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Veröffentlicht am 12.10.2021

Ein "leichter" historischer Roman

Der Pfeiler der Gerechtigkeit
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„Der Pfeiler der Gerechtigkeit“ von Johanna von Wild ist am 07. Juli 2021 im Gmeiner Verlag erschienen. Der historische Roman spielt im Verlauf des 16. Jahrhunderts sowohl in Würzburg als auch in Venedig. ...

„Der Pfeiler der Gerechtigkeit“ von Johanna von Wild ist am 07. Juli 2021 im Gmeiner Verlag erschienen. Der historische Roman spielt im Verlauf des 16. Jahrhunderts sowohl in Würzburg als auch in Venedig. Hauptperson ist der Bäckerlehrling Simon, den man auf seiner Reise vom Bäckerlehrling zum angesehenen Zuckerbäckermeister begleitet.
Meine Vorfreude war riesig! Ein Buch über Würzburg, meine Heimatstadt. Ich liebe es immer noch ein bisschen mehr über die Vergangenheit bzw. Entstehung „meiner“ Stadt zu erfahren. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich über einen Straßennamen oder Nachbarort gelesen habe.
Ich musste mich zunächst ein wenig an den Schreibstil gewöhnen. Nach den ersten Kapiteln habe ich dann jedoch gut in die Geschichte hineingefunden. Zu Beginn des Buches sind die Kapitel/Abschnitte relativ kurz, was eher unüblich für historische Romane ist. Einerseits finde ich es recht angenehm, dass nicht alles super ausschweifend erzählt wird. Andererseits ging es mir dann doch manchmal etwas zu schnell. Etwas schade finde ich, dass die Zeitspannen so unterschiedlich gewählt sind. Bzw. wie viel über die einzelnen Jahre geschrieben wird. Zu Beginn waren es teilweise nur wenige Seiten für ein Jahr. Im Laufe des Buches werden die Kapitel immer länger, sodass ein Kapitel mit über 100 Seiten ausschließlich in einem einzigen Jahr stattgefunden hat.
Die Aufteilung der Kapitel hat mich teilweise etwas verwirrt. Manche Kapitel werden mit einer Zeitspanne von mehreren Jahren angegeben, andere nur mit einem Jahr. Im Anschluss folgt dann ein Jahr, das innerhalb dieser Zeitspanne liegt. Und manchmal wird während der Kapitel zwischen Venedig und Würzburg gewechselt, obwohl jedes Kapitel nach einer Stadt benannt ist. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches wird viel über die Entstehung Würzburgs und Erzbischof Echter berichtet. Das lässt dann jedoch stark nach. Ich hätte mich gefreut, hier noch weitere Informationen zu bekommen.
Mir sind die Protagonisten sehr schnell ans Herz gewachsen. Zumindest Simon und Julia. Sein Stiefbruder und -vater natürlich nicht! Die Entwicklung des Buches gefällt mir auch. Es wird nicht langweilig, da immer wieder etwas Unvorhergesehenes passiert. Die Verstrickung der Protagonisten ist geschickt eingefädelt und durchdacht. Gegen Ende wurden manche Stellen etwas schnell abgehandelt, das hat jedoch dem spannenden Schluss keinen Abbruch getan.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Einen großen Pluspunkt bekommt es vor allem deshalb, weil es von Würzburg handelt und ich so noch einiges über meine Heimatstadt lernen konnte. Die Geschichte und vor allem die Verstrickung der Figuren untereinander war interessant und durchdacht gestaltet. Hierdurch wurde die Spannung fast durchgehend hochgehalten. Insgesamt handelt es sich bei „Der Pfeiler der Gerechtigkeit“ um einen eher leichten historischen Roman, der sich nicht zu sehr in Details und Beschreibungen verliert.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Der Mann hinter den Hauskonzerten

Hauskonzert
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In der Konzertsaison 2019/20 wird Igor Levit vom Journalisten Florian Zinnecker begleitet. Er möchte mehr über den so genannten Jahrhundertpianisten erfahren, der sich auch noch gegen Rassismus, Antisemitismus ...

