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Veröffentlicht am 11.11.2021

Verschiedene Blickwinkel

Wenn ich wiederkomme
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Marco Balzano schafft es irgendwie immer wieder, Themen aufzugreifen, über die ich mir bisher noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe; sei es, weil ich keine Berührungspunkte damit hatte oder weil ich ...

Marco Balzano schafft es irgendwie immer wieder, Themen aufzugreifen, über die ich mir bisher noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe; sei es, weil ich keine Berührungspunkte damit hatte oder weil ich sie verdrängt habe. Die Geschichte der Pflegekräfte aus dem Osten, die ins Ausland auswandern um mit der Knochenarbeit, die bei uns niemand übernehmen möchte, ihre Familien zuhause versorgen, ist ein solches Thema.

Daniela lässt eines Nachts ihre Familie und ihre rumänische Heimat hinter sich, um in Italien als Pflegerin Geld zu verdienen und damit ihre Lieben daheim zu ernähren. Was diese Entscheidung sowohl für sie als Zurücklassende als auch für ihren Sohn und ihre Tochter als Zurückgelassene bedeutet, beleuchtet der Roman in drei Teilen.

Durch die wechselnde Perspektive wird die Erzählung besonders eindrücklich. Man erhält Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt aller Beteiligten, entwickelt sowohl Verständnis für Manuels jugendlichen Trotz als auch für die Hilfslosigkeit und Verlorenheit Danielas, die sich in der neuen Stadt mit schwierigen Patienten und Verständnisbarrieren auseinandersetzen muss und dafür Verständnis und Anerkennung von der Familie erhofft, die ihr verwehrt bleibt.

Die Figuren bleiben für mich, obwohl die Einblicke teilweise sehr tiefgreifend sind, etwas unnahbar. Manchmal fehlen mir ein wenig die Emotionen. Und doch schafft es das Buch, eine gewisse Verbindung aufzubauen. Das Verständnis, das Daniela bei ihren Kindern sucht, findet sie zumindest bei mir.

Fazit:
Ein interessantes und wichtiges Thema, aus allen Blickwinkeln betrachtet.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

24 Weihnachtskatastrophen

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Der Herr Inspektor Kluftinger scheint vielen ein Begriff zu sein, seine Kriminalgeschichten erfreuen sich großer Beliebtheit. Für mich war es eine gänzlich neue Erfahrung, um ehrlich zu sein hat mich das ...

Der Herr Inspektor Kluftinger scheint vielen ein Begriff zu sein, seine Kriminalgeschichten erfreuen sich großer Beliebtheit. Für mich war es eine gänzlich neue Erfahrung, um ehrlich zu sein hat mich das weihnachtliche Thema mehr angezogen als die Hauptfigur.

Herr Kluftinger steht kurz vor Weihnachten plötzlich alleine mit Besorgungen und Erledigungen da, nachdem seine Frau Erika von der Leiter gestürzt ist. Zu welchen Katastrophen sich seine Bemühungen auswachsen, wird schnell ersichtlich.

Die 24 kurze Kapitel lange Geschichte ist unterhaltsam und amüsant, solange man auf Klamauk steht und einen recht simplen Sinn für Humor hat. Fans von "Schöne Bescherung" werden auf ihre Kosten kommen und humoristische Parallelen entdecken, wer allerdings Wert auf political correctness legt, ist mit diesem Büchlein wirklich nicht gut beraten.

Besonders empfehlen kann ich, das Ganze als Hörbuch zu genießen. Die Vertonung einer Live-Lesung der beiden Autoren erweckt die Figuren erst so richtig zum Leben, die Interaktion mit dem Publikum trägt den Spaß nochmal auf eine neue Ebene und lädt ein zum Mitlachen.

