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Veröffentlicht am 17.05.2021

Elsa trifft auf Mister Right…äh Wrong…..nein…Q…“

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen
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Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja ...

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja schon sehr. Nicht nur in der Realität. Auch in filmen, in Büchern, in Liedern, Geschichten. Die wahre Liebe zu finden, ist nicht einfach. Manche nehmen ihr Glück selbst in die Hand, andere glauben ans Schicksal. Manche nehmen es locker, und lassen alles auf sich zukommen, andere sind so verzweifelt, dass sie nach jedem Trinkhalm packen. Oder alternativ nach jedem Partner, Hauptsache nicht allein. Und eventuell verbirgt sich dann ja genau unter DIESEM EINEN der Richtige auf immer und ewig? Tja, wer weiß das schon so genau?! Vielleicht steht ja wirklich alles in den Sternen geschrieben. Vielleicht aber auch irgendwie in uns selbst. Fakt ist, dass es schon so manche schicksalshafte Begegnung gegeben hat, und daraus eine Liebe versponnen wurde. Solche Zufälle gibt es, genau wie Ratgeber, die einem sagen, was man zu tun und zu lassen hat, um dem Richtigen oder der Richtigen zu begegnen. Nicht ganz so romantisch, ich weiß. Tjaaaa. Aber wenn nun das Zufallsschicksal zuschlägt, und uns Geschichten von Dingen erzählt, die beinahe unglaublich scheinen, von Liebenden, die sich kennengelernt haben, weil Dinge eingetroffen sind, die es eigentlich gar nicht g eben kann, dann ist das doch……….Awww <3 :D. Und weil ich so etwas auch mag, und es an meiner romantischen Ader rührt, habe ich dieses Buch wohl auch so liebgewonnen. Worum es eigentlich geht? Ach so. Um die Liebe, und das Finden von dieser.

Welche Geschichte uns im Buch erzählt wird:

Alles beginnt mit einem Tagebuch, nämlich genau DEM Tagebuch der 16jährigen Elsa Stern, unserer Hauptprotagonistin, die im Heute keine 16 mehr ist, sondern eine Frau, kurz vor der magischen 30. Weitere Einzelheiten der Geschichte sind ein Auffahrunfall, die Suche nach dem Mann, der einem vorherbestimmt ist, eine abergläubige Freundin, die Vorhersage eines…..äh….Geistes? :D, und ein gegnerischer Anwalt namens……… ja wie heißt er eigentlich? :D. Beinahe könnte man die Geschichte so stehen lassen, weil man sich den Rest einfach selbst durchlesen sollte, um aus dem Schmunzeln nicht mehr rauszukommen. Trotzdem ein paar Worte. Elsa wurde als junges Mädchen ihr Traummann vorhergesagt. Ihre beste Freundin, damals selbst dabei, möchte sie nun an der Seite eines Mannes sehen, damit sie kein Single mehr ist. Dies möchte auch Elsas Mutter, wenn auch aus anderen Gründen. Läuft die Zeit ihrer Tochter doch davon, noch einen anständigen Kerl abzubekommen. Elsas Freundin will da für sie eher den Einen, wenn möglich den vom Schicksal vorhergesagten. Aber wer soll das eigentlich sein?! Wenn das Schicksal es gut mit ihr meint, kann es doch niemals wollen, dass Elsa mit diesen Kerlen anbandelt, die sie auf einmal umgeben. Oder doch? Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert. Den Rest der Geschichte muss man einfach selbst erleben.

Cover:

Wir haben hier ein knallbuntes Cover, das sofort gute Laune macht. Dazu Symbole für Männer, Liebe, und Eierlikör. Aber Katastrophen sehe ich auf dem Cover definitiv NICHT. Ebenfalls schön finde ich, den angedeuteten Hintergrund, der aussieht wie Sterne. Und in denen liegt doch unser Schicksal, oder? ;)

Fazit und Gedankenallerlei:

Elsa ist einer dieser Menschen, der nicht pragmatisch mathematisch wissenschaftlich geordnet lebt, und nicht alles schafft, was sie in Angriff nimmt. Zumindest nicht gradlinig und ohne Umwege. Sie ist vielmehr Herrin der Ordnung in ihrem eigenen Chaos, das Fettnapftreten ist mir dann auch sympathisch. Denn Tatsache ist, dass ich mit Perfektion und auf Pragmatismus ausgerichteten Personen ebenfalls nie etwas anfangen konnte. Elsa ist nicht dumm, und nicht schusselig, nein, viel mehr grätscht ihr das Schicksal und das Universum ständig in ein wohlgeordnetes Leben hinein, so, dass wir sehr häufig Missgeschicke erleben, und peinliche Situationen, die gar nicht peinlich sind, sondern eher zum Schmunzeln, oder gar zum Grinsen. Hier wimmelt es nur so von Kuriositäten. Sowohl in Situationen, als auch in Menschenform.

Alles läuft schief, und mit Volldampf wird in jede noch so peinliche Situation gelaufen. Doch richtig gut ist es, dass uns aufgezeigt wird, in einer sehr überzogenen Art und Weise, dass man auch mit Peinlichkeiten im Leben klarkommen kann, selbst wenn man sich darüber ärgert. Vielleicht eine kleine, aber feine Lehre im Buch. Denn schlimmer geht es immer. Und auch wenn ich sehr tollpatschig bin, so ist Elsa tollpatschiger. Wo ich im Boden vor Scham versunken wäre, da packt Elsa noch einen drauf. Aber genau das macht den Geist des Buches aus. Das Ganze ist somit chaotisch liebenswert und liebenswert chaotisch. Also in etwa so, wie unsere Protagonistin Elsa Stern.

Elsa trifft auf ihrer Katastrophenreise auf mehrere Mistertypen. Wrong, Right, Q….. und dann ist da ja noch die Liebe, die einem irgendwie zwischendrin auch begegnet, und die wie ein Stern vom Himmel fällt, und schicksalshaft einfach da ist :D. Doch welcher der vielen Misters Elsas Sternenherz erobern wird, das bleibt die Frage, auf die ihr tatsächlich am Ende eine Antwort bekommt. Denn Fehlschläge und Missverständnisse gehören doch zu jedem ordentlichen Weg, dessen Endziel eine ordentliche und wunderbare Liebesbeziehung ist, oder? Tarnt sich hier das Glück in Form von Unglücken, Katastrophen und Missverständnissen, oder läuft alles auf eine Schicksalsform der Sterne hinaus, Frau Stern? Was einem das Ganze noch näherbringt an der Geschichte ist, dass uns alles Aus Elsas Sicht erzählt wird. Und nicht nur das. Wir bekommen die Geschichte und alte Kalauer und verschiedene Geschichten aus Elsas Leben direkt von ihr erzählt. Sie richtet das Wort direkt an uns, und gibt uns somit einen Einblick in ihre Geschichte, ihre Missgeschicke, ihre Tollpatschigkeit und ihre Fettnäpfe, die keine Näpfchen mehr sind. Jaja. Die Elsa, das Fräulein Stern, ist schon etwas ganz Besonderes, finde übrigens nicht nur ich, sondern auch Herr Q. Und Besonderheiten kann man ja immer so auslegen, wie man sie möchte.

Ich habe die Geschichte wirklich genossen, weil ein lustiges Highlight das nächste gejagt hat. An manchen Stellen war es gar wirklich schwarzhumorig, mit Zynismus, Sarkasmus und Ironie gespickt. DA muss man mit jeder Lebenslage, und dem gesamten Leben in seiner Buntheit klarkommen, der Verkettung von Missverständnissen und Ereignissen. Das ist alles auf so eine fröhlich spritzige Weise geschrieben, die uns rasant durch die Liebeleien, die nicht vorhanden sind, nervende Verwandte, nicht immer beste Freundinnen, und Traummänner pustet. Und das in Sternengeschwindigkeit. Falls es die gibt. Falls nicht, tut es das ab heute. Ohne alle Szenen im Buch zu ernst zu nehmen, nehmen die Szenerien sich nicht zu wichtig. Die Komik ist da, die Pannen ebenso, fast schon überzogen. Aber so, dass sie wohl auch über sich selbst lachen können. Die Geschichte ist somit herrlich originell und witzig, ein wenig aus der Realität gefallen, und doch in ihr stattfindend.

Jaja, das böse böse Schicksal (oder ist es eine andere höhere Geistermacht?! :D), überlegt es sich hier ständig anders, macht Bögen, läuft nicht gradlinig aufs Ziel zu, will alles auflösen, und tut es dann doch nicht, um sich einen Moment länger über Elsa lustig zu machen, und ihr dann doch wieder Steine in den Weg zu legen, damit sie ihre Bogenumwege geht. An einigen Stellen steht man soooo kurz vor einer Lösung des Problems und der Verwicklungen, und in der nächsten Sekunde ist man doch wieder tiefer in der Bredouille, als vorher. Das bedeutet für den Leser, zumindest für mich, dann natürlich auch, dass man während der Lektüre gerne mal dauergrrrrrt, sich die Hand gegen den Kopf schlägt (aua!), und irgendwie…… nun ja………… mitfiebert, und sich fragt, wann das endlich ein Ende hat. Natürlich nicht das Buch! Sondern die Qual der Elsa Stern, die doch endlich mal ihr Happy End bekommen sollte (und ich mein Leserhappyend). Doch manche Menschen sind wohl so chaotischtollpatschigschusselig und irgendwie mit einem liebenswerten Brett vor dem Kopf gesegnet, dass es immer neue „Katastrophenabenteuer“ geben wird. Und auf die würde ich mich dann auch tatsächlich freuen. Natürlich in Buchform.

Trotz, dass wir von dem Mann, der am meisten im Buch herumspukt, den Name nie erfahren, merkt man doch die Atmosphäre, die sich sternenhaft und schicksalslastig zwischen Elsa und…. nuja… eben Herr Q… ausbreitet. Und dieser Wortwitz macht das Ganze noch humoriger. Denn trotz, dass wir von einigen Figuren keine Namen erfahren, und sie nur „Die A. oder die E. oder eben Herr Q“ sind, bleiben sie nicht grau, sondern leben in der Geschichte, und die Geschichte lebt irgendwie von ihnen. Dabei hat jeder seinen Spleen. Esoterisch angehauchte Freundinnen, die an das Schicksal glauben, Freundinnen die Systeme erfinden, wie Männer und Frauen am besten zusammen agieren, kommen hier genauso vor, wie eine Mutter, die ihre Tochter unbedingt an den Mann bringen will. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Männercasting? Verrückt :D

Die Geschichte nimmt sich selber nicht zu ernst, ehrlich gesagt sogar gar nicht, und spielt mit den Klischees der Suche von Singlefrauen nach dem passenden Mann fürs Leben. Hinzu kommt die Weisheit einer Mutter Bennett, die ihre Töchter in Stolz und Vorurteil auch unbedingt unter der Haube sehen wollte. Und eine kleine Prise der schusseligen Abenteuer von Bridget Jones. Wenngleich Elsa wohl noch ein klein wenig schlimmer ist, was diese Dinge anbelangt. Das Hineinmanövrieren in die Absurditäten des Schicksals und Elsas Leben, ist dann wirklich so humorig, dass man dauerhaft und bei jedem Satz nur lachen könnte. Ich bin ja nie niemals fürs Verkuppeln, aber was Elsas Freundin E. und ihre Mutter hier so treiben, das ist dann doch so lustig, dass man es nicht ernst nehmen kann, was aber genau den Reiz ausmacht. Elsa stampft und stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Ja, und irgendwie zieht Elsa den Schlamassel auch magisch an, was sie allerdings nur umso sympathischer macht. Doch Elsa tritt nicht von einem Fettnäpfchen ins andere, nein, sie tritt von einem Eierlikörbecherchen ins nächste, doch ohne die Macht des Fettnapfes, der alles verkompliziert. Denn obwohl hier nicht alles nach einem festen Plan läuft, läuft es. Punkt. Und wohin? Natürlich in Richtung des Schicksals, das sich eine ganz besondere Pointe ausgedacht hat, und alle ein wenig in seiner Veräppelung mitnimmt. Also alles leichter, als es klingt, denn Elsa verliert ihren Zynismus nie. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen, und so ist es wohl auch gar nicht gewollt. Denn die Lektüre und Situationskomik ist einfach nur erheiternd und dauerpräsent.

