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Veröffentlicht am 28.06.2021

Jede(r) hat die Möglichkeit, sein eigener Held zu werden

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Klappentext: Freundinnen fürs Leben: Susanne, Helma, Ellie, Ute und Marie kennen sich seit ihrer Jugend, sind zusammen erwachsen geworden und bis heute eng verbunden. Als Frank, ein Freund von damals, ...

Klappentext: Freundinnen fürs Leben: Susanne, Helma, Ellie, Ute und Marie kennen sich seit ihrer Jugend, sind zusammen erwachsen geworden und bis heute eng verbunden. Als Frank, ein Freund von damals, plötzlich stirbt, kehren Erinnerungen an einen Abend zurück, den sie alle vergessen wollten ...

„Heldinnen werden wir dennoch sein“ ist der neue Roman von Christiane Wünsche. Er setzt sich mit den verschiedensten Themen auseinander, die jedem schon mal begegnet sind und sicherlich auch immer wieder begegnen werden: primär Freundschaft, Loyalität, Vergebung, Ausgrenzung, Rassismus und Vertrauen. Er stellt damit die Frage: Wer bin ich? Und wer will ich sein?

Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistinnen aus der Gegenwart erzählt. Innerhalb der einzelnen Abschnitte der jeweiligen Protagonistin gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die nach und nach ein gemeinsam gehütetes Geheimnis aufdecken und mehr Einblick in die individuellen Handels- und Denkweisen bieten. Der Aufbau ist damit sehr gelungen und unglaublich spannend gemacht. Ab Seite 1 klebte ich gefesselt ans Buch. Die verschiedenen Charaktere sind sehr individuell und unterschiedlich gestaltet. Obwohl ich bei den vielen Namen und Figuren zunächst Bedenken hatte, alle auseinander halten zu können, fiel es mir letztendlich überraschend leicht. Das lag einerseits an der Personenübersicht am Anfang des Einbandes, zu der man sehr einfach zurückblättern konnte, andererseits an den wirklich sehr unterschiedlichen Charakteren, die sehr gelungen und gut gezeichnet und ausgearbeitet wurden.

Obwohl ich oft ahnte, was passieren würde, wurde ich stets gut unterhalten und inhaltlich sehr gefesselt. Die Geschichte ist nicht nur sehr spannend gemacht, sie bietet dem Leser auch jederzeit die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Die Figuren begegnen diversen, meist alltäglichen Situationen, auf die Jede auf ihre eigene Weise reagiert. Dies führte dazu, dass ich mich als Leserin entweder mit der Figur identifizierte oder genau das Gegenteil oder sogar Entsetzen bei mir hervorrief. Hierdurch habe ich durchgehend meine eigene Meinung und Einstellung zu den einzelnen Themen und Situationen hinterfragt! Ein wirklich großartiges Werk, um sich über die oben genannten Themen und seine eigene Einstellung dazu zu hinterfragen und vielleicht sogar, dazuzulernen. Ich persönlich finde es immer toll und wichtig, sich selbst zu hinterfragen. Bedauerlicherweise hat der letzte Abschnitt bzw. das Ende mich nicht ganz überzeugen können. Es wirkte auf mich etwas zu glatt und „zu heile Welt“, wenn auch einiges noch offen verbleibt.

Der Sprachstil ist sehr wortgewandt, leicht zu folgen und flüssig. Er unterstütz das bunte Bild der Protagonistinnen und hat mich sehr in seinen Bann gezogen!

Insgesamt ist dies ein wahrer Pageturner, der mit seinem Potpourri an Themen einen vielschichtigen und zur Diskussion anregenden Roman darstellt, der so viele alltägliche und zugleich doch auch wichtige Themen anspricht, die einem im Leben bereits begegnet sind und vermutlich auch immer wieder begegnen werden. Auch, wenn das Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat, hat mich der Roman insgesamt sehr berührt und beschäftigt. In Kombination mit einem sehr wortgewandten und zugleich flüssigen Sprachduktus ist dieser Roman für mich eine echte Entdeckung 2021!

