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Veröffentlicht am 22.03.2022

Schenkt Stunden kurzweiliger Unterhaltung mit Wohlgefühl

Die Liebe tanzt barfuß am Strand
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Der Roman „Die Liebe tanzt barfuß am Strand“ von Gabriella Engelmann ist der erste Band der Trilogie „Zauberhaftes Lütteby“. Der fiktive Ort liegt in der Nähe der Nordsee und hat einen gewissen Charme ...

Der Roman „Die Liebe tanzt barfuß am Strand“ von Gabriella Engelmann ist der erste Band der Trilogie „Zauberhaftes Lütteby“. Der fiktive Ort liegt in der Nähe der Nordsee und hat einen gewissen Charme zu bieten, denn rund um den Marktplatz versammeln sich reizende Giebelhäuser, in denen sich unter anderem eine Apotheke, ein Blumenladen, ein Kiosk, ein italienisches Restaurant und ein französisches Café befinden. Die Bewohner sind an ein beschauliches Leben gewohnt, für Touristen also die perfekte Möglichkeit Entspannung vom Alltag zu erhalten.

Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Lina, Mitte Dreißig, arbeitet seit sechs Jahren in ihrem Heimatort halbtags in der Touristeninformation. Außerdem hilft sie ihrer Großmutter im Laden am Markt, in dem Geschenkideen angeboten werden. Vorher hat sie in Hamburg studiert und als Grundschullehrerin gearbeitet. Sie war mit einem Mitschüler liiert. Die Trennung hat Lina immer noch nicht ganz verschmerzt. Als ihr Chef krankheitsbedingt mehrere Wochen ausfällt, kommt mit dem attraktiven Jonas neuer Wind ins Büro. Linas Liebesleben bringt er durcheinander.

Die Geschichte vermittelt ein Wohlgefühl. Natürlich fehlt es den Lüttebyern nicht an Sorgen. Beispielsweise kennt Lina ihren Vater nicht, hofft darauf, dass ihre verschwundene Mutter eines Tages wieder zurückkehrt und ihr die große Liebe doch noch über den Weg läuft. Aber trotz der Probleme ist in der Erzählung spürbar, dass die Bewohner offen sind für den Kummer ihrer Mitmenschen und bereit dazu, einander zu helfen.

Als Figur ist Lina eine unbedingte Sympathieträgerin. Sie erfreut sich an kleinen Dingen des Alltags, ist zurückhaltend und mitfühlend. Den Morgen am Meer und die abendliche Dämmerung genießt sie. Im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass sie den Mut findet, bei bestimmten Angelegenheiten deutliche Worte zu sprechen. In Sachen Liebe ist sie zwiegespalten, denn einerseits sehnt sie sich nach einer eigenen kleinen Familie, andererseits redet sie sich ein, dass sie nicht auf der Suche nach einem neuen Partner ist. Lina ist bei ihrer Großmutter aufgewachsen, die Lina in ihren Freiheiten nicht einengt. Auch die weiteren Figuren verfügen über eigenwillige Eigenschaften, wenn auch manchmal etwas klischeebehaftet.

Gabriella Engelmann umrahmt die Geschichte mit einer erdachten, in den Kontext passenden Legende, die mich als Leserin ins 17. Jahrhundert führte. In Lütteby sorgt sie bis in die Gegenwart für einen Mythos in Bezug auf die ewige Konkurrenz zur benachbarten Kleinstadt und für Grusel in einer Villa vor Ort.

Mit dem Roman „Die Liebe tanzt barfuß am Strand“ schenkte mir Gabriella Engelmann einige Stunden kurzweilige Unterhaltung. Die Geschichte vermittelt ein Gefühl von Behaglichkeit. Zum Ende hin warteten auf mich noch einige überraschende Wendungen, die dazu führten, dass die Protagonistin ihr Vertrauen in Frage stellt. Aufgrund des offenen Endes freue ich mich auf die beiden weiteren Bände der Reihe, um mehr über die verborgenen Geheimnisse in Linas Familie zu lesen. Gerne empfehle ich den Roman für schöne erheiternde Lesestunden weiter.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Wieder durchgehend spannend

Mörderfinder – Die Macht des Täters
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Der Thriller „Mörderfinder – Die Macht des Täters“ ist der zweite Teil der Reihe von Arno Strobel rund um den Protagonisten Max Bischoff, der früher beim Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf ermittelt ...

