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Veröffentlicht am 29.03.2022

Mit gemischten Gefühlen

Die Schule der Redner
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Die Geschichte spielt zur Zeit Rudolfs von Habsburg, dem im Roman Cecile, eine Fürstentochter Burgunds versprochen ist. Rudolfs Neffe Leon verliebt sich unsterblich in die schöne junge Frau und bringt ...

Die Geschichte spielt zur Zeit Rudolfs von Habsburg, dem im Roman Cecile, eine Fürstentochter Burgunds versprochen ist. Rudolfs Neffe Leon verliebt sich unsterblich in die schöne junge Frau und bringt damit sich und auch sie in große Schwierigkeiten.
Er muss fliehen und begibt sich auf Wunsch seines Rhetoriklehrers Albert von Breydenbach auf die Suche nach der Schule der Redner, wo er ein geheimnisvolles Buch in Sicherheit bringen soll. Auf dem Weg dorthin gerät er in Lebensgefahr und verliert sein Gedächtnis.

Dem Titel und der Beschreibung nach erwartete ich einen klassischen historischen Roman. Zwar spielt die Geschichte ab 1246, die Sprache sagt mir jedoch etwas anderes, denn sie ist zum Teil relativ modern gehalten, und manche Ausdrücke möchte ich sogar flapsig nennen, und sie würden besser in den heutigen Jugendjargon passen. Dazwischen gibt es auch lange Passagen, die sich vom Stil her wieder perfekt ins 13. Jahrhundert einfügen, zumindest unserem heutigen Empfinden nach.
Nicht nur die Sprache, auch die Handlung habe ich mit gemischten Gefühlen verfolgt. Es gibt durchaus packende Passagen, die mich absolut gefesselt haben, aber das Buch hat auch gewaltige Längen und das nicht nur in den Teilen, wo sich der Roman mit Rhetorik beschäftigt, was mich durchaus faszinieren konnte. Von der Handlung her würde ich die Geschichte eher dem Genre „historische Fantasy“ zuordnen. In weiten Teilen fand ich die Handlung ziemlich düster, bedrückend, brutal und auch etwas verworren. Spannende Episoden wechselten sich mit Schilderungen ab, die meines Erachtens sehr ausgedehnt und daher für mich recht öde zu lesen waren. Zum Teil habe ich mich durch die fast 800 Seiten doch etwas gequält. Der Roman ist durchaus faszinierend und hat auch für mich seine interessanten Seiten, aber insgesamt betrachtet konnte mich die Geschichte nur mittelmäßig mitnehmen, was vermutlich auch daran liegt, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Wer oder was ist Chevalier d’Eon de Beaumont?

Die militante Madonna
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Man könnte sagen, dies ist ein biografischer Roman, denn es geht darin um Chevalier d’Eon de Beaumont, ein Mann bzw. eine Frau mit vielen Gesichtern, der im 18. Jahrhundert gelebt hat. Ich verwende für ...

