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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2022

Ab der zweiten Hälfte gut

Die Leuchtturmwärter
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MEINUNG:

Ich habe das Buch schon entdeckt lange bevor es erschienen war und war sofort Feuer und Flamme, weil ich einfach gute Geschichten mag, die sich um ein Geheimnis ranken, welches dann aufgeklärt ...

MEINUNG:

Ich habe das Buch schon entdeckt lange bevor es erschienen war und war sofort Feuer und Flamme, weil ich einfach gute Geschichten mag, die sich um ein Geheimnis ranken, welches dann aufgeklärt wird. Soweit ich es richtig gelesen habe, hat sich die Autorin hier auch an einer wahren Geschichte orientiert. 

Wir lesen die Geschichte aus mehreren Perspektiven und in zwei Zeitebenen (Vergangenheit 1972 und Gegenwart 1992). Es kommen immer abwechselnd Michelle, Helen, Jenny und deren Männer Arthur, Bill und Vincent zu Wort. Alles beginnt damit, dass ein Schriftsteller die Geschichte 20 Jahre später über das Verschwinden der drei Männern neu beleuchten  bzw. es aufschreiben möchte. Dazu möchte er die drei Frauen befragen. Aus ihrer Sicht erfahren wir, dass dazu recht unterschiedliche Meinungen haben und dem auch mal mehr, mal weniger aufgeschlossen gegenüber stehen. Bill, Arthur und Vincent sind Leuchtturmwärter auf einem Leuchtturm namens Maiden-Rock, kurz die Maiden gewesen und eines Tages im Jahr 1972 sind sie spurlos verschwunden. Niemand weiß, was wirklich passiert ist. 

Die erste Hälfte der Geschichte beginnt gemächlich bis leicht schleppend. Der Leser lernt zunächst einmal alle drei Frauen und die drei Männer kennen. Von den Männern erfahren wir viel über das sehr entbehrungsreiche, eintönige Leben auf dem Leuchtturm, für das man einfach geschaffen sein muss. Alle drei leben auf sehr engem Raum. Es gibt kaum Luxus und der Leuchtturm muss 24 Stunden bewacht werden. In dieser Zeit besteht kein Kontakt zu den Familien. Auch auf der anderen Seite, also für deren Frauen, ist das Leben entbehrungsreich, denn sie sind monatelang getrennt und müssen, wie z.B. Michelle sich um Haus und Kinder komplett allein kümmern. Diese Einblicke fand ich sehr spannend, da sie von der Autorin auch sehr eindringlich und gut recherchiert geschrieben worden sind. Gleichzeitig erfährt man auch, wie alle drei Frauen mit dem Verlust der Männer umgegangen sind und wie das Leben für sie weiter gegangen ist. Besonders tragisch empfand ich es für Michelle, die zwar nun anderweitig verheiratet ist und zwei Kinder hat, aber für die Vincent immer noch ihre große Liebe ist. 

In der zweiten Hälfte zieht das Erzähltempo endlich etwas an und es kommen diverse Geheimnisse und Verstrickungen auf den Tisch, die vor allem die Paare in einem ganz anderen Licht dar stehen lassen. Natürlich schwebt über allem die Frage, wieso die Männer verschwunden sind. Die Autorin legt immer wieder ein paar falsche Fährten aus. Besonders Vincent ist von Anfang verdächtig, weil er zuvor im Gefängnis war. Allerdings weiß man nicht wieso. In der zweiten Hälfte werden dann auch endlich einige Andeutungen offen gelegt, die vieles erklären. Manche Dinge sind wirklich sehr tragisch. Die Auflösung kommt dann relativ abrupt und überrollt den Leser, wie auch häufig bei Krimis und Thrillern der Fall ist. Der Schluss ist durchaus schlüssig und nachvollziehbar, ich hätte mir etwas mehr Action und Dramatik gewünscht.

