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Veröffentlicht am 21.12.2021

Hungerwinter

Der schwarze Winter
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Clara Lindemann hat mich mit ihrem Nachkriegszeit-Roman sehr berührt. Die Geschichte der Schwestern Bensdorf, die im Hungerwinter 1946/47 ums Überleben kämpfen, hallt definitiv nach und hat mir ...

Clara Lindemann hat mich mit ihrem Nachkriegszeit-Roman sehr berührt. Die Geschichte der Schwestern Bensdorf, die im Hungerwinter 1946/47 ums Überleben kämpfen, hallt definitiv nach und hat mir einmal mehr bewusst gemacht wie gut wir es in der heutigen Zeit haben.

Der zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Hamburg liegt in Trümmern. Die Lebensmittel sind knapp, unter den Menschen herrscht große Not, der Hunger und die eisige Kälte fordern ihren Tribut. In einem der kältesten Winter Deutschlands kämpfen die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf ums Überleben. Als Kriegsflüchtlinge haben sie auf einem Bauernhof eine Anstellung gefunden. Für karge Mahlzeiten und dreckige, verlauste Betten schuften die Schwestern schwer. Als der Bauer sich an der 24-jährigen Rosemarie vergreift, flüchten die beiden mit ihren wenigen Habseligkeiten einer ungewissen Zukunft entgegen. Auf ihrer überstürzten Flucht treffen sie auf Egon Tönnes, der Silke und Rosemarie trotz des von den Briten verhängten Zuzugsstoppes, die Einreise nach Hamburg ermöglicht. Dort angekommen, knüpfen sie Kontakte zu Schwarzmarkthändler Hans Meister und seinen britischen Freund, den Offizier Allan Wright. Die beiden ermöglichen Silke und Rosemarie in Hamburg Fuß zu fassen, indem sie eine Bar für die englische Besatzung eröffnen, welche Silke betreiben soll. Bald stehen Silke und Rosemarie gefährlichen Gegnern gegenüber, die die beiden Frauen und deren Geschäft ruinieren wollen.

Clara Lindemann hat eine unglaublich mitreißende Geschichte zu Papier gebracht, die voller Intrigen, dunkler Machenschaften und abgrundtief böser Menschen steckt. Silke und Rosemarie werden mit Verleumdungen konfrontiert, angefeindet und bedroht. Allan Wright entpuppt sich als guter Freund und Helfer in der Not, doch auch er stößt irgendwann an die Grenzen seines Einfluss- und Wirkungsbereiches.
Als Rosemarie ein junges Mädchen aus der Zuhälterei befreit, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Zudem scheint der Gegner auch immer einen Schritt voraus zu sein.

Ich konnte das Buch kaum zu Seite legen, so gefangen war ich in der Handlung. Clara Lindemann bedient sich einer leichten und unkomplizierten Sprache, die einem nur so durch die Seiten fliegen lässt. Doch trotz der Leichtigkeit verliert die Geschichte nichts an ihrer Dramatik. Clara Lindemann hat ihre fiktiven Romanfiguren sehr authentisch in dem historischen Rahmen der Nachkriegszeit in Szene gesetzt. Mit dem Hungerwinter 1946/47 katapultiert uns Clara Lindemann direkt in eine unglaublich harte Zeit deutscher Geschichte. Die Eiseskälte nagt an den Knochen. Armut und Not sind allgegenwärtig. Kohle ist ein Luxusgut. Essensrationen werden trotz Lebensmittelmarken knapp, was den Schwarzmarkthandel antreibt. In dieser unwirtlichen Zeit kämpfen Silke und Rosemarie ums Überleben. Und der Erfolg scheint zunächst auch auf ihrer Seite. Rosemarie lässt sogar die Liebe in ihr Leben. Doch dann wendet sich das Blatt schlagartig. Die Frauen sind vielen Männern ein Dorn im Auge.
Ich habe die Handlung von der ersten Seite weg als hochspannend und wendungsreich empfunden. Allerdings war sie auch etwas vorhersehbar. Es lässt sich relativ schnell erahnen, wer der Feind in der Geschichte ist. Mitgefiebert und mitgelitten habe ich vielleicht gerade deswegen umso mehr.

