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Veröffentlicht am 17.12.2020

Von Brieftauben und anderen Spionen

Der Leutnant und das Mädchen
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Colin Mabry ist erst 21, doch nach allem, was er im Krieg erlebt hat, ist sein Alltag für ihn eine Qual. Verwundet und später tagelang verschüttet, hat er nur noch eine Hand. Dazu quälen ihn Schuldgefühle ...

Colin Mabry ist erst 21, doch nach allem, was er im Krieg erlebt hat, ist sein Alltag für ihn eine Qual. Verwundet und später tagelang verschüttet, hat er nur noch eine Hand. Dazu quälen ihn Schuldgefühle und Alpträume.

Als Kriegsverletzter kann er zwar nicht mehr kämpfen, aber er dient dem Militär, indem er verschlüsselte Botschaften dechiffriert. Unter den vielen Mitteilungen befindet sich eines Tages eine persönliche Nachricht für ihn. J.R. erinnert ihn an sein Liebesversprechen und bittet um Hilfe.

Seiner Meinung nach kann das nur Jewel sein, die französische Frau, die ihn, den verletzten Soldaten, aufopfernd gepflegt hatte. So gefährlich es ist, er reist von England nach Paris, um die Frau zu treffen. Doch am Treffpunkt steht er nicht Jewel gegenüber, sondern Johanna, die behauptet Jewels Halbschwester zu sein. Sie bittet Colin um Hilfe bei der Suche nach Jewel und dem gemeinsamen Vater.

Nach anfänglichem Zögern stimmt Colin zu. Gemeinsam erleben Johanna und Colin eine abenteuerliche Reise durch Frankreich und Spanien. Sie treffen auf Spione und Soldaten, und sind sich oft nicht sicher, wer Freund und wer Feind ist. Dabei wächst ihre Zuneigung zueinander, doch Colin hat Jewel ein Liebesversprechen gemacht, das er auf keinen Fall brechen will.

Vor allem die beiden Hauptcharaktere dieses Buchs sind sehr sympathisch, allerdings bergen ihre Charakterzüge wenig Überraschungen. Sowohl Colin, als auch Jewel, müssen lernen mit den Wunden ihrer Vergangenheit zurechtzukommen. Neben diesem Thema, erfahren Leser auch einiges über Spionage im ersten Weltkrieg. Besonders interessant sind die Informationen über den Einsatz von Brieftauben, die auf historische Tatsachen beruhen.

Zum Ende hin wird die Spionagegeschichte besonders spannend. Es ist nicht klar, wem Colin und Jewel vertrauen können. Nach einer sehr aufregenden Episode dauert es allerdings noch eine ganze Weile, bis die Auflösung der Geschichte kommt. Vermutlich wäre es besser, wenn diese Komplikation vor der spannendsten Stelle auftreten würden. Nach den aufregenden Ereignissen fällt es schwer bis zum Ende der Geschichte auszuhalten, vor allem weil keine große Überraschungen mehr kommen.

Der christliche Glaube spielt in dieser Geschichte eine tragende Rolle. Obwohl Colin Schweres erlebt hat, weiß er, dass Gott immer bei ihm ist und für ihn sorgt. Für Johanna war Religion bisher nur etwas Negatives, aber sie hört gespannt zu, als Colin ihr von einem liebenden Gott erzählt.

Fazit: Eine spannende christliche Liebesgeschichte. Vor dem Hintergrund einer Spionagegeschichte, erfahren Leser wie verwundete Menschen durch den Glauben Heilung erfahren. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 17.12.2020

Rache ist süß - vielleicht aber auch nicht

Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
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Der zwanzigjährige Victor findet, dass seine Heimat Schweden zugrunde gehen wird, wenn nicht etwas geschieht. Er stört sich an den vielen Ausländern, aber auch vieles andere passt ihm in seinem nationalistischen ...