Der Thriller „Mörderfinder – Die Macht des Täters“ ist der zweite Teil der Reihe von Arno Strobel rund um den Protagonisten Max Bischoff, der früher beim Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf ermittelt hat und jetzt als Dozent und Fallanalytiker an der Polizeihochschule in Köln arbeitet. Diesmal wird Max von Katharina Baumann, einer neuen Kollegin im KK11 kontaktiert, deren Neffe Selbstmord begangen hat. Zuvor war dieser des Mordes an einer jungen Frau beschuldigt worden. Die Fakten sprechen gegen ihn, aber ein Motiv ist nicht zu erkennen. Doch dann geschieht wieder ein Mord. Nur ein Zettel, der bei der Leiche gefunden wird, lässt auf einen Zusammenhang zu der vorherigen Tat schließen.

Für Max und die Ermittler vom KK11 stellt sich die Frage, ob sie es mit einem Serienmörder zu tun haben. Schnell merkt Max, dass der Fall anders ist als seine bisherigen. Er hat als Analytiker Probleme damit, sich in die Denkweise des Täters einzufinden. Das ist ihm bisher noch nicht passiert. Als Figur ist Max sympathisch unter anderem deshalb, weil er sich im Beruf voran gearbeitet hat, seinen Prinzipien treu und um seine Schwester mit Handicap besorgt ist.

Als Leserin wusste ich durch kursiv gesetzte Einschübe, in denen ich an der Wahrnehmung einer Person vor oder während eines Mords teilhaben konnte, von deren dubioser Gefühlslage. Obwohl ich glaubte, dadurch einen Wissensvorsprung im Vergleich zu Max zu erhalten, gelang es mir nicht, eine Lösung vor ihm zu finden.

Die Ermittlungen werden für Max auch durch die neue Chefin des Kriminal-kommissariats erschwert. Über ihr Verhalten ist er zwiegespalten. Mal benimmt sie sich ihm gegenüber aufgeschlossen und erfreut über seine Mithilfe, andererseits zeigt sie sich verärgert von seiner Einmischung und der spärlichen Ergebnisse. Die vorliegende Mordserie löst bei den Kollegen des KK11 in Bezug auf den Täter oder die Täterin unterschiedliche Meinungen aus. Obwohl die beiden manchmal andere Ansichten haben ist Horst Böhmer, sein früherer Partner und jetziger Leiter der für die Morde zuständigen SOKO, bei den Ermittlungen an der Seite von Max. Die beiden vertrauen einander, jedoch hat Horst auch auf seine Dienstvorschriften zu achten, mit allem Verständnis durch Max.

Von Beginn an ist die Spannung hoch und wird bis zum Ende gehalten. Geschickt baut Arno Strobel einige Randfiguren ein, die ich mir gut als Täter vorstellen konnte, die sich aber als falsche Fährte erwiesen. Mir gefällt es, dass für jede Wendung in der Geschichte stets eine Begründung vom Autor geliefert wird und sich auf diese Weise eine denkbare Handlung ergibt. Max gerät schließlich mit seinem Verhalten ungewollt selbst den Fokus der Ermittlungen. Die Auflösung ist nach der Komplexität des Falls erwartet überraschend. Die Erklärung dazu ist gut ausgedacht.

Auch der zweite Band der Serie um den in Düsseldorf lebenden „Mörderfinder“ Max Bischoff von Arno Strobel ist durchgehend spannend. Fehlende Motive, ins Leere laufende Ermittlungen in verschiedenen Richtungen und unerwartete Wendungen konnten mich als Leserin vom richtigen Weg zur Lösung abbringen und mich bis zum Schluss in den Bann ziehen. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und darum empfehle ich das Buch jedem Thrillerleser gerne weiter.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Chancen, Möglichkeiten und Probleme beim Ausbrechen aus eingefahrenen Rollen

Wilderer
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Der Titel des Romans „Wilderer“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker ist teilweise metaphorisch zu sehen. In der Geschichte wildern Hunde. Es ist schwierig, bei ihnen den einmal erwachten Trieb im Weiteren zu ...

