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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2021

Berührend, emotional, tragisch-schön!

All This Time – Lieben heißt unendlich sein
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Da mir Rachel Lippincott und Mikki Daughtry mit „Drei Schritte zu dir“ ein absolutes Highlight geschenkt haben, war ich auf ihr euer zweites gemeinsames Werk wahnsinnig gespannt. Da stand für mich natürlich ...

Da mir Rachel Lippincott und Mikki Daughtry mit „Drei Schritte zu dir“ ein absolutes Highlight geschenkt haben, war ich auf ihr euer zweites gemeinsames Werk wahnsinnig gespannt. Da stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Der 18-jährige Kyle ist sich sicher, dass seine Freundin Kimberly die Liebe seines Lebens ist. Seit der 9. Klasse sind sie zusammen und gelten an ihrer Schule als das absolute Traumpaar. Doch dann erfährt Kyle am Abend der Abschlussfeier, dass Kimberly gar nicht vorhat, gemeinsam mit ihm auf die UCLA zu gehen, sondern ganz andere Pläne hat – Pläne, von denen Kyle nichts wusste, sein bester Freund Sam allerdings schon. Kurz danach eröffnet ihm Kim, dass sie die Beziehung beenden will. Kyle ist am Boden zerstört. Es soll aber noch schlimmer kommen. Nachdem Kim Schluss gemacht hat, haben die beiden auf dem Heimweg einen schrecklichen Autounfall, bei dem Kim ums Leben kommen wird. Für Kyle ist von da an nichts mehr wie zuvor. Er versinkt in Trauer, große Schuldgefühle plagen ihn. Doch dann lernt er eines Tages Marley kennen, die ebenfalls einen schweren Verlust erlitten hat. Dank ihr wird Kyles Schmerz erträglicher, von ihr fühlt er sich verstanden wie von niemanden sonst. Die beiden kommen sich allmählich immer näher. Hat ihre Liebe angesichts ihrer Vergangenheit aber überhaupt eine Chance?

Da mir „Drei Schritte zu dir“ so gut gefallen hat, ließ es sich bei mir nun natürlich nicht vermeiden, dass ich mit ziemlich hohen Erwartungen an das neue Buch des amerikanischen Autorinnenduos herangegangen bin. Hinzu kommt, dass der Klappentext von „All This Time“ einfach so gut klang und beim Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick; ich finde es traumhaft schön.
Leider muss ich sagen, dass das Buch nicht das von mir erhoffte Lesehighlight wurde. Mir hat es sehr gut gefallen, das schon, aber an das vorherige Werk der beiden Autorinnen reicht es in meinen Augen nicht heran.

Erfahren tun wir alles aus der Sicht von Kyle in der Ich-Form. Dass wir es dieses Mal ausschließlich mit einem Erzähler zu tun bekommen und nicht, wie im Vorgänger der Autorinnen, mit Sichtwechseln zwischen dem männlichen und der weiblichen Hauptfigur, hat mich etwas überrascht. Normalerweise mag ich Perspektivwechsel bei Liebesgeschichten lieber, hier aber finde ich die gewählte Erzählform absolut passend.
Mir war Kyle auf Anhieb sympathisch und da seine Gefühlswelt, insbesondere sein Trauerprozess, überaus einfühlsam und beeindruckend echt dargestellt wird, habe ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen können. Als Leserin ist man stets hautnah dran an Kyles Empfinden und Gedanken und fühlt und leidet richtig mit ihm mit.

Neben Kyle lernen wir noch eine weitere Figur kennen, die ebenfalls gerade einen schlimmen Verlust erlitten hat und daher Ähnliches durchmacht wie unser Ich-Erzähler: Marley, ein sehr ruhiges und nachdenkliches Mädchen. Marley umgibt eine längere Zeit etwas ziemlich Unnahbares und Geheimnisvolles und ist längst nicht so greifbar für uns Leser
innen wie Kyle. Ich muss gestehen, dass ich Marley zunächst ein wenig merkwürdig fand, aber je mehr wir über sie erfahren, desto lieber habe ich sie gewonnen und desto besser konnte ich sie verstehen. Mit ihr haben die Autorinnen auf jeden Fall eine ganz besondere Figur erschaffen, bei der ich es nur zu gut nachvollziehen konnte, dass Kyle von ihr fasziniert und ganz angetan ist. Wie die Annäherung und Liebesgeschichte der beiden beschrieben wird, fand ich großartig. Es ist wundervoll und bewegend zu sehen, wie sich die beiden gegenseitig Halt geben und ihr Schmerz dank des jeweils anderen langsam erträglicher wird.

Dass Rachel Lippincott und Mikki Daughtry echte Könnerinnen darin sind, sehr emotionale und traurige Geschichten zu erzählen, haben sie bereits mit „Drei Schritte zu dir“ unter Beweis gestellt und mit „All This Time“ bescheren sie uns nun erneut ein Buch, das einen ein wahres Wechselbad der Gefühle erleben lässt. Verlust, Trauerbewältigung, Schuldgefühle – auf dieser schweren Thematik liegt eindeutig der Fokus der Handlung und da sie mit ganz viel Feingefühl und Authentizität von den Autorinnen behandelt wird, kann man die Gefühle der Charaktere jederzeit vollkommen nachempfinden.

