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Veröffentlicht am 17.05.2020

Eigentlich "Thema verfehlt" und trotzdem ein sehr hilfreiches, gutes Kochbuch

Zuckerfrei Express
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An diese Rezension gehe ich mit leicht gemischten Gefühlen, was daran liegt, dass ich mir von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet habe. Klar, der Titel sagt bereits aus, dass es hier um ein zuckerfreies ...

An diese Rezension gehe ich mit leicht gemischten Gefühlen, was daran liegt, dass ich mir von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet habe. Klar, der Titel sagt bereits aus, dass es hier um ein zuckerfreies Leben geht. Ich habe gehofft, mehr Alternativen zum Zucker zu finden, denn ich möchte mich zwar gesund ernähren, dabei aber nicht ganz auf süßen Genuss verzichten. Süß muss ja nicht zwangsläufig Zucker sein, und weitgehend halte ich es schon so, dass ich beispielsweise mein Frühstücksmüsli ausschließlich mit frischen oder ganz wenig mit getrockneten Früchten „süße“. Das reicht mir völlig aus.

Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, im Buch mehr Möglichkeiten für süße Gerichte ohne Zucker zu finden. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, denn es gibt nur ganz wenige süße Snacks oder Desserts. In der Hauptsache findet man im Buch schnelle kleine Hauptgerichte und sehr viele Salate in allen Variationen. Volle fünf Sterne kann ich nicht geben, denn meine Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt. Dafür überrascht die Autorin jedoch mit einer Vielfalt an Rezepten, an die man eigentlich sowieso nie Zucker gibt. Zwar ist das Thema des Buches nicht unbedingt getroffen, aber unabhängig von meinen Erwartungen und dem Buchtitel sind die Rezepte zum großen Teil sehr gut. Mir gefällt, dass man alles sehr einfach und schnell umsetzen kann und dass man nicht viele ausgefallene Zutaten benötigt, sondern die meisten Rezepte mit wenigen, frischen Sachen zubereiten kann. Klar, Salate kreiere ich meist aus den vorhandenen Zutaten zu, die meine Küche hergibt, aber ab und zu möchte man doch mal etwas Neues ausprobieren, und hier findet man unkomplizierte und doch raffinierte Kombinationen. Bis auf Lachs, der in einigen Rezepten verwendet wird und einem Thunfisch-Salat sind die Vorschläge vegetarisch. Vieles kann auch von Veganern mit kleinen Abwandlungen gut umgesetzt werden, beispielsweise indem man den angegebenen Feta-Käse durch eine vegane Feta-Variante ersetzt. Praktisch ist auch, dass die Zutatenlisten meist so kurz sind, dass man sich nicht unbedingt einen Einkaufszettel schreiben muss, denn die wenigen Sachen kann mir gut merken. So kommt es, dass ich dieses Kochbuch gut finde, obwohl es eigentlich sein Thema verfehlt hat.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Nicht völlig neu aber doch sehr hilfreich

Tag für Tag leichter
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Hier haben sich eine Ärztin für Frauenheilkunde und eine Journalistin mit den Arbeits-Schwerpunkten „Beauty und Gesundheit“ zusammengetan, um sich dem vielschichtigen und komplizierten Thema „Gewicht“ ...

