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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2020

Eine ziemliche Enttäuschung

Geheime Quellen
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Claudia Griffoni und Guido Brunetti werden zu einer Sterbenden ins Hospiz gerufen. Mit geflüsterten letzten Worten deutet sie an, dass der Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen kein ebensolcher war, ...

Claudia Griffoni und Guido Brunetti werden zu einer Sterbenden ins Hospiz gerufen. Mit geflüsterten letzten Worten deutet sie an, dass der Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen kein ebensolcher war, sondern dass „schmutziges Geld“ im Spiel gewesen sein soll. Ohne einen Auftrag, ja sogar ohne hinreichenden Verdacht beginnen die beiden zu recherchieren und kommen einem der zahlreichen Umweltskandale in der Lagunenstadt auf die Spur.

Nebenbei sollen, wegen des Besuches einer Politikergattin, zwei minderjährige, aber dafür umso geschicktere Taschendiebinnen aus Venedig entfernt werden.

Meine Meinung:

Dieser 29. Fall für Commissario Brunetti ist der schlechteste Krimi von Donna Leon. Das ewige Geraunze über die Touristen in Venedig und die Hitze ist leider zum Hauptbestandteil der letzten Krimis geworden. Diesem hier fehlt noch dazu die Spannung. Zwei kurze Momente habe ich geglaubt, Brunetti wird aus seiner Lethargie gerissen: Der eine Moment ist, als er auf Fotos entdeckt, dass ausgerechnet Tenente Scarpa, die beiden Taschendiebinnen zu kennen scheint und mit ihnen plaudernd abgebildet ist. Doch dann verschwimmt diese Information in der Hitze des Lido. Der zweite Moment, an dem ich an ein Aufflackern gedacht habe, war jener, in der die Neapolitanerin Claudia Griffoni kurz, aber nur ganz kurz die Existenz einer 19-jährigen Tochter erwähnt. Das war die ganze Spannung auf 320 Seiten um happige 25,00 Euro.

Man merkt deutlich, dass Brunetti schon mehr als dreißig Jahre seinen Dienst versieht. Er wirkt pensionsreif. Selbst Signorina Elettra und ihre unkonventionellen Methoden der Informationsbeschaffung können diesen Fall nicht retten.

Es wäre gut, Guido Brunetti in den Ruhestand zu schicken. Gerüchteweise soll es noch einen allerletzten Krimi im nächsten Jahr geben, der sogar den Lockdown wegen der Covid-19-Pandemie zum Thema haben soll.

Fazit:

Eine ziemliche Enttäuschung für eingefleischte Brunetti-Fans wie mich. Diesmal reicht es gerade einmal für 2 Sterne.

Veröffentlicht am 13.08.2020

Leider eine herbe Enttäuschung

Das Mündel des Hofmedicus
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Dieser historische Roman, der die Jahre 1804-1820 umfasst, hat mir leider nicht gefallen. Warum?

Die Idee, den von Kurfürst und späteren König von Napoleons Gnaden Friedrich von Württemberg ausgerufenen ...

Dieser historische Roman, der die Jahre 1804-1820 umfasst, hat mir leider nicht gefallen. Warum?

Die Idee, den von Kurfürst und späteren König von Napoleons Gnaden Friedrich von Württemberg ausgerufenen Wettstreit, welche Erziehungsmethode, nämlich die durch Prügel und Strenge oder jene nach Heinrich Pestalozzi, mit Liebe und Zuneigung, bessere Erfolge bringt, habe ich sehr interessant gefunden.

Doch was habe ich bekommen?
Eine sehr verworrene Geschichte um Christiane, genannt Nanele oder Nanette, die angeblich die außereheliche Tochter einer nicht näher genannten Adeligen sein soll und bereits als Baby durch zahlreiche Hände gegangen ist, bis sie in der kinderreichen Familie des Pfarrers von Metzingen eine glückliche Kindheit verbringen darf.

Allerdings ändert sich Nanettes Leben mit knapp acht Jahren von Grund auf. Sie wird nach Stuttgart gebracht, wo Elisabeth Hehl, die Gattin des dortigen Bergrates und Schwester des Hofmedicus‘, ihre „Erziehungsmethoden“ anwendet. Frau Hehl gibt sich als leibliche Mutter aus und entpuppt sich als sadistische Psychopathin, die das Kind wegen jeder oft nur erfundenen oder echten Verfehlung misshandelt.