Mit unsere beiden Hauptprotagonisten und auch den Nebenfiguren konnten mich die Autorinnen eindeutig vollends überzeugen – bezüglich der Handlung kann ich mich jedoch nicht gänzlich positiv äußern. Mir persönlich war sie stellenweise etwas zu wirr. Manche Szenen haben mich zunächst mit einem Fragezeichen im Kopf zurückgelassen und insgesamt hat es mir zudem ein bisschen an Spannung gefehlt. Als langatmig habe ich die Geschichte an keiner Stelle empfunden, aber irgendwie konnte sie mich nicht so an die Seiten fesseln, wie ich es gerne gehabt hätte.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch aber tolle Lesestunden bereiten können. Rachel Lippincott und Mikki Daughtry haben mit „All This Time“ zweifellos eine sehr außergewöhnliche und bittersüße Liebesgeschichte über eine äußerst ernste Thematik geschrieben, die einen auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt und so einige höchst überraschende Wendungen enthält. Vor allem ein bestimmter Twist haut so richtig ein. Für mich zumindest kam diese große Wende völlig unerwartet. Ab diesem Moment ergeben die Geschehnisse mehr und mehr Sinn und man erkennt endlich, wie alles zusammenhängt.

Und zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Schreibstil. Von diesem bin ich richtig begeistert. Er ist gefühlvoll, mitreißend und wie aus einem Guss. Man merkt wirklich überhaupt nicht, dass hier zwei Personen am Werk waren, was ich echt beeindruckend finde. Rachel Lippincott und Mikki Daughtry haben definitiv mal wieder eine wunderbare Teamarbeit geleistet und auch wenn sie mich mit ihrem neuen Buch nicht so vom Hocker konnten wie mit dem Vorgänger, haben sie mir mit „All This Time“ dennoch ein Leseerlebnis bescheren können, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Fazit: Mikki Daughtry und Rachel Lippincott haben mit „All This Time“ ein weiteres tief berührendes Jugendbuch geschrieben, das voller Emotionen und Herzschmerz steckt und auf eine ungemein feinfühlige Weise eine sehr schwere Thematik behandelt. „All This Time“ erzählt eine tragisch-schöne Geschichte über Liebe, Verlust und Trauerbewältigung. Die Story ist herzergreifend, authentisch und romantisch und kann mit lauter überraschenden Wendungen aufwarten. Ich persönlich hatte mir ein bisschen mehr erhofft, bin aber dennoch begeistert von dem Buch. Ich kann es sehr empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 29.04.2021

Berührend, echt, humorvoll und romantisch.

Die Liebesbriefe von Abelard und Lily
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Als ich das erste Mal von „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang nach einer Geschichte ganz nach meinen Geschmack ...

Als ich das erste Mal von „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang nach einer Geschichte ganz nach meinen Geschmack und da der Roman besonders Fans von Eleanor und Park ans Herz gelegt wird (zu denen ich zweifellos gehöre), zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ das Jugendbuch-Debüt von Laure Creedle bei mir einziehen.

Die 16-jährige Lily hasst die Nebenwirkungen ihrer ADHS-Medikamente und setzt sie daher heimlich ab. Dass seitdem öfters mal etwas dank ihr kaputt geht, ist somit nicht verwunderlich. Als es zu einem erneuten Zwischenfall kommt, handelt sie sich schließlich eine Stunde Nachsitzen ein – zusammen mit dem an Asperger leidenden Abelard, ihrem Mittäter. Als dieser die ganze Schuld auf sich nimmt, küsst Lily ihn aus Dank ganz spontan und löst damit ziemlich verwirrende Gefühle in sich aus. Und in Abelard. Die beiden beginnen daraufhin miteinander zu chatten und kommen sich über ihren SMS-Kontakt immer näher. Kann eine Liebesgeschichte zwischen ihnen aber auch in der Realität existieren? Zwischen ihr, dem Mädchen, das ihre Impulse oft nicht kontrollieren kann und ihm, den Jungen, der sich vor Berührungen fürchtet?

Ich liebe Bücher über besondere Menschen; Erzählungen, die sensible und ernste Themen behandeln, fallen ebenfalls absolut in mein Beuteschema und auch Own-Voice- und Liebesromane lese ich immer wahnsinnig gerne. Da all das auf „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ zutrifft, war ich ausgesprochen guter Dinge, dass mir das Jugendbuch-Debüt von Laura Creedle überaus gut gefallen wird. Und wisst ihr was? Ich lag mit meiner Vermutung vollkommen richtig! Ich muss zwar sagen, dass meine Erwartungen nicht komplett erfüllt wurden, aber begeistert bin ich dennoch, definitiv. Laura Creedle hat mit „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ einen zauberhaften und sehr feinfühligen Jugendroman aufs Papier gebracht, in welchem sie die ungewöhnliche und tragisch schöne Liebesgeschichte zweier ungleicher Teenager mit Beeinträchtigungen erzählt.

