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Veröffentlicht am 09.12.2023

Interessanter Einblick in den Journalismus der 70er Jahre

Die Unbestechliche
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„Die Unbestechliche“ erzählt über eine junge Frau in den 70er Jahren, die dafür kämpft, ihre Träume zu leben. Alice möchte als Journalistin über das Leben berichten. Und das als Frau! Und Mutter! In einer ...

„Die Unbestechliche“ erzählt über eine junge Frau in den 70er Jahren, die dafür kämpft, ihre Träume zu leben. Alice möchte als Journalistin über das Leben berichten. Und das als Frau! Und Mutter! In einer Zeit, als es sich schickte, dass sich Frauen ausschließlich um die Familie kümmern. Doch sie findet ihren Weg, erst als Volontärin einer Lokalzeitung, später im Sportressort einer großen Münchner Zeitung und dann sogar im Hörfunk. Das Autorinnenduo begleitet Alice an den Scheidepunkten ihres Lebenswegs.
Und in diesem Begleiten liegt für mich auch die Schwäche des Buchs. Es wird fast wie in einem Sachbuch eine Geschichte über Alice erzählt. Die Protagonistin kommt mir nicht wirklich nah, zu distanziert und journalistisch ist der Erzählstil. Fast als würde ich einen Zeitungsartikel lesen.
Aber diese Liebe der Autorinnen zum Journalismus macht das Buch letztendlich doch zu etwas besonderem. Der Einstieg in jedes Kapitel mit historischen Zeitungsberichten gefällt mir richtig gut. Diese sind so ausgewählt, dass sie einerseits Erinnerungen wecken, andererseits perfekt zum Abschnitt passen. Auch der Einblick in die Pressearbeit ist sehr bereichernd. In den Redaktionsmeetings und im Umgang der Personen untereinander wird der Zeitgeist schön eingefangen.
Fast schon überfliegen musste ich dagegen die politische Einwertung der jeweiligen aktuellen Ereignisse. Die ewigen (Kneipen-)dialoge und ein bisschen zu viel Moralisieren mit dem Holzhammer haben mein Lesevergnügen getrübt. Zudem empfand ich das Buch auch stilistisch überfrachtet: die Zeitungsartikel als Einstieg, Haikus als haltgebende Lebensweisheiten und dann noch die Parallelgeschichte von Alice im Wunderland wegen der Namensgleichheit zur Protagonistin. Da hätte mir mehr Innenleben von Alice und das wirkliche Auserzählen der anderen Hauptfiguren viel besser gefallen. Diese sind immer nur punktuell da, wenn sie gerade gebraucht werden und verschwinden ansonsten für lange Zeit im Nichts. Das fand ich sehr schade, da in diesen Figuren auch jede Menge Potential liegt.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Unterhaltsame Sommerlektüre

Sylt oder Süßes
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„sylt oder süßes“ ist eine leichte Sommerlektüre, die man am besten am Strand so weg liest. Verlässlich weiß man von Anfang wie es ausgeht. Und das macht die Reihe der Glücksromane auch aus.
Leider ist ...

„sylt oder süßes“ ist eine leichte Sommerlektüre, die man am besten am Strand so weg liest. Verlässlich weiß man von Anfang wie es ausgeht. Und das macht die Reihe der Glücksromane auch aus.
Leider ist auch dieses Buch von Claudia Thesenfitz eher eine Beschreibung von (Luxus)gütern, Ortschaften und Handlungen wie den Abläufen auf einem Campingplatz. Speisen werden als aromatisch deklariert und Diätpläne werden ausführlich beschrieben. Das ist insofern schade, als dass die ersten Bücher der Autorin vor Lebensfreude und liebevoll ausgestalteten Charakteren nur so strotzten.
Hier bleibt Doreen, Hotelmanagerin und angetreten, einen Campingplatz in einen Glampingplatz umzuwandeln, für mich sehr an der Oberfläche. Ja, sie liebt Luxus und muss nun mit den einfachen Bedingungen auf dem Zeltplatz klarkommen. Dabei erfährt sie unerwartet viel Hilfe von allen Nachbarn und macht neue Bekanntschaften. Ihre Erkenntnisse, was ihr im Leben wichtig ist, reifen rasant. Da hätte ein bisschen mehr Tiefe dem Buch gut getan.
Drei Sterne gibt es dennoch, weil ich in jeder Zeile die Liebe der Autorin für Sylt spüre und mich auch ein bisschen dorthin träumen kann.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Zu viel gewollt

Abschied auf Italienisch
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Commissario Grassi lässt sich aus Rom nach La Spezia versetzen. Er ist nicht nur der Mafia zu nahe gekommen, sondern ihn zieht es in Haus seines kürzlich verstorbenen Vaters. Gleich am ersten Tag verscherzt ...