Man könnte sagen, dies ist ein biografischer Roman, denn es geht darin um Chevalier d’Eon de Beaumont, ein Mann bzw. eine Frau mit vielen Gesichtern, der im 18. Jahrhundert gelebt hat. Ich verwende für ihn das maskuline Substantiv, weil er, historischen Quellen zufolge, männlichen Geschlechts war, auch wenn man sich zu seinen Lebzeiten da nie sicher sein konnte.
Er erzählt über sein Leben und seine Erlebnisse. Da geht es um seine Geschäfte und Intrigen und um sein Verhältnis zu anderen Zeitgenossen, beispielsweise zu König Louis XV von Frankreich. So schildert er auch seine Begegnungen mit Pierre de Beaumarchais, wobei laut seinen Worten die Beziehung zu ihm sehr zwiespältig und kompliziert war. Auch die Witwe Cole, bei der er zeitweilig lebte, hat es wirklich gegeben. D‘Eon schildert die Ereignisse kurzweilig. Sein Leben ist turbulent, und genauso erzählt er auch darüber. Aber er bleibt eigentlich immer sehr distanziert und lässt sich nicht wirklich in die Karten schauen. Die Beschreibungen der verschiedenen Charaktere, mit denen er zu tun hat, sind meist eher oberflächlich. Da gibt es beispielsweise seinen Freund Morande und einen Lord X, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, und beide spielen eine große Rolle in Eons Leben, aber ich muss gestehen, dass ich aus keiner der genannten Personen wirklich schlau geworden bin. Es geschieht sehr viel in diesem Roman, aber letztendlich dreht sich alles um die Wetten, die auf Eons wahres Geschlecht abgeschlossen wurden. Was mir jedoch am meisten Rätsel aufgegeben hat, ist nicht, ob Eon nun ein Mann, eine Frau oder auch beides gewesen ist, sondern in welcher Form er zu den Lesern des 21. Jahrhunderts spricht.
Ich zitiere: „Jetzt, wo ich jahrhundertealt bin und schon vor langer Zeit den endgültigen Sieg über meinen Pierre Caron de Beaumarchais für mich reklamiert habe, in dem ich ihn überlebt und mich unter die wirklich langlebigen Genies wie Voltaire und Franklin eingereiht habe, jetzt wo die Wetten auf mein Geschlecht längst Vergangenheit sind und die Börse in Jonathons Kaffeehaus zu Staub zerfallen ist, jetzt wo sich absolut niemand mehr an mich erinnert, kann ich mich bei Morande für seine Hilfe am Ende meines sterblichen Lebens bedanken.“
Später geht es dann um seinen Tod, über den er ebenfalls eine Bemerkung macht. In welcher Form spricht er zu den Menschen in der Gegenwart, als Geist oder aus dem Grab heraus? Die Sichtweise ist originell wenn auch etwas kompliziert. Ansonsten habe ich auch immer mal wieder Logikfehler in der Geschichte entdeckt, die mich gestört haben.
Letztendlich ist es ein kurzweiliger, historischer Roman mit biografischen Zügen, der amüsant zu lesen ist, mich aber nur mittelprächtig beeindrucken konnte.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Man versäumt nichts, wenn man es nicht liest

Fischbrötchen und Zimtsterne
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Laura arbeitet auf Sylt und hat eine Affäre mit ihrem Chef. Auch wenn sie es lange nicht wahrhaben wollte, so muss sie sich nach einem Jahr eingestehen, dass er sich wohl nie von seiner Frau trennen wird ...

Laura arbeitet auf Sylt und hat eine Affäre mit ihrem Chef. Auch wenn sie es lange nicht wahrhaben wollte, so muss sie sich nach einem Jahr eingestehen, dass er sich wohl nie von seiner Frau trennen wird und sie immer nur die zweite Geige spielen würde. Als ihr das bewusst wird, bewirbt sie sich in ihrem Heimatort auf eine neue Stelle. Ihre erste Aufgabe soll sein, dem Weihnachtsmarkt von Eckernförde ein neues, frisches Image zu verpassen.
Sie zieht bei ihren Eltern ein und hat ein Date mit einer Tinder-Bekanntschaft. Sie versteht sich auf Anhieb gut mit Ben, bis sie ihn wenig später auf beruflicher Ebene erneut trifft, und diese Begegnung wird fast zu einer Katastrophe.

Es handelt sich hier um Band 3 der Fördeliebe-Reihe, wobei man jeden der Bände anscheinend für sich lesen kann. Die Protagonisten aus den vorherigen Büchern tauchen auch hier wieder auf, und ich kannte die beiden ersten Bände nicht, habe mich aber schnell in Eckernförde und mit den Personen zurechtgefunden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit keinem der Charaktere richtig warm geworden bin. Lauras Eltern sind seltsam und benehmen sich teilweise ziemlich chaotisch. So nennt ihr Vater den Freund von Lauras Schwester ständig „Klappspaten“, was ich nicht gerade sympathisch sondern eher ärgerlich fand. Aber auch Laura und Ben, die Hauptpersonen, haben sich teilweise ziemlich merkwürdig benommen, vor allem Ben. Die ganze Handlung wirkte auf mich an den Haaren herbei gezogen. Zwar ist der Roman leicht geschrieben und lässt sich schnell lesen, und wenn man dann mal damit angefangen hat, möchte man ja auch wissen, wie die Sache ausgeht. Aber bis dahin habe ich nicht nur einmal den Kopf geschüttelt, so fadenscheinig fand ich vor allem Bens Reaktionen und Beweggründe.
Weihnachtliche Stimmung kam leider so gar nicht auf, und nach einem größeren Fiasko mit der Gans am vorherigen Weihnachten finden sich doch wahrhaftig Fischbrötchen und Zimtsterne zusammen auf der Tafel am Heiligabend wieder. Leider trifft der Roman nicht unbedingt meinen Humor. Da er aber kurzweilig geschrieben ist, habe ich ihn gerade noch so mit drei Sternen bewertet. Mehr als ein netter Lückenfüller war es für mich nicht. Das Buch kann man lesen, aber man versäumt auch nichts, wenn man es bleiben lässt.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Hinter der freundlichen Fassade ist es dunkel