Ja, Elsa, das Sternderl, ist Österreicherin, und das bekommt man in einigen Worten des Buches auch genau mit. Trotzdem. Es ist nicht wirklich störend, oder zumindest habe ich es nicht als störend empfunden. Und trotz, dass mal der ein oder andere Begriff auftaucht, kann man das Buch und die Geschichte trotzdem verstehen, weiß im Groben, was damit gemeint ist, und lernt dazu noch ein paar Wörter :)

Die Welt ist ein Dorf, und so ist es auch in diesem Buch. Alles hängt miteinander zusammen. Jeder hat eine Verbindung zu jedem. Und das Schicksal, oder auch das Sternenuniversum, schleicht um alle herum, und hat für jeden einen Plan. Mal mehr, mal weniger. Die Verwicklungen und Verwirrungen, passen alle ineinander, fügen sich in die Linie der Geschichte, und das, obwohl nichts planmäßig läuft. Das Schicksal nimmt hier einen sehr wackligen, merkwürdigen und holprigen Weg. Irrungen und Wirrungen eben. Dann sind da noch jede Menge Missverständnisse und falsches Verstehen, sowie Dinge einfach anders zu deuten als die, auf die es dabei ankommt. Kurz gesagt. Hier gibt es nicht nur eine Menge Irrungen und Wirrungen, das Buch besteht daraus. Und das ist ein Kompliment. Denn diese Irrwirrungen machen das Ganze rasant, und gleichzeitig gemütlich, aber vor allen Dingen humorig wundervoll und chaotisch lustig. Und das Unheil, oder gar Unglück nimmt seinen Lauf. Oder ist es gar das Glück, das in Form des Unglückes erscheint? Das gilt es herauszufinden.

Und weil die Sterne auf dem Cover schon magisch anziehend sind, und voller Schicksal leuchten. Und weil Elsa eine Stern ihres Namens ist. Und weil es schwer ist, ein Herz einzufangen, und die Liebe zu finden, dachte ich, das heutige Rezensionslied passt zum Buch:

„Trying to catch your heart, is like trying to catch a star. So many people love you, baby. That must be what you are.

Waiting for a star to fall, and carry your heart into my arms, that's where you belong, in my arms, baby, yeah.“

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2021

Im Saarland trifft es mörderisch nie die Falschen.

Mörderisches aus dem Saarland
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Mörderisches aus dem Saarland – Krimis von Marion Demme – Zech

Was ich so gar nicht mag im Leben? Böse und niederträchtige Menschen. Menschen, die glauben sie wären etwas Besseres, die andere niedermachen. ...

Mörderisches aus dem Saarland – Krimis von Marion Demme – Zech

Was ich so gar nicht mag im Leben? Böse und niederträchtige Menschen. Menschen, die glauben sie wären etwas Besseres, die andere niedermachen. Menschen die Böses tun, einfach aus Freude, oder aus niederen Gründen, wie Neid, oder um sich selbst besser zu fühlen. Ja, ich kann durchaus sagen, ich kann für alles, was ich als böse empfinde, keine Sympathien empfinden. Und ist es nicht so, dass fast jedem von uns schon mal ein „Das geschieht dem aber recht“ in die Gedanken gehuscht ist, wenn jemand der was Böses getan hat, seine gerechte Strafe bekommen hat? Dabei geht es vielleicht auch um Dinge wie böses Karma, oder was das Schicksal anstellt, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber nun wird es zu merkwürdig. Klar ist: In vorliegendem Buch geht es oftmals darum, wer was verdient, und ob derjenige das bekommt, was er verdient. Nicht immer, aber oftmals, sind die Geschichten mörderisch. Also tretet ein ins manchmal mörderische Saarland. Ist eure Weste rein, kann euch ja gar nichts passieren. Und sonst? Ist das Saarland doch eigentlich auch ganz lieb :)

Die Geschichten, die uns das Buch erzählt:

Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Geschichten! Denn das Buch besteht nicht aus einer einzigen Geschichte. Es ist ein Potpourri aus mehreren Einzelgeschichten. Kleine Kurzgeschichten, die als einzelne gesehen werden können, aber in sich trotzdem miteinander verknüpft werden können. Durch Personen und Orte. Dabei kommen verschiedene Arten von Verbrechen vor. Diebstahl, Betrug, Geiselnahme, Mord. Und manchmal liegt das Verbrechen auch einzig an den Gedanken, die sich im Kopf des Menschen bilden, wenn etwas Ungerechtes passiert. Und das alles in einem Buch? Ja, genau. Die Protagonisten können tierisch und menschlich sein. Es gibt Rätsel zu lösen. Und das nicht nur für die Charaktere im Buch, sondern auch für uns Leser. Und nun, kann ich euch auch gar nicht mehr über den Inhalt erzählen. Denn die Geschichten muss man natürlich alle selber lesen.

Cover:

Ach Leute. Wie schön ist die Saarschleife bitte hier eingefangen worden?! :D. Still liegt sie da, als ob kein Wässerchen sie trüben könnte. Als ob das Saarland friedlich vor sich hinwerkelt, während die Saar immer hindurchfließt. Und diese Abendstimmung? Ich gebe zu dort am Tag gewesen zu sein. Und jede Tageszeit zeigt eine andere Wirkung, ein anderes Gesicht der Schleife. DAS…… solltet ihr euch aber selbst ansehen. Einen Besuch ist sie allemal wert. Schwärme ich hier also wirklich von einer Flußschleife auf einem Buchcover? Natürlich und definitiv :)

Fazit und Gedankenallerlei:

Ein gemütlicher Tag im Saarland. Während das gemütliche Leben im kleinsten unserer Bundesländer seinen Lauf nimmt, der Tag anbricht, oder gar die Nacht, Menschen ihren Jobs nachgehen, ältere Menschen Ausflüge machen, und so mancher Tourist oder Naturliebhaber einen Ausflug in die Gegend macht, da spielt sich wohl auch eine andere, dunkle Seite der menschlichen Gefühle in unseren Gehirnen ab. Sie durchzieht jede Altersgruppe, ist betüpfelt voller Niedertracht, Unterdrückung, Gemeinheit, Geldgier, Neid, Missgunst und…….noch lauter anderen Dingen. Und aus dem gemütlichen Tag, werden schnell ein paar Tage im Leben mehrerer dort lebender Menschen. Mir gefällt unheimlich gut, dass in den Geschichten jede Altersgruppe vorkommt. Seniorinnen, junge Studenten, und auch mittelaltrige Menschen.

Das Buch beinhaltet 13 Kurzgeschichten, die sich aneinanderreihen (welch passende Unglückszahl für einige der Protagonisten). Zumindest, wenn ich mich in all der Leserei, dem Amüsieren, aber auch der Ernsthaftigkeit der Geschichten, nicht verzählt habe :D. So ist jede Geschichte für sich, und trotzdem ist alles im Buch etwas großes Gemeinsames. Was mir unsagbar gefallen hat. Denn auch wenn man in einer Geschichte nicht über jeden etwas oder viel erfährt, so tut man es dann spätestens in einer anderen Geschichte, wo derjenige wieder auftaucht, mit einer Anspielung…..und das sind die Lesemomente in denen man sich denkt „Aaachhhhh stimmt, von dem und dem hab ich schon mal was in Geschichte soundso gelesen…….“ Oder so :D. Alles hängt irgendwie zusammen, alles ist miteinander verbunden. Als ob jede Geschichte ein Teilstück eines großen Ganzen ist, und das Teilstück trotzdem als eigenständig angesehen werden kann. Die ganzen Geschichten ergeben eine mordsmäßige Symbiose.

Und es mag komisch klingen: Trotz, dass das Saarland mörderisch ist, hat es meine Lebensgeister geweckt, und mich glücklich ob der Lektüre zurückgelassen. Denn auch wenn Menschen umkommen, so wird es mitten in der Lektüre geschafft, dass sie vor Leben nur so sprießt, und das Leben überall seine humorvolle Atmosphäre versprüht. Dass uns Situationen beschrieben werden, die das Leben in all seinen Altersstufen und in verschiedenen Szenerien und Situationen darstellen. So ist das Ganze kunterbunt wie das Leben….oder äh…..der Tod?! O_o

Besonders gefallen haben mir bei der Lektüre die menschlichen Charaktereigenschaften, die sich in einem weiten Spektrum im Buch verteilen, und die so real erscheinen, und irgendwie von einer menschlichen Beobachtungsgabe zeugen. Denn irgendwie ist das ganze psychologisch durchdacht. Wir sehen die Gier nach Geld, nach alleiniger Anerkennung, nach Menschen, nach Rache? nach einem Gefühl, das einem gegeben wird, oder einfach und schnöde nach Kostbarkeiten und teuren Dingen, die einem ein Leben ermöglichen, welches einem zwar Geld einbringt, aber wohl kein Glück. Wir beobachten Überheblichkeit gegen Vorsicht. Und es gibt Schuld, Lüge und Wahrheit. Und somit haben wir ein wunderbares Sammelsuriumspotpourriallerlei an menschlichen Emotionen und psychologischen Tiefen und Untiefen, die der Saar Konkurrenz machen. Denn nicht immer geht es um mörderische Verbrechen, sondern manchmal auch einfach nur um den Gedanken der Mordslust, oder darum, was in einem Menschen vorgeht, der schlecht behandelt wird, und was wir dem, der uns schlecht behandelt, dann an den Hals wünschen. Und viel mehr als einmal, finden wir uns in menschlichen Abgründen wieder. Und was soll ich sagen? Unfälle passieren im Leben auch ab und an.

Es gibt verschiedene Sichtweisen und Perspektiven zu den Handlungssträngen und Protagonisten, so dass man sie aus mehreren Szenerien heraus erlebt, und sich so ein noch genaueres Bild von ihnen machen kann. Sehr durchdacht das Ganze. So lernen wir einen etwas motzigen Kommissar kennen, der uns wieder begegnet, und in einer anderen Geschichte schon ganz anders rüberkommt, da wir mehr Hintergrundwissen haben. Davon lebt das Buch. Dass sich alles überschneidet, ohne zu überschneiden. Alle sind irgendwie miteinander verbunden, über den, der den kennt, der mal mit dieser und jener zusammen war, oder auch nicht, und diesen oder jenen mal getroffen hat, und…. naja, ihr wisst sicher was ich meine :D. Fast würde ich sagen, der Aufbau der Geschichten baut aufeinander auf, und ist nicht willkürlich oder zufällig in genau dieser Reihenfolge so im Buch, da einiges im Laufe der Geschichten und des wieder Aufeinandertreffens von Charakteren dann später noch mehr Sinn macht.