Commissario Grassi lässt sich aus Rom nach La Spezia versetzen. Er ist nicht nur der Mafia zu nahe gekommen, sondern ihn zieht es in Haus seines kürzlich verstorbenen Vaters. Gleich am ersten Tag verscherzt er es sich mit allen: der geheimnisvollen Mitbewohnerin seines Vaters, den örtlichen Carabinieri, seiner engsten Kollegin. Nur zum Pathologen scheint er ein halbwegs normales Verhältnis aufzubauen. Dies braucht er auch bei seinen eigenwilligen Ermittlungen. Denn schließlich hat er gleich zwei Fälle zu lösen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Mich packt das Buch leider nicht. Die Charaktere sind mir zu stereotyp (warum kann Grassi nur grob sein oder sich leise entschuldigen?), die Geschichte zu gefüllt mit Nebenschauplätzen. Die Beziehung zum Vater nimmt recht viel Raum ein, auch Grassis Verhältnis zur in Rom gebliebenen Frau und der in Berlin studierenden Tochter (warum muss sie nun auch noch verletzt sein?) wird ausgiebig thematisiert. Und dann ist da noch Toni, die scheinbar eine wichtige Rolle im Leben seines Vaters gespielt hat und nun wohl auch in seinem spielen wird. Dazu kommen umfangreiche Buch- und Liedzitate.
Das Buch ist wunderbar gestaltet. Man spürt sowohl im Cover als auch den schönen Landschaftsstimmungen im Buch die Liebe des Autors zu Italien und der Cinque Terre.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Ein Dorf voller Geheimnisse

Wintersterben
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Ja, es fängt spannend an das Buch. Ein vermisstes Mädchen, ein grausam zugerichtetes Mordopfer und alles deutet auf Steinberg hin, ein einsames Dorf in den Schweizer Bergen.
Die Stimmung im Dorf ist vom ...

Ja, es fängt spannend an das Buch. Ein vermisstes Mädchen, ein grausam zugerichtetes Mordopfer und alles deutet auf Steinberg hin, ein einsames Dorf in den Schweizer Bergen.
Die Stimmung im Dorf ist vom Autor hervorragend gezeichnet. All die verschlossenen Türen, die Andeutungen, die offensichtlichen Lügen. Man kann das Unbehagen von Valeria Ravelli, ihres Zeichens Ermittlerin bei Interpol, fast körperlich spüren. Dennoch versucht sie unerschrocken und auf sich allein gestellt, die Fälle zu lösen. Ihr Mantra: „Du kannst niemandem trauen“.
So spannend dieses Buch beginnt, so sehr hat es auch seine Schwächen. Mich stören die vielen Bezugnahmen auf Teil 1 der Reihe, den ich nicht kenne. Valeria scheint etwas Grausames erlebt zu haben, oft angedeutet wird. Entweder wünsche ich mir eine kurze Aufklärung oder mir reicht die einmalige Erwähnung, dass ihr letzter Fall sie an ihre Grenzen gebracht hat und sie deswegen dunkle, enge Keller und Räume fürchtet. Ich empfinde auch ihr Handeln häufig unlogisch. Entscheidende Telefonate außerhalb Steinbergs führt sie ausgerechnet in einem Haus, in das sie gelockt wurde. Ihre Waffe hat sie immer genau dann nicht dabei, wenn es brenzlig wird. Sie fährt unvorbereitet und spontan zu ihrem Hauptverdächtigen.
Ich finde das so schade, denn die Grundidee des Buches ist fesselnd und faszinierend zugleich. Und Martin Krüger schafft es, Unbehagen und das Gefühl der Eiseskälte durch Beschreibungen von Verhaltensweisen und Situationen zu erzeugen. Die Szenen im Dorf und später auch auf dem Gelände ihres Hauptverdächtigen fand ich sehr spannend.
Leider kommt dann der Cliffhänger am Ende. Es ist ok, den nächsten Band einer Reihe anzuteasern. Aber so viele offene Fäden sind mir dann doch zu viel.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Sehr viel gewollt

Lügenpfad
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Mich hat der Klappentext des Buches sehr neugierig gemacht, schließlich ging es um die Verbindung eines historischen Ereignisses mit der jetzigen Zeit. Das Cover hat die erwartete Stimmung und Handlung ...

Mich hat der Klappentext des Buches sehr neugierig gemacht, schließlich ging es um die Verbindung eines historischen Ereignisses mit der jetzigen Zeit. Das Cover hat die erwartete Stimmung und Handlung gut eingefangen.

Obwohl ich die Vorgänger-Bücher nicht gelesen habe, war der Zugang zu den Charakteren zunächst nicht schwierig. Das Befremden stellte sich bei mir erst im Laufe des Buches ein. So war für mich das Verhalten von Frank kaum nachvollziehbar. Dass ein Polizeibeamter so völlig kopflos durch die Gegend läuft, war schwer verständlich, auch wenn es im Nachgang mit seiner persönlichen Betroffenheit „aufgelöst“ wurde.

Überhaupt empfand ich die ganze Geschichte zu konstruiert. Es sollten zu viele Themen verarbeitet werden: RAF von der Gegenwart bis heute, Munitionslager, Vermisstensuche, coming out, Umzug…. Für mich war das ein arges Durcheinander und das Zusammenspiel der Stränge hat nicht funktioniert. Auch wenn die Autorin einen „Aufhänger“ brauchte, um die alten Geschichten auszugraben, hier wäre weniger mehr gewesen. Denn das Thema rund um die RAF erschien mir sehr gut recherchiert und als nach etwa der Hälfte des Buches dieser Teil der Geschichte ins Rollen kam, wurde mein Interesse geweckt. Die vielen kurzen Kapitel davor, die sicher Lokalkolorit in sich bergen, konnten mich nicht fesseln.

Wenn ich den Dank der Autorin richtig verstanden habe, soll dieser Krimi der Abschluss der Reihe um Frank Liebknecht sein, lange geplant, lange recherchiert. Vielleicht ist das der Grund, warum es für mich dann einfach von allem etwas zu viel war.

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