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Von einem Land, das ins Koma fiel

Der ehemalige Sohn
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Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, ...

Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint.

„Der ehemalige Sohn“ ist ein Roman von Sebastian Filipenko über das Leben der Belarussen unter dem aktuell herrschenden politischen Regime. Die Geschichte rund um den jungen Franzisk steht dabei sinnbildlich für die Ohnmacht und Schockstarre eines diktatorisch geführten Landes.

Im Zentrum stehen dabei die verschiedenen Charaktere, die als Stellvertreter ihrer jeweiligen Gruppe (z.B. Opportunisten, Mitläufer, Opposition, Resignierte etc.) ein Abbild der Gesellschaft zeichnen. Hierdurch steht die jeweilige Rolle der Figur und nicht ihre individuelle Persönlichkeit im Vordergrund, was Distanz beim Leser hervorruft. Dennoch habe ich mit einzelnen Charakteren intensiv mitleiden oder mich auch in viele Handlungen hineinversetzen können. Hauptaugenmerk liegt jedoch stets beim politischen Hintergrund.

Der Roman ist gespickt von Schicksalsschlägen, erschreckenden Ereignissen, genauso wie lähmender Furcht, Schockstarre und seltenen Glücksgefühlen. Ich habe die Geschichte daher als anrührend, eindrucksvoll, erschreckend, interessant und spannend empfunden. An vielen Stellen lässt der Autor zudem Interpretationsspielraum, so auch bei seinem offenen Ende, was mir sehr gut gefallen hat.

Der Sprachstil ist teilweise eher brachial und wirkt etwas brüchig, woran ich mich zunächst gewöhnen musste. Ferner werden einzelne Situationen mit einer Wortgewalt bildhaft und eindrücklich geschildert. Darüber hinaus herrscht das Mitteilen der Figuren über Monologe vor. Anhand wiederholt überspitzter Darstellungen der Ereignisse und sarkastischer Einwürfe entsteht trotz schwerwiegender Thematik und grausamer Schicksalsschläge immer wieder eine spritzige Leichtigkeit. Das Buch las sich für mich wie von selbst und die Seiten flogen nur so dahin.

Die Kombination aus Roman und Aufarbeiten politischer Ereignisse im Kontext eines bis dato diktatorisch geführten Regimes und dessen Auswirkungen auf die Menschen empfand ich als unglaublich interessant und sehr gelungen. Reizvoll ist dies sicherlich insbesondere für diejenigen, die sich mit dieser Thematik bisher noch nicht intensiv auseinandergesetzt haben. Andernfalls könnte der Roman als redundant oder mit zu wenig Tiefgang empfunden werden. Grundlegend für das Verständnis sind für mich die Anmerkungen der Übersetzerin am Ende des Buches gewesen, die vorab gelesen werden sollten.

Fazit: Es handelt sich hierbei um einen bewegenden Roman, der die politische Lage in Belarus sehr gut verarbeitet und dennoch erstaunlich leicht zu lesen ist. Er gewährt einen Einblick in eine fremde Welt, bei dem die erschreckende Realität in eine anrührende Geschichte und Fakten in spitzfindigen, fast sarkastischen Humor verpackt werden.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Eine düstere, märchenhafte Trilogie, die nicht mehr aus den Händen gelegt werden kann

Winters zerbrechlicher Fluch
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„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist eine düstere Adaptation des klassischen Cinderella-Märchens. Im Vordergrund steht dabei die Protagonistin Mary aus Athos, die mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater ...

