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Veröffentlicht am 31.10.2022

Das große Finale: Spannung, Abenteuer und eine wichtige Botschaft

Black Night Falling (Bd. 3)
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Da ist es endlich: Das große Finale! So sehr habe ich dem Abschluss der Trilogie um Tabby, den geheimnisvollen Kreis und den Fortbestand unseres Planeten entgegengefiebert – und es hat sich sehr gelohnt!
Teri ...

Da ist es endlich: Das große Finale! So sehr habe ich dem Abschluss der Trilogie um Tabby, den geheimnisvollen Kreis und den Fortbestand unseres Planeten entgegengefiebert – und es hat sich sehr gelohnt!
Teri Terry lässt den Leser keine Atempause und keinen Moment zum Luftholen – und das wortwörtlich, denn: Das Meer und seine Tiefen und Weiten nehmen natürlich auch in diesem Band eine ganz besondere Bedeutung ein. Und ich fühle mich fast wie Jules Verne, wenn es ganz tief hinabgeht. Und was „1000 Meilen unter dem Meer“ auf Tabby wartet, hat mir den Atem stocken lassen… und wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten!
Kein Geheimnis ist dagegen, wie gut sich die Autorin darauf versteht, die Spannung in ihrer Geschichte durch unvorhersehbare Wendungen und ideenreiche Einfälle durchgängig hoch zu halten und die Leser in ihren Bann zu ziehen. Und so bin ich mit Tabby, ihren Freunden und Unterstützern unter Wasser und über Land zu den verschiedenen Schauplätzen geeilt, um nicht nur Antworten auf so viele ungelöste Fragen zu finden sondern auch die Vernichtung unseres Planeten zu stoppen.
Und gerade die Klimadebatte und die fortschreitende Vernichtung unseres Lebensraumes durch Menschenhand sind es dann auch, die für mich in diesem Band noch stärker in den Mittelpunkt gerückt und in ihrer Eindringlichkeit verstärkt werden. Das Thema ist der Autorin ein sehr drängendes, da bin ich mir sicher. Und so scheint sie ihre Leserschaft mit ihrer Geschichte nicht nur unterhalten sondern vor allem auch aufrütteln und für die bevorstehende Katastrophe sensibilisieren zu wollen – verbunden mit der Botschaft: Ihr seid der Schlüssel! Ihr könnt den Untergang noch abwenden!
Vor diesem Hintergrund sei Teri Terry auch verziehen, dass sie meiner Ansicht nach gerade im Finale zu viel will: zu viel Message, zu viel Action, zu viel Feuerwerk. Auch, wenn weniger für mich mehr gewesen wäre, so habe ich doch jede Seite genossen und bin Tabby atemlos in den großen Plot gefolgt. Und die Botschaft, ja, die ist bei mir angekommen! Und wird nicht vergessen.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Afrofuturismus und die entscheidende Schlacht um Sonande

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia
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Große Magie und eine Reise voller Abenteuer, Schrecken und wunderbaren Geschichten – all dies habe ich mir von einem Wiedersehen mit Malik und Karina versprochen und wurde mit noch viel mehr belohnt!
Gemeinsam ...

Große Magie und eine Reise voller Abenteuer, Schrecken und wunderbaren Geschichten – all dies habe ich mir von einem Wiedersehen mit Malik und Karina versprochen und wurde mit noch viel mehr belohnt!
Gemeinsam und doch räumlich voneinander getrennt, kämpfen die beiden um ihr eigenes Überleben, für die Zukunft Sonandes sowie ihre Liebe zueinander. Und so gewaltig die Herausforderungen sind, so groß und voller Leid und Tücke sind auch die Aufgaben, denen sich Malik und Karina auf ihrem Weg dahin stellen und die Opfer, sie erbringen müssen.
Während Malik zunehmend in die Fänge Farids gerät und seinen Kräften, seinen Manipulationen und Plänen zunehmend ausgeliefert ist, durchstreift Karina gemeinsam mit ihren Gefährten Sonande auf der verzweifelten Suche nach einem Weg, das Land und seine Menschen vor dem apokalyptischen Untergang durch die Große Mutter zu bewahren. Gefahren gehen dabei nicht nur von den erzürnten Gottheiten und ehemaligen Verbündeten aus, die tiefsten Abgründe tragen Malik und Karina selbst in sich. Und sowohl die zahlreichen Feinde als auch die eigene Furcht, Ängste und Hoffnungslosigkeit erscheinen als schier unbesiegbare Gegner.
Wie schon in „A Song of Wraiths and Ruin“ erweist sich Roseanne A. Brown als großartige Griot, Geschichtenerzählerin. Sie vermag es gekonnt, die verschiedenen Fäden der Geschichte zu einem großen Netz der Magie zu verweben und damit lebendige Charakter und eine fesselnder Geschichte in einer ganz eigenen Welt zu erschaffen. Ganz besonders und ganz besonders ungewöhnlich machen diese dabei für mich die vielfältigen Elemente einer dem Afrofuturismus zugehörigen Mystik – ein Genre, das erst nach und nach seinen Siegeszug auch in Europa feiern konnte.
Den eurozentristischen Blick immer wieder zu hinterfragen, ist mit Brown nicht nur ein wunderbares Lesevergnügen sondern auch eine kulturelle und kulturgeschichtliche Entdeckungsreise in eine Erzähltradition, die bei all dem Verschiedenen, Neuen zugleich Teil unser diversen, heterogenen europäischen Gesellschaft ist. Damit sind die gemeinsamen Stunden mit Malik und Karina neben einem fantasievollen Abenteuer auch ein Eintritt in eine Welt für mich, in welcher ich gerne weitere Schritte gehen und neue Pfade betreten möchte.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Ein Kampf im Innen und Außen – Nordirland im Bürgerkrieg