Unter Wasser Nacht
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Zwei befreundete Familien leben zusammen auf einem Hof im malerischen Wendland. Den Grund, die Scheune, den Garten nutzen und bewirtschaften sie gemeinsam. Früher haben sie viel zusammen gemacht, bis ein ...

Zwei befreundete Familien leben zusammen auf einem Hof im malerischen Wendland. Den Grund, die Scheune, den Garten nutzen und bewirtschaften sie gemeinsam. Früher haben sie viel zusammen gemacht, bis ein tragisches Ereignis die Harmonie trübte, denn Sophie und Thies haben ihren Sohn verloren. Er ist auf mysteriöse Weise in der Elbe ertrunken. Seitdem ist nichts mehr wie vorher, denn die trauernden Eltern haben ständig die intakte Familie von Bodo und Inga mit ihren beiden Kindern vor Augen. Zudem haben sie mit Schuldgefühlen zu kämpfen, denn in die vorherrschende Trauer mischt sich auch ein wenig Erleichterung. Aaron war ein sehr schwieriges Kind, und Sophie muss sich eingestehen, dass sie sich oft ausgemalt hatte, wie es wäre, wenn es ihren Sohn nicht gäbe. Dieser Gedanke wurde auf schreckliche Weise zur Wirklichkeit. Seit Aarons Tod haben sich Sophie und Thies nicht nur vor ihren Nachbarn verschlossen, sondern sie sind sich auch gegenseitig fremd geworden. Als eines Tages die attraktive und ein wenig geheimnisvolle Mara auftaucht, wird sie schnell zum Mittelpunkt. In gewisser Weise gelingt es ihr, die befreundeten Familien wieder näher zueinander zu führen.Aber sie verfolgt ihr ureigenstes Ziel. Was sie antreibt, enthüllt sich dem Leser nach und nach. Auch von den anderen Charakteren kommen immer neue Details ans Licht, die das Bild, wie bei einem Puzzle, vervollständigen und immer mehr darauf hinweisen, was damals geschah. Die relativ kurzen Kapitel sind jeweils wechselnd aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten dargestellt.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, und die Beschreibungen der Autorin sind sehr plastisch. Man kann sich gut in die Idylle der Elbauen hinein versetzen. Das Geheimnis, das der malerische Ort am Elbufer birgt, macht neugierig. Je mehr ich über die beiden Familien und ihr Umfeld erfahren habe, umso deutlicher hat sich bei mir dann auch eine Ahnung eingeschlichen. Für mich war die Geschichte daher etwas vorhersehbar, was jedoch meine Freude an den Schilderungen nicht geschmälert hat. Etwas schade fand ich, dass Mara dann einen sehr großen Raum im Roman eingenommen hat und das eigentliche Problem damit etwas abgedrängt wurde. Zwar ist ihre eigene Geschichte nicht weniger interessant, aber irgendwie wirkte das ganze Gefüge der Handlung oft etwas konstruiert. So recht schlüssig war auch die Sache mit Aaron nicht für mich. Einerseits gibt die Autorin sehr klar und realistisch die Gefühle der Protagonisten wieder, aber vieles wird wiederum einfach so hingenommen und nebenbei abgehandelt. So konnte ich mit Aarons Persönlichkeit recht wenig anfangen, denn die blieb bis zuletzt eher abstrakt und eigenartig. Was hat den Jungen angetrieben? Was ist damals alles falsch gelaufen? Was ging in ihm vor? Schon seine Persönlichkeit wirft bei mir viele Fragen auf, die jedoch unbeantwortet bleiben, denn anscheinend haben auch seine Eltern ihn nicht verstanden. Zu den anderen Charakteren hat mir ebenfalls oft der Zugang gefehlt. Oft hatte ich beim Lesen ein großes „Warum???“ vor Augen.
Bis zuletzt bleibt vieles vage im Raum stehen. Man erfährt zwar einiges aus der Vergangenheit der beiden befreundeten Paare und ihrer Eltern. Da kommt Gorleben ins Spiel, und hier kann man einen Bogen zum Freistaat Christiania schlagen, wo Mara aufgewachsen ist. Aber letztendlich wirken viele Begebenheiten eher hintereinander gesetzt, ohne direkten Zusammenhang. Die Handlung wirkte auf mich dadurch überfrachtet, und ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte einfach zu viel in den Roman hinein packen.
Eine weitere Sache, die mich gestört hat, waren die Logikfehler, die m. E. beim Lektorat hätten auffallen müssen. Da gibt es völlig unterschiedliche Zeitangaben für eine Begebenheit. War der besagte Tag nun Anfang oder doch Mitte April, und war es denn nun der erste warme Tag, an dem man draußen essen konnte oder war es doch eher zu kalt für Mitte April? Ein anderes Beispiel: Wie kann sich eine Frau, die nur mit einem Slip bekleidet ist, plötzlich Shirt und Hose ausziehen? Man könnte großzügig darüber hinweg sehen, da der Roman ja kurzweilig und auch fesselnd geschrieben ist. Aber ich muss gestehen, dass mich derartige Ungereimtheiten doch sehr stören, und da mir die Protagonisten bis zuletzt eher fremd blieben und ich mich nicht wirklich mit ihnen wohlgefühlt habe, konnten mich die sehr schönen und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen auch nur bedingt versöhnen.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Nette kleine Hundegeschichte aber auch nicht mehr