Mich konnte Clara Lindemann mit Der schwarze Winter komplett überzeugen. Ich habe Silkes und Rosemaries Geschichte nahezu verschlungen. Das Buch ist ein spannender Mix aus historischem Zeitzeugnis und Drama mit einer leichten Liebesgeschichte und Krimielementen. Da das Buch mit 384 Seiten auch nicht zu dick ist und man nicht mit historischen Fakten erschlagen wird, kann ich es vorallem Einsteigern ins Genre sehr empfehlen.

Fazit:

Dramatisch, hochspannend, wendungsreich, dabei aber sehr authentisch und nachhallend! Ich habe Clara Lindemanns Der schwarze Winter unglaublich gerne gelesen. Einmal angefangen hat das Buch mich in einem Strudel aus Verrat, dunklen Machenschaften und gefährlichen Verstrickungen mitgerissen. Der historische Rahmen der Nachkriegszeit, die eisige Periode des Hungerwinters im Norden Deutschlands, haben mich zutiefst berührt und ergriffen.

Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Ergreifende, dramatische und intensive Familiengeschichte! Für mich ein Lebenslesehighlight!

Die vier Winde
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Manche Empfindungen lassen sich nur schwer zum Ausdruck bringen. So geht es mir auch jetzt. Ich habe das Gefühl meine Worte werden Kristin Hannahs Meisterwerk nicht annähernd gerecht. Ich bin ...

Manche Empfindungen lassen sich nur schwer zum Ausdruck bringen. So geht es mir auch jetzt. Ich habe das Gefühl meine Worte werden Kristin Hannahs Meisterwerk nicht annähernd gerecht. Ich bin zutiefst begeistert und überwältigt von der Bild- und Wortgewalt, bin traurig, schockiert und gleichzeitig berührt. Kristin Hannah hat wahrlich Großes geschaffen.

Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise in die USA der 30er Jahre. Es ist die Zeit der Weltwirtschaftskrise, welche die Menschen in Not und Armut stürzt. Der mittlere Westen wird zudem von einer menschgemachten Naturkatastrophe, ausgelöst durch falsche Bewirtschaftung und Dürre, heimgesucht. Es sind die Dust Bowls, verheerende Staubstürme, die den Farmern ihre Existenzgrundlage nehmen. Aber auch die Gesundheit der Bevölkerung ist bedroht. Krankheit und Hunger treiben die Menschen in den Westen der USA Richtung Kalifornien in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Auch unsere Protagonistin Elsa Martinelli sieht sich gezwungen mit ihren Kindern die Farm in Texas zu verlassen. In Kalifornien erhofft sich Elsa Arbeit und ein neues, schönes Heim für sich und ihre beiden Kinder zu finden. Schnell muss sie jedoch erkennen, dass die Konkurrenz zu den anderen Wanderarbeitern unerbittlich ist. Aus allen vier Winden werden sie herangetrieben, verhöhnt und diskriminiert als dreckige "Oakies". Es ist ein ein harter Kampf um Gerechtigkeit, ja ums Überleben, der Elsa und ihrer Familie bevorsteht.

Kristin Hannah hat eine unglaublich intensive Geschichte zu Papier gebracht. Elsa ist eine starke und wahnsinnig mutige Protagonistin, mit der ich von Anfang an mitgefühlt und mitgelitten habe. Von den eigenen Eltern als labil, krank und schwächlich dargestellt, findet Elsa unverhofft ihr Glück in dem um einige Jahre jüngeren Rafael Martinelli. Doch Raf zieht es in die Welt und so lässt er Elsa und seine beiden inzwischen geborenen Kinder sitzen. Als ob es nicht schon schwer genug für Elsa ist, gibt ihre rebellierende, mitten in der Pubertät steckende Tochter Loreda ihr auch die Schuld am Weggang ihres Vaters. Als der kleine Anthony eine Staublunge diagnostiziert bekommt, wird Elsa vor die wohl größte Entscheidung ihres Lebens gestellt.