Hier haben sich eine Ärztin für Frauenheilkunde und eine Journalistin mit den Arbeits-Schwerpunkten „Beauty und Gesundheit“ zusammengetan, um sich dem vielschichtigen und komplizierten Thema „Gewicht“ zu widmen.
Ihr gemeinsames Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil gehen die Autorinnen der Frage nach, was beim Essen eigentlich normal ist. Viele Menschen essen nicht, weil sie Hunger haben, sondern kompensieren ganz andere Gefühle mit der Nahrungsaufnahme. Während sie sich vieles verkneifen, ständig darauf achten, maßvoll zu essen und nie zu viel zu sich zu nehmen, bleibt der Genuss auf der Strecke.
Im zweiten Teil werden die Faktoren erklärt, die das Gewicht beeinflussen. Hier sind verschiedene Nährstoffe ein großes Thema, es werden Zusammenhänge erklärt, wieso Hormone das Gewicht steuern, und auch die Psyche findet große Beachtung. Hier kommt auch zur Sprache, dass die Einnahme bestimmter Medikamente nicht unterschätzt werden darf, denn auch diese kann zu einer Gewichtszunahme führen.
Im Teil drei gibt es dann Tipps der Autorinnen, welche Schritte zum erfolgreichen Gewichtsmanagement nötig sind, wie es sich mit der Gesundheit des Darms und gutem Schlaf verhält und was Stress, Rauchen oder Alkohol anrichten können.
Ein spannendes Thema wird hier umfassend erklärt und neueste Erkenntnisse dargelegt.
Nicht für jede Frau ist das ganze Buch gleichermaßen interessant, denn es werden körperliche Befindlichkeiten jeden Alters besprochen. Frauen in der Menopause werden die Themen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Stillzeit oder Periodenschmerzen weniger interessant finden, während jüngere Frauen sich (noch) nicht für die Menopause und ihre Probleme interessieren. Ich finde es jedoch gut, dass dies ein Buch für Frauen aller Altersgruppen ist und jede für sich passende Ratschläge finden wird.
Zwar können auch die Autorinnen das Rad nicht neu erfinden, aber sie haben viel Wissenswertes zusammengetragen. Auch das Intervallfasten, das ich schon seit einiger Zeit erfolgreich praktiziere, wird hier besprochen. Vieles, was die Autorinnen schreiben, war mir schon bekannt, weil ich mich seit längerem schon mit Themen wie Ernährung und Gesundheit befasse und für mich den individuell besten Weg bereits gefunden habe. Trotzdem habe auch ich noch einiges dazu gelernt, und für Neueinsteiger bietet das Buch auf jeden Fall eine Fülle an wertvollen Hinweisen und Ratschlägen.
Meines Erachtens sollte jede Frau dieses Buch gelesen haben, denn wir alle können noch etwas daraus mitnehmen und unseren Wissens- und Erfahrungsschatz bereichern.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Entwicklungsgeschichte eines jungen Muslim

Mein Isl@m
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Schon von klein auf stellt Amir Ahmad Nasr Fragen und hat Zweifel, was die Lehre des Islam angeht. Zu Beginn ein folgsames Kind und ein eifriger Schüler, stellt er bald diverse Teile der Lehre und der ...

Schon von klein auf stellt Amir Ahmad Nasr Fragen und hat Zweifel, was die Lehre des Islam angeht. Zu Beginn ein folgsames Kind und ein eifriger Schüler, stellt er bald diverse Teile der Lehre und der Traditionen in Frage. In seiner Biografie erzählt er seine Geschichte. Im Lauf der Jahre hat er eine starke Entwicklung zurückgelegt und seine Sichtweisen immer wieder korrigiert und verändert. Der Autor zeigt beide Seiten des Islam, einerseits religiösen Fanatismus und falsche Lehren, aber auch die Grundlage und das Erhebende, das Schöne seines Glaubens. Wie in allen Religionen, so ist es auch im Islam, oft wird das, was in der heiligen Schrift (sei es die Bibel oder der Koran) steht, von verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgelegt und nicht selten falsch interpretiert. Der Autor spricht hier für sich selbst und schildert seine ganz persönlichen Eindrücke. Damit eröffnet er den Lesern eine ganz neue, offene Sicht auf einen anderen Glauben, der uns Christen fremd erscheint und durch fanatische Anhänger und ihre Aktionen Angst verbreitet.
Es ist ein sehr persönliches Buch, das manchmal ein wenig über die Stränge schlägt und zu ausschweifend wird. Aber grundsätzlich ist es eine gute und sehr wichtige Geschichte, und es erfordert viel Mut, als Muslim mit seiner freiheitlichen, toleranten und kritischen Meinung an die Öffentlichkeit zu gehen.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Bedrückend und authentisch

Das Versprechen des Bienenhüters
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Nuri stammt aus Aleppo. Mit seiner Frau Afra ist er auf der Flucht, denn in seiner Heimat herrscht Krieg. Bei einem Bombenangriff wurde Sami, der kleine Sohn des Ehepaars, getötet, und Afra ist seitdem ...

