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Veröffentlicht am 13.05.2017

Historische Fakten verpackt in guter Unterhaltungsliteratur

Die fremde Königin
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Wie habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, dass ich zu den glücklichen Gewinnern der Leserunde bei Lesejury gehörte. Ich durfte Rebecca Gablés neuen Roman "Die fremde Königin" bereits vor dem Erscheinungstermin ...

Wie habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, dass ich zu den glücklichen Gewinnern der Leserunde bei Lesejury gehörte. Ich durfte Rebecca Gablés neuen Roman "Die fremde Königin" bereits vor dem Erscheinungstermin lesen und erhielt dafür das unveröffentlichte Manuskript. Am 27.04.2017 ist "Die fremde Königin" nun erschienen und endlich darf ich euch davon erzählen. In dem Buch gehen wir zurück zu Otto dem Großen, über den die Autorin bereits in "Das Haupt der Welt" geschrieben hat.

Rebecca Gablé (geboren 1964) studierte Anglistik und Germanistik mit dem Schwerpunkt mittelalterlicher Literatur. Nachdem sie ihr Studium absolviert hatte, arbeitete sie ein Jahr lang als Dozentin für altenglische Literatur an der Universität in Düsseldorf. Inzwischen ist sie freie Autorin. 1996 erschien ihr Debütroman "Jagdfieber", welcher für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert wurde. Ein Jahr später erschien ihr erster historischen Roman "Das Lächeln der Fortuna" und wurde ein Bestseller. Seither sind acht weitere historische Romane erschienen. 2006 erhielt Rebecca Gablé für ihren Roman "Die Hüter der Rose" (ihrem zweiten Waringham Roman) den Sir-Walter-Scott-Preis.

Zum zweiten Mal führt uns Rebecca Gablé in das historische Deutschland zu Zeiten Ottos dem Großen. Gaidemar, ein Panzerreiter und ein Bastard mit königlichem Blut, wird nach Garda geschickt, um die italienische Königin Adelheid aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Es kommt wie es kommen muss und der Panzerreiter verliebt sich Hals über Kopf in die Königin. Doch diese heiratet König Otto und ist somit unerreichbar, vor allem für einen Bastard ohne Land und ohne Namen. Gaidemar wird zur Leibwache der Königin, Freund der Prinzen Liudolf und Wilhelm und gewinnt zunehmend an Ansehen. Aber er hat auch gefährliche Feinde, die ihm nach dem Leben trachten.

Rebecca Gablé ist wieder einmal ein gut recherchierter historischer Roman gelungen, wenngleich ich sagen muss, dass er an ihre bisherigen Werke nicht heran reicht. Zwar stürzt die Autorin den Leser wie gewohnt direkt hinein in die Handlung, allerdings gibt es so viele historische Fakten zu klären, dass die Geschichte zu Beginn noch etwas blass und trocken daher kommt. Wieder tauchen unheimlich viele Charaktere im Buch auf, sodass man manchmal Schwierigkeiten hat, alle im Blick zu behalten. Wer ist mit wem verwandt, wer wem treu ergeben, wer plant einen Verrat? Die Autorin musste sehr viele Fakten auf kleinem Raum zusammen bringen, sodass es manchmal zu einer knappen Aneinanderreihung der vielen Ereignisse kommt, welche etwas ermüdend auf mich wirkten. Aber was soll man sagen, auch so hat das Buch schon einen Umfang von über 750 Seiten. Da ist es bei den vielen Ereignissen zu jener Zeit nicht verwunderlich, dass die Unterhaltung etwas auf der Strecke bleibt.
Die Charaktere haben mir gut gefallen. Da die Geschichte aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven berichtet wird (Gaidemar, Adelheid, Liudolf…) blieb es leider aber auch nicht aus, dass die Protagonisten nicht wie von der Autorin sonst gewohnt tiefgängig sind. Sie bleiben teilweise blass, stehen am Rande als Beobachter der Geschehnisse. Ich hätte mir hier noch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Ich konnte mich dennoch sehr gut in die verschiedenen Protagonisten hinein versetzen und fieberte dem einem mit, während ich dem anderen den Tod wünschte. Das muss man als Autor erst einmal schaffen! Besonders hat mir der Panzerreiter Gaidemar gefallen, der es nicht leicht in seinem Leben hat. Er kam auch nicht immer als Retter der Lage daher, sondern durfte auch seine dunkle Seite zeigen, welche für den Leser zum Teil schockierend ist, zur damaligen Zeit aber nicht ungewöhnlich. Somit haben wir hier zwar wieder einen typischen Gablé-Protagonisten, der treu, selbstlos, tapfer und ergeben ist. Gleichzeitig hebt er sich durch seine teilweise kaltblütige Art und Weise aber zu den früheren Protagonisten der Autorin ab.

