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Veröffentlicht am 03.05.2017

Friedhofsgärtnerin auf Spurensuche

Kaninchenherz
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Ein unerwarteter Schock trifft die Friedhofsgärtnerin Gesine an diesem Morgen. Ihr heutiger Auftrag, Kränze für eine Beerdigung zu liefern und in der Kapelle zu arrangieren, trifft sie tief ins Mark. Denn ...

Ein unerwarteter Schock trifft die Friedhofsgärtnerin Gesine an diesem Morgen. Ihr heutiger Auftrag, Kränze für eine Beerdigung zu liefern und in der Kapelle zu arrangieren, trifft sie tief ins Mark. Denn die Tote ist ihre eigene Schwester, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte und von deren Tod sie bis eben gerade keine Ahnung hatte. Mit Sonnenbrille und Baseballkappe versucht sie sich zu tarnen, aber vergeblich, ihr Schwager Jan und zumindest eine ihrer Zwillingsnichten, Frieda, erkennen sie. Nichtsdestotrotz macht sie sich aus dem Staub und ist nur froh, nicht auch noch ihren Eltern begegnet zu sein. Jedoch soll es noch schlimmer kommen für Gesine, denn sie wird mehr und tiefer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert als es ihr lieb ist. Seit zehn Jahren hatte sie jeglichen Kontakt zu ihrer Familie und ihrem ehemaligen Leben als Kriminalkommissarin abgebrochen und dies aus gutem Grund. Nun, da sie die Umstände des Todes ihrer Schwester aufklären möchte, stößt sie auf blanken Hass, besonders durch ihren dominanten und scheinbar alles zu beherrschenden Vater. Eine schwierige Zeit für Gesine, die alte Wunden aufreißt, doch sie findet Unterstützung in neuen Freunden.


Die Autorin Annette Wieners schreibt in einem flüssigen Stil, die Charaktere sind allesamt liebevoll stimmig und authentisch. Das Buch bietet spannende und spritzige Leselektüre. Die Autorin fügt Kapitel ein, in denen sie uns Lesern, die zehn Jahre zurückliegenden, dramatischen Ereignisse um den Tod des kleinen Sohnes von Gesine, schildert. Äußerst einfühlsam ist speziell der Weg Gesines zurück in ein, wenngleich anderes, neues Leben formuliert. Wie Gesine sich nach einem derart furchtbaren Schicksalsschlag zurück ins Leben kämpft, die vorsichtige Unterstützung der bis dahin fremden Menschen, ist so unglaublich schön und eindrucksvoll durch Annette Wieners beschrieben, dass ich Gesines Schmerz förmlich selber fühlen kann.


Ich vergebe diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen, weil es unglaublich gut geschrieben ist, dass ich sogar noch einen Zusatzstern vergeben würde. Gern empfehle ich es weiter und ich möchte anmerken, dass Annette Wieners mich mit ihrer Art zu schreiben ein klein wenig an eine Mischung aus Diane Mott Davidson und Rita Mae Brown erinnert, die ich beide herzlich verehre. Gespannt warte ich nun auf die bereits angekündigte Fortsetzung von „Kaninchenherz“.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Raus aufs Land in neue Abenteuer

Schorsch Clooney, die Landluft und ich
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Ina Frinks, die Chefreporterin des auflagenstärksten People-Magazins, wird durch einen Hörsturz außer Gefecht gesetzt. Schweren Herzens beugt sie sich dem Urteil ihres Arztes und nimmt sich eine Auszeit. ...

Ina Frinks, die Chefreporterin des auflagenstärksten People-Magazins, wird durch einen Hörsturz außer Gefecht gesetzt. Schweren Herzens beugt sie sich dem Urteil ihres Arztes und nimmt sich eine Auszeit. Da sie es als Schwäche und somit als imageschädlich betrachtet, sich als krank zu outen, befindet sie sich offiziell im Urlaub. Dazu muss sie natürlich das umtriebige Berlin, in dem sie jeder kennt, verlassen. So begibt sie sich aufs Land, in die abgeschiedene Idylle im Umland Berlins, dort hat eine Freundin ein Haus, das sie für eine Weile nutzen darf. Hier in Bienensee in der Mark Brandenburg erholt sie sich und erlebt neue Abenteuer, die sie so nicht erwartet hat.


