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Veröffentlicht am 27.12.2021

„Mädchen, die auf Reisen gehen“

Sterbende Seelen
6

Es läuft nicht so, wie sich Mara Billinsky das vorstellt. Ihr Vorgesetzter Hauptkommissar Rainer Klimmt wollte, dass Mara ihn vertritt, obwohl er wusste, dass das bei einigen Kollegen gar nicht gut ankommt. ...

Es läuft nicht so, wie sich Mara Billinsky das vorstellt. Ihr Vorgesetzter Hauptkommissar Rainer Klimmt wollte, dass Mara ihn vertritt, obwohl er wusste, dass das bei einigen Kollegen gar nicht gut ankommt. Außerdem ist sie an einer Sache dran, in der sie nicht wirklich weiterkommt. Doch als es dann Tote gibt, die brutal ermordet wurden, fliegt die „Krähe“ nach Sizilien, um sich mit ihrem italienischen Kollegen Domenico Manzoni auszutauschen. Trotzdem kommen Mara und ihr Team bei den Ermittlungen nicht wirklich von der Stelle. Erst als sie auf die Prostituierte Joy trifft, fallen die Dominosteine.
Dies ist bereits der sechste Band mit Mara Billinsky. Auch dieses Mal konnte mich der Autor Leo Born mit seinem packenden Schreibstil überzeugen. Dieser Thriller beginnt schon düster und brutal. Zwischendurch gibt es Einschübe, die unter die Haut gehen. Sie erzählen von den Leiden junger schwarzer Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden.
Mara Billinsky fällt mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen auf. Das hat ihr auch den Spitznamen „die Krähe“ eingebracht. Die Kollegen machen es ihr schwer, doch inzwischen hat sie sich zumindest Anerkennung verschafft, wenn auch nicht unbedingt Sympathien. Das kümmert sie jedoch nicht, denn sie ist eine Einzelgängerin. Doch mit ihrem Kollege Jan Rosen arbeitet sie gut zusammen, obwohl er so ganz anders ist. Hinter dem Schreibtisch ermittelt er erfolgreich, aber Tatorte bereiten ihm Probleme. Domenico Manzoni ist ein schwer zu durchschauender Mensch, der Mara einerseits sympathisch ist, da auch er ein Einzelkämpfer ist, andererseits ist sie ihm gegenüber misstrauisch.
Mara zieht ihre Ermittlungen durch, auch wenn sie damit Manchem auf die Füße tritt. Sie ist beharrlich und gibt nicht auf. Es dauert eine Weile, bis sie mit den Ermittlungen vorankommt und am Ende deckt sie ungeheure Abgründe auf.
Es ist ein Thriller, der sehr spannend, aber oft auch schwer zu ertragen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 19.12.2021

Schwierige Entscheidungen

Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung
0

Es sind über 40 Jahre vergangen seit die Ammanleit aus Deutschland weggegangen sind. Sie haben sich in Pennsylvania ein neues Leben aufgebaut. Hier auf dem Mühlenhof lebt auch Esther mit ihrer Familie. ...

