen allwissenden Erzähler beschert. Hauptsächlich geht es um die Krankenschwester Geneviève und die Patientin Eugénie, und ihre Entwicklungen und Beziehung zueinander. Während ich die ausführliche Darbietung von Geneviève’s Gedanken und Handlungen schon als Mittelpunkt der Geschichte deuten würde, verdient, in meinen Augen, Eugénie die meiste Aufmerksamkeit. Ihr unerschütterlicher Glaube, gepaart mit einer besonderen Fähigkeit, macht, für mich, den Reiz der Handlung aus. Letztlich hätte ich gern noch mehr über sie erfahren und mir zum Schluss mehr Details gewünscht, was aber dafür spricht, dass mir die Geschichte gut gefallen hat.

Mich wundert es nicht, dass „Die Tanzenden“ in Frankreich als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet wurde - mich selbst hat der Schreibstil begeistert. Am Ende hätte die Geschichte gern länger sein dürfen - so schnell hatte ich das Buch ausgelesen -, aber die Geschichte war auserzählt und wurde nicht künstlich in die Länge gezogen.

„Die Tanzenden“ würde ich nicht nur Fans Historischer Romane empfehlen, sondern allen Lesern, die Lust auf ein kurzes Lesevergnügen mit Sogwirkung haben.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Introvertierter Kreativkopf entwickelt Superkraft

Carla Chamäleon: Oh Schreck, ich bin weg!
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„Carla Chamäleon. Oh Schreck, ich bin weg!“ ist der erste Band einer Roman-Reihe von Franziska Gehm und erschien 2020 im Rowohlt rotfuchs Verlag. Der zweite Teil „Zoff im Zoo“ wird voraussichtlich im Juni ...

„Carla Chamäleon. Oh Schreck, ich bin weg!“ ist der erste Band einer Roman-Reihe von Franziska Gehm und erschien 2020 im Rowohlt rotfuchs Verlag. Der zweite Teil „Zoff im Zoo“ wird voraussichtlich im Juni 2020 erscheinen und wird wieder durchgehend von Julia Christians illustriert sein. Ein Pluspunkt: Der Umwelt zuliebe wurde auf eine nachhaltige Buchproduktion wert gelegt und auf eine unnötige Plastikfolie verzichtet.

In dieser Geschichte dreht sich alles um die 11-jährige Carla Niemann, die ihre beste Freundin Herta schrecklich vermisst: die ist nämlich an’s andere Ende der Welt gezogen. Carla fühlt sich deswegen einsam und weil sie schüchtern ist und sich lieber in ihre innere Welt zurück zieht, kommt ihr der Schulbeginn ohne ihre schutzbietende Freundin sehr beängstigend vor. Dabei ist ihr Notizbuch ihr treuer Gefährte, indem sie alle Gedanken und Pläne auflistet und sich kreativ austobt.
Ihre Mutter arbeitet als Tierpflegerin und bringt allerhand Tiere mit nach Hause, wenn diese „intensiv gepflegt“ werden müssen oder eine „Extraportion Liebe“ brauchen, was nicht nur für peinliche Situationen sorgt - Frau Niemann trägt immer ein Kostüm passend zum Tierbesuch, um dessen Vertrauen zu gewinnen. Herr Niemann hat mit alten Freuden eine neue Band gegründet und wünschte, er hätte eine bessere Beziehung zu seiner Tochter Norma. Carlas ältere Schwester ist zu einem Pubertier mutiert und stellt in ihrem Kinderzimmer-Labor Explosionskugeln her.
Seit dem ersten Schultag hat Carla ein ernstes Problem: Immer dann, wenn sie die Angst überkommt, spürt sie, wie „die Wellen voller kalter Kieselsteine“durch ihre Körper emporsteigen und sie, wie ein Chamäleon, mit ihrer Umgebung verschmilzt. Im Gegensatz zu ihrem neuen Freund Jan-Ole, genannt Jole, findet Carla das sehr beängstigend, möchte die Krankheit am liebsten wieder loswerden und sucht Dr. mäd (kein Fehler) Haubenmacher auf, der ihr eine Chamäliose diagnostiziert. Der Geheimbund von Männern mit ritterlichen Tugenden (den Kavalieren) bekommt Wind von der Chamäliose und lässt Carla von nun an beschatten.

Carla ist ein schüchternes und introvertiertes Mädchen. Dafür spricht: dass sie keine Komplimente annehmen kann (S.90), einfach nur ihre Ruhe will (S.220) und den Kontakt zu ihren Mitschülern eher meidet. Das bietet viel Potenzial für die nächsten Teile und Carla genügend Raum, um ihr Potenzial in einem Tempo zu entfalten, dass zu ihrer Persönlichkeit passt.

Außerdem ist Carla, trotz ihrer Angst, eine geeignete Heldin, mit der die Junior-Leser wachsen können: jedes Kind kennt diese Angst vor Ablehnung, aber gerade schüchterne Kinder werden sich mit dieser außergewöhnlichen Figur identifizieren können. Ich finde es gut, dass die Autorin hier nicht die eingetretenen Pfade gegangen ist, sondern auf Besonderheit setzt.

Ich würde diese Buch besonders sensiblen Kindern empfehlen, die mal keinen 08/15 Abenteuerroman mit den üblichen Helden lesen wollen, sondern stattdessen eine Geschichte mit bildhaften Beschreibungen und Romanfiguren, die auch ihre Schwächen und Gefühle zeigen dürfen.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Mutmachende Story’s verknüpfen kurzweiligen Lesespaß mit Sachinfos über Umweltschutz

Storys für Kinder, die die Welt retten wollen
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„Story’s für Kinder, die die Welt retten wollen“ ist ein Anthologie zum Thema Umweltschutz, von dem italienischen Autorenduo Carola Benedetto und Luciana Ciliento, und im März 2020 im Rowohlt Verlag erschienen.

Die ...

„Story’s für Kinder, die die Welt retten wollen“ ist ein Anthologie zum Thema Umweltschutz, von dem italienischen Autorenduo Carola Benedetto und Luciana Ciliento, und im März 2020 im Rowohlt Verlag erschienen.

Die kurzen Geschichten, inspiriert von den Biographien der bekannten Persönlichkeiten, sind alle ähnlich aufgebaut: beginnend mit der Kindheit, in der sich ihre Werte durch Erkenntnisse oder mutmachende Worte nahstehender Angehöriger gefestigt haben, und der Umsetzung ihrer Visionen als Erwachsene.

Greta Thunberg, Leonardo DiCaprio, Björk… u.s.w. - sie alle haben die Hoffnung nicht aufgegeben und glauben daran, dass jeder dazu beitragen kann, dem Planeten zu helfen. Sie verleihen ihrem Glauben Ausdruck, indem sie vollen Einsatz und Beharrlichkeit zeigen. In der Geschichte von dem italienischen Modedesigner Tiziano Guardini hat dieser immer daran geglaubt, dass es Alternativen für Stoffe tierischen Ursprungs gibt. Also machte er sich auf die Suche nach einem Ersatzstoff und wurde fündig. Mithilfe seiner ethischen Vorstellungen und seiner Kreativität schuf er neue Mode und zeigte, was möglichst ist. Er verschrieb sein Leben dieser Mission und hatte Erfolg.

Ich habe diese Geschichten als moderne Märchen empfunden, die wie in „Good Night Stories for Rebel Girls“ auf wahren Biographien beruhen, um die Kinder zu inspirieren und wichtige Werte zu vermitteln. Dabei wird nicht nur das Blaue vom Himmel erzählt, sondern wie im Märchen steht gegenüber dem Guten, auch das Böse. Im Fall der indischen Geschichte von Vandana Shiva ist es der grausame Maharadscha gegenüber der mutigen Frauen, die die Bäume beschützten.

