Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2020

Familiendrama und spannungsreiche Geschichte aus der Modewelt

Die Modeschöpferin
0

Katja Maybachs Roman "Die Modeschöpferin" erscheint im Knaur Verlag.



Rom 1960: Die Modeszene befindet sich auf einem Höhenflug, denn die Frauen sehnen sich nach neuer, moderner Kleidung und möchten ...

Katja Maybachs Roman "Die Modeschöpferin" erscheint im Knaur Verlag.



Rom 1960: Die Modeszene befindet sich auf einem Höhenflug, denn die Frauen sehnen sich nach neuer, moderner Kleidung und möchten auffallen. Simonetta de Rosa ist Modeschöpferin und feiert mit ihren Entwürfen große Erfolge. Unter Zeitdruck arbeiten sie und ihr Team an der neuen Kollektion. Da erreichen sie zwei erschütternde Nachrichten: Ihre Schwester, zu der sie lange keinen Kontakt hatte, wurde ausgerechnet mit Simonettas Freund in einer engen Umarmung von Paparazzi abgelichtet. Ist damit die Liebe ihres Lebens zerbrochen? Außerdem besteht der Verdacht, jemand aus Simonettas Team muss Modespionage begangen haben, denn ein amerikanisches Modehaus verfügt über zwei von Simonettas geheimen Modeentwürfen.

Katja Maybach lässt ihre Leserinnen in das Leben der 60er-Jahre eintauchen und zeigt Einblicke in die schillernde römische Modewelt mit ihrem Glanz auf der einen Seite, aber auch die Kehrseite, die arbeitsintensive, intrigenhafte und konkurrenzreiche Arbeitswelt auf der anderen. Gleichzeitig erzählt sie eine Familiengeschichte, die die modische Entwicklung in dieser Zeit ablichtet, eine katholische Familie mit ihren Dramen offenbahrt und die Beziehung von zwei Schwestern zum Thema hat.

Bei diesem Roman hat mir die Schilderung der Modeszene gut gefallen, ich konnte den Ruhm der Modedesignerin Simonetta spüren und die kreative Ader ihrer Schwester Chiara, habe die kostbaren Kleider aus erlesenen Stoffen mit aufwändigen Stickereien bewundert und gleichzeitig aber auch den Konkurrenzkampf miterlebt, der in dieser Branche wütet. Auch die Mafia mischt hier mit, die Kleider werden teuer gehandelt und damit ist auch viel Geld im Spiel. Die realistische Schilderung des Arbeits- und Erfolgsdrucks unter den Näherinnen und Designern ist spürbar. Im Vordergrund steht aber die Familiengeschichte der Schwestern Simonetta und Chiara. Nach und nach zeigt sich ihre gemeinsame Vergangenheit und man erkennt die Probleme, die im katholischen Italien um diese Zeit nicht nur vielen Frauen ein selbstbestimmtes Leben unmöglich machten. Mehr möchte ich zum Hintergrund lieber nicht verraten.

Wir erleben die verschiedenen Figuren aus Simonettas Modewerkstatt, zahlreiche Personen, die als verlässlicher Part der Modefamilie ihr Bestes geben.

Die Autorin nutzt einen lebendigen Erzählstil und zeigt vielfältige Figuren, die vor oder hinter der Modekulisse arbeiten und ihre eigenen Träume und Bedürfnisse vom Leben haben. Bei diesem Buch bedient sie sich mehrerer Themenbereiche, es ist gleichzeitig Modebericht, Darstellung der Gesellschaft und des Zeitgeists und letztendlich auch ein Familiendrama, sogar ein Mordfall mischt sich in diese Story. Für eine abwechslungsreiche Lektüre ist allein schon durch diesen Mix gesorgt.

Mir hat dieses Buch abwechslungsreiche Unterhaltung geschenkt, es war mir aber auch zu personenüberladen, so konnte ich nicht zu allen Figuren eine Beziehung aufbauen.


Ein spannendes und unterhaltsames Familiendrama mit Einblicken in die Modewelt, die uns ins Rom der 60er Jahre katapultiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2020

Ein typischer Urlaubskrimi mit der Atmosphäre der Provence

Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis
0

Der 7. Band der Provence-Krimi-Reihe von Autor Pierre Martin heißt "Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis" und erscheint wie die anderen Bände im Knaur Verlag.