Ein zum Brüllen komischer Roman, der mich lauthals lachen lässt und der zu keinem Augenblick langatmig wird. Mit herrlichen Charaktern, sei es die Hauptprotagonistin Ina Frinks, die kompetent und herzlich rüber kommt; der schrullige Nachbar und Bauer Herbert, der an „Büttenwarder“ erinnert; Frauke Harms, die aufstrebende und zu ehrgeizige junge Kollegin, die versucht an Inas Stuhl zu sägen; der so leicht beeinflussbare Chef Klaus Berger; die herrlich authentische Gemischtwarenhändlerin Simonn (das spricht man französisch aus!) – sie alle und die vielen anderen Figuren sind in wunderbarer Weise auf einander abgestimmt. Die Autorin vereinbart hochklassige Schreibweise mit fein pointiertem Humor. Fabelhaft finde ich auch die Passagen, in denen sich Ina an turbulente Akte aus ihrem ehemaligen Job als Künstler-Agentin erinnert, insbesondere diese Szenen sehe ich vor meinen Augen wie einen Film ablaufen – brillante Erzählkunst der Autorin. Und obwohl bibo Loebnau zu Beginn ihres Buches darauf hinweist, dass sämtliche Personen frei erfunden sind, so ertappe ich mich dennoch dabei, zu glauben, den einen oder anderen Promi, in den Schilderungen wieder zu erkennen.

„Schorsch Clooney, die Landluft und ich“ ist ein zauberhaftes Buch, das ich von Herzen gerne weiter empfehlen möchte, an alle, die gute Geschichten lieben und die einmal wieder befreit lachen wollen. Ich vergebe dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und würde ihm sogar einen Zusatzstern für ausgezeichneten Humor vergeben, wenn dies denn möglich wäre. Da bleibt mir nur zu hoffen, dass bibo Loebnau bereits an ihrem nächsten Werk bastelt und ich bald aufs Neue ein Buch von ihr in den Händen halten kann, ich bin sicher auch das werde ich dann verschlingen wie dieses Meisterwerk.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Die Vergangenheit streckt ihre gefährlichen Fühler aus

Salziges Blut
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Welch ein fulminanter Einstieg in ein Buch, der Prolog in Wolfgang Haupts neuestem Werk „Salziges Blut“, ist eindrucksvoll geschrieben und ganz und gar atmosphärisch, ich bin als Leserin sogleich völlig ...

Welch ein fulminanter Einstieg in ein Buch, der Prolog in Wolfgang Haupts neuestem Werk „Salziges Blut“, ist eindrucksvoll geschrieben und ganz und gar atmosphärisch, ich bin als Leserin sogleich völlig gebannt von der Situation, doch in erster Linie bin ich zutiefst überrascht: ich hatte ihn in der Art nicht erwartet, nämlich er ist aus der Sicht eines Pferdes, einer Stute, beschrieben. Eine einzigartige Idee, die der Autor hervorragend umgesetzt hat – Chapeau!

Felix Horvat, ein Personenschützer, lebt in Salzburg, er ist leidenschaftlicher Raucher und er besitzt die Kaffeemaschine, für die George Clooney Werbung macht, in der Hoffnung, dass sie ihm ebenso beim Flirten hilft wie diesem in der TV-Reklame. Gerade befindet er sich selbst in einer melancholischen Stimmung, da erhält er einen Anruf seiner Freundin und Gelegenheitspartnerin Andrea, sie, die Polizistin, bittet ihn um Unterstützung in einem Fall, in dem das Opfer die gleiche Tätowierung trägt wie Felix; das „Brandzeichen“ einer Jugendgang und deren ehemalige Mitglieder scheinen sich in Gefahr zu befinden. Felix beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dabei ins Visier der Täter.