Gefangen zwischen Angst und Hoffnung habe ich Elsas Geschichte verfolgt. Ich habe ihre Entscheidungen mehrfach in Frage gestellt, mich gleichzeitig aber auch selber gefragt, was ich an ihrer Stelle getan hätte.

Die vier Winde erzählt den Überlebenskampf einer Familie. Es ist aber auch die Geschichte einer Frau, die ihre Stimme findet und Goßes vollbringt. Das Ende ist dramatisch, zugleich aber auch hoffnungsvoll und wegbereitend. Ich gebe zu, ich hätte mir einen anderen Ausgang gewünscht. Ich war erschüttert und zutiefst traurig. Doch letztlich ist es die Liebe die bleibt und ewig währt. Festhaltend an diesen Gedanken konnte ich mich auch mit dem schwermütigen Ende versöhnen, welches Kristin Hannah sich erdacht hat.

Ich habe Die Vier Winde abwechselnd gelesen und gehört und kann auch die Hörbuchversion sehr empfehlen. Luise Helm trägt die Geschichte klar, deutlich und mit viel Gefühl vor. Durch die Lesung hat die ohnehin schon einnehmende Handlung eine noch stärkere Sogkraft entwickelt, der ich mich kaum mehr entziehen konnte.

Großes Kino und absolut lesens- und hörenswert!

Fazit:

Kristin Hannah hat mich auf eine intensive Reise in die USA der 30er Jahre mitgenommen. Elsas Geschichte hat mein Herz und meine Seele berührt. Es geht um Hoffnung, Liebe, Mut, dem Bringen von Opfern, dem Kampf um Gleichberechtigung, Ausgrenzung und so vieles mehr. Kristin Hannah lässt ihre Protagonisten die schwere Zeit der Weltwirtschaftskrise, der Hungersnöte und Katastrophen durchleben. Ich bin begeistert und überwältigt von der mitreißenden Art und Weise, in der Kristin Hannah Fakt und Fiktion miteinander vereint.

Für mich ist Die Vier Winde ein absolutes Herzensbuch und Lebenslesehighlight!

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Erkenntnisse eines Lebens

Die Begegnung. Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben
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Als ich Die Begegnung zu lesen begonnen habe, habe ich mich auf ein kleines Experiment eingelassen. Ich habe mich wieder einmal aus meiner Komfortzone herausbewegt - mit Erfolg! Mir hat Jochen ...

Als ich Die Begegnung zu lesen begonnen habe, habe ich mich auf ein kleines Experiment eingelassen. Ich habe mich wieder einmal aus meiner Komfortzone herausbewegt - mit Erfolg! Mir hat Jochen Schweizers "Lebensgeschichte" unglaublich gut gefallen. Die Begegnung hat sich überraschend flüssig lesen lassen, war sehr einnehmend, spannend erzählt und wirkt definitiv nach. 

Norwegen: In einer stürmischen Nacht treffen zwei Männer in einer einsamen Hütte im Wald aufeinander. Hakon, der bereits am Ende seines Lebens angekommen ist und der junge Sverir, der auf der Flucht vor seiner Vergangenheit nicht weiß wie es weitergehen soll. Die beiden Männer kommen ins Gespräch. Sverir berichtet von seiner tristen Kindheit und Jugend, dass er von zu Hause ausgerissen ist, weil ihn ohnehin niemand haben will. Und so beginnt der weit über 90-jährige Hakon seine Lebensgeschichte, die von Abenteuer, Mut, Zielstrebigkeit, Erfolg aber auch von schlimmen Schicksalsschlägen, Verlust, Trauer und Einsamkeit gezeichnet ist, zu erzählen.

"Da lag ein Mann mitten in der Unendlichkeit des Meeres friedlich schlafend auf einem Kajak und neben ihm lag regungslos ein weißer Wal."

(Zitat aus Die Begegnung, Seite 113)

Die Begegnung ist ein sehr tiefgründiger und schicksalshafter Roman. Jochen Schweizer lässt uns auf ruhige Art und Weise und ohne belehrend zu wirken an seinen Erfahrungen und Erkenntnissen seines Lebens teilhaben.

