Profilbild von strickleserl

strickleserl

Lesejury Star
offline

strickleserl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit strickleserl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2020

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“

Pietà
0

In diesem Buch setzt sich der Ich-Erzähler Lutz mit dem Tod auseinander. Als Jugendlicher besucht er ein katholisches Jungeninternat. Das Buch beginnt mit der Aufregung unter den Jugendlichen als ein Pater ...

In diesem Buch setzt sich der Ich-Erzähler Lutz mit dem Tod auseinander. Als Jugendlicher besucht er ein katholisches Jungeninternat. Das Buch beginnt mit der Aufregung unter den Jugendlichen als ein Pater ihrer Klostergemeinschaft stirbt. Das erinnert Lutz an die beiden Brüder, die er nie kennenlernen durfte, da sie schon früh starben.

Lutz erlebt den Tod als einen Feind, der unberechenbar ist und ohne Vorwarnung zuschlägt. Ein Mitschüler begeht Selbstmord, ein anderer verunglückt tödlich und ein dritter verliert seinen Vater. In melancholischen Tönen sinnt Lutz über diese Verluste nach.

Doch ihn beschäftigt nicht nur der Tod, sondern auch die Liebe. Er ist fasziniert von der Schönheit seiner Freundin, stellt aber später selbstkritisch fest, dass es ihm weniger um Liebe ging, als um den Erfolg dieses Mädchen erobert zu haben.

Als seine Mutter im Sterben liegt, verdrängt er den Gedanken an den Tod. So trifft ihn dieser Verlust völlig unvorbereitet. Als bald darauf sein Vater stirbt, ist er innerlich gewachsen. Er verbringt lange Tage am Krankenbett des Vaters und bereitet anschließend sogar selbst den Leichnam für die Bestattung vor.

In den ersten Kapiteln fällt es schwer in die Geschichte hineinzukommen, doch schon bald ist die Erzählung fesselnd. Wie das Bild auf der Titelseite, geht Lutz zumeist gebeugt durch seine Tage. Er durchlebt wunderbare Zeiten der Liebe, doch der große Feind namens Tod ist stets in seiner Nähe.

Der Titel dieses Buchs ist ungewöhnlich und vermutlich für einige nicht-katholische Leser unverständlich. Pietà ist ein italienisches Wort für Mitleid. In der Kunst ist eine Pietà eine Skulptur, die den toten Jesus auf dem Schoß seiner Mutter, Maria, zeigt. Als Junge hört Lutz eine Predigt über die Pietà im Kirchraum. „Genau dann, in diesem Moment, den uns die Skulptur vor Augen stellt, verliert der Tod seinen Schrecken. Denn hier ist der Sterbende, ja selbst noch der Tote, von Liebe umfangen.“

Obwohl dieses Buch in einem christlichen Verlag erscheint, bleibt die Frage nach Gott offen. Der katholische Kindheitsglauben, der im Internat vermittelt wurde, hat für den erwachsenen Lutz keine Bedeutung. Am Bett seines langsam sterbenden Vaters versöhnt sich Lutz mit dem Abschied von dem Leben. Er verliert seine Angst vor dem Tod, doch es wird nicht klar, worauf sich seine Hoffnung gründet.

Fazit: Obwohl dieses Buch tiefgründige philosophische Fragen aufwirft, ist es so gut geschrieben, dass es den Leser fesselt. Dieses Buch versöhnt mit dem letzten Feind, dem Tod, allerdings leider ohne auf die Auferstehungshoffnung durch den auferstanden Christus hinzuweisen. Trotzdem sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen die tiefgründige Erzählungen mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2020

Neues kennenlernen, Altes wiederentdecken

Wonderlands
0

Dieses schön gestaltete Buch entführt den Leser in 100 fiktive Welten von etwa 1750 vor Christus bis zum Jahr 2015. Viele der neueren Bücher werden Lesern bekannt sein. Da gibt es natürlich die magische ...

Dieses schön gestaltete Buch entführt den Leser in 100 fiktive Welten von etwa 1750 vor Christus bis zum Jahr 2015. Viele der neueren Bücher werden Lesern bekannt sein. Da gibt es natürlich die magische Welt von Harry Potter, die bedrohliche Welt von Panem und die fantasievolle Welten von Tolkien und C.S. Lewis. Bei der Fülle der vorgestellten Bücher gibt es aber auch viel zum Entdecken.

Jedes Buch wird auf etwa zwei bis sechs Seiten vorgestellt. Die Beiträge wurden von unterschiedlichen Autoren geschrieben, im Anhang erfährt man mehr über die einzelnen Schreiber. Es sind zumeist Professoren, Schriftsteller oder Journalisten.

Die Gestaltung der Seiten ist sehr ansprechend. Neben Filmplakaten, Zeichnungen und Gemälde, gibt es Bilder von den Autoren und ihrer Lebenswelt.

Die Texte enthalten Hintergrundinformationen über die Entstehung des jeweiligen Werks und gehen auf den Inhalt ein. Die kurze Zusammenfassungen sind wie die Trailer eines Films. Der Leser bekommt schnell einen guten Eindruck vom Buch und entdeckt so sicher manche neuen Schätze.

