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Veröffentlicht am 24.05.2022

Umweltkatastrophe in der Arktis

Schmelzpunkt
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Das Cover mit dem schmelzenden Eis in schreienden Grün - Blautönen führt perfekt in die Problematik ein.
Harlander verbindet in seinem Thriller höchst aktuelle Themen mit einer sehr spannenden fiktionalen ...

Das Cover mit dem schmelzenden Eis in schreienden Grün - Blautönen führt perfekt in die Problematik ein.
Harlander verbindet in seinem Thriller höchst aktuelle Themen mit einer sehr spannenden fiktionalen Katastrophe. Aber der Realitätsgehalt ist äußerst alarmierend denn, durch die geostrategische Lage der Arktis und die dort vorkommenden Rohstoffe,, hat bereits jetzt ein Kampf der Russen, der Chinesen und diverser anderer Nationen um das Territorium eingesetzt. Durch das Schmelzen des Packeises werden neue Seewege möglich, und die Nordostpassage gewinnt an Bedeutung. Tatsächlich hat ein Institut aus Bremen bereits dort Fuß gefasst.
Der Klimawandel ist eines der bedrohlichen Themen unserer Jetztzeit. Ist die Umweltkatastrophe in der Arktis noch aufzuhalten? Die Gletscher schmelzen unumkehrbar, denn die Erwärmung des Nordpols ist real. Diese Situation wird den Menschen in Europa immer mehr Extremwetter bescheren: Stürme, Dauerregen, Überschwemmungen und Dürreperioden.
Wie in “Systemfehler” treten die BND - Mitarbeiter, Dijana und Nelson, auf welche verdeckt am Polarkreis ermitteln sollen. Die unterschiedlichen Perspektiven werden auch aus der Sicht des Touristenführers Nanoq und der Biologin Hanna beleuchtet.
In einem schnörkellosen, eingängigen, leicht verständlichen Schreibstil wird der Leser geführt. Harlander bedient sich der Technik des “Cliffhangers”, indem er im Wechsel die Ereignisse um Nelson und Diana darlegt, dann aber die Vorgehensweise Dr. Jordans beziehungsweise Nanoqs erläutert. Somit muss man einfach weiterlesen! Tolle Naturbeschreibungen runden das Bild ab.
Inhaltlich findet der Inuit Nanoq auf Grönland zahllose verendete Fische und Vögel, jedoch ohne äußere Verletzungen. Die Biologin, Dr. Hanna Jordan, kommt nach der Untersuchung der Tiere einer erschreckenden Wahrheit auf die Spur, die sie zwischen die Fronten der Großmächte katapultiert.
Die befreundeten Geheimdienste werden aktiv, Verfolgungsjagden finden statt. Spionagetätigkeiten werden hervorgekehrt, und Forschungstätigkeiten werden unterbunden. Gefährliche Söldnergruppen attackieren die Protagonisten, die individuell und authentisch gezeichnet sind. Natürlich darf auch ein Einblick in deren amouröses Leben nicht fehlen.
Ein rundum mitreißender Thriller, der mir viele Probleme der Arktis nähergebracht hat.

Veröffentlicht am 10.04.2022

Bei Mama ist es schön

Glücksfisch: Meine liebste Mama
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Bisher kannte ich die Kinderbücher der Glücksfisch - Reihe vom Fischerverlag noch gar nicht, aber jetzt bin ich vollauf begeistert.
Dieses Pappbilderbuch ist sehr robust verarbeitet und kann ruhig mal ...

Bisher kannte ich die Kinderbücher der Glücksfisch - Reihe vom Fischerverlag noch gar nicht, aber jetzt bin ich vollauf begeistert.
Dieses Pappbilderbuch ist sehr robust verarbeitet und kann ruhig mal herunterfallen. Allerdings sind die Größe und das Gewicht für die kleinen, zarten Kinderhände nicht sehr geeignet. Aber es ist wohl angedacht, dass die Mama es hält, erklärt und liest.
Die Reime sind in einfacher Sprache gehalten, so dass ein Kind mit 2 Jahren das Meiste versteht. Allerdings kann man es auch als Bilderbuch ab 1 Jahr verwenden, denn die zauberhaften Illustrationen sind nicht überladen und überfordern das kleine Kind nicht.
Die Farbgebung ist kindgerecht und natürlich. Es gibt viel zu entdecken. Bereits das tolle Cover hat eine Mitmach-Drehscheibe, mit deren Hilfe die Farben gelernt werden können.
Das gemeinsame Leseerlebnis von Mutter und Kind wird auch durch die einfachen und kurzen Reime interessant und besonders. Aber ganz toll finde ich die Klappen, Drehscheiben, Schieber und sogar Glitzerelemente, die das Kind integrieren und immer wieder überraschen. Besonders gut gefällt mir der Schieber auf Seite 2, bei dessen Betätigung viele unterschiedliche Tiere erscheinen, die das Kind dann auch noch zu versprachlichen lernt und in seinen Wissensschatz integriert.
Leider wendet sich das Buch nur an Mama und Kind. Gibt es ein vergleichbares Buch für Papa und Kind, oder gar Oma oder Opa? Wenn nicht, dann muss es dringend erfunden werden!
Die Tiermamas mit ihren Babys sind realistisch dargestellt und stellen heraus, dass Geborgenheit, Wärme, Hinwendung und Körperkontakt sehr wichtig sind, um Vertrauen zu festigen.
Als Geschenk zur Geburt finde ich es ungeeignet. Ich würde es als Geburtstagsgeschenk für das Einjährige auswählen. Ich bin schon gespannt auf andere Bücher der Glücksfisch - Reihe und kann dieses süße Bilderbuch wärmstens empfehlen!

