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Veröffentlicht am 16.04.2022

Von Schuld und Vergebung

Das Geheimnis
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Ulla ist 59 Jahre alt, geschieden und Mutter einer erwachsenen Tochter, die vor kurzem erfahren hat, dass sie schwanger ist. Das Verhältnis zwischen Sandra und ihr ist – vorsichtig formuliert – äußerst ...

Ulla ist 59 Jahre alt, geschieden und Mutter einer erwachsenen Tochter, die vor kurzem erfahren hat, dass sie schwanger ist. Das Verhältnis zwischen Sandra und ihr ist – vorsichtig formuliert – äußerst gespannt und deswegen erfahren alle Menschen in Sandras Umfeld von der Schwangerschaft, nur Ulla bekommt es über Dritte zugetragen. Dieses Verhalten ihrer Tochter empfindet Ulla als überaus verletzend und es führt sie erneut dazu – wie schon so oft in ihrem Leben – die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter zu hinterfragen.

Im Jahr 1969, als Ulla 9 Jahre alt war, hat ihre Mutter sich von Ulla und ihrem Vater getrennt und ist in die Künstler-Kommune „Moarhof“ am Chiemsee gezogen. Zu Ulla hat sie jeglichen Kontakt abgebrochen, diesen Schritt ihrem Kind gegenüber aber niemals begründet. 1975 hat sich Helga dann erschossen – und Ulla blieb (bis heute) mit der Frage zurück: „Warum?“

Da ihr die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen eh gerade auf die Nerven geht, entschließt Ulla sich, zum „Moarhof“ zu fahren und sich im Haus ihrer Mutter eine Auszeit zu nehmen. Bei der Gelegenheit möchte sie dann auch darüber entscheiden, ob sie das Haus verkauft oder behält. Im Haus am Chiemsee ist, was die Unterhaltungstechnik betrifft, noch alles auf dem Stand von 1975 und so findet Ulla ein paar alte Musikkassetten, die sie dann auch hört, während sie ein wenig „klar Schiff“ macht. Auf einmal bricht die Musik ab und es ertönt Helgas Stimme, die zu ihr, Ulla, spricht. Ulla geht auf die Suche nach weiteren „Lebensbeichten“ auf anderen Kassetten und wird fündig. Und so erfährt sie Stück für Stück, warum ihre Mutter 1969 den Kontakt zu ihr abgebrochen hat und welche Auswirkungen das auf ihr eigenes Verhalten ihrer Tochter gegenüber hat.

Kann Ulla ihrer Mutter nach all den Jahren noch verzeihen?

„Das Geheimnis“ ist nunmehr der 5. Spannungsroman der Autorin Ellen Sandberg. Wie auch in den vorherigen Büchern greift die Autorin hier wieder das Thema „innerfamiliäre Konflikte“ auf, die ihre Auslöser viele Jahre zuvor hatten, deren Problematik aber oftmals mehrere Generationen betrifft (hier z. B. Mutter-Tochter-(Enkel-)Tochter) und erst rückblickend verstanden werden können.

Das letzte Buch, welches ich von Ellen Sandberg gelesen habe – Die Schweigende – hatte mich direkt in sich aufgesogen, ich hatte das Buch an 2 Tagen beendet. Leider fehlte mir dieser Sog hier, ich hab sogar gefühlt sehr lange gebraucht um „Das Geheimnis“ zu lesen. Das mag daran liegen, dass mir Ulla nicht wirklich sympathisch ist, leider kann ich nicht beschreiben, warum das so ist. Wie immer in solchen Büchern empfinde ich den Ausflug in die Vergangenheit als den interesssanteren Part, aber auch Helga konnte mich dieses Mal nicht so wirklich überzeugen; sie hat mir zu oft in ihrer Schuld „gebadet“.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt.

