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Veröffentlicht am 02.05.2017

Die Festung am Rhein

Die Festung am Rhein
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Bewertung: 4 1/2 Sterne

Nachdem Napoleon bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde, wird das Rheinland, das vor sieben Jahren noch zu Frankreich gehörte, den Preußen unterstellt. Die Bevölkerung ist alles ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Nachdem Napoleon bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde, wird das Rheinland, das vor sieben Jahren noch zu Frankreich gehörte, den Preußen unterstellt. Die Bevölkerung ist alles andere als glücklich darüber und viele akzeptieren die neue Regelung nicht. Die Worte von Napoleon "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" gelten bei den Preußen nicht und die protestantische Religion trennt sie zusätzlich von den katholischen Rheinländern. Um sich gegen eventuelle neue Angriffe der Franzosen zu schützen wird in Coblenz die Feste Ehrenbreitstein errichtet. Der beauftragte Bauingenieur ist Rudolph Harten, ein preußischer Leutnant. Der Bau dieser Festung kommt einem Lebenstraum von ihm gleich. Umso entsetzter ist er, als Teile seiner geheimen Baupläne verschwinden. Bald ist ein Verdächtiger verhaftet: der junge Halbfranzose Christian Berger, der zum Militärdienst gezwungen und beim Aufbau der Feste beteiligt ist. Er wird des Landesverrat angeklagt. Seine Schwester Franziska ist von seiner Unschuld überzeugt und beginnt Nachzuforschungen anzustellen. Dabei trifft sie immer wieder auf Rudolph Harten, der seinerseits den Befehl hat, den Landesverräter so schnell wie möglich vor Gericht zu bringen und ihn zu verurteilen. Doch auch Rudolph Harten ist nach einigen Befragungen gar nicht mehr so sicher, den wahren Verbrecher vor sich zu haben. Doch Christian schweigt beharrlich....

Besonders gelungen fand ich die Beschreibung der politischen Situation zu dieser Zeit und Gegend. Maria W. Peter gelingt es mühelos die Stimmung der Bevölkerung einzufangen und die Gegebenheiten sehr plastisch darzustellen. Denn hier prallen zwei sehr gegensätzliche Welten zusammen, die plötzlich und ungewollt Eins geworden sind....ein Zusammenleben erscheint unmöglich. So finden wir auch jede Menge Vorurteile und Antipathie auf beiden Seiten. Dabei erhält der Leser auch viel Nachhilfe in Geschichte, die so interessant und lebendig miteingewoben und erklärt wird, dass man das Gefühl hat, man sei mitten im Geschehen.
Die sehr bildhaften und lebendigen Landschaftsbeschreibungen des Gebietes entlang des Rheins sind eindrucksvoll beschrieben. Da ich selbst in einer Gegend wohne, wo sich Burgen, Schlösser und zwei große Stiftskirchen in luftigen Höhen entlang der Donau befinden, fühlte ich mich fast wie zuhause. Ich hatte die liebliche Landschaft immer vor meinen Augen und konnte die Gefühle von Franziska für ihre Heimat gut nachvollziehen und verstehen.

Die Charaktere sind wunderbar skizziert. Franziska ist eine für ihre Zeit sehr energische und moderne Frau. Sie steht hinter ihrer Meinung und hinter ihrem Bruder. Rudolph fand ich lange Zeit etwas steif und undurchschaubar. Er wurde erst nach und nach greifbarer. Trotzdem wurde ich erst ganz zum Schluss so richtig mit ihm warm.

Natürlich betragen auch die Spionagevorwürfe einen größeren Anteil in diesem historischen Roman mit leichten Krimitouch. Hier hätte ich mir allerdings ein bisschen mehr Spannung erhofft. Ebenso war mir sehr schnell klar, aus welcher Richtung die Gefahr drohte, auch wenn die Autorin am Ende noch eine Überraschung bereithielt, mit der ich so nicht gerechnet hatte.

Maria W. Peter hat zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt und der Fest Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) diesen hervorragenden historischen Roman geschrieben


Schreibstil:
Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst und trotzdem flüssig zu lesen. Die sehr lebendigen Beschreibungen der Charaktere und der Landschaft lassen das Kopfkino laufen. Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Franziska, als auch aus der von Rudolph erzählt.
Maria W. Peter hat den Roman in fünf Teile gegliedert. Jeder Part ist mit einer Überschrift und einigen Zeilen aus einem Gedicht oder einer Schrift versehen. Danach folgen kurze Rückblenden in das Jahr 1815 und die Schlacht bei Belle-Alliance.
Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und man merkt, dass sie ihr ganzes Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat.