Amelia
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Ein Krieg auf den Straßen und in den Herzen der Menschen – die Troubles in Nordirland zerreißen ein Land und dessen Bewohner, bilden einen Riss mitten durch die Gesellschaft. Die Folgen für das gegenwärtige ...

Ein Krieg auf den Straßen und in den Herzen der Menschen – die Troubles in Nordirland zerreißen ein Land und dessen Bewohner, bilden einen Riss mitten durch die Gesellschaft. Die Folgen für das gegenwärtige Leben aber auch für die Träume, Wünsche und Möglichkeiten auf eine glückliche, selbstbestimmte Zukunft sind erheblich – sowohl für den einzelnen als auch die Gesellschaft als Ganzes.
Das Grauen und die zerstörerische Kraft der Bomben, Straßenkämpfe wie auch dessen Auswirkungen auf Familien und Freundschaften schildert Anna Burns den Lesern eindringlich anhand der Figur der Amelia Boyd Lovett. Amelia, 1969 selbst noch ein Kind, erlebt die Kämpfe auf den Straßen und Vierteln Belfasts hautnah – verborgen unter dem Tisch und hinter dicken Holzbrettern vor den Fenstern und zugleich doch schutzlos ausgeliefert. Die Bomben, welche in den Wohngebieten ihrer Stadt detonieren, richten denn auch Verwüstungen in ihrer Seele an – Zerstörungen, von denen sie sich ungeachtet ihrer Kämpfe in ihrem Inneren auch in den folgen Jahrzehnten nicht zu erholen vermag.
Trotz all der Bilder des Schreckens – und davon gibt es zahlreiche in der Geschichte – gelingt es Anna Burns, sich nicht in den Grausamkeiten, der Trauer und Hoffnungslosigkeit zu verlieren. Ihr Tonfall ist oftmals ironisch, sarkastisch, die Handlung voll von teils skurrilen Figuren, Ereignissen und Momenten, dabei sich nach und nach zunehmend von der Realität entfernend – so wie auch Amelia selbst diese immer weniger zu fassen bekommt.
Eine Schwere mag während der Lektüre aus diesem Grunde auch nicht so recht aufkommen. Zugleich sind die innere Zerstörung und die Schäden, welche die jahrzehntelange Bedrohung und das Blutvergießen immer und immer wieder vor den eigenen Augen hinterlassen haben, in ihrer Tragweite nur umso deutlicher und gewaltiger in ihren Ausmaßen sicht- und spürbar. Und auch die Trauer und Betroffenheit über einen Krieg, der Europa geprägt hat und auch heute noch Teil des Lebens der Menschen in Irland und Großbritannien ist, war für mich das, was mich mit Amelia in der Geschichte verbunden hat – und auch nach der letzten Seite für mich geblieben ist.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Die Pyrenäen mit all ihren Stimmen und Sinnen

Singe ich, tanzen die Berge
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Das Buch ist ein Fest – ein Fest der Worte, Bilder, Ideen! Und vor allem ist es ein ganz einzigartiges Kleinod, das Irene Solà in ihrem Schaffensakt der Natur geradezu entrissen hat und nun ihren Lesern ...