Helga beschreibt 1975 und ihr Leben in der Künstler-Kommune „Moarhof, geht dann in ihrer eigenen Kindheit/Jugend bis nach 1945 zurück, die Flucht aus Schlesien und die damit verbundenen Gräueltaten des Krieges, in denen ihr Geheimnis begründet liegt. Ulla erzählt ihr Leben ab 2020 incl. Corona-Pandemie. Als eigener Handlungsstrang erzählt Luise 2020 aus ihrem Leben; sie wohnt seit vielen Jahren auf dem „Moarhof“, aber was genau Luise mit der Geschichte zu tun hat, offenbart sich erst ganz zum Schluss.

Das war übrigens das erste Buch welches ich gelesen habe, in dem die Corona-Pandemie, die uns seit 2020 beherrscht, thematisiert wurde.

Der Schreibstil von Ellen Sandberg ist wie gewohnt flüssig zu lesen, die Geschichte selbst ist auch interessant, der Mittelteil des Buches weist jedoch einige Längen auf, die ein wenig den Lesefluss hemmen. Die Hauptcharaktere können mich nicht wirklich fesseln, vielleicht liegt es daran, dass sie – abgesehen von der Aufarbeitung ihrer Vergangenheitsproblematik – überwiegend nur Luxusprobleme zu bewältigen haben und das nicht wirklich eine Brücke zu mir als Leser schlagen konnte. Ich wollte, ich hätte diese Luxusprobleme.

Trotz alledem hat mich auch dieses Buch gut unterhalten, wenn auch nicht so gut wie die anderen Bücher der Autorin.

Veröffentlicht am 15.12.2021

Hamburg 1903

Die Frauen vom Jungfernstieg. Antonias Hoffnung
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Die Firmenpolitik von Oskar Troplowitz hat sich in den letzten Jahren bewährt. Die Firma Beiersdorf liefert ihre Produkte zwischenzeitlich auch außerhalb Deutschlands, gerade mit dem Pflaster „Leukoplast“ ...

Die Firmenpolitik von Oskar Troplowitz hat sich in den letzten Jahren bewährt. Die Firma Beiersdorf liefert ihre Produkte zwischenzeitlich auch außerhalb Deutschlands, gerade mit dem Pflaster „Leukoplast“ hat sich die Firma einen Namen gemacht, aber auch andere Produkte wie Zahn- oder Hautcremes finden reißenden Absatz. Die Firma expandiert, es werden neue Produktionshallen gebaut, was bei den anderen Herrschaften der Hamburger Kaufmannschaft nicht unbedingt mit Wohlwollen betrachtet wird. Nach wie vor gibt es Unternehmer, die Oskar gerne ein paar Steine in den Weg legen. Oskar lässt sich aber weiterhin nicht beirren und kandiert sogar für den Stadtrat.

Während Oskar Stück für Stück seine Firma aufbaut, organisiert seine Frau Gerda immer erfolgreicher Kunstausstellungen in ihrem eigenen Haus und hat damit unter anderem ihrer Freundin Irma zum Durchbruch als Malerin verholfen. Auch Toni hat zwischenzeitlich ihren Platz in der Firma Beiersdorf gefunden; sie ist „Mädchen für alles“ innerhalb der Reklameabteilung, weil Oskar ihre Ideen mag, und sie steht an der Verpackungsmaschine.

Jede der handelnden Personen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, aber mit Freunden an der Seite ist alles sehr viel einfacher.

„Antonias Hoffnung“ ist der 2. Teil der Jungfernstieg-Saga und hier wird, neben dem Wachstum der Firma Beiersdorf und der Geschichte von Oskar und Gerda Troplowitz, das Leben von Toni (Antonia) in den Fokus gerückt.

Antonia und Hermann sind schon lange ein Paar, aber es fehlt noch der Heiratsantrag, der das Glück für Toni perfekt machen würde. Da erkrankt ihre Freundin Gerda schwer und bevor sie stirbt, ringt sie Toni das Versprochen ab, dass diese für ihre kleine Tochter Ellma sorgen wird. Ellmas Vater ist verheiratet und Gerda ist auf seine schönen Versprechungen hereingefallen. Als sie dann schwanger wurde, hat Werner sie sitzen lassen. Ausgerechnet der Werner, der Toni schon mehrfach beim Chef angeschwärzt und ihre Arbeit sabotiert hat. Und, dass Hermann in Sachen Ellma nicht mit Toni am gleichen Strang zieht, macht ihr auch schwer zu schaffen. Toni möchte Ellma nicht aufgeben und schon gar nicht ihr gegebenes Versprechen brechen, Werner möchte seine Tochter nun auf einmal doch bei sich haben und, gemeinsam mit seiner Frau, aufziehen und Hermann entfernt sich immer mehr von Toni. Es entsteht eine Situation, die für alle Beteiligten ziemlich belastend ist.