Es sind über 40 Jahre vergangen seit die Ammanleit aus Deutschland weggegangen sind. Sie haben sich in Pennsylvania ein neues Leben aufgebaut. Hier auf dem Mühlenhof lebt auch Esther mit ihrer Familie. Sie ist die Enkelin von Rebekka und Daniel. Es wird langsam Zeit, dass sie heiratet, aber sie hat ihre Großeltern vor Augen, die sich immer noch innig lieben, und will sich noch nicht entscheiden. Auch ihr Bruder Ben will sich den Erwartungen nicht unterordnen. Der Sezessionskrieg spaltet nicht nur das Land, sondern zunehmend auch die Amish. Die Strenggläubigen werden engstirniger und wollen verhindern, dass die jungen Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Der Krieg geht auch an Jacobstown nicht vorbei. Dann findet Esther eines Tages einen schwer verletzten Soldaten. Obwohl er ein Feind ist, pflegen ihn die Hochleitners. Dass sich Jack und Esther verlieben, darf nicht sein und passiert dennoch.
Auch dieser Band hat mich wieder von Anfang an gefangen genommen. Die Welt der Amish ist uns sehr fremd. Sie sind sehr gläubig und haben strenge Regeln. Der Glaube gebietet ihnen, anderen zu helfen und sich nicht zu wehren. Als Ben von der Underground Railroad erfährt, erkennt er wie schrecklich Sklaven behandelt werden und will helfen. Doch damit sie die Ältesten nicht einverstanden und Ben gerät in einen Gewissenskonflikt. Aber auch für Esther wird es nicht leicht, als sie sich in den Soldaten Jack verliebt. Jack gefällt dieses fremde Leben der Amish immer mehr und er würde gerne mit Esther in Jacobstown leben, doch das ist nicht möglich. Zum Glück gibt es Rebekka und Daniel, die menschlich sind und ihren Glauben nicht so verbohrt sehen. Sie erinnern sich noch, wie schwer es für sie selbst war und daher steht sie zu ihren Lieben und helfen, wo es geht.
Der Autorin Karin Seemayer gelingt es hervorragend, uns das Leben de Amish nahezubringen und die historischen Ereignisse zu schildern. Der Schreibstil liest sich flüssig und sehr angenehm.
Der Glaube der Amish verlangt es eigentlich, menschlich zu sein und zu helfen. Aber selbst hier gibt es Menschen, die so engstirnig und verbohrt die Bibel auslegen, dass e schon wieder unmenschlich wird. Sie wollen damit ihre Gemeindemitglieder zusammenhalten und erreichen das Gegenteil, denn die Jüngeren zieht es in Gemeinden, die fortschrittlicher leben.
Ich habe mich mit diesem Roman wieder sehr wohlgefühlt und mich gefreut, dass es noch eine Fortsetzung geben wird.
Die Geschichte ist sowohl sehr fesselnd, als auch informativ und hat mich gut unterhalten.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2021

Kampf ums Überleben

Die vier Winde
0

Texas, 1934: Elsa Martinelli hatte nie ein leichtes Leben. Obwohl sie aus gutem Hause stammt, erfährt sie in der Familie nur Herabsetzung. Sie heiratet dann einen Mann und lebt mit ihm und seinen Eltern ...

Texas, 1934: Elsa Martinelli hatte nie ein leichtes Leben. Obwohl sie aus gutem Hause stammt, erfährt sie in der Familie nur Herabsetzung. Sie heiratet dann einen Mann und lebt mit ihm und seinen Eltern auf einem Hof. Es ist ein hartes Leben, das die Familie hier fristet. Die Böden geben nicht viel her und Dürre und Sandstürme machen alles noch schlimmer. Das was sie ernten reicht kaum zum Überleben. Nachdem ihr Mann sie verlässt, muss Elsa eine schwere Entscheidung treffen. Soll sie mit ihren Kindern – wie so viele andere – die Gegend verlassen und im Westen neu anzufangen. Es wird eine gefahrvolle Flucht nach Kalifornien, die aber mit vielen Hoffnungen verbunden ist.
Kristin Hannah begeistert mich immer wieder mit ihren Romanen und das ist ihr auch Mit „Die vier Winde“ gelungen. Ihr Schreibstil ist einfach unvergleichlich. Sie schildert die Verhältnisse zur Zeit der Weltwirtschaftskrise sehr gut, als die Arbeitslosigkeit ungeheuer hoch ist. Aber auch das harte Leben der Bauern und die schwierige Stellung der Frauen beschreibt sie sehr authentisch.
Es ist eine schwere Zeit und die Menschen wissen kaum, wie sie überleben sollen. Ihnen bleibt im Grunde genommen keine Wahl. Sie machen sich auf den Weg Richtung Westen. Dieser Weg ist gefährlich, ganz besonders für allein reisende Frauen wie Elsa. Auch damals schon will niemand die Flüchtenden unterstützen und bei sich haben. Häufig wird ihre Not ausgenutzt
Elsa ist eine starke Frau, die den Kampf aufnehmen muss, wenn sie sich und ihre Kinder durchbringen will. Dabei macht es ihr die pubertierende Tochter auch nicht leicht. Ich habe mitgehofft und mitgelitten
Kristin Hannah erzählt diese berührende Geschichte mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Für mich war es ein absolutes Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Wem kann man trauen?

