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Veröffentlicht am 16.04.2022

Ich male mir eine neue Welt

Der Platz an der Sonne
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so wie sie mir gerade nicht gefällt.

Christian Torkler hat es gewagt, die Verhältnisse der Welt für seinen Roman "Der Platz an der Sonne" neu aufzustellen. Dieser befindet sich nun nämlich dort, wo die ...

so wie sie mir gerade nicht gefällt.

Christian Torkler hat es gewagt, die Verhältnisse der Welt für seinen Roman "Der Platz an der Sonne" neu aufzustellen. Dieser befindet sich nun nämlich dort, wo die Sonne wirklich stets scheint, nämlich in Afrika.

Deutschland hingegen findet sich als Entwicklungland wieder, denn es hat nach dem Zweiten einen weiteren, einen Dritten Weltkrieg gegeben, in dem die Bedingungen und Gegebenheiten ganz neu aufgestellt wurden.

Leider wird nicht ganz klar, wer welche Rolle spielt, wir erfahren lediglich, dass Afrika das Ziel aller Träume ist und Deutschland - wie auch andere europäische Länder wie bspw. Russland, Polen und die Niederlande längst zu Entwicklungsländern verkommen sind, die man nicht so einfach verlassen kann.

Bewohnern, die fort wollen, bleibt also nur die Flucht. In dieser Situation findet sich auch Joshua Brenner wieder, ein noch recht junger Typ aus Berlin, der es eigentlich gar nicht so schlecht getroffen hatte - bis er sich von einem auf den anderen Tag im freien Fall wiederfand und ihm aus seiner Sicht nichts als die Flucht blieb.

Eine mühsame und langwierige Odysee mit vielen, vielen Rückschlägen!

Kennen wir das nicht von irgendwoher? Nun, es ist eigentlich die tragische Geschichte der Menschen aus Syrien, Äthiopien, Afghanistan und anderen Ländern - nur umgedreht.

Ich hätte es spannend gefunden, wenn der Autor Christian Torkler hier ein völlig neues Weltgefüge konstruiert und als Rahmen benutzt hätte. Hat er aber nicht - man erfährt bspw. nicht. wo die USA, China und Südostasien jetzt stehen, sondern nur, dass Europa - bzw. große Teile davon - ganz unten und viele Länder Afrikas ganz oben stehen. Und dieselben Restriktionen für die Einreise der Flüchtlinge auffahren, wie es seit Jahren umgekehrt der Fall ist.

Möglicherweise will der Autor dem Leser einen Spiegel vorhalten, aber meiner Ansicht nach ist der über die Situation bereits im Detail informiert, sonst hätte er kein Interesse an diesem Buch. Ein desinteressierter oder gar politisch rechts orientierter Mensch wird ganz sicher nicht zu diesem Buch greifen und so diese Botschaft gar nicht erst empfangen.

Mich hat der Roman sehr an das Buch "Gott ist nicht schüchtern" von Olga Grjasnowa erinnert, in dem es um das Schicksal syrischer Flüchtlinge geht - die Seiten wurden einfach gewechselt, was mich persönlich sehr enttäuscht hat. Von mir gibt es definitiv keine Leseempfehlung für diesen Roman, in dem aus einer guten Idee zu wenig gemacht wurde.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Sich die Welt erobern

Lubotschka
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Das will Luba, die Abiturientin. Leicht gehabt hat sie es nicht, sie gehörte nie zu den reichen, sorglosen in ihrer Schulklasse. Mit komplizierter Mutter und einem Alkoholiker von Vater, der schon längst ...

Das will Luba, die Abiturientin. Leicht gehabt hat sie es nicht, sie gehörte nie zu den reichen, sorglosen in ihrer Schulklasse. Mit komplizierter Mutter und einem Alkoholiker von Vater, der schon längst nicht mehr bei ihnen lebt und nur sporadisch in ihrem Leben auftaucht, hat sie es nicht leicht, zudem sie mehrmals in der Woche im Schlafsaal des schuleigenen Internats übernachten musste.

Beim Abschlussball will sie strahlen, auch wenn es ihr eigentlich nicht weh tut, Abschied zu nehmen von den Mitschülerinnen, will sie es mit Prunk tun. Mit Prunk und Pomp, wie überhaupt das Materielle eine signifikante Rolle spielt in ihrem Leben - ein Wunder, dass sie nicht "Material Girl" von Madonna zu ihrer Hymne gemacht hat.

Es zieht sich schon sehr, die Darstellung von Lubas Weltbild und hat mich, die ein atmosphärisches, vielleicht auch analytisches Portrait der russischen Welt der Nullerjahre tief in deren Westen, nämlich in "Piter" wie Sankt Petersburg von seinen Bewohnern nahezu zärtlich genannt wird, erwartete.

Nichts davon ist aus meiner Sicht der Fall und so verabschiede ich mich eilig von dieser für mich ausgesprochen unbefriedigenden Lektüre, um hoffentlich größeren Lesegenüssen entgegenzusehen!

Veröffentlicht am 16.04.2022

Anstrengend und spießig

OMG, diese Aisling!
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ist diese Aisling, ein irisches Mädchen, das in jeden Fettnapf tritt - also in jeden, der sich in ihrem spießigen, alkoholgeschwängerten Umfeld eben so auftut. Ich hatte keine Freude an dieser wenig originellen ...

ist diese Aisling, ein irisches Mädchen, das in jeden Fettnapf tritt - also in jeden, der sich in ihrem spießigen, alkoholgeschwängerten Umfeld eben so auftut. Ich hatte keine Freude an dieser wenig originellen Lektüre, die von den Geschicken einer jungen Frau erzählt, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, nachdem es sie einmal mehr enttäuscht hat.

Sie meinen, das gab es schon? Ja, durchaus, immer wieder und zwar auch in wesentlich ansprechenden Varianten. Aus meiner Sicht kein Buch, das ich unbedingt lesen muss!

Veröffentlicht am 16.04.2022

Die Scherben einer Ehe

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
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breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. ...

breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. Sie finden - wie könnte es in England anders sein - in einem Pub bei Bier und Wein statt. Und sie sollen - ach, um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so recht, was dieses Buch soll!

Ich habe schon viel von Hornby gelesen und fand weniges richtig toll, manches mittelprächtig und das meiste ganz amüsant. Und dieses hier? Das war das Erste, das ich einfach stinklangweilig fand. Es war gottseidank so kurz, dass ich es schnell überstanden hatte, aber das war für mich ein Paradeexemplar für ein Thema, ein Werk, für das dem Autor so wirklich gar nichts eingefallen ist. Natürlich merkt man auch hier, dass Hornby mit Worten umgehen kann, aber ein Gewinn war dieses Büchlein wirklich in keinster Weise und an keiner Stelle für mich.

Also an dieser Stelle von mir keine Empfehlung, sondern eine Warnung: wenn Sie es sich mit Hornby nicht verscherzen wollen, machen Sie um dieses Buch besser einen Bogen. Und zwar einen gewaltigen.