Die Autorin hat es auch im 2. Teil geschafft, den handelnden Personen genau die Tiefe zu geben, die sie brauchen. Die Protagonisten haben nichts von ihrem Charme verloren, aber auch die Antagonisten sind lebensecht und realistisch gezeichnet. Der Schreibstil ist gleichbleibend angenehm zu lesen.

Für mich persönlich war dieses Hin und Her um Ellma ein Stück weit zu ausschweifend, weswegen ich echt lange gebraucht habe, diesen zweiten Teil der Trilogie zu lesen. Die Geschichte um Irma und ihren französischen „Verehrer“ (man könnte ihn auch als Stalker bezeichnen), hat indes das Gegengewicht geliefert.

Nach wie vor bin ich auch am letzten Teil der Geschichte interessiert, in der es sich dann um Irmgard (Irma) dreht. Ich hoffe, dass die Autorin mich damit wieder vollkommen einfangen kann.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Hamburg 1925 - 1948

Der Traum von Freiheit
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Mina hat es geschafft. Die Firma Kopmann & Deharde – und hier insbesondere Mina als Frau – hat sich einen festen Platz in der Hamburger Kaufmannschaft erarbeitet. Sie wird endlich an der Börse als Händlerin ...

Mina hat es geschafft. Die Firma Kopmann & Deharde – und hier insbesondere Mina als Frau – hat sich einen festen Platz in der Hamburger Kaufmannschaft erarbeitet. Sie wird endlich an der Börse als Händlerin anerkannt (nicht zuletzt durch ihre Heirat mit Frederik von Lohmeyer) und durch das Abkommen mit ihrem Schwiegervater in Guatemala wird das Kontor mit hervorragenden Kaffeebohnen beliefert. Eigentlich könnte alles so schön sein ….. eigentlich ….

Frederik von Lohmeyer betreibt in Berlin einen florierenden Nachtclub und auch wenn Mina und er nur noch eine Ehe auf dem Papier führen, kann Frederik nicht umhin, Mina von den Gerüchten zu erzählen, die in Berlin die Runde machen; der Name Adolf Hitler (damals Vorsitzender der NSDAP) ist in aller Munde und irgendwie schafft der Mann es, seine antisemitische und rassistische Ideologie des späteren Nationalsozialismus in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. Langsam aber stetig beginnt die Hetze gegen jüdische Bürger – und sowohl Edo, Minas heimliche große Liebe, als auch Anton, der Mann ihrer Schwester Agnes, sind jüdischer Abstammung. Noch glaubt niemand daran, dass dieser Adolf Hitler mehr als ein „kleines Licht“ werden wird und auch Mina nimmt die gutgemeinten Ratschläge ihres Ehemannes nicht ernst.

Was dann geschieht, ist Geschichte!

„Der Traum von Freiheit“ ist der 3.und letzte Band der Speicherstadt-Saga. Die Geschichte beginnt im Jahr 1925, also einige Jahre später als der 2. Band endet und umfasst die Jahre 1925 bis 1948.

Nachdem Großmutter Hiltrud gestorben ist, hat Mina ihre Schwester Agnes und ihren Mann Anton eingeladen, zu ihr in die Villa zu ziehen. Edo wohnt noch immer in der kleinen Kutscherwohnung und da Mina offiziell mit Frederik von Lohmeyer verheiratet ist, können sie ihre Liebe noch immer nur hinter verschlossenen Türen leben.

