Grandios makaber!
Auf meinem Blog habe ich bereits berichtet, wieso damals bereits zwei Nominierte des Women`s Prize für Fiction 2019 bei mir eingezogen sind und sich mein Lesegeschmack deutlich verändert hat. Ein weiteres ...
Auf meinem Blog habe ich bereits berichtet, wieso damals bereits zwei Nominierte des Women`s Prize für Fiction 2019 bei mir eingezogen sind und sich mein Lesegeschmack deutlich verändert hat. Ein weiteres Buch der damaligen Nominierten ist seitdem auf meinem Leseradar geblieben und wurde nun endlich durch Blumenbar (Aufbau Verlag) ins Deutsche übersetzt! Die Rede ist natürlich von „Meine Schwester, die Serienmörderin“, welches auch für den Booker Prize nominiert war.
Und Freunde, was soll ich sagen? Ich liebe dieses Buch! Ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe es in einem Rutsch durchgelesen, was bei mir die letzte Zeit wirklich äußerst selten ist.
Das lag zum einen an dem unglaublich witzigen Schreibstil und den kurzen, dymanischen Kapiteln, wodurch man als Leser sehr schnell in die Geschichte findet. Die Autorin schreibt voller Ironie und Biss sowie voller Witz und Charme. Zum anderen lag das auch an den schrägen aber authentischen Charakteren. Man wird sofort warm mit der Protagonistin Korede, die bereits ihr Leben lang im Schatten ihrer schönen, perfekten Schwester Ayoola gestanden hat. Korede, die sich und ihre eigenen Wünsche immer hintenan stellt und sich selbst auch nicht wirklich aus dem Schatten ihrer Schwester heraustraut.
Demgegemüber steht Ayoola, ein engelsgleiches Wesen, das die Angewohnheit hat, ihre Liebhaber umzubringen und sich dann hilflos an Korede wendet, die die Spuren beseitigt und ihre Schwester deckt. Die Dynamik zwischen den beiden Schwestern ist beinahe greifbar beschrieben und eine der großen Stärken des Buches. Man versteht den Background der beiden Schwestern von Kapitel zu Kapitel mehr, nicht zuletzt durch geschickt gesetzte Rückblenden.
Das Setting ist mit Nigeria ein perfektes Beispiel für ein Own Voices Buch und dadurch auch einfach mal etwas ganz anderes auf dem hiesigen Buchmarkt, wo es afrikanische Autorinnen und Autoren eher schwer haben. Das Setting ist wirklich authentisch und bietet dem Leser einen frischen Einblick in den afrikanischen Alltag und die nigerianische Kultur, was den Gesamteindruck des Buches wundervoll abgerundet hat.
Die Geschehnisse scheinen dem Leser genauso vorhersehbar zu sein wie Korede und gemeinsam mit ihr hofft und bangt man, dass Ayoolas Mordlust nicht auch auf den heimlichen Schwarm Koredes – nämlich Tade – überspringt. Es ist keine klassische Finde-den-Mörder-Geschichte, da man von Anfang an weiß, dass Ayoola eine Vorliebe für das Ableben ihrer Männer hat. Gleichzeitig schwankt man – wie auch Korede – zwischen dem Wunsch der Emanzipation von der mordenden Schwester und bedingungsloser Treue zu ihr. Durch dieses makabre Katz und Maus-Spiel kommt – ebenso wie Korede – auch der Leser mit seinem moralischen Kompass in gefährliches Fahrwasser und man muss sich immer wieder hinterfragen, wie man wohl selbst in dieser Situation reagieren würde. Würde man „das Richtige“ tun? Und was ist das Richtige eigentlich? Die eigene Familie zu beschützen oder einer Mörderin das Handwerk zu legen, auch wenn man sich dabei vielleicht selbst belasten müsste?
Und so fiebert man gemeinsam mit den beiden Schwestern dem Finale entgegen und fliegt nur so durch die Seiten. Ob sich Korede dann doch gegen ihre Schwester entscheidet oder sich weiterhin in ihr Schicksal fügt und ob Ayoola Tade umbringt oder nicht, müsst ihr selbst herausfinden! Dieses Buch gehört auf jede Leseliste 2020 und wird sicher nicht nur mir pures Lesevergnügen bereiten.