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Veröffentlicht am 19.04.2017

Guides - Die erste Stunde

Guides - Die erste Stunde
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Wollt ihr mal was Abgefahrenes hören?

„96 Prozent von dem ganzen Zeug im Universum ist dunkles, unerklärliches Irgendwas.“

Ist euch egal? Aber was sagt ihr, wenn von diesem dunklen, unerklärlichen Irgendwas ...

Wollt ihr mal was Abgefahrenes hören?

„96 Prozent von dem ganzen Zeug im Universum ist dunkles, unerklärliches Irgendwas.“

Ist euch egal? Aber was sagt ihr, wenn von diesem dunklen, unerklärlichen Irgendwas irgendwas in einem gigantischen, zylindrischen Raumschiff kurz in Iowa aufsetzt, dann zweihundertfünfzig Meilen nördlich von Minnesota entlangschlittert und nebenbei 18.000 Menschen tötet?

Nicht sagt ihr da. Doch das ist noch nicht alles...

Hi, ich bin übrigens Alice Goodwin, 17 Jahre alt und zur Hälfte eine Navajo. Von meiner Mum habe ich die dunkle Hautfarbe und das schwarze Haar geerbt. Leider ist sie gestorben, als ich acht war. Es ist traurig, aber wahr: Hätte sie weniger geraucht, wäre sie bestimmt noch am Leben. So habe ich nur noch meinen Dad, der bei der NASA arbeitet. Sein Job ist der eingentliche Grund, warum ich hier in Minnesota gelandet bin. Genauso wie dieses Raumschiff mit Aliens. Denn mein Vater soll das Schiff untersuchen, und deshalb musste ich das sonnige und vor allem warme Florida gegen Wind und Kälte im mittleren Westen eintauschen.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass sich meine Begeisterung in Grenzen hält. Auch wenn ich meinen Vater liebe, finde ich es ätzend, dass er mich ins Internat dieser – zugegeben exklusiven, wenn auch sehr „weißen“ – Minnetonka-Schule für Begabte und Talentierte steckt, weil er vierzwanzig Stunden am Tag arbeiten wird. Dabei wäre ich gut allein klargekommen, mit Bluebell, meinem BMW 550i Gran Turismo, meiner Kreditkarte und einem Lieferservive mit chinesischem Essen irgendwo in Minnesota.

Ehrlich, ganz so schlimm ist es hier nicht. Rachel und Brynne, meine Mitbewohnerinnen sind nicht nur sehr nett, sondern außerdem sehr begabt und sehr talentiert, die eine in Mathematik, die andere in Naturwissenschaften. Und gibt es da noch Kurt, was so deutsch klingt wie mein Bluebell. Tatsächlich ist er ein in Amerika aufgewachsener Inder und legt ziemlich viel Wert auf Respekt, Anstand und Würde, wenn man schon das Glück hat, reich zu sein. Ungewöhnlich, aber irgendwie amüsant.

Zurück zu den Aliens: Ihr könnt euch sicher denken, was hier nach der Landung los ist. Auch wegen der getöteten Menschen. Und dann erst seitdem sich das Schiff geöffnet und einen Blick auf die Aliens freigegeben hat, die erstaunlicherweise wie wir Menschen aussehen, nur mit sehr, sehr blasser Haut und einer Sprache, die wir nur mit Hilfe von Übersetzungscomputern verstehen. Sie nennen sich Guides und sagen, dass sie in Frieden und als Lehrer kommen. Ob wir ihnen glauben können?

Und noch ein weiterer aufregender Fakt: Zwei von ihnen sind jetzt bei uns in der Schule untergerbacht - Suski und Coya, Bruder und Schwester, und wenn man es so sehen will, sind sie so etwas wie die königliche Familie der Aliens.