SCHWEIG!
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Am Tag vor Weihnachten taucht Esther bei ihrer Schwester Sue im Wald auf, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Eigentlich sollte Esther das Fest für ihre Familie vorbereiten, doch ein ...

Am Tag vor Weihnachten taucht Esther bei ihrer Schwester Sue im Wald auf, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Eigentlich sollte Esther das Fest für ihre Familie vorbereiten, doch ein Schneesturm sorgt dafür, dass sie nicht zurückkann. Die Schwestern trinken den Wein und sprechen Dinge aus, die besser ungesagt geblieben wären. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Erzählt wird diese Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und geht auch immer wieder in die Vergangenheit zurück. Man kann sich nicht sicher sein, ob alles so ist, wie es scheint. Doch für mich hat sich die Lösung recht früh gezeigt. Dennoch bleibt es spannend.
Die Personen sind gut dargestellt. Sie schleppen Verletzungen der Vergangenheit mit sich herum, die nach Oben drängen. Sue lebt für sich und ist kontaktscheu. Sie benötigt Tabletten, um nicht durchzudrehen. Esther will sehen, ob Sue sie wirklich einnimmt, damit die Situation nicht wieder eskaliert. Sue möchte ihre Ruhe und will Esther möglichst loswerden. Aber Esther versucht wie immer, Sue zu bevormunden. Doch das Wetter spielt nicht mit. Vieles kommt in diesem einsamen Haus zur Sprache und Geheimnisse der Vergangenheit drängen ans Licht. Doch was ist die Wahrheit?
Aber auch Esthers Mann Martin spielt eine Rolle in dieser problematischen Schwesterbeziehung. Mir war keiner der Protagonisten sympathisch.
Es ist ein beklemmendes und sehr spannendes Familiendrama.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Die Wunden der Vergangenheit

Das Geheimnis
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Die neunjährige Ulla begreift nicht, dass ihre Mutter Helga sie verlassen hat und keinen Kontakt zu ihr wünscht. Das hat ihr ganzes Leben beeinflusst und sich sogar auf die Beziehung zu ihrer Tochter Sandra ...

Die neunjährige Ulla begreift nicht, dass ihre Mutter Helga sie verlassen hat und keinen Kontakt zu ihr wünscht. Das hat ihr ganzes Leben beeinflusst und sich sogar auf die Beziehung zu ihrer Tochter Sandra ausgewirkt. Inzwischen ist Ulla fast sechzig und es macht ihr immer noch zu schaffen. Daher versucht sie auf Moarhof in Moosleitn am Chiemsee, wo ihre Mutter in einer Kommune lebte und arbeitete, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Zufällig entdeckt sie dort alte Kassetten, die von ihrer Mutter besprochen wurden. Ulla taucht in die Vergangenheit ihrer Mutter ein und erfährt, was ihre Mutter gequält hat und warum sie Ulla nicht haben wollte.
Diese Geschichte wurde von Ellen Sandberg auf eine ungewöhnliche Weise aufgebaut, die anfangs verwirrend ist, aber auch für Spannung sorgt.
Die Charaktere sind sehr gut und vielschichtig ausgearbeitet. Auch wenn mir eigentlich niemand wirklich sympathisch ist, so hat mich die Tragik doch erschüttert, die das Leben der Frauen so beeinträchtigt hat. Dass Helga ihre Tochter verlassen hat, hat das Leben von Ulla geprägt. Sie wollte es bei ihrer Tochter Sandra besser machen, stößt aber bei Sandra auf Unverständnis und Abweisung. Da Helga nicht über ihre Vergangenheit redet, kann Ulla auch nach all den Jahren nicht begreifen, was ihre Mutter zu der damaligen Entscheidung getrieben hat. Aber auch Luise, die ebenfalls auf dem Moarhof lebt, hat ihre Geheimnisse.
Es ist eine Geschichte um Mutter-Tochter-Beziehungen, Traumata und Schuld. Helga versucht das in ihren Kunstwerken zu verarbeiten. Als sie endlich reden will, passiert etwas, dass dies verhindert.
Mich hat diese tiefgründige Geschichte von Anfang an gefesselt und ich kann sie nur empfehlen.

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