Mit viel Herz, Humor und Authentizität gibt uns die Autorin einen großartigen Einblick in das Gefühlsleben einer 16-jährigen Jugendlichen, die an ADHS und Legasthenie leidet. Da ich selbst keine großen Erfahrungen mit ADHS und Legasthenie habe und vor allem was ersteres angeht eine ziemliche Laie bin, kann ich nun natürlich nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob die Darstellungsweise rundum realistisch ist. Ich gehe aber fest davon aus, dass dem so ist, schließlich hat die Autorin selbst beides diagnostiziert bekommen. Besser, als von einer Betroffenen, könnte man so eine Geschichte wohl gar nicht erzählt bekommen.

Lily, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich mochte ihre liebenswürdige, chaotische und lustige Art auf Anhieb und dank der gewählten Erzählform konnte ich mich von Beginn an mühelos in sie hineinversetzen.
Lilys Schulalltag, der aufgrund ihres ADHS und ihrer Legasthenie alles andere als leicht ist; ihr Widerwille gegen ihre Medikamente, da deren Nebenwirkungen sie so sehr verändern; ihre Impulsivität, Sprunghaftigkeit und überschwängliche Begeisterung, die ihrem ADHS zuzuschreiben sind; ihre Sehnsucht nach ihrem Vater, der die Familie vor einigen Jahren verlassen hat; ihre verwirrenden Empfindungen für Abelard, die das Chaos schließlich perfekt machen – all dies wird mit ganz viel Empathie und Echtheit beschrieben und da man als Leserin stets hautnah dran ist an Lilys Gefühlen und Gedanken, fühlt, leidet und fiebert man durchgehend richtig mit ihr mit.

Abelard mochte ich ebenfalls vom ersten Moment an total gerne. Da wir keine Passagen aus seinem Blickwinkel zu lesen bekommen und ihn nur aus der Sicht von Lily wahrnehmen, ist er für uns Leser
innen um einiges weniger greifbar als unsere Ich-Erzählerin. Dennoch erhalten wir auch über seine Krankheit ein sehr gutes Bild und bekommen vor Augen geführt, wie das Leben eines an Asperger leidenden Teeangers aussehen kann. Abelard ist sehr zurückhaltend, bei ihm muss alles strukturiert sein und schon leichte Verspätungen oder Berührungen können ihn ziemlich aus dem Konzept bringen. Dass bei zwei so anders tickenden Menschen eine Beziehung äußerst schwierig ist, könnt ihr euch sicherlich denken.
Abelard braucht Strukturen und ist recht in sich gekehrt, Lily ist sehr ungestüm und spontan und hat ihre Impulse oft nicht Kontrolle. So gegensätzlich die beiden aber auch sein mögen, sie harmonieren dennoch wunderbar miteinander und verstehen und akzeptieren einander. Ich fand es ungeheuer faszinierend und interessant das Zusammenspiel der beiden mitzuverfolgen und habe ihre Liebesgeschichte jederzeit als völlig realistisch und glaubhaft empfunden.

Neben Lily und Abelard konnte mich die Autorin auch mit den weiteren Charakteren überzeugen. Lilys alleinerziehende Mutter, ihre jüngere Schwester Iris, ihre verständnisvolle beste Freundin Rosalind, ihr Vater, Abelards Eltern – allesamt wurden sie sehr vielschichtig ausgearbeitet und verhalten sich stets absolut authentisch und nachvollziehbar.

Bezüglich des Schreibstils kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Er ist humorvoll und poetisch zugleich und hat sich für mich super angenehm lesen lassen. Sehr gut gefallen hat mir auch der rege SMS-Austausch unserer beiden Hauptprotagonisten. Die Idee, dass Lily und Abelard Zitate aus dem literarischen Werk „Abaelard und Heloise, ‚Liebesbriefe‘“ in ihre Nachrichten mit einbinden, fand ich richtig cool und originell.

Was die Handlung angeht, muss ich gestehen, dass sie mich leider nicht so an die Seiten fesseln konnte wie ich es gerne gehabt hätte. Die Geschichte wird sehr ruhig erzählt und für mich kamen stellenweise ein paar leichte Längen auf. Vor allem im ersten Drittel hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht. Hinzu kommt, dass ich mir insgesamt ein bisschen mehr von der Story erhofft habe. Vielleicht habe ich meine Erwartungen aufgrund des „Eleanor und Park“ - Vergleichs einfach ein kleines bisschen zu hoch geschraubt, keine Ahnung, aber irgendwie hat mir letztendlich doch etwas gefehlt. Ich hatte aber natürlich dennoch unheimlich viel Spaß beim Lesen und kann jedem nur ans Herz legen, Lily und Abelard und ihre einzigartige Liebesgeschichte kennenzulernen.