Der zwanzigjährige Victor findet, dass seine Heimat Schweden zugrunde gehen wird, wenn nicht etwas geschieht. Er stört sich an den vielen Ausländern, aber auch vieles andere passt ihm in seinem nationalistischen Stolz nicht. Aber um etwas zu verändern braucht er Macht. Und er hat auch eine Idee, wie er Einfluss gewinnen kann.

Mit Kunst kennt er sich aus, also sucht er sich eine Stelle in einer Kunsthandlung. Im Laufe der Jahre macht er sich in diesem Laden unentbehrlich, und er schafft es sogar die viel jüngere Tochter des Kunsthändlers, Jenny, zu heiraten. Sein Plan geht auf. Als der Vater stirbt, lässt Victor das Geschäft auf sich übertragen. Die Ehe wird geschieden und nun alles gehört ihm allein.

Eines Tages kommt eine Prostituierte in sein Geschäft. Sie hat nicht mehr lange zu leben, darum bittet sie Victor sich um seinen fast volljährigen Sohn, Kevin, zu kümmern, vom dem er bislang nichts wusste. Da der Junge schwarz ist, findet Victor es am sinnvollsten ihn nach Afrika zu bringen.

Der einsame Kevin, der sich nach einer Familie sehnt, findet im Medizinmann Ole den Vater, den er sich immer gewünscht hat. Er lernt viel von ihm und dem Massai-Stamm, doch als es Zeit für seine Beschneidung kommt, will er doch lieber zurück nach Schweden. Dort lernt er Jenny kennen, die vom selben Mann wie er übel behandelt wurde. Wie gut, dass es eine Firma gibt, die sich auf Rache spezialisiert hat! Als dann auch noch Oles neuer Vater die weite Reise nach Schweden antritt, ist das Chaos vorprogrammiert. Und dann gibt es noch die wertvollen Gemälde der Künstlerin Irma Stern, die auf einmal den Besitzer wechseln.

In gewohnt gekonnter Erzählweise verbindet Jonas Jonasson in diesem Buch interessante Charaktere mit einer außergewöhnlichen Handlung. Der Schreibstil ist unterhaltsam und witzig. Der Autor zeichnet das Bild eines egoistischen, nationalistischen Mannes, der in seiner Verbohrtheit gewissenlos handelt und gefährlich ist. Seine sympathischen Opfer, Kevin und Jenny, nehmen es gemeinsam mit ihrer bunt zusammengewürfelten Truppe mit ihm auf. Dabei kommt es zu mehreren skurrilen Situationen, vor allem als sich ein Massai-Krieger zu ihnen gesellt.

Die Schilderung der afrikanischen Dorfbewohner ist sicher überzeichnet, ebenso wie das Ende des Buchs, aber wer die Bücher von Jonas Jonasson kennt, weiß, dass diese Übertreibungen zu seinem Schreibstil gehören. Auch wenn dieses Buch nicht an den „Hundertjährigen“ heranreicht, ist es doch wesentlich besser als seine letzten Büchern.

Fazit: Ein unterhaltsamer Spaß rund um die Themen Nationalismus, Kunst und Rache. Jonas Jonasson schafft wieder sympathische und ungewöhnliche Helden, die sich zusammentun, um sich an ihrem Gegner zu rächen. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.12.2020

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“

Pietà
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In diesem Buch setzt sich der Ich-Erzähler Lutz mit dem Tod auseinander. Als Jugendlicher besucht er ein katholisches Jungeninternat. Das Buch beginnt mit der Aufregung unter den Jugendlichen als ein Pater ...

In diesem Buch setzt sich der Ich-Erzähler Lutz mit dem Tod auseinander. Als Jugendlicher besucht er ein katholisches Jungeninternat. Das Buch beginnt mit der Aufregung unter den Jugendlichen als ein Pater ihrer Klostergemeinschaft stirbt. Das erinnert Lutz an die beiden Brüder, die er nie kennenlernen durfte, da sie schon früh starben.

Lutz erlebt den Tod als einen Feind, der unberechenbar ist und ohne Vorwarnung zuschlägt. Ein Mitschüler begeht Selbstmord, ein anderer verunglückt tödlich und ein dritter verliert seinen Vater. In melancholischen Tönen sinnt Lutz über diese Verluste nach.