Die Auswahl von Büchern enthält viele wichtige Werke, doch fast alle vorgestellten Bücher wurden von westliche Autoren geschrieben. Dabei gäbe es sicher weitere interessante Fantasywelten aus anderen Kulturkreisen.

Der Begriff „Fantasy“ ist hier sehr weitgefasst und umschließt auch Science-Fiction Bücher, was aber zu dem Thema des Buchs passt, denn es geht nicht um ein bestimmtes Genre, sondern um Welten, die in der Realität nicht existieren. Das trifft nicht nur auf Fantasygeschichten zu, sondern auch auf Mythen und Science-Fiction Erzählungen.

Fazit: Ein schöner Band zum Schmökern, um neue und alte fantastische Welte zu entdecken. Dieses Buch eignet sich sicher auch gut als Geschenk für alte und junge Fantasyfreunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2020

Engel – oft näher als wir meinen

Behütet und beflügelt
0

Dieses wunderschöne Buch fällt ins Auge. Der goldene Schriftzug, das weiße Lesebändchen und das pastellfarbene Einband vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit. Der Autor, Musiker und Pastor Clemens Bittlinger ...

Dieses wunderschöne Buch fällt ins Auge. Der goldene Schriftzug, das weiße Lesebändchen und das pastellfarbene Einband vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit. Der Autor, Musiker und Pastor Clemens Bittlinger erzählt hier nicht nur von biblischen Begegnungen mit Engeln, sondern auch von Engeln in unserem Alltag, dabei wird der Engelbegriff sehr weit gefasst. Da gibt es tröstliche Begegnungen, Engel, die in eine bestimmte Richtung schubsen, und übernatürliche Bewahrungserlebnisse.

In den ersten zwei Kapiteln werden einige biblische Geschichten, in denen Engel eine entscheidende Rolle spielen, auf unterhaltsame Weise erzählt. Da gibt es Engel, die die Geburt von Jesus ankündigen, ein Esel, der selbst erzählt, warum er einem furchterregenden Engel ausweichen muss, eine Engelbegegnungen am Grab und eine Leiter, auf der Engel auf- und absteigen.

In den letzten zwei Kapiteln geht es um heutige Engelbegegnungen. Manchmal ist da eine mahnende oder schützende Stimme, manchmal eine helfende Hand. Aber auch um Engeltraditionen geht es. Obwohl Clemens Bittlinger evangelischer Pfarrer ist, beziehen sich mehrere Texte auf katholische Bräuche und Traditionen.

Und nicht zuletzt geht es auch um Corona. Besonders interessant ist ein Erlebnis, das nicht weit zurück liegt. Clemens Bittlinger soll als Seelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff dabei sein. Doch schneller als erwartet wird Corona auf der ganzen Welt zum Thema. Die Reise muss kurz vor der geplanten Abfahrt abgesagt werden, doch Freiwillige können auf dem Schiff zurück nach Deutschland segeln. Eine angenehme Reise, bis bei den ersten Passagiere Covid festgestellt wird. In dieser Situation sind helfende Engel gefragt.

Zwischen den Geschichten stehen passende Liedtexte und besinnliche Sprüche. Viele davon stammen von Clemens Bittlinger selbst, von dem es auch eine CD mit Texten über Engel gibt.

Wer ein Buch über übernatürliche Begegnungen im Alltag erwartet, wird vielleicht von diesem Buch enttäuscht sein. Wer aber unterschiedliche Impulse über eine gute Gegenwart im Leben sucht, wird sich sicher an den Betrachtungen freuen.

Fazit: Ein Buch über Begegnungen mit Engeln – dabei ist der Begriff Engel weit gefasst, sodass oft einfach liebe Mitmenschen gemeint sind. Empfehlenswert für alle, die besinnliche Geschichten über Boten Gottes suchen.

Veröffentlicht am 22.10.2020

Zerrissen zwischen zwei Kulturen

Die Sommer
0

Leyla liebt die Sommerferien, die sie in der Heimat ihres Vaters in Syrien verbringt. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, und damit eine Minderheit in Syrien. Seine Großfamilie lebt in einem kleinen Dorf ...

Leyla liebt die Sommerferien, die sie in der Heimat ihres Vaters in Syrien verbringt. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, und damit eine Minderheit in Syrien. Seine Großfamilie lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe der türkischen Grenze. Leylas Sommerwelt dreht sich um ihre tatkräftige Großmutter. In der Nacht schlafen die Enkel bei ihr, am Tag stemmt sie den Großteil der Arbeit allein. Sie versorgt den blinden Großvater, kocht und backt Brot, putzt und erntet, und hat stets eine Tasse Tee für Besucher bereit.

Wenn Leyla den Rest des Jahres im kalten Deutschland ist, zehrt sie von ihren Erinnerungen an die heißen Sommertage bei der Verwandtschaft. Sie weiß es zu schätzen, dass sie, im Gegensatz zu ihrer jesidischen Cousine, eine gute Schulbildung erhält und in einem großen Haus lebt, doch sie trauert dem Dorf hinterher. Und obwohl sie in Syrien immer das Gefühl hat nicht so richtig dazuzugehören und sie sich dort manchmal nach Ruhe sehnt, ist ihr dieser Teil ihres Lebens sehr wichtig.