"Du bist nicht gescheitert ... du bist nur in einer neuen Situation. In Wahrheit gibt es kein Scheitern, sondern nur neue Situationen, die man als Herausforderung begreifen kann und auch muss, um am Ende an ihnen zu wachsen."

(Zitat aus Die Begegnung, Seite 119)

Während der Anfang des Buches noch dem "verlorenen" Sverir gewidmet ist, ist es in den weiteren Abschnitten Hakon, von dessen Lebensweisheiten wir einen Gewinn ziehen können. Mich hat Hakons bewegtes Leben zutiefst beeindruckt. Es ist ein Leben voller Abenteuer, unzähliger Chancen und schwieriger Entscheidungen, die er treffen musste. Ich habe mit Hakon auf seinen Reisen und Expeditionen mitgefiebert, gehofft und gebangt. Ich war aber auch unglaublich beeindruckt von seinem Durchhaltevermögen und Zielsetzungen. Es ist zwar kein perfektes und fehlerfreies, dafür aber ein selbstbestimmtes Leben, auf welches Hakon zurückblickt. Ein Leben auf das er mit Stolz zurück blicken kann.

Zwischen Hakons Erzählungen sind kleine Kapitel, sogenannte Zwischenspiele, eingestreut, in denen Hakon und Sverir sich gemeinsam austauschen und reflektieren. Diese Abschnitte haben ein wenig das Tempo der Geschichte gedrosselt. Es waren genau diese kleinen Atempausen, die mich nachdenklich gestimmt haben und in denen auch ich Parallelen gezogen habe und über die Bestimmung meines Lebens nachgedacht habe.

Das Ende des Buches war einerseits erfüllend, andererseits schwermütig. Doch so wie Sverir hatte auch ich am Schluss das Gefühl wichtige Erkenntnisse dazu gewonnen zu haben.

Fazit:

Jochen Schweizer hat mich sehr beeindruckt. Die Begegnung ist ein sehr philosophisches und tiefgründiges Buch, das eine mitreißende Lebensgeschichte erzählt. Es geht um die Suche nach dem Sinn des Lebens, darum ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seine Ziele mit Leidenschaft zu verfolgen.

Ich kann das Buch all jenen weiterempfehlen, die sich gerne von intensiven Lebenserfahrungen inspirieren lassen.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Überzogen und schwarzhumorig, den Blick auf den dramatischen Hintergrund aber nicht verlierend

Barbara stirbt nicht
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Wenn Rentner Walter Schmid frühmorgens das Bett verlässt, duftet das Haus normalerweise nach Kaffee. Doch an diesem einen schicksalsträchtigen Morgen riecht Herr Schmid nichts, was bedeutet, ...

Wenn Rentner Walter Schmid frühmorgens das Bett verlässt, duftet das Haus normalerweise nach Kaffee. Doch an diesem einen schicksalsträchtigen Morgen riecht Herr Schmid nichts, was bedeutet, dass Barbara etwas zugestoßen sein muss. Barbara, Herrn Schmids Ehefrau ist auf dem Weg ins Badezimmer zusammengebrochen und fortan ans Bett gefesselt. Sie ist zu schwach um aufzustehen, schläft fast durchgehend und mag auch nichts mehr essen. Nun ist es an Herrn Schmid, der noch nie in seinem Leben Kaffee gekocht oder eine Tütensuppe zubereitet hat, sich um Barbara, den Haushalt und die Einkäufe zu kümmern.

Alina Bronsky hat mit Barbara stirbt nicht ein urkomisches, schwarzhumoriges, bitterböses aber auch zutiefst emotionales Portrait einer Ehe gezeichnet, die sich über die Jahre in Routinen festgefahren hat.

"Ich mische mich nicht in Barbaras Angelegenheiten ein und sie sich nicht in meine. ... Aber wenn sie mal nicht da ist? Oder nicht kann? ...Warum sollte sie nicht da sein?"
(Zitat aus Barbara stirbt nicht)

Alina Bronsky ist die allwissende Erzählerin, wobei es Herr Schmid ist, der im Fokus steht. So orientiert sich auch der Schreibstil an Herrn Schmid. Prägnant und auf den Punkt gebracht mit wenig Raum für Emotionen. Für mich absolut perfekt und passend.