Rebecca Gablés Schreibtstil ist wie gewohnt sehr verständlich, ohne dabei einfach zu wirken. Im Gegenteil, die Autorin bedient sich einer gehobenen Sprache, die für uns vielleicht manchmal etwas gestelzt wirkt, aber damit zur damaligen Zeit äußerst passend ist. Und das ist bei historischen Romanen sehr wichtig, um die Authentizität zu gewährleisten. Die Figuren müssen nicht nur wie zu jener Zeit handeln, sondern sollten sich auch in Wort und Geste danach gebaren. Das ist Frau Gablé wieder einmal gelungen.

Ein lesenswertes Buch, welches aber nicht ganz an ihrer vorherigen Bücher heran kommt. Wie dem auch sei, ich habe wieder einiges aus der deutschen Geschichte lernen können, ohne dabei langweilige Sekundärliteratur wälzen zu müssen. Das hat die Autorin übernommen und wieder einmal ein gut recherchiertes historisches Werk vorgelegt. Sie ist nicht umsonst eine meiner liebsten Autoren historischer Unterhaltungsliteratur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 25.04.2017

Das etwas andere Geschichtsbuch

Sprachlos. Eine Weltgeschichte ohne Worte
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„Wir verfolgen so die Weltgeschichte quasi durch die Augen eines außerirdischen Beobachters. Und dabei können wir unsere eigenen Gedanken über den rätselhaften, chaotischen Wahnsinn entwickeln, der da ...

„Wir verfolgen so die Weltgeschichte quasi durch die Augen eines außerirdischen Beobachters. Und dabei können wir unsere eigenen Gedanken über den rätselhaften, chaotischen Wahnsinn entwickeln, der da abgeht.“ (Seite 5)

Ich hatte leider so gut wie nie interessanten Geschichtsunterricht in der Schule. Somit ist mein Wissen auch nicht gerade berauschend, schon gar nicht länderübergreifend. Meist wurden immer die selben Themen (1. und 2. Weltkrieg) abgefrühstückt. Ich war also begeistert, als ich eine Besprechung des Buches "Sprachlos. Eine Weltgeschichte ohne Worte" hörte. Mit Spaß und vielen Bildern wird hier in Form einer Graphic Novel die Weltgeschichte aus der Perspektive des Außerirdischen erzählt.

Polyp ist ein britischer Cartoonist. Er arbeitet seit vielen Jahren für diverse Kampagnen und NGOs (Nichtregierungsorganisationen) zum Beispiel in Bereichen des Menschenrechts und Umweltbewegungen.

Die Graphic Novel beginnt mit einer Zeichnung des Anschlags 9/11. Davon ausgehend werden dann die politischen Geschehnisse auf der Erde beschrieben. Hierbei gibt es tatsächlich keine Worte. Selbst die Sprechblasen sind mit Symbolen versehene, sodass der Leser sich seinen eigenen Reim darauf machen muss. Es gibt zusätzlich ein Buch im Buch, welches die Weltgeschichte vereinfacht in Kürze darstellt und eine Mögliche Reaktion der geschundenen Erde ausweist. Ganz ohne Worte kam das Buch dann aber doch nicht aus, es gibt einige Zitate zur Einstimmung, sowie ein Vorwort des Autors. Im Anhang findet man noch einen Abschnitt „Mit anderen Worten“ (jeweils in den Sprachen deutsch, englisch und französisch), welche mögliche Übersetzungen der bebilderten Sprechblasen bereit hält.
Auf dem Youtube Kanal der Verlages ist ein Buchtrailer zur Graphic Novel zu finden.