Der Autor schafft eine wunderbare Stimmung, fängt das Leben in der Großstadt Salzburg mit all seinen Farben und Schwingungen ein, positiv wie negativ, macht das Buch damit lebendig. Mit seinem Protagonisten Felix hat er eine starke und interessante Persönlichkeit hervor gebracht. Horvat ist ein wenig der einsame Wolf, ist jemand der neben seinem Job mit eigenen Problemen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Die Nebencharaktere, besonders benennen möchte ich Suzuki, Felix einzigem engen Freund, mit dem er auch mal zusammen schweigen kann, sind ebenfalls durch die Bank erstklassig geglückt, runden das Geschehen glänzend zu einem hervorragendem Thriller ab. Stück für Stück fügt sich die Geschichte mit all ihren Personen und Schauplätzen wie ein Puzzle zusammen. Wolfgang Haupt nimmt mich als Leserin zu jedem Zeitpunkt mit, lässt den Spannungsbogen nie abreißen. Ich habe sein Erstlingswerk „Der algerische Hirte“ bereits geliebt, umso mehr beeindruckt mich sein neuestes Buch, denn es ist intensiver, schneller in den Entwicklungen, damit ereignisreicher und falls dies überhaupt möglich ist, noch fesselnder geschrieben.

„Salziges Blut“ ist ein atemraubend spannungsvoller und speziell bestens gelungener Thriller, dem ich leichten Herzens seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen vergebe. Dieses packende Buch möchte ich gerne weiter empfehlen, an alle die Leser, die nervenzerreißende, temporeiche und brisante Lektüre bevorzugen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Mord als Dessert

Mädchenröte
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Familie Reichmann aus Hannover möchte die Herbstferien in einem Ferienhaus in Varde in Dänemark verbringen, alles soll in dieser Woche schön, exklusiv und ein wenig luxuriös sein. So zumindest hat es Ole ...

Familie Reichmann aus Hannover möchte die Herbstferien in einem Ferienhaus in Varde in Dänemark verbringen, alles soll in dieser Woche schön, exklusiv und ein wenig luxuriös sein. So zumindest hat es Ole Reichmann für sich und seine Familie geplant. Doch es soll anders kommen, denn die vierjährige Tochter Janine findet im Whirlpool eine Leiche. Welch ein Schock für die Familie! Da es sich bei dem Toten um einen Bürger Schleswigs handelt, schaltet die dänische Polizei die deutschen Kollegen ein. Diese erkennen mit einem Blick, um wen es sich bei dem Toten handelt: Hans-Werner Siggendiek, Geschäftsführer der Windkraftanlagen Njördwind, wurde mit einem Drahtgestell stranguliert und somit ermordet. Die so zusammengewürfelten Teams beginnen mit ihrer Arbeit. Da die Njördwind gerade mit sieben Millionen Euro in den Konkurs gegangen ist, finden sich baldigst Verdächtige aus dem Umkreis von ehemaligen Anlegern, die in die Windkraftanlage investiert hatten, und nun aufgebracht ihr Geld zurückfordern und einen Schuldigen suchen und den in Siggendiek gefunden zu haben glauben.


Mit „Mädchenröte“ ist dem Autor Cornelius Hartz ein kleines Glanzstück gelungen, ein Heimat-Krimi aus dem Norden Deutschlands. Sein Gemischtes Doppel, nämlich sein Schleswiger Team in Zusammenarbeit mit den dänischen Kollegen fungieren zu lassen, macht seinen Kriminalroman noch einmal spannender und lässt die Unterschiede zwischen der Arbeitsweise, dem technischen Equipment und der Charaktere beider Teams deutlich werden. Sein Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und unterhaltend. Mit seiner Kriminalkommissarin Anke Langenbrück hat der Autor eine Protagonistin erschaffen, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Selbst angeschlagen versucht sie den Fall zu lösen und arbeitet mit ihrem Team, trotz ihrer persönlichen Schwierigkeiten, die sie so ganz nebenbei zu verkraften hat, verbissen und mit eingebenden Geistesblitzen hart an der Aufdeckung des Falles.