Doch dann kommen politische Unruhen. Ab 2011 leben Leyla und ihre Familie in großer Angst und Sorge. Leylas deutsche Mutter versucht die syrische Verwandtschaft nach Deutschland zu holen, denn das Leben dort ist gefährlich geworden. Leyla selbst lebt wie in einem Traum, stets in sorgenvollen Gedanken an die geliebten Verwandten.

Der Erzählstil dieses Buchs ist ruhig und melancholisch. Der Leser durchlebt an der Seite Leylas die Sonnen- und Schattenseiten dieser Tage in Syrien. Leyla ist ein unsicheres Kind, das einerseits als Deutsche eine Sonderstellung unter der armen Dorfbevölkerung genießt, die sich aber andererseits nicht so gut auskennt und den Dialekt nicht so gut sprechen kann wie die gleichaltrige Cousine. Sie ist anhänglich und fühlt sich am wohlsten in der Nähe der geliebten Großmutter. Sie lauscht den Erzählungen des Vaters und der Verwandtschaft, und erfährt so wie ihre Vorfahren grausam verfolgt wurden. Als junge Frau leidet sie darunter, dass ihre deutsche Freundinnen sie nicht wirklich verstehen, da sie keine Ahnung von ihrem Leben in Syrien haben.

Die Gefühle und der innere Kampf Leylas werden gut wiedergegeben. Manchmal wirkt die Erzählung vielleicht etwas zu ruhig. Doch in dieser Ruhe entsteht langsam das Bild eines einfachen Lebens, das für ein Kind schöner ist als das luxuriöse Leben in Deutschland. Ein Leben, das schließlich durch Gewalt und Konflikte vollständig zerstört wird.

Fazit: Eine Liebeslied an das einfache ländliche Leben in einem jesidisch-kurdischen Dorf, gepaart mit der Trauer über sinnlose Gewalt und zerstörerischem Hass. Besonders empfehlenswert für Menschen, die sich für fremde Kulturen interessieren und für die Heimat von syrischen Flüchtlingen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2020

Nachhaltigkeit: Zurück zu einem einfachen Lebensstil

Verschwendungsfreie Zone
0

Die österreichische Grünen-Politikerin Sandra Krautwaschl beschreibt in diesem Buch den Weg ihrer Familie zu einem reicheren Leben mit weniger Kram.

Ihr Weg zur Öko-Aktivistin beginnt 2009. Bei einem ...

Die österreichische Grünen-Politikerin Sandra Krautwaschl beschreibt in diesem Buch den Weg ihrer Familie zu einem reicheren Leben mit weniger Kram.

Ihr Weg zur Öko-Aktivistin beginnt 2009. Bei einem Urlaub in Kroatien wunderen sich ihre Kinder über den angeschwemmten Plastikmüll. Daraufhin versucht die Familie ein Monat lang ganz ohne Plastik auszukommen. Was mit dem Problem Plastik beginnt, weitet sich im Laufe der Zeit auf andere Problemfelder unserer heutigen Gesellschaft aus. Sei es unser Umgang mit Medien, das Fliegen oder unnötige Verpackungen beim Einkauf, es gibt sehr viele Bereiche, in denen wir bewusstere Entscheidungen treffen können, von denen nicht nur die Umwelt profitieren würde, sondern auch wir selbst.

Doch eigentlich, so reflektiert die Autorin, beginnt ihre Auseinandersetzung mit diesem Thema schon viel früher. Von ihren Eltern bekommt sie gute Werte mit, und so lernt sie früh wie wichtig die Bewahrung der Natur und ein nachhaltiges Leben ist.

Wer einen Ratgeber erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht. Die Autorin beschreibt ihren persönlichen Weg und den Weg ihrer Familie zu einem nachhaltigeren Lebensstil. Manche Themen fehlen im Buch, denn die Autorin schreibt über das, was sie kennt und was sie besonders wichtig findet.

Die Bilder im Innenteil des Buchs sind eine gute Ergänzung zum Text. So ist, zum Beispiel die Familie bei der Gartenarbeit zu sehen und man bekommt einen Eindruck vom alternativen Einkauf.

Das Buch enthält viele persönliche Erlebnisse und Beispiele, die teilweise vielleicht zu ausführlich erzählt werden. Eine gute Zusammenfassung wichtiger Tipps und Ideen fehlt leider. So muss der Leser sich durch viele Seiten kämpfen, um die passenden Tipps für die eigene Familie zu finden. Andrerseits sind manche Überlegungen auf jeden Fall interessant und lesenswert, gerade wenn es um grundsätzliche Überlegungen zum Thema Umweltschutz geht.

Fazit: Ein Erfahrungsbericht über das Leben mit einem einfacheren Lebensstil, mit weniger Sachen, einfachere Reisen, nachhaltigeres Einkaufen und mehr. Empfehlenswert für die Menschen, die wissen wollen, wie sich ein solcher Lebensstil praktizieren lässt.