Veröffentlicht am 10.04.2022

Cocos neue Freunde

Coco Stolperbein
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Bisher kannte ich den Kinderbuchautor- und illustrator Jörg Hilbert noch nicht, aber seine Neuerscheinung “Coco Stolperbein” hat mich sehr für ihn eingenommen. Die Illustrationen sind eher einfach und ...

Bisher kannte ich den Kinderbuchautor- und illustrator Jörg Hilbert noch nicht, aber seine Neuerscheinung “Coco Stolperbein” hat mich sehr für ihn eingenommen. Die Illustrationen sind eher einfach und auf das Wesentliche beschränkt, somit findet keine Reizüberflutung beim Kind statt. Die Farbgebung ist natürlich gehalten und fügt sich in die Erlebniswelt eines kleinen Kindes ein. Das minimalistische Cover streicht die kleine Protagonistin heraus, und die Kleinen wissen sofort, dass sie die Hauptfigur der Geschichte ist. Ihr Name hat einen Schmunzelfaktor und die “Augenpunkte” auf den Os, passend zu Cocos Augen, lassen Kinderherzen höher schlagen.
Die Figuren sind so gezeichnet, dass sie auch zum nachahmenden Zeichnen anregen.
Sehr gut gefällt mir auch der Reim. Allerdings dürfte ein dreijähriges Kind mit einigen Ausdrücken, wie zum Beispiel, “ehrfurchtsvoll”, “er rang mit den Tränen”, “ künstlerisches Tun”, “ mit fassungslosem Blick”, “ wutentbrannt”, "hoffnungslos" überfordert sein. Sicherlich finden diese Wortschöpfungen erst bei einem ca. sechsjährigen Kind Verständnis. Der/ die Vorleser sind mit Umschreibungen gefragt.
Auch stellt die Thematik Überforderung für ein so kleines Kind dar. Wie soll es verstehen, dass hier Stereotype, nämlich Frau Richtig und Herr Wichtig dargestellt werden. Die Akzeptanz von Andersdenkenden, die sich unkonventionell verhalten, dürfte das einfache Weltbild eines Kleinkindes überfordern. Natürlich soll es Toleranz lernen, aber das kann es mit 3 Jahren noch nicht. Man muss auch bedenken, dass sich Kinder in diesem Alter oft noch nicht sprachlich differenziert ausdrücken können, und somit komplizierte Redewendungen und Denkanstöße nicht verstehen.
Aber man kann das Buch gut als Bilderbuch für die Jüngeren verwenden.
Allerdings besteht eine gewisse Gefahr der Nachahmung, was das Anmalen des Hauses und des Autos anbelangt. Sehr aufgeweckte Kinder könnten es als Aufforderung ansehen.
Fazit: ein liebevoll gestaltetes Buch, das mir eher mit vollem Impact für ein Kind ab 5 Jahren geeignet erscheint. Aber für diese Altersstufe 5 Punkte

Veröffentlicht am 31.03.2022

Mut zum Gärtnern, Backen und zur Tierhaltung

Selbstversorgung
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Das Cover des tollen, sehr umfangreichen Werkes von Marie Diederich hat mich sofort angesprochen durch ihre aufgelockerte Herangehensweise, denn die Autorin guckt fröhlich in die Kamera mit einem Huhn ...