Das Buch ist ein Fest – ein Fest der Worte, Bilder, Ideen! Und vor allem ist es ein ganz einzigartiges Kleinod, das Irene Solà in ihrem Schaffensakt der Natur geradezu entrissen hat und nun ihren Lesern und Leserinnen zum Geschenk macht. Ein Geschenk, mit welchen sie diesen so einiges an Hingabe, Bereitschaft und Konzentration abverlangt – und auch das eine oder andere zumutet.
Schier ungewöhnlich sind Ansatz und Erzählperspektiven, welche die junge Autorin für ihre Erzählung wählt, kommt hier doch die Natur selbst mit all ihren menschlichen und nicht-menschlichen und auch „dinglichen“ Bewohnern und Bewohnerinnen zu Wort, um gemeinsam eine große Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte der Pyrenäen selbst, konzentriert und exemplarisch fokussiert auf ein kleines Dorf in eben diesen Bergen.
Alle finden sie hierfür Gehör: die Menschen und ihre Geister, Tiere und Pflanzen und Regen und auch die Pyrenäen selbst. Und all diesen Ich-Erzählern und -Erzählerinnen leiht Solà eine ihnen eigene Stimme, ihre eigene Sicht auf die Welt und die Geschehnisse, die sie umgeben. Gleichberechtigt, ob nun Mann oder Frau, Rehbock oder Pilz.
Das ist viel – viel gewollt, viel erwartet, viel umgesetzt. Und ja, es ist auch ein Vergnügen in der Lektüre, aber auch eine Anstrengung, die auf Seiten der Leserschaft erforderlich ist, um möglichst viel zu verstehen und viel zusammenzufügen. Denn gleich Ketten auf einer Schnur reiht sich mit jeder neuen Perspektive, mit jedem weiteren Kapitel Figur an Figur, Puzzlestück an Puzzlestück – und heraus kommt… Ja, was eigentlich? Kunst? Sicherlich! Eine Geschichte, die zu fesseln versteht? Immer wieder. Ein Experiment? Auch das.
Was die Erzählung für mich vor allem ist: ein Ausdruck der schier unbegrenzten Spiel- und Schaffensräume, welche Sprache bietet und Literatur entstehen lässt. Gefällig sollten diese dabei nicht sein, vielmehr vermag Solà es, ihre eigenen Wege zu beschreiten und Bekanntes und Gewohntes konsequent hinter sich zu lassen – um so in Abgrenzung etwas Neuartiges und sehr Individuelles zu erschaffen.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Afrikanische Mythologie in einer fantastischen Welt

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Black Girl Magic und Black Boy Joy – die Worte, die Brown selbst für ihren Roman wählt, klingen für unsere europäischen Ohren wohlmöglich erst einmal fremd und geheimnisvoll. Doch zugleich versprechen ...

Black Girl Magic und Black Boy Joy – die Worte, die Brown selbst für ihren Roman wählt, klingen für unsere europäischen Ohren wohlmöglich erst einmal fremd und geheimnisvoll. Doch zugleich versprechen sie ein Lesevergnügen, das sich von Bekanntem und Gewohntem unterscheiden mag und uns in jedem Sinne in ferne Welten entführt.
Afrikanische Fantasy! Diese Genrebezeichnung kam mir sofort in den Sinn, als ich Sonande betreten habe, ein Reich mit seinen eigenen Rechten, Gesetzmäßigkeiten und vor allem erfüllt und regiert von Magie und Geisterwesen, die den unterschiedlichen afrikanischen Mythologien und Märchen entsprungen zu sein scheinen. Und gerade diese Mischung und das Verweben von tradierten afrikanischen Motiven, Philosophien und Glaubenssätzen mit Elementen der fantastischen Literatur sind es, was diesen Roman von Genreerzählungen „weißer Autorinnen und Autoren“ mit europäischen oder US-amerikanischen Wurzeln deutlich unterscheidet – die weiterhin Quelle und Definition des Genres sind.
Und so sind auch die Hauptfiguren von afrikanischer Prägung – für den eurozentristischen Blick zumindest in der äußeren Gestalt leicht auszumachen. Doch was sie letztendlich antreibt, ist das alle Kulturen verbindende und einende Element: Es ist die Liebe zueinander, die Liebe zur Familie und die Liebe für das eigene Volk, die gemeinsame Tradition und Herkunft. Und damit ist neben all den mystischen Elementen, die mich in ihrer Andersartigkeit und Verschiedenheit so begeistert haben, der Roman für mich vor allem eins: eine Liebesgeschichte.
Nnedi Okorafor und Lauren Beukes waren für mich bisher die Autorinnen der afrikanischen Fantasyliteratur, die mir mit beeindruckender Virtuosität immer wieder vor Augen geführt haben, wie eingeschränkt und europäisch gefärbt und ausgerichtet mein Blick auf das Genre, und wohl nicht nur hierauf, ist. Roseanne A. Brown setzt diese Tradition fort, in ihrer ganz eigenen Sprache, mit ihrer ganz eigenen Geschichte. Damit beschenkt sie die Leserinnen und Leser mit mehr als nur wundersamen, fantasievollen Lesestunden, wenn diese das Tor nach Sonande durchschreiten – und damit in vielerlei Hinsicht eine neue Welt betreten.

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