In der Konzertsaison 2019/20 wird Igor Levit vom Journalisten Florian Zinnecker begleitet. Er möchte mehr über den so genannten Jahrhundertpianisten erfahren, der sich auch noch gegen Rassismus, Antisemitismus und Menschenhass jeglicher Art einsetzt. Ich möchte das hier bewusst so provokant formulieren, da das anscheinend die vorherrschende Meinung der Allgemeinheit darstellt. Das Buch lädt jedoch dazu ein hinter die Fassade des Musikers zu blicken und beschreibt den Menschen, der hinter den Konzerten, Preisen und Twitter Posts steht.

Florian Zinnecker hat es durch seinen Schreibstil geschafft, mich bereits ab dem ersten Satz von „Hauskonzert“, das am 19.04.2021 bei Hanser erschienen ist, mitzureißen. Es ist so angenehm zu lesen. Es fühlt sich an als würde man mit den beiden Männern am Tisch in diesem Café sitzen. Die Kombination aus langen, beschreibenden Sätzen und sehr kurzen. Manchmal nur ein oder zwei Worte. Grandios! Er erzählt sachlich und dennoch mit Witz. Ich habe mich sofort wohl gefühlt. Obwohl ich noch nie etwas von Levit und Zinnecker gehört habe, sind mir die beiden so sympathisch und ich habe bereits nach den ersten Seiten das Gefühl, sie lange zu kennen.

Die Art wie der Autor die Musik beschreibt ist atemberaubend. Ich hatte Gänsehaut. Und das, obwohl ich, im Normalfall wenig mit klassischer Musik anfangen kann. Während dem Lesen saß ich mit im Großen Saal der Elbphilharmonie und konnte die Musik förmlich hören! Lediglich mit den häufigen Zeitsprünge, bei denen mir manchmal nicht klar war, wo man sich gerade befindet, und den vielen Personen, die oft nur beiläufig vorgestellt werden, habe ich mir manchmal etwas schwergetan.

Igor Levits Reise ist natürlich beeindruckend. Das wird einem vor allem auf den ersten Seiten gezeigt. Und dennoch wird auch hier schon angedeutet, dass mehr dahintersteckt. Dass auch das Leben eines Weltklassepianisten nicht nur aus Höhen besteht. Dass auch er sich Gedanken darüber macht, wer er eigentlich ist und was er tun soll. Er ist sehr selbstkritisch, nie mit sich zufrieden und immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Mir hat besonders die gelungene Komposition von Igor dem Pianisten und Igor dem Aktivisten gefallen. Denn auch als Jahrhundertpianist ist er einfach nur ein Mensch. Eben dies hebt er auch immer wieder hervor. Er ist weder ein Pianist, der sich für Politik interessiert, noch ein Aktivist, der zufällig auch sehr gut Klavier spielen kann. Beides ist tief in ihm verankert, es macht ihn aus.

Mit Begeisterung habe ich “Hauskonzert” gelesen. Florian Zinnecker schafft es, auf zugleich ernste und dennoch humorvolle Art und Weise, den Leser einen Blick hinter die Fassade von Igor Levit werfen zu lassen. Wenn es bis dahin noch nicht geschehen ist, möchte man sich unverzüglich seine Musik und vor allem seine Hauskonzerte anhören. Das Buch erzählt die Geschichte eines Jungen, der sich nie hat unterkriegen lassen, der nie mit sich zufrieden war und es auch noch nicht ist. Ich bin gespannt darauf, wie es weiter geht!

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Veröffentlicht am 11.05.2021

"Stolz und Vorurteil" 2.0

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Annabelle gehört zu einer der ersten Frauen, denen es erlaubt ist, im Jahr 1879 in Oxford zu studieren. Dies wird ihr durch ein Stipendium der Frauenbewegung ermöglicht. Während ihrer Arbeit für die Suffragistinnen ...