Mir hat die Lektüre des Buches Spaß gemacht, da ich mein begrenztes Wissen hervor holen und bei vielen Dingen zunächst etwas rätseln musste. Es ist also keine Lektüre, die man von a bis z vorgekaut bekommt. Nein, man wird zum Denken angeregt. Die ersten Seiten habe ich gemeinsam mit meiner 5-jährigen Tochter gelesen (sie hatte mir das Buch zu meinem Geburtstag geschenkt). Es war gar nicht so einfach, ihr die ganzen politischen Verstrickungen zu erklären. Schnell fällt einem auf, dass einige Teile der Menschheitsgeschichte sich wiederholen. Aktuelle Probleme, sind nicht wirklich neu, sondern so oder so ähnlich bereits in der Vergangenheit aufgetreten. Klassenkampf, Krieg, Unterdrückung, Verantwortung, verschiedene Glaubensrichtungen und Reichtum sind die treibenden Kräfte und bestimmen unsere Weltgeschichte enorm.
Interessant fand ich, dass die abgebildeten Menschen keine vollständigen Gesichter haben. Lediglich der Kiefer und die Zähne sind zu sehen, aber das reicht schon aus, um die Gemütslage der gezeichneten Person eindeutig darzustellen.

Für die Lektüre dieses Geschichtsbuches ist ein wenig Grundwissen zur Weltgeschichte notwendig. Ohne etwas Wissen, erscheint es einem wiederholt nur um Krieg und Zerstörung zu gehen. Spannend ist hier auf jeden Fall, dass sowohl die Weltgeschichte, als auch die Sprache an sich komplett mit Bildern zu visualisieren ist. Es bedarf tatsächlich keiner Worte um Geschehnisse dem Leser zu vermitteln. Durch den Verzicht auf die Worte wird es für den Leser aber trotzdem zu einer Herausforderung, wenn er alle Bilder im Detail verstehen möchte. Das macht die Lektüre des Buches so besonders.
Etwas schade fand ich, dass es hier größtenteils um die negativen Aspekte unserer Weltgeschichte geht. Mich würde eine positive Weltgeschichte ohne Worte aber auch sehr interessieren. Es war doch sehr viel Krieg, Kampf und Blutvergießen zu sehen. Aber das ist ja nicht alles, was in den letzten Jahrhunderten geschehen ist. Unsere Weltgeschichte hat durchaus viele positive Ereignisse zu bieten. Vielleicht gibt es ja bald ein zweites Werk zur Weltgeschichte der Menschheit. Ich würde es sofort kaufen.

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein altmodisch und zugleich modernes Märchen

Der Wunderkasten / Leinengebundenes Bilderbuch
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Es handelt sich um ein Buch, welches erstmals 1990 erschienen ist und dieses Jahr als Sammlerstück mit Leineneinband nochmals erschienen ist. Der Wunderkasten von Rafik Schami erzählt eine Geschichte aus ...

Es handelt sich um ein Buch, welches erstmals 1990 erschienen ist und dieses Jahr als Sammlerstück mit Leineneinband nochmals erschienen ist. Der Wunderkasten von Rafik Schami erzählt eine Geschichte aus alter Zeit, wie sie schon lange mündlich immer weiter gegeben wurde. Rafik Schami hat sie mit einer wunderbar modernen Rahmenhandlung versehen, die zusätzlich eine eigene These liefert, ohne moralisch daher zu kommen.

Rafik Schami (geboren 1946 in Damaskus) wanderte 1971 nach Deutschland ein. Er studierte Chemie. Inzwischen schreibt er ausschließlich Bücher und „gilt als der Wortzauberer und Geschichtenerzähler schlechthin“(1). Seine Bücher, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen gedacht sind, wurden mehrfach ausgezeichnet und sind in vielen Sprachen erschienen.
Peter Knorr (geboren 1956 in München) studierte Kunsterziehung. Inzwischen arbeitet er als Illustrator und Grafiker. Er illustrierte bereits viele Kinderbücher sowie Bucheinbände für Autoren wie Erich Kästner, Kirsten Boie und Paul Maar. Außerdem ist er Zeichner für die ZDF-Kinderserie „Siebenstein“. Seine Arbeiten wurden bereits von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.

Die Geschichte wird aus der Sicht eines kleinen Jungen geschildert, der in eher ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Regelmäßig kommt ein alter Mann durch die verschiedenen Viertel gezogen. Er hat einen Wunderkasten dabei. Für ein wenig Geld können ein paar Kinder in diesen Wunderkasten schauen, während er die Geschichte des Liebespaares Leila und Sami erzählt, die wider aller Hinternisse doch am Ende zueinander finden. Die anderen Kinder und auch die Erwachsenen dürfen ohne etwas bezahlen zu müssen, der Geschichte lauschen. Im Wunderkasten sind Bilder passend zur Geschichte zu sehen. Sie sind alt und verblassen im Laufe der Jahre, sodass der Geschichtenerzähler sie durch Bilder aktueller Reklamen ersetzt. Doch das nimmt den Zauber seiner Erzählungen.