Fazit: Herzerwärmend, echt, witzig und romantisch. Ein wundervoller Roman über zwei ganz besondere Menschen und eine außergewöhnliche Liebe!
Laura Creedle ist mit „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ ein sehr berührendes und kluges Jugendbuch-Debüt gelungen, in welchem sie auf eine einfühlsame und authentische Weise einen tollen Einblick in das Leben eines Teenagers mit ADHS gibt und viele weitere wichtige Themen behandelt wie die erste Liebe, Legasthenie, Asperger, Freundschaft und Familie. Die Erzählung steckt voller Herzlichkeit und Leichtigkeit und ist ergreifend und unterhaltsam zugleich. Ich bin begeistert und kann „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ jedem wärmstens empfehlen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Spannend, unterhaltsam, überraschend tiefgründig und außergewöhnlich.

Das Camp der Unbegabten
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Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das ...

Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das Camp der Unbegabten“ hörte. Titel, Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb. Für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch unbedingt lesen muss.

Bjarne würde alles dafür tun, dass sich endlich eine übernatürliche Begabung bei ihm zeigt. Am liebsten würde fliegen können, davon träumt er schon seit langem. Da es die Theorie gibt, dass eine Begabung in einem erwacht, wenn man sie ganz dringend benötigt, kommt ihm eine wahre Schnapsidee. Gemeinsam mit seinem besten Freund Luca springt Bjarne von einer hohen Brücke, in der Hoffnung, dass dieser Sturz in die Tiefe die Fähigkeit fliegen zu können in ihm freisetzt. Das Ergebnis ist für Bjarne allerdings wenig zufriedenstellend. Er selbst hat nun einen gebrochenen Fuß und keine Begabung. Luca ist ohne Verletzung davongekommen, besitzt dafür nun aber eine übernatürliche Fähigkeit und lebt somit fortan in der angesehenen Welt der Superhelden. Bjarne wiederum landet nach einem erneuten misslungenen Versuch, seine Traumbegabung aus ihm herauszukritzeln, in einem Camp für Unbegabte. Ein Sommer voller Herausforderungen, Chaos und Abenteuer erwartet ihn.

Irgendwie war das Buch ziemlich anders als von mir erwartet. Im Nachhinein kann ich tatsächlich gar nicht mehr sagen, mit was genau ich eigentlich gerechnet hatte, aber es war auf jeden Fall nicht das, was ich hier zu lesen bekommen habe. Vor allem der Aspekt, dass die Handlung ausgesprochen tiefsinnig ist und viele wichtige Themen und bedeutsame Messages vermittelt, hat mich sehr positiv überrascht.
Bei das „Das Camp der Unbegabten“ handelt es sich wahrlich nicht um eine gewöhnliche Abenteuergeschichte mit ganz viel Spannung, Spaß und Superheldencharme. Gleich zu Beginn wird einem als Leser*in mehr als deutlich, dass viel mehr in diesem Buch steckt.

Bjarne, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, lebt in einer Welt, die sich von der unseren kaum unterscheidet. Bis auf die Tatsache, dass in ihr übernatürliche Begabungen existieren, richtige Superheldenkräfte. Als unbedingt nützlich kann man sie zwar nicht alle bezeichnen, aber egal, Hauptsache ist, dass man überhaupt eine Fähigkeit hat und dank dieser ein Leben wie ein echter Star führen kann, mit jeder Menge Ruhm, Ehre, Reichtum und zahlreicher Follower auf Social Media.

Boris Koch greift in seinem neuen Jugendroman ab 12 Jahren viele brisante Fragen und aktuelle Themen auf: Was macht einen Menschen eigentlich aus? Ist man als Mensch weniger wertvoll, wenn man einfach nur Durchschnitt ist? Was bedeutet Freundschaft? Welche Wirkung kann Instagram und Co. auf uns Menschen haben und welchen Einfluss können Influencer auf ihre Follower ausüben?

Ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben und wunderbar verpackt in einer fantasievollen und abenteuerlichen Anti-Superhelden-Geschichte setzt sich der Autor mit all diesen Dingen auseinander. Die Handlung gewinnt dadurch sehr an Tiefe und Ernsthaftigkeit und regt zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr humorvoll und fesselnd geschrieben und kann mit lauter überraschenden Wendungen und zahlreichen actionreichen Szenen aufwarten, sodass die amüsanten Momente und das eifrige Mitfiebern eindeutig nicht zu kurz kommen.
Mir hat diese originelle Mischung aus Fantasy, Realität, Witz und Spannung überaus gut gefallen, muss allerdings sagen, dass mir letztendlich dann doch etwas gefehlt hat. Mir persönlich hat es ein kleines bisschen zu lange gedauert, bis die Story so richtig in Fahrt kommt und irgendwie wollte bei mir dieser letzte Funke nicht komplett übersprungen. Klasse finde ich das Buch aber dennoch, zweifellos. Bezüglich der Handlung mag ich nicht vollends überzeugt sein, dafür aber konnte der Autor mit den Charakteren und dem Setting auf ganzer Linie bei mir punkten.