Doch ihn beschäftigt nicht nur der Tod, sondern auch die Liebe. Er ist fasziniert von der Schönheit seiner Freundin, stellt aber später selbstkritisch fest, dass es ihm weniger um Liebe ging, als um den Erfolg dieses Mädchen erobert zu haben.

Als seine Mutter im Sterben liegt, verdrängt er den Gedanken an den Tod. So trifft ihn dieser Verlust völlig unvorbereitet. Als bald darauf sein Vater stirbt, ist er innerlich gewachsen. Er verbringt lange Tage am Krankenbett des Vaters und bereitet anschließend sogar selbst den Leichnam für die Bestattung vor.

In den ersten Kapiteln fällt es schwer in die Geschichte hineinzukommen, doch schon bald ist die Erzählung fesselnd. Wie das Bild auf der Titelseite, geht Lutz zumeist gebeugt durch seine Tage. Er durchlebt wunderbare Zeiten der Liebe, doch der große Feind namens Tod ist stets in seiner Nähe.

Der Titel dieses Buchs ist ungewöhnlich und vermutlich für einige nicht-katholische Leser unverständlich. Pietà ist ein italienisches Wort für Mitleid. In der Kunst ist eine Pietà eine Skulptur, die den toten Jesus auf dem Schoß seiner Mutter, Maria, zeigt. Als Junge hört Lutz eine Predigt über die Pietà im Kirchraum. „Genau dann, in diesem Moment, den uns die Skulptur vor Augen stellt, verliert der Tod seinen Schrecken. Denn hier ist der Sterbende, ja selbst noch der Tote, von Liebe umfangen.“

Obwohl dieses Buch in einem christlichen Verlag erscheint, bleibt die Frage nach Gott offen. Der katholische Kindheitsglauben, der im Internat vermittelt wurde, hat für den erwachsenen Lutz keine Bedeutung. Am Bett seines langsam sterbenden Vaters versöhnt sich Lutz mit dem Abschied von dem Leben. Er verliert seine Angst vor dem Tod, doch es wird nicht klar, worauf sich seine Hoffnung gründet.

Fazit: Obwohl dieses Buch tiefgründige philosophische Fragen aufwirft, ist es so gut geschrieben, dass es den Leser fesselt. Dieses Buch versöhnt mit dem letzten Feind, dem Tod, allerdings leider ohne auf die Auferstehungshoffnung durch den auferstanden Christus hinzuweisen. Trotzdem sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen die tiefgründige Erzählungen mögen.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Neues kennenlernen, Altes wiederentdecken

Wonderlands
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Dieses schön gestaltete Buch entführt den Leser in 100 fiktive Welten von etwa 1750 vor Christus bis zum Jahr 2015. Viele der neueren Bücher werden Lesern bekannt sein. Da gibt es natürlich die magische ...

Dieses schön gestaltete Buch entführt den Leser in 100 fiktive Welten von etwa 1750 vor Christus bis zum Jahr 2015. Viele der neueren Bücher werden Lesern bekannt sein. Da gibt es natürlich die magische Welt von Harry Potter, die bedrohliche Welt von Panem und die fantasievolle Welten von Tolkien und C.S. Lewis. Bei der Fülle der vorgestellten Bücher gibt es aber auch viel zum Entdecken.

Jedes Buch wird auf etwa zwei bis sechs Seiten vorgestellt. Die Beiträge wurden von unterschiedlichen Autoren geschrieben, im Anhang erfährt man mehr über die einzelnen Schreiber. Es sind zumeist Professoren, Schriftsteller oder Journalisten.

Die Gestaltung der Seiten ist sehr ansprechend. Neben Filmplakaten, Zeichnungen und Gemälde, gibt es Bilder von den Autoren und ihrer Lebenswelt.