Der Titel des Romans „Wilderer“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker ist teilweise metaphorisch zu sehen. In der Geschichte wildern Hunde. Es ist schwierig, bei ihnen den einmal erwachten Trieb im Weiteren zu unterdrücken. Wildernde Otter und Graureiher machen der Hauptfigur das Leben schwer. Thema ist aber auch das sogenannte Wildern bei fremden Frauen als Betrug in der Ehe.

Der Protagonist Jakob Fischer lebt auf einem Hof, der nach dem Tod des Großvaters seiner Großmutter gehört. Permanent ist das Rauschen der Fahrzeuge zu hören, die über die Autobahnbrücke fahren, die sich über das Tal in der Nähe des Hofs spannt. Das Gehöft liegt in einer eher beschaulichen Gegend im Westen Oberösterreichs. Das Bild auf dem Cover von Grace Helmer fasst passend die Stimmung auf, die ich beim Lesen empfand.

Über die Kindheit von Jakob und seiner Familie hat der Autor bereits den Roman „Fremde Seele, dunkler Wald“ verfasst, den ich nicht gelesen habe. Ich konnte der Erzählung aber problemlos folgen. Jakob ist inzwischen ein junger Mann, der seit Jahren den Hof in eigener Verantwortung führt, weil sein Vater daran kein Interesse zeigt. Seine Großmutter ist zu krank, um das Haus zu verlassen. Die Rolle der Mutter bleibt blass, sie agiert im Hintergrund und führt den Haushalt. Nebenher arbeitet Jakob als Schulwart, um sich etwas dazu zu verdienen, denn die Landwirtschaft trägt sich nicht mehr. Die Umsetzung einiger seiner Ideen und auch solche vom Vater scheiterten bisher.

Dann lernt er bei einer Auftragsarbeit die Künstlerin Katja kennen, die mit ihm trotz oder gerade wegen seiner spröden Art Kontakt hält aus dem sich bald mehr entwickelt. Als Katja sich ihm für kurze Zeit als Praktikantin anbietet, stellt sich heraus, dass sie auf ihre ganz eigene Weise frischen Wind auf den Hof bringt. Josef springt über seinen beruflichen Schatten und lässt sich darauf ein, was Katja ihm vorschlägt.

Jakob ist es gewöhnt, eingefahrenen Wege zu gehen, bei denen sich zeigt, dass sie nicht zukunftsträchtig sind. Doch er weiß, dass er ein guter und ausdauernder Arbeiter ist. Er leistet denen die fragen, gerne einen Gefallen, auf ihn kann man sich verlassen. Lob erwartet er keins dafür. Von Beginn an ist der Misston zwischen ihm und seinem Vater zu spüren. Jakob ist mit wenig zufrieden. Ein Kasten Bier unter dem Bett und klassische Musik über Kopfhörer bei der Arbeit verschönern ihm den Tag. Mit Katja an seiner Seite muss er seinen Alltag neugestalten. Schon einmal hat er eine Beziehung geführt. Daraus resultiert ein beständiges Misstrauen, die es ihm erschwert sich auf eine neue Partnerin einzulassen.

Das Gefühl, ausgenutzt zu werden, verlässt ihn nie. Es gibt Momente, in denen er sich hilflos fühlt und sich aus seiner Resignation heraus eine solch große Wut entsteht, die dann gegenüber Lebewesen zum Ausdruck kommt. Diese Zeiten bilden einen zentralen Punkt im Roman. Die Folgen seines Zorns führen Jakob gedanklich im Kreis, denn sie führen ihn wieder zu seiner Machtlosigkeit zurück.

Die Geschichte thematisiert den Alltag in der Landwirtschaft mit seinen verschiedensten Möglichkeiten, Erträge zu erwirtschaften unter den vorgegebenen staatlichen Bedingungen und der Nachfrage des Verbrauchers. Man spürt dem Roman an, dass der Autor sich in diesem Metier auskennt, denn seine Schilderungen wirken lebendig und authentisch. An Jakob werden immer wieder neue Herausforderungen herangetragen, er ist nie ohne Arbeit, die er meist gelassen erledigt. Intensiv vermittelt der Autor das Hadern Jakobs mit dem Schicksal und der damit verbundenen inneren Auseinandersetzung. Hier und dort deutet er an, dass die Geschichte in Zeiten von Corona spielt.