Unser Romandheld Bjarne war mir vom ersten Moment an sympathisch und dank der anschaulichen und authentischen Darstellung seiner Gefühls- und Gedankenwelt konnte ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen. Ich habe seinen Wunsch, fliegen zu können und seine Enttäuschung darüber, dass sich seine Wunschbegabung einfach nicht bei ihm blicken lassen möchte, nur zu gut nachvollziehen können und für seine Entschlossenheit und Beharrlichkeit habe ich ihn richtig bewundert. Bjarne versucht wirklich alles, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Er geht sogar auf den Vorschlag seiner Mutter ein, sich monoclorisch zu ernähren, was heißt, an einem Tag nur eine bestimmte Farbe zu essen.
Die ganzen verrückten Theorien haben mich des öfteren sehr schmunzeln lassen, zugleich haben sie mich aber auch traurig und fassungslos gestimmt. Ich fand es so schade zu sehen, dass sich Bjarne als ein solcher Verlierer und langweiliger Normalo ansieht. Mitzuerleben, wie er sich selbst so unter Druck setzt und auch vonseiten seiner Eltern unweigerlich belastet wird, hat mich richtig mitleiden lassen. Da in der Welt, in der die drei leben, aber nur die Menschen wirklich wertvoll zu sein scheinen, die eine Superheldenkraft besitzen, habe ich ihr Verhalten und Denken nur als realistisch empfunden.
Bei den weiteren Figuren schaut dies ganz genauso aus, auch deren Auftreten und Agieren fand ich vollkommen glaubhaft dargestellt. Da hätten wir zum Beispiel Bjarnes besten Freund Luca, der sich aufgrund seines neuen Lebens als Stars ziemlich verändern wird, oder das Mädchen Sia, die davon träumt, sich unsichtbar machen zu können.

Hinsichtlich des Settings hat mich ungeheuer gefreut, dass das Camp, in welchem wir uns den größten Teil des Buches über aufhalten, ein richtig cooles Internatsfeeling versprüht. Das Camp mit seinen verschiedenen Häusern wird echt toll beschrieben und die zahlreichen Wettkämpfe, die veranstaltet werden, sorgen für jede Menge Action und Spannung.

Im Verlauf der Handlung bekommen wir es sogar noch mit einer aufregenden Entführungsgeschichte zu tun, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Da sich zudem der Schreibstil angenehm flüssig und leicht liest und die Kapitel eine optimale Länge haben, hat man, ehe man es sich versieht, dass Buch auch schon wieder beendet. Ich zumindest habe es innerhalb kurzer Zeit durchgelesen.

Da das Ende abgeschlossen ist, gehe ich sehr davon aus, dass es sich bei „Das Camp der Unbegabten“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für eine Fortsetzung wäre jedoch durchaus vorhanden. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein Wiedersehen mit Bjarne und Co. geben wird.

Fazit: Boris Koch hat mit „Das Camp der Unbegabten“ ein außergewöhnliches Jugendbuch aufs Papier gebracht, mit welchem er mir tolle Lesestunden bereiten konnte. Die Geschichte ist unterhaltsam und überraschend tiefgründig zugleich, sie ist packend und humorvoll geschrieben und vermittelt so einige wichtige Botschaften und Aussagen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, allerdings hat es mir für 5 Sterne letztendlich dann doch nicht gereicht. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Spannend, mystisch, atmosphärisch!

PaNia - Gefangen im Wind der Zeit
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Da mir die ersten beiden Bände der PaNia-Reihe wahnsinnig gut gefallen haben, habe ich mich auf den dritten Band tierisch gefreut. Optisch konnte auch dieser Teil schon mal auf ganzer Linie bei mir punkten. ...

Da mir die ersten beiden Bände der PaNia-Reihe wahnsinnig gut gefallen haben, habe ich mich auf den dritten Band tierisch gefreut. Optisch konnte auch dieser Teil schon mal auf ganzer Linie bei mir punkten. Sieht das Cover nicht umwerfend aus? Schon an den Einbänden der zwei Vorgänger konnte ich mich gar nicht sattsehen und auch hier war es bei mir Liebe auf den ersten Blick. Für mich zählen die Cover der PiNia-Bücher auf jeden Fall zu den schönsten Pferdebuchcovern, die ich kenne.
Ich war nun sehr gespannt, ob die wunderhübsche Aufmachung von Band 3 auch hält, was sie verspricht.

Um bei ihrem geliebten Windpferd Pan bleiben zu können, hat Nia eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Sie hat ihre Familie und ihr altes Leben komplett hinter sich zurückgelassen und sich den Menschen in dem alten, vergessenen Teil von Windheim angeschlossen. Hier, gefangen in einer Zeitschleife, kann sie endlich ganz viel Zeit mit ihrem Pan verbringen. Nia ist zunächst richtig glücklich mit ihrem Entschluss und ganz begeistert von ihrem neuen Zuhause. Doch dann kommt es zu einem schockierenden Vorfall mit einem der Wildpferde und Nia erkennt endlich, dass sie sich die ganze Zeit von der scheinbar friedlichen Idylle des Dorfes hat täuschen lassen. Ihr Pan und die anderen Windpferde schweben in großer Gefahr! Für Nia steht sofort fest, dass sie sie retten muss. Gemeinsam mit Hannes schmiedet sie einen riskanten Plan...

Ehe ich euch berichte, wie mir das dritte PaNia-Abenteuer gefallen hat, kurze Info an alle Neueinsteiger: Bei der PaNia-Serie sollte man unbedingt die chronologische Reihenfolge der Bände einhalten, da die Bücher sehr aufeinander aufbauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dem Geschehen in den Fortsetzungen problemlos folgen kann, wenn man ohne Vorwissen in sie eintaucht.

So viel dazu. Kommen wir nun zu meiner Meinung über den dritten Band. Da ich die die beiden Vorgänger so genial fand, habe ich mir von meiner Rückkehr in das PaNia-Universum natürlich äußerst viel erhofft. Ein kleines bisschen zu hoch waren meine Erwartungen wohl, denn leider konnte mich dieser Teil nicht so mitreißen und vom Hocker hauen wie es den beiden vorherigen Bänden geglückt ist. Ich kann noch nicht mal so wirklich sagen, woran genau es nun lag. Jede Menge Spannung, Mysterien und überraschende Wendungen sind definitiv vorhanden und auch sonst kann die Erzählung mit lauter wunderbaren Dingen aufwarten. Irgendwie wollte der Funke bei mir dieses Mal nur trotzdem nicht komplett überspringen. Begeistert von dem Buch bin ich aber dennoch. Sabine Giebken ist mit „Gefangen im Wind der Zeit“ zweifellos ein weiterer richtig toller Folgeband gelungen, mit welchem sie uns ein packendes Pferde-Fantasy-Abenteuer voller Rätsel, Emotionen, Atmosphäre und Magie schenkt.

Als Leser*in verschlägt es uns gleich von Beginn an in den alten, vergessenen Bereich Windheims, in dem wir uns gemeinsam mit unserer Ich-Erzählerin Nia und den weiteren Dorfbewohnerin in einer Zeitschleife befinden. Mit dem Setting konnte mich Sabine Giebken ganz klar wieder vollends überzeugen. Der magische Teil Windheims wird so herrlich bildlich beschrieben und versprüht durchweg eine faszinierend düstere Stimmung. Mir haben die anschaulichen und geheimnisvollen Beschreibungen ein wahres Kopfkino und den ein oder anderen kalten Rückenschauer beschert.

Die Charaktere haben mir ebenfalls wieder ausgesprochen gut gefallen. Unsere starke Hauptprotagonistin Nia, der liebenswerte Hannes, die weiteren Bewohner aus dem alten Teil Windheims – allesamt wurden sie erneut sehr facettenreich ausgearbeitet. Nett und sympathisch sind jedoch nicht alle, so viel sei schon mal verraten. In Windheim treibt jemand ein ganz übles Spiel mit den Windpferden, aber wer dahinter steckt, werde ich euch hier nicht erzählen. Spannung muss schließlich sein.

Apropos Spannung: Die kann sich wahrhaftig sehen lassen, besonders zum Ende hin mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe beim Lesen nur gemerkt, dass mich die Story stellenweise nicht so an die Seiten fesseln konnte wie ich es gerne gehabt hätte. Wie oben bereits erwähnt, mir hat dieses Mal irgendwie einfach etwas gefehlt.

Wovon ich aber eindeutig wieder ganz begeistert bin, sind die berührenden Pferdemomente. Sabine Giebken stellt die innige und außergewöhnliche Beziehung zwischen Nia und ihrem Windpferd Pan wieder sehr gefühlvoll da, sodass man an vielen Stellen tief bewegt dasitzt. Für Pferdeliebhaber ist die PaNia-Serie auf jeden Fall ein absolutes Must-Have! Ich kann die Reihe aber auch all denjenigen sehr ans Herz legen, die sich sonst eher selten in das Pferdebuchgenre verirren. Die PaNia-Geschichten sind definitiv viel mehr als nur Pferderomane.

Da ich bis vor kurzem annahm, dass es sich bei der PaNia-Serie um eine Trilogie handelt, hat mich das Ende erst ein wenig enttäuscht zurückgelassen, da ein paar Dinge offen bleiben. Auf der Website der Autorin habe ich gestern Abend aber zu meiner großen Freude gesehen, dass sie dort bereits einen vierten Teil für den kommenden Herbst ankündigt. Auf mein Wiedersehen mit Nia, Pan und Co. freue ich mich schon sehr und ich bin mega gespannt, was für eine Augenweide von Cover der Magellan Verlag wohl dieses Mal entwerfen wird.

Fazit: Ein großes Muss für alle Pferde- und Fantasyfans!
Endlich konnte ich wieder in das einzigartige PaNia-Universum eintauchen und auch dieses Mal habe ich eine zauberhafte Zeit darin verbracht. Auch der dritte Band erzählt eine spannende, mystische und tiefgründige Geschichte voller Überraschungen, Geheimnisse und bewegender Pferdemomente. Ich hatte unheimlich viel Spaß beim Lesen, allerdings hat es mir für 5 Sterne dieses Mal nicht gereicht. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine zuckersüße Sommerromanze voller Witz, Charme und Herz!

Wiedersehen mit Lucky
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Da mir meine zwei bisherigen Werke von Jenn Bennett unglaublich gut gefallen haben, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein neues Buch von ihr im Carlsen Verlag erscheinen wird. Da stand ...

Da mir meine zwei bisherigen Werke von Jenn Bennett unglaublich gut gefallen haben, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein neues Buch von ihr im Carlsen Verlag erscheinen wird. Da stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Die 17-jährige Josie ist es leid, ständig mit ihrer Mutter umziehen zu müssen und sich nie wirklich zu Hause fühlen zu können. Sie möchte endlich irgendwo Fuß fassen können. Ihr Plan lautet daher nun: Schulabschluss machen, gute Bilder für ihr Portfolio sammeln und dann am Ende des Sommers an die Westküste zu ihrem Vater zu ziehen, um von ihm zu einer guten Fotografin ausgebildet zu werden.
Bis dahin sitzt sie aber erst einmal in Beauty fest, dem Ort ihrer Kindheit, in dem sie bis zu ihrem 12. Lebensjahr gewohnt hat. Da ihre Großmutter gerade in Nepal ist, soll Josies Mum solange deren Buchhandlung führen, daher sind Mutter und Tochter in die kleine Küstenstadt zurückkehrt. Kurz nach ihrer Ankunft steht Josie auf einmal ihrem besten Freund von damals gegenüber: Lucky Karras. Seit ihrem Wegzug vor 5 Jahren hatten die beiden keinen Kontakt mehr und sind nicht allzu gut aufeinander zu sprechen. Josie muss sich jedoch eingestehen, dass sie Lucky ziemlich attraktiv findet und obwohl er sich recht unnahbar gibt, ist sie seinem Charme im Nu verfallen. Als Josie einen dummen Fehler begeht und Lucky ihr aus ihrer Notlage hilft, ist es schließlich komplett um sie geschehen...

Dies war mein drittes Buch aus der Feder von Jenn Bennett und auch mit diesem hat mir die US-amerikanische Autorin zauberhafte Lesestunden bereiten können. An mein aktuelles Lieblingsbuch von ihr (Unter dem Zelt der Sterne) reicht es für mich zwar nicht heran, muss ich sagen, und mir persönlich hat letztendlich dann doch etwas gefehlt, aber das wunderhübsche Cover und der Klappentext haben mir trotz allem eindeutig nicht zu viel versprochen. „Wiedersehen mit Lucky“ erzählt eine zuckersüße sommerliche Young Adult-Romanze mit viel Witz, Charme, Herz und Meer sowie jeder Menge spritziger Dialoge und einem herrlichen Wohlfühlambiente.
Für den Sommer ist „Wiedersehen mit Lucky“ wahrlich die ideale Lektüre. Jenn Bennett versteht sich zweifellos bestens darin, Geschichten voller guter Sommerlaune zu schreiben, in denen sie uns mit ihren anschaulichen und stimmungsvollen Beschreibungen die warme Jahreszeit nach Hause holt.

Gemeinsam mit unserer 17-jährigen Hauptprotagonistin Josie und ihrer Mum verschlägt es uns gleich zu Beginn in die kleine historische Hafenstadt Beauty in New England, in welcher die beiden bis zu Josies 12. Lebensjahr gelebt haben. Mit dem Setting konnte das Buch auf jeden Fall vollends bei mir punkten. Das Küstenstädtchen wird so schön atmosphärisch beschrieben und verströmt durchweg ein wunderbares Sommer-Feeling, sodass man beim Lesen auf einmal die unbändige Lust auf Urlaub am Meer bekommt. Sehr cool fand ich auch, dass Josie und ihre Mum während ihrer Zeit in Beauty den Buchladen von Josies Großmutter führen und wir somit in den Genuss von vieler Buchlädenszenen kommen.

Auch unsere Ich-Erzählerin Josie hat mir überaus gut gefallen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und dank der authentischen Darstellung ihrer Gefühls- und Gedankenwelt habe ich mich jederzeit problemlos in sie hineinversetzen können. Manche ihrer Entscheidungen habe ich zwar nicht immer gänzlich nachvollziehen können, muss ich gestehen, und stellenweise hat mich Josies Verhalten auch ein wenig aufgeregt, aber gestört hat mich das beim Lesen nicht. Ich habe all das nur als realistisch empfunden, Josie ist schließlich erst siebzehn. In dem Alter gehört es in der Regel dazu, dass man Fehler macht (und sich auch mal ein bisschen nervig verhält). Josie wird zudem aus ihren Patzern lernen und sich prima weiterentwickeln. Ich mochte sie wirklich sehr und habe sie für ihre Stärke richtig bewundert. Josie hat keine leichte Zeit hinter sich; sie ist mit ihrer Mutter volle fünf Jahre lang von einem Ort zum nächsten gezogen, konnte niemals Wurzeln schlagen und mit ihrer Mum, die man definitiv nicht als die beste Mutter bezeichnen kann, hat sie sich in der Zeit auch nicht so gut verstanden.

Was Josie in den fünf Jahren ebenfalls sehr belastet hat, ist die plötzliche Funkstille zu ihrem besten Freund Lucky. Seit ihrem damaligen überstürzten Aufbruch aus Beauty hat sich Lucky nicht mehr bei ihr gemeldet, was Josie anfangs sehr geschmerzt hat. Mit der Zeit hat sie immer weniger an ihn gedacht, aber als sie ihm nun, kurz nach ihrer Rückkehr in ihren alten Heimatort, in der Buchhandlung ihrer Grandma auf einmal gegenüber steht, kommt alles wieder in ihr hoch.

Lucky, hinter dem ebenfalls eine harte Zeit liegt, habe ich auch richtig liebgewonnen. Ich fand zwar, dass er ein ziemliches Klischee ist (Bad Boy, gut aussehend, geheimnisvoll und charmant zugleich), aber toll fand ich ihn dennoch. Ich meine: Er liebt Bücher und ist hilfsbereit, intelligent und witzig – so einen Kerl muss man doch einfach gernhaben. Seltsamerweise hat er in Beauty aber keinen guten Ruf und gilt als Unruhestifter. Alle warnen Josie vor ihm, aber da sie sich vom ersten Moment an zu ihrem ehemaligen besten Kumpel hingezogen fühlt, hört sie nicht darauf.

Mir haben die gemeinsamen Momente der beiden total gut gefallen. Ich mochte ihre lustigen Gespräche und ihre Witzeleien wahnsinnig gerne, ihre Ausflüge mit dem Boot habe ich richtig genossen und die Liebesgeschichte zwischen den beiden hat mir immerzu ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert und das Herz erwärmt.

Neben Josie und Lucky haben mir auch die weiteren Figuren ausgesprochen gut gefallen, wobei ich da nun nicht behaupten kann, dass sie mir alle sympathisch waren. Mit Josies Mum beispielsweise bin ich nicht komplett warm geworden und den blöden Adrian Summers wird wohl kein/e Leserin ins Herz schließen. Dieser Typ ist einfach nur der reinste Idiot.

Bezüglich der Handlung muss ich sagen, dass sie mir stellenweise irgendwie ein bisschen zu ruhig war. Als langatmig habe ich sie an keiner Stelle empfunden, aber ein bisschen mehr Tempo hier und da hätte ich trotz allem nicht schlecht gefunden. Großartig fand ich aber, mit wie vielen essenziellen Themen sich das Buch auseinandersetzt. „Wiedersehen mit Lucky“ handelt unter anderem von Freundschaft, Liebe und Familie, von Selbstfindung, Veränderungen und dem Erwachsenwerden. Die Geschichte zeigt überdies auf, wie wichtig es ist, ehrlich zueinander zu sein und über Probleme zu sprechen.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu der Gestaltung der Kapitelanfänge. Da Josie leidenschaftlich gerne fotografiert und Schilder zu ihren Lieblingsmotiven gehören, kommen wir Leser
innen zu Beginn eines jeden Kapitels in den Genuss einer Schildbeschreibung. Leider ohne Bild. Ich habe mich da ja gefragt, ob es die Schilder wohl auch in Wirklichkeit gibt. Hm, vermutlich eher nicht. Mir hat die Idee jedenfalls ungemein gut gefallen, auch wenn es der Fantasie von uns Leser*innen überlassen bleibt, wie die Schilder wohl aussehen mögen.

Fazit: Humorvoll, romantisch, herzerwärmend. Eine wundervolle Sommerromanze mit Wohlfühlgarantie.
Jenn Bennett hat mit „Wiedersehen mit Lucky“ hat einen supersüßen Young Adult Roman aufs Papier gezaubert, den ich jedem, der gerne fluffig-leichte und unterhaltsame Liebesgeschichten liest, nur ans Herz legen. Mir hat das Buch ein bezaubernd schönes Lesevergnügen beschert. Ich mochte die Charaktere und die Lovestory unheimlich gerne und das Setting und die Atmosphäre fand ich einfach nur klasse. Ich kann „Wiedersehen mit Lucky“ wirklich nur empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!

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