Barbara stirbt nicht als Hörbuch zu hören, hat sich für mich als Genuss herausgestellt. Thomas Anzenhofers Lesung ist einfach genial. Seine Interpretation von Herrn Schmid ist ganz großes Kino. Er trifft genau den richtigen Ton. Ich hatte beim Hören tatsächlich das Gefühl, als ob Herr Schmid neben mir stehen würde. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte noch nie eine perfektere Lesung gehört zu haben.

Walter, im Buch "nur" als Herr Schmid bezeichnet, hat sich mit seiner unsympathischen, ruppigen Art und seiner kleinkarierten Denkweise in mein Herz geschlichen. Er ist ein Grantler und Nörgler durch und durch. Zu seinen erwachsenen Kindern hat er keinen sehr guten Draht. Sohn Sebastian ist in seinen Augen mit der falschen Frau verheiratet und Tochter Susanne lebt seltsamerweise seit Jahren mit ihrer besten Freundin zusammen. Außerdem verurteilt er so ziemlich alles Nicht-Deutsche, wenngleich selbst Barbara osteuropäische Wurzeln hat und einer Einwandererfamilie entstammt.

"Ich hab heute diese Dicke im Wald gesehen. Deine Freundin. Die Russin. ...Sie spricht so schlimm Deutsch, deine Freundin. ... Stell dir vor, ich wäre nicht so streng gewesen, was wären wir jetzt? ... Wir wären hier Russen, Barbara. Und unsere Kinder wären Russen. Hättest dir deinen deutschen Pass auf die Stirn kleben können –hätte nichts geholfen."
(Zitat aus Barbara stirbt nicht)

Herr Schmid ist ein Mann der alten Schule. Seit über 50 Jahren mit seiner Barbara verheiratet, hat er noch nie! einen Finger im Haushalt gekrümmt. Widerwillig und weil es sein muss, tritt er aus seiner Komfortzone heraus, lernt mit Hilfe des polnischen Fernsehkochs Medinski und der dicken Verkäuferin in der Bäckerei zu kochen und backen. Während sich Herr Schmid um seine Frau kümmert, kommen Freunde und Bekannte zu Besuch, um Barbara noch ein letztes Mal zu sehen. Doch je mehr Menschen kommen, umso mehr verschließt Herr Schmid die Augen vor der Wahrheit. Denn Barbara stirbt nicht. Sie muss sich nur ein bisschen ausruhen und was essen.

Trotz aller Leichtigkeit, mit welcher Alina Bronsky die Geschichte erzählt, ist die Tragik allgegenwärtig. Ich habe Barbara stirbt nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehört und Herrn Schmids unfreiwilligen Wandel vom chauvinistischem Eigenbrötler zum hilfsbereiten und liebevollen Ehemann unglaublich gern verfolgt. Wobei man auch sagen muss, dass Herr Schmid kein schlechter Mensch ist. Es ist eher so, dass er seine Gefühle nicht heraus lassen kann, diese tief im Herzen unter Verschluss hält. Und er kann bis zum Schluss nicht komplett aus seiner Haut heraus. Herr Schmid ist eben wie er ist, aber er lernt langsam mit der neuen Situation umzugehen.

Einzig das Ende kam für mich etwas zu plötzlich. Ich war einfach noch nicht bereit diese humorvolle und zwischen den Zeilen wunderbar warmherzige Geschichte loszulassen.

Für mich ist Barbara stirbt nicht ein unerwartetes Jahreshighlight und Walter Schmid ein Protagonist, der mich so schnell nicht mehr loslassen wird. Absolute Empfehlung!

Fazit:

Derb, schwarzhumorig, bitterböse, humorvoll, aber auch zutiefst emotional! Der Spagat zwischen Witz und Traurigkeit ist Alina Bronsky mehr als geglückt. Walter Schmid, der im Haushalt sein Leben lang keinen Finger krumm gemacht hat, muss sich plötzlich um seine pflegebedürftige Ehefrau Barbara kümmern.

