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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2022

Perfekter Nervenkitzel!

P.S. Morgen bist du tot
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Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine ...

Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine Ermittler, keine Polizeiarbeit.

Kurian ist eine Meisterin des psychologischen Verwirrspiels. Auf zwei Ebenen führt sie alle an der Nase herum. Ihre eigenen Figuren innerhalb der Story sowie ihre LeserInnen durch immer wieder perfekt positionierte Twists.

Die Psychologin erzählt ihre Story aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst rückt die Erstsemesterstudentin Chloe in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch schnell wird klar: Ihr Plan, den Kommilitonen Will in 60 Tagen zu ermorden, steht extrem auf der Kippe. Denn ein anderer Psychopath scheint es auf die Teilnehmer der Studie abgesehen zu haben. Und nun gerät auch Chloe selbst in Gefahr. Hier beginnt das Katz-und-Maus-Spiel, welches durch die ständigen Perspektivwechsel auf die Spitze getrieben wird.

Sämtliche Charaktere sind super realistisch und psychologisch brillant gestaltet. Niemand lässt sich in die Karten schauen, keinen von ihnen kann man wirklich einschätzen. Und immer wieder stellte ich mir die Frage: Wem kann man vertrauen und wer spielt hier morbide Spielchen? Bis zum Schluss hatte ich keine Idee, welche Richtung die Story einschlagen wird.

Auch sprachlich konnte Kurian vollends überzeugen. Dabei schafft sie es, die Szenen und Orte unglaublich real zu beschreiben. Auch das trägt dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern und auf einem hohen Niveau zu halten.

Fazit: Endlich mal wieder ein Thriller, der mich mitgerissen hat! Kurians grandioses Verwirrspiel hat mich wirklich begeistert. Das ist der perfekte Nervenkitzel für laue Sommerabende. Erfrischend anders, spannend, grandios!

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Ziemlich beeindruckend

Galatea
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Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser ...

Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser wie mich). Was mir hier jedoch auf round about 40 Seiten serviert wurde, war mehr als nur 'ne positive Überraschung. I'm hooked!

Hier geht's nämlich nicht nur um oben genannte Punkte, vielmehr wurden diese neu erzählt, mit aktuellen Themen wie Feminismus und Sexismus kombiniert, um dem Ganzen darüber hinaus noch einen völlig eigenwilligen Stempel aufzudrücken. Würde man mich fragen, womit ich GALATEA vergleiche, könnte ich die Frage nicht beantworten. Ich habe noch nie zuvor eine solch fabelhafte Erzählung genießen dürfen. Es ist erstaunlich, wie viel Ausdruck und Kraft in so wenige Seiten gelegt werden können. Das schaffen selbst die wirklich tiefgreifenden ErzählerInnen nicht immer, obwohl sie bedeutend mehr Platz zur Verfügung haben.

Ziemlich beeindruckend - Hauptprotagonistin und Storyline gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Sprachgewaltig, intelligent

Allgemeine Panik
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Hat jemand von euch die Netflix-Miniserie „Hollywood“ gesehen? Nun, wer daran Gefallen gefunden hat und gerne noch etwas mehr schmutzige Geheimnisse, Gewalt und Verbrechen geboten bekommen möchte, dem ...

Hat jemand von euch die Netflix-Miniserie „Hollywood“ gesehen? Nun, wer daran Gefallen gefunden hat und gerne noch etwas mehr schmutzige Geheimnisse, Gewalt und Verbrechen geboten bekommen möchte, dem wird „Allgemeine Panik“ von James Ellroy ein wahrer Leckerbissen sein.

Zugegebenermaßen bin ich als erstes über das Cover gestoßen. Ist das nicht genial?! Für mich ist es eines dieser Cover, die im Bücherregal unglaublich was hermachen. Also musste ich mir das Buch etwas genauer anschauen. Der Klappentext klingt ebenso vielversprechend. Und was soll ich sagen? Das Buch ist ein Knaller!

Freddy Otash ist einer dieser Typen, von denen man sich besser fern hält, sofern man ihn nicht zu seinen „Freunden“ zählen kann. Zumindest gilt das für das Who is Who des Hollywoods der 50er Jahre wie Liz Taylor, Rock Hudson, Marilyn Monroe, James Dean und Marlon Brando. Was des einen Freud ist, wird früher oder später des anderen Leid. Und Freddy Otash findet jedes noch so dunkle Geheimnis.

Otash ist irgendwie eine sehr coold Figur mit der ich ziemlich mitgefiebert habe. Auf eine ganz eigene Weise wird er zu einem absoluten Sympathieträger, dessen Story in der Ich-Perspektive erzählt wird.

Mit unglaublich viel Wortwitz und einem intelligenten Erzählstil schafft Ellroy eine total abgefahrene Story, die durch ihre freche, ungenierte Sprache überzeugt. Dabei werden nicht nur die sexuellen Vorlieben und Machenschaften der Stars auf dem Silbertablett serviert. James Ellroy spickt das Ganze zusätzlich mit Verbrechen, die Otash aufklären muss. Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht, treibt die Spannung zusätzlich voran.

Kurzum: James Ellroy hat mit „Allgemeine Panik“ ein Meisterwerk auf den Markt gehauen, das durch seine geschickte Handlung, die grandios gezeichneten Figuren, dem Charme der 50er und einem Glitzer-Glamour-Hollywood besticht, das trotz Klischees, Tratsch und Machenschaften nie zu reißerisch wird. Dieser Roman hat mich rundum überzeugt!

