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Veröffentlicht am 15.09.2016

Es stinkt zum Himmel

Das stille Gift
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Ausgerechnet einem rechthaberischen und cholerischen Touristen ist es zu verdanken, dass die Suche nach einem vor Jahren verschwundenen Mann wieder aufgenommen wird. Im Bemühen nachzuweisen, dass die Behinderung ...

Ausgerechnet einem rechthaberischen und cholerischen Touristen ist es zu verdanken, dass die Suche nach einem vor Jahren verschwundenen Mann wieder aufgenommen wird. Im Bemühen nachzuweisen, dass die Behinderung seines Sohnes und das Massensterben in seinem Stall auf resistente Erreger, die über die Düngung in den Kreislauf geraten zurückzuführen ist, hat ein Bauer sich seinerzeit mit den falschen Leuten angelegt – und dann war er plötzlich verschwunden.
Als jetzt, vier Jahre nach seinem Verschwinden sein künstliches Hüftgelenk auftaucht, muss der Fall neu aufgerollt werden. Die Ergebnisse sind erschütternd. Was soll da vertuscht werden und wer ist bereit aus Egoismus das sensible Ökosystem zu zerstören und die Umwelt zu gefährden? Auf der Suche nach den sterblichen Überresten des vermutlich ermordeten Bauern, stoßen die Ermittler auf einen Umweltskandal von ungeahntem Ausmass.
Der Filz sitzt tief und wie immer ist es schwierig die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen zu können. Falsche Gutachten und verdrehte Tatsachen, alles angeblich zum Wohl des Verbrauchers, der so ungeahnt zum eigentlichen Opfer wird. Hier ist Umdenken gefragt und nicht gedankenloses Hinnehmen. Eine Chance hat nur, wer sich bewusst informiert und bereit ist zu hinterfragen, anstatt kritiklos zu akzeptieren.
Fazit
Ohnmacht des Verbrauchers einerseits, Korruption und Manipulation anderseits, verpackt in eine spannende Suche nach den wahren Schuldigen, bei der so manche Machenschaft ans Tageslicht kommt und uns zum Nachdenken anregen sollte. 'Das stille Gift', Pflichtlektüre für alle, die nicht nur unkritisch unterhalten werden wollen. Ein Krimi, der aufrüttelt und nachdenklich macht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine schräge Familiengeschichte

Die Geschichte meiner Familie in Äxten und Sägen
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Mikael, nach eigener Aussage Weltmeister im Verlieren von Leuten, stammt aus einer Familie die eher nach Instinkt und Vorahnung navigiert als nach Logik und Wissen. Die erste einschneidende Veränderung ...

Mikael, nach eigener Aussage Weltmeister im Verlieren von Leuten, stammt aus einer Familie die eher nach Instinkt und Vorahnung navigiert als nach Logik und Wissen. Die erste einschneidende Veränderung in seinem Leben ist die Erblindung seiner Mutter, zu der er seit dem Unfall ein ganz besonderes Verhältnis hat. Aufgrund einer Fehlentscheidung seines Vaters, bricht das ohnehin problematische Verhältnis zu seinem älteren Bruder, dass ihn mehr belastet als er sich eingestehen will, ganz auseinander und er zieht sich mehr und mehr in seine eigene Welt zurück.
Später als er glaubt, das große Glück gefunden zu haben, trifft ihn ein weiterer Schicksalsschlag, der dazu führt, dass er immer mehr zu einem in sich gekehrten Einzelgänger wird. Erst als er beginnt sich für Daniela, die uneheliche Tochter seines Bruders verantwortlich zu fühlen, scheint sein Leben langsam wieder einen Sinn zu bekommen. Etwa zur gleichen Zeit trifft er Kristine und in ihm keimt die Hoffnung, langsam mit der Vergangenheit abschließen zu können. Allmählich fängt er an zu begreifen, dass er sich nicht weiter treiben lassen kann und sich endlich entscheiden muss.

Fazit
Der Roman besticht durch seinen lockeren Schreibstil und eine sehr bildhafte Sprache, die einen mitten in die Natur eines skandinavischen Dorfes versetzt. Wunderbar einfühlsam beschreibt Henriksen das Erwachsenwerden eines jungen Mannes, mit all seinen Höhen und Tiefen, dass trotz aller Tragik sehr amüsant zu lesen ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

...britisch, trocken - einfach nur gut!

Der Pfau
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Darüber warum der Pfau verrückt geworden ist, lässt sich nur spekulieren und mehr oder weniger glaubhafte Theorien aufstellen. Auf jeden Fall aber ist der Pfau für das Geschehen auf dem Landsitz von Lord ...

Darüber warum der Pfau verrückt geworden ist, lässt sich nur spekulieren und mehr oder weniger glaubhafte Theorien aufstellen. Auf jeden Fall aber ist der Pfau für das Geschehen auf dem Landsitz von Lord und Lady McIntosh voll verantwortlich zu machen.
Um ihre finanzielle Situation aufzubessern renovieren die McIntoshs einen Teil ihrer Cottages um sie an Feriengäste zu vermieten. Die Anmeldung einer Gruppe Investmentbanker, inklusive Köchin und Psychologin zu einem Teambuilding, führt zu hektischen Aktivitäten und man bemüht sich noch schnell um die ein oder andere Schönheitsreparatur. Da diese sind in den Augen der verwöhnten Großstadtmenschen allerdings mehr als unzureichend sind, wird es umso wichtiger zu verhindern dass der verrückt gewordene Pfau sein Unwesen treibt.
Die Gruppe beginnt noch am Tag ihrer Anreise mit dem Training, wobei sich die verschiedenen sehr gegensätzlichen Charaktere der Banker abzuzeichnen beginnen. Das Teambuildingtraining ist eine herrliche Parodie auf Seminare dieser Art und bietet reichlich Gelegenheit die Gruppenmitglieder mit ihren jeweiligen Marotten und Wesenszügen aufs Korn zu nehmen.
Der Pfau, von Lord McIntosh auf pragmatische Art, aus dem Verkehr gezogen, sorgt dennoch für einigen Wirbel und diverse Verwicklungen die so manchen an seine Grenzen bringen. Mehr oder weniger erfolgreich versuchen sich alle Beteiligten durch das Wochenende zu retten. Dies führt zu zahlreichen urkomischen Situationen und so versteht es sich eigentlich von selbst, dass es wieder der Pfau ist, der am Ende das letzte Wort hat.