In Fragolin ist nach dem ...

Der 7. Band der Provence-Krimi-Reihe von Autor Pierre Martin heißt "Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis" und erscheint wie die anderen Bände im Knaur Verlag.


In Fragolin ist nach dem Tod des Bürgermeisters Thierry wieder Ruhe eingekehrt. Die sommerliche Luft ist erfüllt von Lavendelduft und es ertönen die Geräusche der Zikaden. Für die provenzalische Kommissarin Isabelle Bonnet, "Madame le Commissaire", macht sich Langeweile breit, doch das ändert sich blitzartig, als sich ihr Assistent Apollinaire Kollegen in einem unwichtig scheinenden Fall von Kakteen-Diebstahl auf den Weg nach Toulon macht. Eine nordafrikanische Frau läuft ihm beinah ins Auto, es ist nur merkwürdig, dass sie bereits einen Verband um den Kopf trägt. Sie leidet an Gedächtnisverlust und nun liegt es an Isabelle und Apollinaire, ihre Personalien zu ermitteln und der Fall nimmt an Brisanz zu.

Das Titelbild und die Ansicht auf der Buchdeckelinnenseite sind wunderschön anzusehen. Da träumt man sich sofort in die Provence.

Bei diesem Fall stellt sich schnell heraus, dass auch der Bruder der verletzten Frau nicht bereit ist, seine Identität zu nennen. Isabelle Bonnet hat es in diesem Krimi mit einem Fall zu tun, bei dem zwei Araber die Tochter eines arabischen Geschäftsmanns entführen, der Verdacht auf mafiöse Strukturen oder Clankriminalität liegt also nahe. Auch ein Mordfall scheint in den Personenkreis zu passen, nun gilt es an ihr, die Hintergründe aufzuklären und weitere Absichten zu vereiteln.


Der aktuelle Fall ist brisant und bekommt durch einige Wendungen eine ganz neue Richtung. Neben der auf einem gesunden Mittelmaß befindlichen Krimispannung schafft die bildhafte und stimmungsvolle Beschreibung der Provence beim Lesen ein angenehmes Gefühl von Urlaubsflair. Denn so hart die Ermittlerin beruflich auch sein mag, man kann bei diesem Krimi die Stimmungen der Provence mit ihrer typischen Küche und die amourösen Liebschaften von Madame angenehm genießen. Dieses Mal hat Madame übrigens nach Thierry nun zwei Liebhaber am Start, Nicolas und Rouven. Ich warte immer noch auf dem Moment, wo sie sich ihrem Assistenten Apollinaire zuwendet, der zwar als etwas schrullig beschrieben wird, aber durchaus seine Qualitäten hat.


Mir gefällt der frankophile Touch von Pierre Martins Romanen um seine ziemlich agentenhaft geratene Madame le Comissaire. Den Fallaufbau empfinde ich dieses Fall als etwas zu konstruiert, aber dennoch ist dieser Krimi erneut lesenswert und unterhaltsam.

Als tolle Urlaubslektüre ist diese Reihe für frankophile Leserinnen und Krimifreunde gleichermaßen gut geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Lockerer Wohlfühlroman mit schöner Heide-Urlaubsstimmung

Heidesommerträume
0

Autorin Carolin ist frisch getrennt und für ihr Buchprojekt fehlt ihr eine zündende Idee. Um die kreative Phase neu zu entfachen, könnte ein Ortswechsel helfen. Glücklicherweise führt ihre Schwester Lola ...

Autorin Carolin ist frisch getrennt und für ihr Buchprojekt fehlt ihr eine zündende Idee. Um die kreative Phase neu zu entfachen, könnte ein Ortswechsel helfen. Glücklicherweise führt ihre Schwester Lola ein kleines Romantikhotel in der Lüneburger Heide und Carolin freut sich auf eine entspannende und kreative Auszeit. Doch es läuft nicht wie geplant, denn mit Lolas Hotel läuft es nicht ganz so gut und sie ist nicht sehr erfreut über Carolins Aufenthalt und verschwindet einfach. Jetzt liegt es an Carolin, sich um die Gäste zu kümmern und Lolas Ehemann Paul muss sie dabei unterstützen. Die Ankündigung eines Hoteltesters macht die Sache nicht gerade einfacher und dann ist da auch noch der eigenwillige, aber charmante Gast Till, der Carolins Herz berührt.


