Eine Geschichte über die Komplexität von Liebe und Beziehung
Die Paradiese von gesternKurz nach der Wende brechen Ella und ihr Freund René nach Südfrankreich auf um dort ihren ersten gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Auf ihrer Reise treffen sie auf ein altes Schloss und seine Bewohner. ...
Kurz nach der Wende brechen Ella und ihr Freund René nach Südfrankreich auf um dort ihren ersten gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Auf ihrer Reise treffen sie auf ein altes Schloss und seine Bewohner. Die Gräfin Charlotte de Violet und ihren treuen Diener Vincent. Das Paar beschließt einige Tage in diesem Schoss zu verbringen, so dass es eines Abends zu einem gemeinsamen Dinner zwischen den besagten Protagonisten und Charlottes Sohn Alain kommt. Der Abend ist begleitet von einigen Konflikten, mit dem Ergebnis, dass René und Alain gemeinsam nach Paris aufbrechen, während Ella im Schloss bei Charlotte und Vincent bleibt.
Das Lesen des Buches ist mir rein sprachlich wahnsinnig leicht gefallen. Der Autor versteht es die deutsche Sprache auf eine wunderbare und malerische Art einzusetzen. Als Leserin hatte ich häufig das Gefühl mittendrin zu sein. Sei es am Pool des Schlosses, im Restaurant des kleinen Orts oder in den den bizarren Situationen in welchen sich René und Alain auf ihrem Trip nach Paris wiederfinden. Immer wieder traf ich auf Sätze oder ganze Passagen, welche ich mehrmals las, weil sie mir so gut gefallen haben und so viel Bedeutung hatten. Sollte es nur um die Sprache selbst gehen, hätte ich am liebsten 5 Sterne gegeben.
Da mich neben der Sprache natürlich auch der Inhalt des Buches interessiert, kann ich das Buch leider nicht uneingeschränkt weiter empfehlen. Zu oft hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass das Erlebte der Protagonisten keinen Einfluss auf das weitere Geschehen hat. Ich liebe nachvollziehbare und markante Charaktere. Die Protagonisten dieses Buches waren durchaus markant, viele ihrer Entscheidungen und Reaktionen für mich aber leider nur sehr schwer nachvollziehbar. Seien es die Launen von Ella, die Unterwürfigkeit von Rene oder die finale Entscheidung der Gräfin. Hier hätte ich mir an einigen Stellen mehr Inhalt gewünscht. Während ein Blick in Ellas Vergangenheit es mir etwas leichter gemacht hat ihre Sprunghaftigkeit und teilweise sogar Taktlosigkeit zu verstehen, blieben Renés Teilnahmslosigkeit am Leben und Charlottes Entschluss für mich bis zum Ende ein Rätsel. Obwohl das Buch augenscheinlich doch sehr viel Inhalt hatte (knapp 550 Seiten) hatte ich zwischenzeitlich nicht immer die Motivation weiterzulesen, da für meinen Geschmack zu wenig passiert ist. Daher wurde ich nach dem Abschluss des Bucher sehr unbefriedigt zurück gelassen.
Nichtsdestotrotz, hat mir das Lesen des Buches viel gegeben und ich werde sicher auch in Zukunft auf die Veröffentlichungen des Autors achten. Der Inhalt war meiner Meinung nach zwar leider zu dünn, die Sprache jedoch war wunderschön, die Beschreibung der Welt beinahe spürbar und die Charaktere wahnsinnig besonders und einprägsam.