Leider wollte meine Tochter mit mir bisher nicht dieses wunderschön gestaltete Buch lesen. Woran das liegt kann ich nicht sagen und somit weiß ich auch leider nicht, wie es ihre gefallen würde. Mir hat es gut gefallen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob Kinder ab 6 Jahren (so die Altersangabe des Verlags) wirklich die ganze Dimension dieser Erzählung bereits erfassen können. Aber das ist ja auch nicht immer wichtig.
Schön finde ich, dass hier zwei Thematiken in einem Buch behandelt werden. Im Zentrum steht die Geschichte von Leila und Sami, dem Liebespaar, die sich über die Verbote der anderen hinwegsetzen und an ihrer Liebe festhalten. Sie werden am Ende für ihren Mut und ihre Treue belohnt. Die Rahmenhandlung bietet hier eine ganz anderen Thematik, nämlich die, der Kraft der Phantasie. Wo zunächst die wunderschönen Bilder im Wunderkasten die Phantasie der Kinder beflügeln sollen, stellt sich am Ende heraus, dass die eigenen Ideen im Kopf noch viel phantastischer und wertvoller sind und erst den wahren Wert einer Geschichte ausmachen. Das musste der Geschichtenerzähler selbst erst erkennen, als er zunächst noch verzweifelt versuchte die fehlenden Bilder zu ersetzen und sich am Schluss dazu entschloss, die Kinder einfach ins Schwarze sehen zu lassen.

„[…] da hörte ich die Stimme des alten Mannes, so warm und schön, wie nie zuvor, und er fing an zu erzählen“

Die Illustrationen von Peter Knorr sind einzigartig. Knorr setzt die Geschichte liebevoll und durchaus humorvoll in Szene. Der Text bekommt eine zusätzliche Tiefe. Ganz besonders hat mir am Ende das Porträt des Geschichtenerzählers gefallen. Es entsprach meiner eigenen Vorstellung, eines alten und liebenswerten Mannes, der dafür lebt, anderen eine Freude zu bereiten. Witzig ist hier irgendwie, dass es überhaupt Bilder gibt, denn ist die Moral der Rahmenhandlung nicht die, dass die Phantasie der Menschen ausreicht, um ein Kino im eigenen Kopf zu erschaffen?

Rafik Schami gelingt es, einer alte Erzählung neuen Wind einzuhauchen und sie mit einer aktuellen Geschichte zu kombinieren. So entstand ein altmodisch und zugleich modernes Märchen, welches durch die dichterische Sprache und die detailreichen und überaus passenden Illustrationen Flügel verliehen bekommt.

Veröffentlicht am 07.04.2017

Packend von der ersten Seite an

Fremd
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Ursula Poznanski (geboren 1968 in Wien), arbeitete als Journalistin für medizinische Zeitschriften. 2010 debütierte sie mit ihrem Jugendroman Erebos. Es folgten Saeculum, Layers und Elanus. Außerdem schrieb ...

Ursula Poznanski (geboren 1968 in Wien), arbeitete als Journalistin für medizinische Zeitschriften. 2010 debütierte sie mit ihrem Jugendroman Erebos. Es folgten Saeculum, Layers und Elanus. Außerdem schrieb sie Thriller. Mit fünf gelang ihr ein Bestseller. Gemeinsam mit Arno Strobel veröffentlichte sie Fremd und Anonym.
Arno Strobel (geboren 1962 in Saarlouis) studierte Informationstechnologie und arbeitete über viele Jahre bei einer Bank in Luxemburg. Erst spät begann er mit dem Schreiben. 2007 debütierte er unter einem Pseudonym mit dem Thriller Magnus – Die Bruderschaft. Seither sind noch viele weitere Psychothrillern erschienen: Der Trakt, Das Wesen, Das Skript, Der Sarg etc. Seine Bücher gelten als Bestseller. Seit 2014 ist er ausschließlich als Autor tätig.

Als Joanna eines Tages zu Hause den Feierabend genießen will, hört sie jemand Fremdes in ihrem Haus rumoren. Der Eindringling überrascht sie trotz aller Vorsicht und behauptet ihr Verlobter Erik zu sein.
Erik ist sich sicher, dass mit seiner Freundin Joanna etwas passiert sein muss. Er will ihr helfen, doch sie verhält sich wie eine völlig fremde Frau, ist noch dazu aggressiv und gefährlich.
So springt die Geschichte zwischen den beiden Perspektiven hin und her. Aber wer von den beiden hat nun tatsächlich die Wahnvorstellungen und wie konnte es dazu kommen?