Fazit: Freunde, das war ganz nach meinem Geschmack! Ellroy liefert mit „Allgemeine Panik“ einen sprachgewaltigen, intelligenten und schonungslosen Roman der Extraklasse! Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit i-Tüpfelchen und Sternchen!

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Stevens ist eine Meistererzählerin!

Tief in den Wäldern
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Auf dem Cold Creek Highway verschwinden seit Jahren immer wieder junge Frauen. Fotos der Opfer zieren die Straße als Mahnmal, nicht zu trampen und keine Anhalter mitzunehmen.

Zitat Pos. 207:
Ich fuhr ...

Auf dem Cold Creek Highway verschwinden seit Jahren immer wieder junge Frauen. Fotos der Opfer zieren die Straße als Mahnmal, nicht zu trampen und keine Anhalter mitzunehmen.

Zitat Pos. 207:
Ich fuhr schon tagsüber nicht gerne an dem Schild vorbei, und mitten in der Nacht war es noch unheimlicher. Die Gesichter und Namen der Frauen schienen zu leuchten, und die Worte schimmerten weiß. Frauen – fahrt nicht per Anhalter. Gefährlicher Highway!

Dies ist die Geschichte der Mädchen und Frauen, mit der die Autorin die wahre Begebenheit des "Highway der Tränen" im Norden von British Columbia in den 70er Jahren aufgreift und zugleich den Opfern von einst gedenkt.

Zitat Pos. 9:
Niemand wacht einfach so auf und denkt: Heute Abend werde ich auf einer dunklen Straße sterben, aber genau darum geht es.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, erzählt von einer unbekannten Person und beginnt mit Hailey, die nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Tante und deren Mann Vaughn wohnt. Nach einigen Vorfällen ist sie davon überzeugt, den Mörder zu kennen, und sucht Schutz in den tiefen Wäldern.
Im zweiten Teil geht es um Beth, deren Schwester eines der Opfer war. Auf der Suche nach Antworten gerät sie selbst ins Visier des Mörders.

Beide Protagonisten haben eine ergreifende Geschichte zu erzählen, die spannend, aber auch emotional daherkommt.
Stevens schafft es, dem Leser ein Bild vor Augen und eine tolle Atmosphäre zu zaubern. Ein tiefer Wald in Kanada, den man förmlich riechen und dessen Geäst man knacken hören kann. Eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt.
Die Bedrohlichkeit einiger Situationen kommt authentisch rüber und hält einem vor Augen, dass der Schuldige nicht immer offensichtlich ist.
Beide Storys laufen am Ende zusammen und überraschen mit der Auflösung - lassen einen aber auch betreten zurück.

Fazit: Chevy Stevens ist für mich eine Meisterin darin, Geschichten zu erzählen, die man erlebt, als wäre man selbst hautnah dabei. Spannend, emotional und für mich eine Pflichtlektüre. Für euch auch?

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Alten Geheimnissen auf der Spur...

Das Haus der stummen Toten
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Nach einem beunruhigenden Anruf findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne, mit der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, niedergestochen vor. Sie sieht sogar noch den Täter, der an ihr vorbeistürmt. Doch ...

Nach einem beunruhigenden Anruf findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne, mit der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, niedergestochen vor. Sie sieht sogar noch den Täter, der an ihr vorbeistürmt. Doch aufgrund ihrer Gesichtsblindheit ist sie nicht in der Lage, diesen zu identifizieren.

Zitat Pos. 53:
Ich nahm nicht ab, aber sie hinterließ mir eine Nachricht nach der anderen auf dem Anrufbeantworter. Vier am Dienstag, sechs am Donnerstag. Spät am Freitagabend eine einzige. Ich höre sie in den Wänden. Sie flüstern mir zu. Beim letzten Satz war es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen.

Einige Monate später erfährt Eleanor, dass sie das alte Gut Solhöga geerbt hat, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Sie reist mit ihrem Lebensgefährten Sebastian dorthin, um den Nachlass zu inspizieren. Dort stoßen sie jedoch auf ein altes Familiengeheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum Einen begleitet der Leser Eleanor auf das Gut Solhöga, zum Anderen wird die Geschichte vom Hausmädchen Annuschka, mit der man anfangs keinen Zusammenhang erkennt, in den späten 60er Jahren erzählt.

Camilla Sten versteht sich absolut darin, eine geheimnisvolle und düstere Atmosphäre zu schaffen. Die Figuren sind authentisch und jede für sich interessant, so dass man jeden verdächtigt, mit den Geschehnissen zu tun zu haben. Auch wenn man immer wieder das Gefühl hat, dass die Geschichte ins Mystische abdriftet, wird letztlich alles logisch und realistisch aufgeklärt.

Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln; die Auflösung kam tragisch daher und hat so viele vorher unbeantwortete Fragen aufklärt.

Zitat Pos. 3557:
Ich glaube, in dem Haus ist etwas Schreckliches geschehen. Das kann ich nicht abstreiten. Jedenfalls nehme ich selbst es ganz ähnlich wahr. Es ist, als sitze es in den Wänden. Als lauere etwas unter den Bodenbrettern, das mich anstarrt.

Die psychischen Auswirkungen dieses Geheimnisses sind enorm, und erst zum Ende des Buches erkennt man die wirklichen, schlimmen Ausmaße dieser alten Lüge.

Fazit: Erneut konnte mich die Autorin mit ihrem Schreibstil und einem spannenden Thriller überzeugen. Wer gerne miträtselt und alten Familiengeheimnissen auf der Spur ist, wird mit diesem Buch hervorragende Unterhaltung finden.

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