FAZIT:

Die Leuchturmwärter brauchte etwas bei mir, um richtiges Interesse an der Geschichte zu wecken. Für mich begann dies erst auf der zweiten Hälfte, aber dann war ich gefesselt von dir Geschichte. Ich empfehle hier jedem dran zu bleiben, denn die zweite Hälfte des Romans holt noch einiges raus.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Wieder spannend

COLD CASE - Das gebrannte Kind
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MEINUNG:

Von Tina Frennstedt habe ich bereits im letzten Jahr den zweiten Band der Cold Case Reihe, Das gezeichnete Opfer, gelesen und sehr gemocht. Es sind für mich ganz klassische skandinavische Thriller, ...

MEINUNG:

Von Tina Frennstedt habe ich bereits im letzten Jahr den zweiten Band der Cold Case Reihe, Das gezeichnete Opfer, gelesen und sehr gemocht. Es sind für mich ganz klassische skandinavische Thriller, die genau den richtigen Mix an Ermittlung und Rahmengeschehen haben. 

Kommissarin Tess Hjalmarsson ist Chefin der Cold Case Abteilung, doch in diesem Teil wird zunächst um mit Hilfe bei einer aktuellen Brandserie gerufen. Vier Menschen wurden bereits getötet und es ist nicht auszuschließen, dass weitere folgen. Gewisse Details an der Art Fälle erinnern Tess an ihren Fall, in dem vor 15 Jahren ebenfalls eine junge Mutter ums Leben gekommen ist. Diese Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Doch Tess erkennt schnell Parallelen und Zusammenhänge. 

Wie immer ist man relativ schnell im Geschehen drin. Die Autorin bleibt auch am "Puls der Zeit" und natürlich ist auch Corona hier ein Seitenthema bzw. wird immer wieder erwähnt. Ich erwähne es, weil ich schon überlegt hatte, ob es von AutorInnen einfach komplett weg gelassen wird oder ob die real dargestellten Geschichten, dann auch diesen Zeitbezug bekommen. Tess lebt jetzt mit ihrer Freundin zusammen, die sie in Band 2 kennen gelernt hat. Diese hat zwei Kinder und ist ebenfalls Polizistin. Deren Noch-Mann kann sich nur schwer mit der neuen Situation arrangieren. Nebenbei wird Tess und ihre Kollegin Marie zu den Bränden bzw. Morden gerufen. Tina Frennstedt gelingt es wieder ausgezeichnet hier ein spannende Geschichte zu konstruieren. Ich bin großer Fan von den sogenannten Cold Cases und fand es toll, dass hier doch wieder der Bezug zu einem alten Fall gezogen werden konnte.

Der Leserschaft sollte etwas eher klar sein, dass es zwischen den Opfern Zusammenhänge gibt als es Tess und Marie herausfinden, aber natürlich fragt man sich, was passiert ist. Es gibt ein paar Kapitel aus der Vergangenheit, die ein paar Einblicke geben zwischen den Menschen, die sich einst kannten und von denen nun einige tot sind. Stück für Stück wird der Fall erarbeitet. Natürlich werden immer mal wieder falsche Fährten ausgelegt, aber am Ende kommt es doch ein wenig anders. 

FAZIT:

Tina Frennstedt schreibt in meinen Augen skandinavische Thriller genau so, wie ich sie am liebsten mag. Sie schafft genau die richtige Balance zwischen einem gut konstruierten, spannende Fall, bei dem man miträtseln kann und einem Einblick in das Privatleben der ermittelnden Personen und deren kleine und große Problem. Das Ende von diesem Teil deutet bereits an, dass es noch einen weiteren Band/ Fall geben wird. Ich hoffe, dass wir darauf nicht so lange warten müssen.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Spannend

Herzschlag der Angst
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MEINUNG:

Ich habe vor einiger Zeit ein Thriller von Wendy Walker gelesen und war sehr begeistert von ihrer Erzählart. Deswegen war für mich schon lange klar, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. ...

MEINUNG:

Ich habe vor einiger Zeit ein Thriller von Wendy Walker gelesen und war sehr begeistert von ihrer Erzählart. Deswegen war für mich schon lange klar, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. Da kam der neue Thriller von Wendy Walker gerade recht. 