Reinhard Kaiser-Mühlecker beschreibt in seinem Roman „Wilderer“ das Leben auf einem Hof am Rand einer Kleinstadt, der von dem jungen, wortkargen Landwirt Jakob geführt wird. Die eigenen Erfahrungen des Autors lassen die Geschichte real wirken. Im Mittelpunkt stehen die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die damit verbundenen Probleme beim Ausbrechen aus eingefahrenen Rollen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Zeigt, was Heimat ausmacht

Kangal
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In ihrem Roman „Kangal“ schreibt Anna Yeliz Schentke über die junge Türkin Dilek, die sich in ihrer Heimat nicht sicher fühlt und daher den Kontakt zu ihrer in Deutschland lebenden Cousine Ayla wieder ...

In ihrem Roman „Kangal“ schreibt Anna Yeliz Schentke über die junge Türkin Dilek, die sich in ihrer Heimat nicht sicher fühlt und daher den Kontakt zu ihrer in Deutschland lebenden Cousine Ayla wieder aufleben lassen möchte. In den Sozialen Medien hat sich Dilek den Namen „Kangal1210“ gegeben. In der Bezeichnung kombiniert sie eine türkische Hunderasse, die sogar gegen Wölfe kämpft, mit dem Geburtstag einer ihrer Großmütter. Aus dem Begriff ist ihre wahre Identität nicht zu erkennen.

Vor Jahren war Dilek so entschlossen und beherzt wie die Kangallar und hat im Rahmen einer nationalen Online-Aktion protestierender Frauen ein Foto gepostet, ihr Gesicht ist darauf nicht zu sehen. Bisher lebte Dilek mit ihrem Lebensgefährten Tekin in Istanbul. Eine neue Bleibe findet sie in einer kleinen Wohnung mit Balkon in Frankfurt am Main. Ob sie hier auf ihrem Platz im Leben angekommen ist, konnte ich als Leserin im Laufe der Erzählung erfahren.

Der Putschversuch im Jahr 2016 hat das Leben von Dilek und ihren Freunden verändert. Jede kritische Äußerung kann in Bezug auf die Gesellschaft interpretiert zu Schwierigkeiten führen, wie es in Dileks Freundeskreis bereits geschehen ist. Vertrauen wird essentiell.

Gerne denkt Dilek an die gemeinsamen Sommer in der Heimat mit Ayla zurück, die eine Tochter ihrer nach Deutschland ausgewanderten Tante mütterlicherseits ist. Die Kommunikation miteinander ist abgebrochen, daher ist Ayla überrascht als ihre Cousine sich bei ihr meldet. Währenddessen macht Tekin sich in Istanbul auf die Suche nach seiner Freundin. Er versucht die Gründe für Dileks Handlung zu begreifen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Dilek, Ayla und Tekin im Wechsel erzählt. Die Autorin nutzt eine am Wesentlichen orientierte Sprache. Ihre Figuren werden vorstellbar, sind authentisch und dennoch bleibt genügend Spielraum dafür, dass die Lesenden sich ein eigenes Bild von ihnen im Kopf gestalten können. Sie vermittelt deren Widerstreit der Gefühle, deren Liebe, deren Angst und deren Wut und doch blieben mir die Protagonisten auf gewisse Weise fern, denn sie stehen stellvertretend für all Jene, die ein ähnliches Leben führen hier wie dort.

Dilek hat bereits geahnt, dass ihre Heimat als sicheres Reiseland angesehen ist. In Deutschland fühlt sie sich in Vermutung bestätigt. Die Autorin nutzt auf der siebten Seite ihres Romans ein Zitat des Auswärtigen Amts, um Dileks Zaudern zu unterlegen und verbindet damit Fiktion mit Realität. Anhand ihrer Figur Ayla verdeutlicht sie den Zwiespalt derjenigen, die sich ihre Meinung dazu durch Hörensagen bilden. Ayla ist sich unsicher, an welchen Faktoren sie festmachen soll, die Wahrheit zu erkennen. Die Frage, ob familiäre Bande stärker sind als aktuelle Freundschaft steht im Raum.

