Transsexualität literarisch verpackt
Mein Bruder heißt JessicaMeinung
Ein Buch über ein Thema mit dem ich persönlich bisher keine Berührungspunkte hatten aber deren Umsetzung mich lockte. Mein Bruder heißt jessica setzt sich mit dem Thema Transsexualität auseinander ...
Meinung
Ein Buch über ein Thema mit dem ich persönlich bisher keine Berührungspunkte hatten aber deren Umsetzung mich lockte. Mein Bruder heißt jessica setzt sich mit dem Thema Transsexualität auseinander und richtet seinen Fokus insbesondere auf die Angehörige und den Umgang damit.
John Boyne war mir bisher kein Begriff und die Skepsis in Bezug auf die inhaltliche Auseinandersetzung begleitete mich bis zum Ende des Titels. Es gab das ein oder andere was mich gestört hat, aber nachdem ich an dieser stelle einen kleinen spoiler nicht umgehen würde wage ich nur zu erwähnen, dass an der ein oder anderen Stelle mir ein Wort zu sehr in den Vordergrund gestellt wurde.
Ansonsten war es nicht nur ein Einblick in die Gefühle und Gedanken, sondern ebenso auch geprägt von der Frage: Wie würde ich reagieren? Wäre meine Reaktion ähnlich? Diese fragen konnte ich mir tatsächlich nicht beantworten auch wenn ich damit oberflächlich betrachtet keine Probleme habe wüsste ich nicht, wie es mir ergehen würde, wenn es jemanden in meinen engeren Umfeld gäbe -ich hoffe natürlich, dass meine Reaktion deutlich positiver ausfallen würde und ich mehr Verständnis aufbringen würde als jene Familie in dem Buch. Hier geht es zunächst im Verdrängnis anstelle von Akzeptanz, Ablehnung anstatt von Antworten und Kummer im Gegensatz zur Ehrlichkeit.
Jessica als Charakter bot für mich nicht nur einen Einblick in den inneren Konflikt, sondern wirkte auf mich authentisch, ehrlich und fordernd. Als Leser hatte ich nicht Mitleid mit ihr sondern bewunderte die Stärke und Mut ehrlich zu dem zu stehen, was sie denkt und fühlt. Sam war für mich ein gehütetes Kind, dessen Weltgefüge mit der Botschaft plötzlich in seinen Augen aus den Ruder geraten ist. Es gab die ein oder andere Szene an denen ich ihn an liebsten zur Seite genommen hätte um ihn zu verdeutlichen, dass sich eigentlich nichts geändert hatte, dennoch konnte ich die Ängste nachvollziehen und zum Teil auch mit ihm teilen, insbesondere wenn man seine Vergangenheit und derzeitige Situation betrachtet hat.
Das Ende jedoch passte für mich keineswegs zur Geschichte. Es war erfüllt von Klischees und erfüllte eher einen oberflächlichen Abschluss.
Fazit
Mein Bruder heißt Jessica ist ein literarisches Werk für das man sich Zeit nehmen sollte, mit dem man sich inhaltlich auseinander setzen muss und vor allem eine Thematik, der in meinen Augen in den Bereich Büchern wenig Platz eingeräumt wird. 4 von 5 Sternen ❤