Silvia Konnerth schreibt sehr flüssig, leicht und mit vielen bildhaften Details, als Schauplatz hat sie ein kleines schnuckeliges Hotel in der idyllischen Lüneburger Heide gewählt. Man ist sofort in der Geschichte gefangen, genießt die Gegend und erlebt Carolins Geschichte hautnah mit. Die vielfältigen und authentisch dargestellten Charaktere wirken liebevoll gezeichnet und auch Hannibal und Schwein Schnitzel sorgen in diesem Buch für gute Unterhaltung.

Carolin ist 38 Jahre alt und voller Selbstzweifel, die Trennung von ihrem Freund Lars hat ihr zugesetzt und sie muss erst einmal wieder zu sich selbst finden. Die Aufgabe mit dem Hotel ist da eigentlich eine gute Ablenkung und als Bestätigung gerade richtig. Leider gehört da einiges an Arbeit dazu, man muss wirklich richtig anpacken und das ist sie als Schriftstellerin nicht gerade gewohnt.

Das romantische und familiäre Hotel mit der Personen sorgt für ein angenehmes Wohlgefühl und man möchte am liebsten sofort dorthin reisen. Von der landschaftlichen Schönheit der Heide hätte ich gern noch mehr gelesen. Dieses Buch lebt von seinen lebendig geschilderten Figuren, alles normale Menschen in Form von Freundin, Teenie, Hotelgästen oder Familie, man erlebt hier so einiges, auch ein altes Familiengeheimnis wird gelüftet. Und weil die Handlung in einem Hotel spielt, wird es auch kulinarisch, ein beigefügtes Rezept zu Brombeer-Birnen-Marmelade verlockt zum Nachmachen.


Eine vergnügliche Unterhaltungslektüre, die Urlaubsstimmung verbreitet und mich von der Lüneburger Heide träumen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2020

Die französische Antwort auf Miss Marple

Madame Beaumarie und die Melodie des Todes
0

Ingrid Walthers Krimi "Madame Beaumarie und die Melodie des Todes" spielt in der Provence und erscheint im Haymon Verlag.

Florence Beaumarie befindet sich im Ruhestand, ihr Berufsleben als Sekretärin ...

Ingrid Walthers Krimi "Madame Beaumarie und die Melodie des Todes" spielt in der Provence und erscheint im Haymon Verlag.

Florence Beaumarie befindet sich im Ruhestand, ihr Berufsleben als Sekretärin in einem Pariser Kommissariat hat sie hinter sich und möchte nun die Pensionierung mit dem Besuch eines Barock-Festivals in Avignon feiern. Doch aus dieser Idee wird nichts, denn kaum ist sie in Avignon angekommen, geschieht ein Verbrechen, das Opfer ist der Dirigent des Barockorchesters. Und weil Florence das Schnüffeln einfach im Blut liegt, mischt sie munter bei der Mordermittlung mit. Über die Hilfe freut sich sogar das örtliche Kommissariat, denn ihr Ruf als erfolgreiche Ermittlerin eilt ihr voraus. Allerdings bringt sie sich damit auch in Gefahr.


"Sie hatte schon oft die Szenerie eines Kriminalfalls auf einem Schachbrett nachgestellt, ganz intuitiv und ohne sich an die Regeln zu halten." Zitat Seite 85

In Avignon macht Florence die Bekanntschaft der jungen Musikerin Chantal und ihres Vaters, Charles Florentin. Während sie einem Konzert beiwohnt, stirbt der Dirigent und selbstverständlich hinterfragt Florence die Hintergründe zu dem Fall.

Als auch noch die Vertreterin des Dirigenten verschwindet, ist Florence alarmiert. Hier muss es um mehr gehen als um den Posten des Orchesterleiters. Das örtliche Kommissariat ist dankbar für Florence Mithilfe, irgendwie scheinen die Kollegen von dieser Mordermittlung wohl überfordert zu sein. Der Ermittlungsaufgabe widmet sie sich eifrig, die Aufgabe wird aber zusätzlich erschwert durch die Avancen des charmanten Charles Florentin. Das schmeichelt Florence zwar sehr, aber zunächst steht ihr der Sinn eher nach Spurensuche als nach einem Urlaubsflirt.