„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist eine düstere Adaptation des klassischen Cinderella-Märchens. Im Vordergrund steht dabei die Protagonistin Mary aus Athos, die mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater verheiratet werden soll. Auf dem Ball, an dem die Verlobung öffentlich gemacht werden soll, taucht jedoch plötzlich ein geheimnisvolles Mädchen in einem wunderschönen Kleid auf. Der Kronprinz ist sofort verzaubert und würdigt die am Boden zerstörte Mary keines Blickes. Am Ende der Nacht ist die schöne Unbekannte, namens Cinderella, jedoch verschwunden und hinterlässt nur einen gläsernen Schuh. Entschlossen, dem Schicksal Einhalt zu gebieten, versucht Mary diesen zu zerstören. Der erste Versuch verläuft jedoch erfolglos und so bleibt Mary nichts anderes, als den Schuh zu stehlen und damit zu verschwinden, womit sie den Lauf der Geschichte behindert und nachfolgend erschütternde Ereignisse auslöst...
„Winters zerbrechlicher Fluch (1)“ ist mit „Frühlings Tod (2)“ und „Herbst im Blut (3)“ eine zusammenhängende Trilogie einer hochspannenden und faszinierenden Neuinterpretation des Cinderella-Märchens. Erwartet habe ich ein Märchen rund um die Person, die der Prinz im Anblick von Cinderella verschmäht. Stattdessen wurde ich von einer völlig neuen und andersartigen Version in den Bann gezogen, in der viele weitere Märchen zu einem Gesamtbild verwoben werden, sodass eine völlig eigenständige für sich stehende Geschichte mit einer eigenen mystischen Fantasiewelt entsteht.
Hierbei steht Protagonistin Mary stets im Vordergrund und der Leser wird zunächst vorwiegend in ihren Wissensstand eingeführt. Stilistisch gibt es von Beginn an jedoch sehr viele Perspektivenwechsel zu den verschiedensten Handelnden, wodurch der Leser nach und nach Einblicke in die Sichtweisen und Ziele der weiteren Parteien erhält. Obwohl ich die Perspektivenwechsel grundsätzlich als sehr lebhaft und spannend empfunden habe, hatte ich zu Beginn noch Probleme diesen zu folgen, da man die Charaktere noch zu wenig kennt und die Geschichte hierdurch teilweise unruhig wirkte. Somit verlor ich als Leser von Beginn an den roten Faden. Dies milderte sich aber mit Fortschreiten der Geschichte und zuletzt habe ich es sehr genossen, die Handlung aus den verschiedensten Blickwinkeln zu erhalten. Hierdurch wurden mir einzelne Figuren auch sehr viel nähergebracht als es eine Geschichte aus nur einer Perspektive schaffen kann.
Insgesamt dauert es sehr lange, bis es zur Auflösung der vielen Handlungsstränge und Motive kommt. Erst ab der Hälfte der Trilogie wird der Leser stückchenweise mit Informationen gefüttert, wer gut/böse ist bzw. welches Ziel verfolgt und was sich hinter allem verbirgt. Obwohl man sich sehr schnell mitten im Geschehen befindet und die Dramatik immens ist, verbleibt durch die mangelnde Kenntnis an Hintergrundinformationen und das "im Dunkeln gelassen werden" lange ein großes Fragezeichen. Bei mir entstand dabei das Gefühl, sich vom Wissenstand her eigentlich noch in der Vorgeschichte/dem Prolog/im Aufbau der Geschichte zu befinden. Gleichzeitig erhöht dies aber den Nervenkitzel und man hat das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen. Oft konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Durch die vielen Charaktere und ihre Handlungen findet sich in diesem Werk ein Potpourri an Emotionen (Spannung, Thrill, Sehnsucht, Trauer, Chaos, Ekel, Melancholie, aber auch Hoffnung und Romantik), sodass ich als Leser immer wieder erneut ans Buch gefesselt wurde.
Der Sprachstil ist sehr flüssig und angenehm und hat mich ab Seite 1 in den Bann gezogen. In die Protagonistin Mary konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. So habe ich mit ihr mitgelitten als der Prinz sie verschmäht hat und um ihr Leben im Laufe der Geschichte immer wieder sehr gebangt. Mary vollzieht im Laufe der Geschichte eine große Wandlung. Diese wird von der Autorin sehr authentisch beschrieben und ich habe mich sehr gefreut als Mary von der passiven Marionette zur aktiven, mutigen Protagonistin wurde, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Mary wirkte wie verwandelt und hat damit der Geschichte zuletzt noch eine neue Facette gegeben. Besonders verliebt habe ich mich aber in den Jäger, der eine sehr tragische Rolle einnimmt und nicht nur mein Herz im Sturm erobert hat. Insgesamt habe ich immer wieder mit meinen Lieblingsfiguren (zu denen auch Tarek/Phillip und Susann gehören) mitgefiebert und mitgelitten.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von blutrünstigen Geschichten. In dieser werden die düsteren Abwege jedoch entweder nur angedeutet oder mit einer Nüchternheit und Distanz beschrieben, sodass ich mich gut mit dem brutalen Anteil abfinden konnte. Nichtsdestotrotz hätte ich auf einige Szenen und Elemente wie die hin und wieder auftauchenden „Splatterelemente“ z. B. die abgetrennten Pferdeköpfe auf der Stadtmauer, verzichten können, da sie auf mich eher überflüssig wirkten und den Eindruck von Chaos und Zerfahrenheit vermittelten, sodass ich hin und wieder den roten Faden verlor.