Die Geschichte wird aus zwei Sichten erzählt. Zum Einen aus der Sicht von Nic, die beginnt ihre Mutter zu suchen, weil sie eine Nachricht erhalten hat, die sie daran zweifeln lässt, dass ihre Mutter einfach die Familie verlassen hat. Auf der anderen Seite lesen wir aus der Ich-Perspektive einer Person, von der schnell klar wird, dass es Molly Clarke ist. Beide Erzählstränge laufen am Ende zueinander, wie häufig der Fall ist bei dieser Art Erzählung. In Nics und Mollys Familie gab es eine schrecklich Tragödie, die die Familie zerbrochen hat. Aus diesem Grund wird auch angenommen, dass Molly aus freien Stücken die Familie verließ.

Es liegt hier viel Schuld vor, doch mit dem Verschwinden von Molly Clark geht ein gewisser Ruck durch die Familie, speziell Nic, die ihre Mutter finden möchte. Nic stellt dazu selbst Nachforschungen an und fährt in den Ort, wo ihr Auto gesehen worden ist. Natürlich erfahren wir auch einiges zur Familie Clarke. Die Familientragödie hat alle verändert. Nic ist von der Schule geflogen und hat definitiv ein Alkoholproblem. Es ist nicht immer leicht zu lesen gewesen, wie jemand sich teilweise zu selbst zerstört, nur um nichts fühlen zu müssen. 

Die Kapitel aus der Sicht von Molly sind auch keine leicht Kost, aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Molly wird als die klassische Hausfrau und Mutter beschrieben, die alles für ihre Familie getan hat. Man kann es schon als Bilderbuchfamilie beschreiben, der auch eine große Liebesgeschichte zwischen Molly und ihrem Mann hervor ging. Es spannend zu sehen, dass sowohl  Nic als auch Molly nach allem was passiert ist, sich mit dem Verlauf der Ereignisse in diesem Buch verändern und der Wunsch entsteht, dass die Familie wieder zusammen findet. Das hat mir sehr gut gefallen.

FAZIT:

Herzschlag der Angst war wieder ein spannender Pagerturner von Wendy Walker, der es wieder gelingt in die menschlichen Abgründe zu schauen, ohne alle Charaktere nach schwarz und weiß einzuteilen. Am Ende ist die Geschichte ein bisschen vorhersehbar, aber alles in allem wurde ich hier sehr gut unterhalten und bin durch die Seiten geflogen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Unerwartet und spannend

Das Therapiezimmer
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MEINUNG:

Ich habe von Aimee Molloy bereits Die Mutter gelesen und war hier eigentlich ganz angetan von der Art, wie die Autorin Geschichten erzählt. Es sind die typischen Alltagsgeschichten, wo sich menschliche ...

MEINUNG:

Ich habe von Aimee Molloy bereits Die Mutter gelesen und war hier eigentlich ganz angetan von der Art, wie die Autorin Geschichten erzählt. Es sind die typischen Alltagsgeschichten, wo sich menschliche Abgründe auftun. 

Menschliche Abgründe tun sich in Das Therapiezimmer auf, denn der attraktive Psychotherapeut Sam verschwindet eines Tages. Er war mit seiner Frau Annie von New York in seine Heimatstadt Chestnut Hill zurück gezogen, um für seine Mutter da zu sein, die ins Pflegeheim musste. Sam hat Praxisräume in einer schönen Villa im Souterrain gefunden, in denen er seinen zumeist weiblichen Patientinnen bei ihren Problemen hilft. Sam ahnt nicht, dass seine Sitzungen durch einen Lüftungsschacht belauscht werden. 

Wenn man den Klappentext liest, dann hatte zumindest ich mir einen etwas anderen Verlauf der Geschichte gedacht. Ich finde aber genau deswegen ist der Klappentext richtig gut gewählt, weil eigentlich alles, was erwähnt wird, stimmt, aber der Kontext anders ist. Man liest die Kapitel immer abwechselnd aus der von Sam und einem Ich-Erzähler, von dem man erstmal noch nicht weiß, wer es ist und ich habe die ganze Zeit gedacht es könnte bzw. wäre seine Frau. Als dann die erste Wendung kam und ich erfahren habe, wer der Ich-Erzähler ist, da bin ich irgendwie aus allen Wolken gefallen und musst die Stelle 3 Mal lesen.