Beim Vorlesen kamen bei den Kindern viele Fragen auf, weshalb wir dazu übergegangen sind, uns den Story’s nicht vor dem Einschlafen zu widmen, wobei wir uns auch länger über die unterschiedlichen Themen unterhalten haben. Bei dem erwähnten Tiziano Guardini und Emma Watson stand die nachhaltige Mode im Vordergrund, während Dian Fossey meine Kinder veranlasste, über bedrohte Tierarten nachzudenken.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Italien, Kunst und das Leben

Das Fenster zur Welt
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«Das Fenster zu Welt» erzählt ausschweifend über die Zeitspanne von 1944 bis 1979 von Schicksal, Liebe, Freundschaft, Kunst und Familie. Als sich der 24-jährige britische Soldat Ulysses und die 60-jährige ...

«Das Fenster zu Welt» erzählt ausschweifend über die Zeitspanne von 1944 bis 1979 von Schicksal, Liebe, Freundschaft, Kunst und Familie. Als sich der 24-jährige britische Soldat Ulysses und die 60-jährige Kunsthistorikerin Evelyn das erste Mal in Italien begegnen, herrscht Krieg und Evelyn möchte ihre Kunst bewahren. Ulysses kehrt nach Endland zurück, doch sie werden sich wiedersehen. .
Manchmal fehlte es mir an stimmungsvollen Bildern. Stattdessen dominieren Dialoge den Roman, oft in kurzen, einfachen Sätzen, wenig inspirierend oder poetisch. Auch die Figuren wirkten überwiegend austauschbar und es fehlte an glaubwürdigen Feinheiten, weshalb es nicht so authentisch (italienisch) war, wie ich gehofft hatte, wobei es auch viele schöne und vor allem lustige Details gibt. Nach etwa einem Viertel des Buches verlässt Ulysses London und reist nach Florenz, gemeinsam mit der Tochter seine großen Liebe Peg und dem alten Dress und dem Papagei Claude. Dress und Claude haben besonders oft für humorvolle Momente gesorgt und generell wird der Roman mit dem kleinen Roadtrip mit Betsy dynamischer und interessanter. „Zwei Männer - einer in Bermudas-, ein Mädchen und ein Papagei. Da hat man was zu erzählen." Es hat sich also gelohnt, dranzubleiben, denn es wird besser und insgesamt habe ich, trotz zäher Passagen und angemerkter Kritikpunkte, das Buch auch gern gelesen. Besonders wegen der humorvollen Details und der entspannten Sogkraft der Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2024

Alle wollen nach Italien - Vorlesebuch ab 4 Jahren

OTTO fährt los – Ein Sommer in Italien
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Der lebendige Camper Otto kommt wieder zum Einsatz. Die Kinder Emmi und Paul, ihre Mama Mira und Bonus-Papa Leo fahren mit Otto in den Sommerurlaub nach Italien. Hier kommt, durch die farbenfrohen Illustrationen ...

Der lebendige Camper Otto kommt wieder zum Einsatz. Die Kinder Emmi und Paul, ihre Mama Mira und Bonus-Papa Leo fahren mit Otto in den Sommerurlaub nach Italien. Hier kommt, durch die farbenfrohen Illustrationen von Stefanie Reich, ganz viel sommerliche Urlaubsstimmung auf und lädt zum Träumen ein. Ob Sterne am Lagerfeuer gucken, Strandtage am Meer, Bergwanderung, Sightseeing in Rom oder mit Freunden italienische Köstlichkeiten schlemmen. Hier ist für alle etwas dabei. Dabei blickt man sehnsuchtsvoll in das Land der Zitronen: Pizza, Pasta, Eis bzw. »In Italien gibt es nur ...« »... Gelato!« genießen oder bei der Tomaten-Ernte helfen. Die kleinen Suchaufgaben wären gar nicht nötig gewesen und wirken im Text etwas überfrachtend. Vielleicht werden sie beim mehrmaligen Lesen noch interessanter. Es wird auch auf das Heimweh von Paul eingegangen, der seinen Papa und seine Freunde vermisst, was die ganze Reise insgesamt sehr authentisch macht. Der Text ist eine Mischung aus wenigen Sprechblasen und überwiegend kurzen Erzähltexten. Der enthält viel wörtliche Rede, wissenswerte Sachinformationen und auch italienische Worte (mit Übersetzung), hätte aber manchmal etwas einfacher formuliert sein können. Aber schon allein wegen der tollen Bilder, gibt es von mir eine Leseempfehlung.