Annabelle gehört zu einer der ersten Frauen, denen es erlaubt ist, im Jahr 1879 in Oxford zu studieren. Dies wird ihr durch ein Stipendium der Frauenbewegung ermöglicht. Während ihrer Arbeit für die Suffragistinnen trifft sie auf Sebastian. Ein distanzierter Herzog, der als Wahlkampfberater der konservativen Tory Partei für alles steht, wogegen Annabelle kämpft. Die beiden Protagonisten sind hin- und hergerissen zwischen den gesellschaftlichen Regeln und der Anziehungskraft zueinander.
„Die Rebellinnen von Oxford – Verwegen“ ist am 30.04.2021 im LYX Verlag erschienen. Hierbei handelt es sich um das Debüt der Autorin Evie Dunmore und den Auftakt der „Die Rebellinnen von Oxford“ Trilogie.
Das Buch beginnt mit mehreren Zeitsprüngen und jeweils kurzen Einblicken in das Geschehen: Annabelles bisheriges Leben, der Beginn ihres Studiums, die erste Versammlung der Suffragistinnen, das Zusammentreffen von Annabelle und Sebastian. Der Schreibstil der Autorin ermöglicht einen leichten Einstieg. Besonders die Verwendung von „altertümlichen“ Worten und Redewendungen hat dazu beigetragen, dass man sofort im 19. Jahrhundert angekommen ist.
Besonders als Frau kann man sich mit der Protagonistin meiner Meinung nach sehr gut identifizieren. Wir können von Glück sprechen, dass es Frauen wie Annabelle und ihre Freundinnen gab, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben. Ohne sie wären wir heute nicht da wo wir jetzt stehen. Sebastian wirkt zu Anfang kühl, distanziert und sagen wir mal „sich seiner Stellung in der Gesellschaft bewusst“. Er mag zunächst unnahbar wirken, doch lässt sich schon erahnen, dass man bald einen Blick hinter seine harte Fassade werfen darf.
Neben der Beziehung zwischen Annabelle und Sebastian folgt man auch gerne der Nebengeschichte: ihre Freundinnen Hattie, Catriona und Lucie in der Frauenbewegung, die Beziehung zwischen Sebastian und seinem Bruder, Annabelles Professor, die Arbeit für die Frauenbewegung, der Einfluss der Queen, der Wahlkampf. Mir fehlte lediglich ein tieferer Einblick in Annabelles Studium. Evie Dunmore wechselt immer wieder die Erzählperspektive zwischen den Protagonisten. Der Leser kann so die jeweiligen Handlungen, Gefühle und Gedanken unglaublich gut nachvollziehen.
Jeder hat wahrscheinlich die Vermutung bzw. Hoffnung, wie das Buch am Ende ausgeht. Dennoch fiebert man mit, grübelt, wie man sich verhalten würde und überlegt, wie sich wohl die Protagonisten entscheiden werden. Bis zu den letzten Seiten bleibt offen, ob es letztendlich ein Happy End gibt.
Für mich hat „Die Rebellinnen von Oxford – Verwegen“ ein bisschen was von „Stolz und Vorurteil“. Die Anziehung, die zwischen Annabelle und Sebastian herrscht, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sowohl der Schreibstil, die Hauptprotagonisten als auch die Nebendarsteller sind von Evie Dunmore sehr gut gewählt. Lediglich Annabelles Studium ist mir deutlich zu kurz gekommen. Dennoch freue ich mich auf die nächsten Bände, in denen dann jeweils eine von Annabelles Freundinnen die Hauptrolle spielen wird. Ich kann das Buch jedem empfehlen, den historische Liebesromane begeistern!

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Lügen um jeden Preis

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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Ivy Lin wird als kleines Mädchen von ihren Eltern, die nach Amerika auswandern, bei ihrer Groß-mutter in China zurückgelassen. Erst ein paar Jahre später holen sie Ivy und schließlich auch die Großmutter ...