Diesen Thriller habe ich in gerade einmal zwei Tagen verschlungen und das obwohl ich eigentlich eher selten Thriller lese. Er ist von der ersten Seite an sehr spannend geschrieben. Schnell kommt der Leser ins Grübeln und stellt seine eigenen Vermutungen und Thesen auf. Die Spannung ist teilweise kaum auszuhalten. Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr sympathisch und die ganze Handlung sehr emotional gestaltet. Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet, sodass es nicht schwer fällt die verschiedenen Sichtweise nachzuvollziehen. Das Ende überrascht, da es zum Teil offen bleibt und Platz für Spekulationen lässt. Wer weiß, vielleicht folgt ja auch noch ein weiterer Band.

Die Handlung ist lebhaft beschrieben und die Perspektive springt abwechselnd von Joanna zu Erik. Dies geschieht aber so fließend, sodass man manchmal einen Moment braucht, um umzuschalten. Die Auflösung kam für mich etwas zu plötzlich und ein wenig fraglich ist sie meiner Meinung nach auch. Muss wirklich ein so großer Aufwand betrieben werden, um jemanden zu stoppen, der eigentlich gar nicht wirklich weiß, was los ist?

Die Ausgangssituation packt den Leser sofort und man ist hin und her gerissen, da nicht wirklich immer klar ist, wer verwirrt ist, ob jemand in kriminelle Machenschaften verwickelt ist und was es mit dieser ganzen Sache überhaupt auf sich hat. Alles in allem handelt es sich um einen gelungenen Thriller, mit ein paar inhaltlichen Defiziten, die einen aber eher hinterher beschäftigen und nicht bereits während des Lesens. Ein Buch, welches mich sehr gut unterhalten hat, ohne dabei einen wirklich tiefgründigen Kern zu haben.

Veröffentlicht am 05.04.2017

„Der Tod ist eine reizende kleine Person. Doch das weiß niemand.“

Der Besuch vom kleinen Tod
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Im Mittelpunkt der Geschichte steht hier der Kleine Tod. Er ist traurig, denn niemand will ihn bei sich haben. Alle haben sie Angst vor ihm. Doch eigentlich will er die Menschen doch nur auf einem neuen ...

Im Mittelpunkt der Geschichte steht hier der Kleine Tod. Er ist traurig, denn niemand will ihn bei sich haben. Alle haben sie Angst vor ihm. Doch eigentlich will er die Menschen doch nur auf einem neuen unbekannten Weg begleiten. Doch alles ändert sich eines Tages, als er das Kind Elisewin abholen kommt. Sie freut sich auf ihn, begrüßt ihn freundlich, geradezu überschwänglich. Diesmal muss nicht der Kleine Tod den Weg anführen, nein das übernimmt das Mädchen selbst. Und so erinnert sich Kleiner Tod daran, dass er selbst ein Kind ist. Die beiden unterhalten sich, spielen und lachen miteinander. Doch irgend wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Elisewin das Totenreich verlassen und in ein neues Leben aufbrechen muss. Kleider Tod ist traurig, aber er lässt sie gehen. Kurz darauf kommt das Mädchen als Engel wieder. Von nun an begleiten beide zusammen die Toten auf ihrem Weg und die Verstorbenen haben keine Angst mehr vor dem Tod.

„Elisewin ist nicht mehr da.
Der Tod fühlt sich sehr allein.
Alles erscheint ihm sinnlos.“

Dieses Buch wurde mit dem Astrid Lindgren Memorial Award ausgezeichnet. Es hat mich sofort angesprochen, allerdings wollte meine Tochter es sich nie genauer anschauen. Das Cover lädt kleinere Kinder wohl eher nicht dazu ein, diese Geschichte zu entdecken. Die Bilder sind zwar auch durchaus mit Farbe und Helligkeit versehen, allerdings wirken sie etwas düster und gruselig. Interessant finde ich hier aber die Wendung der Geschichte. Wo sonst die Hinterbliebenen der Toten trauern und Einsamkeit verspüren, ergeht es hier dem Tod ganz genauso. Auch er fühlt sich ohne Elisewin einsam und verlassen. Die Beschreibung der Trauer um einem Verlust der etwas anderen Art ist auch hier gelungen, wobei ich es eher als ein Buch für Erwachsene empfehlen würde.