Fazit
Der typisch britische Humor macht den Roman „Der Pfau“ zu einer überaus unterhaltsamen und kurzweiligen Lektüre mit großartigem Entspannungseffekt. Die Charaktere sind so unterschiedlich wie es nur geht und wirken in ihrer eigenen und unverwechselbaren Art sehr lebendig und authentisch. Eine Geschichte voller Überraschungen, die durch die ständig eintretenden unvorhersehbaren Ereignisse, eine Eigendynamik bekommt, die ihresgleichen sucht.
Ein Buch, dass schon durch seine ansprechende Aufmachung die Leselust weckt und von dem man am Ende hofft, das es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das zweite Gesicht

Stilles Vermächtnis
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Auch ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes, kann sich Lizzie innerlich nicht von ihm befreien. Er ist tot, sie haben sich so geliebt und obwohl sie ihn vermisst, ist sie in ihrem Innersten froh darüber, ...

Auch ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes, kann sich Lizzie innerlich nicht von ihm befreien. Er ist tot, sie haben sich so geliebt und obwohl sie ihn vermisst, ist sie in ihrem Innersten froh darüber, dass es endlich zu Ende ist. Als sie mehr oder weniger zufällig auf ein paar Ungereimtheiten in Zachs Leben stößt, kommt ihr im Nachhinein gesehen manches komisch vor. Sie beschließt den Dingen auf den Grund zu gehen. Doch dadurch tauchen nur weitere Zweifel auf und Lizzie beginnt an allem und jedem zu zweifeln.
Die Geschichte wächst sich, im Wechsel aus der Sichtweise von Lizzie und Rückblenden mit Gedanken von Zach, nach und nach zu einer regelrechten Horrorstory aus. Zach entpuppt sich immer mehr als durchgedrehter Soziopath, der Lizzie auch nach seinem Tod noch fest im Griff zu haben scheint. Ein psychologisch geschickt aufgebauter Plot, der eine problematische Beziehung nachzeichnet, die von Ängsten, Lügen, Misstrauen und Obsession geprägt war. Schlüssig nachvollziehbar, kristallisiert sich ein vielschichtiges Persönlichkeitsbild von Zach heraus, der mit seinem krankhaften Bestreben Lizzie zu besitzen und sie von sich abhängig zu machen, am Ende mehr zerstört hat als man zu Beginn vermutet.

Fazit
Eher ein Thriller der leisen Töne, bei dem man als Leser versucht ist Lizzie wachzurütteln ihre Komplexe über Bord zu werfen. Zach so zu sehen wie er wirklich war und endlich das Leben mit denen zu genießen die ihr gut tun. Spannend, fesselnd – lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein spannendes emotionales Psychodrama

Zerrissen
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Dave Evans ist ein bekannter Neurochirurg, der sich in diesem Fachbereich einen Namen gemacht hat. Doch gerade dies wird ihm zum Verhängnis, denn dadurch gerät er ins Visier eines äußerst gefährlichen ...

Dave Evans ist ein bekannter Neurochirurg, der sich in diesem Fachbereich einen Namen gemacht hat. Doch gerade dies wird ihm zum Verhängnis, denn dadurch gerät er ins Visier eines äußerst gefährlichen psychopathischen Killers. Um Dave vollkommen in seine Hände zu bekommen und ihn wie eine Marionette agieren zu lassen, entführt er Julia, Daves kleine Tochter. Denn er weiß ganz genau, dass dieser alles dafür tun wird um seine Tochter zu retten. Doch als Dave erfährt dass er kein Lösegeld zahlen soll, sondern stattdessen seinen nächsten Patienten sterben lassen muss, dreht er beinahe durch. Er will unbedingt seine Tochter befreien und er darf seinen Patienten nicht sterben lassen. Als er kurz darauf erfährt dass es sich bei dem Patienten um den Präsidenten von Amerika handelt, fühlt er sich so hilflos wie noch nie in seinem Leben zuvor.
Dave ist sich vollkommen im Klaren darüber, dass er seinem Erpresser restlos ausgeliefert ist und dieser ihn geschickt manipuliert, um ihn dahin zu bekommen wo er ihn haben will. Aber er gibt nicht auf und obwohl er keinem etwas erzählen darf, entscheidet er sich dazu den Menschen um Hilfe zu bitten dem er als einzigsten vertrauen kann und der seine Tochter ebenso abgöttisch liebt wie er selbst. So beginnt ein mentales Kräftemessen zwischen zwei hochintelligenten Männern, die beide Meister ihres Fachs sind.

Fazit
Unglaublich spannend und psychologisch faszinierend aufgebaut, zieht einen „Zerrissen“ von Anfang an in seinen Bann. Ein Thriller der ohne brutales Blutvergießen für absoluten Nervenkitzel sorgt und einen auf weitere Werke von Juan Gómez-Jurado neugierig macht.