Das Cover des tollen, sehr umfangreichen Werkes von Marie Diederich hat mich sofort angesprochen durch ihre aufgelockerte Herangehensweise, denn die Autorin guckt fröhlich in die Kamera mit einem Huhn auf dem Kopf. Auch ist alles im Buch sehr schön mit Fotos erklärt, dazu die lockere, leichte und schwungvolle Ausdrucksweise der Autorin. Sie sprüht nur so voller Enthusiasmus, Überzeugungskraft und Liebe zu ihrem Selbstversorgerleben. Es wird alles sehr detailliert und geduldig erklärt, so dass sich auch der absolute Laie angesprochen fühlen muss.
Die Aufteilung ist sehr gelungen. Sie beginnt mit einer Einführung in den Garten unterstützt durch ein sehr gut gegliedertes Inhaltsverzeichnis. Im Anhang befindet sich ein Glossar mit relevanten Spezialbegriffen, zusätzlich ein sehr umfangreiches Register, damit man gezielt nachschlagen kann.
Für den Anfänger wird erläutert wie er / sie vorgehen könnte. Seien es nur Töpfe auf dem Balkon, ein kleines Beet oder ein Schrebergarten.
Die Hühnerhaltung und die Haltung von Ziegen oder Schafen wird sehr romantisierend dargestellt, denn man darf ja nicht in jeder Nachbarschaft Tiere halten. Hähne schon mal gar nicht! Im Frühjahr werden die Legehennen oftmals geschlachtet, da der Eierertrag zurückgeht. Wer soll das machen?
Auch ist vieles zu idealisiert dargestellt, denn es gibt keine Beete ohne Unkraut. Den jungen Giersch kann man allerdings wie Spinat zubereiten. Generell erfordert die Gartenarbeit sehr viel Zeit, nur allein das Gießen, möglichst mit angewärmtem Wasser dreimal täglich, im Sommer!
Jeder kann sich jedoch einzelne Aspekte herausgreifen und verwirklichen, eine volle Selbstversorgung geht wohl nur mit einem Riesengrundstück in bäuerlicher Gegend.
Auch ich habe mir viele Anregungen für unseren Garten geholt, allerdings ist die klimatische Situation in Nord- und Süddeutschland doch unterschiedlich.
Enttäuschend fand ich den Bereich zum Brotbacken. Für Berufstätige erachte ich es als zu aufwendig, erst eine Sauerteig – Starterkultur anzusetzen, den Teig tagelang zu füttern, um dann, wie in meinem Fall ein klitschiges Etwas aus dem Ofen zu holen. Leider gibt es kein Rezept für Hefeteigbrot, nur Brötchen und Baguette, was für mich uninteressant ist.
Generell habe ich aber die Tipps und Tricks genossen. ich kann nur sagen:” Übung macht den Meister!” Also eine klare Studierempfehlung für Tier und Garten Freunde.

Veröffentlicht am 19.03.2022

Beamtentum gegen Intuition und Menschenverstand

Die Diplomatin
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Das Cover mit der stilisierten Landschaft lässt Urlaubsträume erwachen und führt gut in das, generell, vermutete Leben einer Konsulin ein. Empfänge, Reisen in exotische Länder, Organisation von Festen ...

Das Cover mit der stilisierten Landschaft lässt Urlaubsträume erwachen und führt gut in das, generell, vermutete Leben einer Konsulin ein. Empfänge, Reisen in exotische Länder, Organisation von Festen und tolle Gespräche mit der "Diplomatenclique” der anderen Länder, dazu noch hoch bezahlt und mit toller Pension, das sind die Vorurteile, die einer Konsulin oder einem Konsul, oftmals entgegengebracht werden.
Mit der Auswahl dieses Romans wollte ich gern mehr über den diplomatischen Dienst erfahren und wurde mit der Realität konfrontiert. Die Protagonistin führt nicht nur ein Leben, bestehend aus langweiligen Terminen und Pflichten, sondern muss als Bindeglied zwischen der Regierung des jeweiligen Landes, der Polizei und deutschen Urlaubern fungieren. Zuerst in Montevideo, dann in Istanbul, muss Friederike Andermann, genannt Fred, zu dem Schluss kommen, dass Journalisten, Künstler und unvorsichtige Touristen oftmals die Brisanz der Lage nicht verstehen wollen und ihre Warnungen und Ratschläge einfach ignorieren. Aus Unverständnis der politischen Lage oder, weil sie von einem Konsulat zu viel Schutz erwarten?
Die Protagonistin ist Ich - Erzählerin. Dadurch wird Intensität erzeugt und ihre innere Zerrissenheit, nach vielen Dienstjahren, in den Blickwinkel gerückt. Das Leben in Montevideo wird teils verniedlichend dargestellt, offenbart dann aber ihre Hilflosigkeit in einer brisanten Situation. Bei Nichterfolg wird man in die Zentrale versetzt und dann oft an einen Brennpunkt wie Istanbul, wo Fred tief in die Beziehungen der deutschen und türkischen Geheimdienste eintaucht. Freiheit, Recht und Demokratie werden dort mit Füßen getreten. Sie zweifelt an ihrem diplomatischen Standpunkt und kämpft gegen Repressalien durch den “Präsidenten” an. Das türkische Unrechtsregime wird in aufrüttelnder Weise dargestellt, was den Berichten der deutschen Presse entspricht.
Kann man noch gefahrlos dorthin in den Urlaub fahren, zum Beispiel als Journalist, Kurde, Teilnehmer an Demos in Deutschland gegen das türkische Regime?
Fred stellt sich selbst und ihren Beruf in Frage und kommt zu dem Schluss, dass man in menschlich Handeln muss. Sie wird intensiv von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet. Der Roman ist chronologisch angelegt, was ihn leicht lesen lässt. Dazu tragen auch die schnörkellose Sprache und die kurzen Kapitel bei.
Ich hätte mir ein umfangreicheres Werk gewünscht, denn oftmals werden Fakten nur angetippt. Der innere Konflikt der Protagonistin ist gut dargestellt. Natürlich darf eine Liebesromanze als “Würzung” nicht fehlen.
Wer wird nach dieser Lektüre noch in den diplomatischen Dienst eintreten wollen?