Die Texte enthalten Hintergrundinformationen über die Entstehung des jeweiligen Werks und gehen auf den Inhalt ein. Die kurze Zusammenfassungen sind wie die Trailer eines Films. Der Leser bekommt schnell einen guten Eindruck vom Buch und entdeckt so sicher manche neuen Schätze.

Die Auswahl von Büchern enthält viele wichtige Werke, doch fast alle vorgestellten Bücher wurden von westliche Autoren geschrieben. Dabei gäbe es sicher weitere interessante Fantasywelten aus anderen Kulturkreisen.

Der Begriff „Fantasy“ ist hier sehr weitgefasst und umschließt auch Science-Fiction Bücher, was aber zu dem Thema des Buchs passt, denn es geht nicht um ein bestimmtes Genre, sondern um Welten, die in der Realität nicht existieren. Das trifft nicht nur auf Fantasygeschichten zu, sondern auch auf Mythen und Science-Fiction Erzählungen.

Fazit: Ein schöner Band zum Schmökern, um neue und alte fantastische Welte zu entdecken. Dieses Buch eignet sich sicher auch gut als Geschenk für alte und junge Fantasyfreunde.

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Engel – oft näher als wir meinen

Behütet und beflügelt
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Dieses wunderschöne Buch fällt ins Auge. Der goldene Schriftzug, das weiße Lesebändchen und das pastellfarbene Einband vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit. Der Autor, Musiker und Pastor Clemens Bittlinger ...

Dieses wunderschöne Buch fällt ins Auge. Der goldene Schriftzug, das weiße Lesebändchen und das pastellfarbene Einband vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit. Der Autor, Musiker und Pastor Clemens Bittlinger erzählt hier nicht nur von biblischen Begegnungen mit Engeln, sondern auch von Engeln in unserem Alltag, dabei wird der Engelbegriff sehr weit gefasst. Da gibt es tröstliche Begegnungen, Engel, die in eine bestimmte Richtung schubsen, und übernatürliche Bewahrungserlebnisse.

In den ersten zwei Kapiteln werden einige biblische Geschichten, in denen Engel eine entscheidende Rolle spielen, auf unterhaltsame Weise erzählt. Da gibt es Engel, die die Geburt von Jesus ankündigen, ein Esel, der selbst erzählt, warum er einem furchterregenden Engel ausweichen muss, eine Engelbegegnungen am Grab und eine Leiter, auf der Engel auf- und absteigen.

In den letzten zwei Kapiteln geht es um heutige Engelbegegnungen. Manchmal ist da eine mahnende oder schützende Stimme, manchmal eine helfende Hand. Aber auch um Engeltraditionen geht es. Obwohl Clemens Bittlinger evangelischer Pfarrer ist, beziehen sich mehrere Texte auf katholische Bräuche und Traditionen.

Und nicht zuletzt geht es auch um Corona. Besonders interessant ist ein Erlebnis, das nicht weit zurück liegt. Clemens Bittlinger soll als Seelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff dabei sein. Doch schneller als erwartet wird Corona auf der ganzen Welt zum Thema. Die Reise muss kurz vor der geplanten Abfahrt abgesagt werden, doch Freiwillige können auf dem Schiff zurück nach Deutschland segeln. Eine angenehme Reise, bis bei den ersten Passagiere Covid festgestellt wird. In dieser Situation sind helfende Engel gefragt.

Zwischen den Geschichten stehen passende Liedtexte und besinnliche Sprüche. Viele davon stammen von Clemens Bittlinger selbst, von dem es auch eine CD mit Texten über Engel gibt.

Wer ein Buch über übernatürliche Begegnungen im Alltag erwartet, wird vielleicht von diesem Buch enttäuscht sein. Wer aber unterschiedliche Impulse über eine gute Gegenwart im Leben sucht, wird sich sicher an den Betrachtungen freuen.

Fazit: Ein Buch über Begegnungen mit Engeln – dabei ist der Begriff Engel weit gefasst, sodass oft einfach liebe Mitmenschen gemeint sind. Empfehlenswert für alle, die besinnliche Geschichten über Boten Gottes suchen.