Ich will nicht vergessen zu erwähnen, dass meine Freunde und ich das Raumschiff auf Wunsch meines Vaters betreten haben. Die Erinnerung daran ist verstörend. Weil irgendwas nicht stimmt. Plötzlich sind weitere Raumschiffe da, und sie schießen und jagen unsere neuen Freunde und damit uns. Wir müssen fliehen, nichts ist mehr einfach, nichts ist mehr dasselbe, und nirgends sind wir sicher. Unser Abenteuer beginnt...

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Robison Wells erzählt eine Geschichte, die nicht nur aktionsgeladen, mythisch und rätselhaft daherkommt, manchmal erschreckend und trotzdem mit einer beschwingten Note ausgestattet ist, sondern vor allem mit dem erfrischend modernen Witz seiner Erzählerin Alice Goodwin punktet.

Alice ist eine auffallende Persönlichkeit und erscheint auf den ersten Blick sehr von sich überzeugt, weil sie viel Wert auf Statussymbole wie ihren BMW legt. Zudem ist sie darauf bedacht, was andere von ihr halten. Sie verfügt allerdings über einen Sarkasmus, der ungewöhnlich für eine 17-Jährige ist. Gerade diese ironischen Anmerkungen sorgen bei den jungen Guides Suski und Coya für Unverständnis und damit für einige komische Momente.

Der Autor gönnt seiner Heldin außerdem eine kleine Romanze, die wohltuend dezent und sanft in den Ablauf eingebettet wird und dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt.

Insgesamt muss die Darstellung der jugendlichen Protagonisten als gelungen angesehen werden. Darüber hinaus geht es nicht nur um die Frage „Was wollen die Aliens?“, sondern die Außerirdischen erhalten einen Hintergrund und eine Geschichte. Mit Suski und Coya bekommen die Aliens sogar Gesichter und Stimmen und eröffnen dem Leser hiermit Verständnis für die Guides. Lediglich bei der Zeichnung der wirklichen Gegenseite greift der Autor auf Steriotypen zurück.

Als ein weiteres (kleines) Manko des Romans stellt sich das Ende dar. Während Robison Wells die Handlung langsam aufbaut und mit geschickten Zwischenspielen den Leser bei der Stange hält, nimmt das Geschehen ordentlich Fahrt auf und steuert rasant auf den Höhepunkt zu. Auf diese Weise wirkt es allerdings sehr gehetzt. Ein paar Seiten mehr zum wichtigen Aspekt der Mythologie der Anasazi bzw. ancestral puebloans und damit der Kultur der First Nation hätten zu einem befriedigenderen Leseerlebnis beigetragen.

So bleibt es bei einem gut konstuierten Science-Fiction-Abenteuer, in der jugendliche Helden mit Charakter agieren und sich Aktion, witzige und nachdenkenswerte Dialoge sowie ein Hauch von Romatik die Waage halten. Eine Empfehlung auch für Leser, die sonst keine Fans von Science Fiction sind.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Die Tochter des Fechtmeisters

Die Tochter des Fechtmeisters
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Als einzige Tochter des Rostocker Fechtmeisters Fritjoff Nykrantz führt Clarissa 1608 ein behütetes Leben, das ihr aber auch Vorteile gewährt. Sie darf fechten und an der Seite ihres Vaters auf die Reise ...

Als einzige Tochter des Rostocker Fechtmeisters Fritjoff Nykrantz führt Clarissa 1608 ein behütetes Leben, das ihr aber auch Vorteile gewährt. Sie darf fechten und an der Seite ihres Vaters auf die Reise ins ferne Frankfurt gehen, wo die Meisterschaft der Fechtbrüder stattfinden. Auf dieser Reise lernt Clarissa nicht nur neue Menschen und ihren Vater kennen, sondern erlebt Abenteuer, von denen sie im beschaulichen Rostock keine Ahnung hatte.