Bei der Geschichte hat sich Aimee Molloy von einen sehr bekannten Buch von Stephen King inspirieren lassen, welches auch konkret erwähnt wird. Ich werde nicht sagen, welches es ist, aber Fans von diesem Buch kommen hier auf jeden Fall  auch auf ihre Kosten. Während Sams Abwesenheit werden natürlich auch Ermittlungen angestellt. Es gibt auch Personen, die Sam vermissen und der Sache auf den Grund gehen. Sam kommt in der Darstellung auch nicht so gut weg. Er wird als Frauenheld dargestellt. Es kommt irgendwann auch die ein oder andere Lüge heraus und dass er Schulden hat. Aus diesem Grund denkt die Polizei auch, dass sein Verschwinden hier nicht mit einem Verbrechen in Zusammenhang stehen kann. Mich hat Sam an den gleichnamigen Sam Keating aus der Serie von How I get away with murder erinnert und irgendwie passt das Bild ganz gut auf ihn.

FAZIT:

Das Therapiezimmer ist ein spannender Thriller, bei dem eine völlig andere Geschichte heraus kommt als es der Klappentext vermuten lässt. Wer Thriller mag, die nicht die klassischen Ermittler hat und Geschichten, die in kleinen Nachbarschaften spielen, dem kann ich das Buch nur empfehlen. 

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Anders, genial und beklemmend

Das Archiv der Träume
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MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der ...

MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der deutschen Übersetzung gemacht. Erfreut konnte ich feststellen, dass es noch in diesem Jahr erschienen ist. Queere Literatur lese ich gerne und hier wird ein Thema behandelt, zu dem es noch nicht so viel gibt: Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Carmen Maria Machado schreibt hier über eigene Beziehung mit der namenlosen Frau, die sie immer nur mit "Du" anspricht. Jedes Kapitel beginnt mit "Das Traumhaus als XY". Das Traumhaus steht symbolisch bzw. methaphorisch vermutlich für die Beziehung der beiden Frauen, aber sicher auch für das Haus an sich, an dem die beiden gelebt haben. Auf diese Art der Erzählung muss man sich einlassen, denn die Autorin schreibt hier keinen stringenten Roman, auch wenn eine gewisse Zeitachse zu erkennen ist, aber sie schweift immer wieder ab. Es gibt reale Erzählungen aus der Beziehung: Das Kennenlernen der beiden, die verschiedenen Stufen der Beziehungen, diverse Ereignisse und natürlich auch das Ende der Beziehung. Zwischendurch verarbeitet sie ihre Gedanken und Gefühl zu diese Beziehung und zu sich selbst mit vielen Beispielen aus der Popkultur, wie Film und Literatur. Man kann diesen Aufbau nur schwer beschreiben. Für mich war es völlig neu. Die Kapitel sind häufig sehr kurz und man hat dieses Buch in kürzester Zeit durch.

Die Entwicklung der Beziehung ist nichts für zarte Gemüter, auch wenn sich Machado keiner expliziten Sprache bedient, ist doch klar ist welchem Zustand die Protagonistin ist und man wünscht sich nur, dass sie hier bald rauskommt und nichts schlimmeres passiert. Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen ist ein Thema, was bisher nur wenig behandelt wurde. Machado nennt einige Texte, die es irgendwann mal erwähnt haben. Es bleibt ihr zu wünschen, dass sie damit die Türen geöffnet hat.

FAZIT:

Das Archiv der Träume ist ein außergewöhnliches Buch mit einem schwierigen Tabuthema. Ich würde fast nicht soweit gehen, es als Roman zu bezeichnen, weil der Aufbau so speziell und außergewöhnlich ist, dennoch wird klar, wie viel Talent Carmen Maria Machado hat. Ich bin gespannt, was wir von ihr noch lesen werden.

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