Fazit:
Ob ich mir die Ermittlungsfälle des Herrn Kluftinger nun anschließend zu Gemüte führen werde, weiß ich noch nicht, mein weihnachtliches Herz hat es auf jeden Fall erfreut.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Neueinstieg geglückt

Die Rückkehr der Zwerge 1
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Markus Heitz hat mit seiner fünfbändigen Reihe rund um die Zwerge vor Jahren einen riesigen Erfolg gefeiert, der leider komplett an mir vorbei gegangen ist. Mit seinem Buch "Die Rückkehr der Zwerge" knüpft ...

Markus Heitz hat mit seiner fünfbändigen Reihe rund um die Zwerge vor Jahren einen riesigen Erfolg gefeiert, der leider komplett an mir vorbei gegangen ist. Mit seinem Buch "Die Rückkehr der Zwerge" knüpft er nun hunderte Jahre (oder Zyklen) später an seine Erfolgsgeschichte an.

In mehreren Erzählsträngen begleitet er Zwerge der verschiedenen Stämme in ihren Bestrebungen, ihr Heimatland zurückzuerobern. Im Mittelpunkt steht dabei Goimron, der auf der Suche nach Zwergenartefakten auf das Tagebuch seines berühmtesten Vorfahren Tungdil Goldhand stößt und damit eine riesige Suche anleiert, die auch die Feinde der Zwerge auf den Plan ruft.

Man merkt schnell, dass dieses Buch eine klassische High Fantasy-Geschichte ist: Zwerge, Orks, Albae und Elben, sowie Drachen und Menschen befinden sich in einem ständigen Gerangel um Macht und Edelsteine. Es gibt Magie und Intrigen, jedes Volk ist sich selbst das nächste und sich nicht zu fein dafür, den Verbündeten in den Rücken zu fallen. Es wird gereist und gekämpft.

Die Geschichte ist komplex, die Figuren vielzählig. und trotzdem fiel es mir nicht schwer, den Überblick zu behalten (und das, obwohl das Hörbuch kein Glossar oder eine Karte enthält). Der Autor hat einen überzeugend flüssigen Stil, die teilweise sehr skurrilen Namen wirken trotz allem authentisch (auch wenn ich für die Rezension zehnmal nachschlagen muss, wie sie sich denn nun schreiben).

Einen großen Beitrag zum Erfolg dieses Buches leistet für mich vor allem Johannes Steck mit der Vertonung. Er verleiht den Zwergen und anderen Figuren eine wirklich mächtige und eindringliche Stimme und schafft es auch, Emotionen gekonnt zu vermitteln.

Fazit:
Auch wenn dies mein erster Ausflug ins Reich Tungdil Goldhands war, so wird es mit Sicherheit nicht mein letzter gewesen sein.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Würdiger Abschluss

Das Schwarze Lied
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Vaelin al Sornas Abenteuer in den Westreichen finden nun mit "Das schwarze Lied" ein würdiges Ende.

Viele kennen die Dunkelklinge bereits aus der Rabenschatten-Reihe. Nun hat der Erfolgsautor mit der ...

Vaelin al Sornas Abenteuer in den Westreichen finden nun mit "Das schwarze Lied" ein würdiges Ende.

Viele kennen die Dunkelklinge bereits aus der Rabenschatten-Reihe. Nun hat der Erfolgsautor mit der Rabenklingen-Dilogie eine neue Geschichte um den Helden geschrieben, die man getrost auch ohne Vorkenntnisse lesen und genießen kann.

Die große Schlacht gegen Kehlbrand und seine Stahlhast ist verloren. Während sich Vaelin und seine Verbündeten zurückziehen, um ihre Kräfte zu sammeln und sich neu aufzustellen, breitet sich die Macht des selbsternannten Gottes immer weiter aus. Zudem kämpft unser Titelheld gegen die Kräfte, die ihm sein neu erlangtes, dunkles Lied verleiht.

Anthony Ryan hat einen ganz eigenen Schreibistil, der selbst eher ruhigere Abschnitte in epische Betrachtungen verwandelt. Seine Erzählung ist dabei so bildhaft, dass selbst die größten, verwirrendsten Schlachten im Kopf eine klar erkennbare Gestalt annehmen.