Und damit nicht genug, begeben wir uns auf eine kleine Reise durch das Saarland, sind bei Ausgrabungen dabei, in Ausflugslokalen, an alten Ruinen, unter der Erde in Höhlen, und gar im Zoo. Wir treffen uns beim Geocachen. Bei Stadtführungen. In Sternerestaurants. Auf Sommerrodelbahnen, im Museum oder gar der Staatskanzlei. In Wassergärten und im Unesco Weltkulturerbe. Auf Cosplay Conventions, beim Downhill fahren. Also alles wunderbare Dinge, die das Leben bereichern, alles realistisch erscheinen lassen, und somit mitten aus dem Leben erzählen. Wir werden gewarnt vor Gefahren des alltäglichen Lebens wie Betrüger, die versuchen Senioren über den Tisch zu ziehen, der Gefahr einer Naturgewalt, oder gar der sozialen Medien. Querbeet und bunt durch alle Gesellschaftsschichten hindurch. Und nach der Lektüre des Buches hat das Besuchen von Orten im Buch, welches von manchen Lesern ja gerne mal zelebriert wird (jaaaaa, ich gebe zu, hauptsächlich auch von mir), eine völlig neue Bedeutung. Und weitere Lehren bringt uns das Buch dann auch noch: Man bekommt immer alles zurück, was man in die Welt bringt. Schlechtes Karma eben und so. Und zweitens: Es kann jeden Moment zu Ende sein im Leben, was einem nochmal mehr Grund dazu gibt, das Leben zu genießen. Denn ein Schritt, ein Biss, ein falscher Schritt, kann tödlich mörderisch sein. Und dann könnte man nie mehr die schönen Orte im Saarland (Ja, verschieden angesprochene Orte begegnen uns wiederholt), und natürlich überall auf der Welt, bewundern. Drum schaut, dass ihr gute Menschen seid, in all euren Taten. Sonst könnte eines Tages alles zu euch zurückkommen, und das Schlechte euch umso schlimmer treffen.

Kleines Goodie: Bei einer Geschichte kann man sogar interaktiv miträtseln. Ein Erlebnisbuch, das nicht nur voller mörderischer Erlebnisse ist. Juhu. Doch unter all dem Humor findet man oftmals auch ernste Untertöne, die zum Nachdenken anregen. Stärkere, die Schwächere ausnutzen, sie unterdrücken, sich lustig machen über sie. Ungerechtigkeiten eben. Wir treffen auf Rache und Genugtuung. Hier trifft es immer die Richtigen. Denn die Geschichten leben von dunklen Geheimnissen und Wünschen, Dingen und Szenen, die auf einmal überkochen, und das Dunkle in uns Menschen freisetzen.

Und trotz, dass jede Geschichte für sich gelesen werden kann, und eine eigenständige ist, haben alle etwas gemeinsam. Zum ersten die Figuren, die dort erscheinen, und an anderer Stelle in den anderen Geschichten, die nur kurz erwähnt werden, aber eine Verbindung zu allem herstellen. Das macht das Ganze zu etwas Großem, und trotzdem eigenständigen. Und zum anderen haben alle Geschichten eine kleine Lehre, die man auf das eigene Leben übertragen kann. Und das selbst, wenn man nicht in ein Verbrechen verwickelt ist.

Von schwarzhumorig, bis zum Schmunzeln über schlimme Verbrechen ist hier alles dabei, was einem eine gute Lesezeit beschert, auch wenn in den Fällen eine unterschwellige Grausamkeit zu erahnen ist. Es sind kleine pikante mörderisch gute Geschichten, die keinen großen Kriminalfall ergeben, sondern in sich selbst abgeschlossen sind, und immer eine kleine Lehre haben. Jede Geschichte hat ihren eigenen Geist und Esprit, ist durchzogen von Erwähnungen und Ortschaften oder Örtlichkeiten des Saarlandes. Alles handelt von Neuanfängen und Verbrechen, die dazu verhelfen. Von der Befreiung dessen was niederdrückt und fertigmacht. Und doch sind die Krimis sind nicht gänzlich grausam, sondern eher zum Schmunzeln. Das ergibt eine spannende Mischung. Schlau mit eingeflochten in die Geschichten sind die Örtlichkeiten des Saarlandes, und der Grenzregion zu Frankreich, die zusätzlich noch die Neugier wecken, das Ganze interessant und spannend machen, und mit denen die Liste der Dinge erweitert wird, die man sicherlich im Leben mal gesehen haben möchte. Mitten aus dem Leben, ist jede Altersgruppe vertreten, und trotz, dass wir die Figuren nur kurz kennenlernen, bekommen wir einen kleinen, wenn auch feinen Einblick in ihr Innenleben, also natürlich das seelische. Denn im Saarland gibt es allerlei nette Leute, aber wie mir scheint, auch einige finstere Gesellen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Wir haben tierischen Beistand, tierische Beute, tierisches Allerlei, das sich in die Geschichten mit reinschleicht. Randpersonen treffen wir in mehreren Geschichten, so dass jede Geschichte für sich selbst eine Episode im Buch ist, man aber auch irgendwie merkt, dass alles in derselben Gegend und wahrscheinlich zur selben Zeit spielt. Angesprochenen tierischen Beistand und Randpersonen trifft man im Übrigen auch im Buch „Letzter Ausstieg Saar“, das Vorgängerbuch der Autorin, welches getrennt von diesem gelesen werden kann. Aber gerne auch für ein Wiedersehen von einigen Charakteren aus dem Buch benutzt werden darf :)

Eine Sammlung von Geschichten, mit wahren Begebenheiten aus der Vergangenheit, viel Geschichtlichem und Historischem, was man über das Saarland und die Umgebung lernen kann. Hinzu werden immer wieder die Namen von Ortschaften der Gegend eingewebt in die Geschichte. Eine kleine Reise durch das Saarland mit Blick auf sehenswerte Dinge. Der Fokus liegt nicht auf ihnen, aber unterschwellig nimmt man sie gerne als Tipp an.

Heutiges Rezensionslied kann also nur eines sein, das sich damit beschäftigt, dass all das, was man anderen antut, irgendwann wieder bei einem selbst ankommt:

„Don't let go. You've got the music in you.
One dance left. This world is gonna pull through.
Don't give up. You've got a reason to live.
Can't forget. We only get what we give“

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Die Pfade mehrerer Leben treffen aufeinander im harten Land….

Hard Land
1

Hard Land von Benedict Wells

Euphancholie. Ich kann nicht anders, als meine Rezension mit diesem im Buch vorkommenden Wort zu eröffnen. Beschreibt die Euphancholie doch genau DIESES EINE Gefühl, das eben ...

Hard Land von Benedict Wells

Euphancholie. Ich kann nicht anders, als meine Rezension mit diesem im Buch vorkommenden Wort zu eröffnen. Beschreibt die Euphancholie doch genau DIESES EINE Gefühl, das eben nicht nur im Roman auftaucht, sondern damit auch gleich etwas Bittersüßes. Die Mischung aus Euphorie und Melancholie. Und damit wohl bei vielen die Erinnerung an die Jugendzeit, die so gemischt war, und aus Hochgefühlen bestand, an die man sich zu gern erinnert. Die aber gleichzeitig auch traurig macht, weil diese Zeit vorbei ist, und nie mehr wiederkommt. Es ist auf jeden Fall ein Wort, dass einen zwiespältig zurücklässt, in allen Dingen. Man ist froh erwachsen zu sein, nicht mehr wie ein Teenager durch alle Lebenslagen zu stolpern, aber gleichzeitig sehnt man sich nach der Unbeschwertheit dieser Zeit. Und weil die Geschichte von Hard Land genau das wiedergibt, die Euphancholie, werde ich mich diesmal gar nicht so lange im Einleitungstext aufhalten, wollte es nur schnell erwähnen. Denn was das Buch noch mehr als andere geschafft hat, war, dass es ziemlich viele Gedanken in meinen Kopf gezaubert hat. Dazu weiter unten im Text mehr.

….hier also schon die Geschichte des Buches:

Samuel „Sam“ Turner ist 15, fast 16, und wir befinden uns mit ihm im Sommer 1985. Und es geht im Buch nun darum, ein Geheimnis zu ergründen, oder auch 49. Das Geheimnis eines Sommers? Der Jugend? Des Erwachsenwerdens? Des Verlustes? Oder gar etwas ganz Anderes? Dies offenbart sich euch am Ende. Denn die Geheimnisse seiner eigenen Jugend muss natürlich jeder für sich selbst entdecken, erleben und lösen :). So wie Sam in diesem Buch. Und so ist die Geschichte nicht nur Sams Geschichte, sondern die von uns allen, und unserer Jugend. Genau darum geht es. Denn Sam ist ein Außenseiter, spricht nicht viel, hat Angst vor Vielem, wird von anderen nicht wahrgenommen. Bis er in just diesem Sommer einen Job im alten Kino seiner Heimatstadt annimmt, Grady, diese Stadt die so eng, konservativ, langweilig, engstirnig, so sterbend erscheint, und ihm am Ende des Sommers doch so viel gegeben, aber auch genommen hat. Denn mit Kirstie, Cameron und Hightower, alle ein klein wenig älter und im letzten Schuljahr, verbindet ihn ziemlich bald nicht nur der Job im Kino, sondern genau dieser Sommer der Sehnsucht, die erste Liebe, die eigene Identitätsfindung, Erwachsenwerden, Freundschaft, Rebellion, Ablösung, Trauer und Selbstfindung. Aber das Buch erzählt auch von einer dunklen Seite, Sam nennt es sein dunkles Summen, das uns die Geschichte eines Jungen erzählt, dessen Mutter krank ist, der seinem arbeitslosen Vater aus dem Weg geht, der anfangs sehr schmächtig und in sich gekehrt ist, keine Freunde hat, und eine Schwester und einen besten Freund, die ihn beide sozusagen „verlassen“ haben. Der Sommer wo etwas beginnt, ist auch der Sommer, wo etwas endet. Nicht nur symbolisch, sondern wahrhaftig. Die Kindheit endet, die Jugend ist da, das Leben fängt nun richtig an, die eigene Freiheit, aber gleichzeitig auch die Düsternis und Dunkelheit, und der Tod. Das Ende überhaupt. Ob das Buch sich trotzdem von anderen Geschichten des Erwachsenwerdens unterscheidet? Definitives JA. Und am Ende darf jeder herausfinden, was Hard Land für ihn bedeutet, was es aussagt, was es mit diesem Buch zu tun hat, was sein Geheimnis ist, und wie man es am besten löst.