Sabine Weiß hat ein Händchen für historische Romane, wie sie mit "Die Tochter des Fechtmeisters" erneut beweist. Durch umfangreiche Recherche des historischen Hintergrundes gelingt der Autorin eine intensive Verknüpfung der fiktiven Geschichte und Figuren mit einst real existierenden Gegebenheiten und Personen. Hier werden einerseits die Streitigkeiten im Dunstkreis des Kaisers und andererseits die religiösen Auseinandersetzungen zwischen den Verfechtern des katholischen und protestantischen Glaubens, die zehn Jahre später im Dreißigjährigen Krieg münden werden, dargelegt. Zudem führt Sabine Weiß den Leser in die Welt der Fechtkunst. Dabei ist fachliche Anteil des Fechtens im Roman hoch. Ein legitimer Aspekt, sichert diese Ausführlichkeit doch der Geschichte ihre Lebhaftigkeit und versieht sie mit einem gewissen Reiz.

Die Autorin thematisiert neben dem Recht der Menschen auf freien Glauben auch Werte wie Freundschaft, Liebe, Kameradschaft, menschliches und ehrenvolles Verhalten. Denn "Ehre ist nicht nur eine Frage des Standes. Ehre ist eine Sache des Herzens.“ (Seite 368)

In dem zeitlich und örtlich versetzten Geschehen sind außerordentlich viele Personen eingebunden, die sich mittels Register im Blick halten lassen. Sie alle werden unterschiedlich präsentiert und erfahren differenzierte Darstellungen, die teilweise eine Zuordnung in "gut" und "böse" möglich machen, im Verlauf der Handlung überraschen, enttäuschen oder Zweifel verursachen. Durch die zahlreichen Figuren wirkt die Schilderung allerdings manchmal etwas überfrachtet und unruhig.

Die titelgebende Protagonistin Clarissa ist schön, lebhaft, stark, jedoch auch mit einem gewissen Eigensinn und einer rührenden Naivität und Arglosigkeit versehen, die sie möglicherweise heil durchs Leben bringt. Sie teilt die Begeisterung ihres Vaters für das Fechten, und im Haus ihrer Eltern hat sie die Möglichkeit, Teil dieser Welt des Vaters zu sein. Sie sieht das Fechten als eine Ertüchtigung, die den Körper stärkt und den Geist zur Ruhe bringt. Aber töten will sie niemanden. An sich ist Clarissa harmoniebedürftig und möchte mit jedermann gut Freund sein möchte.

Auf der anderen Seite steht Leander. Sein Dasein als Vagant ist ein freies und vielleicht auch von einer gewissen Romantik geprägt, gleichzeitig bedeutet es doch ebenso Rechtlosigkeit, Hunger, keine Bleibe, Unrast und Unruhe und mit dem Alter auch Schwierigkeiten, das Leben auf der Straße zu meistern. Trotz aller Kümmernisse, die sein Vater verursacht, hält Leander zu ihm, versucht, ihm beizustehen, ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Erst als erkennen muss, dass scheitern wird, entscheidet er sich, seinen eigenen Weg zu gehen und sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält...

Sabine Weiß hat eine abenteuerliche und emotionale Geschichte geschrieben, die einem nicht nur eine Zeit des Umbruchs näher bringt, sondern daneben an der Begeisterung fürs Fechten teilhaben lässt.

4,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 24.01.2017

Wechselbad der Gefühle

Finding Back to Us
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Callie ist auf dem Weg nach Hause, um dort den Sommer gemeinsam mit ihrer Schwester Holly und ihrer Stiefmutter Stella zu verbringen, als sie ihrem Stiefbruder auf dem Flughafen begegnet. Sieben Jahre ...

Callie ist auf dem Weg nach Hause, um dort den Sommer gemeinsam mit ihrer Schwester Holly und ihrer Stiefmutter Stella zu verbringen, als sie ihrem Stiefbruder auf dem Flughafen begegnet. Sieben Jahre hat sie ihn nicht gesehen, und sie erkennt ihn nicht. Nach dem Unfall ihres Vaters, bei dem dieser ums Leben kam, hatte die damals Dreizehnjährige Keith die Schuld zugewiesen und ihm nie verziehen, dass er die Familie ohne Erklärung verlassen hatte.

