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Veröffentlicht am 13.04.2022

Das turbulente Leben der Rachel Sonnshein

Rachel, die Frau des Rabbis
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Rachel ist Anfang 40, Mutter des 16-jährigen Aaron und seit über 20 Jahren mit Seymour Sonnshein verheiratet.
Dieser ist Rabbiner in einer kleinen jüdischen Vorstadtgemeinde.
Rachel ist eine sehr ungewöhnliche ...

Rachel ist Anfang 40, Mutter des 16-jährigen Aaron und seit über 20 Jahren mit Seymour Sonnshein verheiratet.
Dieser ist Rabbiner in einer kleinen jüdischen Vorstadtgemeinde.
Rachel ist eine sehr ungewöhnliche Rebbezin. Sie engagiert sich wenig in der Gemeinde ihres Mannes, begleitet ihn aber zu wichtigen Festen.
Am liebsten zieht sie sich in ihr Atelier zurück und arbeitet an ihren Gemälden und Collagen.
Sie hat ihren eigenen Kopf, Kleider sich farbenfroh und redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.
Das Leben in der jüdischen Gemeinde bringt ihr Leben immer wieder durcheinander. Sie eckt bei fast allen Mitgliedern an, fühlt sich missverstanden.
Und dann ist unklar, ob der Vertrag von Seymour als Rabbiner verlängert wird. Noch dazu scheint er seine Frau mit einer anderen zu betrügen.

Silvia Tennenbaum erzählt in ihrem Roman "Rachel, die Frau des Rabbis" von einer ungewöhnlichen und eigenwilligen Rebbezin. Das Buch liest sich sehr turbulent und aufregend.
Rachel ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ihre Wiederborstigkeit und Willenskraft macht sie für mich zu einer Heldin. Es hat mir bei jedem Kapitel Freude gemacht, sie durch ihre Hohen und Tiefen zu begleiten. In ihre Träume von einer Ausstellung ihrer Werke einzutauchen hat mich sehr begeistert.
Es ist definitiv ein Jahreshighlight 2022 für mich ❤️

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Vom Erwachsenwerden zwischen Herkunfts- und Ankunftskultur

Eine fremde Tochter
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Najat El Hachmi erzählt in ihrem Roman Eine fremde Tochter aus der Ich-Perspektive einer jungen Frau, deren Name unbekannt ist. Diese ist in Marokko geboren, lebt aber schon viele Jahre mit der traditionell ...

Najat El Hachmi erzählt in ihrem Roman Eine fremde Tochter aus der Ich-Perspektive einer jungen Frau, deren Name unbekannt ist. Diese ist in Marokko geboren, lebt aber schon viele Jahre mit der traditionell lebenden Mutter in Winter katalanischen Stadt. Zwischen den Traditionen des Herkunftslandes und dem verhältnismäßig freieren Katalonien macht die Tochter ein sehr gutes Abitur, sie ist belesen und konnte nun vieles damit auf die Beine stellen. Doch was nun? Studieren? Als die Mutter ihr vorschlägt im Heimatort den Cousin zu ehelichen sagt die Tochter nach einiger Überlegung zu, obwohl sie auch die Freiheit hat, Nein zu sagen. Der Cousin ist ja nicht fremd, wenn auch sie ihn lange nicht gesehen hat. Gut sieht er auch aus, alles weitere wird sich finden. Doch nach der Hochzeit wird die junge Frau nicht glücklich, sowohl im Ehebett als auch im Alltag. Sie fühlt sich eingeengt, beginnt sich selbst zu verlieren. Die fremde Tochter hat bei mir einen bedrückenden und ein wenig traurigen Eindruck hinterlassen. Trotzdem möchte ich den Roman empfehlen, denn Najat El Hachmi ermöglicht mit ihrer Protagonistin einen Blick in das Erwachsenwerden einer jungen Frau zwischen zwei Kulturen. Auch wenn ich nicht verhindern konnte, dass sich ebendiese im Verlauf der Geschichte zunehmend selbst verliert, war es spannend zu lesen, wir sie den Mut aufbringt um ihren eigenen Weg zu gehen. Aus dem Katalanischen von Michael Ebmeyer.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Nico & Kine...

Uns zusammenhalten.
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...wachsen in den 1990er Jahren nach der Scheidung der Eltern bei der Mutter auf. Empathisch und ohne Abwertungen ihrer ProtagonistInnen erzählt Mirthe van Doornik, wie es ist mit einem Suchtkranken Familienmitglied ...