Cover:

Ein typisches Diogenes Cover, das aber trotzdem mit der Geschichte zu tun hat. Es verkörpert nämlich genau DAS, was im Buch beschrieben wird. Das Alleinsein der Jugend, sich einsam fühlen, aber auch Licht drum herum, das für Hoffnung sorgt, und sagt, dass man in allem Erwachsenwerden dann doch nicht alleine ist. So zumindest meine Interpretation.

Fazit, und ein sehr langes Gedankenallerlei zum Buch:

Um es mit den Worten aus Hard Land zu sagen: Dieses Frühjahr war chaotisch katastrophal, aber es war auch das Frühjahr, in dem ich mich in dieses Buch verliebte.

Sam Turner, einen ganz großen Dank dafür, dass du mich in die Zeit des Jahrs 1985 mitgenommen hast, um mich an deinem Sommer teilhaben zu lassen. Das Buch braucht eine Weile, wirkt in einem nach. Man sollte sich nicht durchhetzen, um es so schnell wie möglich durchzulesen. Und ich gebe zu, die Lektüre des Buches etwas hinausgezögert zu haben, ganz einfach, weil ich etwas länger in der Zeit, der Atmosphäre, und im Zeitgeist der Geschichte gefangen sein wollte. Damit ich ein bisschen länger eintauchen konnte in das Erlebnis Hard Land. Fast sind die Szenerien so intensiv, dass man erstmal blinzeln muss, um wieder in der Realität und im Jetzt zu landen. Also liebes Hard Land. Vielen Dank, dass ich dank dir nochmal jung sein durfte. Also, zumindest ein kleines bisschen jünger, als ich jetzt bin. Ich könnte nicht mal sagen, welche Lieblingsszene ich habe, da sich grandiose Szene an Szene reiht, und das Buch sich somit zu einer einzigen Lieblingsszene von Anfang bis Ende zusammensetzt. Nur dass man in dieser Szene durch alle Emotionen rollt, in ihr weint, lacht, grinst, sich gut und schlecht, hilflos, aber auch berauscht fühlt. Fast fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in eine Zeit, als Mitglied eines Geheimclubs, dessen Ziel es ist, gemeinsam mit den Protagonisten das Geheimnis des Buches zu entschlüsseln, und wenn es dann vollbracht ist, fühlt man sich dazugehörig. Und nach dem Buch fühlt es sich auf einmal einfach nur cool an, die Außenseiterin zu sein, die jeder anstarrt :D

Die 80er Atmosphäre ist einfach wunderbar eingefangen, und man fühlt sich im Buch wohl und beschützt, wie in einer Blase aus Jugendlichkeit und Freiheit. Und das, obwohl man doch so sehr auch im Buch bedroht wird, und die reale Welt aus Erwachsensein und problematischen Themen versucht, die Blase anzugreifen. Sie schafft es aber nicht, die Blase ganz kaputt zu machen. Und so ist es genau diese Mischung, die im Buch unheimlich gut hinbekommen wurde. Das Gleichgewicht aus Traurigkeit, Problemen, und einer sehnsüchtigen Jugendlichkeit verbunden mit allem, was Freiheit in der Jugend bedeutet. Und das, obwohl die unterschwellige Drohung einer Katastrophe immer da und gegenwärtig ist, etwas womit man sich auseinandersetzen muss: Das eigene Erwachsenwerden, aber auch die eigene Sterblichkeit. Ganz besonders gefallen hat mir das Flair der Kleinstadtatmosphäre, aus einer anderen Zeit. In der die Menschen und Jugendlichen, sich noch auf ganz andere Dinge besonnen haben. Wo es noch keine Überdigitalisierung gab, man sich untereinander mit Menschen beschäftigt hat, und es nicht so viel Ablenkung vom Menschsein gab. Wodurch man sich auch selbst schneller finden konnte, und sich als Mensch nicht verloren hat.

Die Entwicklung, ja gar Metamorphose, Sams ist so anschaulich geschaffen, dass man sie dauerhaft im Kopf hat. Vom kleinen schüchternen und schmächtigen Kerl, der kaum etwas sagt zum jungen Mann der viel nachdenkt, sich wehrt, und quasi zum Erwachsenwerden gezwungen wird. Man hat tatsächlich immer ein Bild der Wandlung vor Augen, und es wird hier geschafft, dass auch das Benehmen so angepasst ist, dass man immer weiß, was Sache ist, und alles nachvollziehen kann. Ich nenne es einfach mal die Allegorie des Erwachsenwerdens. Die Charaktere behalten durchgängig ihre Individualität. Sie bleiben individuell in ihrem eigenen Selbst, und das, obwohl sie zusammen eine Gruppe ergeben, die mal mehr, und mal weniger zusammenhält, sich aber vor allem versteht. Denn in ihrer Individualität sind sie gar nicht so unterschiedlich, selbst wenn sie so erscheinen. So ist es, wenn Leute aufeinandertreffen, die denken, nichts gemeinsam zu haben, und dann doch merken, mehr gemeinsam zu haben, als offensichtlich ist. Das anfängliche Nichtwissen von Sam erscheint sympathisch, fast wie bei einer Identifikationsfigur, der man sich nahe fühlt, wenn man an seine eigenen Unsicherheiten als Teenager (oder eben heute noch) denkt. Geschrieben mit so viel Wortwitz, der gleichzeitig eine Ehrlichkeit ausstrahlt, der man sich unweigerlich ergeben muss. Die Sehnsucht und Nostalgie nach der eigenen Jugend fließt in jedes Wort und jede Szene mit ein, und die Erlebnisse der eigenen Jugendzeit sind sofort wieder präsent. Man mutiert ein wenig zum 15jährigen Teenager beim Lesen, etwas Zeitloses passiert, mit Feinsinn und Durchblick geschrieben. Getrieben von einer ernsthaften Wahrhaftigkeit, oder einer wahren Ernsthaftigkeit. Man merkt der Seele des Buches an, dass sie manchmal schreien will, es aber nicht tut, und trotzdem erkennt man unter dem Schreibstil, der Humoriges erzählt, das Tiefgründige und fast schon melancholisch anmutende, das in kleinen Nuancen erwähnt wird, die aber eine große Sprengkraft haben. Die Atmosphäre ist sehr dicht gewoben, mit wenigen Worten wurde geschafft, viel zu sagen. Geschrieben mit der Rebellion, des Irrsinns, und mit den Worten, der Stimmung und vor allem der Stimme einer Jugend, die so immer da war, und wohl immer da sein wird. Mit den Selbstzweifeln der Jugend gespickt, in der man so vieles an sich selbst nicht mag.

Und wichtig! Das Buch ist durchwirkt von Musik, ein Ausflug in die Film- und Musikwelt der 80 er. Und ja…. Als Film – und Musikfreak mag ich auch das Heutige, schaue aber mit Tränen in den Augen auf das Vergangene zurück. Und musste dieses Durchzogene im Buch einfach erwähnen. Denn bei so mancher Musikszene im Buch musste man die Augen schließen ob der Gänsehaut, sie sich auf den eigenen Armen ausgebreitet hat, weil man sie so sehr fühlen konnte. Diese Gänsehaut – oft auch Tränenszenen, gab es natürlich bei Szenen außerhalb der Musik. Die noch eine andere Wirkung hatte. Denn ich gebe zu, dass mein Kopf während der Lektüre des Buches eine einzige 80 er Jahre Diskothek, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass ich mit mir selbst getanzt habe (Dancing with myself, ohoooo), sondern auch während der Lektüre. Und das sowohl körperlich, als auch gedanklich, und mit Emotionen voller Freude. Hineingeschmissen wurde ich in einen Wirbel aus Erinnerungen, den Spirit einer anderen Zeit, und den Problemen eines Teenagers, dessen Probleme greifbar und wirklich da waren. Selbst die Einsamkeit und das Alleinsein.

Ich möchte nicht sagen, dass es etwas völlig Neues ist, eine Geschichte zu lesen, in der sich jugendliche Sonderlinge zusammentun, und den Sommer ihres Lebens und des Erwachsenwerdens spüren, und uns mitnehmen in ihren Gedanken und Gefühlen. Doch das ist nun mal ein Merkmal des Coming of Age Genres. Aber erstens ist jede einzelne Geschichte des Erwachsenwerdens so individuell und einzigartig wie jeder Mensch selbst. Und zweitens schafft es die bildhafte Sprache einfach eine Atmosphäre zu schaffen, die einen traurig und niedergeschlagen, aber gleichzeitig auch fröhlich sentimental, und gar schmunzelnd zurücklässt. Und von dieser Atmosphäre lebt das Buch. Deswegen ist das Erwähnen von den „Geschichten und Büchern meiner Jugend“ auch nicht als Kritik gemeint, weil andere Geschichten ihre ganz eigene Individualität haben. Genau wie dieses Werk. Und erwähnen muss ich wenigstens Filme wie „The Breakfast Club“, „Stand by me“ oder sogar „ES“ u.v.m. In genau diesem Zeitgeist der Filme, der Bücher, der Geschichten, die sich mit dem Erwachsenwerden, da spielt sich auch Hard Land ab. Es zeigt uns etwas auf, dass es heute gibt, und immer gegeben hat, nämlich die Wandlung vom Kind zum Erwachsenen, und das Erkennen, dass die Zeit der Kindheit unweigerlich vorbei ist, aber man auch noch nicht ganz ein richtiger Erwachsener ist. Diese Zeit des Zwielichtes zwischen Kindheit und Erwachsensein, die ist magisch. Und zwar für jeden einzelnen Menschen. Und natürlich hat jede Zeit ihren Reiz. Jugendliche der 60 er z.B. werden genau diese Zeit lieben, und sich nach ihrer Zeit des Aufbruchs sehnen. Und somit regt das Buch nicht nur zum Nachdenken an. Man kommt als Leser in eine Welle aus tiefer Traurigkeit, die bricht, sich dann zurückzieht mit dem Gefühl der Sentimentalität und Sehnsucht nach der Leichtigkeit der Jugend. Beides wechselt sich ab. Wir haben keinen leichten Jugendroman, der nichtssagend vor sich hinplätschert vor uns. Und trotzdem einen Roman über die Jugend. Beides im Zusammenspiel dessen, was man wohl Leben nennt. Da wären Themen wie die eigene Jugend, und ihre Vergänglichkeit, die Vergänglichkeit des Seins, das Leben, der Tod. Das aus sich rauskommen. Aber auch das Kind bleiben, das jugendlich-sein, und der Geist der Dinge, die man als Jugendlicher tut, ausprobieren will, und es dann auch macht. Und es geht auch irgendwie um ein Nichtvergessen einer schönen, aber auch schrecklichen Zeit, die einen prägt. Dieses Buch lebt von seiner einmaligen Zeitatmosphäre, den gelebten Gefühlen und Gedanken.