Nuri stammt aus Aleppo. Mit seiner Frau Afra ist er auf der Flucht, denn in seiner Heimat herrscht Krieg. Bei einem Bombenangriff wurde Sami, der kleine Sohn des Ehepaars, getötet, und Afra ist seitdem erblindet. Aus Nuris Sicht erleben die Leser eine aufreibende, gefahrvolle und kräftezehrende Flucht. Ihr Ziel ist England, denn dort wartet Nuris Cousin Mustafa mit seiner Familie. Nuri und Afra sind sich in letzter Zeit fremd geworden. Während der Flucht ändern sich jedoch die Vorzeichen. Je mehr Afra aus ihrer Lethargie auftaucht, in die sie sich seit Samis Tod geflüchtet hat, umso mehr zieht sich Nuri in sich zurück. Der Ich-Erzähler wird zunehmend von Alpträumen und Wahnvorstellungen geplagt. Auch sorgt er sich um einen kleinen Jungen, dem er unterwegs begegnet und sich seiner annimmt, doch eines Tages ist Mohammed wie vom Erdboden verschluckt. Nach langer Suche setzen Nuri und seine Frau die Reise fort. Was es mit Mohammed auf sich hat, erfährt man so ziemlich am Ende des Romans. Auf ihrer langen Reise haben Nuri und Afra viele Begegnungen. Die verschiedenen Charaktere und ihre Schicksale berühren, und doch bleiben sie auf Distanz. Vieles bleibt unausgesprochen. Für mich liegt darin ein Ausdruck der verschlossenen Gefühle, weil es die Menschen zu sehr schmerzt, über ihre Erlebnisse zu berichten. Vieles erzählt Nuri recht emotionslos, vermutlich als Selbstschutz. Nur wenn er in die Vergangenheit zurückblickt, als die Welt in Syrien noch in Ordnung war und er, zusammen mit Mustafa die gemeinsamen Bienenvölker versorgte, werden seine Beschreibungen blumig und geradezu schwärmerisch. Aber diese schönen Rückblicke sind rar. Es gibt immer wieder Zeitsprünge im Buch, wo Nuri zurück blickt, jedoch sind da auch sehr viele unangenehme Erfahrungen, die er und Afra kurz vor der Flucht machen mussten. Es sind schreckliche, geradezu unaussprechlich grausame Dinge, die der Erzähler verkraften muss.
Man weiß von Anfang an, dass Nuri und Afra wirklich in England ankommen. Obwohl der Roman weitgehend aus Analepsen besteht, war es für mich fesselnd, den hier wird deutlich, was Menschen, die aus einem Kriegsgebiet fliehen, alles durchmachen müssen. Obwohl man den Protagonisten nicht wirklich nahe kommt, so hat mich doch ihr Schicksal berührt. Auch wenn vieles vage und ungeklärt ist, so gibt es doch ein Fünkchen Hoffnung in der ganzen Geschichte.
Das Buch ist insgesamt sehr liebevoll gestaltet. Das ganze Design drückt Nuris Liebe zu den Bienen aus, und man findet die nützlichen kleinen Insekten auch in großer Zahl, nicht nur auf dem Einband und dem Vorsatzpapier, sondern jeden Kapitelanfang ziert die kleine Illustration einer Biene. Eine Besonderheit im Roman sind die Zeitsprünge. Beim Wechsel in einer andere Zeitebene beginnt das folgende Kapitel mit dem Wort, mit dem das vorherige endet.
Auch wenn mich ein paar Kleinigkeiten im Buch gestört haben, so ist es doch ein Roman, der erschreckend authentisch ist und keinen kalt lässt. Nuris und Afras Geschichte hallt noch lange im Gedächtnis nach.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Interessanter Roman um Katharina II.

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Dies ist Martina Sahlers zweiter Sankt-Petersburg-Roman. Der erste Band „Die Stadt des Zaren“ gehörte zu meinen ganz großen Lese-Highlights 2017. Damals ging es um die Gründung der Stadt durch Peter den ...

Dies ist Martina Sahlers zweiter Sankt-Petersburg-Roman. Der erste Band „Die Stadt des Zaren“ gehörte zu meinen ganz großen Lese-Highlights 2017. Damals ging es um die Gründung der Stadt durch Peter den Großen.
Inzwischen sind sechzig Jahre vergangen, und Zarin Katharina ist an der Macht. Sie hat große Ziele, was die Zukunft Russlands angeht, aber auch wenn sie zu vielen Reformen bereit ist und zum Teil fortschrittliche Ansichten hegt, so gibt es doch viel Ungerechtigkeit und Elend im Land, das die Regentin geflissentlich ignoriert bzw. nicht gewillt ist, etwas zum Besseren zu ändern. Zwar umgibt sie sich gerne mit klugen Männern, übt sich in der hohen Kunst der Diplomatie und führt gerne philosophische Gespräche, aber eines kann sie nicht dulden, und das ist offene Kritik, vor allem wenn diese von einer Seite kommt, wo sie absolut nicht damit gerechnet hat.