Am Buchanfang ist eine Karte der der Rheinprovinzen und der Stadt Coblenz abgebildet. Im Glossar werden zwei Personenverzeichnisse angeführt, getrennt nach historischen und fiktiven Personen. Nützliche zusätzliche Informationen gibt es im Nachwort der Autorin.

Fazit
Ein absolut gelungener historischer Roman, sehr facettenreich erzählt und hervorragend recherchiert. Eine Verneigung der Autorin zum 200-jährigen Jubiläum der Erbauung der Feste Ehrenbreitsein und an die Stadt Koblenz. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter!

Veröffentlicht am 02.05.2017

Bleibt weiterhin spannend

Die Wege der Macht
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Gleich zu Beginn löst sich der fiese Cliffhanger aus dem letzten Band der Reihe auf und wir alle atmen wohl erleichtert durch, dass nicht wirklich etwas Schlimmes passiert ist. So ist man auch schnell ...

Gleich zu Beginn löst sich der fiese Cliffhanger aus dem letzten Band der Reihe auf und wir alle atmen wohl erleichtert durch, dass nicht wirklich etwas Schlimmes passiert ist. So ist man auch schnell wieder mitten in der Geschichte und hofft und bangt mit den Barringtons und Cliftons fast weitere 600 Seiten lang...
Band 5 spielt in den Jahren von 1964 bis 1970 und leider gibt es auch diesmal wieder einige Zeitsprünge, die aber nicht so eklatant wie im letzten Band sind.
Gefallen hat mir am fünften Teil, dass Harry wieder etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt, auch wenn er sich meiner Meinung nach in Russland teilweise sehr naiv benimmt. Er setzt sich als Präsident des englischen PEN-Zentrums für den russischen Autor Anatoli Babakov ein, der zu einer Strafe von 20 Jahren in Sibirien verurteilt wurde, weil er eine verboten Biografie über Stalin geschrieben hat. Harry setzt alles daran, das einzige noch existierende Exemplar zu finden und zu veröffentlichen. Jeffrey Archer versucht hier die Ära Breschnew nach Stalin zu skizzieren, was ich jedoch ein bisschen zu aufgesetzt fand.
Emma hat diesmal massive Probleme ihre Vorherrschaft bei Barrington halten zu können und Giles steht in diesem Band vor neuen Herausforderungen. Auch Sebastian hat mit einigen Problemen und Hindernissen zu kämpfen, während er versucht einen Fuß in den Vorstand einer Bank zu bekommen. Das Leben der Barringtons und Cliftons bleibt ein Wechselbad der Gefühle und genau das macht die Famliengeschichte auch weiterhin so spannend. Man weiß nie, was man als Nächstes von Jeffrey Archer vorgesetzt bekommt.

Einige Längen kamen eher dort auf, wo der Autor ähnliche Muster wie aus den Vorgängerbänden verwendet, wie die neuerliche Wahl um einen Sitz im Parlament, bei der Giles wiederum gegen seinen Erzfeind Fisher antreten muss. So sind auch die Bösewichte in "Die Wege der Macht" altbekannt und es kommen kaum neue Figuren hinzu. Auch bei den "Gutmenschen" ist dies der Fall, die sich nicht wirklich weiterentwickeln. Trotz alledem weiß der Autor wieder zu fesseln und man kann auch diesmal das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist mitreißend und lässt sich wie gewohnt flüssig lesen.
Der gewohnte Cliffhanger ist auch wieder vorhanden, doch diesmal nicht ganz so drastisch wie in den beiden letzten Büchern.


Fazit :
Eine weiterhin spannende und dramatische Familiensaga, die richtig süchtig macht. Positiv fand ich, dass Harry diesmal wieder mehr im Mittelpunkt stand und alle Familienmitglieder vor neuen Herausforderungen standen. Und nun heißt es wieder warten bis September....

Veröffentlicht am 02.05.2017

Nichts für Zartbesaitete

Der Näher
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Fallanalytiker Martin Abel ist mir bereits aus Rainer Löfflers ersten Buch der Reihe "Blutsommer" bekannt. "Blutdämmerung", Band 2, steht allerdings noch in meinem SuB Regal, als ich bei der Lesejury Glück ...