Ivy Lin wird als kleines Mädchen von ihren Eltern, die nach Amerika auswandern, bei ihrer Groß-mutter in China zurückgelassen. Erst ein paar Jahre später holen sie Ivy und schließlich auch die Großmutter nach Amerika. Ivy hat eine sehr strenge Erziehung durch ihre Mutter und Großmutter erhalten. Diese richtete sich danach aus, eine gute Bildung und Reichtum zu erhalten. Belohnun-gen gab es erst nach Bestrafungen. Vor allem die Großmutter hat einen großen Einfluss auf ihre Enkelin und motiviert sie schließlich zu ihren ersten kleinen Diebstählen.
Den Schreibstil fand ich zunächst gewöhnungsbedürftig, vor allem in den ersten beiden der ins-gesamt fünf Teile der Geschichte. Ich hatte das Gefühl ich würde auf Distanz gehalten, so wie Ivy ihre Mitmenschen auf Distanz hält.
Wer ein Buch lesen möchte, bei dem er Sympathie mit den Protagonisten empfinden kann, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Über die ganze Geschichte hinweg waren mir alle Charak-tere durchweg unsympathisch. Die Immigration der Familie Lin und die Einblicke in chinesisches Denken und Leben war für mich noch der spannendste Part.
Es gab aus meiner Sicht keinen nennenswerten Spannungsbogen und das Ende wurde relativ schnell abgehandelt. Den Plot Twist am Ende habe ich zwar nicht kommen sehen, trotzdem konnte er mich nicht überzeugen.
Wer auf ein Happy End wartet und dass sich die Geschichte nochmal zum Guten wendet, der wartet vergebens. In diesem Buch ist bis zum Ende rein gar nichts schön. Die ganze beschriebe-ne Welt in diesem Roman ist ein negativer Ort mit schlechten Menschen und einer großen Kluft zwischen Arm und Reich.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Der Funke ist nicht übergesprungen

Jade und Obsidian - Die Legende der Zwillingsschwerter
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„Jade und Obsidian – Die Legende der Zwillingsschwerter“ ist am 13. September 2023 bei cbt erschienen. Die Autorin June CL Tan schreibt in ihrem Debütroman über Ahn, die in der untersten Gesellschaftsschicht ...

„Jade und Obsidian – Die Legende der Zwillingsschwerter“ ist am 13. September 2023 bei cbt erschienen. Die Autorin June CL Tan schreibt in ihrem Debütroman über Ahn, die in der untersten Gesellschaftsschicht täglich um ihr Überlegen kämpfen muss, und über den ehemaligen Thronerben Altan, der seit dem Sturz seiner Familie im Exil lebt. Durch Zufall begegnen sich die beiden und müssen bald entscheiden, ob sie weiter ihre eigenen Pläne verfolgen oder für das Kaiserreich kämpfen wollen.

Der einfache Schreibstil hat den Einstieg in die Geschichte leicht gemacht. Lediglich die Namen der Protagonisten bzw. Orte waren vor allem zu Beginn für mich etwas schwierig. Außerdem wurden chinesische Begriffe/Worte nur teilweise erklärt. Wenn man dies zwecks Lesefluss nicht im Text machen möchte, kann ich das grundsätzlich verstehen. Dann wäre allerdings ein Glossar oder Ähnliches hilf-reich. So geht für mich leider etwas Inhalt verloren, weil ich nicht weiß, worüber gesprochen wird.
Leider waren die Namen, Orte und Begriffe aus meiner Sicht beinahe das Einzige, wodurch sich das asiatische Setting bzw. die chinesische Mythologie erahnen ließ. Hier hat mir mehr Atmosphäre gefehlt!

Die Handlung hat sich über große Teile einfach nur gezogen. Spannende Szenen umfassten nur wenige Seiten und wurden schnell abgehakt. Teilweise haben zwischen einzelnen Szenen Übergänge gefehlt, wodurch ich mich zunächst erst wieder orientieren musste, wo es gerade weitergeht.
Auch das Ende konnte mich leider nicht überzeugen. Es hatte grundsätzlich Potential, welches allerdings nicht ausgeschöpft wurde. Was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass es im Vergleich zum restlichen Buch übereilt und kurzgehalten war.

Die Geschichte rund um die Zwillingsschwerter hatte mich auf Anhieb angesprochen. Magie, chinesische Mythologie und packender Kampfszenen – das klang richtig gut. Leider konnte mich die Umsetzung nicht richtig begeistern. Es ist einfach kein Funke übergesprungen.

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