Anna Yeliz Schentke beschäftigt sich in ihrem Roman „Kangal“ mit dem, was Heimat ausmacht. Es kann problematisch sein, dort die Person sein zu wollen, die man sein möchte und dabei seine freie Meinung zu äußern. Die Autorin verweist in diesem Zusammenhang auf die heutigen grenzenlosen Möglichkeiten die Jeden zu einem gläsernen Menschen machen können. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Der angenehme Schreibstil ist wohltuend und das Gärtnern hat Auffordeungscharakter

Querbeet ins Glück
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„Querbeet ins Glück“ ist der erste Roman unter dem Pseudonym Lisa Kirsch einer bekannten Autorin, die in Berlin lebt, wo auch der Roman spielt. Titel und Cover verweisen darauf, dass die Protagonistin ...

„Querbeet ins Glück“ ist der erste Roman unter dem Pseudonym Lisa Kirsch einer bekannten Autorin, die in Berlin lebt, wo auch der Roman spielt. Titel und Cover verweisen darauf, dass die Protagonistin im Laufe der Geschichte ihre Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt. Die Herzchen wirken romantisch und vermitteln schon beim in die Hand nehmen des Buchs gute Laune.
Madita Wunderlich, kurz Maddie genannt, ist 32 Jahre alt und gerade nach Berlin-Neukölln gezogen, weil sie in der Bundeshauptstadt endlich eine Hauptrolle als Musicaldarstellerin erhalten hat. Das hat sie sich in den vorigen Jahren hart erarbeitet. Sie eine eifrige Schreiberin von Listen, beispielsweise hält sie jeden Abend fest, was den Tag schön gemacht hat.
Als ihre Vermieterin und gleichzeitig Wohnungsnachbarin auf der Treppe schwer stürzt übernimmt Maddie von ihr die Arbeit in einem Gemeinschaftsgarten. Anfangs ist sie skeptisch, ob ihr neben den Proben für die Premiere genug Zeit für die neue Aufgabe bleibt. Angeleitet von dem charmanten Moritz, kurz Mo gerufen, und seinem siebenjährigen Sohn Elias, der lieber Elvis heißt, fühlt sie sich zunehmend nützlich im Garten und verbringt immer mehr Zeit dort. Aber dann kommt es nicht nur zu Spannungen bei den Arbeiten mit dem Ensemble, sondern auch zu existenziellen Sorgen in der Kleingartensiedlung.
Maddie hat das Gemüt der freundlichen Frau von nebenan. Sie sorgt immer wieder für Verwunderung, wenn sie neuen Bekanntschaften von ihrem ungewöhnlichen Beruf erzählt. Konsequent hat sie auf eine Hauptrolle hingearbeitet und dazu viel Zeit aufgewendet. Daran ist ihre letzte Beziehung gescheitert. Als sie Mo kennenlernt und sich gefühlsmäßig mehr daraus zu entwickeln scheint, bleibt sie betont auf Abstand. Auch Mo hat seine Gründe dafür, sich nicht eilfertig auf eine Beziehung mit ihr einzulassen.
Die Geschichte wird von Maddie in der Ich-Perspektive geschildert. Lisa Kirsch ist eine authentische Darstellung der inneren Auseinandersetzung und Verarbeitung der eigenen Zweifel von Maddie über ihre Liebe zum Job und der neuen Neigung zum Gärtnern und zu Mo gelungen. Die Autorin lässt viel Wärme einfließen in der Beschreibung der verschiedenen Aufgaben, die es über die Wochen hinweg in der Gartensiedlung zu erledigen gibt. Liebevoll angereichert hat sie die Erzählung mit einigem staunenswertem und nützlichem Wissen, auch über die Aufzucht der besonderen Hühner in der Anlage.
Obwohl der Roman locker und leicht erzählt ist, bekommt er Tiefgang durch die kontroverse Diskussion verschiedener Probleme von Maddie, Mo und den Gemeinschaftsgärtnern. Lisa Kirsch stellt verschiedenen Ansichten zu bestimmten Themen dar, indem sie geschickt Nebenfiguren einbaut, die eine weitere Meinung vertreten, was das Lesen abwechslungsreicher gestaltet.
Lisa Kirsch nahm mich in ihrem Roman „Querbeet ins Glück“ als Leserin über die Höhen und Tiefen im Leben der Protagonistin Maddie mit. Sie zeigt, wie Zusammenarbeit im gemeinsamen Tun funktionieren kann. Es gelingt ihr schwelende Konflikte auf eine realistische Art zu lösen. Der angenehme Schreibstil ist wohltuend und das Gärtnern hat Aufforderungscharakter. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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