Fallanalytiker Martin Abel ist mir bereits aus Rainer Löfflers ersten Buch der Reihe "Blutsommer" bekannt. "Blutdämmerung", Band 2, steht allerdings noch in meinem SuB Regal, als ich bei der Lesejury Glück hatte und Band 3, "Der Näher", als Manuskript gewonnen habe. Somit kann man auch ohne Probleme mit dem Näher einsteigen oder wie ich Band 2 auslassen. Natürlich ist es aber immer vom Vorteil die Reihenfolge einzuhalten.

Der Beginn des Thrillers fesselte mich sofort. Eine Joggerin wird von einem Mann verfolgt und stürzt bei ihrer Flucht in eine Grube. Die Entdeckung, die sie dort macht, lässt nicht nur ihr das Blut gefrieren!
Kurze Zeit später wird Fallanalytiker Martin Abel vom LKA Baden-Württemberg nach Gummersbach geholt. In einer Erdspalte wurde die Leiche einer Frau mit ihrem Neugeborenen entdeckt. In der Kreisstadt sind außerdem in den letzten Monaten zwei schwangere Frauen verschwunden. Was zu Beginn nach einem Routinefall aussieht, wird jedoch bald zu einer atemlosen Jagd. Während die Gummersbacher Polizei nur sehr langsam auf Trab kommt, taucht plötzlich eine der beiden vermissten Frauen wieder auf. Abel sieht sofort einen Zusammenhang zwischen der Toten und den vermissten Frauen und ist sich sicher, dass hier ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Dadurch erhält er etwas Einblick in die Psyche des Täters, die sehr verstörend ist.
Auch der Leser wird hier nicht verschont, denn während den Ermittlungen hat Rainer Löffer immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit des Mörders eingebaut. Diese fängt bei seiner Kindheit an und hat sogar mir als Thrillerleserin, der nichts so schnell zu viel wird, richtigen Ekel verursacht. Größtenteils hing es aber auch mit den Grausamkeiten an Tieren zusammen, wo ich richtig zartbesaitet bin und die ich überhaupt nicht haben kann. Ich muss zugeben, dass ich eine bestimmte Stelle der Tierquälerei bewusst nicht gelesen habe. Diese Misshandlungen, die der Näher zuvor an Tieren ausprobiert, führt er als Erwachsener bei schwangeren Frauen durch. Seine wirren Vorstellungen verursachen ein Grauen im Kopf des Lesers und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt....

Löffler beschreibt diese Szenarien sehr detailliert, deshalb ist dieser Thriller absolut nichts für Zartbesaitete!
Der hohe Ekelfaktor bleibt aber nicht dauerhaft bestehen und so kann man zwischendurch etwas Luft holen und die Gummersdbacher Polizei bei den eher dürftigen Ermittlungen erleben. Einzig Doris Stange, eine resolute Polizistin, hilft Abel mehr über die verschwundenen Frauen herauszufinden, während der erste Hauptkommissar Thomas Borchert und sein restliches Team eher an Ehestreitereien glauben, denn alle Frauen haben Abschiedsbriefe an ihre Männer hinterlassen.

Trotz des Grauens beim Lesen klebt man an den Seiten, denn der Autor versteht es großartig Spannung aufzubauen und falsche Fährten zu legen. Keiner der Mitleser in der Leserunde hatte auch nur die leiseste Ahnung, wer der tatsächliche Killer war und wir waren alle sehr überrascht.
Leider kann ich trotzdem keine fünf Sterne geben, denn besonders zum Ende hin, gab es für mich einige unglaubwürdige Vorkommnisse, die mir weder logisch, noch realistisch durchführbar erschienen. Leider kann ich hier nicht genauer darauf eingehen, sonst würde ich spoilern, aber die beiden Szenen mit der Säure und danach mit dem Beton sind einfach zu unwahrscheinlich, dass sie so funktionieren würden....

Diese Effekthascherei führt leider besonders am Ende, dem großen Showdown, zu einigen für mich zu unrealistischen Szenen.


Schreibstil:
Der Autor schreibt fesselnd, kurzweilig und dialoglastig. Man kann sich der Geschichte kaum entziehen. Dabei schreibt Löffler aber auch sehr detailliert, weshalb das Grauen hier noch greifbarer wird. Die handelnden Personen sind alle in der 3. Person beschrieben.
Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an, wobei es am Ende zu einem großen Showdown kommt.