Die Lesung von Thomas Anzenhofer, der den ruppigen Ton und den nüchternen Charakter von Herrn Schmid auf den Ton genau trifft, ist einfach nur genial.

Für mich ist Barbara stirbt nicht ein unerwartetes Lesehighlight und bekommt eine absolute Empfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Liebe Jane!

Von ganzem Herzen ...
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Liebste Jane,

Wie gerne würde ich dir persönlich für dein literarisches Erbe danken. Für deine höchst unterhaltsamen und romantischen Geschichten von starken und selbstbestimmten Frauen, die ...

Liebste Jane,

Wie gerne würde ich dir persönlich für dein literarisches Erbe danken. Für deine höchst unterhaltsamen und romantischen Geschichten von starken und selbstbestimmten Frauen, die ermutigen für seine Ideale einzustehen.

Dein unverkennbarer Humor und deine Spitzzüngigkeit überdauern die Zeit und machen jedes deiner Werke zu etwas ganz Besonderem. Dein Charme und Esprit ist auch in jeder Zeile zu spüren, die du in den Briefen an deine geliebte Schwester Cassandra geschrieben hast. Danke, dass du uns in dieser Form an deinem Alltag teilhaben lässt und uns intime Einblicke in dein Privatleben gewährst.

Von ganzem Herzen,
Deine J.

💜💜💜💜💜

Nie habe ich mich Jane Austen näher gefühlt als beim Lesen dieser sehr persönlichen Biografie. Die Briefe, welche Jane uns hinterlassen hat, zeugen nicht nur von ihrem literarischen Geschick und ihrer Scharfsinnigkeit, sondern geben uns auch einen sehr lebhaften Einblick in die Regency-Zeit.

Gegliedert in die verschiedenen Lebens- und Schaffensphasen von Jane Austen, beginnend mit ihrem 20. Lebensjahr, erfahren wir durch die von Penelope Hughes-Hallett getroffene Briefauswahl viel Persönliches von Jane. Die meisten der Briefe sind an Janes ältere Schwester Cassandra gerichtet, mit der sie ein innige Beziehung und Freundschaft über Distanz geführt hat. Ich habe mich beim Lesen der Briefe wie bei einem Teekränzchen mit einer guten Freundin gefühlt. Denn es sind viele ganz alltägliche Dinge, die Jane zu berichten hatte. Jane erzählt welche Bälle und Teegesellschaften sie besucht hat, wie es um die Familie und den Haushalt bestellt ist, über Kutschfahrten und Ausflüge zu den Brüdern und die neuesten Trends zu Stoffen und Kleidern. 

Ergänzt werden die Briefe durch Kommentare und erklärende Erläuterungen der Autorin Penelope Hughes-Hallett, sowie durch zahlreiche wunderschöne Illustrationen, Fotos, Portraits, Landschaftszeichnungen und Auszügen aus Janes Werken. So habe ich einen allumfassenden Eindruck von der damaligen Zeit, aber auch den Inspirationsquellen der Autorin erhalten. 

Von mir als großem Fan von Jane Austen gibt's eine absolute Leseempfehlung. Zudem ist das Buch unglaublich bezaubernd gestaltet und ein richtiges Schmuckstück im Bücherregal. Solltet ihr auf der Suche nach einem besonderen Geschenk sein, kann ich diese tolle Schmuckausgabe von ganzem Herzen empfehlen.


Fazit:

Von ganzem Herzen ist eine ganz außergewöhnliche und besondere Biografie der weltberühmten Autorin.  Durch Briefe an Bekannte und Verwandte, zumeist aber an ihre Schwester Cassandra, lässt uns Jane Austen an ihrem Leben, ihrem Alltag und ihrer Gefühlswelt teilhaben.  Ausgeschmückt ist das Ganze mit zahlreichen Bildern der Zeit sowie Zitaten und Auszügen aus den Werken der Autorin. Ich bin begeistert und kann die wunderschöne Schmuckausgabe aus dem wbg Theiss Verlag vorallem Fans der Aurorin wärmstens empfehlen.  



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