Immer mitten drinnen im Geschehen sind auch zwei Spielkarten - die Herzsieben und die Ecksteinsieben, um die es ein besonderes Gerangel gibt.

Der Schreibstil entspricht der Geschichte - kurze abgehackte Sätze, wenig Struktur, viele Wiederholungen. So wird einem Mantra gleich, x-Mal die Herkunft der Hehl („ich bin eine Geborene von Klein“) erwähnt. Auch der Hofmedicus wird in ähnlicher Weise mehrfach erwähnt. („Zum Blasensteinschneiden führte er in einem Etui....“). Diese Wiederholungen bringen die Handlung so gar nicht weiter. Wenn sie als „Stilmittel“ verstanden werden sollten, so ist das bei mir daneben gegangen. Mich haben sie ziemlich genervt.

Die eingeflochtenen Dialaktpassagen sind ein Versuch, ein wenig Lokalkolorit in den Roman zu bringen. Andererseits dürfen wir an den Gedankengängen der Nanele teilhaben, die schon mit drei bzw. fünf Jahren recht gespreizt wirkende Sätze denkt oder spricht.

Parallel zu diesem historischen Roman habe ich „Der Wintersoldat“ von Daniel Mason und „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo gelesen. Beides historische Romane, die sich durch Struktur und außergewöhnliche Erzählkunst hervorheben. Obwohl beide das Thema „Erster Weltkrieg“ behandeln, lassen sich diese Bücher flüssig lesen. Vielleich fällt dieser historische Roman auch deswegen so stark ab.

Hier bei „Das Mündel des Hofmedicus“ habe ich mehrmals damit gerungen, das Buch abzubrechen. Immer wieder habe ich mich gefragt, was die Autorin ihren Lesern mitteilen möchte und bis zum Schluss, hat sich mir der Sinn dieser Erzählung nicht erschlossen. Schade um das interessante Thema der unterschiedlichen Erziehungsstile.

Fazit:

Den hohen Bewertungen zahlreicher Leser kann ich mich nicht anschließen. Einzig der Recherchearbeit der Autorin verdankt das Buch die 2 Sterne.

Veröffentlicht am 03.08.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Verschollen in Palma
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Die 16-jährige Emme fährt mit ihren Freundinnen nach Palme de Mallorca und verschwindet dort spurlos. Ihr Vater, der ehemalige Polizist Tim macht sich auf die Suche, die nunmehr schon drei Jahre andauert. ...

Die 16-jährige Emme fährt mit ihren Freundinnen nach Palme de Mallorca und verschwindet dort spurlos. Ihr Vater, der ehemalige Polizist Tim macht sich auf die Suche, die nunmehr schon drei Jahre andauert. Sein Leben auf Mallorca bestreitet er als Privatermittler.

Als er Beweise für die Untreue einer Millionärsgattin finden soll, stößt er plötzlich neben einem veritablen Immobilienskandal auf eine Spur seiner Tochter ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi spielt mit dem Albtraum aller Eltern: Ihr Kind verschwindet spurlos. Vorwürfe und Schuldzuweisungen an sich selbst und den Partner sowie rastloses Suchen nach Kind und Wahrheit. In diesem düsteren Umfeld ist dieser Krimi angesiedelt.

Tim Blanck ist ein Zerrissener und das spiegelt sich im Schreibstil wieder. Einmal ein Rückblick in die frühe Kindheit Emmes, dann wieder eine Situation in der Gegenwart.
Der Schreibstil hat mir nur bedingt gefallen. Das mehrfache Verwenden der englisch bzw. spanischen Sprache bringt die Handlung auch nicht weiter.

Als Person werde ich nicht schlau aus ihm. Einerseits gibt er bei der Suche nach Emme nicht auf, andererseits treibt er Raubbau mit seinem Körper. Er lebt von Alkohol und Tabletten. Die seltsame Beziehung zu einer alternden Prostituierten mit der er immer wieder schnellen Sex hat, ist auch gewöhnungsbedürftig. Natürlich hat ihn das Verschwinden seiner Tochter komplett aus der Bahn geworfen.