Bei diesem Krimi sorgt der flüssige und wunderbar zu lesende Erzählstil mit vielen bildhaften und stimmungsvollen Beschreibungen dafür, dass man sofort in die Handlung hineingezogen wird. Florence Befragungen führen den Leser in die Hintergründe der Figuren und Vorgänge ein und man kann gut miträtseln. Das Ganze kommt ohne Blutvergießen aus und wirkt wie ein unterhaltsamer Urlaubskrimi aus der Provence.

Ingrid Walther beschreibt sehr detailreich die Ermittlungsarbeit, aufgelockert wird das Krimikonstrukt jedoch durch die malerischen örtlichen Schauplätze und auch die Musikszene lässt sie geschickt in die Handlung einfließen. Die Charaktere sind vielschichtig, es gibt Figuren, die man sofort sympathisch findet und alle Personen werden mit ihrem äußeren Erscheinungsbild vorgestellt.

Madame Beaumarie könnte man auch als die Miss Marple von Paris bezeichnen. Wenn sie sich erst einmal in einen Fall verbissen hat, klebt sie bis zum bitteren Ende daran fest und lässt erst los, wenn sie die Beweise vorliegen hat. Mir hat Florence sehr gut gefallen, sie eine ausgewiesene Ermittlerin und hatte leider keine Chance auf eine Anstellung als Frau in diesem Metier. Sie legt Wert auf ihr Erscheinungsbild und kleidet sich gern dem Anlass entsprechend, eine Dame von Welt. Dank ihrer besonderen Beobachtungsgabe kann sie sich gut in die Menschen hineinversetzen und befragt mit dem ihr eigenen Charme.


Dieser stimmige und sehr atmosphärische Krimi wirkt auch ohne Spannungsmittel sehr lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2020

Hilfreiche Tipps gegen Angst vor Monstern in der Nacht

Licht aus, Leon!
0

Das Kinderbuch aus dem Knesebeck Verlag "Licht aus, Leon!" wurde von Josh Pyke geschrieben, die Bilder stammen von Chris Nixon. Empfohlen ab 4 Jahren.

Man könnte denken, dass Leon im Dunkeln Angst hat. ...

Das Kinderbuch aus dem Knesebeck Verlag "Licht aus, Leon!" wurde von Josh Pyke geschrieben, die Bilder stammen von Chris Nixon. Empfohlen ab 4 Jahren.

Man könnte denken, dass Leon im Dunkeln Angst hat. Nein, er fürchtet sich eigentlich nur vor den schrecklichen Monstern, die in seinem Zimmer lauern. Diese Flederbiester wirken wie Ungeheuer mit vielen Armen und Köpfen, haben komische Zacken auf dem Kopf und spitze Zähne im großen Maul. Einfach gruselig, davor hat Leon echt Angst! Nur bei Licht verschwinden sie. Aber wie soll er da schlafen?

In der Nacht muss das Licht muss anbleiben, sonst fürchtet sich Leon gewaltig. Und weil seine Eltern auch ihre Nachtruhe brauchen, überraschein sie Leon mit einem geheimnisvollen Buch mit dem Titel "Wie man Monster erschreckt". Toll, endlich gibt es hilfreiche Mittel gegen die Monster. Die Tipps lauten: Zimmer aufräumen und frischer Pfefferminz-Atem. Das können Monster nämlich gar nicht leiden. Endlich Ruhe vor dieses Viechern und das Licht kann auch aus.

Die Illustrationen wirken leicht grafisch, sind gut zu erkennen und verdeutlichen Kindern die Situation von Leon perfekt. Der Text ist einfach und lässt sich gut vorlesen, er ist schon für Kinder unter 4 Jahren gut verständlich.

Richtig hilfreich sind die praktischen Tipps zum Verscheuchen der Monster: Ich sage nur: Gute-Nacht-Küsse von Eltern haben magische Eigenschaften. Na, das ist doch mal eine Ansage!

Dieses Buch nimmt Kindern vielleicht nicht sofort die eigene Angst, aber sie lernen, dass sie etwas gegen die Ungeheuer der Nacht tun können.


Ein einfühlsames und liebenswertes Vorlesebuch gegen nächtliche Angst mit wirksamen Tipps gegen Monster. Na dann, gute Nacht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere