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Veröffentlicht am 26.04.2021

Toller Coming-of-Age-Roman

Dieses ganze Leben
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"Dieses ganze Leben" von Raffaella Romagnolo habe ich innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen. Mich hat der Roman um die 16-jährige Paola, Tochter aus einer reichen Familie, sehr berührt und begeistert.

Paola ...

"Dieses ganze Leben" von Raffaella Romagnolo habe ich innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen. Mich hat der Roman um die 16-jährige Paola, Tochter aus einer reichen Familie, sehr berührt und begeistert.

Paola ist eine Einzelgängerin, findet sich zu dick und hässlich und verbringt ihre Nachmittage notgedrungen mit ihrem Bruder Richi, der im Rollstuhl sitzt, und den Paola spazieren schieben muss. Sie erkundet die Gegend fernab der elterlichen Villa, zieht durch das Wohngebiet mit den Sozialbauten und Industriehallen und lernt dabei sich selbst kennen.

Aber nicht nur Paolas eigene Probleme spielen in dieser Geschichte eine große Rolle. Auch der Rest der Familie hat sein Päckchen zu tragen. Von der großen Liebe, die die Großmutter in jungen Jahren nicht heiraten durfte, bis hin zum großen Umweltskandal, in den das Unternehmen der Familie verwickelt ist, kommt alles auf den Tisch.

Ein toller Coming-Of-Age-Roman, der auf jeden Fall zu meinen Lese-Highlights des Jahres gehört.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Ein wunderbarer Schmöker

Fritz und Emma
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Fritz und Emma kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Sie sind am selben Tag im selben Jahr in Oberkirchbach geboren. Irgendwann wurde aus ihnen ein Paar. Und als Fritz 1947 aus dem Krieg und der Gefangenschaft ...

Fritz und Emma kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Sie sind am selben Tag im selben Jahr in Oberkirchbach geboren. Irgendwann wurde aus ihnen ein Paar. Und als Fritz 1947 aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurückkehrt, wollen sie heiraten. Doch dann geschieht etwas, das beider Leben verändert. Von einem Tag auf den anderen gehen sich Fritz und Emma aus dem Weg und reden kein Wort mehr miteinander.
2019 zieht Marie mit ihrem Mann Jakob nach Oberkirchbach, denn Jakob hat in dem verlassenen Dorf die Pfarrstelle bekommen. Nach und nach lernen die beiden die Dorfbewohner kennen - auch Fritz und Emma. Und als Marie erfährt, dass sich die 92-jährigen seit Jahrzehnten meiden und kein Wort mehr miteinander reden, beschließt sie zu handeln.

Barbara Leciejewskis neuer Roman "Fritz und Emma" ist ein toller Schmöker. Ein regelrechter Pageturner, wie man so schön sagt. Die Geschichte springt in einzelnen Kapitel zurück in die Vergangenheit und erhält dadurch Spannung. Sehr bewegend wird vom Leben der Menschen in dem kleinen Dorf berichtet. Von ihren Problemen und Sorgen - früher und jetzt. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, so hat mich das Buch doch vom Anfang bis zum Schluss absolut begeistert und berührt. Eine wunderbare Lektüre für zwischendurch, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Wenn Gegenwart und Vergangenheit kommunizieren

Kleine Wunder um Mitternacht
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Atsuya, Shota und Kohein sind auf der Flucht und entschließen sich, die Nacht in einem alten Gemischtwarenladen zu verbringen. Kaum sind die Kleinkriminellen dort angekommen, wird von außen ein Brief durch ...

Atsuya, Shota und Kohein sind auf der Flucht und entschließen sich, die Nacht in einem alten Gemischtwarenladen zu verbringen. Kaum sind die Kleinkriminellen dort angekommen, wird von außen ein Brief durch einen Schlitz in den Laden geworfen.
Und es bleibt nicht bei dem einzigen Brief. Die Post ist für Yuji Namiya gedacht, der vor vielen Jahren dort gelebt und gearbeitet hat und den Leuten mit sehr wertvollen Ratschlägen zur Seite stand.
Schnell stellt sich heraus, dass das verlassene Geschäft ein Geheimnis birgt. Ein Geheimnis, das die Männer ganz schön durcheinander bringt.

"Kleine Wunder um Mitternacht" erzählt in mehreren Episoden von ganz unterschiedlichen Menschen und deren Problemen im Leben. Sie alle wenden sich an Yuji Namiya, um Hilfe zu bekommen. Was anfangs wie einzelne Geschichten aussieht, entwickelt sich zunehmend zu einem stimmigen Ganzen.

Keigo Higashin ist vor allem durch seine erfolgreichen Krimis bekannt. Unter anderem die Physikprofessor-Yukawa-Reihe und auch die Inspektor-Kaga-Reihe haben sich millionenfach verkauft.
Nun hat der japanische Autor, der bereits mehrere Literaturpreise erhielt, ein ganz anderes Buch geschrieben.
Es ist ein zauberhafter Roman entstanden, der von Geheimnissen und Wundern erzählt - auf sehr anrührende Weise, ein bisschen philosophisch und auch ein wenig humorvoll - ein Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann!

Das Buch hat 416 Seiten, wurde von Astrid Finke ins Deutsche übersetzt und erscheint am 13. April im Limes Verlag.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Melancholie

Die Telefonzelle am Ende der Welt
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Eine einsame Telefonzelle - sie steht eine Tagesfahrt von Tokio entfernt. Telefonieren kann man hier nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Aber Gespräche kann man führen, wenn man den Hörer abnimmt, ...

Eine einsame Telefonzelle - sie steht eine Tagesfahrt von Tokio entfernt. Telefonieren kann man hier nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Aber Gespräche kann man führen, wenn man den Hörer abnimmt, und den Stimmen seiner verstorbenen Angehörigen lauschen, die der Wind auf Reisen schickt. 
Die Radiomoderatorin Yui hat 2011 im Tsunami ihre Liebsten verloren. Daher kommt auch sie zur Telefonzelle am Ende der Welt, um an diesem magischen Ort ihrer Tochter und ihrer Mutter näher zu sein. Dort in Bell Gardia, dem Garten am Meer lernt sie den Arzt Takeshi kennen, der ebenfalls einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat. 

Laura Imai Messina, die in Rom geboren wurde und mit dreiundzwanzig Jahren nach Japan zog, hat mit "Die Telefonzelle am Ende der Welt" einen wunderbaren Roman geschrieben, der in Italien und Großbritannien wochenlang auf der Bestsellerliste stand.
Inspiriert von einer wahren Geschichte ist ein leises Buch entstanden, das einen sehr berührt und verzaubert. Sprachlich ganz fein und sehr melancholisch erleben wir, wie Menschen mit ihrer Trauer umgehen und wieder zurück ins Leben finden. 
Selten habe ich einen so dezenten und trotzdem intensiven Roman gelesen.
Es ist eine ganz besondere Lektüre voller Zärtlichkeit, die ich sehr empfehlen kann. 

Das Buch ist im btb Verlag erschienen, wurde von Judith Schwab aus dem Italienischen übersetzt und hat 352 Seiten. 


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Veröffentlicht am 26.03.2021

Einfach großartig!

Der große Sommer
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Um es schon mal vorweg zu nehmen - dieser Roman ist einfach wunderbar, ein Highlight am Bücherhimmel!

Unbeschreiblich - dieses Gefühl, wenn einen ein Buch ab der ersten Seite berührt, ja, regelrecht ...

Um es schon mal vorweg zu nehmen - dieser Roman ist einfach wunderbar, ein Highlight am Bücherhimmel!

Unbeschreiblich - dieses Gefühl, wenn einen ein Buch ab der ersten Seite berührt, ja, regelrecht von einem Besitz ergreift, in die Geschichte hineinzieht. Man fühlt mit den Protagonisten auf eine dermaßen intensive Art mit. So ging es mir bei Ewald Arenz' neuem Roman "Der große Sommer", der heute erscheint. Ich hatte das Glück, ein Leseexemplar zu bekommen und das Buch somit schon vorab genießen zu dürfen.

Frieder ist 16. In der Schule kämpft er erfolglos mit Mathe und Latein, was dazu führt, dass er schließlich in die Nachprüfungen muss.
Während seine Familie im Süden Urlaub macht, verbringt er die Sommerferien zu Hause bei seinen Großeltern und muss mit seinem Großvater lernen.

"Der große Sommer" ist ein tiefgehender Coming-of-Age-Roman, der Anfang der 80er-Jahre spielt und zwischendurch in kurzen Abschnitten in unsere gegenwärtige Zeit springt und hier Friedrich Büchner als Erwachsenen erzählen lässt.
Ewald Arenz ist wieder einmal ein melancholischer, kluger und berührender Roman gelungen, der - durchaus auch gespickt mit Humor - vom Erwachsenwerden erzählt, von diesem einen Sommer, von der ersten großen Liebe, von Freundschaft, aber auch von Trauer.
Geschickt gewählt finde ich die Jahreszeiten der beiden Zeitebenen, auf denen die Geschichte spielt. Der Sommer steht für die Jugend, der Herbst für das Erwachsenenalter.
Es ist eine Lektüre, die lange nachklingt und die mich, nachdem ich selbst in den 80ern Teenie war, ganz besonderes berührt hat.

Ja, und wenn ein Buch dann noch dazu ein so wunderschönes Cover hat, dann ist es wirklich rundum gelungen.

"Der große Sommer" ist im DuMont Verlag erschienen und hat 320 Seiten.

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