Ein gar blasse Figur ist Emmes Mutter Rebecka, die sich in ihren Beruf als Ärztin vergräbt. Die Szene, als sie zu Emme in den Kindergarten kommt, um ihr ein Medikament zu verabreichen, bringt die Handlung nicht wirklich weiter und ist nicht nötig. Sie wirft nur ein interessantes Licht auf die Vorschriften in Schweden.

Was mich aber wirklich stört ist, die Beschreibung der mallorquinischen Polizei. Das ist eine Unterstellung, ja beinahe eine Verleumdung, dass alle Polizisten korrupt sind. Vermutlich wird es immer wieder schwarze Schafe geben, aber solche Zustände?

Obwohl das Buch auf der sonnigen Insel Mallorca spielt, ist der düstere, depressive Schreibstil des schwedischen Autors ständig präsent. Es ist schon ok, die andere Seite der Ferieninsel zu zeigen, denn der überbordende Tourismus hat viele Schattenseiten.



Fazit:

Dieser Krimi, der Auftakt einer Reihe ist, hat mich nicht überzeugt. Ich kann dem Buch daher nur 2 Sterne geben.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Eine Aneinanderreihung von Klischees

Im Land des Roten Ahorns
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Im Land des roten Ahorns/Claire Bouvier/2 Sterne

Nach dem Tod ihres Vaters, dem Kartografen Anton Halstenbek, steht Jaqueline mehr oder weniger mittellos da. Das Haus in der Hamburger Mönckebergstraße ...

Im Land des roten Ahorns/Claire Bouvier/2 Sterne

Nach dem Tod ihres Vaters, dem Kartografen Anton Halstenbek, steht Jaqueline mehr oder weniger mittellos da. Das Haus in der Hamburger Mönckebergstraße und seine Fahrnisse müssen versteigert werden, um die Schulden zu decken.

Da kommen ihr die freundlichen Briefe von Alan Warwick, einem Freund des Vaters, der in Kanada lebt, gerade recht. Sie versetzt noch schnell eine Brosche und reist nach Kanada. Die Überraschung und Enttäuschung sind groß als sich der Mann als Mitgiftjäger entpuppt und nicht glaubt, dass Jaqueline mittellos ist. Er sperrt sie in sein baufälliges Herrenhaus ein, aus dem ihr dann die Flucht gelingt.

Mitten in der Wildnis wird sie dann vom Sägewerksbesitzer Connor gefunden, der sie auf eine gefährliche Reise auf die großen Seen bis nach Montreal mitnimmt. Dabei werden die beiden, die gemeinsam mit Connors Mannschaft Baumstämme flößen ständig von Warwick beobachtet. Natürlich kommt es zum Showdown und das ausgerechnet bei den Niagara-Fällen ...

Meine Meinung:

Ich wollte zwischen den vielen Krimis einmal etwas anderes lesen und habe mich auf einen (historischen) Roman gefreut, der in Kanada spielt.
Bekommen habe ich einen Liebesroman, der vor Klischees nur so strotzt.
Als erstes hat mich einmal gestört, dass eine Hamburger Bürgertochter ausgerechnet Jaqueline genannt wird. Wenn schon ein französicher Name, dann vielleicht Justine, Dorothée, Charlotte oder Amélie.
Doch die Unstimmigkeiten gehen weiter. Sie ist 22 Jahre alt und will nicht heiraten sondern unabhängig sein, taxiert aber die meisten Männer danach, ob sie sich vielleicht doch als Ehemann eignen. Die Beste ist ein wenig gar naiv. Ihre Kenntnis von Kanada bezieht sie aus der Lektüre von „Lederstrumpf“. Sie reist allein auf einem Dampfer nach Kanada. Immerhin kann sie sich eine eigen Kabine leisten und muss nicht im Zwischendeck reisen. Die Erwartungen sind hoch, hofft sie doch, dass Alan Warwick, der als FReund des Vaters bezeichnet wird unf feinsinige Briefe geschriben, sie unterstützt. Als was eigentlich? Es kommt, wie es kommen muss - der angeblich kultivierte Freund entpuppt sich als Rüpel, der nur auf Jaquelines Erbe aus ist und nicht kapiert, dass sie kein Geld hat. Um ihren Willen zu brechen, sperrt er sie in seinem baufälligen Haus ein. Sie entkommt, schnappt sich einen Gaul und obwohl sie noch nie auf einem Pferd gesessen ist, reitet sie wie Winnetou ohne Sattel durch die Wildnis. Wie unglaubwürdig ist denn das?