...wachsen in den 1990er Jahren nach der Scheidung der Eltern bei der Mutter auf. Empathisch und ohne Abwertungen ihrer ProtagonistInnen erzählt Mirthe van Doornik, wie es ist mit einem Suchtkranken Familienmitglied groß zu werden. Der Roman beginnt in den 1990er Jahren, wird wechselweise aus Sicht von Kine und dann aus der Sicht der älteren Schwester Nico erzählt. Beide gehen sie sehr unterschiedlich mit der alkoholabhängigen Mutter um. Während Kine sich Sorgen macht und kümmert ist es Nico, die zunehmend Distanz zur Mutter - genannt Nora - sucht. Lange halten die Schwestern fest zusammen. Doch als Nico volljährig ist kommt es zu einem Bruch und sie geht ihrer Wege. Werden die Schwestern sich wieder sehen? Uns zusammen halten. von Mirthe van Doornik - aus dem niederländischen übersetzt von Andrea Kluitmann - ist ein absolutes Lesehight für FreundInnen von tiefgründigen Romanen, für Menschen die sich gerne in andere Perspektiven hinein denken möchten. Obwohl das Thema bedrückend ist, heitern die Schwestern auf ihre ganz eigene Art die Atmosphäre immer wieder auf und schenken kleine Lichtblicke.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Vom Bösen gestreift...

Die Toten von Marnow
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...werden Lona Meinst & Frank Elling während ihrer Ermittlungen in einem Mordfall.
Kurz darauf geschieht wieder einer, auf die selbe Weise: dem Opfer würde die Kehle aufgeschnitten.
Obwohl noch keine Zusammenhänge ...

...werden Lona Meinst & Frank Elling während ihrer Ermittlungen in einem Mordfall.
Kurz darauf geschieht wieder einer, auf die selbe Weise: dem Opfer würde die Kehle aufgeschnitten.
Obwohl noch keine Zusammenhänge zu erkennen sind, spüren Lona und Elling, dass es sich um mehr handelt, es ist ein blutiger Rachefeldzug. Und der Täter hat es eilig, sein Werk zu beenden.

Holger Karsten Schmidt, bekannt als Drehbuchautor für u.a. Nord bei Nordwest in der ARD, hat mit "Die Toten von Marnow" einen packenden Krimi in den Norden von Mecklenburg Vorpommern verortet.
Zwei sehr sympatische ErmittlerInnen, die unnahbare und geheimnisvolle Lona, der liebevolle Ehemann und Vater Frank Elling, verstehen sich ohne viele Worte.
Doch nicht nur die Ermittlungen fordern die beiden, Elling lebt auf großem Fuß und nimmt Geld von einer zwielichtigen Frau an.
Lona wird ihr freies und zurücgezogenes Leben auf dem Campingplatz zum Verhängnis.
Die Geschichte dreht sich um alte Seilschaften in der ehemaligen DDR und illegalen Medikamententests zu der Zeit vor der Wiedervereinigung.
Tests, von denen viele große Pharmakonzerne profitiert haben, Familien um die Gesundheit ihrer Kinder betrogen wurden.
Letztes Jahr lief Inder ARD die Verfilmung dieses Romanes als Miniserie, welche mir von der Besetzung, dem Setting und Umsetzung sehr gefallen hat.
Der Roman ist minimal anders in der Handlung, dennoch ein aufreibenden Nervenkitzel.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Zu Lebzeiten getrennt, im Tod wiedervereint

Die Toten im trüben Wasser des Mapocho
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"Die Toten im trüben Wasser des Mapocho" von Nona Fernández war für mich in den vergangenen Tagen ein besonderes Leseerlebnis.
Rucia kehrt nach langer Zeit zurück nach Santiago de Chile, im Gepäck die ...

"Die Toten im trüben Wasser des Mapocho" von Nona Fernández war für mich in den vergangenen Tagen ein besonderes Leseerlebnis.
Rucia kehrt nach langer Zeit zurück nach Santiago de Chile, im Gepäck die sterblichen Überreste der Mutter.
Zurück am Mapocho sucht sie den Ort ihrer Kindheit, das Haus, in dem sie mit Bruder Indio, Mutter, Vater und Großmutter gelebt hat.
Alles ist verfallen, schmutzig und finster. Ist der Schatten auf dem Dach der geliebte Bruder Indio?
Nach einem schweren Autounfall ist Rucia sehr durcheinander.
Sie vermisst ihren Bruder, mit dem sie eine inzestuöse Beziehung hatte.
Und ist der Vater wirklich bei dem Brand in der nahen Fußballhalle gestorben?

Die Autorin erzählt auf einzigartige Weise die Geschichte einer Familie, welche zu Lebzeiten getrennt wurde.
Die Rückkehr der Tochter ist anfangs verwirrend, denn ich kann nicht ersehen, ob sie nur traumatisiert ist, oder ein Geist, der nicht zur Ruhe kommen kann.
Auch die Liebe zwischen Rucia & Indio hatte etwas leicht verstörenden, obwohl diese anscheinend von beiden Seiten erwidert wird.
Gespickt ist die Erzählung außerdem mit faszinierenden Sagen aus lateinamerikanischen Kulturen.
Alles in allem ist dieser Roman für eine faszinierende Reise in die chilenische Literatur und schon jetzt ein #lesehighlight2022 !!

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