Entgegen dem ersten Eindruck strahlt das Buch dann doch nicht den Geist des Gefangenseins in einer Kleinstadt aus, sondern eher den der Freiheit. Selbst wenn das Gefängnis auch als Krankheit in der Familie, Alleinsein, oder das Gefangensein in der eigenen Unsicherheit wiedergespiegelt wird, aus der man ausbricht. Und es hat beim Lesen auch nicht wirklich lange gedauert, bis es szenisch als Geschichte so atmosphärisch und bildhaft beschrieben wurde, dass bei einigen Szenen eben jene Gänsehaut kam. Diese Momente kommen plötzlich, sind ohne Sicherheitsnetz einfach da, und sind deswegen umso intensiver, um sich fallen zu lassen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die einen nach dem Lesen wehmütig zurücklässt. Als der Sommer noch aus Mix-Tapes, Cornetto-Eis, Rollschuhen, dem Computerspiel Defender und Vokuhilas bestand. Ich sage gerne, dass dieses Buch mir Erinnerungen an eine Zeit gibt, in der ich kein Teenager war, und es trotzdem alles nachempfinden kann, jeden Augenblick miterlebe, und mich erinnere (was ja schon was heißen will). Es war eine Zeit ohne Ablenkungen der Technisierung, in der es zwar die Anfänge dessen gab, diese aber auf Basis heutiger Sicht natürlich nicht alles bedeutet haben. Man hat seine Freizeit einfach mit den Menschen um sich herum verbracht, und sich mit ihnen beschäftigt, hat Fotos und Bilder noch als Erinnerung gesehen, und nicht wie oftmals heutzutage, als Selbstdarstellung eines Selbst. Und dann ist das Buch natürlich noch durchzogen von Weisheiten über das Leben, die direkt aus der Seele kommen, und nicht nur einfach dahingesagt sind.

Als schüchternes Teenagermädchen, das in sich gekehrt war (und wahrscheinlich immer noch ist), und das Alleinsein kennt, ist der Roman eine kleine Offenbarung, und zeigt auf, dass man nicht alleine ist in seinem Alleinsein. Und dass die Einsamkeit nur eine kleine Zeitebene ist, die nicht ewig dauert. Und somit ist das Ganze eine Symphonie aus melancholischen Sehnsuchtserinnerungen, die gleichzeitig Trauer in sich bergen. Ein Zusammenspiel, das ungewohnt gut zusammenpasst, und einen in jede Emotion und Gefühlsregung mit hineinzieht. Denn gleichzeitig strahlt das Buch aus, dass man manchmal aus seiner Sicherheit herauskommen muss, um die Unsicherheit zu überwinden, und dann etwas mehr Sicherheiz zu empfinden, mitten in einer Gruppe, die einem Sicherheit bietet. Und dann spürt man auf einmal das Leben, in diesem Buch zwischen Leben und Tod. Und man ist zerrissen. Nicht aufgrund von Wahnsinn, sondern weil man dieses Bittersüße einer ersten Liebe spürt, gepaart mit der Erkenntnis, die uns vor eine Wand aus Realität stellt. Und das zerreißt eben. Alles im Leben hat seine Zeit, und man muss auch genau zu dieser Zeit das dazu passende Leben durchmachen.

Am Ende erkennt man, dass man mit all seiner Einsamkeit, seinen verwirrenden Gefühlen, aber auch dem jugendlichen Drang nach Freiheit nicht alleine ist. Denn irgendwie muss wohl jeder durch sein eigenes „Hard Land“, um erwachsen zu werden. Aber auch, um sich zeit des Lebens seine Jugendlichkeit ein wenig zu bewahren. Darin sind sich viele Menschen gar nicht so ungleich :D. Das Buch führt und bringt, ja, entführt uns sogar, in den Wiederhall einer Zeit, in der Küsse und Erfahrungen noch nicht inflationär waren, in der erste Küsse, erste Partys, erster Herzschmerz noch besonders waren. Erster schmerzlicher Verlust noch für immer unvergessen und präsent war. Eine Zeit, in der man den Moment einfach erlebt hat, ohne sich vorher Sorgen zu machen, wie Dinge bei anderen ankommen, wobei das natürlich auch nicht ganz stimmt. Aber es war freier, weil man nicht jederzeit darauf achten musste, sich selbst darzustellen, um Dinge von sich in den sozialen Medien preiszugeben. Ja, irgendwie wird nicht nur das Zeitgefühl, sondern auch das Gefühl einer ganzen Generation rübergebracht und fühlbar gemacht, weil tanzend, springend, sich gehen lassend, die Jugend genießend, mit einem Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Und in all dieser Zwielichtatmosphäre zwischen Trauer und Euphorie, da gibt es Stellen, die grenzen an einer solch wundervollen Situationskomik, dass es einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Das sind die Teile der Geschichte, die in einem Humor geschrieben sind, der nicht zu übermäßigem Lachen anregt, sondern melancholisch darauf hinweist, dass man selbst solche Zeiten erlebt hat, und mit Sehnsucht, und eben einem Grinsen, darauf zurückblickt, und sich irgendwie selbst in der Situation wiedererkennt. Und am Ende wird einem klar, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte hat. Seine eigene Jugend, sein eigenes Erwachsenwerden. Und dass wir uns doch nicht so sehr darin unterscheiden. Die Geschichten mögen anders sein, aber das Menschsein in ihnen ähnelt sich doch sehr. Also lest am besten dieses Buch, hört euch danach die Playlist an…. und tanzt…… am besten mit euch selbst :). Und in dem Wissen, dass jeder in seiner Jugend irgendwelche Kirsties, Hightowers, Camerons, oder auch Chucks um sich hatte. Wenn vielleicht auch in ganz anderer Form, und natürlich mit anderen Namen.

Heutiges Rezensionslied? Irgendwie tanzt im Video dazu ja auch jeder für sich selbst, und doch keiner allein. Vielleicht ist das auch ein bisschen die Aussage des Buches. Alle tanzen allein für sich, und doch tanzt man zusammen. Und irgendwie ist es trotzdem am Ende auch so, dass man mit Sam, Kirstie, Cameron und Hightower befreundet IST. Außerdem gehört das Lied ins Jahr 1985, und zu einem Film, der im Buch erwähnt wird:

„We are not alone. You'll find out when your cover's blown. There'll be somebody there to break your fall.
We are not alone. 'Cause when you cut down to the bone. We're really not so different after all, after all. We're not alone.“

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Das Buch, das uns die Geschichte, der Geschichte von einem Lied erzählt :D

The Story of a Love Song
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The Story of a Love Song von Vi Keeland und Penelope Ward

Lieder und Musik. Seufz. Sind sie nicht einfach das Tollste, das unsere Welt hervorbringt? Nun ja. Zusammen mit Büchern und Texten natürlich. ...

The Story of a Love Song von Vi Keeland und Penelope Ward

Lieder und Musik. Seufz. Sind sie nicht einfach das Tollste, das unsere Welt hervorbringt? Nun ja. Zusammen mit Büchern und Texten natürlich. Und doch muss ich immer wieder sagen, dass die beiden Dinge sich gar nicht so sehr unterscheiden. Wir lesen Bücher, die Worte, und nehmen die Geschichten in uns auf, erleben sie mit. Und bei Liedern, zumindest bei den wirklich tollen, ist das doch genauso. Sie alle erzählen uns Geschichten, die der Komponist, sozusagen der Autor des Liedes, entweder erlebt, oder davon gehört hat. Sie sind also durchzogen mit Fantasie, oder eigenen Erlebnissen. Zeugen von Gefühlen der Wut, des Hasses, der Enttäuschung, der Freude, der Aggression, der Leichtigkeit, und natürlich der Liebe. Manchmal der Verliebtheit, manchmal der alles überdauernden oder leidenschaftlich losgelassenen Liebe. Und ja, somit gibt es für jede Situation, die man selbst erlebt, ein Lied, in dem ein anderer dieselbe oder eine ähnliche Situation erlebt hat, und diese Situation in einer vertonten Geschichte für die Welt hinterlassen hat. Damit wir sie uns anhören, und die Geschichte des Liedes kennen. Dieser Meinung war ich ja schon immer, wohl aufgrund meiner musikalischen Kindheit. Habt ihr euch nicht schon immer gefragt, was hinter bestimmten Liedern steckt? Ob der Song alleine geschrieben wurde, oder gemeinsam? Ob Alkohol im Spiel war, oder sonst was? Ob er in einem Keller, oder auf einer wunderschönen Terrasse in der Sonne geschrieben wurde, man gerade Liebeskummer hatte, oder jemanden mit dem Lied einfach nur zum Teufel schicken wollte? Natürlich sind Liedtexte auch immer Ausdruck des Menschen an sich, der sie schreibt. Denn die einen Menschen reagieren auf bestimmte Dinge mit Weltschmerz und Trauer, die anderen mit Wut oder Aggression. Es hängt immer vom Schreiber, und seiner momentanen Gemütsfassung ab, was für ein Lied dabei herauskommt. Das ist die Überraschung. Warum ich das alles schreibe? Nun ja. Zum einen wollte ich das schon immer mal loswerden, und der Welt verkünden :D. Zum anderen ist es natürlich irgendwie logisch, einen Text so einzuleiten, der sich mit einem Buch beschäftigt, das wohl irgendwas mit der Story eines Liebesliedes zu tun hat. Und das hat es diesmal tatsächlich. Lest also nun die Geschichte, die das BUCH erzählt, das euch eine Geschichte über ein Lied erzählt, das eine Geschichte wiedergibt. Alles klar soweit?! :D

Die Geschichte im Buch:

Luca und Griffin verbindet eine Brieffreundschaft seit Kindheitstagen. Er lebt in England, sie in Amerika. Trotz der weiten Entfernung, und einem Ozean zwischen ihnen, werden ihre Briefe im Laufe der Jahre immer einfühlsamer, bedeutsamer, intimer. Die beiden kommen sich dadurch näher, vertrauen sich alles an, sehen sich aber nie. Doch eines Tages, mitten in der Jugendphase der beiden, bricht Luca den Kontakt ab, ohne dass Griff weiß, warum. Grund ist ein katastrophales Erlebnis in Lucas Leben, welches bei ihr Ängste auslöst, so dass sie danach mit Therapien leben muss, und sich kaum noch aus ihrem Haus traut. Doch das Schicksal will es anders, und so flattert bei Luca eines Tages, nach einigen Jahren, ein Brief von Griffin ins Haus, der einfach nur seine Wut nochmal loswerden will, dass Luca ihn vor Jahren sozusagen hat fallenlassen. Was er nicht weiß? Was Luca geschehen ist, und wie es um ihren Gemütszustand steht. Was sie nicht weiß? Dass Griffin, der schon damals als Junge die Musik geliebt hat, mittlerweile zu einem der bekanntesten Rockstars der Welt geworden ist. Da beide ihr Aussehen nicht kennen, und unter anderem Namen die Briefe schrieben, können sie also nun in ihren Briefen sie selbst sein. Dabei kann einer verheimlichen WER er ist, und jemand WIE er ist. Und trotzdem will Luca nun mehr, nämlich Griffin endlich kennenlernen, und zwar in echt. Doch wie soll das gehen, wenn einer ein Leben in der Öffentlichkeit führt, und die andere ein einsames zurückgezogenes Leben mit Angststörungen? DAS….. dürft ihr dann selber herausfinden :)

Cover:

Ich habe das Cover von Anfang an geliebt. Nicht nur, weil es darauf hinweist, dass es eine typische Rockstargeschichte sein könnte, sondern auch, weil es mit der Verbindung des Titels sagt, dass es nicht unbedingt um den Rockstar und sein Leben gehen muss, sondern eher darum, was den Rockstar dazu treibt, ein bestimmtes Lied zu schreiben. Und DAS ist somit viel mehr als eine einfache Rockstargeschichte. Hinter dem Cover verbirgt sich also viel mehr.