Der Retter in der Not ist natürlich hübsch und wohlhabend, leider bereits verlobt. Doch seine Noch-Nichtangetraute ist ein Ekelpaket, das als sie Kenntnis von der jungen Frau erhält, mit dem Heiratsschwindler gemeinsame Sache macht und die Ermordung von Connor und Jaqueline in Auftrag gibt.

Dazwischen gibt es noch Begegnungen mit zwei Bären und die rasante und gefährliche Fahrt auf den Flößen. Ungewöhnlich bis kaum glaubhaft, dass die Holzfäller Jaqueline einfach so als Chefin akzeptieren als Connor in den Fluss fällt.

Der Schreibstil ist leider auch nicht wirklich berauschend. Ein bisschen habe ich mich an die Westernhefte erinnert gefühlt, die mein Opa immer gelesen hat. Dazu passt auch, dass Jaqueline von Alan Warwick angeschossen wird.

Fazit:

Kann man lesen, muss man aber nicht. 2 Sterne.


Veröffentlicht am 14.06.2020

Hat mich leider enttäuscht

Verrat am Wilden Kaiser
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Autorin Waltraud Brunner hat sich ein besonderes Setting für ihren Krimi ausgesucht: Die Stripsenjochhütte auf dem Wilden Kaiser.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Saison neigt sich dem Ende zu. ...

Autorin Waltraud Brunner hat sich ein besonderes Setting für ihren Krimi ausgesucht: Die Stripsenjochhütte auf dem Wilden Kaiser.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Saison neigt sich dem Ende zu. Hüttenwirt Franz freut sich schon auf ein Zusammenleben mit Freundin Julia als Hias Hinteregger in der Gondel, die zur Hütte führt, ermordet aufgefunden wird. Zunächst sind natürlich Franz und sein Team verdächtig.


Meine Meinung:

Die Idee, den Krimi auf den Bergen spielen zu lassen hat mir gut gefallen. Die Umsetzung ist weniger gelungen. So braucht es ewig, bis die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen. Erst auf den letzten 50 Seiten tut sich da etwas. Zuvor wird der Weg ins Tal und zurück x-Mal mit der Gondel oder per pedes zurückgelegt und jede Menge Schnaps getrunken.

Mehrmals wird wiederholt, dass es auf der Hütte kaum einen Handyempfang gibt. Das muss auch nicht sein. Der Leser kann sich das nach der zweiten Erwähnung durchaus merken.

Die Charaktere hingegen sind ganz gut beschrieben. Als Gegenspieler des sympathischen Hüttenwirts Franz agiert der aus der Stadt Salzburg stammende Kriminalbeamte Unterhansl, der städtisch hochnäsig aus Hias‘ gewaltsamen Tod ein Eifersuchtsdrama konstruiert.

Daneben muss sich der Leser durch eine Menge Nebensächlichkeiten, wie die Erwähnung von Unterhansls Zwillingsschwester) durcharbeiten, die wenig mit dem Mord zu tun haben. Warum Franz dem Unterhansl nichts über die auffällig unauffälligen technischen Defekte berichtet, die die Stripsenjochhütte betreffen, berichtet ist mir schleierhaft. Spätestens nach der manipulierten Gasleitung ist klar, dass es sich hier um Sabotage handeln muss. Doch WER und WARUM? Besonders nach der Explosion in einer anderen Hütte sollten doch alle Alarmglocken schrillen.

Die Lösung wirkt dann ein wenig aus dem Zylinder gezaubert.

Fazit:

Aus der Idee hätte ein spannender Krimi werden können. Leider ist es nicht gelungen, das Flair der Berge und den Alltag auf der Stripsenjochhütte einzufangen, daher nur 2 Sterne.