Mina ist zwar, was den Kontor und die kaufmännische Seite betrifft, schon immer sehr fortschrittlich und für eine Frau der damaligen Zeit sehr weit voraus, politisch ist sie jedoch (wie so viele andere Deutsche damals) ziemlich naiv unterwegs. Trotzdem lässt sie sich von ihrem langjährigen Freund Heiko und später auch von Edo in politische Aktionen einspannen, die für alle Beteiligten gefährlich sind und harte Konsequenzen nach sich ziehen würden.

Die Bombardierung Hamburgs macht natürlich auch vor der Villa Kopmann nicht halt und die Bewohner der Villa verbringen viele Stunden im Luftschutzkeller. Seitdem das harte Regiment von Hiltrud Deharde geendet hat, verbindet Mina mit ihren Angestellten ein eher freundschaftliches denn herrschaftliches Verhältnis.

Nicht alle Personen überleben, aber nicht jeder stirbt durch den Krieg.

Der Klappentext suggeriert, man würde sich gleich im Kriegsjahr 1940 befinden, dem ist leider nicht so. Das erste Drittel des Buches hat sich deswegen ein wenig zäh gelesen, da nicht wirklich etwas passiert bis zum Ausbruch des Krieges und durch den großen zeitlichen Umfang von 24 Jahren werden zusätzlich einige Charaktere in die Geschichte integriert, die es mir nicht immer leicht machten, den Überblick zu behalten.

Insgesamt ist dieser 3. Band ein gelungener Abschluss für die Speicherstadt-Saga, für mein Empfinden haben die Charaktere in diesem Teil aber sehr an Wärme und Tiefe verloren. Es hätte auch nicht unbedingt 448 Seiten gebraucht um die Saga zum Abschluss zu bringen, einige Längen hätte man durchaus vermeiden können. Trotzdem hat es mir gefallen, Mina und ihre Lieben ein paar Jahre ihres Lebens zu begleiten.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Familie kann man sich nicht aussuchen …

SCHWEIG!
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23.12., ein Tag vor Heilig Abend.
Obwohl Esther und Sue keinen sehr engen Kontakt haben, möchte Esther ihre „kleine Schwester“ an diesem Tag kurz besuchen um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu bringen.

Esther ...

23.12., ein Tag vor Heilig Abend.
Obwohl Esther und Sue keinen sehr engen Kontakt haben, möchte Esther ihre „kleine Schwester“ an diesem Tag kurz besuchen um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu bringen.

Esther lebt gemeinsam mit ihrem Mann Martin und ihren Kindern Ella und Jonas in der Stadt. Sue wohnt, nach der Scheidung von ihrem Mann Robert, alleine in einem 10-Zimmer-Haus mitten im Wald und nach dem Desaster vom letzten Weihnachtsfest, möchte Esther sich einfach nur davon überzeugen, dass es ihrer Schwester auch wirklich gut geht. Da sie anderenfalls sicherlich keine ruhige Minute haben würde, nimmt sie – obwohl sie selbst noch jede Menge Vorbereitungen zu erledigen hat – die Fahrt von etwas mehr als 1 Stunde auf sich.

Das Zusammentreffen verläuft gänzlich anders als erwartet und trotzdem ergibt es sich, dass die beiden Schwestern sich für einen kurzen Moment nahe kommen, sich gemeinsam an den Tisch setzen, woraus dann ein Gespräch resultiert, bei dem offen alle Karten auf den Tisch gelegt werden.

Am Ende des Tages ist eine Person tot ……..

„Ich bin kein freier Mensch, ich habe eine Schwester“
(Track 1)


„Schweig!“ ist eine Geschichte, die aus der Sicht von 3 Personen erzählt wird. Da sind zum einen die Schwestern Esther und Sue, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen, als auch Esthers Ehemann Martin, der seine Sicht der Dinge in der 3. Person erzählt.