Dieser zweite Band ist ganz anders als der Vorgänger. Ging es damals um den Überlebenskampf während der Gründung einer neuen Stadt, so steht Sankt Petersburg mittlerweile in voller Blüte. Die Handlung des Romans dreht sich weitgehend um Katharinas Regierungsgeschäfte und Ziele sowie um das Leben am Hof. Katharina nimmt ein junges Mädchen als Ziehtochter bei sich auf. Sie steckt all ihre Hoffnungen und ihre Zuneigung in das Kind,welches sich im Lauf der Handlung zu einer starken und eigenwilligen Persönlichkeit mit ganz eigenen Vorstellungen entwickelt.
Stephan Mervier ist mit seiner jungen Frau, einer begnadeten Malerin, nach St. Petersburg gekommen. Offiziell weilt er als Gast der Zarin in Russland, denn sie schätzt anregende Dialoge, aber insgeheim hat Stephan einen Auftrag vom Preußenkönig Friedrich II.; er soll ihm über die Entwicklungen im Land und über Entscheidungen der Zarin berichten. Im Dunstkreis der Zarin wird Stephan zum vielbeschäftigten Mann, der daneben auch noch in einem Geheimbund mitwirkt, welcher der Zarin kritisch gegenüber steht. Für seine junge Frau Johanna hat er kaum Zeit, und das Paar entfernt sich immer weiter voneinander.

Wie schon beim ersten Band, so fand ich es sehr hilfreich, dass es gleich am Anfang des Buches ein umfangreiches Personenverzeichnis gibt, denn so fällt es einem leichter, die vielen Charaktere, die im Lauf der Geschichte auftauchen, richtig einzuordnen und sich die Zusammenhänge zu merken.
Die wichtigsten Personen des Romans sind hier dick gedruckt, und historisch reale Persönlichkeiten wurden mit einem Sternchen gekennzeichnet, denn man trifft in Katharinas Gesellschaft sowohl ihre Günstlinge als auch berühmte Philosophen wie Voltaire oder Diderot. Eine Zeittafel mit den wichtigsten historischen Ereignissen ist ebenfalls interessant und sinnvoll.

Wie ich einmal von Frau Sahler gelesen habe, sind die Petersburg-Romane ihre Herzensbücher. Das spürt man beim Lesen auf jeder Seite, wenn man die plastischen Schilderungen dieser Stadt verfolgt. Auch die Charakterisierungen ihrer Protagonisten sind durchweg sehr detailliert und gelungen. Die Autorin erklärte, dass wohl weitere Bände folgen werden und dass man in jedem weiteren Band auf bekannte Namen stoßen wird. Dies ist mir hier beim zweiten Band gar nicht gleich aufgefallen, aber nachdem ich durch diese Äußerung darauf aufmerksam wurde, habe ich wirklich einen „alten Bekannten“ im Buch entdeckt. Als Zehnjähriger kam er mit seiner Familie nach St. Petersburg, wo sein Vater als Arzt einen neuen Wirkungsbereich fand. Im zweiten Band ist er ein alter Mann, dem es nicht gut geht, aber sein Enkel spielt diesmal eine wichtige Rolle. Solche Verbindungen gefallen mir sehr, denn sie bringen einem die Charaktere und auch die zeitlichen Zusammenhänge näher.

Obwohl ich zugeben muss, dass mich Band 1 noch viel mehr fesseln konnte, so hat mir auch dieser Folgeband gut gefallen. Die Atmosphäre ist eine andere, und leider kommt das Schicksal der Armen etwas zu kurz. Es gibt zwar einen kleineren Handlungsstrang, in dem man einige Leibeigene kennenlernt, aber deren Schicksal bleibt letztendlich offen. Auf jeden Fall erfährt man sehr viel Historisches über die Regierungszeit Katharinas II, und auch diesmal gibt es wieder eine tragische Flutkatastrophe, als die Neva über die Ufer tritt und zahlreiche Menschenleben fordert.
Für mein persönliches Empfinden bleibt der zweite Band etwas hinter dem ersten Roman zurück, was mich aber nicht daran hindert,mich auf weitere Bände über diese faszinierende Stadt und ihre Geschichte zu freuen.

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