Um mich besser zurecht- und vor allem auch einzufinden, hätte ich mir von Beginn an ferner mehr direkte Beschreibungen gewünscht, um sofort tiefer in die mystische Fantasiewelt einzutauchen zu können. Örtliche Begebenheiten, die Landschaft, die verschiedenen Reiche und die Gesellschaftsstruktur werden nur portionsweise am Rande beschrieben und ich musste mir als Leser die Informationen gedanklich zusammentragen, was das Gesamtkonstrukt der neuartigen mystischen Fantasiewelt schmälert. Diese Szenen und Bilder hätten für mich daher intensiver ausgearbeitet und in mehr Abschnitten behandelt werden können. So wurde zu Beginn mein Eindruck noch verstärkt, in der Handlung der Geschichte außen vor gelassen zu werden. Im Laufe der Geschichte hat sich dies für mich aber gegeben und insbesondere im Teil „Herbst im Blut“ fühlte ich mich nicht nur bei den Charakteren, sondern auch in der Märchenwelt vollends angekommen.

Das Gesamtwerkt mündet zuletzt in einen faszinierenden und spannenden Showdown und bis zur letzten Seite bangte ich um meine Lieblingscharaktere. Die Geschichte erfährt bis zum Schluss so viele überraschende und spektakuläre Wendungen, dass ich mich vor der unglaublichen Fantasie der Autorin nur verneigen kann! Auch das für mich sehr emotionale Ende hinterließ bei mir einen bittersüßen Nachgeschmack und Tränen in den Augen.

Zusammenfassend handelt es sich um eine düstere, nahezu blutrünstige Version des Cinderella-Märchens, bei der die Spannung stets extrem hoch verbleibt und ab Seite 1 das Buch kaum noch aus den Händen gelegt werden kann. Auch wenn der Leser lange im Dunkeln tappt und für mich einzelne Szenen zugunsten des roten Fadens hätten gestrichen werden können:, sobald man sich an dies und die Erzählweise gewöhnt hat, bietet diese Romanreihe eine überraschende, fesselnde und fantasievolle Geschichte zum Mitfiebern, -zittern und -weinen, die so viel mehr ist als „nur“ eine Märchenadaptation! Außergewöhnlich, andersartig und damit absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Fischbrötchen und Salzkaramell

Fischbrötchen und Salzkaramell
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Katharina steht kurz vor ihrem 30. Geburtstag und hat nur ein Ziel: Ihre Karriere auf die nächsthöhere Ebene zu befördern und Teamleiterin in ihrem Betrieb zu werden. Dafür lebt sie bereits seit mehreren ...