Esther glaubt tatsächlich, dass ihre „kleine Schwester“ Sue ohne sie nicht lebensfähig ist. Seit beide ihr eigenes Leben leben und getrennt wohnen, kann Esther nicht mehr auf Sue aufpassen und deswegen – zumindest glaubt das Esther – hat diese ihre Ehe an die Wand gefahren, ihren Job verloren, ist psychisch labil, muss deswegen Tabletten nehmen und wohnt einsam in ihrem Haus im Wald. Esther möchte Sue nicht alleine lassen, sie kann sie aber auch schlecht zu sich nach Hause einladen – man denke nur daran, was letztes Jahr passiert ist, als sie alle zusammen Weihnachten bei Esther verbracht haben.

Was letztes Jahr passiert ist erfährt man aus den Rückblicken der beiden Schwestern, die jede aus ihrer Perspektive erzählen, wie es sich für sie angefühlt hat – das letzte Weihnachtsfest. Ebenso wie einige Geschehnisse aus der Kindheit aufgerollt und zerpflückt werden. Sehr schnell wird klar, dass Esther und Sue eine komplett andere Sicht der Dinge haben. Esther wollte Sue immer nur beschützen, Sue fühlte sich hingegen permanent kontrolliert, manipuliert, bevormundet von einer Schwester, die nur ihre eigene Wahrheit gelten lässt. Es springt einem schon richtiggehend ins Gesicht, dass zwischen den Beiden keine Geschwisterliebe sondern eine hoch toxische Beziehung herrscht. Sue möchte eigentlich nur, dass Esther schnell wieder geht und sie in Ruhe lässt, weswegen sie sehr wortkarg und geradezu unhöflich ist – Esther interpretiert das Verhalten ihrer Schwester als depressiv und glaubt, sie braucht gerade heute besonderen Schutz.

Es handelt sich nur um einen einzigen Tag, genauer, ein paar wenige Stunden, die in diesem (Hör-)Buch beleuchtet werden. Nach kurzer Zeit hat man sich ganz sicher auf die Seite einer der beiden Schwestern geschlagen. Und dann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr weiß, ob man sich auf der richtigen Seite befindet, denn nun wendet sich das Blatt…… und wieder wendet es sich, als Martin sich in die Geschichte einklinkt. Auch Martin beleuchtet das letzte Weihnachtsfest, seine Schwägerin, seine Ehe, einfach alles, aus seiner Sicht. Zwischendurch gibt es noch Rückblenden von einem Kind – „Das Mädchen“ genannt – und irgendwann weiß man selbst nicht mehr, wer von den Beteiligten jetzt eigentlich gut“ und wer „böse“ ist.

Ich hoffe, dass mich niemals in meinem Leben jemand „Schnecke“ nennt. Das ist der Spitzname, mit dem Ester ihre Schwester anspricht und auch Esthers Kinder sagen „Tante Schnecke“ zu Sue.

Das Gespräch zwischen den beiden Schwestern ist das, was die Geschichte interessant macht. Auch wenn die gleichen Situationen aus 2 Perspektiven beschrieben werden, ist es krass, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Ich habe ganz oft gedacht, dass das Verhalten von Esther mehr als übergriffig ist.

Leider wird die Sache zäh und langatmig als auch Martin beginnt, seine Geschichte zu erzählen. Nun erfährt der Leser/Hörer die gleichen Sachen noch einmal, aus der Sicht von Esthers Ehemann. Das war mir an einigen Stellen zu viel. Durch Martin hat man aber auch noch ein paar Details erfahren, die die Schwestern so nicht zur Sprache gebracht haben.

Der Schluss war anders als erwartet, aber es zeigt sich, dass Esther zu keiner Zeit und egal was passiert, niemals die Kontrolle aus der Hand gibt.

Auch wenn es stellenweise (für mein Empfinden) etwas zu langatmig war, war es doch unterhaltsam. Als Thriller würde ich es jedoch nicht bezeichnen, eher als Familien-Psycho-Drama. Die SprecherInnen Christiane Marx, Ulrike Kapfer und Tim Gössler haben die Geschichte einer hoch-toxischen Beziehung lebendig werden lassen.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Die Weihnachtstern-Saga geht weiter

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 2)
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Vor knapp 2 Wochen hat Stella ihre neu gewonnene Familie in Kalifornien verlassen und ist in ihre WG nach München zurückgekehrt. Auf der einen Seite ist es Stella nicht leicht gefallen, ihre Familie wieder ...