Fazit und Gedankenallerlei:

Wem wir in unserer Welt vertrauen, und zu wem wir ein unüberwindbares Vertrauensverhältnis aufbauen, das geschieht manchmal per Zufall, und manchmal vielleicht ein wenig durch Schicksal. Wenn ich nun sage, dass ich jemandem vertraue, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, und zwar mehr, als den Menschen, die täglich um mich herum sind, dann würde ich wohl erstmal schiefe Blicke zugeworfen bekommen. Blicke die sagen, dass man vorsichtig sein soll, dass man doch jemanden, den man noch nie gesehen hat, nicht kennen kann, und ihm erst recht nichts anvertrauen sollte. Dass das sicher eine Falle ist, ein Trick, und uns dieser Mensch nur böse will. Dass es naiv ist zu glauben, derjenige könnte sogar über geschriebenen Kontakt Gefühle aufbauen. Und trotzdem denke ich, es ist nicht unmöglich, dass ein Mensch für einen der wichtigste im Leben werden kann, selbst wenn man ihn noch nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Verbirgt sich hinter Buchstaben, die ehrlich sind, denn weniger, nur, weil der Mensch einen nicht körperlich berührt, aber wohl im Herzen? Und müssten nicht gerade wir Lesenden es verstehen, dass geschriebenes Wort, auch in anderer Form, eben doch Gefühle in uns auslösen kann? Könnte man sich also in einen Brieffreund verlieben? Das habe ich mich die ganze Zeit gefragt. Und ich muss sagen: Luca und Griffin fühlen sich beim Lesen zusammengehörig und sich gegenseitig zugehörig an, wie eine Einheit, oder wie zwei Seiten einer Medaille, die sich jeweils ergänzen im Gegenteiligen und sich unterstützen. Ihr wisst doch, dass Charaktere mir im Buch immer am meisten bedeuten. Es wird hier geschafft, Luca und Griffin in jeder Altersstufe so darzustellen, dass es zum Alter, und zu jedem Lebensabschnitt passt, und dass man später als Erwachsene dann aber auch noch erkennt, dass es sich um die Jugendlichen und Kinder von früher handelt, weil ihr Kern, ihr Inneres, und ihre Essenz geblieben und noch da ist. Nur die Themen der Briefe haben sich eben geändert, und werden erwachsener, intimer, wenngleich man auch immer Hauch der Jugend darin erkennt.

Wenn ich einen Liebesroman lese, dann muss ich die Liebe zwischen den sich liebenden Figuren auch spüren, die Chemie muss da sein, fühlbar, und das wurde hier geschafft. Auch die Vertrautheit die sich aufbaut, oder gar schon da ist aufgrund der Vorgeschichte, ist zu spüren. Die Protagonisten müssen eine Einheit sein, ein Team, dass es gegen jede Widrigkeit aufnimmt, und zwar zusammen. Die Geschichte beinhaltet LIEBE und Vertrauen, das sogar in Massen. Und man erkennt die Verbindung der Protagonisten. Luca und Griffin sind beide auf ihre Art alleine. Luca wegen ihrer Angststörungen, und Griffin, weil alle in ihm nur den Rockstar Cole Archer sehen. Doch wenn man die beiden zusammen erlebt, dann sind sie jeweils für sich, nicht mehr nur nicht mehr alleine, sondern fast als die gemeinte Einheit zu sehen. Etwas Funktionierendes. Menschen, die sich lieben, und vor allem Verständnis füreinander aufbringen. Ich mag diese Mischung, weil ich einfach die Sicherheit mag, die der Roman ausstrahlt. Dass es wenigstens einen Menschen auf dieser Welt gibt, auf den man sich verlassen kann. Und das ist schön zu lesen. Für mich ist das Ganze auch nicht kitschig. In diese Sparte passen die beiden Protagonisten auch gar nicht. Und trotzdem fühlt man beim Lesen die Emotionen und Gefühle der beiden. Tatsächlich war ich vorher skeptisch, ob die Lektüre es schaffen wird, alles authentisch rüberzubringen. Aber aus meiner Sicht wurde das hier wirklich geschafft. Und das nicht nur in Bezug auf die Angststörungen von Luca als Thematik, sondern auch, dass man sich wohl über Schwierigkeiten hinwegsetzen muss, wenn sie dem eigenen Glück im Weg stehen. Das Hauptaugenmerk liegt im Buch nicht auf dem Lied an sich. Es greift viele Themen auf, wie natürlich die Angststörungen von Luca. Diese nehmen viel Platz ein, weil sie eben nun mal das Leben eines Menschen sehr beeinflussen. Zum anderen haben wir die Freundschaft, die immer tiefer wird, und sich von einer einfachen Brieffreundschaft wandelt zu etwas, das man beinahe schon als wichtigsten Menschen der Welt beschreiben kann. Was mir ebenfalls gefallen hat, das war die Darstellung der Situationen am Anfang. Griffin als Rockstar hatte beinahe schon panische Angst, Luca sein wahres Ich zu zeigen, seinen wahren Namen zu verraten, aus Angst, sie zu verlieren. Was auch eine gewisse Angst ist. Und Luca, die seit 8 Jahren mit Angstattacken lebt, und mit Panikstörungen dazu, war auf einmal so mutig, sich Griffin zu zeigen. Und zwar in echt und damit der Realität. Der Schritt hat mich überrascht, und ich fand ihn wirklich schön, dass er von der Autorin aufgegriffen wurde. Lernt man so von beiden Seiten eine andere kennen, als die, die man anfänglich vermuten mag. Und dazu noch eine andere Schublade, als die, in die man sie automatisch steckt, wenn man „Rockstar“ und „Mädchen mit Angststörungen“ liest. Denn auch hier habe ich das Gefühl, dass die Welt manche Dinge, die sie nicht sehen kann, einfach nicht akzeptiert, oder wahrhaben will. Griffin ist kein Bad Boy Rockstar, den man im Zaum halten muss. Bei ihm fühlt man sich sicher. Und das war tatsächlich mal einfach angenehm zu lesen. Kein Bad Boy Gehabe, kein riesiger Herzschmerz, sondern einfaches Wohlfühlen und sich in Sicherheit wiegen. Kann ja auch gerne mal sein, in einer so unsicheren Welt, wie unserer Realität.

Wundervoll fand ich, dass Menschen mit Angststörungen hier nicht als wimmernde, immer und überall weinende und schwache Menschen dargestellt werden, sondern auch mutig und selbstbewusst sein können, trotz ihrer Krankheit. Die meisten Menschen verstehen das nicht, verstehen die Krankheit nicht, verstehen Angststörungen nicht, und sind oft abwertend den Menschen gegenüber, die zugeben, diese zu haben, weil es als Makel angesehen wird. Deshalb ist das Buch super, um offenzulegen, wie so etwas funktioniert, und schon allein deswegen würde ich mir wünschen, dass es mehr Menschen wahrnehmen, und auch versuchen zu verstehen. Lasst euch das gesagt sein, von einem der Menschen, der im Vorsatz, der Widmung des Buches, erwähnt wird ;) (was das bedeutet, müsst ihr aber selbst herausfinden. Traut euch ruhig, und habt keine Angst :)). Denn Menschen mit Angststörungen bestehen nicht nur aus ihrer Angst, sondern dahinter verbirgt sich auch noch ein Mensch, den man eher wahrnehmen sollte, als ihn nur auf seine Angst zu reduzieren. Denn man ist so viel mehr als seine Angst. Das nur am Rande. Was mir am Buch ungemein gefällt ist, dass es die Realität nicht schönt. Wir haben nicht nur puderig rosarote Zeiten, die kitschig wirken, und in denen alles gut ist, aber wir haben auch nicht das Dauerdrama einer Geschichte, die uns runterzieht. Es ist eine Mischung aus beidem, zwischen Hoffnung, sich verlieren, oder zueinanderstehen. Luca mit ihren Angststörungen, die auch offen gezeigt werden, und nicht verschönt dargestellt sind. Und auch, wenn zum Beispiel in meiner Realität kein Rockstar auftaucht, wieso eigentlich?! :(, so ist es trotzdem eine Mischung aus Rockstargeschichte und Liebesgeschichte, hinter der sich aber die Realität dessen verbirgt, was sowohl Luca als auch Griffin sind. Nämlich Menschen, mit all ihren Facetten, und Tagesformen. Menschen die sich dafür entschieden haben Musik zu machen, und berühmt geworden sind, und Menschen, die wegen einer Tragödie unter Angstattacken leiden. Und ganz besonders gefällt mir die Denkanregung ob wir etwas fallen lassen, es vergessen sollten, nur, weil es schwierig ist, oder ob wir uns für dieses Ziel durch die Probleme kämpfen sollen, weil das Ziel es wert ist, auch Entbehrungen und schlechtere Zeiten neben den guten zu akzeptieren. Sprich: Will ich mit einem Menschen zusammen sein, weil ich ihn so sehr liebe, dass ich auch die dunkle Seite in seinem Leben akzeptiere, oder liebe ich nur die lichten Seiten an und mit ihm, und lasse ihn fallen, stoße ihn weg, sobald die Dunkelheit kommt?

Ich mag unheimlich das Buchgleichgewicht, die Verknüpfung, aus Humor und Ernsthaftigkeit, dass man nicht in tiefer Depression versinkt, die Thematik aber auch nicht als nichtiges und unleidliches Thema unter den Teppich kehrt, und erkennt, dass Menschen mit Angststörungen ebenso auch Witze machen können, oder fröhlich sind. Und sich sogar öffnen können. Wenn sie eben…..vertrauen. Was wohl das Wichtigste ist. Ein Halt, ein Mensch, der ein Anker ist in all der Unsicherheit und Angst der Welt. Und ich finde es ebenfalls toll, dass dieser Mensch, dieser Anker für Luca, Griffin ist, auch wenn sie ihn (anfänglich) nie gesehen hat. Die Mischung aus nicht vorhandener Körperlichkeit, und sich jemandem doch nahe fühlen, finde ich wahnsinnig gut gelungen. Denn das sagt ja andersrum auch aus, dass man sich durchaus in jemanden verlieben kann, von dem man nur Worte kennt, und sich nicht verliebt aufgrund dessen, dass er zwar ein blöder Mensch ist, aber unheimlich toll aussieht. Das hat eine gewisse Tiefgründigkeit. Und auch wenn man im Heute aufpassen muss, nicht an einen Betrüger zu geraten, so gefällt mir die Aussage an sich eben. Ich kann ja auch nichts dafür. Leute, das ist irgendwie romantisch, kommt schon (ich sehe schon die Augenroller, wie sie sagen: „…..und unglaublich naiv und gefährlich und doof..“ :D).