Katharina steht kurz vor ihrem 30. Geburtstag und hat nur ein Ziel: Ihre Karriere auf die nächsthöhere Ebene zu befördern und Teamleiterin in ihrem Betrieb zu werden. Dafür lebt sie bereits seit mehreren Jahren sehr entbehrungsreich – neben der Arbeit hat sie kaum Zeit für ein Privatleben und oft fällt auch das Essen aus. Als sie vor Erschöpfung zusammenbricht, steht alles auf dem Spiel. Um sich abzuhärten und ihrem Chef (und sich selbst) zu beweisen, wie stark und dominant sie ist, bucht sie kurzerhand ein Survivaltraining in Eckernförde. Mit Trainer und Lebenskünstler Hannes läuft dieses jedoch ganz anders als geplant und Katharina fängt nach Jahren erstmals an, die Sinnhaftigkeit ihres Tuns infrage zu stellen.

„Fischbrötchen und Salzkaramell – Fördeliebe 2“ ist der zweite in Eckernförde spielende Roman von Jane Hell. Die Romane können grundsätzlich unabhängig voneinander gelesen werden, allerdings haben die Figuren aus Teil 1 in diesem einen Gastauftritt, die Details vorwegnehmen.

Auch in ihrem zweiten Roman bleibt Jane Hell ihrem unterhaltsamen, charmanten und witzigen Stil treu. Obwohl die Geschichte zum Nachdenken und Hinterfragen des eigenen Lebensstils anregt, verbleibt sie stets mit einer Leichtigkeit und unglaublich kurzweilig, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Im Vergleich zu Fördeliebe 1 hat sich bei diesem Teil das „große Urlaubsgefühl“ mit Unbeschwertheit bei mir jedoch nicht eingestellt, was vermutlich mit dem Grundthema, das mir auch persönlich sehr nahe geht, zusammenhängt. Dies hat für mich der Geschichte jedoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil hat mir dies gut gefallen, da der Roman sich so von anderen seiner Art absetzt.

Die Charaktere sind individuell gestaltet und von Beginn an sympathisch. Insbesondere in die Hauptfigur Katharina konnte ich mich – erschreckend – gut hineinversetzen. Im Verlauf des Romans macht sie eine glaubhafte und realistische Wandlung durch, die mir sehr gut gefallen hat. Besonders gefreut habe ich mich auch über den Gastauftritt von Hellen&Co, die man aus Fördeliebe 1 kennt und ebenfalls liebgewonnen hat. Mit angenehmen Lebensweisheiten und ulkigen Szenen gespickt, präsentiert sich der Roman wie aus einem Guss. Darüber hinaus kommt die Romantik nicht zu kurz. Anhand des flüssigen und bildhaften Schreibstils ist das Knistern zwischen den Hauptfiguren mit den Fingern zu greifen und man kann sich stets in die Charaktere hineinversetzen und mitfühlen.

Ich bin begeistert von der zum Nachdenken anregenden Geschichte mit ernstem Thema, die aber mit einer vergnüglichen Leichtigkeit gepaart wird, sodass die Romanseiten wie von selbst dahinfliegen. Ich freue mich schon auf Fördeliebe 3 und hoffe auf erneute Gastauftritte der lieb gewonnenen Charaktere!

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Kommissar Grauner gegen die Mafia

Das dunkle Dorf
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Im idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles ...

Im idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles liegt Kommissar Grauners Fokus bei seiner seit ein paar Tagen spurlos verschwundenen Tochter Sara. Zu allem Übel taucht auch noch Kommissar Grauners Kollege Saltapepe unter, der mit Mafiaboss Garebani noch eine offene Rechnung hat und nun scheinbar von dessen Tochter gejagt wird. Kommissar Grauner bricht daher alle Vorschriften und ermittelt gemeinsam mit seiner Ehefrau Alba im Verborgenen. Doch kann man zu zweit gegen die Mafia gewinnen?