Dabei verliert er nie seine (zugegebenermaßen unzähligen) Figuren aus den Augen und schafft es trotz des Schlachtengetümmels, ihnen Tiefe und Charakter zu verleihen. Niemand wirkt blass oder austauschbar, zu jeder kann man eine Verbindung aufbauen.

Da sich die Geschichte ihrem fulminanten Ende nähert, nehmen natürlich die blutigen Auseinandersetzungen immer mehr zu, werden immer ausschweifender. Manches mal fragt man sich, ob es nicht einige blutige Details weniger hätten sein dürfen. Und trotzdem bleibt man gefesselt an die Seiten und fiebert dem letzten, endgültigen Showdown entgegen.

Anthony Ryan weiß eben, wie man epische Fantasy schreibt, und dieses Ende lässt darauf hoffen, dass wir bald mehr von ihm lesen können werden.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Loriot lässt grüßen

Barbara stirbt nicht
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Alina Bronsky hat ein großes Talent, ähnlich wie Loriot, den Finger auf die kleinen Alltagsprobleme der Menschen zu legen. Anders als beim Loriotschen typisch deutschen Mittelständler haben es Frau Bronsky ...

Alina Bronsky hat ein großes Talent, ähnlich wie Loriot, den Finger auf die kleinen Alltagsprobleme der Menschen zu legen. Anders als beim Loriotschen typisch deutschen Mittelständler haben es Frau Bronsky die eingebürgerten Osteuropäer angetan. Mit schwarzem Humor und Feingefühl widmet sie sich auch in ihrem neuesten Buch wieder einer solchen Bilderbuchfamilie.

Herr Schmidt wacht eines Morgens auf und muss plötzlich feststellen, dass seine Frau Barbara krank ist. Nun muss er die vielen kleinen Handgriffe übernehmen, die sie sonst, kaum sichtbar und vollkommen selbstverständlich für ihn, jahrezehntelang übernommen hat. Wie kocht man eigentlich Kaffee? Und was muss sonst noch erledigt werden, um den Haushalt am Laufen zu halten? Nach und nach beginnt so sein ganzes Weltbild zu wackeln.

Auf welchen Vorurteilen genau dieses Weltbild eigentlich aufgebaut ist und wie schnell es ins Wanken gerät, wenn man die Augen nicht mehr verschließen kann, zeigt dieser kurze, aber intensive Einblick in das Leben der Familie.

Es hat seine Vorteile, wenn man dieses Buch als Hörbuch genießt. Thomas Anzenhofer leistet ganze Arbeit, diesem Walter und seiner Familie eine Stimme zu verleihen. Allein Barbaras Ausruf "Ach, Walter!" löst bei mir ganze Bilderserien im Kopf aus (und sie alle tragen einen Hauch Loriot in sich).

Dabei ist die Geschichte nicht vordergründig humorvoll. Vielmehr schwankt man permanent zwischen Mitleid und Wut, je nachdem wie antiquiert Walters Ansichten gerade mal wieder sind. Und doch ruft Walter auch ein starkes Gefühl von Wiedererkennen hervor: Er wirkt wie ein älterer Verwandter auf einer unbequemen Familienfeier, dessen rassistische, unsoziale Ansichten man mit einem Lächeln versucht zu übergehen. er ist halt in einer anderen Zeit aufgewachsen, man ändert ihn doch eh nicht mehr.

Dass aber auch ein Rentner seine Einstellungen noch einmal ändern und überdenken kann, sich auf die wirklich wichtigen Dinge wie Familie und seine Frau besinnen kann, das beweist Walter einem letzten Endes doch. Und allein dafür hat dieses Buch Applaus verdient, denn es ist der Beweis, dass sich manchmal die Mühe auch lohnt, einem älteren Menschen noch etwas beibringen zu wollen. Unter dem richtigen Druck entstehen eben doch Diamanten (oder doch zumindest Katzengold).

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