Fazit
Ein Thriller für Hartgesottene, der rasant und spannend geschrieben ist. Leider gab es für mich aber zwei Szenen, die ich zu überzogen und unrealistisch fand. Deshalb 4 Sterne und eine Empfehlung für Liebhaber von harten Thrillern mit Ekelgarant!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.04.2017

Die Unberührbare

Der Himmel über Ceylon
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Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde ...

Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde zum Ebook gab, habe ich die Chance genutzt mein Buch vom SuB zu holen und gemeinsam mit der Autorin mitzulesen.

Durch meine allererste englischsprachige Brieffreundin, die eben von dieser Insel im Indischen Ozean kommt, stammt meine Liebe zu Sri Lanka. Und so tauchte ich sehr schnell in die Geschichte rund um die wunderschöne Anjali, eine junge Teepflückerin, ein.
Unsere Protagonistin ist eine Dalit - eine Unberührbare aus der untersten Kaste des hinduistischen Glaubens. Gemeinsam mit ihrer Mutter Sita ist sie Teepflückerin in Nurwara Eliya, dem Hochland im Zentrum der Insel. Doch Anjali träumt von einem besseren Leben. Als sie im Tempel den Göttern Speisen darbringt und betet, lernt sie den Engländer Tom kennen. Durch ihn erhält sie tatsächlich die Chance bei einer englischen Familie in Colombo in der Küche zu arbeiten. Aber selbst ihre eigenen Landsleute stellen sich gegen das Mädchen, die daraufhin eine furchtbare Zeit durchmachen muss.....

Das Cover deutet eher auf einen romantischen Landscape-Roman hin, dies ist aber keineswegs der Fall! Bereits nach dem ersten Drittel war ich zutiefst erschüttert von Anjalis Schicksal. Vorallem wenn man sich vor Augen führt, dass dieses Kastendenken und der gesellschaftliche Unterschied in den 60-iger Jahren, also vor etwas mehr als 50 Jahren, stattfand und nicht vor einem Jahrhundert oder mehr.

Linda Cuir hat die Faszination und die landschaftliche Schönheit der Insel perfekt eingefangen. Aber auch die Probleme, die vorallem noch im Norden von Sri Lanka herrschen, wurden von der Autorin durchgehend miteinbezogen. Die Standesdünkel der Engländer, die sich teilweise noch immer als die Herrscher aus der Kolonialzeit ansehen, werden hier sehr genau aufgezeigt. Aber auch die Menschen, die zwischen den Kulturen keinen Unterschied machen, wie Sir Geoffrey und der Fotograf Fred, bleiben nicht unerwähnt und spielen im Roman größerer Rollen.

Anjali ist eine sehr starke junge Frau, die mit jedem Rückschlag über sich hinauszuwachsen scheint. Zum Ende hin waren mir allerdings ihre Fähigkeiten, die sie alle innerhalb kurzer Zeit erlernt und beherrscht, zu viel. Da wäre ja jeder Mensch der jahrelang etwas lernt ein Trottel im Vergleich zu Anjali, die zwar sehr kreativ und schön ist, aber alles aus dem kleinen Finger zu beuteln scheint. Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem wundervollen Roman, der mich sehr bewegt hat.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional und bildgewaltig. Die Beschreibungen der exotischen und farbenfrohen Landschaft Sri Lankas und im Vergleich der Gegensatz der armen und ausgenutzen Landbevölkerung, hat Linda Cuir grandios gemeistert. Sie verwendet hier keineswegs den erhobenen Zeigefinger, sondern weist mit viel Gespür auf die noch immer schlimme Situation in Sri Lanka - auch nach Beendigung des Bürgerkrieges - hin.
Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Anjali konnte ich nicht immer verstehen, aber ihre innere Kraft war bemerkenswert.

Fazit:
Ein Roman, der uns die Perle des Indischen Ozeans, das heutige Sri Lanka, von beiden Seiten zeigt. Einerseits die landschaftliche Schönheit und auf der anderen Seite die ärmlichen Verhältnisse der Tamilen, einer heutzutage kleinen Minderheit, der größtenteils buddhistischen Bevölkerung. Eine bewegende und emotionale Geschichte rund um eine junge starke Frau. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 20.04.2017

An der Nordseeküste

Seeluft macht glücklich
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Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen ...

Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen den Bäumen das Meer" geschrieben habe, versteht es kein anderer Autor die Schönheit und das Flair der Nordsee so bildhaft rüberzubringen. Und so ist es auch wieder in "Seeluft macht glücklich". Am liebsten würde ich die Koffer packen und in den Norden aufbrechen....so ein Inseltrip ist schon lange mein Wunschtraum. Bis er Wirklichkeit wird, versinke ich in Janne Mommsen Geschichten....