Vor knapp 2 Wochen hat Stella ihre neu gewonnene Familie in Kalifornien verlassen und ist in ihre WG nach München zurückgekehrt. Auf der einen Seite ist es Stella nicht leicht gefallen, ihre Familie wieder zu verlassen, auf der anderen Seite fehlt ihr noch der Mut, in Deutschland alles hinter sich zu lassen und ganz nach Kalifornien überzusiedeln. Als ihr ihre WG-Mitbewohner offenbaren, dass sie eine andere Wohnung gefunden haben und ausziehen werden, entschließt sich Stella dazu, wieder in ihr Elternhaus mit angrenzender Gärtnerei zu ziehen. Zurück dorthin, wo sie jahrelang alleine mit ihrer Mutter gelebt hat.

Kurz nachdem sich Stella wieder häuslich eingerichtet hat, steht Max Licht vor der Türe – Davids Zwillingsbruder. Da auch ihm ein Teil des Hauses gehört, in dem Stella wohnt, zieht er in die Villa ein. Stella weiß nichts über ihn. Nur, dass er sich 1941 mit seiner Familie zerstritten hat und von Kalifornien nach Deutschland gegangen ist. Warum, wieso, weshalb … das verspricht Max ihr zu erzählen, wenn sie ihm in einer Sache hilft: Stella soll dafür sorgen, dass seine Familie ihm vergibt.

Also fliegt Stella erneut nach Kalifornien um die die ganze Geschichte ihrer Familie zu erfahren.

„Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne“ knüpft nahtlos an den 1. Teil der Weihnachtsstern-Saga an. Tatsächlich ist der Einstieg in dieses Buch ein wenig langatmig, so dass ich mich tatsächlich schon bald fragte, ob wirklich jede Geschichte eine Fortsetzung braucht. In diesem Buch geht es jedoch nicht mehr vordergründig um die Erfolgsgeschichte des Weihnachtssterns, sondern es wird die Familiengeschichte aufgerollt.

In diesem Buch gliedert sich die Story gleich auf 3 Zeitebenen, was mich manchmal verwirrt hat. Da gibt es die Handlungen im Jahr 2006, als Stella erneut nach Kalifornien fliegt, um ihre Familiengeschichte restlos zu erfahren. Der 2. Handlungsstrang in den 1940er Jahren erzählt von den Kindern von Feli und Philipp: Lizzy, David und Max sowie Theresa, Lizzys Freundin und im 3. Handlungsstrang folgen wir den Geschehnissen in den 1960er Jahren, die sich um Stellas Mutter Inge drehen. Findet Stella bei der Gelegenheit sogar heraus, wer ihr Vater ist?

Stella erfährt die Hintergründe, warum ihre Großmutter eigentlich gar nicht ihre leibliche Großmutter ist und was damals passiert ist, dass Max und David sich nach der Hochzeit von David und Theresa zerstritten haben und Max kurz darauf ohne Abschied das Land verlassen hat. Die Handlungsstränge laufen am Ende des Buches alle auf eine Zeitebene zusammen, zumindest soweit das machbar ist – schafft Stella es, dass Lizzy und Max ihrem Bruder verzeihen ??

Der Schreibstil der Autorin ist auch in diesem Buch wieder gut zu lesen. Die Charaktere haben ihre Eigenschaften behalten und machen auch in diesem Band eine entsprechende Entwicklung durch. Der Leser verfolgt diese Entwicklung über 3 Zeitebenen, was an manchen Stellen durchaus verwirrend sein kann.

Es ist interessant zu verfolgen, wie sich alles von den 1940ern bis ins Jahr 2006 entwickelt hat, an manchen Stellen war es mir aber auch einfach zu langatmig erzählt. Die Geschichte des Weihnachtssterns steht hier nicht mehr so sehr im Vordergrund. Für mich war der 1. Teil wesentlich interessanter.

Um die Geschehnisse im 2. Band zu verstehen, ist es unabdingbar, auch den 1. Band zu lesen.