Und es hat wirklich gutgetan, dass die Charaktere minimiert waren auf Luca, Griffin, und den Doc, Lucas psychologische Betreuung, aber viel mehr noch Freund und Vaterfigur. Das hat das Ganze nicht nur intimer gemacht, sondern die Welt des Buches auch ein wenig schrumpfen lassen, so dass sich jeder ein wenig fühlen konnte wie ein Mensch, dessen Welt durch seine Ängste so sehr schrumpft, dass er sich entweder in seiner Wohnung vergräbt, oder die Angst ihn so sehr in Beschlag nimmt, dass er nichts Anderes mehr sieht, als genau diese. Auch kein Leben außerhalb mehr. Symbolisch gesehen fand ich das Buch also toll. Und trotzdem braucht man keine Angst zu haben, dass es einen erdrückt, einem keinen Freiraum bietet, und man sich irgendwie beengt oder gefangen durch dieses Minimale und Kleine fühlt, hier in Form der wirklichen Verbundenheit von zwei Personen, die wir die ganze Zeit begleiten dürfen. Beim Lachen, Weinen, verzweifeln, Flirten, lieben, sich austauschen, und beim restlichen ganz GROßEN Spektrum dessen, was man Leben, und miteinander leben wollen, nennt, haben wir nämlich Griffin als Ausgleich. Die Intimität fokussiert sich auf Luca und Griffin, sie ist präsent. Und da sind diese Momente, als wären sie die beiden einzigen Menschen auf der Welt. Gefangen in ihrem eigenen Mikrokosmos aus Liebe, Vertrauen und Sicherheit. Der Mikrokosmos von Griffin und Luca, außerhalb der Scheinwelt von Griffins Rockstarleben. Gelebt hat der Roman, wie so oft bei Liebesgeschichten, von seinen Figuren. Und die haben mir ziemlich gut gefallen. Ebenso mag ich dieses Minimale, das Zusammensinken der Welt von Griffin und Luca aufeinander, so dass man während des Lesens meint, man könne die Atmosphäre zwischen den beiden greifen. Was man als Leser auch irgendwie tut. Denn man fühlt sich wie eingesogen in die Stimmung des Romans.

Das Ganze ist eine Mischung, ein Zusammenschluss, aus zwei Menschen, die sich zum einen in – und auswendig kennen, alles voneinander geteilt haben, und ihre tiefsten Geheimnisse und Emotionen kennen, auf der anderen Seite sich aber auch neu kennenlernen müssen. Luca wurde glaubhaft dargestellt, ohne Frage. Und auch Griffin habe ich den Rockstar abgenommen. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, ist Griffin seit Langem mal wieder einer der Protagonisten, bei dem man seufzend und träumend vor dem Buch sitzt, und ihn sich in die Realität wünscht (also nicht, dass ich das täte, hüsterchen :D). Hier wurde alles in den Buchtopf geworfen, was ich an Zutaten liebe, wurde liebevoll zubereitet und angerichtet. Die Darstellung hat mir gefallen. Rockstars sind nicht immer Arschlöcher die alle ins Bett bekommen wollen, und Menschen mit Angststörungen sind nicht immer verrückt, nur, weil sie sich etwas anders benehmen, als die Normalität.

Warum ich dem Buch also meine 5 Sterne gegeben habe? Ich denke die Thematik und der Umgang mit dem Thema Angststörungen war ausschlaggebend, dass die Protagonistin mal völlig anders war, und somit vielleicht denen Mut macht, die ebenfalls darunter leiden, und sich nicht trauen, sich zu offenbaren. Und vielleicht fand ich es auch einfach toll, wie Griffin dafür gekämpft hat, DASS diese Beziehung funktionieren kann. Denn einfach ist das nicht. Und dann gibt es in der Realität viele Menschen, die sich von einem abwenden, wenn sie solche Dinge erfahren. Das Buch hat mich also nicht nur angesprochen, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Es geht nämlich im Buch auch darum, über sich selbst, über seine Ängste hinauszuwachsen, und über den eigenen Schatten zu springen, der aus Ängsten und Panik besteht, und zu verstehen, dass es etwas gibt, dessen Verlust schlimmer wäre als all diese Ängste zusammen. Dazu gehören bedingungsloses Vertrauen und schonungslose Wahrheiten, selbst wenn sie Dinge verkomplizieren. Und was soll ich sagen?! Mir imponiert die Vehemenz, mit der Griffin an etwas festhält, nämlich an Luca, das alle anderen als etwas ansehen würden, das nie funktionieren kann, und dass er sie nicht austauscht, sich kümmert. WEGEN der verschiedenen Welten, WEGEN Lucas Angststörungen, WEIL sie sich beide kaum in der Realität kennengelernt haben…. Sich DAFÜR aber gegenseitig besser kennen, als alle anderen, durch die Briefe. Wir sehen zwei Arten eines komplizierten Lebens. Eines im Rückzug, und eines in voller Öffentlichkeit und Präsenz. Zurückgezogen und Menschen meidend, und im Rampenlicht stehend.

Und wenn man alle möglichen Ängste in sich hat, dann ist es ganz wichtig, ein sicheres Zuhause zu haben, oder immerhin einen Ort, an dem man sich sicher fühlt. Bei vielen ist das dann ihr Zuhause, dort wo man allein sein kann, sich einsperrt vor der grausamen Welt. Doch was hier gelungen ist, und was man merkt, ist, wie eine Wandlung entsteht, und wie ein Mensch für einen anderen zum Zuhause wird. Und das nicht nur für Luca, sondern auch für Griffin. Denn dessen Rockstarleben besteht auch nicht gerade aus Beständigkeit, etwas Gefestigtem und Vertrauen. Selbst sichere Häfen, die uns Schutz bieten, und sich Zuhause nennen, können plötzlich leer erscheinen, wenn der Schutz einer Person fehlt, die unser Zuhause ist.

Und das heutige Rezensionslied? Wenn wir schon bei den Geschichten sind, die sich hinter den Songs verstecken, dann fällt mir hier und heute eines ein, welches sogar so heißt. Love Song. Ihr dürft es euch gerne anhören, und euch dazu eure eigene Geschichte ausdenken :):

„Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am home again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am whole again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am young again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am fun again.

However far away, I will always love you. However long I stay, I will always love you. Whatever words I say, I will always love you.“



















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Veröffentlicht am 29.03.2021

Die Geschichte von Raben und Löwen und ihrer Zusammenarbeit.

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Matching Night Band 1- Küsst du den Feind? Von Stefanie Hasse

Liebe Leser dieser Rezension. Ich weiß nicht ob ihr es wusstet. Raben sind sehr intelligente Vögel, wenn nicht sogar intelligenter als viele ...

Matching Night Band 1- Küsst du den Feind? Von Stefanie Hasse

Liebe Leser dieser Rezension. Ich weiß nicht ob ihr es wusstet. Raben sind sehr intelligente Vögel, wenn nicht sogar intelligenter als viele andere. Sie können unter anderem komplexe Handlungen planen, haben eine sehr große Merkleistung, und können sich sogar in andere hineinversetzen, so dass er zum Beispiel weiß, dass er sein Futter nur verstecken sollte, wenn ihm gerade kein anderer dabei zusieht. Auch ist ihr Lernverhalten überdurchschnittlich gut, so dass es sich in einem bestimmten Umkreis unter den Raben schnell verbreitet, und sie sozusagen voneinander lernen. Sie können sich Angreifer merken, und geben sogar dieses Wissen weiter. Man hat sogar festgestellt, dass dieses Wissen an die Nachkommenschaft weitergegeben wird, so dass alle sicher vor dem Angreifer sind. Und sonst? Nun ja. Krähen findet man oft in der Nähe von Wölfen, um sich an deren Beuteriss zu beteiligen und zu schauen, ob etwas davon abfällt. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Ich wollte es nur mal erwähnen. Denn die Raubtiere in diesem Buch sind keine Wölfe, sondern Löwen. Aber von Raben und Löwen handelt es trotzdem, und von deren Zusammenarbeit. Auch wenn die Löwen und Raben eher menschlicher Natur sind. Aber nichts von ihrer Intelligenz einbüßen, um ihresgleichen zu schützen, und all das……. Was es mit sich bringt…. Wenn man ein Rabe, also ein Raven, oder ein Löwe, also ein Lion, ist.

Wovon das Buch handelt:

Alles beginnt ganz harmlos. Cara sucht eine Wohnung in Universitätsnähe. Doch was am Ende dabei herauskommt? Ich habe etwas in die Richtung geahnt, habe immer noch Witzchen darüber gemacht, aber richtiges Wissen hat sich erst in den letzten Abschnitten aufgeklärt. Denn sie Suche wird ihr leichter gemacht, als sie ahnt. Aus einer nicht wirklich reichen Familie kommend, die ihr gesamtes Erspartes in das Studium von Cara steckt, bekommt sie plötzlich die Gelegenheit, einer Studentenverbindung, den Ravens, beizutreten. Sie hätte ein eigenes Zimmer, Kost und Logis wären frei, Unterstützung im Studium wäre da, und Cara wäre alle (Geld)sorgen los. Ein wahrgewordener Traum, oder?! Was sie dafür tun muss? Die obligatorische Studentenverbindungsprüfung ablegen. Doch die Ravens wären nicht die schlauen Raben, wenn sie es so einfach machen würden. Cara und die anderen Anwärterinnern müssen mit den Anwärtern der Lions (dasselbe wie die Ravens, nur eben in Kerlform, oder so :D) zusammenarbeiten. Jeweils ein Lion und eine Raven müssen der Welt glaubhaft vorspielen, ein Paar zu sein, und zusammenhalten, um mehrere Aufgaben zu überstehen. Am Ende gilt als Ziel der Beitritt zur Verbindung, und damit die Erfüllung dessen. Und alles weitere gehört dann auch schon in die Ecke des Selbstlesens, weil man die Geheimnisse des Buches und der Verbindungen selbst herausfinden muss.

Cover:

Tatsache ist, dass dieses Cover sofort meine Aufmerksamkeit hatte. Es handelt sich nicht nur um ein Mädchen in einem hübschen Kleid, das sozusagen in den „Fängen des Raben“ ist. Vielmehr sehen wir auch ihr Gesicht nicht. Was zum einen darauf hindeuten kann, dass Cara (denn sie scheint es zu sein) ihre alte Identität verliert, oder zum einen symbolisch für die Matching Night sein kann, in der tatsächlich Masken getragen werden. Diese Silhouette des Raben war sofort ein Blickfang. Und nach der Lektüre macht das Ganze wirklich einfach noch mehr Sinn. Cara im Bann der Raben, und mit dem Wissen, eine andere zu sein. Symbolisch sehr schön. Ich hatte dann noch den Drang, aus dem Cover einen Löwen herauszusuchen, habe ihn im Schattendasein von Schwarz und Weiß aber nicht gefunden. Zumindest könnte man mit vieeeel Fantasie (und die habe ich ja bekanntlich) Löwenzähne am Rand des Raben erkennen. :D

Fazit und Gedankenallerlei:

Ganz zu Anfang habe ich ein wenig gebraucht, um in die Geschichte rein zu finden, aber dann habe ich mich einfach von ihren eigenen Wegweisern leiten lassen, um zu entdecken, wo mich das Ganze hinführt. Und dieses “leitenlassen“ war es dann auch, was mir die Spannung der Jagd nach dem Geheimnis, oder den Geheimnissen, gebracht hat. Denn eines ist sicher. (Fast) jeder in diesem Buch HAT ein Geheimnis, und etwas, das er verbirgt. Das hat dann letztendlich dazu geführt, dass ich einen solchen Lesedrang verspürt habe, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen wollte. Ja, irgendwie möchte ich mich in diesem Buch suhlen, weil es einen alles vergessen lässt. Die Realität, und alles, was so um einen herum geschieht. Irgendwie ist es, als ob es einen Nebel auf das wirkliche Leben wirft, und man die Geschichte miterlebt, weil das Reale ganz weit weg hinter diesen Nebeln ist. Denn die Zeit der Aufnahmeprüfungen erscheint zum einen traumhaft, aber auch anstrengend und belastend. Man kann es nicht einteilen in schlecht oder gut. Alles ist zauberhaft, aber auch beängstigend, und das zugleich. Neu und aufregend, aber auch gefahrvoll. Denn wie schon erwähnt, diese Gefahr ist immer unterschwellig da und spürbar. Und trotzdem will man sich vollkommen reinstürzen in die Geschichte, und in die Prüfungen der Anwartschaft. Es ist beinahe wie ein Sog, der einen anzieht. Verführerisch. Und doch so, dass es einen verwirrt. Nicht nur prüfungsmäßig, sondern auch in Herzensdingen.