Nach wie vor leidet Callie unter dem Verlust des Vaters und straft Keith mit Ablehnung und Hass. Und doch entwickeln sich hinter der Wut und Feindseligkeit andere - verbotene - Gefühle, die so gar nicht zu denen passen wollen, die Callie sich in der Vergangenheit zugelegt zu haben glaubt. Aber kann sie sich darauf einlassen, und will sie dies überhaupt?

Wer hinsichtlich der Geschichte von Callie und Keith in "Was auch immer geschieht" mit einer ausführlichen Beziehung zwischen Stiefgeschwistern rechnet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Denn der Konflikt der "(Stief)Geschwisterliebe" wird von Bianca Iosivoni zwar thematisiert, steht jedoch nicht im Vordergrund und spielt erst gegen Ende überhaupt eine größere Rolle.

Vielmehr beschäftigt sich die Autorin ausführlich mit der Gefühlswelt ihrer Protagonistin, und dies gelingt ihr insbesondere durch die Darstellung des Geschehens aus Callies Ich-Position heraus.

"Ich schrieb meine Gefühle aus mir heraus, brüllte sie aufs Papier, atmete sie aus und verbannte sie in diese Textzeilen." (69)

Daneben bleiben die Empfindungen der anderen Figuren zurück, wenngleich sie auf Grund der geschilderten Begebenheiten, Reaktionen und Gespräche nachvollzieh- und spürbar werden.

Insgesamt gelingt der Autorin mit ihrer Art des Schreibens, die mit bildhafter und ausgewogener Sprache die Vorgänge in Szene setzt, im Großen und Ganzen eine gute Zeichnung der Figuren.

Callie macht zunächst den Eindruck, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen, sie wartet mit Charme und Humor auf. Es kristallisiert sich jedoch schnell heraus, dass sie einen wunden Punkt hat, der ihre unversöhnliche Seite zeigt. Nach dem Unfall, den sie und Keith überlebten, ihr Vater jedoch nicht, gibt sie ihrem Stiefbruder die Schuld und geht nach dem Wiedersehen sofort auf Konfrontationskurs. Entgegen all ihrer Bemühungen hat sie den Tod ihres Vaters weder verarbeitet noch überwunden und klammert sich an ihre negativen Gefühle wie Hass und Verzweiflung. Dabei entsteht manchmal der Eindruck, dass Callie sich in der Wiederholungsschleife befindet, weil sie sich immer und immer wieder mit ähnlichen Überlegungen beschäftigt, ohne vorwärts zu gelangen. Folglich tritt der Leser zeitweise gleichermaßen auf der Stelle und ist bemüht, Callie einen Schubs zu geben. Denn sie ist so in ihrem Trauma gefangen, dass sie darüber vergisst, dass auch andere einen Verlust erlitten haben.

Keith ist ein junger Mann, für den sich schnell Sympathie entwickelt lässt, obwohl er eine durchaus provozierende Art an den Tag legt, vor allem im Umgang mit Callie. Seine kleinen Bemerkungen fordern Callie heraus, bringen sie aus der Fassung und lassen sie die Beherrschung verlieren, aber verletzend sind sie nicht wirklich. Und sie setzen ein Denken und Nachdenken in Gang, das für Callie in letzter Zeit ohne Bedeutung war. Von Anfang an spricht vieles dafür, dass er nicht die Person ist, für die Callie ihn hält und das mehr hinter seinem Verhalten steckt, als der Leser zu diesem Zeitpunkt begreift. Immer mehr entpuppt sich Keith als feinfühliger junger Mann, der für Callie da ist und sie festhält, als sie ihn braucht, um ihr inneres Gleichgewicht und Ruhe zu finden. Das ist es, was ihr nach dem Unfall gefehlt hat.