„Das dunkle Dorf“ ist Band 6 der Reihe um Kommissar Grauner. Ich kannte die Krimireihe vorab noch nicht und hatte zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten, der Handlung oder den Figuren zu folgen, da der Autor den Leser stets sehr gut führt. Die Handlung ist unglaublich spannend und fesselnd. Sobald ich das Buch in den Händen hatte, konnte ich es kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht.

Die Seiten fliegen nur so dahin und die Figuren sind einwandfrei ausgearbeitet. Sie sind alle sehr verschieden, sodass einem die einzelnen Charaktere nicht nur gut in Erinnerung bleiben, sondern auch direkt ans Herz wachsen. Ausschließlich die Handlungen von Kommissar Grauners naiver Tochter Sara konnte ich nicht immer vollends nachvollziehen. Saltapepe und Tappeiner hingegen sind meine Favoriten und es war spannend die Entwicklung der beiden mitzuverfolgen. Als Leser wünscht man sich daher direkt eine Fortsetzung.

Das Mafia-Thema, das einem sonst schon überholt vorkommt, wurde vom Autor interessant und packend aufgearbeitet z.B. mittels eindrücklicher Darstellung der Kommunikation des Mafiabosses Garebani und seiner stummen Tochter. Die Geschichte enthält viele Details, zudem erhält der Leser einen Einblick in die Strukturen und Begebenheiten der italienischen Polizei(-arbeit), die für Außenstehende sonst nicht immer klar nachvollziehbar ist. Nichtsdestotrotz bleibt die Geschichte leichtfüßig und flüssig, da der Leser nicht mit Informationen überfordert wird. Allerdings war ich vom Ende des Romans etwas enttäuscht, da es mir zum Teil etwas realitätsfern erschien und ich es im Vergleich zur bis dahin extrem spannenden Geschichte etwas gemächlich und harmlos empfand. So kann ich – ohne zu viel zu verraten - mir nicht vorstellen, dass einzelne Figuren von der Mafia „in real life“ tatsächlich am Leben gelassen werden würden. Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte insgesamt als sehr gelungen und abwechslungsreich empfunden – nicht zuletzt bin ich doch sehr froh, dass eine meiner Lieblingsfiguren überlebt hat!

Der Sprachstil hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen. Dank der bildhaften Beschreibungen habe ich direkt Bergluft geatmet und die Szenerie vor Augen gehabt. Die Beschreibung des Alltags und der fade Beigeschmack der Touristen in einem Sehnsuchtsort werden wie auch das Dorfleben und das Verhältnis und die Dynamik unter den Dörflen von Beginn an einprägend dargestellt. Die Geschichte wirkt dadurch von Seite eins an atmosphärisch. Allein die Neigung zum Telegrammstil am Ende von Absätzen, der die rasante Entwicklung darstellt, ist nicht immer mein Fall gewesen. Auch wenn sie das Tempo der Abschnitte erhöht, was den Kriminalcharakter des Romans unterstreicht. Besonders gut hat mir zudem der sich durch den Krimi ziehende Perspektivenwechsel gefallen – so wurde der Krimi nicht nur extrem schnell rasant und fesselnd, sondern man konnte von jeder Hauptfigur Stimmungslage und Gedanken erfassen.

Insgesamt handelt es sich bei „Das dunkle Dorf“ um einen unterhaltsamen, ideenreichen und mitreißenden Krimi, den ich gerne weiterempfehle. Als Leser wollte man im Laufe der Geschichte nicht nur den Ausgang/die Auflösung der Kriminalgeschichte erfahren, sondern auch wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht. Dies ist für mich ein Hauptkriterium für eine gelungene Kriminalreihe, die man gerne weiterverfolgt. Ich freue mich daher schon jetzt auf eine Fortsetzung. Bis dahin habe ich nun Zeit, die Kriminalreihe um Kommissar Grauner und insbesondere die verschiedenen Figuren von Beginn an zu verfolgen.

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