Bonnie Propeller
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Als Momo, der Hund der Autorin stirbt, hat sie sehr schnell das Bedürfnis, sich einen Nachfolger ins Haus zu holen. Irritierend fand ich, dass sie den Hund als „Institution“ bezeichnet. Irgendwo hatte ...

Als Momo, der Hund der Autorin stirbt, hat sie sehr schnell das Bedürfnis, sich einen Nachfolger ins Haus zu holen. Irritierend fand ich, dass sie den Hund als „Institution“ bezeichnet. Irgendwo hatte ich das Gefühl, er ist für sie nur Mittel zum Zweck, einmal gegen die Einsamkeit und auch um regelmäßig gezwungen zu sein, das Haus zu verlassen und sich an der frischen Luft zu bewegen. Löblich fand ich, dass sie sich für ihre Suche an eine Tierschutzorganisation wendet. Sie sucht einen Schnauzermischling. Bei ihren Recherchen stößt sie auf einen Hund mit dem Namen „Propeller“. Sie bemüht sich dann auch darum, diesen Hund zu bekommen, und als er endlich bei ihr einzieht, ist sie enttäuscht. Es sind die Äußerlichkeiten, von denen sie sich leiten lässt, das gibt sie auch ehrlich zu. In der kurzen Erzählung schildert die Autorin, wie sie und Bonnie Propeller dann doch noch zueinander finden und was es mit dem seltsamen Doppelnamen auf sich hat. Ich sehe es positiv, dass die Autorin ehrlich und selbstkritisch ist und offen zugibt, dass sie anfangs unzufrieden war. Erst nachdem andere Menschen in ihrem Umfeld von Bonnie angetan waren, gewöhnt sie sich ebenfalls an ihren neuen vierbeinigen Gefährten. Am Ende wird alles gut, aber mir war die Art, über einen Hund zu entscheiden, etwas zu sachlich. Irgendwie wurde ich lange das Gefühl nicht los, dass Bonnie für sein neues Frauchen mehr ein schlechter Ersatz ist, weil gerade nichts Besseres verfügbar war. Dass die Autorin mit ihren Zweifeln so offen umgeht, hat mich dann doch dazu bewogen, dem Buch drei Sterne zu geben, aber mir hat das Gefühl in der ganzen Geschichte gefehlt.

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