Die widerstreitenden Gefühle werden begreifbar geschildert, beide spüren die gegenseitige Anziehung, sträuben sich aber dagegen. Der Zwiespalt, in dem sie sich befinden, wird deutlich. Es ist verständlich, dass es besonders für Callie beunruhigend ist, wie sich ihre negative Einstellung plötzlich verändert und anderen Empfindungen Platz machen.

Die anderen Figuren fügen sich harmonisch ins Geschehen ein. Hierbei fallen nicht nur Callies Schwester Holly mit ihrer erfrischenden Art und Stiefmutter Stella, die mit Warm- und Offenherzigkeit punktet, positiv ins Gewicht, sondern auch ihre Freunde Faye und Parker, die ihre eigene Geschichte haben. Offen bleibt, wie es beispielsweise mit ihnen weitergeht, was Spielraum für die eigene Fantasie lässt. Möglicherweise gibt es mit ihnen ein Wiedersehen.

Insgesamt schafft es die Autorin, das Wechselbad der Gefühle zwischen Callie und Keith so zu verdeutlichen, dass es eine Freude ist, sie zu begleiten, "Was auch immer geschieht".

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Handlung
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Glück des Gärtnerns

Meine Gärten zum Glück
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"Meine Gärten des Glücks" ist im Callwey Verlag erschienen und ist eine kartonierte Buchausgabe, die von einer transparenten Hülle "geschützt" wird. Ein Lesebändchen rundet diese vom Äußeren her sehr ansprechende ...

"Meine Gärten des Glücks" ist im Callwey Verlag erschienen und ist eine kartonierte Buchausgabe, die von einer transparenten Hülle "geschützt" wird. Ein Lesebändchen rundet diese vom Äußeren her sehr ansprechende Ausgabe ab.

Zunächst muss ich allerdings zugeben, dass ich etwas irritiert war von der Aussage der Autorin, dass die im Buch benannten Personen frei erfunden seien und es sich um einen fiktiven Text handele. Aber bei näherer Betrachtungsweise ist dies wohl lediglich eine Schutzmaßnahme rechtlicher Natur. Außerdem mindert es die Lesefreude keineswegs. Denn der Text ist flüssig und zum Teil humorvoll geschrieben. Frau Reber erzählt ihrem Liebsten im Rahmen einer Italienreise von ihren Gärten: dem ersten in Irland, der auch den größten Teil der Erinnerungen ausmacht, und den paar in der Schweiz, zwei oder drei (ich weiß es gar nicht mehr so genau). Denn wie gesagt, richtet sie ihr Augenmerk vor allem auf ihren irischen Garten, in dem sie schließlich acht Jahre lang werkelte und viele gärtnerische Freuden und Leiden durchlebt hat. Vor dem ersten Spatenstich hatte sie Null Ahnung von einem Garten, hat sich und den Garten ausgetestet, war erfolgreich (Rosen aus Wurzeln ziehen) und auch wieder nicht (Anlegen eines Gartenteiches), hatte mit gefräßigen Tieren und den Unbillen des Wetters zu kämpfen. So wie mit ihren Beziehungen, weswegen sie ihre Gärten immer wieder aufgegeben hat. Insofern ist das Gärtnern für die Autorin auch etwas wie Therapie gewesen, wobei ich nicht gänzlich nachvollziehen kann, "wie ihr das Gärtnern, die Natur und die Leidenschaft zum Grünen in schweren Zeiten die Freude am Leben zurückgegeben haben".

Muss ich ja auch nicht. Fakt ist, dass sich das Buch gut liest. Zudem ist es mit Fotografien von Stöh Grünig versehen, die dem Text zusätzliche Frische verleihen. Einige von ihnen finde ich wunderschön, andere gefallen mir nicht so. Aber das ist ja bekanntlich "Geschmackssache".