Wer sich unter Matching Night eine leicht flockige Collegegeschichte herbeisehnt, der wird überrascht sein. So wie ich. Locker flockig vielleicht eher nicht, doch die Collegegeschichte habe ich erwartet. Und natürlich spielt das Ganze an einer Universität. Doch was ich bekommen habe, das war noch viel besser. Denn schon bald wurde ich hineingezogen in etwas, das mir nicht geheuer war, und ein merkwürdiges Bauchgefühl verursacht hat. Sprich: Ich habe einfach mächtig mitgefiebert, und mitgeraten. Habe Theorien aufgestellt, die mehr oder weniger merkwürdig waren. Und grundsätzlich wusste ich GAR NICHT wem ich so vertrauen kann. Bravo! Dieses Buch hat mich in Misstrauens – und Paranoiatheorien geschoben :D. Am Anfang hatte ich gerade mal gar keinen Durchblick und habe einfach jeden verdächtigt und ihm misstraut, wie ich es eben gerne mal tue.

Dies ist eins der Bücher dessen wahre Identität sich erst am Ende offenbart. Under the surface quasi. Man erfährt, was sich im Hintergrund abspielt, wer ein Spiel spielt, wer sein wahres Gesicht zeigt, dass Menschen nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, und mit ihren eigenen Regeln spielen. So wurden geschickt in die Geschichte kleine Teile eingefädelt, die man fast hätte überlesen oder übersehen können, die aber zur Auflösung richtig wichtig sind. Denn die Abgründe und Geheimnisse die sich hier auftun, die sind fast so dunkel und schwarz wie Rabenfedern, und Rätsel und Geheimnisse müssen gelöst werden. Hier muss man ganz genau aufpassen. Wem gehört also die eigene Loyalität? Das ist ja immer so eine Sache. Dies kann abhängen von Freundschaften, aber auch Feindschaften, einem Gemeinschaftsgefühl der Zugehörigkeit, Schuld, Konkurrenzdenken, Leidenschaft, gar Erpressung, und anderen Gefühlen. Dabei ist es nicht so, dass die Leute im Buch hinter einer Maske leben, und so tun, als wären sie andere Personen. Es geht viel tiefer. Die Maske selbst ist es nicht, die verbirgt. Auch keine Lügen. Vielmehr ist es das Verschweigen von wichtigen Informationen, die das Ganze so gefährlich macht. Und so kann man auch nicht behaupten keiner sei ehrlich. Sondern eher, dass die Wahrheit einfach niemals ausgesprochen wurde. Und dieser Betrug wiegt dann meist mehr, und ist schlechter zu verkraften. Weil man einfach nicht selbst draufgekommen ist, die richtigen Fragen zu stellen, und man deshalb auch nicht weiß, wie der Angesprochene darauf reagiert hätte. Eins ist jedenfalls sicher. Wer die Welt der Ravens betritt, verlässt automatisch das normale Studentensein mit all seinen Problemen und der Normalität, und auch Langeweile. Das Ravenleben ist spannend, elektrisiert, ist aber auch gefährlich, und geheimnisvoll. Und so wie Cara als Anwärterin diese neue Welt erlebt, und zu eine anderen Cara wird, so erlebt der Leser parallel dazu eine Geschichte, die einen immer mehr in ihren Bann zieht.

Man traut Josh (Caras Lionmatch), dann wieder Tyler (Caras Kumpelfreund, oder doch nicht? Oo), und wieder Josh….. und das Vertrauen ändert sich von Seite zu Seite, schlingert, und wirbelt durchs Buch und die Gedanken wie ein Karussell. Nun ja. Wir fühlen wohl oder übel mit Cara, ohne mehr zu wissen, als sie. Wir sind immer auf demselben Wissensstand, erfahren nichts als Leser, das wir ihr voraushaben. Und können uns so tatsächlich besser in ihre Situation reindenken. Es ist diesmal etwas schwieriger darüber zu erzählen, aber das Buch lebt auch ein wenig von einer sich aufbauenden Atmosphäre der Spannung, aber auch des Vertrauens zwischen Cara und Josh, zwischen denen eine fühlbare Bindung entsteht. Je länger wir im Buch unterwegs sind, desto mehr sehen wir selbst etwas, das die Protagonisten anscheinend nicht so sehen, oder nicht wahrhaben wollen. Es gibt nämlich im Buch aber auch diese ironische Art von Witzigkeit, Humor, ja gar von ironischer Vertrautheit und Plänkelei. Die Chemie zwischen Josh und Cara ist einfach viel zu gut, als dass man sie ignorieren könnte. Oder hat das Ganze etwa gar nichts zu bedeuten, und ist nur Mittel zum Zweck? Und wenn, zu welchem Zweck überhaupt?

Bei diesem Buch verbirgt sich hinter der Maske der College- und Universitätsgeschichte einiges mehr, was man erst ergründen muss. Wir haben hier keine vor sich dahinplätschernde Liebesgeschichte, und trotzdem sind wir mit Emotionen umgeben. Hier kommen aber noch Misstrauen, Vertrauen, der Verlust dessen, und ganz viele andere Gefühle dazu. Und trotzdem büßt das Buch nichts an Spannung ein. Es hat ein wenig über die ersten Kapitel gedauert, aber dann war man sofort total von der Geschichte hypnotisiert, weil alles immer merkwürdiger wurde, und man alles, auch als Leser, hinterfragt hat. So ging es zumindest mir. Gefühlt hat man sich wie in einem Zwielicht aus Emotionen und Euphorie, aber auch Misstrauen, und dem Wissen, dass man einfach wirklich bis zum Schluss nicht weiß, WEM man eigentlich trauen darf. Was das mit unseren eigenen Leseremotionen macht? Wir misstrauen jedem Protagonisten :D . Ich habe quasi eine ganz andere Geschichte beendet, die ich begonnen habe. Und das Zwischendrin hat sich verändert, geändert, hat mich mitgenommen, und wurde immer verzwickter, verworrener, geheimnisvoller, und damit auch spannender. Denn dies alles meine ich im absolut positiven Sinne. So wie Cara nicht mehr dieselbe am Ende der Geschichte ist, so ändert sich die Geschichte mit ihr. Was auf Leserbasis vollkommen grandios ist. Denn man taucht ein in die Welt, nicht der Universität an sich, sondern die Welt der Ravens, mit all ihren Regeln, Prüfungen, und dieser unterschwelligen Bedrohung, von der man nicht weiß, wo sie herkommt, und von wem sie ausgeht.

Das Buch ist eine Mischung aus College, Geheimnissen, und einer Schnitzeljagd mit verschiedenen Aufgaben, wie auch immer diese aussehen. Ziel und Erfolg ist es, die Anwartschaft der Ravens als Phase zu überstehen, und Mitglied in der Verbindung zu werden. Die Geschichte entfaltet sich langsam, aber auch unterschwellig, und unmittelbar. Denn auf einmal ist man mittendrin in Geschehnissen, bei denen man sich fragt, was hier eigentlich los ist. Und das, obwohl man kurze Zeit vorher noch als normale Studentin einfach ein Zimmer zum Wohnen gesucht hat, und ich mir anfangs etwas ganz Anderes vorgestellt habe. Man muss bei der Lektüre genau aufpassen, jede Einzelheit einsaugen, weil sie so wichtig ist oder sein könnte. Es gibt Puzzlestücke zum Einsammeln, die ein Gesamtbild ergeben, welches sich uns aber einfach bis zum Schluss nicht zeigen will. Denn alles fügt sich wie von Zauberhand, so dass man schon beinahe vorsichtig werden sollte und stutzig werden könnte, weil einem plötzlich alles auf dem Silbertablett serviert wird.

Es ist vor allen Dingen aber auch ein Buch über Freundschaft. Seufz. Und wie ich das so sage, stimmt es auch wieder nicht, denn Freundschaftsbücher klingen natürlich immer harmonisch und vertrauenerweckend. Doch dieses Buch ist anders. Und das definitiv. Denn die Freundschaften in diesem Buch muss man erst finden, sie müssen sich aufbauen, sind einfach oder schon ewig da. Sind geheim. Überdauern alles. Sind intrigant. Hintergehen uns. Und irgendwie, weiß man gar nicht wem man trauen darf, und wem man trauen kann. Also ist es wohl viel mehr ein Buch über das Vertrauen in die Menschen um uns herum, wer vertrauen erweckt, ob wir denen vertrauen können, bei denen wir es schon ewig tun, oder denen, die wir erst kurz kennen. Was das Buch auf alle Fälle geschafft hat ist, dass es mich vom ersten Moment an paranoid hat werden lassen :D . Naja, okay, das mag nicht sonderlich toll sein. Aber was ich damit ausdrücken will ist, dass es eine Atmosphäre der Gefahr schafft, eine in der man nicht weiß wem man trauen soll, und irgendwie auch eine Atmosphäre der Bedrohung. So kam es mir auf alle Fälle vor. Und das, obwohl im Text wirklich gar nichts von offensichtlicher Bedrohung rüberkam, nein, sogar ganz im Gegenteil. Cara freundet sich mit den Ravens und anderen an. Und am Ende fragt man sich dann nur noch wem man selbst vertraut, und ob Cara ihr Vertrauen in die richtigen setzt. Was gibt es sonst noch so über das Buch zu sagen? Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Es hat einen gaaaaaaanz fiesen Cliffhanger zu Band 2 :D. Man lässt jemanden im Dunkeln stehen, und sagt gerade so wenig, dass es nicht als Lüge gilt. Ganz im Sinne des Buches. :D

Das heutige Rezensionslied, bezieht sich dann auf den Untertitel. Denn ob man einen Feind küsst, oder nicht, das ist ja auch eine elementare Frage im Buch. Und im Gegensatz zum Liedtext kann man hier nicht so einfach am Kuss herausfinden, wie die wahren Gefühle des küssenden männlichen Wesens sind. Denn immerhin fragt das Buch ja, ob man den Feind küsst, oder den Freund, den Vertrauten…… oder wen überhaupt? O
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„How 'bout the way he acts? Oh no, that's not the way. And you're not listening, to all I say.
If you want to know, if he loves you so…….it's in his kiss…..that's where it is……oh yeah.“

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