Dem Buch vergebe ich verdientermaßen fünf von fünf möglichen Sternen. Gerne möchte ich den Krimi weiter empfehlen, an natürlich zum einen Leser, die den Norden ihre Heimat nennen, doch ebenso an Leser aus dem restlichen deutschsprachigen Raum, eben jene, die die Besonderheiten und Eigenarten von uns Norddeutschen kennen lernen möchten und einen qualitativ hochwertigen Kriminalroman mit ehrlicher Polizeiarbeit zu schätzen wissen.



Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Ex-Agent muss seinen wohl schwersten Fall lösen ...

Null-Null-Siebzig, Truthahn, Mord und Christmas Pudding
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James Gerald, ist siebzig Jahre alt, er ist ein ehemaliger Spitzenagent des englischen Secret Intelligent Service (SIS). Aber seine eigentlich wohlverdiente Pension kann er nicht genießen, zu viele Störfaktoren ...

James Gerald, ist siebzig Jahre alt, er ist ein ehemaliger Spitzenagent des englischen Secret Intelligent Service (SIS). Aber seine eigentlich wohlverdiente Pension kann er nicht genießen, zu viele Störfaktoren hindern ihn daran. Zum Glück kann er immer noch messerscharf kombinieren und hegt zudem eine gehörige Portion Misstrauen gegen ihm Unbekannte. Seine drei Jahre jüngere Freundin Sheila Humphrey, die übrigens ebenfalls beim SIS tätig war, jedoch nicht als aktive Agentin, bringt seine Ruhe gehörig durcheinander. Sheila kümmert sich nicht nur rührend um den kleinen dreijährigen Jamie, einen Satansbraten – wie James findet, Großsohn einer verflossenen Liebe ihrer Mutter, sie hat sich außerdem einen kleinen Hund, Higgins, zugelegt und als ob dies nicht schon genug wäre, taucht urplötzlich wie aus dem Nichts ein Jugendfreund von ihr auf, dem James (zurecht?) misstraut. Als dann Sheilas beste Freundin Rosalind auf brutale Weise ermordet wird, muss James ermitteln, vielleicht in seinem schwersten Fall, denn er ist in großer Sorge um Sheilas Sicherheit.


Ich bin wunderbar in die Geschichte hinein gekommen und fühle mich bereits wie in die Vorweihnachtszeit versetzt. Ein Buch mit dem man schöne und spannende Lesestunden auf dem Sofa bei einer guten Tasse Tee verbringen kann. Die Autorin Marlies Ferber hat herrliche und in sich stimmige Charaktere erschaffen, z.B. Sheila, eine agile, temperamentvolle und willensstarke Person wird von der Autorin regelrecht zum Leben erweckt, doch auch die Nebencharaktere sind ihr ebenfalls bestens geglückt. Marlies Ferber schafft es jede Situation bis in die liebevoll gestalteten Details zu schildern,so dass ich die Szenen wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen sehe. Es gelingt der Autorin uns Leser lange im Unklaren zu lassen, wer hinter den schrecklichen Vorkommnissen steckt und warum sie geschehen, eine Eigenschaft, die ich an guten Krimis besonders schätze.


Obwohl dies der erste Band ist, den ich aus Marlies Ferbers Reihe um den Ex-Agenten James Gerald gelesen habe, so ist es mir dennoch mehr als leicht gefallen, die Charaktere kennen und lieben zu lernen; der neu vorliegende Band eignet sich hervorragend um ihn absolut unabhängig und gut als Solo-Band zu lesen. Trotzdem landen die ersten drei Bücher der Reihe nun auf meiner Wunschliste. Ich vergebe dem Buch seine mehr als verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und möchte es sehr gerne weiter empfehlen, gerade anglophil angehauchte Leser werden es lieben und es passt außerdem hervorragend in die anstehende Vorweihnachtszeit und kann jedem Krimiliebhaber den grauen November versüßen.