Alles in allem handelt es sich bei dem Buch um KEIN Gartenbuch im klassischen Sinne, sondern um eine Liebeserklärung an das Gärtnern an sich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Er, der einzige Gerechte

Der Islam
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Das Bekenntnis zu Gott und damit zum Glauben, dass Gott Schöpfer aller Dinge ist und dass es nur diesen einen Gott gibt und Muhammad sein Gesandter ist, ist die erste Säule des Islams. Allerdings lässt ...

Das Bekenntnis zu Gott und damit zum Glauben, dass Gott Schöpfer aller Dinge ist und dass es nur diesen einen Gott gibt und Muhammad sein Gesandter ist, ist die erste Säule des Islams. Allerdings lässt sich Gott oder Allah (im arabischen Sprachgebrauch) auf unterschiedliche Weise benennen, ohne dass damit seine Einheit und Einzigkeit ausgeschlossen wird. 99 Namen kennt der Islam, und Goethe, der sich dem Islam stets verbunden fühlte, benannte 1815 den 100.:

Er der einzige Gerechte
Will für jedermann das Rechte.
Sey, von seien hundert Namen,
Dieser hochgelobet! Amen.

Mit einer Einführung über die allgemeine Vorstellung von Gott beginnt das Buch "Der Islam. Für Kinder und Erwachsene" von Lamya Kaddor und Rabeya Müller. Es war eine gute Entscheidung, meine Wissenslücken über den Islam durch die Lektüre dieses Buches zu füllen. Und wahrlich habe ich die Lektüre nicht bereut.

Dieses Buch ist eine Einführung in den Islam, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist in elf Kapitel gegliedert, in denen von den Autorinnen die Grundlagen der Religion klar und verständlich darlegt werden. Neben der bereits erwähnten Bezeichnung von Gott werden die fünf Säulen des Glaubens dargestellt. Danach folgt die Beschreibung der Moschee als Haus der Gemeinde. Sodann rücken der Koran als Wort Gottes und nach einer kurzen Erläuterung der Scharia (das islamische Recht) Muhammad als Gesandter Gottes in den Mittelpunkt. Außerdem enthält das Buch Ausführungen zum Beziehungen von Frauen und Männer sowie zur Tradition und Kunst. Zudem werden die Verhältnisses des Islams zu anderen Religionen und zur Politik beschrieben und Situation der Muslime in Deutschland und in der Welt dargestellt. Im Anhang wird unter anderem der Frage nachgegangen, ob man den Islam zeichnen darf und dies bejaht. Denn dieses Buch ist mit Kulturillustrationen von Alexandra Klobouk versehen, womit ein besseres Verständnis des Textes erreicht werden soll, schließlich richtet sich das Buch an Kinder und Erwachsene. Ich denke, dass dies auch gelingt, obwohl es für mich persönlich der Bilder nicht bedurft hätte. Die Ergänzung durch die Schreibschrift empfinde ich teilweise als gewöhnungsbedürftig.

Dass das Buch von zwei Frauen verfasst wurde, merkt man ihm an. Es ist ohne jede Aggression, neutral, offen und modern geschrieben, schließt kein Thema aus und setzt sich im Rahmen einer Einführung zwar knapp, jedoch gleichwohl mit "heiklen" Themen wie Dschihad, Fundamentalismus und Islamfeindlichkeit auseinander.

Als Frau hat mich natürlich die Rolle der Frau interessiert. Denn gibt es nicht vielfach die Meinung, dass die im Islam die Frau dem Manne untergeordnet sei? Jedoch siehe da, ich zitiere:

Frauen sind als Geschöpfe Gottes den Männern gleichgestellt: Ihr Menschen, habt Ehrfurcht vor eurem Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat. Daraus erschuf er auch das Partnerwesen, und aus diesen beiden ließ er viele Männer und Frauen entstehen. (4:1)

Im Buch finden sich weitere Beispiele. Nicht nur deshalb kann ich eine Lektüre uneingeschränkt empfehlen.