Im aktuellen Buch geht es um einen Wohnungstausch. Jasmin aus Köln, Verwaltungsbeamte im Katholischen Krankenhaus, steht kurz vor dem Burn Out und bekommt drei Wochen Zwangsurlaub verschrieben. Neben ihrem Job hatte sie kaum Freizeit und ihre beste Freundin Alina lebt im Ausland. Als es in ihrem Bad auch noch zu einem Wasserrohrbruch kommt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Koffer zu packen. Doch wohin? Da fällt ihr die Lösung ein: Als Fünfzehnjährige verbrachte sie sechs Wochen wegen Asthmabeschwerden auf der Nordseeinsel Föhr und so bricht Jasmin kurzfristig Richtung Nordfriesland auf. Bei der Zimmersuche lernt sie zufällig Thore kennen, der eben die Verlobungsfeier seiner Exfreundin Keike organisiert hat und die ihm ziemlich auf den Magen geschlagen hat. Am liebsten würde er die Insel für einige Zeit verlassen und seinen Kopf frei machen. So beschließen die Beiden ihre Wohnungen zu tauschen und erhalten in ihrer neuen Umgebung einen etwas anderen Blickwinkel auf ihr altes Leben.....

Mit Jasmin und Thore hat er diesmal zwei sehr verschiedene Hauptprotagonisten erschaffen, die Beide vor einem neuen Lebensabschnitt stehen. Thore hat genug vom Inselleben und vorallem schmerzt ihn die Verlobung seiner Exfreundin Keike mehr, als er eigentlich wahrhaben will. Der sonst lebenslustige Mann möchte einfach nur weg und sein Leben verändern. Dazu hat er in Köln jede Menge Gelegenheit. Durch seine Aufgeschlossenheit anderen Menschen gegenüber, schließt er schnell neue Freundschaften. Als ihm Ralf, ein katholischer Pfarrer und guter Freund von Jasmin, einen Job im Krankenhaus anbietet, ist Thore anfangs skeptisch. Doch schon bald erkennt er, welch tolle Chance ihm geboten wird. Durch diesen Job beginnt Thore sich und seine Mitmenschen besser kennzulernen. In diesen Abschnitten bekommt der Roman auch etwas Tiefe und regt zum Nachdenken an, was mir besonders gut gefallen hat.

Jasmin hat zuerst Anfangsschwierigkeiten auf Föhr. Sie igelt sich ein und ist so erschöpft, dass sie einfach mal ausspannt. Doch langsam beginnen sich ihre Lebensgeister zu regen und sie erkundet nach und nach die Insel. Dabei trifft sie auf allerlei kuriose Menschen, wie Inga, die sich um die Population von Föhr kümmert oder auch auf Thore's Freunde Jens und Lars, zwei Sonnyboys, knackig und braungebrannt....
Sehr unterhaltsam erzählt Janne Mommsen wie die Beiden sich in ihrer neuen Umgebung langsam anpassen, Freunde finden und sogar überlegen für immer in ihrer neuen Heimat zu bleiben.

Gewohnt witzig und trotzdem mit einigen sehr nachdenklichen Abschnitten versehen, bringt mir Janne Mommsen in seinem Romanen Norddeutschland näher, was gar nicht so einfach ist. Trotzdem gelingt es dem Autor in jedem seiner Bücher und ich kann es gar nicht erwarten wieder etwas Neues von ihm zu lesen.
Leider kam für mich das Ende in "Seeluft macht glücklich" etwas zu schnell und überhastet. Hier hätten dem Roman ein paar Seiten mehr gut getan, um mich restlos zufrieden zurückzulassen.

Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und locker, der Grundton ist heiter. Es ist die richtige Lektüre für den Frühling oder Sommer bzw. für eine zukünftige Urlaubsplanung ;) Die Insel und das Inselleben wird so lebendig dargestellt, dass man am Liebsten sofort die Koffer packen würde. Man spürt durch jede Zeile die Liebe des Autors zu seiner Heimat.
Durch den Perspektivenwechsel, in dem einmal aus Thores und ein anderes Mal aus Jasmins Sicht erzählt wird, erhalten wir tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt. Die Kapitel sind kurz und man ist fast zu schnell durch die Geschichte durch....

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, der einem bereits an den Sommerurlaub denken lässt. Unterhaltsam, locker und mit viel Nordseeflair....lässt die Seele baumeln!